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  • Siedlerkolonialismus : Israels industrielle Reservearmee
    https://www.jungewelt.de/artikel/465412.siedlerkolonialismus-israels-industrielle-reservearmee.html
    A propos de l’économie politique de l’occupation

    16.12.2023 von Lena Schmailzl, Ramallah - Westjordanland: Jeden Tag müssen Hunderttausende palästinensische Lohnarbeiter Ausbeutung und Marginalisierung in Kauf nehmen

    Wer die palästinensischen Arbeiter auf ihrem Weg zu den Baustellen des Landes begleiten will, muss früh aufstehen. Zwischen drei und vier Uhr morgens machen sich die ersten auf den Weg. Noch bevor die Sonne aufgeht, beginnt die Rushhour auf vielen Straßen im besetzten Palästina. Die Autos haben nur eine Richtung: zum nächsten Checkpoint. Auch in den Dörfern um Nilin, etwa 20 Kilometer westlich von Ramallah, fährt Wagen um Wagen vorbei, jeder vollbesetzt mit Männern in Arbeitskleidung. Am Straßenrand stehen weitere Arbeiter, die auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen. Aus palästinensischer Richtung kommend, ist das erste sichtbare Zeichen des Checkpoints hier ein riesiger provisorischer Parkplatz. Um 5.30 Uhr morgens steht er schon weitgehend voll.

    Etwa 200.000 palästinensische Arbeiter pendeln täglich hinter die Mauer oder in israelische Kolonialsiedlungen, um dort ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Nicht wenige von ihnen arbeiten dabei auf Land, für das ihre Familien die Besitzurkunden haben. Modiin Illit, die Siedlung hinter dem Checkpoint Nilin, wurde nachweislich zu 44 Prozent auf Land gebaut, das Privatbesitz palästinensischer Familien ist und vor allem landwirtschaftlich genutzt wurde. Ihres Landes und ihrer Produktionsmittel beraubt, erhöht sich der Druck auf Palästinenser, ihre Arbeitskraft zu verkaufen – zur Not auch an dieselbe Besatzungsmacht, die für den Landraub verantwortlich ist. Marx bemerkte zutreffend, der Prozess der ursprünglichen Akkumulation müsse eigentlich als ursprüngliche Expropriation bezeichnet werden und sei in seinen Methoden »alles andere, nur nicht idyllisch«, sondern von »Eroberung, Unterjochung, Raubmord – kurz: Gewalt« bestimmt. Es ist diese Gewalt eines Prozesses der andauernden Enteignung, die den Alltag in Palästina, insbesondere im besetzten Westjordanland, bestimmt. Palästinensische Arbeiter errichten buchstäblich die Städte, die auf ihrem gestohlenen Land stehen.

    Als die Arbeiter an diesem Morgen am Checkpoint ankommen, haben sie bereits viele Stunden der Erniedrigung und des Wartens hinter sich. Um legal in Israel arbeiten zu können, müssen sie ein repressives Genehmigungssystem durchlaufen. Dieses beinhaltet einen sogenannten Sicherheitscheck durch die Ziviladministration der besetzten Gebiete und teils horrende Gebühren. Außerdem sind sie gezwungen, eine Vielzahl biometrischer Daten (inklusive Augenscan) an die israelische Besatzungsmacht abzugeben – ohne nachverfolgen zu können, was weiter mit den Daten passiert. Künstliche-Intelligenz-Systeme benötigen eine Vielzahl an Daten, um trainiert zu werden. Checkpoints, die täglich von Tausenden Menschen überquert werden müssen, sind aus dieser Sicht eine Goldgrube an Daten.

    Amnesty International (AI) dokumentiert in einem Bericht zur »Automatisierten Apartheid«, dass tausend Palästinenser täglich zu unfreiwilligem Trainingsmaterial von Gesichtserkennungssystemen wie »Wolf Pack«, »Blue Wolf« und »Red Wolf« werden. Zwei Konzerne, die niederländische Firma TKH Security und der chinesische Staatskonzern Hikvision, stellen die Überwachungstechnik der israelischen Checkpoints. Das dortige Sicherheitspersonal überprüft, ob die Zuordnung der Systeme korrekt ist, so dass sie fortlaufend weiter trainiert werden. So wurden etwa Soldaten in Hebron angewiesen, mit Hilfe ihrer Smartphones »so viele Palästinenser wie möglich« zu scannen: »Das gamifizierte biometrische Überwachungssystem bewertet Militäreinheiten je nach Anzahl der aufgenommenen Bilder und schafft so Anreize, Palästinenser unter ständiger Überwachung zu halten«, heißt es dazu bei AI.

    Neben den Firmen, die Überwachungstechnik stellen, haben auch Unternehmen, die Sicherheitsdienstleistungen stellen, ein sehr konkretes Profitinteresse am Checkpoint. Wenn man den Checkpoint in Nilin betritt, sieht man keine Soldaten. Wer einem statt dessen mit schweren Waffen ausgerüstet entgegentritt, sind Angestellte einer kommerziellen Sicherheitsfirma. Wie die meisten israelischen Checkpoints ist Nilin inzwischen privatisiert. Als meiner Tochter und mir der Durchgang verweigert wurde, drohte mir die Mitarbeiterin nicht etwa mit der leitenden Offizierin, sondern kündigte an: »Ich hole die Managerin.« Die firmengeführten Checkpoints sind bekannt dafür, dass sie deutlich restriktiver sind als die von der Armee betriebenen. Es gilt schließlich zu beweisen, dass sich das Outsourcen der Besatzung an private Firmen lohnt.
    Teil der Masse

    Auch an diesem Tag wird einigen Arbeitern der Durchgang verweigert. Warum, erfahren sie nicht. Sie laufen zurück, vorbei an den Gittern des Checkpoints, an dem sich inzwischen die Menschen stauen. Eng aneinandergepresst, schieben sie sich durch die Gitter des Checkpoints, während über ihnen der Sicherheitsdienst patrouilliert, der diesen Checkpoint betreibt. Etwa 15.000 Arbeiter passieren den Checkpoint täglich, schätzt Mahmud, der seit zwei Uhr nachts auf den Beinen ist, um an einem Stand vor dem Checkpoint frisches Brot zu verkaufen. Einige klettern über die Abgrenzungen, um schneller an die Drehkreuze zu gelangen. Andere rauchen erst noch in Ruhe eine Zigarette, bevor sie sich zu den anderen stellen, Teil der Masse werden, die durch Gitterstäbe und Drehkreuze geschoben wird. Der Begriff einer industriellen Reservearmee – morgens um sechs Uhr am Checkpoint von Nilin ist er greifbar.

    Über die konkreten Interessen einzelner Unternehmen, die mit Überwachungstechnik und Sicherheitsdienstleistungen ihr Geld verdienen, hinaus hat das Genehmigungssystem zwei sehr grundlegende Funktionen für die israelische Ökonomie der Besatzung: Es wirkt repressiv auf Palästinenser und profitsteigernd für die herrschende israelische Klasse.

