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  • Baader-Befreiung am 14. Mai 1970: Die Geburtsstunde der RAF schlug in einer Berliner Villa - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/baader-befreiung-am-14-mai-1970-die-geburtsstunde-der-raf-schlug-in-einer-berliner-villa/25826250.html


    Die #Miquelstraße 83 in #Berlin #Dahlem: Hier begann am 14. Mai 1970 die Geschichte der #RAF. IMAGO IMAGES/STEFAN ZEIT Z

    Haus Freudenberg, Miquelstraße, Dahlem, Steglitz-Zehlendorf, 14195, Germany
    https://www.openstreetmap.org/way/108610981

    Ein Tag im Mai 2020, in der ruhigen Miquelstraße in Berlin-Dahlem herrscht kaum Verkehr. Hausnummer 83 ist eine zweistöckige, weiß gestrichene Villa mit mächtigen Bäumen im Vorgarten. Ein schulterhoher grüner Bretterzaun schirmt das vornehme Haus ab, fast alle kleinteiligen Sprossenfenster im Erdgeschoss sind vergittert.

    Im Mai 1970 fehlen die Gitter vor den Fenstern. Am 14. Mai vor genau 50 Jahren haben sechs Männer und Frauen keine Mühe, über die Fensterbrüstung in den Vorgarten des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen zu springen.

    Sie rennen zu wartenden Autos und jagen mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen davon. Die Befreiung des Gefangenen und Brandstifters Andreas Baader ist geglückt.

    Aus dem Fenster ist auch Ulrike Meinhof gesprungen. Bis zu dieser Minute ist sie eine renommierte, bundesweit bekannte, streitbare, linke Journalistin. Doch kurz darauf klebt ihr Foto auf Plakaten mit der Zeile „MORDVERSUCH“. Denn in der Diele der Villa liegt der Institutsangestellte Georg Linke in einer Blutlache. Die Kugel eines der Befreier hat ihn in die Leber getroffen.

    In diesem Moment ahnt noch niemand, wie sehr sich die Republik in den nächsten Jahrzehnten durch diese Aktion ändern würde. Denn die Befreiung von Andreas Baader gilt als die Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion (RAF).

    Hans Hermann (Architekt) – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hermann_(Architekt)

    Hans Hermann (* 7. Oktober 1877 in Viersen; † 10. November 1914 bei Bikschote in Belgien) war ein deutscher Architekt.
    ...
    Von 1911 bis 1912 war er mit Heinrich Straumer in einem gemeinsamen Architekturbüro tätig. In dieser Zusammenarbeit entstanden zahlreiche Wohnhäuser in Berlin. Anschließend arbeitete Hermann allein.

    Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich Hans Hermann als Kriegsfreiwilliger und fiel bereits am 10. November 1914 bei Bikschote während der Ersten Flandernschlacht in Belgien – bei den Kämpfen, die später propagandistisch als Mythos von Langemarck missbraucht wurden. Hermann hinterließ eine Ehefrau und drei kleine Kinder.

    Mythos von Langemarck – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mythos_von_Langemarck

    Die Oberste Heeresleitung kommentierte die Ereignisse vom 10. November 1914 einen Tag darauf mit einem folgenreichen Bericht, der von fast allen deutschen Zeitungen auf der ersten Seite abgedruckt wurde:

    „Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesange ‚Deutschland, Deutschland über alles‘ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie. Etwa 2000 Mann französischer Linieninfanterie wurden gefangengenommen und sechs Maschinengewehre erbeutet.“

    – Kommuniqué der OHL, 11. November 1914.
    Der Bericht war offensichtlich propagandistisch formuliert. Als Schauplatz gab man „westlich Langemarck“ an. Nicht quellengestützt ist ein Haupttopos der Kritik am Mythos, wonach der deutsch und markant klingende und dem typisch preußisch-deutsch empfundenen „Bismarck“ ähnelnde Ortsname „Langemarck“ absichtlich dem genaueren, aber weniger vorteilhaften „Bixschote“ vorgezogen worden sei. Im ersten Drittel des Novembers 1914 zeichnete sich bereits das Scheitern der deutschen Umfassungsversuche bei Ypern ab. Das magere Ergebnis des Angriffs vom 10. November, das mit starken Verlusten auf deutscher Seite erkauft war, überging man, stattdessen wurde von einem Sieg über französische Infanterie berichtet. Statt der genauen Bezeichnungen der beteiligten Verbände wurde allgemeiner und vielsagend von jungen Regimentern geschrieben. Durch die Erwähnung der ersten Zeile des Deutschlandlieds wurde der Eindruck erweckt, dass es bei dem verlustreichen Angriff zum spontanen Ausbruch patriotischer Gefühle gekommen sei.

    Dieser Bericht wurde von großen Teilen der deutschen Öffentlichkeit unkritisch aufgenommen und löste die Entstehung eines Mythos über den heldenhaften Opfergang junger Soldaten aus: „Das Entstehen des Langemarck-Mythos ist das erste bedeutende Beispiel verschiedener erfolgreicher Versuche in diesem Krieg, militärische Niederlagen in moralische Siege umzudeuten.“