#widerstand

  • Neue Ausstellung: Berlinische Galerie zeigt Jeanne Mammens „Café Reimann“
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlinische-galerie-zeigt-jeanne-mammens-cafe-reimann-3889012.html

    Der Taxihalteplatz Kudamm-Leibnitz, auch als Leiku bekannt, hieß in der Nachkriegszeit „Reimann“ nach dem nahegelegen Cafe am Kurfürstendamm. Überliefert ist die Adresse Kurfürstendamm 62 Ecke Giesenrechtstraße.

    https://www.openstreetmap.org/node/3455613474#map=17/52.50053/13.31240

    Ebenfalls belegt ist die Lage in Fahrtrichtung rechts hinter der Einmündung der Konstanzer Straße beziehungsweise des Olivaer Platz im Eckhaus mit der Nummer 182, welches einem Neubau Platz.machen musste.

    25.10.2017 Andreas Conrad - Man darf wohl annehmen, dass die Zahl derer, denen das Geräusch eines Diesel-Motors wie Musik in den Ohren klingt, stark im Sinken begriffen ist. Aber an dem Haus in der Charlottenburger Kantstraße 153 hängt nun mal nur eine Gedenktafel, nach der dort der Ingenieur Rudolf Diesel 1893/94 gewohnt und gearbeitet habe.

    Kein Hinweis hingegen auf den von diesem Haus inspirierten Beitrag zur leichten Muse, dem unsere Großväter und Großmütter einen noch immer nachklingenden Ohrwurm verdankten: „In einer kleinen Konditorei / da saßen wir zwei bei Kuchen und Tee / Du sprachst kein Wort, kein einziges Wort / und wusstest sofort, dass ich Dich versteh!“

    Natürlich kam die Inspiration nicht vom Haus an sich, vielmehr von dem in Berlin einst wohlbekannten Café Reimann, das dort 1919 von dem aus Ostpreußen nach Berlin gezogenen Walter Reimann eröffnet worden war, Keimzelle einer hier bald florierenden Konditorei-Kette. Heute befindet sich dort das österreichische Restaurant Ottenthal, in den zwanziger Jahren aber verkehrte in dem Café neben Prominenten wie Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky auch der Schriftsteller und Liedtexter Ernst Neubach.
    „In einer kleinen Konditorei“

    Dem muss die anheimelnde Atmosphäre so gefallen haben, dass er zu den von Vico Torriani, Max Raabe und vielen anderen nach einer Melodie von Fred Raymond gesungenen Zeilen angeregt wurde. In den Erinnerungsstücken, die Walter Christian Reimann, in Schöneberg lebender Sohn des Konditors, zur Firmen- und Familiengeschichte besitzt, befindet sich auch eine Widmung Neubachs, des „Verfassers der ,Kleinen Konditorei’“, wie er schreibt – ein nachträgliches Dankeschön für die anregenden Mußestunden im Kaffeehaus.

    Man fand die Cafés Walter Reimanns in den zwanziger Jahren auch am Kurfürstendamm 35 und 182 sowie am Hausvogteiplatz 1, und 1931 wurde eine Filiale im Kaufhaus Nathan Israel eröffnet, das war ein imposanter Komplex gleich rechts neben dem Roten Rathaus, das älteste und zeitweise größte Kaufhaus Berlins. Nach dem Krieg gelang ein Neubeginn am Kurfürstendamm 62, nach Reimanns Tod 1957 wurde das zwischen Leibniz- und Giesebrechtstraße gelegene Café noch zehn Jahre von seiner Witwe weitergeführt.

    Lange versunkene Stadtgeschichte, nun aber durch die kürzlich eröffnete Ausstellung zur Malerin Jeanne Mammen wieder ein wenig dem Vergessen entrissen. Denn zu den in der Berlinischen Galerie gezeigten Werken gehört auch das um 1931 entstandene, in Berlin nie zuvor öffentlich gezeigte Aquarell „Café Reimann“. Es war 1931 in Curt Morecks „Führer durch das ,lasterhafte’ Berlin“ erschienen und befindet sich im Besitz der Morgan Library & Museum in New York. Wie berichtet, hatte das Museum zur Finanzierung des Transports einen erfolgreichen Spendenaufruf veröffentlicht.


    Kurfürstendamm 35 ?

    Koksöfen im Vorgarten

    Man sieht auf dem Aquarell ein etwas trist dreinblickendes Paar an einem Tisch vor dem Café Walter Reimann am Kurfürstendamm 35, wo sich heute das Hotel California befindet. Das Café ist auf dem Bild leicht identifizierbar an dem angeschnittenen Namenszug und einem der Koksöfen, Vorgängern der modernen Heizstrahler, die Reimann vor seinem damaligen Haupthaus aufgestellt hatte.

    Besonders diese Öfen, wie man sie von Pariser Cafés kannte, haben dem Publikum damals imponiert. Sie inspirierten sogar den Bühnenbildner des vom Komponisten Rudolf Nelson geleiteten Theaters am Kurfürstendamm 217 zu einer Kulisse für die Revue „Tombola“. In dem ehemaligen Astor-Kino, wo sich heute eine Tommy-Hilfiger-Filiale befindet, wärmte sich 1929 Hans Albers mit seinen Kollegen Otto Wallburg und Willi Schaeffers am Koksofen.


    Das erste Reimann-Kaffeehaus, an das das Lied „In einer kleinen Konditorei“ erinnert, befand sich aber in der Kantstraße 153

    ( heute / 2023 https://www.ottenthal.com )

    Auch Albers verkehrte bei Reimann, vom Theater zum Café hatte er es ja nicht weit: einmal quer über den Kurfürstendamm. Weiter zählten Prominente wie Alfred Kerr, Friedrich Hollaender, die noch unbekannte Marlene Dietrich und Camilla Spira zu den Gästen. Auch viele Juden waren darunter, was das Café am 12. September 1931, als der Boulevard zum Schauplatz massiver Krawalle der Nazis unter Gauleiter Joseph Goebbels wurde, zu einem heftig attackierten Angriffsziel machte. Das Mobiliar im Vorgarten wurde demoliert, die große Schaufensterscheibe zertrümmert, innen sollen sogar zwei Schüsse gefallen sein.

    „Onkel Emil“ leistet Widerstand

    Walter Reimann selbst war kein Jude. Den Nazis stand er ablehnend gegenüber, verweigerte sich der Ausgrenzung der Juden, solange es irgendwie ging, leistete später mit seiner Frau Charlotte aktiven Widerstand. Als Ullstein-Bildredakteurin hatte sie die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich kennengelernt, bekam dadurch Kontakt zu der von dieser und dem Dirigenten Leo Borchard 1938 gegründeten Widerstandsgruppe „Onkel Emil“. Dieses nie aufgeflogene Netzwerk unterstützte die zunehmend verfolgten Juden mit Verstecken, Papieren und Essen.

    Gerade Walter und Charlotte Reimann hatten als Betreiber von Kaffeehäusern einige Möglichkeiten, Lebensmittel zu organisieren, halfen zudem Hilde Waldo, der späteren Sekretärin des emigrierten Schriftstellers Lion Feuchtwanger, bei ihrer Ausreise in die USA. Die Gruppe „Onkel Emil“ wurde auch in der Gedenkstätte „Stille Helden – Widerstand gegen die Judenverfolgung 1933 – 1945“ gewürdigt, die unlängst in der Rosenthaler Straße 39 in Mitte geschlossen wurde und im Januar in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Tiergartener Stauffenbergstraße 13/14 in erweiterter Form wiedereröffnet werden soll.

    Die Erinnerung an Walter und Charlotte Reimann wird also fortleben, wenn Jeanne Mammens „Café Reimann“ längst wieder nach New York zurückgekehrt ist. Und irgendwann dürfte sicher auch mal wieder das aus den späten Zwanzigern herüberwehende Lied von der kleinen Konditorei im Radio erklingen, melancholische Verse „von Liebesleid und Weh“.

    „Jeanne Mammen. Die Beobachterin. Retrospektive 1910 – 1975“, Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124 – 128 in Kreuzberg, bis 15. Januar, mittwochs bis montags, 10 – 18 Uhr

    Berlin-Charlottenburg, Kurfürstendamm, 1953
    https://www.flickr.com/photos/lautenschlag/8277548761

    Flickr

    "[...] Die vier Cafés, die W.alter Reimann vor dem Krieg betrieben hatte, waren alle zerstört worden. Doch noch im Jahre 1945 eröffnete er am Olivaer Platz, Kurfürstendamm 62, ein neues „Café Reimann“. Mit seiner guten Küche wurde es in den einfach eingerichteten aber großzügigen und freundlichen Räumen schnell wieder zu einem renommierten Haus. In den siebziger Jahren zogen die „Mozart-Terrassen“ in diese Räume, ein Café, das sich jedoch am recht unattraktiven Olivaer Platz nicht lange halten konnte. Eine unkonventionelle Gaststätte unternahm in den achtziger Jahren den Versuch, sich an dieser Stelle zu etablieren, konnte sich aber auch nicht lange halten. Seit einigen Jahren hat in dem renovierten, hellgelb gestrichenen Haus das Nobel-Schuhgeschäft „Magli“ eine Filiale. [...]"

    aus:
    Der Kurfürstendamm : Gesichter einer Straße / Regina Stürickow. - Berlin: Arani-Verl., 1995

    In dieser Version von In einer kleinen Konditorei (Georg Kober - 1929) geht es um den Boulevard des Capucines in Paris nicht um Kurfürstendamm oder Kantstraße. Die hat wohl eher Vico Toriani durch Weglassen der ersten Strophe in den Fünfzigern ins Spiel gebtacht.
    https://www.youtube.com/watch?v=BVw_7u29uA4

    Auch diese akkordeonlastige Version des Saxophonorchesters Dobbri von 1928 klingt eher nach Pariser musette als nach einem Berliner Gassenhauer .
    https://www.youtube.com/watch?v=uj7eQFfN8V4&pp=ygUgaW4gZWluZXIga2xlaW5lbiBrb25kaXRvcmVpIDE5Mjg%3D

    https://www.openstreetmap.org/way/68915107#map=17/48.87045/2.33105

    #Berlin #Charlottenburg #Kurfürstendamm #Konstanzer_Straße #Olivaer_Platz #Kantstraße #Geschichte #Gastronomie #Konditorei #Nazis #Widerstand #Taxihalteplatz

    #Boulevard_des_Capucines #Paris #Gassenhauer

  • 800 Verfahren gegen Blockierer: Warum sitzt die Letzte Generation nicht in Haft?
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/800-verfahren-gegen-blockierer-warum-sitzt-die-letzte-generation-ni

    Die Berliner Zeitung vertritt die Position der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Schau mal an. Diese DBG-Gewerkschaft ist ganz schön rechts aber zum Glück nicht so extrem wie die Deutsche Polizeigewerkschaft im DBB (DPolG). Vielleicht braucht man so eine Haltung als Polizeireporter.

    8.7.2022 von Andreas Kopietz - Vom Rechtsstaat ungehindert können Klimaaktivisten der Letzten Generation den Verkehr lahmlegen. Das Unverständnis darüber wächst.

    Seit drei Wochen sitzen Blockierer auf den Straßen, und die Wut der Autofahrer steigt – aber auch das Unverständnis darüber, dass diese Aktionen bislang straffrei bleiben. Sogenannte Klimaaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ blockieren immer wieder wichtige Straßen in Berlin. Seitdem hat die Polizei mehr als 800 Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, wie ein Sprecher am Freitag der Berliner Zeitung sagte.

    In vielen Fällen laufen gegen einzelne Personen mehrere Verfahren, weil es sich bei diesen um Wiederholungstäter handelt. Die Vorwürfe lauten etwa gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Nötigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

    Am Freitagmorgen blockierten Demonstranten die Ausfahrt Steglitz der A103. Weitere Blockaden gab es an der Ausfahrt der A111 am Kurt-Schumacher-Damm in Tegel und an der Ausfahrt Prenzlauer Promenade/Granitzstraße der A114 in Weißensee. Wieder klebten viele Blockierer ihre Hände mit Sekundenkleber an den Fahrbahnen fest, um zu verhindern, dass die Polizei sie schnell wegbringt. Inzwischen vermischen sie den Kleber auch mit Sand, damit sich dieser noch schwerer lösen lässt.

    Wie die Berliner Zeitung aus Polizeikreisen erfuhr, entdeckten Beamte am Dienstag bei einer der von der Straße geräumten Blockiererinnen ein Mikrofon. Das Sennheiser-Ansteck-Mikro hatte die 25-jährige Frau vom Fernsehsender NDR mitbekommen. Sie sollte offensichtlich die Gespräche mit den Polizisten aufzeichnen.

    Wie Polizeisprecher Thilo Cablitz bestätigte, werde nun geprüft, ob ein Verfahren wegen Verstoßes gegen Paragraf 201 des Strafgesetzbuches (Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes) eingeleitet wird. „Wir haben den Sachverhalt der Staatsanwaltschaft zur Bewertung vorgelegt“, so Cablitz.

    Eine Sprecherin des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders teilte hierzu auf Anfrage mit: „Der NDR arbeitet derzeit an einer Reportage, in deren Rahmen ein NDR-TV-Team auch in Berlin gedreht hat. Wie bei einer Reportage üblich, erzählen die Autoren ihre Geschichte anhand von Protagonisten, unter anderem der erwähnten Aktivistin, und stecken ihnen deshalb ein Mikrofon an. Wir haben die Aktivistin offen mit einem Reporter und einer Kamera begleitet, die für alle Anwesenden jederzeit sichtbar waren." Von heimlichen Aufnahmen könne keine Rede sein. „Das NDR Fernsehteam hat weder geplant, irgendetwas ‚heimlich mitzuschneiden‘, noch dies getan. Der Protest und natürlich auch der Polizeieinsatz waren öffentlich, daher fiel die Tonaufnahme keinesfalls unter §201 StGB.“

    Generalstaatsanwältin: Wir entscheiden nicht nach politischen Wünschen
    Bereits von Januar bis März hatten die Demonstranten immer wieder Autobahnausfahrten blockiert. Damals leitete die Berliner Polizei 73 Ermittlungsverfahren gegen Blockierer ein, von denen viele bereits mehrfach in Erscheinung getreten sind.

    Aber bislang kam es noch zu keiner Anklage beziehungsweise Strafbefehlen, was auf zunehmenden Unmut stößt. Innerhalb der Polizei und der Oppositionsparteien im Abgeordnetenhaus wird gar gemutmaßt, dass diese Zaghaftigkeit politisch motiviert sei.

    Dazu ließ Berlins Generalstaatsanwältin Margarete Koppers nun mitteilen: „Über den Anfangsverdacht, die Notwendigkeit und Intensität von Ermittlungen sowie die Anklagereife entscheidet die Staatsanwaltschaft, und zwar nach Recht und Gesetz und nicht nach politischen Wunschvorstellungen.“ Koppers gilt als politisch den Grünen nahestehend.

    Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erwiderte auf Koppers’ Aussagen am Freitag, dass es ihr nicht nur um Anklagen gehe, die sicher ihre Vorbereitungszeit bräuchten. „Fraglich ist aber, warum die Staatsanwaltschaft die Festgenommenen aktuell nicht mal einem Richter vorführen lässt oder eine eventuelle temporäre Ingewahrsamnahme nach dem Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz prüft und so verhindert, dass sie am nächsten Tag woanders sitzen und kleben.“

    Das Gesetz sieht eine Ingewahrsamnahme von bis zu 48 Stunden vor. GdP-Sprecher Jendro: „Angesichts von über 800 Verfahren sollte der Rechtsstaat transparent kommunizieren, warum bisher noch nichts passiert ist, damit in der Bevölkerung nicht der Eindruck entsteht, dass er Straftaten durchgehen lässt, nur weil sie politisch en vogue sind.“

    Polizei: Körperliche Unversehrtheit steht über fließendem Verkehr
    In anderen europäischen Ländern geht die Polizei mitunter rigoroser gegen Klima-Blockierer vor. So machten im Internet Filme aus Paris die Runde, laut denen Polizisten Blockierer einfach von der Straße abgerissen haben sollen. Im Berliner Polizeipräsidium kann man sich nicht vorstellen, dass dies tatsächlich der Fall gewesen sein soll, auch wenn die betreffenden Personen laut – angeblich vor Schmerzen - geschrien haben.

    Solche Praktiken hat die Berliner Polizei auch nicht vor, anzuwenden. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit habe einen höheren Rang als das Recht auf fließenden Verkehr, sagt Polizeisprecher Cablitz.

    Und so müssen die Polizisten festgeklebte „Aktivisten“ aufwändig und hautschonend von der Straße lösen – unter strenger ärztlicher Kontrolle. Dafür haben sie unterschiedliche Mittel ausprobiert: von Lösungsmitteln bis hin zu Speiseöl, das sie jetzt hauptsächlich verwenden. Eine solche Prozedur kann pro Hand bis zu zehn Minuten dauern.

    Inzwischen distanzierte sich in dieser Woche sogar die Generationen-Stiftung, die mit generationenübergreifenden Kampagnen gegen den Klimawandel kämpft, von den Blockierern. Die „drastischen Aktionen“ würden eher zu Spaltungen führen, die den dringend notwendigen Wandel, insbesondere beim Klimaschutz, eher verhindern als vorantreiben, erklärte sie.

    https://www.gdp.de/gdp/gdp.nsf/id/DE_DGB
    https://www.dpolg.de

    #Berlin#Verkehr #Umwelt #Klimakatastrophe #Politik #Widerstand #Polizei

  • Straßen nach im Dienst getöteten Polizisten benannt: Unbekannte überkleben Straßenschilder mit Namen von Anschlagsopfern - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/strassen-nach-im-dienst-getoeteten-polizisten-benannt-unbekannte-ueberkleben-strassenschilder-mit-namen-von-anschlagsopfern-/26743274.html

    Da waren ein paar Anwohner nicht mit dem Heldengedenken für Polizisten einverstanden. Manche im Kiez kennen die Polizei nicht als „Freund und Helfer“ sondern als Feind und Unterdrücker. Die Heldensträßchen wurden ihnen genau vor die Nase gesetzt und erinnern sie jeden Tag daran, wo der Feind steht. Straßenschnipsel laden ein, auf die zu speien, die keine Gnade verdienten. Deeskalation sieht anders aus.

    Wäre es den Straßenumbenennern ausschließlich um eine angemessene Würdigung der im Dienst verstorbenen Beamten gegangen, hätten ihre Namen einen Platz auf einer Gedenktafel in einem Polizeigebäude gefunden. Hier wurde statt dessen einem Kiez der Krieg erklärt.

    22.12.2020 von Madlen Haarbach - Erst im Februar wurden zwei Straßen in Neukölln nach im Dienst getöteten Polizisten umbenannt. Nun haben Unbekannte die Namen überklebt – mit jenen der Anschlagsopfer aus Halle.

    Am Montagmittag überklebten Unbekannte Straßenschilder in Berlin-Neukölln, die die Namen von zwei im Bezirk im Dienst getöteten Polizisten tragen. 

    Sowohl die Schilder der Roland-Krüger-Straße als auch der Uwe-Lieschied-Straße wurden beidseitig mit einem neuen Namen überdeckt. Alarmierte Einsatzkräfte entfernten die Überklebungen.

    Die Schilder seien mit den Namen der beiden bei dem Anschlag in Halle getöteten Menschen verdeckt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Auf zwei Schildern wurde außerdem eine Seite mit dem Schriftzug „say their names“ (Deutsch: Sagt ihre Namen) versehen.

    Bei dem Anschlag in Halle am 9. Oktober 2019 wurden Jana L. und Kevin S. getötet, nachdem ein Terrorist versucht hatte, in die Synagoge in Halle einzudringen und dort die Gläubigen umzubringen.

    Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte den rechtsextremen Attentäter am Montag zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

    Die überklebten Straßenschilder stehen vermutlich in Zusammenhang mit dem Prozess. Zu den genauen Hintergründen machte die Polizei zunächst keine Angaben.

    Die Straßen wurden erst im Februar nach den beiden Polizisten benannt, die 2003 und 2006 im Dienst getötet wurden. In der Vergangenheit waren ihre Gräber und auch Gedenktafeln wiederholt Ziel von Farbanschlägen und Vandalismus.

    Im April wurden die beiden Gräber verwüstet, Grabsteine umgeschmissen und mit Hakenkreuzen beschmiert.

    Lasst die Toten ruhen, heisst es. Das funktioniert nicht nicht mit Helden, auch nicht mit verbeamteten.

    OSM Roland-Krüger-Straße: https://www.openstreetmap.org/way/32133489

    OSM Uwe-Lieschied-Straße / Uwe-Liedschied-Straße: https://www.openstreetmap.org/way/32118083

    Roland-Krüger-Straße in Berlin - KAUPERTS
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Roland-Krueger-Strasse-Berlin

    Ehemaliger Bezirk Neukölln
    Vorheriger Name Kopfstraße (zwischen Morusstraße und Lessinghöhe)
    Name seit 27.02.2020
    Der Kommissar Roland Krüger stürmte 2003 an der Spitze eines Spezialeinsatzkommandos eine Wohnung in Neukölln, um einen gesuchten Täter festzunehmen. Der gesuchte Mann schoss mehrfach auf die Polizisten. Roland Krüger wurde am Kopf getroffen und starb wenige Tage später.

    Uwe-Liedschied-Straße in Berlin - KAUPERTS
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Uwe-Liedschied-Strasse-12053-Berlin

    Ehemaliger Bezirk Neukölln
    Vorheriger Name Morusstraße (zwischen Rollbergstraße und Werbellinstraße)
    Name seit 27.02.2020
    Uwe Lieschied wurde im März 2006 erschossen, als er auf Zivilstreife am Volkspark Hasenheide unterwegs war. Als er zwei Handtaschenräuber festnehmen wollte, schoss einer der beiden Männer um sich und traf die linke Schläfe des Polizisten. Er verstarb vier Tage später.

    Der Autor dieser Zeilen fühlt sich nicht so getroffen von den Polizeistraßenumbenennungen wie manche in Neukölln. Ihn stört die Zerstückelung über Jahrhunderte gewachsener städtischer Zusammenhänge, die sich als Straßennamen äußern und täglich in das Unterbewusstsein der Städter einbrennen.

    Die Morusstraße teilweise umzubenennen zerstört, was vom städtischen Kontext nach Krieg, brutaler Kiez-Modernisierung und scheibchenweiser Umnutzung der ehemaligen Schultheiss-Brauerei noch übrig ist. Eine alte Lessingstraße 1950 in Morusstraße umzubenennen wäre besser in Tiergarten erfolgt, wo bereits zuvor viele andere christliche Rebellen mit Straßennamen geeehrt wurden. Immerhin blieb die Neuköllner Lessing- und nunmehr Morusstraße ein Ganzes mit einheitlichem Namen. Das 2020 umbenannte Zipfelchen zwischen Rollber- und Werbellinstraße überschreibt den historischen Straßenverlauf und bedeutet einen weiteren Identitätsverlust für Berlin und seine Bewohner.

    Das gilt auch für die ebenso halbherzig teilweise umbenannte Kopfstraße.

    Im Zeitalter der Mini-Bildschirme von Navigationsgeräten ist dieser Umgang mit Straßen und ihren Namen zugleich Folge und Verstärker der grassierenden Unfähigkeit, Zusammenhänge wahrzunehmen. Sogar der patentgefaltete Falk-Plan vermittelte immer einen größeren Zusammenhang. Im Digitalzeitalter gibt es für Menschen nur noch winzige Kartenausschnitte, zusammengesetzt aus unendlich kleinen Punkten im Raum, symbolisiert und lokalisiert von ausschließlich durch EDV-Systeme verarbeitbare Koordinaten.

    Dank der Nachlässigkeit des Kaupert-Verlags erstreckt sich die Morusstraße zumindest in ihrem Datenbankeintrag weiter bis zur Rollbergstraße.

    Morusstraße 1-32 in Berlin - KAUPERTS
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Morusstrasse-12053-Berlin

    Straßenverlauf von Rollbergstraße bis Mittelweg
    Falk‑Stadtplan Planquadrat P 19
    Geschichte von Morusstraße
    Ehemaliger Bezirk Neukölln
    Alte Namen Lessingstraße (vor 1882-1950)
    Name seit 14.2.1950
    More (Morus, Moore), Thomas, * 7.2.1478? London, + 6.7.1535 London, englischer Politiker, Philosoph.

    Auch die Kopfstraße ist und bleibt wahrscheinlich unangetastet im nach und nach verlotternden Kaupert.

    Kopfstraße 14-65 in Berlin - KAUPERTS
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Kopfstrasse-12053-Berlin

    Straßenverlauf von Hermannstraße über Morusstraße rechts Nr 14-26, links 38-65
    Falk‑Stadtplan Planquadrat P 18-19
    Geschichte von Kopfstraße
    Ehemaliger Bezirk Neukölln
    Name seit vor 1877
    Sie soll nach den Kopfschmerzen, die die Suche nach einem Straßennamen verursacht haben, benannt sein.

    Wie schön, wenn es ein wenig menschelt. Das läßt auf Zusammenhänge hoffen.

    #Berlin #Neukölln #Straßenumbenennung #Roland-Krüger-Straße #Uwe-Lieschied-Straße #Uwe-Liedschied-Straße #Morusstraße #Kopfstraße #Lessingstraße #Polizei #Widerstand #Vandalismus #Revierkämpfe #Heldenverehrung #ACAB

  • Abkehr von jeder #Rationalität Die Rückkehr des #Narren | 2020-12-2...
    https://diasp.eu/p/12170393

    Abkehr von jeder #Rationalität

    Die Rückkehr des #Narren | 2020-12-20

    https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2020/die-rueckkehr-des-narren

    [...]

    Es ist daher schon lange nicht mehr das #Bürgertum, das auf die Straßen geht, um sich politisch zu artikulieren. Dieses wurde entweder als Mandarine in gut dotierte Hofämter befördert und am Beutewert des Staates beteiligt oder aber durch soziale Repression so eingeschüchtert, daß kein Wille zum #Widerstand gegen eine immer herrischer auftretende Regierung mehr vorhanden ist.

    Der alternativlose Politikstil duldet keinen seriösen Widerspruch, da dieser ihn schnell als Schimäre entlarven würde. Insofern ist er darauf bedacht, jeden Kritiker als unzurechnungsfähig zu delegitimieren. Denn wer im besten #Deutschland aller Zeiten nicht zufrieden ist, der (...)

  • Sabotage an Uber-Rädern: Das ist ein Uberfall - taz.de
    https://taz.de/Sabotage-an-Uber-Raedern/!5621084

    BERLIN taz | Ein rotes E-Bike auf Berlins Straßen zu finden, ist nicht schwer. Mehr als 1.000 Räder hat der Anbieter Jump, der im Mai mit seinem Angebot an den Start gegangen ist, in der Stadt verteilt. Zunehmend schwieriger wird es allerdings, ein fahrtüchtiges Rad zu finden. Denn ein Sabotageaufruf trägt offensichtlich Früchte. Statistiken gibt es zwar keine, kaputte Räder aber viele, in manchen Zeitungen wird bereits über Hunderte zerstochene Reifen bei den Leihrädern spekuliert.

    „Uber plätten“ heißt der Aufruf aus linksradikalen, kapitalismuskritischen Kreisen, der sich vieler Nachahmer und eines breiten Medieninteresses erfreut. „Stecht den beschissenen Fahrrädern, wo immer ihr ihnen begegnet, die Reifen auf!“, heißt es in dem Aufruftext, der sich auch die Mühe macht, dieses Tun zu begründen. Der Fokus auf Jump ist bewusst gewählt, denn die Firma gehört dem Taxi-Dienstleister Uber.

    Die anonymen Verfasser stellen fest, bereits das „Kerngeschäft der Vermittlung von Personenbeförderungsangeboten ist ausbeuterischer Plattformkapitalismus in Reinform“. Ein weiterer Vorwurf: Die ebenfalls mit Uber kooperierenden E-Scooter von Lime seien aufgrund ihrer enthaltenen Batterien klimaschädlich. „In diesem Punkt haben die Autonomen tatsächlich recht“, schreibt dazu die Berliner Zeitung und geht dabei darüber hinweg, dass sie auch mit ihrem ersten Punkt recht haben.

    Das seit Mai börsennotierte Unternehmen aus San Francisco macht in seinem Kerngeschäft nichts anderes als zwischen Kunden und Anbietern zu vermitteln. Uber besitzt keine Autos, genauso wenig wie Airbnb Unterkünfte. Für die Anbieter ihrer Dienstleistungen fühlen sie sich nicht verantwortlich. Arbeitsrechte für Uber-Fahrer? Ein Betriebsrat gar? Fehlanzeige. Stattdessen müssen die Fahrer große Teile ihren „Lohns“ an die Plattform sowie deren Subfirmen abdrücken. Was bleibt ist die Prekarität. Ausgebeutet werden auch die so genannten Juicer, die für Lime die Scooter einsammeln und an ihrer eigenen Steckdose aufladen.
    Gesetze ignorieren alle

    Ebenso wie Airbnb ist Uber ein Paradebeispiele dafür, aggressiv in rechtlich noch nicht abgesteckte Räume vorzudringen oder diese bewusst zu unterlaufen. Zum Schutz des professionellen Taxigewerbes ist Uber in Berlin eigentlich verboten. Um sich dennoch festzusetzen, nutzt es Mietwagenanbieter, die dazu verpflichtet sind, nach jeder Fahrt zu ihrer Zentrale zurückzukehren. Dass das passiert, glaubt niemand. Kontrollierbar ist es nicht. Mangels eigener Autos sind für die Uber-Kritiker die Räder und Roller die ersten manifesten Ausdrücke des Konzerns auf den Straßen Berlins.

