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  • Russland: KI-Kamera warnt müde Taxifahrer | heise online
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    Da wird die Verantwortung für Ausbeutung, soziales und Verkehrschaos den Ausgebeuteten übergeholfen. Übel.

    07.01.2020 von Veronika Szentpétery-Kessler - Größter Fahrvermittlungsdienst Russlands testet KI-unterstützte Kameras in seiner Taxiflotte. Im Fokus steht das Verhalten der Fahrer.

    Der russische Fahrvermittlungsdienst Yandex will Tausende Autos seiner Fahrer mit einer KI-unterstützten Kamera ausstatten. Sie soll erkennen, ob die Chauffeure des größten russischen Fahrvermittlungsdienstes abgelenkt oder zu müde zum Fahren sind.

    Die innen an der Frontscheibe angebrachte Kamera erfasst 68 Punkte des Gesichts, die Blickrichtung des Fahrenden, wie lange und wie oft sich Kopf- und Körperhaltung ändern und plötzliche Lenkkorrekturen. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Januar-Ausgabe (jetzt im Handel erhältlich).

    Neuronales Netz berechnet Verhalten der Fahrer
    „Es geht nicht um einzelne Signale wie die Gähn- oder Blinzelrate, sondern um eine Gesamtanalyse aller Anzeichen, die auf den jeweiligen Fahrer zugeschnitten sind“, erklärt Yandex-­Sprecherin Sana Paritova. Aus den erfassten Daten berechnet das neuronale Netzwerk des Unternehmens ein personalisiertes Modell für jeden Fahrer. Die firmeneigene App „Taximeter“ warnt dann den Fahrer, wenn sein individuelles Verhalten auf Erschöpfung schließen lässt – aber nicht, wenn er einfach nur häufig blinzelt. „Unsere Algorithmen erkennen die Hauptmuster mit einer hohen Genauigkeit von 99 Prozent“, behauptet Paritova.

    Das System überwacht jedoch nicht nur Anzeichen wachsender Müdigkeit, sondern auch, ob ein Fahrer abgelenkt ist. Blickt er etwa mehrere Sekunden nicht auf die Straße, weil er im Handschuhfach kramt, ermahnt ihn das System ebenfalls. Häufen sich die Anzeichen für unsicheres Fahren, gibt das System dem Fahrer eine Pause vor. Hilft auch das nicht, erhält er für eine gewisse Zeit keine Aufträge mehr von der Yandex-Vermittlung. Wann Yandex ihn wieder für den Fahrdienst freischaltet, hängt von mehreren Faktoren ab: beispielsweise der letzten Schichtlänge und der Fahrleistung der letzten Woche.

    Zunahme von Unfällen in Moskau
    Auslöser für die Entwicklung des Warnsystems ist ein Gesetzesentwurf, der die untere Kammer des russischen Parlaments bereits passiert hat. Er wird künftig Sicherheitsmaßnahmen zur ­Reduzierung von Unfällen vorschreiben, denn 2018 schnellten insbesondere die Unfallzahlen mit Taxibeteiligung in die Höhe. Allein in Moskau kam es bei 764 Taxiunfällen zu 23 Todesfällen, eine Steigerung um 25 Prozent zum Vorjahr. Die Behörden machten übermüdete Fahrer als Hauptgrund für die Unfallzunahme aus, die zu viele Aufträge von multiplen Fahrdiensten annähmen, um über die Runden zu kommen.

    Dass Yandex nun diese Form der Fahrerüberwachung nutzt, dürfte einzigartig sein. Uber etwa ergreift in den USA kaum Maßnahmen, um ­übermüdete Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen. Es begrenzt lediglich die Schichtlänge auf zwölf Stunden. Viele Chauffeure wechseln dann einfach zur App des Konkurrenten Lyft und fahren weiter.

    Taxifahrer zum Mitmachen motivieren
    Derzeit läuft ein Test mit 130 Fahrern, der 2020 ausgeweitet werden soll. Wann die Technik großflächig installiert werden soll, will Yandex derzeit nicht verraten. Unklar ist auch, ob das Unternehmen dann die Kosten für die Aufrüstung übernehmen wird. Paritova zufolge prüft der Fahrtendienst verschiedene Möglichkeiten von einer vollständigen Kostenübernahme bis hin zum Verkauf zum Selbstkostenpreis. Um die Fahrer zum Mitmachen zu ­motivieren, plant Yandex, die Software mit weiteren nützlichen Diensten auszustatten, etwa einem Notrufknopf, Dashcams für den Verkehr und den Innenraum ­sowie Online-Videoübertragungen in schwierigen Situationen und Telematikfunktionen.

    #Rußland #Taxi #Überwachung