Der hässlichste Fleck Berlins: Nichts ist so trist wie der Uber-Platz in Friedrichshain
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Da hat der Kollege Schreiberling aber schlecht aufgepasst. Gerade am 19. Februar hat das Taxifilmfest dem Platz ein freundlicheres Gedicht gegeben.
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Zumindrest auf der Mühlenstraße waren die Taxifilmfesttaxis unübersehbar. Tja.
19.2.2025 von Johann Voigt - Egal ob O₂-, Mercedes- oder Uber-Platz: Die Tristesse dieses Ortes ist erdrückend. Außer, es finden dort gleichzeitig die Berlinale und ein K-Pop-Konzert statt.
Berlin verkommt zum mittelmäßigen Provinzkaff. Zumindest am Uber-Platz in Friedrichshain. Zwischen der Uber Arena und der Uber Eats Music Hall wirkt alles so generisch, als würde man sich auf dem Gelände von irgendeiner Mall im Niemandsland der USA befinden. Aber nicht auf die romantische Roadmovie-Art.
An diesem seelenlosen Ort zwischen L’Osteria, Five Guys und, natürlich, einer Rooftop-Bar schreit alles so sehr nach Konsum, dass sich selbst der letzte Hyperkapitalist fragen sollte: Was will ich hier? Denn geboten wird nichts außer mittelmäßiger Architektur, mittelmäßigem Essen und mittelmäßigen Geschäften.
Bei UCI ballern währenddessen Actionhelden in Blockbustern stoisch gegen die Tristesse an. Das Areal um den Uber-Platz, ein Ort so grau wie der Berliner Winter. Trotz der blinkenden Neonlichter auf den Werbetafeln. Jeder Mensch, der sich allein an diesen Ort begibt, wird früher oder später seiner Lebensfreude beraubt.
Außer am Abend. Das Absurde an diesem Fleck Erde ist, dass er alle paar Monate glänzt, dass hier Kultur von Weltrang passiert. Beyoncé spielte in der Uber Arena, auch Drake, Kiss und Madonna waren da. Von einem auf den anderen Moment wird der Uber-Platz zum Hotspot der globalen Popkultur.
Cineasten und K-Pop-Fans
Derzeit ist dort eine besonders interessante Wechselwirkung zu beobachten. Einerseits ist die Uber Eats Music Hall erneut einer der Austragungsorte der Berlinale: Plötzlich läuft hier internationales Nischenkino für Cineasten. Andererseits spielte die K-Pop-Band Ateez zwei Konzerte hintereinander in der Uber Arena.
Das führt dazu, dass sich auf dem Uber-Platz Anhänger beider (Sub-)Kulturen umeinander herumschlängeln. Die sleeken, dunklen Outfits und strengen Brillen der Kinogänger treffen auf die knallige, ein bisschen grungy, ein bisschen an Anime erinnernde Ästhetik von K-Pop. Die Haare der einen sind nach hinten gegelt, die der anderen grün oder pink gefärbt.
Die beiden Gruppen sprechen nicht miteinander, sie beäugen sich nur interessiert. Das Wichtigste aber ist: Sie geben dem Uber-Platz eine Seele, jede auf ihre Art. Sie stülpen dem Grau ihre Ästhetiken über, nehmen den Raum ein mit ihren Gesprächen, während sie draußen darauf warten, dass drinnen große Kultur passiert.
Und so hören 17.000 Fans Ateez zu und kreischen, während nebenan der Film „Girls on Wire“ der chinesischen Regisseurin Vivian Qu läuft und mit vornehmem Applaus bedacht wird. Der Uber-Platz ist da längst wieder verwaist. Nur die Absperrgitter für die K-Pop-Fans vor der Konzerthalle und ein paar Berlinale-Bären erinnern noch an einen kurzen Moment der Lebensfreude an diesem toten Ort.