oAnth_RSS

L’intégration des billets à Seenthis via le flux RSS de oAnth sur la plate-forme « Diaspora » est souvent incomplète - oAnth sur « Diaspora » :

    • [...]

      Seit zwei Jahren arbeitet Adiba für internationale Journalisten, übersetzt, organisiert, vermittelt Gesprächspartner. Ohne ihre Hilfe käme Mohammed nicht weit. Sie kennt die Gegend und hat die Genehmigungen der kurdischen Autonomiebehörde besorgt, um die unzähligen Checkpoints auf dem Weg nach Sindschar zu passieren, jene Stadt, die zum Symbol für den Massenmord an den Jesiden geworden ist. Seit November 2015 ist Sindschar zwar befreit. Doch der IS kontrolliert noch immer Dörfer und Weiler im wenige Kilometer entfernten Umkreis. Adiba stammt aus dem Nachbarort Khanasor, aus dem sie im August 2014 wenige Minuten vor dem Eintreffen der Milizen des IS entkommen konnte. Sie hat sofort zugesagt, mit Khamis zu arbeiten, als sie hörte, was er für seine Freundin Tamara tun möchte.

      Am nächsten Morgen geht es los. Vorerst ist der Abstecher in das irakische Krisengebiet, zweihundert Kilometer nördlich von Erbil, nur ein ungeschriebenes Kapitel des Buches, das er nach dieser Reise veröffentlichen möchte. Was erwartet Mohammed Khamis von den kommenden Tagen? Hat er Angst, als Muslim diskriminiert zu werden? Dass ihn die Opfer des IS wegen seines Glaubens in moralische Sippenhaft nehmen? Wie wird er auf das, was im Namen seiner Religion angerichtet wurde, reagieren, auf die Zerstörungen, das Leid, die Flüchtlinge? Mohammed Khamis zuckt mit den Schultern und sagt: »Was mir sehr wichtig ist, ist zu zeigen, dass das, was hier passiert ist, nicht im Namen meiner Religion passiert ist. Ich möchte dem jesidischem Volk sagen, dass die Art meiner Auslegung meiner Religion nicht erlaubt, einen Menschen zu unterdrücken, zu töten, zwangszuverheiraten oder zu vergewaltigen.« Adiba schlägt vor, dass er sich Michael anstatt Mohammed nennen könnte, um sich eventuellen Ärger zu ersparen. »Nein. Ich verleugne mich nicht.« Schließlich sei er hier, um zu verstehen.

      »Der IS ist mit zwei Wagen in Sinjar einmarschiert«, widerspricht Adiba und streckt Mohammed zwei Finger entgegen. »Nur mit zwei Wagen!«

      Das mit dem Verstehen ist jedoch so eine Sache. Ihm ist bewusst, dass es nach den Massakern des IS nicht einfach werden könnte, die Jesiden davon zu überzeugen, dass der Islam eigentlich nur eines lehrt: Frieden. Mohammed möchte auf der Fahrt nach Sindschar von Adiba wissen, was ihr im Sommer 2014, als der IS den Nordirak überrannte, zugestoßen ist. Die junge Frau holt tief Luft und beginnt zu erzählen. »Am 3. August 2014 habe ich siebzig Familienmitglieder verloren. Wir wissen nicht, was aus ihnen geworden ist, wo sie sind. Vor dem Krieg war ich ein kleines Mädchen, ein Jahr später eine alte Frau. Ich habe viel verloren, aber ich kann nicht hassen.«

      Mohammed hört zu, nickt und sagt dann: »Das war keine religiöse Sache, was hier passiert ist. Meine Religion erlaubt das nicht. Wo auch immer du hinsiehst, Moslems sind so nicht.«

      »Ich weiß, Mohammed.«

      »Verurteilst Du uns?«, fragt er misstrauisch.

      »Ich sage nicht, dass alle Moslems verantwortlich sind. Die IS-Kämpfer kamen nicht aus Saudi-Arabien. Es waren Iraker. Es waren unsere Nachbarn«, antwortet Adiba.

      [...]

      #auf_deutsch