Taxi

Reality Check - Geschichten rund ums Taxi in Berlin und weltweit - Materialsammlung, Bilder, Videos, Texte

  • 13.04.2019: Zombie sucht Tropf (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/artikel/352951.zombie-sucht-tropf.html

    Nett geschrieben. Wie so viele andere Kommentatoren sieht Klaus Fischer den Wald vor lauter Bäumen nicht, dabei benennt er das zentrale Thema sogar in seinem Text: Es geht Uber und seinen Großinvestoren nicht um Rendite. Es geht um „Marktbeherrschung“.

    Dabei verschleiert dieser Begriff mehr, als er sagt, und alle fallen darauf rein. Marktbeherrschung steht für Weltherrschaft . Ja, Sie haben richtig verstanden, die Betreiber von Uber und ihre Finanziers bewegen sich konzeptionell auf der Ebene eines Doktor Mabuse oder eines Phantomas , um nur die lustigeren Superschurken des 20. Jahrhunderts zu nennen, die im Delirium von den Chancen der kommenden Überwachungs- und Allmachtskonstrukte faselten.

    Der enge Blick aufs Rentable versperrt dem Autor den Blick auf das zweite Risiko der Uber-Investoren: Wenn Arbeitslangkämpfe und die zur Verteidigung sozialer Errungenschaften intensiver werden, kann ganz schnell Schluß sein mit Lustig.

    Noch ist es möglich, die Ausbeuterplattform zu verbieten. Der Weg dahin ist nicht weit.

    Aus: Ausgabe vom 13.04.201, von Klaus Fischer

    Uber geht an die Börse

    Uber geht an die Börse. Der als »Fahrdienstvermittler« bezeichnete US-Konzern will damit seine Kapitalbasis deutlich stärken. Von bis zu 100 Milliarden Dollar für etwa zehn Milliarden Aktien ist die Rede, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag schrieb. Die sind auch notwendig, wenn die halbe Welt aufgerollt werden soll.

    Das 2009 in San Francisco gegründete Unternehmen ist bislang ein Zombie. So werden Firmen genannt, die permanent Verluste schreiben, aber durch immer neue Geldspritzen am Leben erhalten werden. Im konkreten Falle ist die Einschränkung »bislang« wichtig. Im Gegensatz zu den üblichen »untoten« Kapitalakteuren zielt Ubers Geschäftsmodell auf Marktbeherrschung.

    Mittel zum Zweck sind die Werkzeuge der globalen Digitalisierung. Als Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage will Uber derjenige sein, über den Menschen Beförderungsleistungen anfordern können, die andere »freie« Anbieter angeblich feilbieten. Was hauptsächlich in urbanen Ballungsgebieten einen Sinn ergibt. Bindeglied ist eine App auf Smartphone oder Notebook. 91 Millionen Kunden monatlich zählt man bereits. Für diesen Dienst kassiert Uber Vermittlungsgebühren.

    Es leuchtet ein, dass zig Milliarden Dollar nicht eingeworben werden können, will man nur den Markt in Kalifornien dominieren. Es muss schon die Welt sein oder zumindest ein großer Teil davon, soll für künftige Aktionäre der Traum von Superprofiten weiter geträumt werden. Dafür stehen bei Uber dessen bisherige Finanziers wie Goldman Sachs, Google Ventures oder Benchmark Capital. Auch deren hauseigener Spielplatz ist der Globus. Und das Ziel sind Monopolprofite.

    Für die künftigen Aktionäre könnte es auch ein böses Erwachen geben. Bislang hat Uber keinen Dollar verdient. Marktbereinigung ist teuer und braucht mehr als nur Schmiergeld. Alte Strukturen müssen zerstört, Konkurrenten plattgemacht werden. Und Verbraucher gilt es zu überreden umzusteigen. Das geht am besten über den Preis, aber auch mehr Komfort oder größere Flexibilität sind Werbeargumente. In der Praxis tut sich Uber da schwer. Denn die zahlreichen »Fahrdienstleister« sind meist prekäre Selbstausbeuter.

    Inzwischen haben auch »Finanzexperten« nachgerechnet. Zumindest ein Teil von denen äußert Bedenken, ob der Konzern sein Renditeversprechen einhalten kann. Leute mit zu viel Geld dürfte das dennoch nicht abhalten, Uber-Aktien zu kaufen.

    Zum Alptraum für Taxifahrer und die gesamte Branche ist der Konzern längst geworden. Doch der Widerstand ist vielerorts erheblich. In Spanien und Frankreich wurde Ubers erste Attacke zurückgeschlagen – ebenso in Teilen Süd- und Südostasiens. Vielleicht will die Firma deshalb nun stärker auf »autonomes Fahren« setzen, womöglich auf Basis elektrisch betriebener Fahrzeuge. Geld dafür wird ab Mai gesammelt. Für ein Monopol wird es kaum reichen.

    #Uber #Plattformkapitalismus #disruption