    Zwar liegt die Empörung über so einen Aufruf zur Sabotage nahe. Andererseits aber trifft es einen Konzern, der den zumindest laxen Umgang mit gesetzlichen Regelungen zum Kernpunkt seines Geschäftsmodells gemacht hat. Die Aktion taugt allemal dazu, darüber zu sprechen. Die Verstöße, die von Uber ausgehen, sind gesellschaftlich schädlicher als ein paar aufgeschlitzte Reifen.

    #Uber #Lime #Verkehr #Politik #Widerstand #Berlin

  • Uber plätten? Ob so Ausbeutung & Kapitalismus richtig der Kampf angesagt wird?
    https://de.indymedia.org/node/36674


    Die Autor/inn/en von Inymedia propagieren mal wieder die tolle Idee, den Kapitalismus mit Reifenstecherei zu bekämpfen. Wurde schon oft versucht, hat aber noch nie geklappt. Also besser sein lassen und effektivere Methoden wählen, lautet unsere Empfehlung.

    Dabei enthält der Artikel durchaus richtige Hinweise.

    Ubermäßig ausgebeutet!

    Doch Uber war als Kind schon scheiße. Bereits das Kerngeschäft der Vermittlung von Personenbeförderungsangeboten ist ausbeuterischer Plattformkapitalismus in Reinform. Durch rechtliche Tricksereien fahren Fahrer*innen nicht direkt für das Unternehmen, sondern sind über Zwischenunternehmen oder als „Selbstständige“ angestellt. Dadurch ist es nahezu unmöglich, selbst rudimentäre Arbeitsrechte einzufordern oder gar einen Betriebsrat zu gründen. Von einer Uber-Fahrt nimmt das Unternehmen rund 25% + MwSt. Im Anschluss zieht das jeweilige Subunternehmen auch nochmal zwischen 40 und 60 % ab. Den Fahrer*innen bleiben so also pro Gast gerade mal ca. 25 % des gezahlten Preises als „Lohn“. Das Resultat: reihenweise umgehen Fahrer*innen die App, fahren also inoffiziell um überhaupt noch etwas von der Lohnarbeit zu bekommen. Diese Ubermäßige Form der Ausbeutung ist Markenkern des Unternehmens.

    Hier geht der Schwachsinn richtig los:

    Zeit zu handeln – Helft alle mit!

    In Solidarität mit den Uberfahrer*innen sowie den Aufladearbeiter*innen wurden in den vergangenen Wochen bereits zahlreiche „Jump – Fahrräder“ in Berlin gezielt sabotiert und unschädlich gemacht. Da die Ausbeutungs-Räder überall in der Stadt verteilten stehen, lässt sich diese Form der niedrigschwelligen Sabotage gut in alltägliche Spaziergänge integrieren.
    Mit diesem Aufruf möchten wir euch motivieren, sich der Aktionsform anzuschließen. Stecht den beschissenen Fahrrädern, wo immer ihr ihnen begegnet, die Reifen auf!

    Gerne würden wir eŕfahren, wie die unterbezahlten Juicer auch nur einen Cent mehr verdienen, wenn sie auf Räder und Roller mit kaputten Reifen stoßen. Bekommen die etwa eine lohnende Extraprämie, wenn sie ein kaputtes Gerät in die Werkstatt schleppen? Im Gegenteil: Erst verplempern sie Zeit mit der Suche nach Fahrzeugen, die dann nichts einbringen, weil sie kaputt sind, dann geht die Suche erneut los, bis vielleicht mal ein ladefähiges Objekt gefunden wird. Die wortradikale „Solidarität“ richtet sich also genau gegen die Interessen der #Gigworker.

    Dümmer geht’s nimmer? Doch. Hier der Beweis:

    Schickt uns eure Aktionen und Sabotagen verschlüsselt an linksradikal@dernotorischeprovider.com damit wir sie dort darstellen können. Darüber hinaus nutzen wir den Kampagnenhashtag #uberplatt auf Twitter. Auch hier auf Indymedia sind Aktionen gegen Uber gerne gesehen und werden auf die Webseite übertragen.

    Wie bitte? Erst sollen illegale Aktionen gemacht und die dann von Inga & Otto Dau per Mail an wen auch immer geschickt werden? Diese Aufforderung grenzt an Verführung zur Selbst-Denunziation. Niemand weiß, wer hinter der Mailadresse steckt. Strafverschärfend läßt sich dieser Übertragungsweg nie und nimmer gegen Überwachung schützen.

    #Idioten und #Dummköpfe aller Länder vereinigt Euch, die letzte Schacht gewinnt Ihr im Knast und in der Schuldenfalle. Viel Spaß dabei.

    #Uber #disruption #Widerstand #DAU #WTF #confederacy_of_dunces #conjuration_des_imbéciles

  • Greta und Kenny hassen E-Scooter | de.indymedia.org
    https://de.indymedia.org/node/36572
    Mit Sachbeschädigung können wir uns selbstverständlich nicht identifizieren, alle anderen Überlegungen in diesem Artikel sind hingegen zumindest diskussionswürdig.

    Seit Monaten wird aufgeregt darüber diskutiert, was E-Roller für eine dringend notwendige „Mobilitätswende“ bedeuten könnten. Doch welche Strecken ersetzen die Miet-Roller? Nur solche, die bisher absolut umweltfreundlich zurückgelegt wurden, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Das Lifestyle-Objekt ist ein bescheuertes Elektro-Spielzeug, es bringt uns verkehrspolitisch keinen Kilometer weiter. Statt den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen und die Infrastruktur für Fahrräder zu verbessern, folgen derzeit viele Städte dümmlich dem plattform-technologischen Trend der SiliconValley-„Mikro-Mobilität“ – und zwar in der unökologischsten Variante.

    Etwa 15 Tausend E-Scooter sind seit Ende Juni dieses Jahres in Deutschlands Großstädten auf den Straßen. Circ, Lime, Tier und Voi heißen die Plattformen, über die sich hippe Hype-follower einen Elektro-Tretroller ausleihen können. Eine halbe Stunde mit dem Roller kostet doppelt so viel wie ein Einzelfahrschein des öffentlichen Nahverkehrs.

    =================
    Teurer Hipster-Scheiß
    =================

    Die E-Roller taugen schon preislich nicht als massenhaftes Fortbewegungsmittel für die Stadt.
    Die Freischaltung eines E-Tretrollers per Smartphone kostet 1 Euro, danach werden 15-20 Cent pro Minute fällig. Nach 12 Minuten kostet die Miete in Berlin 2,80 Euro. Dafür gäbe es eine BVG-Fahrkarte, mit der man 2 Stunden Bus oder Bahn fahren kann oder fast 90 Minuten Mietfahrrad. Zusätzlich geben die Hipster vollständig personalisiert Auskunft über ihre Wege und Aufenthaltsorte (GPS-Tacking). Die Daten werden aufgezeichnet, ausgewertet und weiterverkauft. Die Roller lassen sich nur per QR-Code und Smartphone-App freischalten und über Kredit-Karte oder Paypal bezahlen. E-Roller werden durchschnittlich fünf mal am Tag ausgeliehen und stehen die restliche Zeit im öffentlichen Raum im Weg.

    =================
    Maximal unökologisch
    =================

    Anders als uns die Verkehrs-“Wende“-Apologeten glauben machen wollen, ersetzen E-Scooter kein einziges Auto. Mit E-Scootern fahren Touris und Hipster Kurzstrecken unter 2 Kilometern, die sie zuvor zu Fuß oder per Rad zurückgelegt haben. Anders als auf dem Fahrrad kann man mit E-Rollern nichts transportieren. Sie sind überflüssige Stromfresser – mit einer überaus schlechten Ökobilanz: Der E-Scooter schneidet hinsichtlich der CO_2-Emission pro Person und Kilometer deutlich schlechter ab als ein Dieselbus. Er erzeugt fast die Hälfte der klimaschädlichen Emissionen eines Auto(mit-)fahrers. So die Ergebnisse einer Anfang August in den Environmental Research Letters veröffentlichten Studie von Hollingsworth, Copeland und Johnson. Grund dafür ist vor allem der schnelle Verschleiß der Scooter, die schon nach geringer Fahrleistung ausgemustert werden müssen. Dazu kommt der Energieaufwand beim Einsammeln und Aufladen der Roller: „Juicer“ sammeln die Roller, deren Akku weniger als halb voll ist, nachts (mit privaten Autos) ein, um sie (in ihre Wohnung zu schleppen und dort) gegen Honorar aufzuladen. Die Roller halten kein halbes Jahr. Nach durchschnittlich 3-4 Monaten werden sie verschrottet. Zehntausende Hochleistungs-Akkus mit 30 Kilometern Reichweite sind damit jährlich als Sondermüll zu entsorgen. Für die Batterien gibt es (derzeit) keine Recycling-Möglichkeit. Unmengen an seltenen Erden (z. B. Lithium), die unter den bekannten unmenschlichen Arbeitsbedingungen geschürft wurden, werden so verschwendet.

    Im sogenannten Lithiumdreieck (Argentinien, Bolivien, Chile) lagern 70 Prozent des weltweiten Lithiumvorkommens in Salzseen inmitten hochandiner Steppenregionen, die durch extrem hohe Sonneneinstrahlung und Trockenheit gekennzeichnet sind. Diese Landschaft ist die Heimat zahlreicher indigener Gemeinden, die dort seit Jahrhunderten leben und Viehzucht und Landwirtschaft betreiben. Aufgrund ihres sehr hohen Wasserverbrauchs stellt die Lithiumproduktion im südlichen Lateinamerika eine Bedrohung für Menschen, Tiere und Pflanzen dar: Für eine Tonne Lithium werden 20 Millionen Liter Wasser benötigt. Damit wird auch ein wertvolles Ökosystem unwiederbringlich zerstört.

    =====================
    How to solve the problem?
    =====================

    Einige der empfindlichen Scooter-Batterien geraten beim Aufladen selbständig in Brand, sobald sie durch mechanische Beanspruchung feinste Risse aufweisen. Das passiert allerdings zu selten, um den irrsinnigen Hype abzuschwächen. Southpark-Kenny löst das Scooter Problem in „The Scoots“ (Staffel 22, Episode 5) per Funkmast-Sabotage. Wie also mit der Masse an Scootern umgehen?

    In vielen Städten finden wir Aufkleber mit der Aufschrift „defekt“, „out of service“ oder „battery breakdown“ über die 3x3 Zentimeter großen QR-Codes geklebt (siehe pdfs im Anhang). Die Roller bleiben dann in der Regel bis zur nächsten Inspektion ungenutzt stehen – ohne lesbaren QR-Code ist keine Nutzung möglich. Die QR-Codes lassen sich auch ganz entfernen. Manche schließen gleich mehrere der Roller mit Drahtschlaufe und Vorhängeschloss zusammen – ob als Haufen oder kunstvoll zu Formen geschichtet. In vielen Städten Europas werden die Scooter in Gebüschen oder Flüssen versenkt.

    Ausgiebige Alltags-Sabotage hatte bereits dem Leihfahrrad-Anbieter Obike ein frühes Aus beschert. Der chinesische Anbieter hatte Anfang 2018 mehrere Großstädte versuchsweise mit tausenden Leihfahrrädern geflutet und war überrascht, auf wie viel Widerstand die zugeparkten Bürgersteige und die Datensammelei insbesondere in München stießen: Aufgehängt in Bäumen, an Laternen, Ampel- und Strommasten, in der Isar versenkt, oder auch zertrampelt am Wegesrand fanden sich unzählige der 7000 Fahrräder in München. „Eine PR-Katastrophe“, so der damalige Obike-Deutschland-Chef, Marco Piu.

    #disruption #Umwelt #Verkehr #Widerstand #ÖPNV

  • Nach Ablehnung des AfD-Bewirtens : Politik ist eigentlich gar nicht sein Ding - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-ablehnung-des-afd-bewirtens-politik-ist-eigentlich-gar-nicht-sein-ding/24319212.html


    Diese Männer mögen keine Nazis. Gut so. Weitermachen!

    Pasta und Politik: Alessandro Mannozzi gehört das Restaurant Bocca di Bacco. Vor ein paar Tagen hat er die AfD ausgesperrt. Wer ist der Mann?

    Politik ist eigentlich gar nicht seine Sache. Alessandro Mannozzi wird weit über die Grenzen Berlins hinaus geschätzt für die exzellente Küche in seinem eleganten Restaurant Bocca di Bacco, auch für die guten Getränke. Jetzt ist das Restaurant in einem ganz anderen Zusammenhang in die Schlagzeilen geraten – mit unschönen Folgen. Die AfD hatte über einen Assistenten einen Tisch reserviert. Die Rechnung sollte an das Büro geschickt werden. Die Mitarbeiter, die das entdeckt hatten, rieten dem Chef, die Reservierung unbedingt zu stornieren: „Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen“, sagt Mannozzi. Er lud die AfD aus.

    Eigentlich hat Mannozzi von seinem Vater gelernt: „Als Gastronom musst du neutral sein.“ Er wolle auch gar nicht belehrend sein, sagt er. Und dass ihm klar sei, dass die AfD eine demokratisch gewählte Partei ist. Abgesehen davon glaubt er, dass man ihr keine Plattform bieten sollte. Andererseits gehe es auch um Menschenwürde und Menschenrechte. Schließlich beschäftigt er Mitarbeiter aus zehn Nationen. Ein schwieriger Konflikt.

    Das Bocca di Bacco ist eines jener genialen Prominentenrestaurants, die als solche nicht in einschlägigen Reiseführern vorkommen, also ein Ort, an dem man auch als internationale Berühmtheit einigermaßen sicher sein kann vor Selfiejägern und aufdringlichen Touristen, die mal einen Star beim Essen fotografieren wollen. Für normale Touristen ist es vielleicht auch ein bisschen zu teuer dort. Als Matt Damon in der Stadt gedreht hat, kam er regelmäßig zum Essen in die Friedrichstraße. Auch George Clooney, Penelope Cruz, Catherine Zeta-Jones und Dustin Hoffman stillten dort schon ihren Appetit auf feine italienische Spezialitäten.

    Empörte Reaktionen auf seine Entscheidung

    Alessandro Mannozzi erschrecken die vielen – auch empörten – Reaktionen auf seine Gewissensentscheidung, die er noch mit leichten Zweifeln getroffen hatte. Zunächst wollte er sich dazu gar nicht sprechen lassen. Eine Flut von Mails kam mit beleidigenden, ausländerfeindlichen und rassistischen Beschimpfungen, sogar mit massiven Drohungen sei eingegangen. Das hat ihm die Augen geöffnet dafür, um welche Wählerschicht es geht. Auf Twitter liefen gleichlautende Beschimpfungen unter verschiedenen Namen.

