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Agent d’ingérence étrangère : Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die fahren mit.

  • Der Blocksberg | Digitales Deutsches Frauenarchiv
    https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/der-blocksberg

    1975 - 1980, Yorckstraße 48, 1000 Berlin Postzustellbezirk 30 oder 62

    14.2. 2019, von Lara Ledwa - Der Blocksberg war eine kollektiv betriebene Frauenkneipe im Westberlin der 1970er-Jahre. Sie wurde von Lesben für FrauenLesben gegründet und bot einen subkulturellen Ort vorwiegend für die autonome (lesbisch-)feministische Bewegung. Als erste ihrer Art erlangte sie einige Berühmtheit und fand viele Nachahmerinnen.

    Die Gründung

    Der Blocksberg war die erste Frauenkneipe in der Bundesrepublik. Gegründet wurde sie 1975 in Berlin-Kreuzberg in der Yorkstraße (damals noch ohne c) auf Privatinitiative von zwei Lesben (H.L./G.H.). Sie wollten eine alternative Kneipe für FrauenLesben abseits der herkömmlichen subkulturellen Lesbenlokale und/oder männlich dominierten linken Kneipen anbieten. Neben dem regulären Barbetrieb fanden im Blocksberg politische Diskussionen, Lesungen und Projektetreffen statt.1 Die Besucherinnen dürften deshalb vorwiegend, aber nicht ausschließlich, aus dem Umfeld der Frauen- und Lesbenbewegung gewesen sein. Männer hatten keinen Zutritt.2

    Der Name ‚Blocksberg’ referierte auf Versammlungsorte von Hexen, welche in großen Teilen der Frauenbewegung der 1970er-Jahre als Symbol für die Unterdrückung durch und den Widerstand gegen das Patriarchat galten. Innerhalb und außerhalb der Kneipe spielte das Bild der Hexe deshalb eine dekorative Rolle.3 Auch bei der Benennung von Speisen und Getränken war das Konzept der Frauenkneipe konsequent. So hieß griechischer Salat mit Schafskäse beispielsweise „Sapphos Freude“, Cocktails trugen Namen wie „Jeanne dʹArc“ oder „Rote Rosa“.

    Eine neue Form der Subkultur

    Für Lesben, die der initiierende und tragende Teil des Projekts Blocksberg waren,5 spielte die Subkultur eine besondere Rolle. Sie war bisher eine der wenigen Möglichkeiten gewesen, ein lesbisches Leben zu leben und sie war von immenser Bedeutung für die queere Geschichte der Weimarer Republik und der Nachkriegszeit.6 Viele Lesben, die sich in der Bewegung der 1970er-Jahre engagierten, hatten hingegen ein gespaltenes Verhältnis zum sogenannten ‚Sub’. Solch einen Ort lesbischer Gemeinschaft empfanden viele Bewegungslesben als zu sexualisiert, zu kühl in der Atmosphäre, zu unpolitisch und/oder zu spießbürgerlich konservativ – auch wenn sie ihn meist dennoch aufsuchten.7

    Der Blocksberg wurde von den Betreiberinnen als „feministische Alternative zur damaligen Subkultur“8 bezeichnet. „Bars wie Pour Elle mit den traditionellen Butch-/Femme-Rollen waren bei vielen von uns verpönt und wurden deshalb boykottiert. Wir wollten neue Wege miteinander finden, die sich nicht an patriarchal-heterosexuellen Normen orientierten.“9 Die Ablehnung der etablierten lesbischen Subkultur hing auch mit Faktoren wie Herkunft, Bildung und Alter zusammen.10 Teilweise begegneten sich Lesben aus dem Sub und Bewegungslesben mit gegenseitiger Ablehnung oder eben Kritik.11

    Die Gründung und das Selbstverständnis des Blocksbergs zeigten an, dass viele der Lesben aus der Frauenbewegung sich die Subkultur anders als die bisher existierende imaginierten, und dass der Blocksberg einen Ort alternativer lesbischer, feministischer Gemeinschaft innerhalb der Subkultur darstellte.

    Kollektivbetrieb Blocksberg

    Neben der alternativen ,inhaltlichenʻ Ausrichtung des Blocksbergs stand auch die Art, in der der Laden betrieben wurde, im Gegensatz zu herkömmlichen Lokalen der lesbischen Subkultur. Der Betrieb war, wie viele in der Zeit initiierte Frauenprojekte, in kollektiven Strukturen organisiert.12 Im Blocksberg bekamen alle Frauen, die hauptverantwortlich dort arbeiteten, einen Einheitslohn. Außerdem gab es ein Kollektiv, das Entscheidungen traf und das Programm mitbestimmte. In den Zeiten, in denen viele Schulden abgearbeitet werden mussten (dazu im Folgenden mehr), arbeiteten allerdings viele Frauen auch unbezahlt oder stark unterbezahlt, um das Projekt zu retten.13 Preise für Speisen und Getränke waren nicht profitorientiert kalkuliert und eventuelle Gewinne sollten in andere Frauenprojekte fließen.14

    Mediale Aufmerksamkeit für den Blocksberg

    Der Blocksberg erlangte einige Aufmerksamkeit in den Massenmedien, als das Konzept ‚Frauenkneipe‘ neu war. So gab es 1977 im Zeit-Magazin einen langen und positiven Artikel über die Kneipe; von einer Frau geschrieben, die den Blocksberg zum ersten Mal besuchte und der feministischen Bewegung bis dahin eher skeptisch gegenübergestanden hatte.15 Jedoch gab es auch, und das war die negative Seite der Aufmerksamkeit, effektheischende Meldungen in verschiedenen Zeitungen, nachdem Frauen aus dem Blocksberg vor der Kneipe „randaliert“ haben sollen.16 Die Stilisierung von linken, feministischen und/oder lesbischen Frauen als Gefahr und eine teilweise damit einhergehende Kriminalisierung hat eine lange Tradition, die vor dem Blocksberg nicht haltmachte: Es fanden hier auch Durchsuchungen der Polizei statt.17

