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  • Der verschleierte Völkermord - von Tidiane N’Diaye

    #merci @unagi et @fzs600
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    Interview auf Französisch erschienen in http://la1ere.francetvinfo.fr/2014/04/29/l-autre-esclavage-un-apercu-de-la-traite-arabo-musulmane-147531.


    Der senegalesische Anthropologe und Ökonom Tidiane N’Diaye

    „Während der transatlantischen Sklavenhandel vier Jahrhunderte andauerte, überfielen die Araber das Afrika südlich der Sahara ununterbrochen dreizehn Jahrhunderte lang“, schreibt der Anthropologe und senegalesische Ökonom Tidiane N’Diaye, in seinem Buch Der verschleierte Völkermord . „Die meisten der Millionen verschleppter Menschen starben aufgrund unmenschlicher Behandlung und durch die systematische Kastration“.

    Tidiane N’Diaye hat aus Dakar, der Hauptstadt des Senegal und seinem geegnwärtigen Wohnort, unsere Fragen per E-Mail beantwortet.
     
    Historisch gesehen, schreiben sie, ist der Sklavenhandel eine Erfindung der arabisch-muslimischen Welt. Wie kommt das?

    Tidiane N’Diaye: "Ich lege wert auf die Feststellung, dass meine Arbeit die Erinnerung der geschichtlichen ereignisse nicht kommunitarisiert, also keiner Ethnie zuschreibt. Das würde einer Sichtweise die Tür öffnen, die Opfer in hierarchische Kategorien einteilt und ohne jede wissenschaftlichen wert wäre.

    Ich habe diesem Buch den Titel „Der verschleierte Völkermord“ gegeben, was sich auf die massive Kastration, die die afrikanischen Gefangenen in der arabisch-muslimischen Sklaven erlitten, bezieht. Daraus folgt, dass ich daran erinnene, dass die ersten Opfer dieser Katastrophe die Slawen waren, welche Venezianer und Händler aus Marseille auf ihren Beutezügen in Mittel- und Osteuropa gefangen nahmen, um sie an die Honoratioren der arabisch-muslimischen Welt zu verkaufen. Das gesschah während der gesamten Karolingerzeit im zehnten Jahrhundert unter den sächsischen Monarchen Heinrich der Vogler (Heinrich I.) und Otto I.

    Wie wir wissen, hat es der Entstehung von mächtigen Staaten in Westeuropa und des Halts der arabischen Expansion in den Pyrenäen bedurft, um diesen Handel zu benden. Um dem Mangel an Eunuchen und weißen Sklaven abzuhelfen, verlegten sich die muslimischen Araber massiv auf die schwarzafrikanischen Völker. So finden wir Spuren von Knechtschaft von Menschen und Völkern in verschiedenen Formen in allen geschicjtlichen Epochen der Menschheit und auf allen Kontinenten. Diese Tatsache ist allgemein bekannt und nicht auf die schwarzen Menschen beschränkt.

    Weniger bekannt ist jedoch, dass der arabisch-moslemische Sklavenhandel, von den muslimischen Arabern begonnen und ohne Unterbrechung fast dreizehn Jahrhunderte betrieben wurde. Er war verbunden mit der weit verbreiteten Verstümmelung von unzähligen schwarzen Gefangenen. Unsere Erkenntnisse reichen bis in das pahraonische Ägypten, wo Spuren von Schwarzen gefunden wurden, die der Sklaverei vergleichbaren Formen der Ausbeutung ausgesetzt waren. Nach den Hebräern unterwarfen und versklavten die Ägypter auch viele Nachbarvölker vor allem aus Äthiopien und den nubischen Regionen wie Darfur. Aber in der Tat war dieser Bevölkerungsimport ungeplant und hatte noch keine industrielle Dimension angenommen.
     
    Diese Praxis dauerte bis zur arabischen Invasion des Landes. Sie fand im siebten Jahrhundert statt und fiel zuammen mit dem ersten organisierten Negersklavenhandel. Nachdem die Araber Ägypten besetzt hatten, setzten sie den Jihad, den heiligen Krieg, bis nach Nubien fort. Weil nun die einzige Gemeinsamkeit aller von den Arabern mit Sklaven versorgten Völker ihre Religion war, verwende ich häufig den Begriff arabisch-moslemisch, um diesen ersten großen Sklavenhandel zu beschreiben, der nicht nur der längste in der Geschichte der Menschheit war, das heißt dreizehn Jahrhunderte ohne Unterbrechung dauerte, sondern weil die durch ihn verursachten Verluste an Menschenleben viel höher waren als die im transatlantischen Handels mit Amerika. Diese Tragödie ist besonders traurig, weil die meisten Deportierten aufgrund der allgemein üblichen Kastration durch die Araber ohne Nachkommen blieben.
     
    Was waren die Merkmale des arabischen Sklaven im Vergleich zu den transatlantischen?