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    Die Genehmigungen werden branchenspezifisch und in Zusammenarbeit mit israelischen Unternehmen ausgestellt. Das ermöglicht es, Arbeiter gezielt in Bereiche zu schicken, in denen ein Mangel an Arbeitskräften herrscht, durch Erteilung oder Entzug von Genehmigungen kann die Arbeitskraft je nach Konjunktur angezapft werden. Sie arbeiten in körperlich harten, schmutzigen und gefährlichen Jobs und unter besonders prekären Umständen – Bedingungen, unter denen kaum Israelis bereit sind zu arbeiten.

    Eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Palästina verwendet ein anschauliches Bild, um die zentrale Funktion palästinensischer Arbeiter in der Ökonomie der Besatzung zu beschreiben: »Einschränkungen der Bewegungsfreiheit stellten sicher, dass palästinensische Arbeitskraft eine Art ›Wasserhahn‹ wurde, der an- und abgestellt werden konnte, je nach ökonomischer und politischer Lage und Bedarf der israelischen Wirtschaft.« Genehmigungen werden für bis zu sechs Monate erteilt, können aber sowohl von Unternehmen und »Arbeitgebern« als auch den Besatzungsbehörden jederzeit annulliert werden. In der Pandemie waren die palästinensischen Arbeiter die ersten, die von einem Tag auf den anderen ihre Jobs verloren. Der Entzug der Arbeitsgenehmigung oder die Drohung damit werden gezielt eingesetzt, um Lohnforderungen der Arbeiter sowie alle Ansätze gewerkschaftlicher Organisierung anzugreifen.

    Der unbegründete Entzug von Genehmigungen zielt darüber hinaus darauf ab, jede Form von politischer Organisierung gegen die siedlerkoloniale Besatzungsmacht zu unterbinden. Nicht nur Personen, denen unterstellt wird, politisch aktiv zu sein, droht der Entzug der Arbeitsgenehmigung, sondern auch ihren Familienangehörigen. Teils werden als kollektive Strafe sogar ganzen Dörfern und Ortschaften die Genehmigungen entzogen. Sicherheitsargumente der Besatzungsmacht, der Kampf gegen Arbeitsrechte und Profitinteressen der herrschenden Klasse gehen Hand in Hand.

    Die Arbeit in den Siedlungen und von Israel annektierten Gebieten zielt auf eine Spaltung der palästinensischen Arbeiterschaft, ideologisch und praktisch. Während sich ein Teil aus Prinzip weigert, für die Besatzer zu arbeiten, nehmen andere die tägliche Erniedrigung hin, um sich und ihre Familien versorgen zu können. Als ich im Sommer 2023 mit den Arbeitern den Checkpoint passiere, liegt die letzte, mehrere Tage anhaltende Invasion in Dschenin erst wenige Wochen zurück. Im Westjordanland wurde in Solidarität mit Dschenin ein Generalstreik ausgerufen, Schulen, Universitäten und Geschäfte blieben geschlossen. Als ich einen Verkäufer frage, ob sich auch die Arbeiter hier am Streik beteiligt hätten, lacht er nur bitter: »Sie kamen aus Dschenin und Tulkarem hierher, um zur Arbeit zu kommen.« Weil die Checkpoints im Norden geschlossen oder durch streikende Palästinenser blockiert waren, fuhren die Arbeiter einmal quer durch das Westjordanland, um an ihre Arbeitsplätze zu kommen. Schon ohne solche Sonderfälle verlängert sich der Arbeitstag durch die Mauer und Checkpoints für viele auf 16 Stunden. Übermüdung und weite Arbeitswege erhöhen das Risiko von Unfällen, immer wieder mit tödlichen Folgen für die Arbeiter.
    Ökonomie der Besatzung

    So wenig wie die Mauer eine Grenze zwischen zwei völkerrechtlichen Gebieten darstellt, markiert sie eine Grenze zwischen zwei getrennten Ökonomien. Etwas wie eine eigenständige palästinensische Wirtschaft gibt es nicht. Umgekehrt ist die Realität der Besatzung in vielfacher Hinsicht zentraler Bestandteil der israelischen Ökonomie. Der Checkpoint und die Grenzlinie, an der er errichtet ist, markieren nicht etwa die Grenze zwischen zwei ökonomischen Räumen, sondern sind selbst Kristallisationspunkte einer Ökonomie der Besatzung.

    Dabei hat die palästinensische Arbeitskraft aus israelischer Sicht mehrere Vorteile gegenüber israelischen oder aus anderen Ländern importierten Arbeitskräften: Die Lebenshaltungskosten in den besetzten palästinensischen Gebieten sind deutlich geringer, daher sind auch die Löhne palästinensischer Arbeiter niedriger. Dennoch liegen die Gehälter auf israelischen Baustellen etc. weit über dem palästinensischen Durchschnittslohn. Die Lebenshaltungskosten in den besetzten Gebieten betragen das Vierfache des Mindestlohns, die Erwerbslosigkeit ist hoch, jeder vierte Arbeitende ist arm trotz Arbeit. Niedrige Löhne und hohe Erwerbslosigkeit sichern einen ständigen Nachstrom an Arbeitskräften. Ein Bauarbeiter in Israel verdient doppelt soviel wie eine verbeamtete Lehrkraft an einem Gymnasium in Palästina. Anders als bei israelischen Arbeitern müssen auch die Reproduktionskosten der Arbeiter als Klasse nicht durch den israelischen Staat gedeckt werden. Zahlreiche Investitionen wie Straßenbau, Schulbildung, Infrastrukturmaßnahmen und die Gesundheitsversorgung werden von Einrichtungen der Vereinten Nationen und internationalen NGOs übernommen.

    Ein zentrales Dokument in diesem Zusammenhang ist das »Protokoll über wirtschaftliche Beziehungen zwischen der Regierung des Staates Israel und der PLO« vom 29. April 1994, oft auch als »Pariser Protokoll« bezeichnet (nachzulesen in deutscher Übersetzung auf den Webseiten der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, jW). Das Protokoll schreibt vor, dass Israel alle Außengrenzen in Israel/Palästina vollständig kontrolliert. Das führte dazu, dass etwa 2005 73,9 Prozent aller Importe in den besetzten Gebieten aus Israel stammten. Die Löhne, die die Arbeiter in Israel verdienen, geben sie gezwungenermaßen zu einem großen Teil für israelische Produkte aus, so dass ein relevanter Teil des Geldes wieder in die israelische Ökonomie zurückfließt.