    Streit um den Blocksberg

    Im Juni 1977 brach ein großer Streit über den Blocksberg aus, an dem das Projekt fast gescheitert wäre.18 Nachdem zwei neue Hauptverantwortliche (M.K./M.B.) im August 1976 in das Projekt eingestiegen waren, offenbarte sich ein Schuldenberg, der sich unbemerkt angehäuft hatte. Zur Tilgung der Schulden wurden die Löhne der Mitarbeiterinnen heruntergesetzt und LAZ-Frauen arbeiteten unentgeltlich im Blocksberg, um seinen Fortbestand zu sichern. Nachdem sich dadurch die finanzielle Lage stabilisiert hatte, wollten die Gründerinnen, dass die neuen Kollektivfrauen ihnen den Blocksberg abkauften, wozu diese nicht bereit waren.19 So eskalierte der Konflikt und die neuen Kollektivfrauen skandalisierten die „Ermordung“ des Blocksbergs sowie den ersten „Bulleneinsatz von Frauen für Frauen“.20 Dennoch bedeutete diese Auseinandersetzung noch nicht das Ende der Frauenkneipe. Am 5. Juli 1977 wurde der Blocksberg als GmbH eingetragen, weiterhin kollektiv bewirtschaftet und bestand bis Ende 1980.21 Danach wurde die Kneipe zunächst von Lesben und einem Schwulen gemeinsam übernommen, die das legendäre Punklokal Risiko eröffneten und ein gemischtes, schwul-lesbisches Publikum ansprachen.22
    diverse Materialien zu Aktionen aus den Anfangsjahren (HAW-Frauengruppe)
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    Lara Ledwa, hat ihren M.A.-Abschluss in den Gender Studies mit einer Arbeit zu der HAW-Frauengruppe beziehungsweise dem LAZ gemacht, wofür sie viele Stunden im Spinnboden Archiv mit einem Ordnerregal verbrachte. Sie lebt in Berlin und beschäftigt sich (manchmal sogar auch in der Lohnarbeit) mit feministischen, queeren und lesbischen Politiken.

    Empfohlene Zitierweise
    Lara Ledwa (2019): Der Blocksberg, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv
    URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/der-blocksberg

    Zuletzt besucht am: 28.03.2021

    Netzwerk von Der Blocksberg: Der Blocksberg - Lesbisches Aktionszentrum Westberlin (LAZ)

    Biografie von Der Blocksberg

    September 1975 - Gründung
    August 1976 - 2 neue Frauen (M.B. / M.K.) übernehmen die Hauptverantwortung für das Projekt im Kollektiv
    Juni 1977 - Eskalation der Auseinandersetzung zwischen den Gründerinnen und den neuen Kollektivfrauen
    Juli 1977 - Eintrag des Blocksberg als GmbH
    Ende 1980 - Schließung

    GLOBAL FEMINISMSCOMPARATIVE CASE STUDIES OFWOMEN’S ACTIVISM AND SCHOLARSHIPSITE: GERMANYTranscript of Manu GieseInterviewers: Sławomira Walczewska Location: GermanyDate: 2018
    https://sites.lsa.umich.edu/globalfeminisms/wp-content/uploads/sites/787/2020/08/Giese_Germany_Final.pdf

    Manu Giese:Ja, es fängt auch in meiner frühsten Kindheit an. Ich war 1974 mit 14 Jahren das erste mal in der ersten Frauenkneipe in Berlin, im Blocksberg . Die hat 1974 aufgemacht und war die erste Frauenkneipe nach den 20. Jahren, da gab es viele Frauenkneipen hier in Berlin. Eine Frauenkneipe der Bewegung sozusagen, der Frauenbewegung. 2016 bin ich von Zuhause abgehauen und habe eine eigene Wohnung gehabt und musste eine Ausbildung machen, die ich nicht wollte, als Bürogehilfin, damals hieß das so. Heute heißt das glaube ich, ich weiß nicht, wie das heute heißt. Und musste mir Geld dazuverdienen, weil das hat nicht gereicht.

    Die 300 D-Mark die ich damals bekommen habe als Ausbildungsbeihilfe, hat nicht gereicht. So dass ich ́77 in die Zwei, in der Frauendisko angefangen habe zu arbeiten. Die Zwei war in der #Martin-Luther-Straße Ecke #Motzstraße und war ein Laden, der von Crystal Rieselberg geführt wurde, die schon immer in ihrem Leben Frauenkneipen hatte. Also den Club 10 in der #Vorbergstraße, dann hatte sie zwischenzeitlich auch mal einen Zooladen.
    ...
    Dann haben wir am dritten oder fünften Oktober 1986 die Begine eröffnet. Man muss sich vorstellen, dieser Bereich der #Potsdamer_Straße war der Straßenstrich und die Häuser waren eigentlich keine Wohnhäuser hier, sondernalles Stundenhotels.Wir hatten ein super Verhältnis zu den Prostituierten. Die waren richtig froh, dass wir hier aufgemacht haben, weil hier konnten sie rein ohne dass der Zuhälter oder auch ein Freier hinterher konnte und komischerweise haben wir nie ernsthafte Probleme gekriegt mit Männern oder dass die unbedingt hier reinwollten oder so. Es gab schon zwei drei Situationen. Aber nach 33 Jahren zwei drei Situationen ist halt sehr wenig.

    #Berlin #bars_cafés #histoire #féminisme