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  • Der letzte Sommer der Schrebergärtner - Berliner Kurier
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    15 KOLONIEN SOLLEN AB NÄCHSTEM JAHR FÜR NEUE SCHULEN, KITAS UND TURNHALLEN WEICHEN. DAS STEHT IM NEUEN KLEINGARTENENTWICKLUNGSPLAN

    VON NORBERT KOCH-KLAUCKE
    Berlin - Das milde Wetter hat sie in den Garten gelockt. Karola Biski (69) steht in ihrer Parzelle der Kolonie „Ehrliche Arbeit“ in Adlershof, beschneidet Sträucher. Tomaten, Kürbisse, grüne Bohnen will sie wieder anpflanzen. So wie es aussieht, zum letzten Mal

    Denn wie Biski wurden jetzt Hunderte Hobbygärtner von der Nachricht überrascht, dass 15 Berliner Kleingartenanlagen ab 2020 komplett verschwinden sollen – auch die „Ehrliche Arbeit“.
    Der RBB berichtete gestern über die Existenz einer geheimen Streichliste, die zum Entwurf des „Kleingartenentwicklungsplanes 2030“ gehört, deren endgültige Fassung die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erst im April präsentieren will. Zu den 15 Kolonien kommen noch drei weitere Anlagen, deren Gärten ab 2020 nur zum Teil geräumt werden müssen.

    Insgesamt 429 Parzellen sind laut dem Entwurf betroffen. Die meisten davon fallen in Tempelhof-Schöneberg weg. In dem Bezirk sollen laut der Liste gleich zehn der insgesamt 15 Berliner Kleingartenkolonien verschwinden. Große Anlagen wie die Kolonie „Eschenallee“, „Hansakorso“ oder „Morgengrauen“ mit über 50 Parzellen und mehr stehen auf dem Entwurfspapier.

    Zur vollständigen Räumung sind auch Traditionsanlagen wie die Kolonie „Hamburg“ in Weißensee vorgesehen. Im kommenden Jahr wollen dort die 37 Pächter den 100. Geburtstag ihrer Kolonie feiern. Nun müssen ihre Gärten für einen geplanten Erweiterungsbau der Kunsthochschule Weißensee Platz machen.

    Die drei Kleingartenkolonien, in denen nur ein Teil der Pächter ihre Laubengrundstücke verlassen müssen, sind die Anlagen „Virchow“ und „Lehrter Straße“, beide in Mitte, und „Bornholm II“ in Pankow.

    Der Landesverband der Gartenfreunde Berlin zeigte sich von der Streichliste überrascht. Seit über einem Jahr ist der Verband an der Überarbeitung des Kleingartenentwicklungsplanes mit beteiligt.

    Zwar hätte man gewusst, das möglicherweise Kleingartenkolonien für soziale Bauvorhaben wegfallen würden. „Doch so im Detail sind wir nicht einbezogen worden“, sagt Marion Kwart, Sprecherin des Landesverbandes der Gartenfreunde Berlin. „Für die Pächter ist das ein harter Schlag.“ Nach ihren Angaben war Streichliste auch kein Thema, als sich Verbandmitglieder am 20. Februar mit Vertretern der Koalition trafen. „Der Entwurf des Kleingartenentwicklungsplanes wollte uns die Senatsverwaltung erst am 11. März vorlegen“, sagt Kwart.

    Die aufgetauchte Streichliste sei nur ein „verwaltungsinterner erster Vorschlag, keine endgültige, nicht einmal eine aktuelle Fassung“, versuchte gestern ein Sprecher der Senatsumweltverwaltung zu beruhi- gen. Man müsse noch die Stellungnahmen aller Bezirksämter und betroffenen Senatsverwaltungen einholen. „Dieser Entwurf ist noch in der Diskussion, wird noch mehrfach überarbeitet“, so der Sprecher. Auch müsse über den Plan mit den Kleingärtenverbänden und der Öffentlichkeit gesprochen werden, bevor das Papier im Mai dem Senat vorgelegt und voraussichtlich im Herbst vom Abgeordnetenhaus verabschiedet wird.

    Die Senatsumweltverwaltung macht klar, dass auf den freigeräumten Kleingartenflächen keine neuen Wohnungen entstehen werden. Sie sollen für Neubauten von Schulen, Kindergärten oder Turnhallen genutzt werden.

    Die Adlershofer Kolonie „Ehrliche Arbeit“ (20 Parzellen), die auf der Streichliste steht, soll eine neue Sportanlage für die benachbarte Schule werden. Der Bezirk Treptow-Köpenick will sie bis 2021 bauen. Dann wäre die Laubenpieper-Kolonie weg, in der Karola Biski seit 2009 leidenschaftlich gärtnert. „Für mich ist der Garten ein Stück Lebensglück, das man nicht so einfach ersetzen kann“, sagt sie. An ein Wunder glaubt sie nicht. „Für den Sommer wurden schon die Gutachter angekündigt, die den Wert unserer Grundstücke im Fall einer Entschädigung abschätzen sollen“, sagt Biski.

    #Berlin #Kleingärten #Adlershof