    Ursprünglich wollte Alessandro Mannozzi gar nicht Gastronom werden. Das Beispiel seines Vaters Massimo Mannozzi war abschreckend. Der hatte kaum Zeit für die Familie, obwohl die Wohnung praktisch über dem Restaurant Bacco lag, Berlins erstem Edelitaliener, und entsprechend berühmt. Dort gaben Freddy Mercury und Rod Stewart Spontankonzerte, Willy Brandt und Romy Schneider schrieben Widmungen ins Gästebuch, Sophia Loren und Gina Lollobrigida schütteten ihr Herz aus. Um die Gäste hat sich Massimo Mannozzi intensiv gekümmert, war, wie sich der Sohn erinnert, „24 Stunden im Einsatz“. Nach 49 Jahren hat er mit 75 Jahren sein Bacco 2016 geschlossen.

    Die Berufung aus Familiengründen

    Warum Alessandro Mannozzi dann nach dem Abitur am Paul-Natorp-Gymnasium doch an die renommierte Hotelfachschule nach Lausanne gegangen ist? Das muss in der Familie liegen. Die Schwester des 48-Jährigen betreibt in der Toskana ein Hotel, das auch viele Berliner Gäste hat. Seine Wanderjahre verbrachte der gebürtige Berliner bei „Four Seasons“, zunächst in London, war dann auch im Gründungsteam des Luxushotels am Gendarmenmarkt, dem heutigen Regent.

    #Berlin #Nazis #Widerstand

  • »Bundesregierung will das Gewerbe vernichten« (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/artikel/350214.uber-beherrscht-überredungskunst-bundesregierung-will-das-gewerbe-v

    Leszek Nadolskis Aussagen gehen am Kern der Sache vorbei. Er sieht nicht, dass es nicht um mehr oder weniger faire Konkurrenz geht sondern um die Abschaffung eines Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Der Begriff ÖPNV kommt in diesem Interview nicht ein einziges Mal vor.

    Die Argumentation Nadolnis ist besonders schwach, da sich er als Unternehmer über Konkurrenz durch einen anderen Unternehmer beschwert. Das ist der vorgesehene Lauf der Dinge im Kapitalismus und wird von fast allen politischen Kräften als richtig angesehen. Damit macht der Taxifunktionär keinen Stich.

    Um das Maß voll zu machen, lügt er, wenn er vom Taxi als einem transparenten Gewrbe spricht. Die systematischen Betrügereien und Mauscheleien zu Lasten der Fahrer geschehen immer im Dunkeln. Da ist nichts transparent. Was diesen Aspekt angeht, ist sogar Uber transparenter.

    Verlogene Argumente haben den Schwächeren noch nie genutzt. Solange die Taxinternehmer nicht vor der eigenen Tür kehren, steht es schlacht um ihre Erfolgsaussichten im Kampf gegen Uber.

    US-Konkurrent Uber drängt auf den deutschen Markt. Politik öffnet die Türen. Ein Gespräch mit Leszek Nadolski
    01.03.2019 Von Peter Schaber

    Leszek Nadolski ist Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes e. V.

    Sie protestieren aktuell gegen einen Gesetzentwurf aus dem Verkehrsministerium, der den Fahrdienstmarkt liberalisieren soll. Was kritisieren Sie daran konkret?

    Die Punkte, die wir bemängeln, betreffen die Abgrenzung zwischen Mietwagen und Taxen. Es geht uns hier nicht um Firmen wie Sixt, sondern jene, die taxiähnliche Dienste anbieten, also Uber, Berlkönig, Clevershuttle, die nur so tun, als wären sie Mietwagen, aber dieselbe Dienstleistung wie wir anbieten. Anders als wir werden sie aber überhaupt nicht kontrolliert, haben keine Auflagen, keine gesetzlichen Pflichten. Das Berliner Taxigewerbe ist gläsern – durch das Fiskaltaxameter, Zulassung für die Fahrer und was die Ausstattung der Fahrzeuge betrifft. Die genannten Firmen betreiben eine Unterwanderung des Gewerbes. Und dagegen wollen wir uns wehren. Denn zur Zeit sind wir die einzigen, die die Mobilität aller Berliner gewährleisten – was eine App-Vermittlung überhaupt nicht kann. Die schließt ja zum Beispiel ältere Menschen von vornherein aus. Meine Oma wird keine App benutzen, aber kann mit dem Taxi zum Arzt oder zum Kaffeeklatsch fahren. Die Bewahrung unseres Berufes ist in den Plänen des Verkehrsministeriums nicht gesichert. Wir haben den Eindruck, dass die Bundesregierung das Gewerbehttps://seenthis.net/# vernichten will.

    Nun ist zum Beispiel Uber ja ein Milliardenkonzern. Wie macht sich die Konkurrenz auf dem Markt in Berlin bemerkbar?

    Unsere Einnahmen sind um 30 Prozent, manche sprechen sogar von 40 Prozent zurückgegangen. Die Uber-Fahrer sind zur Zeit unseren Schätzungen zufolge mit 1.500 Fahrzeugen in Berlin unterwegs. Die Anzahl der Mietfahrzeuge ist in Berlin letztes Jahr auf etwa 700 Fahrzeuge angestiegen. Dazu kommen solche aus dem Umland, die hier in Berlin wildern. Wir schätzen sie auf zirka 800. Die sind in Königs Wusterhausen, Barnim, Nauen angemeldet. Da gibt es eine Wanderung von Betrieben, die Briefkastenfirmen im Umland anmelden, die sich nicht an die Rückkehrpflicht für Mietwagen halten. So umgehen sie auch die Notwendigkeit einer Ortskundeprüfung. Und dagegen demonstrieren wir. Wir versuchen, die Mobilität in der Stadt zu gewährleisten, halten uns an Gesetze, bezahlen Steuern. Uber tut nichts davon. Die bezahlen keinen Pfennig, so wie Amazon.

    Denken Sie, dass bei der Durchsetzung des gesetzlichen Rahmens für Uber Lobbyismus eine Rolle spielt?

    Selbstverständlich. Die Textbausteine für den Entwurf des Verkehrsministeriums werden doch von Uber geliefert. Es ist soweit gekommen, dass ein Konzern die Gesetze entwirft und dann der Bundesregierung »empfiehlt«, das umzusetzen. Hier sind wir derzeit mit den Koalitionspartnern im Gespräch. Wir haben die SPD auf unserer Seite, gerade die Berliner SPD. Nächste Woche sind wir mit dem Bürgermeister verabredet. Die Linke ist auch auf unserer Seite, und mit den Grünen und der CDU sprechen wir auch. Wir arbeiten auch politisch, um unsere Interessen zu wahren. Wir wollen Uber Paroli bieten.

    Wenn jetzt alle diese Parteien auf Ihrer Seite sind, warum wurde dann in Berlin zum Beispiel der »kleine Personenbeförderungsschein« abgeändert, um Uber einen größeren Pool von Fahrern zu ermöglichen?

    Die Frage stellen wir uns auch. Ich bin gebürtiger Pole, bei uns geht man und kauft einen. Hat man das hier auch so gemacht? Ich will jetzt nicht zu emotional werden, aber sagen wir es so: Uber scheint sehr gut in der Überredungskunst zu sein.

    Am 21. Februar gab es ja einen erfolgreichen Protestauftakt …

    Ja, innerhalb von 24 Stunden haben wir 1.000 bis 1.500 Leute auf die Straße bekommen. Sie sehen, die Sache ist echt brenzlig.

    Wie soll es jetzt weitergehen?

    Es soll jetzt auf der Bundesebene dezentral in verschiedenen Städten demonstriert werden. Köln, Düsseldorf und München haben sich schon angekündigt. Anschließend ist geplant, eine bundesweite Demonstration durchzuführen. In Polen geht man übrigens Anfang April auch gegen Uber auf die Straße. Ein gutes Beispiel gibt es in Spanien. Die haben Mumm. Die haben Uber mit Auflagen so weit getrieben, dass die Spanien verlassen wollen.

    #Taxi #Uber #Unternehmerverband #disruption #Poitik #Widerstand

  • Karl-Marx-Allee: Friedrichshain-Kreuzberg legt sich mit Deutsche Wohnen an | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/karl-marx-allee-bezirk-legt-sich-mit-deutsche-wohnen-an-31617076

    Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg legt sich mit dem Konzern Deutsche Wohnen an. Nachdem die Berliner Zeitung vor kurzem darüber informiert hatte, dass der größte private Vermieter der Stadt rund 700 Wohnungen an der Karl-Marx-Allee erwerben will, versucht Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne), dem Konzern einen Strich durch die Rechnung zu machen.

    Für drei der vier Gebäudeblöcke an der Allee mit mehr als 600 Wohnungen bestehe zwar kein gesetzliches Vorkaufsrecht, doch prüfe das Bezirksamt die Möglichkeit eines „treuhänderischen Kaufs“, beispielsweise über eine städtische

    Zwei Monate Zeit

    Wohnungsbaugesellschaft, teilt Schmidt den Mietern jetzt in einem Schreiben mit. Betroffen sind die Blöcke C-Nord, C-Süd sowie D-Nord, die alle im Bereich zwischen dem Frankfurter Tor und dem Strausberger Platz liegen. Die Mietwohnungen in diesen Gebäuden wurden laut Schmidt bereits in Eigentumswohnungen umgewandelt. Der jetzt stattfindende Verkauf führe dazu, dass das gesetzliche Vorkaufsrecht für die Mieter ausgelöst werde. Darüber seien die Mieter durch den beauftragten Notar bereits informiert worden. 

    Die Mieter haben zwei Monate Zeit, um von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen – ab Zugang der Mitteilung durch den Notar. Das spezielle Problem in diesem Fall: Sie können nur dann ihre Wohnung kaufen, wenn das Geld für den Erwerb bereits vorhanden sei, schreibt Schmidt in dem Brief. Denn durch die Verträge sei eine Kreditaufnahme bei einer Bank mit Grundbuch-Sicherung noch vor der Eigentumsumschreibung ausgeschlossen. 

    Vorkaufsrecht in Milieuschutzgebieten

    Dass es Mieter gibt, die das Geld parat haben, gilt als unwahrscheinlich. Aus diesem Grund will der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Möglichkeit des treuhänderischen Erwerbs prüfen. Hierbei würde beispielsweise eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft die Wohnung übernehmen und dann weiter an die jetzigen Bewohner vermieten. 

    Beim Block D-Süd, in dem es rund 80 Wohnungen gibt, ist die Ausgangslage eine andere: Dieser Block liegt im Milieuschutzgebiet Weberwiese. Hier hat der Bezirk ein gesetzliches Vorkaufsrecht. Die Deutsche Wohnen kann dies jedoch ins Leere laufen lassen, wenn sie eine Vereinbarung unterzeichnet, in der sie sich zur Einhaltung der Milieuschutz-Ziele verpflichtet.

    Bewohner sind alamiert

    Als Käufer der Wohnungen in der Karl-Marx-Allee tritt laut Stadtrat Schmidt die DWRE Alpha GmbH auf. Dabei handelt es sich laut Geschäftsbericht der Deutschen Wohnen um ein Tochterunternehmen des Konzerns. Gegenstand der Geschäftstätigkeit ist laut Handelsregister unter anderem „der Erwerb und die Veräußerung von Grundstücken“.

    Die Bewohner sind alarmiert. Sie befürchten, dass das Vorkaufsrecht bei dem Geschäft unterhöhlt werde, wie aus einer Stellungnahme des Mieterbeirats hervorgeht – und fordern die Überprüfung der Transaktion.

    #Berlin #Friedrichshain #Karl_Marx_Allee #Immobilien #Gentrifizierung #Widerstand #Politik

  • Interview mit Pappsatt | reclaimyourcity
    http://reclaimyourcity.net/content/interview-mit-pappsatt

    „Die Pappen sind noch lange nicht alle“ - Ein Gespräch mit dem Kunst- und Politkollektiv pappsatt
    (zuerst veröffentlicht in der ak – analyse & kritik. Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 574 / 17.8.2012 )
     

    Mitten in einem von der Gentrifizierung schwer gezeichneten Stadtteil Berlins hat pappsatt sein zuhause. Hier, im selbstironisch genannten »pappquartier«, traf ak-Autor Hartl Konopka mit Mao, Kelly, Benno, Simit und Tony (alle Namen auf Wunsch geändert) fast den gesamten Kern des Kunstkollektivs, das zu bestimmten Anlässen bis zu 25 Personen umfasst. Der Kampf um die Stadtentwicklung ist das Hauptthema von pappsatt. »Hier ist die Gentrifizierung aber schon durch«, meint Kelly auf die Frage nach ihrer Rolle als KünstlerInnen im Verdrängungsprozess.

    Die erste Aktion hatte pappsatt mit einem Fassadentransparent zur Demo »Mediaspree versenken«. Vier mal sechs Meter groß, Aufschrift: »Ihr habt eure Baupläne ohne uns gemacht«.

    Das Thema Mediaspree war dann auch Inhalt ihres ersten Films. Der wurde unter mehreren Bewerbungen ausgewählt und in Kinos gezeigt, um für den Bürgerentscheid gegen Mediaspree zu mobilisieren. Im Netz wurde er so häufig angeklickt, dass pappsatt für Berlins Viral Video Award nominiert wurde und in der Publikumsabstimmung nur knapp den ersten Preis verpasste.

    Pappsatt erweiterte dann bald sein Interventionsrepertoire. Neben weiteren Mobilisierungsvideos (Fast alle Videos sind abrufbar auf Vimeo) gab es Kunstaktionen auf verschiedenen Demos wie z.B. den Anti-NATO-Aktionen 2009 in Straßburg und Kehl sowie erst vor kurzem bei Blockupy in Frankfurt, ein Musikvideo, einen Lehrfilm mit dem Titel »Was ist Gentrifizierung?«, Workshops, Fassadenbemalungen (Anfragen an: pappsatt@riseup.net) und, inzwischen schon zum dritten Mal, die Gestaltung eines Zirkuszeltes beim Musik- und Kunstfestival Fusion. Von dort waren sie auch ganz frisch nach Berlin zurückgekommen, nach knapp drei Wochen harter Arbeit und kurzem Abfeiern.

    Die Arbeiten und Aktionen des pappsatt-Kollektivs werden breit rezipiert, nicht nur im Internet und in linksradikalen Magazinen wie der Interim. Ihre überdimensionalen character wurden in den Heute-Nachrichten des ZDF gezeigt, ihre Sprechblasen waren in der Berichterstattung zu Blockupy überall zu sehen, ihr Musikvideo »Die Seitenlehne« schaffte es bei den Oberhausener Kurzfilmtagen vor zwei Jahren in die Top Ten, und mit ihrem Film zu einer Häuserräumung kamen sie auf die Titelseite von Springers BZ. »Der Höhepunkt meiner Karriere«, witzelt Benno. In dem recht lebhaften zweieinhalbstündigen Gespräch mit den fünf (zwei Frauen, drei Männer, was in etwa dem Geschlechterverhältnis der ganzen Gruppe entspricht) ging es um ihr Verständnis von politisch eingreifender Kunst, ihre Arbeitsweise, Entscheidungsstrukturen sowie Themen wie Humor, Ferienkommunismus, Hedonismus, Graffiti und Einmischung in Stadtpolitik.

