25-Jähriger vor Gericht: Er schlug eine Richterin bewusstlos und riss ihr Haare aus
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22.5.2023 von Katrin Bischoff - Der Staatsanwalt wirft dem Beschuldigten zehn Taten vor. Er soll in Berlin auch zum Sturm auf die Generalstaatsanwaltschaft aufgerufen haben.
Die Vorwürfe, die der Staatsanwalt an diesem Montag am Landgericht Berlin verliest, hören sich schon ein wenig bizarr an. Er wirft Savvas V. Störung des öffentlichen Friedens, versuchte Nötigung, Bedrohung, gefährliche Körperverletzung und Missbrauch von Notrufen vor. Savvas V. ist 25 Jahre alt, er ist nicht Angeklagter, sondern Beschuldigter. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er psychisch krank ist. Sie strebt die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Savvas V. werden insgesamt zehn strafbare Handlungen vorgeworfen, die er zwischen September 2012 und Juli 2021 im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben soll. So habe er laut Antragsschrift am 7. September 2021 gegen 0.50 Uhr eine Mail an 287 Adressaten geschickt – darunter Behörden, Politiker, Vereine und Privatpersonen. Darin soll er unter anderem zum Sturm auf die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin aufgerufen und gefordert haben, die Generalstaatsanwältin im Livestream zu foltern.
Am 24. September 2021 soll er die Polizei angerufen und gefordert haben, einen Beamten der Wache sofort zu entlassen. Andernfalls würde er den Polizisten töten. Savvas V. hatte den Beamten zuvor in einem Fernsehbeitrag gesehen, in dem gezeigt wurde, wie die Polizei in der Corona-Pandemie das Alkoholverbot in Parks durchsetzte.
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Einer Richterin Haare ausgerissen
Bei einer Anhörung in einem psychiatrischen Krankenhaus soll Savvas V. eine Richterin angegriffen, ihr auf den Kopf geschlagen und Haare ausgerissen haben. Die Juristin habe dadurch kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Zudem soll der Beschuldigte Pflegepersonal attackiert und Mitarbeiter des Bezirksamts Reinickendorf bedroht haben.
Savvas V. fühle sich angegriffen von staatlichen Institutionen, er habe Angst vor Polizeigewalt, sagt Pamela Pabst, die Anwältin des Beschuldigten. Zudem habe es ihr Mandant als Unrecht angesehen, als er in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden sei. Der Besuch der Richterin habe ihn „total in Panik“ geraten lassen. Sie hatte ihm erklärt, dass er noch länger in der Klinik bleiben müsse.
Nach ihren Angaben, die der Beschuldigte dann auch bestätigt, wolle Savvas V. gerne als Personenschützer arbeiten und für die Menschen, die er beschützen würde, auch sterben. Dafür jedoch hätte er einen Bildungsgutschein bekommen müssen, der ihm vom Jobcenter vorenthalten worden sei.
„Ich bin kein böser Typ“, beteuert Savvas V. an diesem ersten Prozesstag. Er habe die Mail nur an so viele Menschen versendet, um öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Richterin will er „vor lauter Angst“ geschlagen haben. „Es tut mir furchtbar leid“, sagt der 25-Jährige. Und auf die Frage, warum er gedroht habe, den Polizisten umzubringen, antwortet Savvas V.: Der Beamte habe in dem Fernsehbericht einen Mann von hinten angegriffen. „Es gibt niemanden, der die Polizei kontrolliert“, sagt er. Das wolle er gerne machen.
Der Prozess wird Ende Mai fortgesetzt.