Taxi

Reality Check - Geschichten rund ums Taxi in Berlin und weltweit - Materialsammlung, Bilder, Videos, Texte

  • Der „Anwalt des Proletariats“ hat seine Straße behalten - das Landgericht Berlin liegt heute in der Littenstraße in Mitte.

    “Unerhörte Methoden gegen Dr. Litten

    In dem Prozeß gegen mehrere Kommunisten und Nationalsozialisten wegen des Überfalls auf die Kolonie Felseneck in Berlin amtiert Rechtsanwalt Dr. Litten, ein auch bei verschiedenen unserer Genossen bekannter Verteidiger, für die kommunistischen Angeklagten. Das Gericht schloß ihn auf die Dauer des Prozesses von den Verhandlungen aus. Angeblich habe Litten die Angeklagten ‚verhetzt’, politische Sensationsanträge gestellt usw. Selbstverständlich ist daran kein wahres Wort. Litten hat die Angeklagten so verteidigt, wie er es für seine Pflicht als Anwalt hielt. Daß dies den reaktionären Richtern nicht passte, ist möglich, aber deshalb haben sie noch lange kein Recht zu einer derartigen unerhörten Maßnahme, die sich auf keinerlei Gesetze stützen kann. Gegen den Beschluß ist Beschwerde eingelegt worden.“

    „Der Syndikalist“, Nr. 37/1932.

    http://www.voutsadakis.com/GALLERY/ALMANAC/Year2012/Jun2012/06192012/2012jun19.html

    The treatment Litten suffered was later described to his mother by an eyewitness. Very early on, he was beaten so badly, the Nazis refused to even let his fellow prisoners see him. He was beaten, tortured and forced into hard labor. He attempted suicide in 1933 in an attempt to avoid endangering his former clients, but he was revived by the Nazis so they could interrogate him further. Litten’s suicide attempt came at Spandau Prison, after he buckled under torture administered to extract information about the Felsenecke trial. After revealing some information, he was immediately accused in the press as an accomplice to the murder of an SA man. Litten then wrote a letter to the Gestapo, saying that evidence gained in such a manner was not true and that he recanted. Knowing what awaited him, he then attempted to take his life.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Litten

    Über seinen Sozietätskollegen Barbasch hatte Litten auch Kontakt zur Roten Hilfe – einer von Wilhelm Pieck und Clara Zetkin gegründeten Selbsthilfeorganisation, die insbesondere in Zeiten von Streik und Arbeitslosigkeit notleidende Arbeiterfamilien unterstützte. Daneben organisierte die Rote Hilfe auch Rechtsschutz und Verteidigung für Arbeiter, die wegen ihrer politischen Aktivitäten oder Überzeugungen angeklagt wurden. Bis Mitte 1929 hatte die Rote Hilfe knapp 16.000 inhaftierten Arbeitern juristischen Beistand und in weiteren 27.000 Fällen Rechtsschutz gewährt. Auch Hans Litten übernahm Mandate der Roten Hilfe.

    Klemkestraße, Berlin-Reinickendorf
    http://www.berliner-stadtplan.com/poi/4083_Klemkestrasse-Berlin-Reinickendorf

    Die Straße wurde 1947 nach dem Arbeiter Fritz Klemke benannt. Fritz Klemke wurde am 24. August 1902 in Berlin geboren. Am 19. Januar 1932 wurde er in seiner Laube Opfer eines Überfalls von SA-Mitgliedern. Der Mord wurde nicht geahndet.
    Der östliche Teil der Klemkestraße liegt im Bezirk Pankow.

    Das Chaos der Erinnerung - von Dieter Huhn
    http://www.berlinstreet.de/6487

    Kolonie Felseneck am Büchsenweg. Bei der Reichstagswahl im September 1930 wählten 400 Bewohner SPD, 200 KPD, 100 NSDAP, nur 50 sogenannte »Bürgerliche«; die Gegend, heißt es, war hart umkämpft: Prügeleien, blutige Köpfe.

    Mitte Januar 1932 überfiel SA die Kolonie, am Ende war Fritz Klemke, Kommunist seit vier Tagen (erzählt man), tot, »eine rohe bestialische Tat«, sagte der Staatsanwalt beim Prozess im Dezember 1932, das Gericht konnte trotzdem nur einen Fahrrad-Diebstahl erkennen und stellte das Verfahren ein, Täter angeblich nicht zu ermitteln; als Nebenkläger gegen die SA war Rechtsanwalt Hans Litten aufgetreten, ein junger Mann, noch keine 30 Jahre, er hatte schon Hitler in die Enge getrieben, das zahlte der ihm heim, sobald er Reichskanzler war, fünf Jahre schleppte er den Aufrechten durch die KZs, ermordet am 4. oder 5. Januar 1938 in Dachau, hinten auf dem Pankower Friedhof III an der Leonhard-Frank-Straße ist eine Grabstätte, ein Denkmal, ein Erinnerungs-Stein (lese ich, gefunden habe ich ihn bisher nicht).
    Als ich Richter war, in einem anderen Leben, und der Justiz demokratisch Gutes zutraute, sagte mir einer seiner Söhne, alt wie ich, Ministerial-Beamter im niedersächsischen Justiz-Ministerium: Wie kannst du der deutschen Justiz Gutes zutrauen? Wie konnte ich! An den Illusionen halten wir uns aufrecht, nicht an den Wahrheiten.

    Schulze-Wechsungen, Werner
    http://www.stiftung-bg.de/kz-oranienburg/index.php?id=460

    Im Februar 1931 wechselte Schulze-Wechsungen zum Sturmbann Berlin-Reinickendorf XI. und wurde Sturmbannführer in Wedding/Reinickendorf III/4. Als Major der Standarte 208 war er maßgeblich an dem Überfall auf die Kolonie „Felseneck“ vom 15. Februar 1932 in Berlin-Reinickendorf beteiligt und wurde daraufhin unter Anklage des Totschlages dreieinhalb Monate in Untersuchungshaft genommen.

    Lage der ehemaligen Kolonie Felseneck
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tze_in_Berlin-Reinickendorf

    Büchsenweg, angelegt ab 4. Aug. 1930 Die Straße liegt zwischen Emmentaler und Klemkestraße. Sie wurde nach Bebauungsplan als Straße 23 angelegt, am 1. April 1962 wurde die Straße 384 und am 1. April 1963 noch die Verlängerung einbezogen.

    Litten und Hitler – der Edenpalast-Prozess vor dem Landgericht Berlin
    http://anwaltsblatt.anwaltverein.de/tl_files/anwaltsblatt/files/news/magazin/12.13_Mauntel.pdf

    Der 8. Mai 1931 wurde für Hans Litten zum Schicksalstag. Als Nebenklägervertreter befragte der gerade 27 Jahre alte Rechtsanwalt stundenlang vor dem Landgericht Berlin den Zeugen Adolf Hitler. Von der Verteidigung zur Entlastung als Zeuge aufgeboten, zeigte Hans Litten am Ende die wahren Ziele Adolf Hitlers und der NSDAP auf. Den von vielen Zeitungen gefeierten Achtungserfolg musste Hans Litten bitter bezahlen. In der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. auf den 28. Februar 1933 wurde er verhaftet.

    #Straßennamen #Berlin #Geschichte #Widerstand