    Shir Hever schreibt in seinem Buch »Die Politische Ökonomie der israelischen Besatzung. Unterdrückung über die Ausbeutung hinaus« (2014), dass eine »räumliche wirtschaftliche Unterscheidung zwischen den BPG (besetzten palästinensischen Gebieten, L. S.) und Israel weitgehend künstlich« sei. Denn: »Es gibt kein Gebiet in Israel/Palästina, das frei von israelischer Kontrolle ist und in dem andere wirtschaftliche Gesetze gelten.« Allerdings betont er die rassifizierte Hierarchisierung dieser Ökonomie: »Es gibt (…) eine Unterscheidung, die Menschen und nicht Gebiete betrifft. Palästinensische Nichtstaatsbürger, die in den BPG leben, fallen unter ein gesondertes System von Regeln und Bestimmungen, leiden unter extremer Armut und Arbeitslosigkeit und erhalten nicht dieselben Dienst- und Sozialleistungen wie israelische Staatsbürger. Man kann von zwei Ökonomien sprechen, die unter israelischer Kontrolle koexistieren.«

    Diese Hierarchie wird im Checkpoint in Beton und Stahl gegossene Realität. Oben entlang führt die Straße, auf der Autos mit israelischen Kennzeichen fahren dürfen. Sie ist neu asphaltiert, beleuchtet. Unten die Wege der Palästinenser, großteils nicht asphaltiert, staubig und mit großen Steinen auf dem Weg, die von Tausenden Stiefeln schon so glattgetreten sind, dass man leicht auf ihnen ausrutscht. Sie dürfen den Checkpoint ausschließlich zu Fuß überqueren. Selbst wenn sie in einem Auto mit israelischem Kennzeichen mitgenommen wurden, müssen sie kurz vor dem Checkpoint aussteigen.

    Sinnbildlich zeigt sich hier ein zentraler Widerspruch des Siedlungskolonialismus: Indigene Arbeitskraft soll im Siedlerstaat, anders als im herkömmlichen Kolonialismus, nicht vor allem ausgebeutet, sondern beseitigt werden. Lorenzo Veracini zeigt in seiner Einführung in den Siedlerkolonialismus »Settler Colonialism. A Theoretical Overview« (2010), dass Ausbeutung und Beseitigen der indigenen Bevölkerung faktisch jedoch immer wieder eng miteinander verwoben sind. Er fasst die Position der Siedlerkolonisatoren zusammen in der Forderung: »Du, arbeite für mich, während wir darauf warten, dass du verschwindest.« Und so sind es palästinensische Arbeiter, von denen dieser Checkpoint am meisten genutzt wird, doch alles am Checkpoint ist darauf ausgerichtet, ihnen den Durchgang so beschwerlich wie möglich zu gestalten. Und ihnen Morgen für Morgen ihren Platz zuzuweisen: ganz unten in der Hierarchie.

    #Palestine #Israël #économie #exploitation #travail

  • Palästina : Eingesperrt in Gaza
    https://www.jungewelt.de/artikel/465781.pal%C3%A4stina-eingesperrt-in-gaza.html

    Cet article confirme l’information que les ambassades allemandes ont cessé de soutenir les citoyens du pays.

    21.12.2023 von Jakob Reimann - Krank und ständiger Gefahr ausgesetzt: Zwei deutsche Staatsbürger hoffen weiter auf Evakuierung. Sohn erhebt Vorwürfe gegen Behörden

    Im Juni fuhren die beiden zu Besuch in die Heimat nach Gaza und wollten im November zurück nach Deutschland, in die zweite Heimat. Als am 7. Oktober der Krieg begann, folgten Alya (68) und Mohammed Elbasyouni (75) der Aufforderung der israelischen Armee an über 1,1 Millionen Bewohner im Norden des Gazastreifens und flohen in den vermeintlich sicheren Süden. Ihre Verwandten im Ausland registrierten die zwei Deutschen für eine erhoffte Evakuierung aus dem Kriegsgebiet bei den deutschen Behörden. »Wir befolgten alle Anweisungen des Auswärtigen Amtes«, erklärt Loay Elbasyouni, der Sohn des Ehepaares, am Mittwoch gegenüber junge Welt, »doch Tage vergingen ohne eine Antwort«. Bis heute bleibt das Auswärtige Amt diese schuldig.

    Loay wohnt in Santa Monica in Kalifornien und arbeitet als Ingenieur für die Weltraumagentur NASA und das private Weltraumunternehmen Blue Origin. Er hat an der Helikopterdrohne »Ingenuity« mitgebaut, die seit 2021 spektakuläre Bilder der Marsoberfläche aufnimmt, und entwirft gegenwärtig die Raketenmotoren für die bemannte Mission »Blue Moon«, über die ab 2029 der Südpol des Mondes erkundet werden soll. Um Druck aufzubauen und Hilfe für seine Eltern zu erhalten, kooperierte Loay mit internationalen Medien, um eine Stellungnahme deutscher Behörden zu erhalten, erzählt er im Gespräch. Doch auch über diese Kanäle gab es keine Reaktion. Nach Dutzenden Telefonaten und E-Mails sei zwar schließlich ein Kontakt zur deutschen Botschaft in Tel Aviv zustande gekommen, doch blieb auch der erfolglos. Eine Anfrage von jW mit Bitte um Stellungnahme ließen sowohl das deutsche Vertretungsbüro in Ramallah als auch das Auswärtige Amt in Berlin unbeantwortet.

    Alya und Mohammed Elbasyouni gingen in den 1980ern nach Deutschland. Mohammed studierte in Marburg Medizin und arbeitete als Chirurg unter anderem in Lüdenscheid. Die beiden gingen zurück nach Gaza, wo Mohammed eine Zeitlang als Chef der Chirurgie am Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt tätig war. Im November wurde das größte Krankenhaus des Gazastreifens, in dem auch Tausende Vertriebene Schutz suchten, über Tage hinweg von der israelischen Armee angegriffen und ist seitdem außer Betrieb. Als Teil der vom israelischen Verteidigungsminister Yoaw Gallant angekündigten »finalen Säuberung« drangen israelische Truppen am Dienstag in Tunnel der Hamas im Norden des Gazastreifens ein und griffen zwei der letzten noch funktionsfähigen Krankenhäuser in der Region an, berichtet AP am Mittwoch. Im Al-Ahli-Krankenhaus wurde demnach die Frontwand zerstört und die meisten Angestellten festgenommen. Lediglich zwei Ärzte und vier Pflegekräfte seien nicht inhaftiert worden, erklärte ein Pfarrer der anglikanischen Kirche, die das Krankenhaus betreibt. Diese müssten sich ohne fließend Wasser und Strom um mehr als 100 schwerverletzte Patienten kümmern. Nachdem Israel am Dienstag erneut Dschabalija im Norden der Enklave bombardiert und mindestens 27 Getötete hinterlassen hatte, hieß es am Mittwoch vom Gesundheitsministerium, dass seit dem Morgen 46 Leichen und 110 Verwundete ins medizinische Zentrum gebracht worden seien. Der gesamte Norden Gazas sei »in ein Ödland verwandelt« worden, kommentierte AP.