     
    :Fangen wir doch mal mit dem Musikvideo »Die Seitenlehne« an. Wie kam es dazu, und wie habt ihr gearbeitet?

    MAO: Da haben wir zum ersten Mal in einem Riesenteam gebastelt, mit bis zu 25 Beteiligten. 2009 hat uns Lena Stoehrfaktor von Connexion Musical (Politrap-Gruppe aus Berlin) gefragt, ob wir für sie ein Musikvideo machen wollen. Das hat es umgedreht: Vorher hatten wir immer Bilder gemacht u. nachträglich Musik dazu gesucht, jetzt plötzlich haben wir Musik bekommen und sollten einen Film dazu machen. Wir fanden die Musik gut, ihre Inhalte vor allem, und da haben wir nicht lange überlegt. Da haben wir mehrere Monate daran gearbeitet. Im Oktober 2009 haben wir damit angefangen, die Kulisse zu bauen. Im Februar 2010 wurde das Ganze releast. Das Material hatten wir bis Mitte Dezember, im Januar wurde an einem Wochenende gedreht und im Anschluss geschnitten. Vorher waren das zwei Wochen Sweatshop in meinem Zimmer.

    BENNO: Da hat sich dann die Arbeitsweise entwickelt, dass wir Aufgaben aufgeteilt haben. Dass ihr beide (zeigt auf Mao und Kelly) die Kulisse gemacht habt, den Wagen. Und ich hab die Grundstruktur für die Marionetten gemacht. Die Massenaktion war dann, dass verschiedene character entstehen, verschiedene Gesichter, verschiedene Klamotten, verschiedene Hände und Füße, dass das eine bunte Mischung wird.

     

     

     
    :Wer sind die Leute, die dazukommen, und wer definiert sich als pappsatt?

    TONY: Was pappsatt ausmacht und wo wir die Leute auch herhaben, ist die Schnittstelle von sozialen linken Bewegungen und Kunst und Design. Und dass wir innerhalb dieser Schnittstelle die Leute gefunden haben und die mittlerweile auch ganz gut mobilisieren können.

    SIMIT: Der Kern ist pappsatt, aber auch die große Gruppe, die sich dann formiert, ist pappsatt. Auf der Fusion mit 20 Leuten sind wir pappsatt und bei anderen Projekten auch wieder andere.

     

    Als die Räumung der Liebigstr. 14, eines besetzten Hauses in Berlin-Friedrichshain, bevorstand, hat ein Video von pappsatt für Furore gesorgt. Springers BZ titelte: »Linkes Hass-Video gegen Körting«. Die Handlung des Sabotage-Videos wurde hier erweitert um eine fiktive Entführung des Innensenators Körting, der in Anlehnung an das berühmte Schleyer-Foto der RAF ein Schild hält mit der Aufschrift »Seit 4 Tagen nur vegane Pampe«. Ein schwarzhumoriges Spiel mit Bildern von damals, nur dass im Liebigfilm die Körtingfigur zum Schluss freigelassen wird. Wie war es dazu gekommen?

    BENNO: Wir sind keine Verfechter des Gewaltfetischismus und wollen immer was mit Witz und Ironie machen, darin versteckt radikale, militante Forderungen. Ich bin für ein Neben- und Miteinander verschiedener Aktionsformen. Es war sehr wenig Zeit bis zur Räumung, und da haben wir uns eine Story überlegt. Ich hab dann einen Drum’n’Bass-Remix des Songs »Sabotage« von den Beastie Boys gefunden. Das Video zu »Sabotage« fand ich damals so megageil, das hat mich geflasht und auch beeinflusst. Und da haben wir gedacht: Das ist eine super Vorlage, da können wir ein Remake drehen mit einfachen Mitteln. Wir spielten drei Tiere, die für die radikalen Berliner stehen, die sauer werden, wenn sowas passiert. Wir haben dann das Video gemacht, in zwei Nächten geschnitten und ins Netz gestellt. Am nächsten Tag war ich auf einer Party, eben in der Liebig 14, und da hat einer zu mir gesagt: Ey, hast du schon gesehen, das Video ist auf dem Cover der BZ.

    KELLY: Wenn jetzt die Stadt schon großer Themeninhalt bei uns ist und der Konflikt um die Liebigstraße auch ein Konflikt um die Stadt ist, und dann guck ich mir an, wer gegeneinander steht, und genau in dem Moment mit dem Humor einer autonomen Szene diese Sache anzugehen.

    BENNO: Die autonome Szene hat das auch verstanden. Das Titelbild der BZ war dann auf dem Cover der Interim, und da waren auch ein paar Worte an uns gerichtet: An die humoristischen Papp-Autonomen oder sowas. Der Titel war: »Wenn mensch trotzdem lacht.« Das war auch ein bisschen die Absicht. In die Stimmung rein, an dieses »Nehmt ihr uns die Liebig ab, machen wir die City platt« - und dann wird sie halt doch nie platt, jedes Mal nicht - , um mit Humor zu zeigen: Nehmt euch nicht so ernst.
     

     

    :Mit euren Arbeiten erreicht ihr auch noch einmal andere Leute. Da kriegt man richtig Lust, wo hinzugehen und sich zu widersetzen.

    TONY: Ein Punkt ist auch: ein Zeichen zu setzen an andere Gestalter, sich mit politischen Themen zu beschäftigen. Was wir, denke ich, auch geschafft haben. Eine andere Sache ist, dass bei pappsatt die Wahl des Materials wichtig ist. Wir beschränken uns ja auf sehr einfache Mittel, die jedem eigentlich überall, immer, kostenlos oder fast kostenlos zur Verfügung stehen. So dass schon durch die Materialität Do It Yourself nach außen getragen wird.

    BENNO: Apropos Do It Yourself: Gestern war dieser Anarchist aus Holland da und hat die Buchstaben gesehen, die hier auf dem Schrank stehen: DIT. Er hat gemeint: »Wofür steht denn das? Steht das für Do It Together?«

    KELLY: Das ist auf jeden Fall unser neuer Slogan. Ist viel besser als DIY.

    SIMIT: Die Kollektivalternative.

     

    :Ihr wart kürzlich beim Weltkongress der Hedonisten, euer neues T-Shirt hat den Aufdruck »DIEPAPPENSINDALLE« und zitiert damit auch ein Graffito bei der Fusion, das ironisch auf einen Engpass bei der Drogenversorgung hinweist. Welche Rolle spielen denn bei euch Hedonismus und Rausch?

     

    TONY: Ich glaube, dass wir uns jetzt zum ersten Mal mit dem Begriff »Hedonismus« beschäftigt haben, auf diesem Kongress. Wir haben uns noch nicht inhaltlich mit Hedonismus als Ideologie oder Gedanke auseinandergesetzt. Aber ich glaube trotzdem, dass diese Grundidee, Spaß und Lebensgenuss mit Politik zu verbinden oder es als Teil dessen zu sehen, und nicht nur für sich, sondern es mit anderen zu teilen oder zu fordern, dass andere das haben, wichtig für uns alle ist. Da die meisten von uns sehr lebensbejahende Menschen sind, findet sich das schon in unserer Arbeit wieder. Wir sind schon sehr fröhlich, spielerisch.

    KELLY: Was wir mit pappsatt machen, da steckt für mich viel mehr Selbstverwirklichung drin, als ich es vorher in politischen Gruppen erlebt habe. Es hat mir keinen Spaß gemacht, mit 20 Leuten einen Text zu diskutieren.

    SIMIT: Meine große Kritik am Hedonismus ist die starke individualistische Schiene, die ich raushalten will aus unserer Arbeit.

    BENNO: Ich finde, wir zeichnen uns weniger durch Hedonismus aus, sondern eher durch eine krasse Arbeitsethik und Workoholismus. Den Hedonismus gibt’s am Feierabend.

     

     
    :Pappsatt hat zum 1. Mai 2011 eine »Free-Oz«-Aktion gemacht. Was steckt dahinter?

    KELLY: Oz ist ein Sprüher aus Hamburg, der schon seit über 30 Jahren aktiv ist, den man nicht in so eine Sprüher- oder Graffiti-Szene reindeuten kann, weil er sehr abstrakt arbeitet und viel mit Formen macht, mit Smilies und Kringeln und Riesenpizzastücken. Der war insgesamt schon acht Jahre im Knast bzw. in gewissen Anstalten wegen Graffiti oder Sachbeschädigung. Und der hatte jetzt wieder eine Gerichtsverhandlung, wo er zu 14 Monaten Knast verurteilt wurde in der ersten Instanz. Für die zweiten Instanz gab’s dann eine größere Solikampagne, »Free Oz«, auch weil er weitere 14 Monate Knast vielleicht nicht so gut hätte wegstecken können in seinem Alter. Und da haben wir zum 1. Mai bei Tony im Hinterhof große Buchstaben gebaut, die wir mit rumgetragen haben, und daraus ist dann ein kleiner Clip entstanden, der die Praxis von Oz als eine städtische Aneignungspraxis darstellt, um die Stadt für alle bereitzustellen.

     

    :Wie ist die Verbindung von pappsatt zur Graffiti-Szene?

    MAO: Ein großer Teil der Gruppe kommt aus der Graffiti-Szene. Graffiti ist für uns eine Form der Aneignung der Stadt, eine Selbstermächtigung, dass man sich nicht mit den gegebenen Machtverhältnissen zufrieden gibt, sondern dass man die Stadt selbst mit gestaltet. Wir zitieren viele Graffitis in unseren Filmen.

    KELLY: Ich glaube schon, dass die jahrelangen Aktivitäten auf der Straße, sei es Streetart oder Graffiti, und die Praxis, die Stadt zur eigenen zu machen, unseren Blick geweitet haben. Wir mischen uns ein in die großen städtischen Prozesse. Mit Mediaspree hängen wir auch emotional an den Orten, die kaputt gehen, wenn die ihre Investorenträume umsetzen, weil viel von unserer Stadt drinsteckt, wie wir sie schön finden, wie sie in der Spontaneität und auch oft über irgendwelche Gesetze hinweg gemacht wird. Dieser Background in der Straßenkultur war der Zugang, dieses Feld weiter künstlerisch zu bearbeiten. Wie Christoph Schäfer (Autor des Buchs »Die Stadt ist unsere Fabrik«, Verlag Spector Books) sagt: Wenn unser Terrain die Stadt ist, dann sind unsere Berge, in die sich die Guerilla zurückzieht und die Aktionen plant, die Dächer.

     

     

     

    :Euer aktuellster Film war zu Blockupy in Frankfurt, Mitte Mai, dieses Mal ohne Pappe als Material. Dafür haben zehn Leute an einem Leuchttisch aus den Buchstaben CRISIS eine Geschichte gezeichnet, eine Nacht durch, wegen der gleichbleibenden Lichtverhältnisse.

    MAO: Das Schwierige an dem ganzen Projekt war, die Kritik an der EU-Politik, Finanzpolitik in der Krise usw. bildlich darzustellen, ohne sich der Bilder zu bedienen, die schon da sind. Letztendlich kamen wir auf die Idee, einzelne Elemente der Krise rauszunehmen und Aspekte und Auswirkungen bildlich darzustellen. Und dass die Krise keine der Banken ist, sondern bei den Menschen stattfindet, und zwar schon lange, nicht erst in den letzten Jahren.

    SIMIT: Krise ist nicht ein Thema wie NATO oder Dresden, sondern Krise ist ein gesellschaftliches Verhältnis, das alle Lebensbereiche erfasst und nicht vom Kapitalismus zu trennen ist. Und deswegen saßen wir da und dachten: Wir müssen eigentlich über alles etwas machen. Das war voll problematisch. Dann kam die Idee mit den Buchstaben.

    MAO: Es hat dann plötzlich so einen Spaß gemacht, dass es wie Anstehen war, bis man den Stift bekommen hat. Vorher hatte mich das Thema richtig gequält, und dann wurde es zu einem Selbstläufer.

     

    :Für die Demo selbst wurde auch viel vorbereitet.

    SIMIT: Die Vorbereitung der ganzen Tage in Frankfurt war ziemlich prekär. Von daher war es toll, dass sich pappsatt beteiligt hat, weil hier auch in Masse produziert werden kann.

    KELLY: Es gab einen Faceblock, eine Aktion, die in Zukunft vielleicht öfters eingesetzt werden soll: Gesichter auf Pappen, und auf der Rückseite eine Sprechblase. Man kann sie nebeneinanderhalten und beliebig kombinieren. Mit Sprüchen, was für die Menschen die Krise bedeutet oder welche Auswirkungen sie hat, z.B. »Warum verlier ich immer im Casino?«

    BENNO: Dazu Schilder aus Styropor, die die Berliner Finger in Frankfurt anführen sollten, mit verschiedenen Symbolen zu sozialen Kämpfen und, angelehnt an die italienischen tute bianche, etwas Schutz bieten sollten. Und Masken, zum Schutz gegen Pfefferspray, abgeschaut vom letzten Castor-Protest, aus Overhead-Folien, auf denen um die Augen ein 99% gemalt war, als Anspielung auf den Occupy-Slogan. Super simpel, schaut nett aus und hat einen praktischen Nutzen.

     

     
    :Und woher kommt der Titel pappsatt?

    MAO: Übertragen heißt es: Wir sind voll, wir sind bedient von Werbung, von Politik, wie sie machtmäßig von oben ausgeübt wird, und von vielem mehr. Und dazu das Wortspiel mit der Pappe, weil das unser Material ist.

    BENNO: Pappe ist ja selbst schon eine Aussage: Es ist die Verpackung der Konsumgüter, ein Wegwerfprodukt, das im Müll landet und jederzeit verfügbar ist. Man muss nur zur Papiertonne gehen. Hier ist es noch so, in Berlin, in Deutschland. In anderen Ländern ist es leider schon so, dass die Pappe immer gleich abgeholt wird von Recycling-Leuten, die die paar Cent auch noch brauchen. Von daher ist die Frage, wie lang das hier noch gehen wird.
    MAO: Wenn das passiert, dann bewaffnen wir uns bis an die Zähne.

    SIMIT: Mit Pappschwertern.

    #Berlin #Stadtentwicklung #Widerstand #Gentrifizierung

  • Absage an die Hauptstadt: Definitiv kein Google Campus in Berlin - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/absage-an-die-hauptstadt-definitiv-kein-google-campus-in-berlin/23624804.html

    12.11.2018, 19:47 Uhr - Felix Hackenbruch Robert Klages

    In Lichtenberg hatten sie bis zuletzt auf Google gehofft. „Wir fordern den Berliner Senat und das Bezirksamt Lichtenberg auf, auf Google zuzugehen und die Idee, den Google-Startup-Campus auf dem ehemaligen Stasigelände anzusiedeln, auszuloten“, hatte am Sonntagabend der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar in einer Pressemitteilung gefordert.

