Taxi

Reality Check - Geschichten rund ums Taxi in Berlin und weltweit - Materialsammlung, Bilder, Videos, Texte

  • Was der Kaupert nicht weiß - die Liebknechtbrücke
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Liebknechtbruecke-10178-Berlin
    https://www.flickr.com/photos/lt_paris/5441834523

    Flickr

    Ein bischen mehr Aufmerksamkeit verdient sie schon, die Liebknechtbrücke in der Berliner Mitte. Man weiß nicht einmal, wie sie denn genau heißt. Sogar in der Onlineausgabe des Kaupert wird sie einmal als Liebknechtbrücke und an anderer Stelle als Karl-Liebknecht-Brücke bezeichnet.


    Das hat die olle Brücke nicht verdient, immerhin reicht ihre bewegte Geschichte bis ins siebzehnte Jahrhundert zurück.

    Namen: Burgbrücke (ab Ende des 17. Jahrhunderts) bis zum Einsturz 1709 und Abriß 1771, ab 1831 Kavalierbrücke , im Volksmund aufgrund des Brückenzoll Sechserbrücke genannt, ab 1889 Kaiser-Wilhelm-Brücke bis Abriß 1939 bzw. zur Sprengung 1945, ab 1950 Liebknechtbrücke

    Online-Kartendienste zeigen ihre genaue Lage.
    http://www.openstreetmap.org/way/339201206#map=19/52.51875/13.40229
    https://www.google.de/maps/place/Liebknechtbr%C3%BCcke,+10178+Berlin/@52.5187572,13.4001224,17z/data=!3m1!4b1!4m2!3m1!1s0x47a851df00d5471b:0x66ac3e9bd5ac28b5

    Gehen wir davon aus, daß das für Brückenschilder zuständige Amt weiß, was es in den Auftrag für den Schildermaler und Gedenkschildgießer schreibt, und einigen uns auf Liebknechtbrücke .
    https://www.flickr.com/photos/umdrums/2704613033

    Flickr

    https://www.flickr.com/photos/froutes/2169460154

    Flickr

    Heute kommt sie etwas unscheinbar daher und, nicht so pompös wie unter dem Kaiser. 1945 von der SS beim Kampf um die Reichshauptstadt gesprengt, wurde sie 1949 neu errichtet und benannt. Als man 1969 die Liebknechtstraße , die an der Liebknechtbrücke begann, 1969 in Karl-Liebknecht-Straße umbenannte, wurde sie außen vor gelassen, vielleicht wollte man sich auch einfach einen zusätzlichen Verwaltungsakt sparen, und sie behielt die Kurzfassung des Namens.

    https://www.flickr.com/photos/umdrums/2705419330

    Flickr

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liebknechtbr%C3%BCcke#Die_Liebknechtbr.C3.BCcke_wird_gebaut

    Als die sowjetische Armee in Berlin eingezogen war, ließen die Befehlshaber wieder eine Holzbrücke für Fußgänger aufstellen. Der Neubau einer festen Brücke als Ost-West-Straßenverbindung begann 1949. Als Stützkonstruktion ließen sich die beiden steinernen Randgewölbe wieder herrichten, das größere Mittelsegment wurde als rechteckige Stahlrahmenkonstruktion ausgeführt. Die Ingenieure und Bauarbeiter schufen in Rekordbauzeit von neun Monaten ein Bauwerk in den Formen der Kaiser-Wilhelm-Brücke allerdings ohne preußische Emblematik und aus zeitgenössischen Baumaterialien. Die neue Spreequerung erhielt zu Ehren von Karl Liebknecht den Namen Liebknechtbrücke. Liebknecht, der in der Nähe eine Rechtsanwaltspraxis besessen hatte, überquerte am 9. November 1918 die Brücke auf dem Weg zum Stadtschloss, wo er die Freie Sozialistische Republik Deutschland ausrief.

    Der Bau des Palastes der Republik anstelle des gesprengten und abgetragenen Schlosses erforderte 1975 eine Verstärkung und Nivellierung der Brückenoberfläche, wofür eine Stahlbetonplatte untergesetzt wurde.

    https://www.flickr.com/photos/romantikgeist/14889613522

    Die Liebknechtbrücke im 21. Jahrhundert

    Nach der Wende erfuhr der Senat von der Existenz der historischen Brückenbären und konnte eine Rückführung nach Berlin vereinbaren. Gleichzeitig wurde die Liebknechtbrücke mit Mitteln der Stadtverwaltung saniert. Diese Arbeiten erfolgten im Zeitraum 1995 bis 2000 bei fließendem Verkehr, sie sichern die Stabilität und weitere Nutzung des Bauwerks. Im Jahr 1997 wurden die historischen bronzenen Bären der früheren Kaiser-Wilhelm-Brücke an den Brückenpfeilern der Liebknechtbrücke angebracht und in einem feierlichen Akt durch den damaligen amerikanischen Botschafter John Kornblum und den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen enthüllt.

    https://www.flickr.com/photos/30845644@N04/16829930528

    Flickr

    Unterführung unter der Liebknechtbrücke, Berlin-Mitte, Juni 2014, CC by-sa von https://www.flickr.com/photos/30845644@N04

    Flickr

    Im Jahr 2014 und wahrscheinlich auch heute dient die Brücke Obdachlosen als Quartier. Prunkschloß und soziales Elend nebeneinander. Oben hui, unten pfui, sozusagen.