    Das Ehepaar Elbasyouni machte sich nach Kriegsbeginn aus der nördlichen Grenzstadt Beit Hanun zu Fuß auf den Weg nach Süden. »Wie durch ein Wunder« überlebten sie mehrere Artillerieeinschläge in ihrer Nähe, schrieb ihr Sohn auf X. Beide sind nur schwer zu Fuß unterwegs. Loays Vater hatte im vergangenen Sommer eine Rückenoperation und leidet unter Bluthochdruck und Diabetes. Alya hat ein Herzleiden und musste sich einer Hüftoperation unterziehen. Die Medikamente des Vaters »gehen zur Neige«, so Loay gegenüber jW, bei dem sich Verzweiflung über den Gesundheitszustand seiner Eltern mit Wut über die Untätigkeit der deutschen Behörden mischen. Es gäbe keine Bemühungen, die beiden Deutschen in Sicherheit zu bringen. »Wir wurden im Stich gelassen«, so Loay weiter, »niemand kümmert sich um uns«.

    #Allemagne #Palestine #Gaza #diplomatie

  • Un commentaire de lecteur approfondi sur la guerre en #Ukraine et la destruction du concept d’#Europe par les #États-Unis

    https://lostineu.eu/hoffnung-auf-europa-schwindet-orban-bei-macron-und-die-spur-des-geldes

    Il faut à mon avis rendre hommage aux Etats-Unis. Avec la guerre en Ukraine, qu’ils ont préparée stratégiquement depuis longtemps selon le scénario de Brezinski, ils voulaient à tout prix élargir l’écart entre la Russie et le cœur de l’Europe afin d’écarter toute concurrence imminente. Ils ont aujourd’hui atteint cet objectif de manière si complète et durable que, dorénavant, plus aucune herbe ne pourra pousser entre l’Europe, et en particulier l’#Allemagne, et la #Russie. …

    • der vollständige Kommentar:

      Man muss den USA hier m.E. Respekt zollen. Mit dem Ukrainekrieg, den sie von langer Hand strategisch nach dem Drehbuch von Brezinski vorbereitet haben, wollten sie den Abstand zwischen Russland und Kerneuropa wieder vergrößern, um sich drohende Konkurrenz vom Leibe zu halten. Sie haben diese Ziel Stand heute so umfassend und nachhaltig erreicht, dass bis auf weiteres kein Gras mehr zwischen Europa und insbesondere Deutschland und Russland wachsen kann.

      Um dieses Ergebnis zu erzielen haben die USA bisher nur überschaubare Mittel aufgeboten. Fünf Milliarden Euro zur Bewerkstelligung des Maidan (nach Auskunft von Frau Nuland), ein paar Ladungen abgängiger Waffensysteme ein ein paar zig Milliarden für den Krieg und die Stützung des Staates Ukraine. Ein Teil der Waffenlieferungen der USA dürfte nicht einmal unentgeltlich erfolgt sein, sonst hätte es keiner #Lend&Lease Beschlüsse in den USA bedurft.

      Auf dem weg sind die USA die verhassten #Nordstream Pipelines losgeworden. Nicht nur, dass sie dafür Sündenböcke parat haben. Sie haben sogar bewirkt, dass sich unter den Regierungen Europas nicht eine einzige findet, die die richtigen Fragen stellt und den Willen zur Aufklärung aufbringt.

      Jetzt ziehen sich die USA zum bestmöglichen Zeitpunkt zurück. der Konflikt ist aktuell kaum durch Verhandlungen auflösbar. Russland hat gewonnen und wird die Bedingungen diktieren können. Das Verhältnis Russlands zu Europa ist zerrüttet. Und die richtig großen Geldausgaben stehen erst noch vor der Tür, namentlich der Wiederaufbau und die Alimentierung der Ukraine und die Sicherung einer drastisch vergrößerten und extren gefährlich gewordenen Grenze nach Russland. All dies wird Europa zu bezahlen haben. Zuzüglich der Entgelte für die US-Waffenlieferungen (Lend&Lease).

      Das Glanzstück ist aber, dass die EU ernsthaft die Aufnahme der Ukraine anstrebt, während der #Nato Beitritt schon fast abmoderiert wurde. Dadurch wird es für #Europa unmöglich, sich diesem Fass ohne Boden zu entziehen und der Graben nach Russland wird noch einmal deutlich vertieft. Und die USA können ihr Spiel über die Nato weitertreiben, ohne dafür signifikant geradestehen zu müssen.

      #Putin hat schon verlautbart, dass er sich konstruktive Politik mit den USA womöglich nach dem Krieg noch vorstellen kann, mit Europa bis auf weiteres nicht. Von daher wird es schon wieder Geschäfts der #USA mit #Russland geben, während Europa mit schmutzigen #LNG aus den USA und teurer Energie seine Wettbewerbsfähigkeit verspielt hat und seine Industrie Richtung USA verliert.

      Ich habe in meinem inzwischen nicht ganz kurzen Leben noch niemals gesehen, wie man seinen Karren mit soviel Zielstrebigkeit und Vehemenz strategisch gegen die Wand und gleichzeitig tief in den Morast fahren kann, wie es unsere #EU-Elite flankiert von unserer Bundesregierung gemacht hat.

  • TV-Rundschau vom 2.11.2018 - Uber

    UBER-Jäger - Der Taxi-Krieg in Berlin | Abendschau
    https://www.ardmediathek.de/tv/Abendschau/UBER-J%C3%A4ger-Der-Taxi-Krieg-in-Berlin/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3822076&documentId=57296280

    01.11.2018 | 2 Min. | Verfügbar bis 09.11.2018 | Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg
    UBER: Das alternative Fahrdienstangebot mit Ursprung in den USA ist mittlerweile auch in Berlin Düsseldorf und München zugelassen - sehr zum Leitwesen der Taxifahrer. Doch die UBER-Fahrer müssen strenge Auflagen befolgen. Wir waren mit sogenannten „UBER-Jägern“ unterwegs. Das sind Taxifahrer, die UBER-Fahrer beobachten und nach Verstößen suchen.

    Taxis gegen Uber | Kontraste
    https://www.ardmediathek.de/tv/Kontraste/Taxis-gegen-Uber/Das-Erste/Video?bcastId=431796&documentId=57300028

    01.11.2018 | 9 Min. | Verfügbar bis 01.11.2019 | Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg
    Der US-Konzern Uber macht den Taxifahrern das Leben schwer. Dabei nutzen Fahrer, die über Uber vermittelt werden, auch unlautere Mittel. Sie müssten eigentlich nach jeder Fahrt in die Firma zurückkehren, doch tatsächlich warten sie an Sammelpunkten und kreuzen auf der Suche nach Fahrten durch die Stadt. Die Taxifahrer reagieren mit sogenannten Uber-Jägern, die Verstöße dokumentieren und den Taxi-Krieg befeuern. Doch auch Taxifahrer halten sich nicht immer an die Regeln.