    Die weltweit größte Suchmaschine auf dem Gelände der früheren Überwachungszentrale der DDR – für den Verein eine reizvolle Vorstellung. „Wo, wenn nicht hier, wird Google genau unter die Lupe genommen“, sagte Christian Booß, Historiker und Vorstandsmitglied des Vereins noch am Montagmorgen. Doch am Abend die Enttäuschung: Google wird den ursprünglich in Kreuzberg geplanten Campus definitiv nicht in Berlin ansiedeln.

    „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google-Campus etablieren“
    Zuerst hatte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) die Nachricht erhalten. „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google-Campus etablieren“, sagte er dem Tagesspiegel nach einem Telefonat mit dem Konzern. Kleinere Kooperationen mit Google seien aber vorstellbar, dafür habe der Bezirksbürgermeister weitere Gespräche vereinbart. Auch die zuständige Senatorin Ramona Pop (Grüne) bestätigte das Aus im Wirtschaftsausschuss am Montag. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Burkhard Dregger zeigte sich verärgert: „Das ist rot-rot-grünes, unternehmensfeindliches und die Zukunftsaussichten zerstörendes Totalversagen“.

    Der Lichtenberger CDU-Abgeordnete Danny Freymark, der die Idee eines Google-Campus auf dem Stasi-Areal mit eingebracht hatte, will trotzdem weiter für eine Ansiedlung von Google werben. „Ich erwarte, dass die Wirtschaftssenatorin proaktiv bei Google für den Standort wirbt“, sagte er. Gleichzeitig hofft er auf eine Realisierung der Idee eines Campus der Demokratie. Demnach könnten dort Studentenwohnheime, Cafés, Bibliotheken und Büros entstehen. „Ideen sind willkommen“, sagte Freymark. Seinen Angaben zufolge wurden große Teile des Grundstücks im Jahr 2004 für einen Euro von der Deutsche Bahn an einen privaten Investor verkauft. Dieser wiederum sei offen für einen Verkauf, so Freymark. Andere Teile gehören Bund und Land.

    Google Campus: Der Irrtum des Kreuzbergertums - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/google-campus-der-irrtum-des-kreuzbergertums/23354200.html

    04.11.2018, 10:06 Uhr Ursula Weidenfeld

    Erst verdienen, dann verteilen: Was alle, die sich jetzt freuen, dass Google sein Berliner Campus-Projekt aufgegeben hat, nicht begriffen haben. Ein Zwischenruf.

    In der vergangenen Woche hat Google sein Campus-Projekt in Berlin begraben und die eigentlich dafür vorgesehene Immobilie als „Haus des sozialen Engagements“ an die Spendenorganisation Betterplace weitergereicht. Diese Entscheidung wurde in Berlin als Beweis dafür gefeiert, dass der Kapitalismus in dieser Stadt nicht alles kann. Doch die gute Laune in Kreuzberg-Friedrichshain offenbart auch etwas anderes.

    Sie zeigt, wie dynamisch sich die Bürger der Hauptstadt von den Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft distanzieren – zum Beispiel von dem Wissen, dass der Wohlstand erst einmal erworben werden muss, bevor man ihn sozialen Zwecken widmen kann.

    Wer die Welt in Böse (Geldverdienen) und Gut (es für soziale Zwecke ausgeben) teilt, lehnt eine in der Vergangenheit sehr erfolgreiche Arbeitsteilung ab. Er nimmt in Kauf, dass am Ende weder Geld verdient wird, noch welches für soziale Zwecke da ist.

    Es gibt Gründe, Google zu kritisieren. Das berechtigte Misstrauen beginnt beim Verhalten des Konzerns gegenüber Wettbewerbern. Es steigert sich bei der Frage, wo und wieviel Steuern das Unternehmen zu zahlen bereit ist. Und es endet schließlich bei der Sorge um die persönlichen Daten.

    Da sitzen sie in ihrer Oase des vermeintlich Anständigen
    Doch hier geht es um etwas anderes. Wie schon bei dem gescheiterten Bauvorhaben auf dem Tempelhofer Feld mobilisiert das Kreuzbergertum seine Kräfte, um Eindringlinge aus der kapitalistischen Welt abzuwehren. Dabei übersieht es großzügig, dass von den Einkommen der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter nicht nur die Geschäftsleute der Markthalle 9 profitieren. Davon leben auch Baustadträte, Lehrer und Sozialarbeiter.

    Die Nachricht, dass der Google Campus nun zur Hauptbetriebsstätte des sozialen Unternehmertums werden soll, ist ebenfalls nur auf den ersten Blick eine gute. Denn sie zeigt auch, wie sich ein Teil der Stadtgesellschaft in einer Oase des vermeintlich Anständigen einrichtet und das schmutzige Geldverdienen den robusteren Südwestdeutschen überantwortet.

    Von ihren Steuern und Abgaben profitieren die öffentlichen Haushalte Berlins, von ihrem Nachwuchs, ihrem Altruismus und ihren Stiftungen der gemeinnützige Sektor. Ist das nachhaltig?

    Ein Dorf (Kreuzberg) kann mit einer solchen Strategie vielleicht noch durchkommen. Eine Stadt (Berlin) kann es auf die Dauer nicht.

    Fuck off Google - Google-Campus Kreuzberg verhindern!
    https://fuckoffgoogle.de

    Wehren wir uns gemeinsam gegen den Google-Campus in Kreuzberg !
    Ihr könnt euch einbringen! Habt ihr interessantes Material zu den Themen? Wollt ihr am Wiki mitschreiben? Habt ihr Anregungen oder Kritik?

    WIKIABONNIEREN SIE UNSERE NEWSLETTERCHAT MIT UNS (experimental)KONTAKT

    Jeden 2. und 4. Samstag (früher am Sonntag) im Monat von 15-19 Uhr findet das Anti-Google Cafe face2face im Kalabal!k (Reichenberger Str. 63a) statt.

    #Berlin #Kreuzberg #Stadtentwicklung #Gentrifizierung #Google #Widerstand

  • #Mals #WunderVonMals #Pestizide #Widerstand Hallo D*s. Zwischendurc...
    https://diasp.eu/p/7166307

    #Mals #WunderVonMals #Pestizide #Widerstand

    Hallo D*s.

    Zwischendurch habe ich manchmal nicht mehr daran geglaubt: doch jetzt ist der Film „Das Wunder von Mals“ (so gut wie) fertiggestellt. Pünktlich 7 Tage vor der geplanten Premiere, werden wir nächsten Sonntag die Kinokopie in Händen halten.

    PREMIERE IN MÜNCHEN

    > Montag, 28. Mai 2018, 20:30 Uhr, Filmtheater am Sendlinger Tor

    Online Bestellung: https://www.filmtheatersendlingertor.de/filmtheater-sendlinger-tor/onlinereservierung (auf AKTUELL klicken und scrollen) Telefonische Bestellung: +49 (0) 89 554636 zu Kassen-Öffnungszeiten (30 Minuten vor Beginn der ersten Vorstellung bis 30 Minuten nach Beginn der letzten Vorstellung)

    Bitte Karten rasch reservieren! Ich selbst habe nur ein kleines Kontingent von „Notfallskarten“, hauptsächlich für (...)

  • Bevölkerung: Warum Berlin viele Einwohner, aber kaum Bürger hat | Berliner Zeitung
    https://www.berliner-zeitung.de/berlin/bevoelkerung-warum-berlin-viele-einwohner--aber-kaum-buerger-hat-29
    Noch einer, der ins Gentrifiziererhorn bläst. Erstmal alles richtig, was Zahlen und Beobachtungen angeht, aber blind ist der Schreiber dennoch.

    Wie wäre es denn, wenn man den Berlinern einen Grund und vor allem die Möglichkeiten geben würde, sich für mehr als den Rasen vor ihrer Haustür einzusetzen? Die Stadtteilmütter zeigen, das so etwas funktioniert. Es gibt nicht nur das Hamburger Modell, wo Wohlhabende der Stadt etwa spendieren und sie in ihrem Sinne formen.

    Aber keine Sorge, nicht einmal die Verwaltung und ihre Subventionen werden unbedingt für das Entstehen einer neuen Stadtgesellschaft gebraucht. Das kann eher ein Haufen wie die anarchistische #Gewerkschaft #FAU bewirken. Die organisieren Aktionen für Neuberliner, die etwa sgegen ihre Ausbeutung durch internationale Startups unternehmen. Wer da mitmacht, hat etwas fürs Leben. Für ihn und für sie wird Berlin zur Stadt der Solidarität, die man sich gemeinsam mit Gleichgesinnten, mit mutigen Menschen aus der ganzen Welt erobert.

    Früher hieß es „wenn alle klauen, hat jeder was davon“. Das kann man abwandeln und mit Solidarität abschmecken. Die Stadt sind nicht die Häuser. Die sind nur Gehäuse für Menschen und ihre Beziehungen. Nur wer die zum Leben erweckt, der baut die Stadt.

    „Warum ist Berlin so dysfunktional?“, fragte vor einiger Zeit der in London erscheinende Economist. Als bedenkliches Symptom der Funktionsstörung erscheint dem weltweit gelesenen Magazin, dass Berlin Deutschland ärmer macht – ohne die Hauptstadt läge das Bruttoinlandsprodukt pro Person um 0,2 Prozent höher. Unvorstellbar in Frankreich, das ohne Paris um 14,8 Prozent ärmer wäre, Großbritannien ohne London um 11,1 Prozent. Berlins wirtschaftliche Schwäche ist einzigartig unter den europäischen Hauptstädten.

    Hinzu kommen die Mühen des Berliner Alltags – die verstörende Unfähigkeit der Verwaltung, dem steuerzahlenden Bürger grundlegende Dienstleistungen auch nur in durchschnittlicher Qualität und Zuverlässigkeit zur Verfügung zu stellen. Zugezogene, vor allem aus dem Süden Deutschlands, erleben erschüttert die schwierigen Verhältnisse.

    Das britische Blatt erklärte es seinen Lesern mit den historischen Brüchen, die die deutsche Hauptstadt zu verarbeiten hatte: War sie vor dem Zweiten Weltkrieg noch ein industrielles Zentrum, verließen viele wichtige Unternehmen die geteilte, isoliert gelegene Stadt. Nach der Wiedervereinigung gab es wenig Gründe zur Rückkehr.

    Inzwischen wächst zwar die Hoffnung, moderne Firmen könnten mit Zukunftstechnologien eine neue wirtschaftliche Basis schaffen. Doch das behebt die Funktionsstörung in der Verwaltung nicht. Deren Hauptursache liegt vor allem in der irritierenden Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen Stadt und Bezirken – was das Hin- und Herschieben von Verantwortung ungemein erleichtert. Am Ende haftet keiner.

    Verlust um Verlust
    Doch es gibt eine weitere, weniger leicht erkennbare, historisch erzeugte Ursache: den mehrfachen, für die Stadt jeweils nachteiligen Bevölkerungsaustausch. Anders als in Hamburg oder München konnte kein vergleichbar gefestigtes Bürgertum wachsen, das sich seiner Stadt verbunden und verpflichtet fühlt. Statt Empathie für das große Gemeinwesen, herrschten und herrschen Lieblosigkeit und ideologische Verbohrtheit – diesen Eindruck gewinnen jedenfalls jene wenigen, die sich doch bürgerschaftlich über ihr Kleinquartier (gerne Kiez genannt) hinaus engagieren.

    Dieser berlinspezifische demografische Umstand lässt sich nicht an den üblichen Zu- und Wegzugsstatistiken ablesen, die liefern bestenfalls Anhaltspunkte. Es handelt sich weniger um quantitativ messbare, vielmehr um kulturell spürbare Bewegungen der Stadttektonik.

    Erstens: Sichtbar und von erschütternder Dimension fielen die Vertreibung und der Mord an insgesamt 160 000 Berliner Juden aus. Künstler, Wissenschaftler, Mäzene, Architekten, Designer, Journalisten – eine ganze stadtbereichernde Schicht verschwand im Holocaust, nie zu verwindender Verlust. Graues Mittelmaß ergriff die Herrschaft.

    Ein regelrechter Exodus
    Zweitens: Schon während des Krieges begann die Absetzbewegung der Wirtschaft, man verlagerte alles Wichtige in vermeintlich bombensichere Gegenden im Süden Deutschlands.

    Drittens: Der Befreiung vom Nationalsozialismus folgte ein regelrechter Exodus. Gemeinsam mit Unternehmen wie Siemens, AEG und vielen anderen, verließen die Fachkräfte Berlin – auf rund eine Million wird die Zahl der Abgänge geschätzt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DfG) nahm Sitz in Bonn, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft) zog vom Berliner Schloss nach München.

    Wer Karriere machen, etwas werden wollte, ging weg – und nahm unschätzbare Werte mit: Kultur, Wissen, Kompetenzen, auch Zahlungskraft. Das galt zunächst für Ost- wie Westberlin. Wer im Osten noch gezögert hatte, saß ab 1961 dort fest.

    Zuzügler aus Westdeutschland
    Stattdessen zog, viertens, eine andere Spezies massenhaft aus Westdeutschland zu: Wehrdienstflüchtlinge, Leute auf der Suche nach sexueller und Freiheit überhaupt, Kämpfer gegen das (bürgerliche) „Schweinesystem“, viele kreativ und lebensfroh, aber keinesfalls Träger von Bürgerlichkeit.

    Sie nahmen vom Staat, was sie in der Frontstadt leichter bekamen als anderswo, nämlich „Staatsknete“. Ansonsten kümmerten sie sich um den US-Imperialismus, Vietnam und um sich selbst. Das Wort Kommune bezeichnete jedenfalls nicht die Stadt. In der Folge nährten sich 30 Prozent der Westberliner aus dem Sozialtopf oder pflegten als Staatsdiener ein oft geruhsames Leben.

    Die fünfte Welle des Bevölkerungsaustausches setzte nach dem Mauerfall ein. Geschätzt zwei Millionen verließen den Osten wie den Westen auf der Suche nach einem besseren Leben – in Westdeutschland oder in ausländischen Sehnsuchtsorten. Die Bevölkerungszahl sank trotz Zuzugs zum Beispiel aus der ehemaligen Sowjetunion. Wieder eine Schwächung des klassischen Stadtbürgertums.

    Wegzug ins Umland
    Schließlich muss, sechstens, der Wegzug von oft gut verdienenden Familien ins Brandenburger Umland als Aderlass beklagt werden. Ihre Kompetenz, ihr Engagement kommt seither dem Speckgürtel zugute, den Schulen, den historischen Gebäuden, Museen. Auch jetzt ziehen vermehrt junge Familien weg – nach ein paar wilden Jahren suchen Eltern geordnete Verhältnisse. Der Chefredakteur der Zeitschrift Zitty beschrieb jüngst, warum er mit Familie nach München zieht. Er will eine funktionierende Stadt: Schule, Polizei, Infrastruktur…

    Potsdam profitierte enorm vom Zug ins Umland: Es genießt das Engagement neuer Bürgerschaftlichkeit, einschließlich großzügiger Sponsoren. Berlin verweigert sich dem regelrecht und pflegt stattdessen eine Art proletarischen Hochmut. Will ein reicher Bürger der Stadt Millionen schenken, zum Beispiel für ein historisches Gebäude, weist ihm die Politik hochnäsig die Tür.