    Und die Geschichte geht weiter.

    Liebknechtbrücke in Mitte: Wertvolle Brückenteile nach 70 Jahren wiederentdeckt - Berlin - Tagesspiegel - 03.12.2010
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/liebknechtbruecke-in-mitte-wertvolle-brueckenteile-nach-70-jahren-wiederentdeckt/3585838.html

    Die preußisch-deutsche Kaiserkrone, ein Relief mit einem wild um sich fauchenden Drachen und die dramatische Darstellung des Hauptes der Medusa. Die beiden mythischen Tafeln und die Krone, der nur der Reichsapfel abhanden gekommen ist, sind etwa 125 Jahre alt. Sie gehörten zu der nach Kaiser Wilhelm I. benannten Brücke, die 1885/88 nach dem ersten künstlerischen Wettbewerb für ein Berliner Bauvorhaben nach Plänen von James Hobrecht, G. Rospatt und Reinhold Persius entstand und die Spree zwischen dem Stadtschloss und dem Berliner Dom überquerte.
    ...
    (1945) waren die Bronzeplatten und die Kaiserkrone schon abmontiert, um für „kriegswichtige Zwecke“ eingeschmolzen zu werden. „Eines Tages, es muss 1941 gewesen sein, rollte eine Lkw-Fuhre mit den Schmuckteilen auf den Hof der Eisengießerei meines Schwiegervaters“, sagt Anita Bänninger aus Gießen. Alles sollte in den Feuerofen wandern, um dann in Granaten und Sprengköpfe verwandelt zu werden. „Aber kluge und mutige Arbeiter weigerten sich, das heißt, sie versteckten die Teile, weil es viel zu schade und geradezu eine Schande gewesen wäre, diese alte deutsche Handwerkerkunst zu zerstören.“ Sie freue sich, dass sie die Stücke den Berlinern zurückgeben könne. Die Teile ruhten, bedeckt vom Staub der Zeit, auf einem „Hochlager“, das wegen der Auflösung der Gießerei jüngst geräumt wurde.

    Es wird weitergebastelt und vielleicht wird man dem prächtigen Humboldtforum wieder eine prächtige Brücke spendieren, mit allem historisierenden Geklingel, das die arrivierten Neuberliner genauso lieben wie die wohlhabende konservative Westelite, die uns den Schloßneubau eingebrockt hat.

    Fürs einfache Volk bleiben dann das kommerzielle und wenig sehenswerte DDR-Museum und die Dampferanlegestelle Liebknechtbrücke. Das paßt, wenns nicht bis zum Strandbad Wannsee reicht, kann man wenigsten eine lustige Seefahrt auf der Spree machen. Sowas ist immer besser, als die muffige Hohenzollerngruft im Kitschdom nebenan zu besuchen.

    Dampferanlegestelle Karl-Liebknecht-Brücke in Berlin - Berlinstadtservice
    http://www.berlinstadtservice.de/xinh/Dampferanlegestelle_Karl-Liebknecht-Bruecke.html

    Anreise
    Vom S- Bahnhof Hackescher Markt erreichen Sie die Dampferanlegestelle Karl-Liebknecht-Brücke in nur 5 Minuten.

    Route
    Von der Anlegestelle Karl-Liebknecht-Brücke starten die Ausflugsschiffe zur City Tour mit Blick auf das Berliner Stadtschloss, Nikolaiviertel, Berliner Dom, Fernsehturm, Mühlendammschleuse, Märkisches Museum, Innenministerium, Schloss Bellevue, Siegessäule, Haus der Kulturen der Welt, Bundeskanzleramt, Moltkebrücke, Reichstagsgebäude, Bahnhof Friedrichstraße, Museumsinsel, Alte Nationalgalerie, East Side Gallery, Oberbaumbrücke, Treptowers, Oberschleuse, Urbanhafen, Deutsches Technikmuseum, Potsdamer Platz, Staatsbibliothek, Philharmonie, Neue Nationalgalerie, Gemäldegalerie, Shell-Haus, Villa van der Heydt, Bauhaus-Archiv, Zoo, Unterschleuse, Charlottenburger Tor.

    Abfahrt
    Die Schiffe verkehren in kurzen Abständen (alle 30 Minuten). Sie können die Dampferfahrt unterbrechen und an verschiedenen Anlegestellen ein und aussteigen.

    #Berlin #Mitte #Liebknechtbrücke #Karl-Liebknecht-Straße #Schloßplatz #Palast_der_Republik #Geschichte #Kaiserreich #Nationalsozialismus #DDR #Obdachlosigkeit #Straßenumbenennung #Kaupert