    Uber in Düsseldorf | Markt
    https://www.ardmediathek.de/tv/Markt/Uber-in-D%C3%BCsseldorf/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=7486252&documentId=57130974

    24.10.2018 | 7 Min. | Verfügbar bis 24.10.2019 | Quelle: WDR
    Das umstrittene US-Unternehmen Uber ist neben Berlin und München nun erneut in Düsseldorf an den Start gegangen. Mit einem leicht abgeänderten Angebot und 30 Elektroautos. Damit gibt´s reichlich Konkurrenz für Taxifahrer in NRW. Eine wichtige Info für Reisende, die in Düsseldorf am tiefsten in die Tasche greifen müssen.

    Taxi vs. Uber | Abendschau - Der Süden
    https://www.ardmediathek.de/tv/Abendschau-Der-S%C3%BCden/Taxi-vs-Uber/BR-Fernsehen/Video?bcastId=14913448&documentId=56697058

    05.10.2018 | 3 Min. | Verfügbar bis 05.10.2019 | Quelle: Bayerischer Rundfunk 2018
    Der Kampf um die Fahrgäste weitet sich momentan regelrecht zum Krieg aus: Die Taxler werfen den Uber-Fahrern vor, gegen gesetzliche Vorschriften zu verstoßen und wehren sich gegen die neue Konkurrenz, indem sie deren Verstöße fotografieren.

    Taxifahrer demonstrieren gegen Uber | Abendschau
    https://www.ardmediathek.de/tv/Abendschau/Taxifahrer-demonstrieren-gegen-Uber/BR-Fernsehen/Video?bcastId=14913430&documentId=56166422

    19.09.2018 | 2 Min. | Verfügbar bis 19.09.2019 | Quelle: Bayerischer Rundfunk 2018
    Im Kampf gegen Fahrdienstleister wie Uber haben in München und Nürnberg Taxifahrer gleiche Wettbewerbsbedingungen gefordert. Bei Protestfahrten und Kundgebungen forderten sie die Bundesregierung auf, den Taxi-Markt nicht stärker zu liberalisieren.

    So funktioniert Uber | Mittagsmagazin
    https://www.ardmediathek.de/tv/Mittagsmagazin/So-funktioniert-Uber/Das-Erste/Video?bcastId=314636&documentId=52960536

    06.06.2018 | 1 Min. | UT | Quelle: rbb
    In Deutschland bietet Uber seine Dienste derzeit nur in zwei Städten an: Berlin und München. Wie funktioniert die Vermittlung von Fahrern? Und wie unterscheidet sich Uber vom Taxi? Ein Überblick.

    Uber vs. Taxi | Mittagsmagazin
    https://www.ardmediathek.de/tv/Mittagsmagazin/Uber-vs-Taxi/Das-Erste/Video?bcastId=314636&documentId=52960562

    06.06.2018 | 5 Min. | UT | Verfügbar bis 06.06.2019 | Quelle: rbb
    Ein Uber-Fahrer in Deutschland muss sich an die Rückkehrpflicht halten. Im Gegensatz zum Taxifahrer darf er sich also nicht etwa an frequentierte Orte stellen, um auf Kunden zu warten. Halten sich Uber-Fahrer an diese Regel?

    #Uber #Deutschland #Berlin #Düsseldorf #München #ARD #Fernsehen

    • Taxis gegen Uber
      01.11.2018 | 9 Min. | Verfügbar bis 01.11.2019 | Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg
      http://mediathek.daserste.de/Kontraste/Taxis-gegen-Uber/Video?bcastId=431796&documentId=57300028
      Der US-Konzern Uber macht den Taxifahrern das Leben schwer. Dabei nutzen Fahrer, die über Uber vermittelt werden, auch unlautere Mittel. Sie müssten eigentlich nach jeder Fahrt in die Firma zurückkehren, doch tatsächlich warten sie an Sammelpunkten und kreuzen auf der Suche nach Fahrten durch die Stadt. Die Taxifahrer reagieren mit sogenannten Uber-Jägern, die Verstöße dokumentieren und den Taxi-Krieg befeuern. Doch auch Taxifahrer halten sich nicht immer an die Regeln.

  • Die erprobteste Art der Kohlendioxidentnahme beherrschen Pflanzen, ...
    https://diasp.eu/p/7923631

    Die erprobteste Art der Kohlendioxidentnahme beherrschen Pflanzen, die aus Kohlenstoff ihre Biomasse aufbauen und dabei Sauerstoff abgeben. Ein weiterer natürlicher Prozess ist die Aufnahme von CO2 im Meerwasser, dass dadurch allerdings allmählich versauert - mit negativen Auswirkungen auf Meeresorganismen. Auch Böden speichern erhebliche Mengen von Kohlenstoff. Techniken der Kohlendioxidentnahme setzen daher zum Teil bei solchen natürlichen Prozessen an, versuchen jedoch, sie zu verstärken. Aufforstung und Bodenverbesserung werden als mögliche Maßnahmen genannt, aber auch Bioenergie mit Abscheidung und Speicherung von CO2 (BECCS) oder die Alkalisierung des Ozeans, d.h. das Hinzufügen von Kalk, damit wieder mehr CO2 aufgenommen werden kann. All diese Methoden, selbst die großflächige (...)

  • Gestern debattierte der österreichische Nationalrat auf Antrag der ...
    https://diasp.eu/p/7922241

    Gestern debattierte der österreichische Nationalrat auf Antrag der Liste Pilz (LP) darüber, ob die Alpenrepublik als Konsequenz aus der Affäre Khashoggi dem Wiener „König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ (KAICIID) das Gründungs- und das Sitzübereinkommen kündigen soll. Außenministerin Karin Kneissl weigerte sich zwar, das zu tun, drohte aber gleichzeitig, das dies für die Einrichtung und die hinter ihr stehenden Saudis die „allerletzte“ Chance sei, sich zu „reformieren“.

    Das erst vor sechs Jahren eröffnete Zentrum ist sowohl von von Steuern als auch Zöllen befreit, muss für seine Angestellten keine Sozialversicherungsbeiträge entrichten und unterliegt der österreichischen Gerichtsbarkeit nur in Ausnahmefällen. Hausdurchsuchungen darf die österreichische Polizei dort (...)

  • Der personelle Aufwand war beträchtlich; auch die Stadtverwaltung v...
    https://diasp.eu/p/7918303

    Der personelle Aufwand war beträchtlich; auch die Stadtverwaltung von Paris stand hinter Versuch, sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie viele Personen in der „Stadt der Liebe“, deren Ruf legendär ist ("Ein Fest fürs Leben", Hemingway), obdachlos auf der Straße leben.

    In einer Winternacht, vom 15. auf den 16. Februar brachen „353 Teams von Freiwilligen, beruflich im sozialen Bereich Tätigen sowie 1.700 Bewohner von Paris“, in die Straßen der Stadt auf, um zu zählen, wer sich zwischen 22 Uhr und 1 Uhr morgens dort aufhielt, weil sie oder er kein anderes Schlaflager hat. Untersucht wurden 344 zuvor ausgewählte Sektoren.