    Tidiane N’Diaye: "Im transatlantischen Sklavenhandel hatte ein Sklave trotz der monströsen Behandlung, Erniedrigung und andere Katastrophen einen Marktwert. Der Herr wollte den Sklaven produktiv und so lange wie möglich profitabel. Ziel war kein Völkermord, auch wenn es einen Streit um den Begriff zwischen einigen Forschern gibt, die dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit als Völkermord einordnen wollen.

    Über die Verbrechen des Westens hinaus sind die Araber seit dreizehn Jahrhunderten in das subsaharische Afrika eingefallen, um Nachschub für ihren arabisch-moslemischen Sklavenhandel zu beschaffen. Die meisten der Millionen von Menschen, die sie entführt haben, sind verschwunden als Folge der unmenschlichen Behandlung, der Kindestötung und der allgegenwärtigen Kastration, die verhindern sollte, dass sie in der arabisch-muslimischen Welt heimisch wurden.

    Es muss gesagt werden, dass ab dem Augenblick, als das schwarze Afrika ihre Hauptquelle von Sklaven wurde, der Schwarze im kollektiven Unterbewusstsein der Araber sich in ein Symbol oder Synonym für Knechtschaft verwandelte. Seine Hautfarbe wird sogar mit der Ablehnung des Islam gleichgesetzt. So hat diese Religion wie jede andere das Joch der Sklaverei geerbt.

    Auch wenn der Islam die Versklavung Nichtkonvertierter toleriert oder sogar empfiehlt, hat er nie schwarze Menschen als besonders zur Versklavung prädestiniert bezeichnet. Die anerkannten Gelehrten der islamischen Welt hingegen würden die Schriften interpretieren, um den Menschenhandel und die Versklavung der Schwarzen zu rechtfertigen und verewigen. So wurde, lange bevor die europäischen Vertreter der biologischen Anthropologie im 19. Jahrhundert abstruse Rassentheorien entwickelten, für die arabische Welt die Unterlegenheit der Schwarzen als unveränderlich definiert.

    So erklärt sich vermutlich, dass die unmenschliche Behandlung und weit verbreitete Verstümmelung von schwarzen Gefangenen als eine praktische Methode wahrgenommen wurde, die Fortpflanzung dieser „Tiere“ am Ort ihrer Deportation zu verhndern. Im Ergebnis sind die Schwarzen aus der Türkei, dem Jemen und Irak verschwunden, in Nordafrika oder Saudi-Arabien finden sich heute nur einige wenige.
     
    Um zu einem Fazit zu gelangen mußte ich meine Entdeckungen in den Archiven dieser Läönder mit den Zeugnisse der Entdecker wie Cameron, Stanley, Dr. Livingstone oder Lavigerie zusammenführen, und die Berichte der arabische Händler berücksichtigen, die in den Verstümmelungszentren arbeiteten, wo 70 bis 80% der Gefangenen ums Leben kamen.

    Diese Daten habe ich mit den neuesten Arbeiten meines amerikanischen Kollegen Ralph Austin konfrontiert, und gelange zu einer Schätzung, bei der einem die Haare zu Berge stehen. Nur bei der Sahara geht es um mehr als 9 Millionen afrikanische Gefangene, die unter unmenschlichen Bedingungen transportiert wurden, von denen 2 Millionen in der Wüste oder an ihrem Rand gestorben sind. Die Opfer des östliche Sklavenhandels in den Regionen am indischen Ozeans am Roten Meer können wir auf mehr als 8 Millionen Opfer schätzen. Wir kommen so zu einem Ergebnis von etwa 17 Millionen Toten und Deportierten, die meisten Überlebenden waren von den Arabern kastriert worden.

    Wir sind deshalb gezwungen, den arabisch-moslemischen Sklavenhandel als echter Genozid an der schwarzen Bevölkerung anzusehen, derdurch blutige Überfälle, Massaker und massive Kastration geprägt war. Wenn wir heute vergleichen, sehen wir fast 70 Millionen Nachkommen von Afrikanern oder Mestizen in Amerika, den Vereinigten Staaten, Brasilien und den Karibik-Inseln, jedoch nur eine kleine Minderheit von Schwarzen, der es gelungen ist, in den arabisch-muslimischen Ländern zu überleben.

    Welche Auswirkungen hat der Sklavenhandel auf das Afrika südlich der Sahara?

    Tidiane N’Diaye: Obwohl es keine Skala des Horrors und kein Monopol der Grausamkeit gibt, können wir mit sicherheit sagen, dass Sklavenhandel und kriegerische Expeditionen der arabischen Moslems für Schwarzafrika im Laufe der Jahrhunderte weit verheerender waren als der transatlantische Sklavenhandel. Ebenso sind die Islamisierung zahlreicher Völkern Schwarzafrikas und die dadurch verursachten Eregnisse wie Dschihads, eine Ursache unzähliger Implosionen.
     
    Um uns eine Vorstellung vom angerichteten Schaden zu machen, müssen wir wissen, dass, um erfogreich fünfhunderttausend Menschen zu fangen, fast zwei Millionen andere sterben mußtem (im Widerstand oder als Flüchtige). Wenn also die Geburten damals aufgehört hätten, wären die inneren Regionen Afrikas in weniger als einem halben Jahrhundert zu einer traurigen Ödnis verkommen.

