klaus++

Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die fahren mit.

  • Bert Brecht - AN DIE NACHGEBORENEN
    https://www.lyrikline.org/de/gedichte/die-nachgeborenen-740

    1

    Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

    Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
    Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
    Hat die furchtbare Nachricht
    Nur noch nicht empfangen.

    Was sind das für Zeiten, wo
    Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
    Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
    Der dort ruhig über die Straße geht
    Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
    Die in Not sind?

    Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
    Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
    Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
    Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt
    Bin ich verloren.)

    Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
    Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
    Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
    Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
    Und doch esse und trinke ich.

    Ich wäre gerne auch weise
    In den alten Büchern steht, was weise ist:
    Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
    Ohne Furcht verbringen
    Auch ohne Gewalt auskommen
    Böses mit Gutem vergelten
    Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
    Gilt für weise.
    Alles das kann ich nicht:
    Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

    2

    In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung
    Als da Hunger herrschte.
    Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
    Und ich empörte mich mit ihnen.
    So verging meine Zeit
    Die auf Erden mir gegeben war.

    Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
    Schlafen legt ich mich unter die Mörder
    Der Liebe pflegte ich achtlos
    Und die Natur sah ich ohne Geduld.
    So verging meine Zeit
    Die auf Erden mir gegeben war.

    Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit
    Die Sprache verriet mich dem Schlächter
    Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
    Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
    So verging meine Zeit
    Die auf Erden mir gegeben war.

    Die Kräfte waren gering. Das Ziel
    Lag in großer Ferne
    Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
    Kaum zu erreichen.
    So verging meine Zeit
    Die auf Erden mir gegeben war.

    3

    Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
    In der wir untergegangen sind
    Gedenkt
    Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
    Auch der finsteren Zeit
    Der ihr entronnen seid.

    Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
    Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
    Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

    Dabei wissen wir ja:
    Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
    Verzerrt die Züge.
    Auch der Zorn über das Unrecht
    Macht die Stimme heiser. Ach, wir
    Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
    Konnten selber nicht freundlich sein.

    Ihr aber, wenn es soweit sein wird
    Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
    Gedenkt unsrer
    Mit Nachsicht.

    #poésie#auf_deutsch