    Die Untersuchung sei eine Premiere, stellt die gemeinnützige Vereinigung Apur (Atelier parisien d’urbanisme) in seinem Bericht, der dieser Tage veröffentlicht wurde, fest. (...)

  • Es war schon länger auffallend, dass sich zwar die niederländische,...
    https://diasp.eu/p/7858760

    Es war schon länger auffallend, dass sich zwar die niederländische, die australische und erwartungsgemäß die ukrainische Regierung sowie schließlich auch die EU hinter den letzten JIT-Bericht und seine Beweise stellten und Russland direkt mitverantwortlich machten, aber dass man sich in Malaysia nicht so überzeugt gab, dass tatsächlich definitive und gerichtsfeste Beweise dafür gibt. Transportminister Anthony Loke sagte nach dem JIT-Bericht, es gebe keinen entscheidenden Beweis. Belgien stellt sich auch nicht ganz hinter die Ergebnisse, aber versichert, man habe Vertrauen in die Ermittlungen (Brüche im Gemeinsamen Ermittlungsteam). Malaysia wird eine Nähe zu Russland vorgeworfen, während das JIT durch die Mitwirkung der Ukraine keinesfalls mehr als unabhängig und offen gelten kann.

    Jetzt ist (...)

  • "Verwechslung des migrantischen Schicksals mit der Funktion der Mig...
    https://diasp.eu/p/7946549

    „Verwechslung des migrantischen Schicksals mit der Funktion der Migration“ Wie hängen schrankenlose Migrationsbejahung und Neoliberalismus zusammen?

    Hannes Hofbauer: Migration ist Ausdruck von Ungleichheit, dieser Diagnose würde wohl bald jemand zustimmen. Umso unverständlicher ist für mich, wie kritisch denkende Menschen eine positive Sicht auf Migration haben können. Ich erklär mir das mit der Verwechslung des einzelnen migrantischen Schicksals, das in aller Regel ein schweres ist und dem man zugeneigt ist, zu helfen, mit der Funktion der Migration. Und diese passt haarscharf in die Anforderungen des Neoliberalismus. Der ständige Import billiger und williger Arbeitskräfte in die Zentrumsländer Europas beweist dies deutlich. Seit dem ersten Anwerbeabkommen im Jahr 1955 (zwischen Deutschland (...)

  • Alle Techniker sollen bleiben ! – ver.di-Betriebsgruppe
    https://www.verdi-fu.de/wordpress/2018/10/31/alle-techniker-sollen-bleiben

    Les managers de l’Université Libre de Berlin (FU-Berlin) poursuivent la privatisation des services techniques du jardin botanique de Berlin sur le dos des techniciens en violant les accords conclus avec les employés et leur syndicat Ver.di. Les techniciens ont obtenu par un combat de plusieurs années que l’université revienne sur la création d’une sous-entreprise pour les services techniques du jardin botanique. Tout son personnel est désormais employé directement par l’université ce qui signifie un tarif plus élevé de ca. € 500 par mois pour les jardiniers les moin bien payés.

    Le gouvernement de Berlin soutient les ouvriers et met à disposition les fonds nécessaires pour leur payer un salaire contractuel suivant le tarif officiel du Land Berlin.

    Pourtant la direction de l’université continue les privatisations. Les managers ne se considèrent pas comme des représentants de l’intérêt général mais comme des managers d’entités capitalistes indépendantes .

    Dans la course à la rentabilité l’université essaie maintenant de diluer la puissance syndicale de l’équipe en plaçant les collègues dans d’autres services de l’université sous prétexte qu’il y a des tâches plus urgentes. Parallèlement les managers continuent à remplacer le travail des techniciens par des commandes à des entreprises privées. Ces privatisations au compte-gouttes rendent possible les mutations qui réduisent le nombre d’employés qualifiés au jardin botanique. Après la direction du jardin botanique n’aura aucun mal à justifier d’autres mesures de privatisation avec le manque de personnel qui est la conséquence prévisible des mutations.

    Ce développement nous enseigne que ce n’est pas à travers le changement du gouvernement qu’on change la politique mais qu’il faut au moins une génération de luttes pour imposer une vison plus juste de la politique et des affaires.

    Cultivons notre jardin botanique.

    Écrivez à la direction du jardin botanique et soutenez le maintien de l’équipe technique entière !

    Prof. Dr. Thomas Borsch (directeur)
    Telefon : +49 30 838 50133
    Fax : +49 30 838-4 50133
    E-Mail : direktor@bgbm.org
    https://www.bgbm.org/de/personal/prof-dr-thomas-borsch

    Karsten Schomaker (responsable ressources humaines)
    Abteilungsleiter Gartenbetrieb
    Telefon : +49 30 838 50238
    Fax : +49 30 838-4 50238
    E-Mail : k.schomaker@bgbm.org
    https://www.bgbm.org/de/personal/karsten-schomaker

    Freie Universität Berlin verstößt mal wieder gegen Vereinbarungen!

    Am Botanischen Garten fanden sich in einer Mittagspause spontan knapp 50 Beschäftigte für eine Solidaritätsaktion unter dem Motto „Alle Techniker sollen bleiben!“ zusammen. Schon wenige Monate nach dem Betriebsübergang verstößt die Freie Universität Berlin gegen die Vereinbarungen im Interessenausgleich und gegen den Kuratoriumsbeschluss, der besagt, dass alle Techniker auch weiterhin überwiegend am Botanischen Garten eingesetzt werden müssen.

    Die Techniker wurden beim Betriebsübergang nicht wie die Beschäftigten der Bereiche des Besucher- und Gartenservices in die Zentraleinrichtung Botanischer Gartens / Botanisches Museums (ZE BGBM) eingegliedert, sondern flossen der Technischen Abteilung der Freien Universität zu. Damit verbunden war für die ehemaligen Techniker der Betriebsgesellschaft von Anfang an die Befürchtung aus dem Betriebsbereich des Botanischen Gartens abgezogen zu werden. Bei den Technikern handelt es sich um langjährig – teils über 12 Jahre – am Botanischen Garten tätige Heizungsmonteure, Gas-Wasser-Installateure und Elektriker.

    2 der 8 Techniker sollen jetzt entgegen der Vereinbarungen dauerhaft aus dem Betriebsbereich Botanischer Garten abgezogen werden und andere Aufgaben an der FU wahrnehmen. Die FU begründet das mit der Abschaffung der 12-Stunden-Schichten und einem daraus resultierenden Personalüberschuss. Im krassen Widerspruch stehen nicht nur die Vereinbarungen im Interessenausgleich und im Kuratorium sondern auch, dass die FU umfangreiche Arbeiten wie die Reparatur der Rasensprenger an eine externe Firma vergeben hat. Andere bisherige Tätigkeiten wurden über Monate nicht mehr an die Techniker weitergegeben, wie zum Beispiel die Herstellung von aktuell 15 000 Pflanzenschildern, die dringend benötigt werden. Die Behauptung die Techniker hätten zu wenig zu tun ist gerade vor diesem Hintergrund grotesk.

