Taxi

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  • 12.08.2014: In einem Rutsch nach Meran (neues-deutschland.de)
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/942108.in-einem-rutsch-nach-meran.html

    Die Gewerkschaft verlangt für angehende Lokführer eine bundeseinheitliche Prüfungsverordnung, europaweit geltende Mindeststandards für die Ausbildung und eine Mindestqualität der Prüfer. Bislang gebe es bundesweit 124 Prüfer bei 71 Unternehmen, die die Schulung völlig uneinheitlich gestalten. Der Europäische Lokführerschein sei Pflicht nur für diejenigen, die ihn erstmals erwerben. In Deutschland besäßen nur 2300 der 25 000 bundesweit eingesetzten Lokführer dieses Dokument im handlichen Kartenformat, so Bieck. Dringend geboten seien auch die Einführung einer einheitlichen elektronischen Fahrerkarte samt Fahrtenschreiber auf jeder Lok sowie die Schaffung neutraler nationaler Kontrollorgane, die für alle Bahnen zuständig sind. Bei Bundesregierung und EU-Ministerrat stießen Europas Bahngewerkschaften mit ihren Forderungen bislang auf taube Ohren, kritisierte EVG-Vorstand Bieck.

    Im Gegensatz zu den amtlichen Kontrollen von Berufskraftfahrern seien die Zuständigkeit für die Kon-trolle der Arbeitsbedingungen auf den Loks und die Ermittlung »schwarzer Schafe« im Schienenverkehr nicht geregelt, beklagte Helmut Diener vom gewerkschaftsnahen Verein Mobifair, der sich für Arbeitnehmerschutzrechte im Verkehrsbereich stark macht. Seit Gründung der Deutschen Bahn AG 1994 schöben sich Eisenbahnbundesamt, Landesbehörden und Gewerbeaufsichtsämter gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Zudem böten Lokführer zunehmend als »Selbstständige« über Leiharbeitsagenturen ihre Arbeitskraft an und fielen aus Arbeitszeitschutzbestimmungen für abhängig Beschäftigte heraus. Sie stünden aufgrund ihrer prekären Lage in Versuchung, ohne Rücksicht auf Übermüdung und davon ausgehende Gefahren jeden Auftrag anzunehmen.

    Bei Privatbahnen scheinen lange, ermüdende Güterzugfahrten quer durch die Republik ohne Pausen und Personalwechsel üblich, wie die Beobachtungen von zwei Lokführern der DB-Güterbahn deutlich machen. Sie sahen, wie in Hamburg die mitfahrende Frau und Kinder eines rumänischen Lokführers aus einer abgestellten Lok stiegen und Wäsche aufhängten. Ein anderer Lokführer habe rund um die Uhr alleine einen Güterzug von Westdeutschland ins italienische Meran und nach kurzer Entladepause wieder zurück gefahren.