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  • Luxus und Verfall: Die zwei Gesichter des Berliner Immobilienmarktes | Berliner-Kurier.de
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    29.09.15 - Mitte: Es gilt als das edelste Bauvorhaben der Stadt. Die 3200 Quadratmeter großen Kronprinzengärten sind eine der teuersten Wohngegenden Berlins, der Quadratmeter kostet einen Mittelklassewagen. Sieben Stadthäuser, drei Wohnhäuser mit 38 Wohnungen, ein Botschaftshaus. Und das alles in Spuckweite zu Dom, Schloss und Friedrichswerderscher Kirche. Gestern wurde Richtfest gefeiert.

    Königlicher Besuch zwischen Gerüst und Schubkarre. Prinzessin Christa von Preußen lobte das Baugeschehen als gelungenes Beispiel eines bedeutsamen Standortes. Nicht weiter verwunderlich. Schließlich ist das Gelände eng mit der Geschichte ihrer Familie verwoben, im nahen Kronprinzenpalais wohnten Friedrich Wilhelm und seine englische Frau Victoria, hier gingen berühmte Maler, Musiker, Schriftsteller und Wissenschaftler ein und aus. Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. kam an diesem Ort zur Welt.

    „Wann immer ich vom Brandenburger Tor in Richtung Palais spaziere, freue ich mich, dass der ursprüngliche Charakter dieses so geliebten Prachtboulevards und der angrenzenden historischen Bebauung wieder erkennbar ist“, sagte sie am Montag.

    Logisch, dass dieser exklusive Ort seinen Preis hat. Unter 4500 Euro lächeln die Verkäufer nicht einmal müde. Pro Quadratmeter, versteht sich. Aber es lohnt sich: Die größte Wohnung direkt am Werderschen Markt ist fast 550 Quadratmeter groß. Von einigen der mit Pools ausgestatteten Dachterrassen ergibt sich ein unverbauter Blick über die historische Mitte der Hauptstadt.

    Ganz unkompliziert war das Bauvorhaben jedoch nicht. Rund 85 Millionen Euro investierte die Investitionsgruppe „Bauwert“ in das Vorhaben, das zu DDR-Zeiten ein Parkplatz auf den Kellern der vormaligen Häuser, zu denen auch das Bankhaus Bleichröder gehörte, war. Die benachbarte Kirche litt unter Baggern und Bohrern. Putz war von der Decke abgeplatzt, im Boden wurden Brüche und im Mauerwerk lange Risse festgestellt. „Die Schäden werden derzeit vollumfänglich behoben“, so „Bauwert“-Unternehmenssprecher Henning Hausmann.

    Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel verteidigte den Bau, zwischen edlem Weißwein und leckeren Häppchen dennoch. Der SPD-Politiker: „Rund um Kirchen gibt es in vielen Städten verlassene Plätze. Hier in Berlin aber tobt das Leben, weil wir mit der Bebauung eine gesunde Mischung finden.“

    ... hier der Verfall

    Wedding: Nur noch Glassplitter in den Fensterrahmen, eine bröckelnde Fassade und verzweifelte Nachbarn: Das einst hübsche Mehrfamilienhaus in der Burgsdorfstraße 1 (Wedding) verkommt seit 15 Jahren zur Großstadtruine.

    Geisterhaus im Wedding



    „Der Zustand des Gebäudes ist bereits seit vielen Jahren miserabel“, sagt die Leiterin der Bauaufsicht-Mitte, Tanja Lier. „Die Mieter sind dann nach und nach ausgezogen“. Das war vor rund 15 Jahren. Seitdem steht das Anwesen in der Burgsdorfstraße 1 leer.

    Erst warfen Vandalen die Fensterscheiben ein, dann warf das Haus zurück: Putz und Steine bröckeln aus dem obersten Stock. „Wegen des schlechten Zustands mussten wir einen Bauzaun und einen Fußgängerschutztunnel aufstellen“, sagt Lier gegenüber dem KURIER. „Ein Gutachter prüft außerdem regelmäßig den Zustand der Fassade.“ Diese Maßnahmen sollen Passanten vor dem sterbenden Haus schützen. Die Kosten dafür trägt bislang der Bezirk. „Wir wollen uns das Geld aber von der Eigentümerin Waltraud G. zurückholen, insofern das möglich ist“, so Lier.

    Anwohner sind indes entnervt. „In der ganzen Straße ist es das einzige Haus, das verkommt“, ärgert sich der Inhaber des benachbarten Prime Time Theaters Oliver Tautorat. Auch das Bezirksamt ist sauer, denn Waltraud G. besitzt noch zwei weitere Geisterimmobilien in Berlin. Mit jedem dieser Häuser gibt es laut Bauaufsicht Probleme.

    Warum die Eigentümerin Waltraud G. ihre Häuser leerstehen und verkommen lässt, ist unklar. Gesprächsversuche seitens des Bezirksamts blieben bisher wirkungslos.

    „Das Bezirksamt hat mittlerweile eine Abbruchanordnung erlassen“, sagt Lier. Jetzt muss das Verwaltungsgericht entscheiden, ob das Geisterhaus tatsächlich abgerissen wird oder weiter langsam in sich zusammen fallen soll.

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