    L’article suivant décrit la commercialisation des jardins botaniques. Ses auteurs y voient un développement inexorable qu’il faut gérer. Pas étonnant, ce sont des chercheurs qui vivent avec la nécessité constante de trouver des fond pour leurs projets. Ils ne sont donc pas en position de livrer une analyse critique approfondie des menacent qui pèsent sur les jardins botaniques du monte entier. Pourtant leur critique modérée de ce qu’ils appellent commercialisation confirme notre crainte profonde :

    Les jardins botaniques publiques risquent l’extermination par la privatisation. Ce sont les ouvriers des jardins qui par leur lutte sont les vrais défenseurs de notre patrimoine botanique.

    Les jardins botaniques : entre science et commercialisation | Cairn.info
    https://www.cairn.info/revue-natures-sciences-societes-2012-3-page-334.htm

    Il faut cependant considérer l’aspect négatif de la commercialisation. Ce « changement de paradigme » peut réduire l’intérêt au sein des jardins botaniques pour des éléments moins porteurs, tels que la systématique ou le maintien de collections intéressantes du point de vue botanique, mais dont les taxa demeurent d’un engouement limité pour un public qui cherche la plante vedette. Les jardins font face au défi qu’engendre cette double nécessité de l’ouverture au public et de l’exigence scientifique, tout en comptant avec les contraintes économiques (Lieutaghi et Musset, 2008). Ils doivent donc rester ouverts et créatifs face aux nouveaux enjeux sans toutefois oublier leurs missions premières. Cela constitue leur défi : multiplier les expositions et les événements novateurs afin d’attirer une clientèle toujours plus importante et, à la fois, maintenir les anciens objectifs et remplir les nouveaux objectifs que la problématique environnementale a soulevés, notamment le rôle que les jardins botaniques doivent ou peuvent jouer quant aux changements climatiques (Donaldson, 2009 ; Heywood, 2011 ; Schulman et Lehvävirta, 2011).

    #Allemagne #Berlin #jardin_botanique #Botanischer_Garten #privatisation #syndicalisme

  • Damit wir wissen, was mit Merz auf uns zu käme: Der Einfluss von Sc...
    https://diasp.eu/p/7943256

    Damit wir wissen, was mit Merz auf uns zu käme: Der Einfluss von Schattenbanken wie BlackRock ist seit der Finanzkrise massiv gewachsen. Doch wie funktionieren sie, warum sind sie in den Fokus gerückt und welche Gefahren sind mit ihnen verbunden? https://makronom.de/was-sind-eigentlich-schattenbanken-und-wie-gefaehrlich-sind-sie-28271

  • Diese Rosinen pikerei kann einem schon auf den Zeiger gehen. Ein br...
    https://diasp.eu/p/7956412

    Diese Rosinen pikerei kann einem schon auf den Zeiger gehen.

    Ein britischer Regierungssprecher teilte Euronews mit, man mache „gute Fortschritte“ bei den Regeln für Finanzdienstleistler nach dem Brexit. „Die Verhandlungen laufen jedoch weiter, und nichts ist vereinbart, bis alles vereinbart ist“. https://de.euronews.com/2018/11/01/medien-britische-finanzbranche-soll-weiterhin-zugang-zum-eu-markt-haben

  • Josef Beuys ließ sich 1980 auf einer Rückfahrt von Gent/Belgien in ...
    https://diasp.eu/p/7959431

    Josef Beuys ließ sich 1980 auf einer Rückfahrt von Gent/Belgien in einer Autobahnraststätte bei Antwerpen, die brückenartig über die Fahrspur der E313 ragt, mit einer spezifischen Geste, als bediene er einen übergroßen Schalter, vor einer der oberen Fensterfronten stehend fotografieren - wenige Meter unter ihm der unduldsame, Tag und Nacht fließende Verkehr -, und nannte das fertige Bild „Der Mann am Haupthebel“.

    An einem Un-Ort wie diesem - Paul Virilio, der am 10. September in Paris gestorbene große Analyst des Phänomens Geschwindigkeit, würde wohl sagen: „Rasender Stillstand“ - ein widerständiges Signal oder vielmehr Ausdruck einer Utopie (oppositional), nämlich des Wunsches nach Rückgewinnung der Kontrolle über das sinnlose Weltgetriebe (WER eigentlich ist am Schalter?), vielleicht ja die Suche (...)

  • 80 Jahre nach der deutschen Judendeportation ist eine Erinnerung be...
    https://diasp.eu/p/7959427

    80 Jahre nach der deutschen Judendeportation ist eine Erinnerung besonders dringlich. Denn schon längst wird in vielen auch europäischen Ländern ausgetestet, wie stark man einzelne Menschengruppen stigmatisieren und dann zur Verfolgung freigeben kann. Heute sind es oft nicht in erster Linie die Mehrheit der Juden, das ist sicher ein Verdienst der Existenz des Staates Israel. Doch der Antisemitismus maskiert sich, gehetzt wird gegen Soros und gegen Jüdinnen und Juden, die sich nicht positiv auf Israel beziehen. Massiv stigmatisiert werden aber verschiedene andere Minderheiten, die von Land zu Land auch wechseln können. Seien es Roma, Migranten aus verschiedenen Ländern oder auch Obdachlose. Das Stadium ihrer Entrechtung ist oft schon weit fortgeschritten.

    Massenausweisungen wie in (...)

  • Die Deutschen sind ein Meister darin, europäische Institutionen läc...
    https://diasp.eu/p/7959422

    Die Deutschen sind ein Meister darin, europäische Institutionen lächerlich zu machen (wie dies schon aus dem Jahr 1974 mit einer fiktiven Verordnung der EWG-Kommission über den Import von Karamellen und Karamelprodukten berichtet wird) und dann genau diese Institutionen dafür einzusetzen, Gesetze durchzudrücken, die in Deutschland entweder in der parlamentarischen Abstimmung oder letztinstanzlich vor Gericht gescheitert sind. Die geballte Wut der Betroffenen wird so nach Brüssel umgelenkt - und die deutsche Politik bekundet regelmäßig, dass man gegen die Bürokratie in Brüssel ja so machtlos sei.

    Ein ganz aktuelles Beispiel zeigt sich im Falle der Verlagsbeteiligungen an den Einnahmen der VG Wort. Hier hatte der u.a. für das Urheberrecht zuständige I. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs mit Urteil (...)