    Diese vorkolonialen Implosionen haben die afrikanischen Völker unbestreitbar erschöpft, den seit der Ankunft der Araber keine Atempause gegönnt war. Ihre Eroberung des Kontinents eröffnete eine Ära der permanenten Zerstörung von Dörfern und der schrecklichen heiligen Kriege, geführt von Konvertiten die Gefangene bei den zu Heiden erklärten Nachbarn machten.

    Wenn das nicht genügte, überfielen sie andere vermeintlich „muslimische Brüder“ und konfiszierten ihr Eigentum. Unter Bedingungen dieses arabisch-muslimischen Sklavenhandels wurden afrikanische Nationen ausgeblutet und dauerhaft als Geisel genommen. Wir müssen auch sehen, dass Elend, Armut, lange demographischen Stagnation und aktuelle Entwicklungsverzögerungen des schwarzen Kontinents, nicht nur wegen die Folgen des transatlantischen Sklavenhandels sind, wie viele Menschen sich glauben, im Gegenteil. Nichts ist vergleichbar mit der Brutalität, welcher die afrikanischen Bevölkerungen mit der Ankunft der Araber und ihrem Sklavenhandel in großem Maßstab ausgesetzt war. Afrika leidet immer noch unter seinen Folgen.
     
    Warum ist der arabisch-moslemischen Sklavenhandel so wenig bekannt und untersucht, wenn er nicht gar verschwiegen wird?

    Tidiane N’Diaye: "Im Grunde kann dieser Sklavenhandel, mit seinen Massakern, blutigen Überfällen und Massenkastrationen wohl kaum nicht als Völkermord an den schwarzen Menschen bezeichnet werden. Jedooch möchten viele Menschen den Schleier des Vergessens darüber decken, oft im Namen irgendeiner religiösen ode rideologischen Solidarität. Es ist wie ein virtueller zwischen den Nachkommen von Opfern und Henkern geschlossener Pakt, der zu dieser Ablehnung führt.

    Das stillschweigende Übereinkommen ist ganz real. Mit dieser Art von „Stockholm-Syndrom“ arrangieren sich muslimische Araber und Afrikaner auf dem Rücken des Westens. Die Nachkommen der Opfer sind heute gezwungen, Freunde der Nachkommen der Henker zu sein, gegen die nichts vorzubringen sie sich entschieden haben. Dieses Schweigen beziehungsweise die Unterschätzung des arabischen Übel ermöglicht es, die Aufmerksamkeit ausschließlich auf den transatlantischen Handel zu richten. Damit erhält man eine Klebemasse, um die arabischen und schwarzafrikanischen Bevölkerungen als langjährige „soldarische Opfer“ des westlichen Kolonialismus zu einen.
     
    Dass Wissenschaftler und andere arabische und muslimische Intellektuelle versuchen, die Erinnerung an diese Infamie auszulöschen, als ob es sie nie gegeben hätte, ist verständlich. Sie können sich immer noch nicht entscheiden, ihrer Geschichte ins Gesicht zu sehen und mit ihren Landsmännern zu diskutieren. So erklärt sich, dass dieser Teil der Geschichte der Menschheit immer noch tief in der schuldigen Erinnerung der Völker begraben ist, welche die Verantwortung tragen.

    Schwer zu verstehen ist jedoch die Haltung vieler Wissenschaftler - und sogar afrikanische Amerikaner, die sich mehr und mehr dem Islam zuwenden - die nicht immer gesund ist und stark durch eine Art Selbstzensur geprägt wird. Es scheint als ob das Erwähnen des arabisch-moslemischen Sklavenhandels den transatlantischen Sklavenhandel verharmlosen würde. So hat lange Zeit ein Schleier der Stille diese dunkle Seite in unserer gemeinsamen Geschichte bedeckt, denn eine merkwürdige Amnesie trifft auch die schwarzen Eliten. Es gelingt ihnen aus religiöser Solidarität nur schwer, von einer emotional geprägten Erinnerung dieses Völkermordes zu einer distanzierten und wissenschaftlichen Annäherung an die Geschichte zu gelangen, die sich nur mit nachgewiesener Fakten beschäftigt, wie im Fall des transatlantischen Slavenhandels.

    Deshalb ist der Zweck meiner Arbeit, durch dieses Buch den Schleier von dieser dunklen Seite unserer gemeinsamen Geschichte zu heben. Es wäre Heuchelei, die Erinnerungsarbeit über den Sklavenhandel und das Martyrium der schwarzen Völker ausschließlich bezogen auf die Verbrechen des Westens fortzuführen. Ich bin der Überzeugung, dass ein solcher Ansatz, unter keinen das geschichtliche Verständnis befördert.

     
    Tidiane N’Diaye, „Le génocide voilé“ - Gallimard, 2008, 254 Seiten.

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