Mobilität : Verwirrt im Taxi 2.0
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Arme Frau Herzberg. Wie ihr geht es tausenden verwirrter Kunden, die nicht mehr wissen, was ein Taxi ist, welche Fahrer gut für sie sind und wie sie ganz einfach zu dem kommen was sie wollen: Eine unkomplizierte, bequeme, schnelle und preiswerte Anreise zu ihrem Fahrtziel.
Aufgrund der Vielzahl an „Mobilitätsangeboten“, die miteinander in Konkurrenz stehen, sich gegenseitig behindern und auf keinen Fall untereinander kommunizieren, müssen Kunden eine steile Lernkurve bezwingen, wenn sie so simpel wie in den 1980ger Jahren zu einem Taxi und zu ihrem Ziel kommen wollen.
Es wäre eine schöne Initiative des Berliner Senats, wenn der sich der Sache annehmen und aus dem Taxiangebot wieder eine echten Säule des ÖPNV, also der so oft zitierten öffentlichen Daseinsvorsorge, machen würde. Dazu müßte er so ziemlich allen Playern des individuellen Personentransports kräftig auf die Füße treten:
Die illegalen Chaostaxis der Uber & Konsorten müßten auf den eigentlich für sie vorgesehenen Bereich der Reservierungs- und Fernfahrten zurechtgestutzt werden. Die Taxiunternehmer müßten dazu angehalten werden, ihre Fahrer so zu schulen und zu bezahlen, dass die ihre Arbeit wieder engagiert und verantwortungsvoll ausüben. Die Taxivermittlungen müssten dem folgen und ebenfalls gut bezahlte und qualifizierte MItarbeiter anstelle von Call-Centern in der Türkei einsetzen. Zu guter Letzt müßte ein zentrales und exklusives Vermittlungsportal als one-stop-Lösung durchgesetzt werden, damit alle Fahrgäste über ein konsistentes Interface zu ihrem Beförderer kommen. Die Jelbi-App der BVG könnte eine erste Testversion dafür werden.
Die für alles erforderlichen Rahmenbedingungen zu gestalten ist möglich. Es muss nur politisch gewollt sein und mit zeitgemässen Mitteln durchgesetzt werden.
Wann geht es los?
30.1.2020 von Ruth Herzberg - So bequem es auch sein mag, per App am Smartphone das Taxi zu bestellen - manchmal ist es doch nicht so einfach wie gedacht.
Neulich wollte ich nach Mitte, ins Deutsche Theater. Ich war etwas spät dran und hatte es eilig. Ich bestellte mir einen Wagen per App, da sind die Preise günstiger und ich wollte nicht telefonieren. Laut App hatte ich noch zwei Minuten Zeit und ich rotierte durch die Wohnung, um Schlüssel, Brille, Portemonnaie, Jacke, Mütze und Schal einzusammeln. Umso mehr stresste es mich, dass mein Handy klingelte.
Es war der Fahrer des Wagens. Er meinte, er würde einen Kunden zum Maxim Gorki Theater fahren und dass er mich mitnehmen würde. Er wollte nicht glauben, dass es da einen Unterschied gab, wahrscheinlich dachte er: „Sie will zum Theater, ich bring sie zum Theater, wo ist das Problem?“
In Eile
Ich konnte ihm den Unterschied nur anhand der verschiedenen Adressen begreiflich machen, also daran, dass die Schumannstraße nicht der Festungsgraben sei und er sagte, dann würde er die Fahrt stornieren. Also rief ich beim normalen Taxiruf an und bestellte mir eins, während ich die Treppen hinabstieg. Der Mann beim Taxiruf sprach nicht gut deutsch und während ich ihm meinen Namen und „Schumannstraße“ buchstabierte, war ich schon unten auf der Straße angelangt, auf der sich just ein unbesetztes Taxi näherte, welches ich heranwinkte.
Während ich im Taxi saß, rief mich der bestellte Taxifunkfahrer an, wo ich denn sei und ich sagte, dass ich aufgrund von Eile schon in einem anderen Taxi sitzen würde und entschuldigte mich. Im Theater hatte ich noch etwas Zeit bis zum Beginn der Vorstellung und die wollte ich genießen, aber da rief mich jemand von der Taxiapp an und sagte, dass er vor meinem Haus auf mich warten würde und wo ich denn sei? Ich meinte, da müsse ein Irrtum vorliegen und dass sein Kollege doch die Fahrt storniert hatte.
Beschwerde per Anruf oder Mail?
Hat er nicht, sagte der Mann und dann war mein Akku leer. Ich versuchte den Gedanken daran zu verdrängen, ob mir die App wegen der stornierten, oder auch nicht stornierten Fahrt Geld abbuchen würde und während ich durch Parfümwolken und die labyrinthischen, festlich erleuchteten Theaterfoyers zu meinem Platz im Zuschauersaal wandelte, begann ich im Geiste Beschwerdemails an den Kundenservice der App zu formulieren. Oder vielleicht sollte ich doch lieber anrufen? Aber ich telefoniere doch so ungern. Dann wurde es dunkel und das Stück wurde gespielt. Danach bin ich mit der Straßenbahn nach Hause gefahren.