    Andere konnten sich mit Hartnäckigkeit durchsetzen, wie der Hamburger Wilhelm von Boddien, der Berlin auf den Weg positiven Geschichtsverarbeitung drängte. Wäre ohne sein Engagement und das seiner Verbündeten der Wiederaufbau des Schlosses möglich gewesen und mit diesem ein Kulturzuwachs, wie er Humboldt Forum denkbar erscheint? Gäbe es in der Folge die Chance zur Neufindung der Alten Mitte? Wohl kaum.

    Kein Berliner Stil
    Dort zeigt sich das Desinteresse der Berliner Mehrheit besonders krass. In Bürgerdialogen reden Anwohner über ihr Grün und Parkplätze. Wer dort Historisches ins Spiel bringt, eine kleinteilige Bebauung im früherem Straßenraster, mit Wohnhäusern vorschlägt, wer die namenlose, vage als Rathausforum bezeichnete Ödnis beleben will, der bekommt schnell das Etikett „Fachwerkfraktion“ angeklebt. Das Anliegen wird ins Lächerliche gezogen.

    Als einmal für kurze Zeit ein Berliner Bürgertums erblühte, in der Gründerzeit nach der Reichseinigung 1871, fand sich mangels Lokalpatriotismus kein Berliner Stil. Bauherren verwirklichten sich selbst in wilden eklektizistischen Experimenten: Neo-Romanik, Neo-Gotik, Neo-Renaissance, Neo-Barock.

    Man fing an, Kunst und Kultur aus aller Welt anzusammeln und in Riesen-Museen auszustellen, man strebte danach, dem neuen Bild von nationaler Größe Ausdruck zu verleihen. Um die Stadt ging es kaum – immerhin, Bürger betätigten sich als Mäzene, taten der Allgemeinheit Gutes.

    Partizipation = Blockade
    Wie aber kann die Stadt ihre Zukunft gestalten statt sie bloß kommen zu lassen? Die Studie „Berlin 2030“ des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung vom November 2015 stellt günstige Faktoren ungünstigen gegenüber: Hemmnisse sieht man in der ideologischen Aufladung vieler Debatten über die städtebauliche Entwicklung. Es mangele an städtebaulichen Ensembles – geschlossenen Straßenfluchten und attraktiven Plätzen.

    Bei einem Großteil der stadtbildprägenden Gründerzeitbauten sei die historische Fassadengestaltung zerstört – anders als in Städten wie Paris, Wien oder Leipzig. Andererseits gebe es Freiräume und Freiheiten, die kreative Lösungen befördern. Im Vorwort wird gewarnt: „Partizipation in Berlin darf nicht länger ein Synonym für Blockade sein.“

    Etwas mehr als die Hälfte der heutigen Einwohner ist nicht hier geboren. Auch deshalb appellieren die Autoren der Studie an alle, „die großen und kleinen Unternehmen sowie die Forscher und Repräsentanten aus Kunst und Kultur, die Alteingesessenen, die Neu-Berliner und die Berlin-Liebhaber, am Berlin der Zukunft mitzubauen.“

    #Berlin #Gentrifizierung #Widerstand #Politik

  • Wanda-Kallenbach-Straße
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Wanda-Kallenbach-Strasse-10243-Berlin
    Hier wurde mal ein Mensch geehrt, nicht eine „historische Persönlichkeit“. Gut so.

    Name seit 16.11.2006

    Kallenbach, Wanda, * 13.6.1902 Krenzoly, Kr. Oberniki, † 18.8.1944 Berlin, Packerin, Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime.
    Die Arbeiterin aus Friedrichshain wurde einer Äußerung gegen den Krieg wegen in Plötzensee hingerichtet.
    Sie liegt auf dem Gelände der Anschutz Entertainment Group nahe dem Ostbahnhof.

    Wanda Kallenbach
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wanda_Kallenbach

    Wanda Kallenbach verließ als junges Mädchen ihr Heimatdorf nahe Posen Richtung Berlin, um dort als Hausgehilfin zu arbeiten. Später war sie auch als Packerin beschäftigt, zeitweise Mitglied einer Gewerkschaft. Sie heiratete einen Arbeiter, gebar 1933 eine Tochter und wohnte fortan in Berlin-Friedrichshain.

    1943, im vierten Kriegssommer des Zweiten Weltkrieges, besuchte Wanda Kallenbach ihre Schwester im ostpreußischen Jankendorf, Kreis Preußisch Holland, um sich dort von den Strapazen der immer häufigeren Bombenangriffe auf die deutsche Hauptstadt zu erholen. Gegenüber Dorfbewohnern äußerte sie sich kritisch zum Krieg und beklagte sich über den Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe, Reichsmarschall Hermann Göring. Zudem sprach sie sich für Streiks und Waffenniederlegungen als Mittel der Kriegsverkürzung aus.

    Am 20. Januar 1944, mehrere Monate nach ihrer Rückkehr nach Berlin, wurde sie aufgrund einer Denunziation von der Gestapo verhaftet. Am 20. April, zum Geburtstag von Adolf Hitler, wurde gegen Wanda Kallenbach Anklage wegen „Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“ erhoben. Der Fall wurde vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler verhandelt. Anklagevertreter war Staatsanwalt Karl Bruchhaus, der nach Ende des Krieges unbehelligt in die bundesdeutsche Justiz übernommen wurde. Wanda Kallenbach wurde nach kurzem Prozess für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Wanda Kallenbach wurde am 18. August 1944 in Plötzensee hingerichtet.

    #Berlin #Friedrichshain #Wanda-Kallenbach-Straße #Geschichte #Nazis #Widerstand

  • Stauffenbergstraße 13 - eine Katastrophe der Filmgeschichte

    Filmpanne im Bendlerblock: Warum Tom Cruise nachdrehen muss - Kino - Kultur - Tagesspiegel
    http://www.tagesspiegel.de/kultur/kino/filmpanne-im-bendlerblock-warum-tom-cruise-nachdrehen-muss/1061174.html


    Tragische geschichtliche Ereignisse wiederholen sich oft als Farce, sagte schon ein bekannter Autor. Dreiundsechzig Jahre nach dem Attentat professioneller Mörder, die sich tragisch als Amateurverschwörer gegen ihre Mitmörder versucht hatten, war es soweit: Das Schauspiel wurde als Farce gegeben, als Film inszeniert, nur diesmal klappte das Filmen der Hinrichtung nicht. Oder doch, denn wie bei allen Katastrophen gibt es unterschiedliche Auskünfte von unterschiedlichen Beteiligten. Vielleicht klappten ja die Hinrichtungsaufnahmen und nur alle anderen nicht, die wahre Geschichte wird wie oft erst in der Rückschau sichtbar werden.

    ... Nachdreh, der durch schwere Beschädigungen des abgedrehten Materials notwendig wurde, ein Ärgernis, eine Blamage, eine mittlere Katastrophe – für die in den Händen von Tom Cruise liegende Produktionsfirma United Artists, für den deutschen Koproduktionspartner „8. Babelsberg Film GmbH“ und vor allem für das betroffene Kopierwerk. Weshalb sich gestern lange keinerlei zutreffende offizielle Bestätigung für die Meldung finden wollte, die der Tagesspiegel in seiner Berliner Auflage verbreitet hatte. Lediglich die von der Produktion beauftragte deutsche Presseagentur ließ sich mit der Falschmeldung vernehmen, die Panne sei auf einen „Materialfehler“ offenbar beim Rohfilm zurückzuführen – ein Problem, das „immer wieder mal“ auftrete.

    Tatsächlich war ein äußerst seltener Fall eingetreten, den in der Branche wohl niemand auch seinem ärgsten Konkurrenten wünscht. Bei der Entwicklung des Filmmaterials gab es ein schwerwiegendes technisches Problem – offenbar die Behandlung mit einer falschen Flüssigkeit –, mit der Folge, dass nun die meisten Szenen im Bendlerblock neu gedreht werden müssen. Besonders peinlich: Das Missgeschick immerhin als Auftragnehmer einer weltweit beachteten 80-Millionen-Dollar-Produktion passierte ausgerechnet im Kopierwerk des Film- und TV-Dienstleisters Arri München, einem der zwei Postproduction-Unternehmen, die den deutschen Markt dominieren. Dem Vernehmen nach hat Arri den Schaden zugegeben – gegenüber der Produktion. Bei solch schweren Zwischenfällen in der Branche rücken schon mal die Firmenchefs persönlich mit mehreren Kisten Champagner bei ihren Groß-Auftraggebern an – und müssen dennoch befürchten, jahrelang ganz oben auf der schwarzen Liste zu stehen.

    Die Firma ARRI (Arnold und Richter, München) würde drei Jahre später die Herstellung analoger Filmkameras beenden und hatte wohl bereits mit der analogen Technik abgeschlossen. Dann passiert so etwas.

    Vielleicht wäre Mister Cruise Produktionsfirma ja besser mit der Berliner Kopieranstalt Andec gefahren, die entwickeln bis heute alle Schmal- und Kinofilmformate, abgesehen von Tarantinos 65/70mm Spezialanfertigung.

    ANDEC SERVICES ::: LEISTUNGEN ::: die FILMPROFIS
    http://www.andecfilm.de/en/e_start_new.html

    Hasenheide 9 — D-10967 Berlin — service@andecfilm.de — phone + 49 (0)30 691 7036 — fax +49 (0) 30 693 0321

    –---------------------------
    Nachsatz

    Heute kann man über das Mißgeschick als Farce lachen, der Vergleich von Tom Cruise faschistoider Sektenbande mit den alten Nazis zeigt zu viele absurde Ähnlichkeiten, um nicht wenigstens ein ironisches Zucken der Mundwinkel auszulösen. Der Schauspieler fügt als Leinwandinkarnation des adligen Antinazis der Realsatire den I-Punkt hinzu, dümmer geht es eigentlich kaum noch.

    Nicht zum Lachen sind die historischen Ereignisse von 1944, weniger als ein Jahr von dem endgültigen Sieg über Nazideutschland. Bei den wirklichen Hinrichtungen zeigten die Nationalsozialisten im Detail die Verrohung, welche im industriellen Massenmord von Auschwitz ihren bekanntesten Audruck fand. Gefilmt wurde nicht in der Stauffenbergstraße sondern im Gefängnis Plötzensee. Diese Aufnahmen sind uns heute noch durch Zeitzeugen bekannt.

    Karl von Aretin: Gefilmte Hinrichtungen
    https://www.youtube.com/watch?v=HCvhiZRFMQ8

    An der Richtstatte kein Hitler-Gruß
    SPIEGEL-Reporter Hans Halter über die Hinrichtungenwahrend der NS-Zeit im Zuchthaus Berlin-Plötzensee
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40351220.html

    #Deutschland #Widerstand #Nazis #Film #Hollywood

  • Der „Anwalt des Proletariats“ hat seine Straße behalten - das Landgericht Berlin liegt heute in der Littenstraße in Mitte.

    “Unerhörte Methoden gegen Dr. Litten

    In dem Prozeß gegen mehrere Kommunisten und Nationalsozialisten wegen des Überfalls auf die Kolonie Felseneck in Berlin amtiert Rechtsanwalt Dr. Litten, ein auch bei verschiedenen unserer Genossen bekannter Verteidiger, für die kommunistischen Angeklagten. Das Gericht schloß ihn auf die Dauer des Prozesses von den Verhandlungen aus. Angeblich habe Litten die Angeklagten ‚verhetzt’, politische Sensationsanträge gestellt usw. Selbstverständlich ist daran kein wahres Wort. Litten hat die Angeklagten so verteidigt, wie er es für seine Pflicht als Anwalt hielt. Daß dies den reaktionären Richtern nicht passte, ist möglich, aber deshalb haben sie noch lange kein Recht zu einer derartigen unerhörten Maßnahme, die sich auf keinerlei Gesetze stützen kann. Gegen den Beschluß ist Beschwerde eingelegt worden.“

    „Der Syndikalist“, Nr. 37/1932.

    http://www.voutsadakis.com/GALLERY/ALMANAC/Year2012/Jun2012/06192012/2012jun19.html

    The treatment Litten suffered was later described to his mother by an eyewitness. Very early on, he was beaten so badly, the Nazis refused to even let his fellow prisoners see him. He was beaten, tortured and forced into hard labor. He attempted suicide in 1933 in an attempt to avoid endangering his former clients, but he was revived by the Nazis so they could interrogate him further. Litten’s suicide attempt came at Spandau Prison, after he buckled under torture administered to extract information about the Felsenecke trial. After revealing some information, he was immediately accused in the press as an accomplice to the murder of an SA man. Litten then wrote a letter to the Gestapo, saying that evidence gained in such a manner was not true and that he recanted. Knowing what awaited him, he then attempted to take his life.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Litten

    Über seinen Sozietätskollegen Barbasch hatte Litten auch Kontakt zur Roten Hilfe – einer von Wilhelm Pieck und Clara Zetkin gegründeten Selbsthilfeorganisation, die insbesondere in Zeiten von Streik und Arbeitslosigkeit notleidende Arbeiterfamilien unterstützte. Daneben organisierte die Rote Hilfe auch Rechtsschutz und Verteidigung für Arbeiter, die wegen ihrer politischen Aktivitäten oder Überzeugungen angeklagt wurden. Bis Mitte 1929 hatte die Rote Hilfe knapp 16.000 inhaftierten Arbeitern juristischen Beistand und in weiteren 27.000 Fällen Rechtsschutz gewährt. Auch Hans Litten übernahm Mandate der Roten Hilfe.

    Klemkestraße, Berlin-Reinickendorf
    http://www.berliner-stadtplan.com/poi/4083_Klemkestrasse-Berlin-Reinickendorf

    Die Straße wurde 1947 nach dem Arbeiter Fritz Klemke benannt. Fritz Klemke wurde am 24. August 1902 in Berlin geboren. Am 19. Januar 1932 wurde er in seiner Laube Opfer eines Überfalls von SA-Mitgliedern. Der Mord wurde nicht geahndet.
    Der östliche Teil der Klemkestraße liegt im Bezirk Pankow.

    Das Chaos der Erinnerung - von Dieter Huhn
    http://www.berlinstreet.de/6487

    Kolonie Felseneck am Büchsenweg. Bei der Reichstagswahl im September 1930 wählten 400 Bewohner SPD, 200 KPD, 100 NSDAP, nur 50 sogenannte »Bürgerliche«; die Gegend, heißt es, war hart umkämpft: Prügeleien, blutige Köpfe.

