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Agent d’ingérence étrangère : Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die fahren mit.

  • Reif für den Pinsel
    http://www.sueddeutsche.de/panorama/berlin-reif-fuer-den-pinsel-1.3646560

    Der Bierpinsel in Steglitz gilt als architektonisches Bau-Juwel der 1970er-Jahre. Und er ist typisch Berlin: Baufällig und meist verlassen. Nun kann er bei Sotheby’s gekauft werden.

    Von Verena Mayer, Berlin

    Wenn man an Berliner Wahrzeichen denkt, fällt den meisten Leuten als Erstes der Fernsehturm ein. Dabei hat die Hauptstadt ein noch viel symbolträchtigeres Wahrzeichen: ein Bauwerk namens Bierpinsel nämlich. Das ist ein wuchtiger Aussichtsturm mit Restaurant in bester Westberliner City-Lage, das aussieht wie ein Atompilz, an den jemand die Kabinen einer Gondelbahn geschraubt hat. Das knapp 50 Meter hohe Bauwerk ist seit vierzig Jahren Kult, was man auch daran erkennt, dass die Berliner ihm einen dieser Spitznamen verpasst haben, den nur ganz besondere Orte erhalten. Die Figur auf der Siegessäule, die „Goldelse“, etwa oder die Kongresshalle mit ihrem geschwungenen Runddach, die allgemein nur unter der Bezeichnung „Schwangere Auster“ bekannt ist.

    Und wie kaum ein anderes Gebäude repräsentiert der Bierpinsel in der Steglitzer Schlossstraße die Stadt, in der er steht: Der Restaurant-Turm war in den vierzig Jahren seines Bestehens nämlich fast durchgehend baufällig, pleite, geschlossen oder stand sonst ungenutzt in der Gegend herum.

    Zuletzt hatte eine deutsche Immobilien-Unternehmerin, die den Bierpinsel als Erbpächterin übernahm, versucht, den denkmalgeschützten Turm mit dem architektonischen Charme der Siebzigerjahre aufzumöbeln. Der Bierpinsel wurde plötzlich unter der Bezeichnung „Schlossturm“ vermarktet, an die feuerroten Außenwände, mit denen das Architektenduo Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte den oberen Teil versehen hatte, sprayten Künstler aus aller Welt bunte Graffiti. Drinnen wurden Partys und Projekte gemacht, dann gab es einen Wasserschaden und einen langen Streit mit einer Versicherung. Seit dem Jahr 2010 steht das Gebäude wieder einmal leer und dient nur mehr Berlin-Touristen als schräges Fotomotiv für ihre Instagram-Accounts.

    Seit Dienstag kann man den Bierpinsel nun kaufen. Die Immobiliensparte des Auktionshauses Sotheby’s hat das Gebäude in ihren Online-Katalog aufgenommen, für 3,2 Millionen Euro ist die als „iconic landmark“ beschriebene Immobilie zu erwerben. Erste Interessenten hätten sich schon gemeldet, heißt es bei der Firma Sotheby’s International Realty Berlin, die als Makler auftritt. Näheres wolle man aber nicht dazu sagen.

    Für den Bezirk Steglitz, dem das Grundstück gehört, kommt der Verkauf allerdings überraschend. Nicht nur, dass man davon nichts gewusst habe, die Betreiber hätten den Bierpinsel auch mit dem Versprechen übernommen, selbst etwas daraus zu machen, sagt die Steglitzer Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU). Ihr sei im Prinzip egal, was mit dem Bierpinsel geschieht, ob dort nun Restaurants, Cafés oder Clubs einziehen oder eine Berliner Brauerei wie früher. „Die beste Nutzung wäre einfach, dass der Bierpinsel benutzt wird und nicht herumsteht und vergammelt.“ Allen potenziellen Käufern will Richter-Kotowski noch einige Details mitgeben: Die Betriebserlaubnis für den Bierpinsel ist abgelaufen, das Gebäude wird immer baufälliger, und der Brandschutz ist sowieso noch einmal eine Sache für sich. Mit anderen Worten: Bis im Bierpinsel irgendetwas eröffnet wird, kann es noch Jahre dauern. Ein echtes Berliner Bauprojekt eben.

    Verena Mayer, geboren 1972 in Wien, ist Mitarbeiterin im Ressort Gesellschaft. Sie hat Theaterwissenschaft, Germanistik und Geschichte studiert und als Reporterin für die Frankfurter Allgemeine und den Tagesspiegel gearbeitet. Seit 2004 schreibt sie als Autorin für die Süddeutsche Zeitung, seit Januar 2014 ist sie Korrespondentin im Berliner Büro. Sie lebt seit 1999 in der Hauptstadt, und obwohl sie mit Wiener Schmäh groß wurde, ist sie ein Fan des Berliner Humors.

    #Berlin #Steglitz #Schloßstraße #Schidhornstraße #Architektur