Streit um Kulturzentrum Oyoun in Berlin-Neukölln: Senat schreibt Standort neu aus
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2.9.2024 von Susanne Lenz - Die Berliner Senatsverwaltung für Kultur sucht einen neuen Betreiber für die Lucy-Lameck-Straße 32. Warum erst jetzt? Darauf gibt es eine denkbare Antwort.
Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sucht neue Betreiber für den landeseigenen Kulturstandort Lucy-Lameck-Straße 32 in Neukölln –für die Nutzung ab Januar 2025. Der Kulturstandort solle zu einem Ort der Begegnung und des Dialogs für eine überwiegend junge, diverse Zielgruppe werden, heißt es in der Mitteilung von Montag. Die Bewerbungsfrist endet am 9. Oktober 2024.
Zuvor und von 2020 an war das Kulturzentrum Oyoun an diesem Standort zu Hause, das sich als Plattform für diasporische, migrantische und internationale Kunst und Kultur definierte. Die Senatsverwaltung hatte die Förderung für Oyoun allerdings zum Ende des Jahres 2023 beendet. Im Raum stand ein unbestätigter, nicht offiziell geäußerter Vorwurf: Antisemitismus.
Entzündet hatte sich der Konflikt zwischen Oyoun und der Senatsverwaltung an einer Veranstaltung des Vereins Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost am 4. November 2023 in den Räumen von Oyoun. Die Senatsverwaltung bat Oyoun, dem Verein keine Räume zur Verfügung zu stellen, da dieser die BDS-Bewegung unterstütze. Oyoun wiederum sprach von Zensur. Ein Sprecher der Senatsverwaltung verneinte, dass ein Zusammenhang zwischen dem Konflikt und dem Ende der Förderung besteht. Diese sei „regulär“ ausgelaufen.
Die Tatsache, dass das Haus an der Lucy-Lameck-Straße nun so lange leer steht, weist aber sehr wohl darauf hin, dass die Senatsverwaltung ursprünglich vorhatte, Oyoun über 2023 hinaus zu fördern, wie Oyoun es auch sagt. Sonst hätte sie den Standort viel früher ausgeschrieben.