    Mitte Januar 1932 überfiel SA die Kolonie, am Ende war Fritz Klemke, Kommunist seit vier Tagen (erzählt man), tot, »eine rohe bestialische Tat«, sagte der Staatsanwalt beim Prozess im Dezember 1932, das Gericht konnte trotzdem nur einen Fahrrad-Diebstahl erkennen und stellte das Verfahren ein, Täter angeblich nicht zu ermitteln; als Nebenkläger gegen die SA war Rechtsanwalt Hans Litten aufgetreten, ein junger Mann, noch keine 30 Jahre, er hatte schon Hitler in die Enge getrieben, das zahlte der ihm heim, sobald er Reichskanzler war, fünf Jahre schleppte er den Aufrechten durch die KZs, ermordet am 4. oder 5. Januar 1938 in Dachau, hinten auf dem Pankower Friedhof III an der Leonhard-Frank-Straße ist eine Grabstätte, ein Denkmal, ein Erinnerungs-Stein (lese ich, gefunden habe ich ihn bisher nicht).
    Als ich Richter war, in einem anderen Leben, und der Justiz demokratisch Gutes zutraute, sagte mir einer seiner Söhne, alt wie ich, Ministerial-Beamter im niedersächsischen Justiz-Ministerium: Wie kannst du der deutschen Justiz Gutes zutrauen? Wie konnte ich! An den Illusionen halten wir uns aufrecht, nicht an den Wahrheiten.

    Schulze-Wechsungen, Werner
    http://www.stiftung-bg.de/kz-oranienburg/index.php?id=460

    Im Februar 1931 wechselte Schulze-Wechsungen zum Sturmbann Berlin-Reinickendorf XI. und wurde Sturmbannführer in Wedding/Reinickendorf III/4. Als Major der Standarte 208 war er maßgeblich an dem Überfall auf die Kolonie „Felseneck“ vom 15. Februar 1932 in Berlin-Reinickendorf beteiligt und wurde daraufhin unter Anklage des Totschlages dreieinhalb Monate in Untersuchungshaft genommen.

    Lage der ehemaligen Kolonie Felseneck
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tze_in_Berlin-Reinickendorf

    Büchsenweg, angelegt ab 4. Aug. 1930 Die Straße liegt zwischen Emmentaler und Klemkestraße. Sie wurde nach Bebauungsplan als Straße 23 angelegt, am 1. April 1962 wurde die Straße 384 und am 1. April 1963 noch die Verlängerung einbezogen.

    Litten und Hitler – der Edenpalast-Prozess vor dem Landgericht Berlin
    http://anwaltsblatt.anwaltverein.de/tl_files/anwaltsblatt/files/news/magazin/12.13_Mauntel.pdf

    Der 8. Mai 1931 wurde für Hans Litten zum Schicksalstag. Als Nebenklägervertreter befragte der gerade 27 Jahre alte Rechtsanwalt stundenlang vor dem Landgericht Berlin den Zeugen Adolf Hitler. Von der Verteidigung zur Entlastung als Zeuge aufgeboten, zeigte Hans Litten am Ende die wahren Ziele Adolf Hitlers und der NSDAP auf. Den von vielen Zeitungen gefeierten Achtungserfolg musste Hans Litten bitter bezahlen. In der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. auf den 28. Februar 1933 wurde er verhaftet.

    #Straßennamen #Berlin #Geschichte #Widerstand

  • Chris #Hedges Interviews Noam #Chomsky (1/3)

    Pulitzer Prize-winning journalist Chris Hedges speaks with Professor Noam Chomsky about working-class resistance during the Industrial Revolution, propaganda, and the historical role played by intellectuals in times of war - June 17, 14

    https://www.youtube.com/watch?v=bwRf5HHm2Mo

    – chez TRNN avec une trace écrite: http://therealnews.com/t2/index.php?option=com_content&task=view&id=31&Itemid=74&jumival=12006

    [...]

    [I]n the early 19th century, the business world recognized, both in England and the United States, that sufficient freedom had been won so that they could no longer control people just by violence. They had to turn to new means of control. The obvious ones were control of opinions and attitudes. That’s the origins of the massive public relations industry, which is explicitly dedicated to controlling minds and attitudes.

    The first—it partly was government. The first government commission was the British Ministry of Information. This is long before Orwell—he didn’t have to invent it. So the Ministry of Information had as its goal to control the minds of the people of the world, but particularly the minds of American intellectuals, for a very good reason: they knew that if they can delude American intellectuals into supporting British policy, they could be very effective in imposing that on the population of the United States. The British, of course, were desperate to get the Americans into the war with a pacifist population. Woodrow Wilson won the 1916 election with the slogan “Peace without Victory”. And they had to drive a pacifist population into a population that bitterly hated all things German, wanted to tear the Germans apart. The Boston Symphony Orchestra couldn’t play Beethoven. You know. And they succeeded.

    Wilson set up a counterpart to the Ministry of Information called the Committee on Public Information. You know, again, you can guess what it was. And they’ve at least felt, probably correctly, that they had succeeded in carrying out this massive change of opinion on the part of the population and driving the pacifist population into, you know, warmongering fanatics.

    And the people on the commission learned a lesson. One of them was Edward Bernays, who went on to found—the main guru of the public relations industry. Another one was Walter Lippman, who was the leading progressive intellectual of the 20th century. And they both drew the same lessons, and said so.

    The lessons were that we have what Lippmann called a “new art” in democracy, “manufacturing consent”. That’s where Ed Herman and I took the phrase from. For Bernays it was “engineering of consent”. The conception was that the intelligent minority, who of course is us, have to make sure that we can run the affairs of public affairs, affairs of state, the economy, and so on. We’re the only ones capable of doing it, of course. And we have to be—I’m quoting—"free of the trampling and the roar of the bewildered herd", the “ignorant and meddlesome outsiders”—the general public. They have a role. Their role is to be “spectators”, not participants. And every couple of years they’re permitted to choose among one of the “responsible men”, us.

    And the John Dewey circle took the same view. Dewey changed his mind a couple of years later, to his credit, but at that time, Dewey and his circle were writing that—speaking of the First World War, that this was the first war in history that was not organized and manipulated by the military and the political figures and so on, but rather it was carefully planned by rational calculation of “the intelligent men of the community”, namely us, and we thought it through carefully and decided that this is the reasonable thing to do, for all kind of benevolent reasons.

    And they were very proud of themselves.

    There were people who disagreed. Like, Randolph Bourne disagreed. He was kicked out. He couldn’t write in the Deweyite journals. He wasn’t killed, you know, but he was just excluded.

    And if you take a look around the world, it was pretty much the same. The intellectuals on all sides were passionately dedicated to the national cause—all sides, Germans, British, everywhere.

    There were a few, a fringe of dissenters, like Bertrand Russell, who was in jail; Karl Liebknecht and Rosa Luxemburg, in jail; Randolph Bourne, marginalized; Eugene Debs, in jail for daring to question the magnificence of the war. In fact, Wilson hated him with such passion that when he finally declared an amnesty, Debs was left out, you know, had to wait for Warren Harding to release him. And he was the leading labor figure in the country. He was a candidate for president, Socialist Party, and so on.

    But the lesson that came out is we believe you can and of course ought to control the public, and if we can’t do it by force, we’ll do it by manufacturing consent, by engineering of consent. Out of that comes the huge public relations industry, massive industry dedicated to this.

    Incidentally, it’s also dedicated to undermining markets, a fact that’s rarely noticed but is quite obvious. Business hates markets. They don’t want to—and you can see it very clearly. Markets, if you take an economics course, are based on rational, informed consumers making rational choices. Turn on the television set and look at the first ad you see. It’s trying to create uninformed consumers making irrational choices. That’s the whole point of the huge advertising industry. But also to try to control and manipulate thought. And it takes various forms in different institutions. The media do it one way, the academic institutions do it another way, and the educational system is a crucial part of it.

    This is not a new observation. There’s actually an interesting essay by—Orwell’s, which is not very well known because it wasn’t published. It’s the introduction to Animal Farm. In the introduction, he addresses himself to the people of England and he says, you shouldn’t feel too self-righteous reading this satire of the totalitarian enemy, because in free England, ideas can be suppressed without the use of force. And he doesn’t say much about it. He actually has two sentences. He says one reason is the press “is owned by wealthy men” who have every reason not to want certain ideas to be expressed.

    But the second reason, and the more important one in my view, is a good education, so that if you’ve gone to all the good schools, you know, Oxford, Cambridge, and so on, you have instilled into you the understanding that there are certain things it wouldn’t do to say—and I don’t think he went far enough: wouldn’t do to think. And that’s very broad among the educated classes. That’s why overwhelmingly they tend to support state power and state violence, and maybe with some qualifications, like, say, Obama is regarded as a critic of the invasion of Iraq. Why? Because he thought it was a strategic blunder. That puts him on the same moral level as some Nazi general who thought that the second front was a strategic blunder—you should knock off England first. That’s called criticism.

    [...]

    #industrialisation
    #media #histoire #Geschichte #institution
    #USA #England #Angleterre
    #Grande-Bretagne #Great_Britain #Großbritannien
    #Allemagne #Germany #Deutschland

    #contrôle #Kontrolle
    #résistance #Widerstand
    #working_class #ouvriers #Arbeiterklasse
    #éducation #Bildung
    #intellectuels

    • Chris Hedges Interviews Noam Chomsky (2/3)

      http://therealnews.com/t2/index.php?option=com_content&task=view&id=31&Itemid=74&jumival=12016

      [...]

      Like a lot of people, I’ve written a lot about media and intellectual propaganda, but there’s another question which isn’t studied much: how effective is it? And that’s—when you brought up the polls, it’s a striking illustration. The propaganda is—you can see from the poll results that the propaganda has only limited effectiveness. I mean, it can drive a population into terror and fear and war hysteria, like before the Iraq invasion or 1917 and so on, but over time, public attitudes remain quite different. In fact, studies even of what’s called the right-wing, you know, people who say, get the government off my back, that kind of sector, they turn out to be kind of social democratic. They want more spending on health, more spending on education, more spending on, say, women with dependent children, but not welfare, no spending on welfare, because Reagan, who was an extreme racist, succeeded in demonizing the notion of welfare. So in people’s minds welfare means a rich black woman driving in her limousine to the welfare office to steal your money. Well, nobody wants that. But they want what welfare does.

      Foreign aid is an interesting case. There’s an enormous propaganda against foreign aid, ’cause we’re giving everything to the undeserving people out there. You take a look at public attitudes. A lot of opposition to foreign aid. Very high. On the other hand, when you ask people, how much do we give in foreign aid? Way beyond what we give. When you ask what we should give in foreign aid, far above what we give.

      And this runs across the board. Take, say taxes. There’ve been studies of attitudes towards taxes for 40 years. Overwhelmingly the population says taxes are much too low for the rich and the corporate sector. You’ve got to raise it. What happens? Well, the opposite.

      [...]

      #propagande
      #effectiveness #efficacité #Effizienz

    • Chris Hedges Interviews Noam Chomsky (3/3)

      http://therealnews.com/t2/index.php?option=com_content&task=view&id=31&Itemid=74&jumival=12018

      #ows #occupy
      #cooperatives

      [...]

      Well, I think it’s a little misleading to call it a movement. Occupy was a tactic, in fact a brilliant tactic. I mean, if I’d been asked a couple of months earlier whether they should take over public places, I would have said it’s crazy. But it worked extremely well, and it lit a spark which went all over the place. Hundreds and hundreds of places in the country, there were Occupy events. It was all over the world. I mean, I gave talks in Sydney, Australia, to the Occupy movement there. But it was a tactic, a very effective tactic. Changed public discourse, not policy. It brought issues to the forefront.I think my own feeling is its most important contribution was just to break through the atomization of the society. I mean, it’s a very atomized society. There’s all sorts of efforts to separate people from one another, as if the ideal social unit is, you know, you and your TV set.

      HEDGES: You know, Hannah Arendt raises atomization as one of the key components of totalitarianism.

      CHOMSKY: Exactly. And the Occupy actions broke that down for a large part of the population. People could recognize that we can get together and do things for ourselves, we can have a common kitchen, we can have a place for public discourse, we can form our ideas and do something. Now, that’s an important attack on the core of the means by which the public is controlled. So you’re not just an individual trying to maximize your consumption, but there are other concerns in life, and you can do something about them. If those attitudes and associations and bonds can be sustained and move in other directions, that’ll be important.

      But going back to Occupy, it’s a tactic. Tactics have a kind of a half-life. You can’t keep doing them, and certainly you can’t keep occupying public places for very long. And was very successful, but it was not in itself a movement. The question is: what happens to the people who were involved in it? Do they go on and develop, do they move into communities, pick up community issues? Do they organize?

      Take, say, this business of, say, worker-owned industry. Right here in Massachusetts, not far from here, there was something similar. One of the multinationals decided to close down a fairly profitable small plant, which was producing aerospace equipment. High-skilled workers and so on, but it wasn’t profitable enough, so they were going to close it down. The union wanted to buy it. Company refused—usual class reasons, I think. If the Occupy efforts had been available at the time, they could have provided the public support for it.

      [...]

      Well, you know, a reconstituted auto industry could have turned in that direction under worker and community control. I don’t think these things are out of sight. And, incidentally, they even have so-called conservative support, because they’re within a broader what’s called capitalist framework (it’s not really capitalist). And those are directions that should be pressed.

      Right now, for example, the Steelworkers union is trying to establish some kind of relations with Mondragon, the huge worker-owned conglomerate in the Basque country in Spain, which is very successful, in fact, and includes industry, manufacturing, banks, hospitals, living quarters. It’s very broad. It’s not impossible that that can be brought here, and it’s potentially radical. It’s creating the basis for quite a different society.

      [...]

      #militarisation
      #Militarisierung #Aufrüstung

      #war_crime #Iraq
      #crime_de_guerre
      #Kriegsverbrechen
      #Nürnberg

      [...]

      Go back to the #Nuremberg judgments. I’m not telling you anything you don’t know, but in Nuremberg aggression was defined as “the supreme international crime,” differing from other war crimes in that it includes, it encompasses all of the evil that follows. Well, the U.S.-British invasion of Iraq is a textbook case of aggression. By the standards of Nuremberg, they’d all be hanged. And one of the things it did, one of the crimes was to ignite a Sunni-Shiite conflict which hadn’t been going on. I mean, there was, you know, various kinds of tensions, but Iraqis didn’t believe there could ever be a conflict. They were intermarried, they lived in the same places, and so on. But the invasion set it off. Took off on its own. By now it’s inflaming the whole region. Now we’re at the point where Sunni jihadi forces are actually marching on Baghdad.

      HEDGES: And the Iraqi army is collapsing.

      CHOMSKY: The Iraqi army’s just giving away their arms. There obviously is a lot of collaboration going on.And all of this is a U.S. crime if we believe in the validity of the judgments against the Nazis.

      And it’s kind of interesting. Robert Jackson, the chief prosecutor, a U.S. justice, at the tribunal, addressed the tribunal, and he pointed out, as he put it, that we’re giving these defendants a “poisoned chalice”, and if we ever sip from it, we have to be treated the same way, or else the whole thing is a farce and we should recognize this as just victor’s justice.

      [...]