  • In Bosnien-Herzegowina gibt es einige Besonderheiten, so den Friede...
    https://diasp.eu/p/7957023

    In Bosnien-Herzegowina gibt es einige Besonderheiten, so den Friedensvertrag von Dayton, der dem Land eine ethno-nationale Grundstruktur verpasst hat. Dennoch stellt das Land, gerade auch nach den Parlamentswahlen, keine politische Besonderheit in der internationalen Entwicklung dar. Vielmehr bestätigt es Trends, die auch anderswo zu beobachten sind: der Einfluss privilegierter Eliten nimmt zu, formal bestehende demokratische Institutionen werden ihres politischen Inhalts «entleert» und dies führt in Konsequenz zur Materialisierung einer Repräsentationskrise bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaften. (...)

  • Berliner Sehenswürdigkeiten - Die Hauptstadtrepräsentanzen von Telekom und Bertelsmann
    https://www.telekom-hauptstadtrepraesentanz.com/hsr-de

    Die Telekom Hauptstadtvertretung befindet sich in der Französischen Straße Ecke Oberwallstraße, also in dem Teil der Französischen, der gerade nicht mehr zur Friedrichstadt gehört sondern schon auf dem historischen Friedrichswerder liegt. Das ist der älteste Teil Berlins zusammen mit Altkölln/Spreeinsel und Altberlin/Nikolaiviertel jenseits der Spree. Nobel, nobel.

    So eine Lage toppt nur noch die Bertelsmann Stiftung mit ihrer Kommandantur Unter den Linden 1. Die Bertelsmännchen haben ganz demonstrativ auf Historie gesetzt und den Platz des ehemaligen Gebäudes des DDR AUßenministeriums besetzt. Nicht schlecht, aber der echte Coup (d’État?) ist die symbolische Übernahme der Funktion des Berliner Stadtkommandanten:

    Die Berliner Republik ist eine Bertelsmannrepublik.

    Dennoch kommt die Kanzlering zur Telekom und nicht zu Bertelsmann. Gute Arbeit! Ach, da warse schon? Na dann ...

    Jetzt könnte man noch darauf hinweisen, dass die schicke Bertelsmannadresse „Unter den Linden 1“ Teil des megalomanischen Naziprojekts „Welthauptstadt Germania“ ist. Vor Projektbeginn besaß das Hotel Adlon die beste Adresse Berlins. Das hat heute Nummer 77 und ist damit das Vorvorletze am Platz.

    https://www.telekom-hauptstadtrepraesentanz.com/hsr-de/anfahrt
    Französische Straße 33 a-c

    Berliner Adreßbuch. Ausgabe 1932 (Unter den Linden)
    https://digital.zlb.de/viewer/readingmode/34115495_1932/5286

    https://www.kempinski.com/en/berlin/hotel-adlon/contact-us
    Hotel Adlon, 10117 Berlin, Unter den Linden 77

    Kommandantenhaus
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kommandantenhaus_(Berlin)

    Gerade und ungerade Hausnummern in Berlin
    https://hausnummern.tagesspiegel.de/#3zj2xwh

    #Berlin #Geschichte #Telekom #Bertelsmann #Mitte #Unter_den_Linden #Hausnummern #Französische_Straße #Werderscher_Markt #Friedrichswerder #Cölln #Nikolaiviertel #Germania

  • Ingo Insterburg & Co - Ich liebte ein Mädchen 1973
    https://www.youtube.com/watch?v=vR9P0L4jKk8

    ... Ich liebte ein Mädchen auf dem Mars, das wars. Ingo Insterburg vient de nous quitter à 84 ans alors qu’on n’avait pas encore cessé de rire de ses chansons. Dans les années 1970 il remplissait les grandes salles de concert dont la Philharmonie de Berlin.

    Ingo Insterburg faisait partie de la première génération de chanteurs et comédiens allemands qui n’avaient pas participé aux massacres de 39-49 . Leur jeune age en fit des victimes qui tentèrent la redécouverte du rire à une époque où les contradictions sociales et politiques avancaient vers les éruptions entre 1968 et 1972.

    Ingo Interburg n’avait pas de vocation politique mais il exprimait l’esprit rebelle de l’époque. Les autres membres de sa troupe étaient Karl Dall, Jürgen Barz et. Peter Ehlebracht .

    Ulrich Roski est l’autre chanteur de Berlin qui écrivait des chansons dans cet esprit mais sur un ton plus fin qu’Ingo. Il nous a déjà quitté en 2003 et il nous reste de cette génération que la grand Frédérik Mey qui à 78 ans continue à nous pondre un disque tous les ans.

    cf. https://seenthis.net/messages/710341 @nepthys

    Ulrich Roski - Des Pudels Kern (1975)
    https://www.youtube.com/watch?v=LI0G_RwHlYo


    Cette chanson exprime un antimilitarisme ironique quand il raconte comment un caniche set fait recruter par l’armée.

    Ulrich Roski - Der kleine Mann im Ohr
    https://www.youtube.com/watch?v=P2Js2vQ087Q

    La chanson Alice’s Restaurant ...
    https://www.youtube.com/watch?v=zPx2t7xoF1k


    et le film du même nom avec Arlo Guthrie...
    https://www.youtube.com/watch?v=sP05C_agI3k

    ... sont inspirés par le même esprit de la même génération aux États Unis plus proches de Berlin à l’époque que Paris.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ingo_Insterburg

    #musique #cabaret #humour #Allemagne #USA

  • Siemens errichtet für 600 Millionen Euro Campus in Berlin - Spandau - Berliner Morgenpost

    Die Pläne für einen „Innovationscampus“ waren Ende Juli durchgesickert, verbunden mit einer Kritik an dem wenig engagierten Verhalten des Berliner Senats und des Regierenden Bürgermeisters. Dann aber agierte die Berliner Politik in einem kaum gekannten Tempo und mit großer Entschlossenheit. Anders als 2011, als die neue Siemens-Sparte Infrastruktur und Städte nach München ging und eben nicht nach Berlin, auch weil sich der Senat nicht genügend bemüht habe, wie es damals hieß. Aber Müller traf sich jetzt mit Vorstand Neike zum Chefgespräch, beim zweiten Treffen waren auch die beiden Bürgermeister und Koalitionspartner Klaus Lederer (Linke) und Ramona Pop (Grüne) dabei.

    Lederer konnte als für den Denkmalschutz zuständiger Senator offenbar die Bedenken zerstreuen, Berlin könnte zu streng auf dem Erhalt der geschützten Fabrikgebäude beharren. An seinen Einwänden war zuvor der Plan des Siemens-Vorstandes gescheitert, seine Berlin-Repräsentanz samt eines Neubaus im Garten des historischen Magnus-Haus in Mitte zu errichten. Pop wiederum kümmerte sich als Wirtschaftssenatorin um viele Detailfragen und hielt Kontakt zu Neike.

    Schließlich verständigten sich beide Seiten Anfang Oktober auf ein erstes Konzept und ein Eckpunktepapier für den Standort Berlin. Darin sicherte der Senat unter anderem Entgegenkommen beim Denkmalschutz zu sowie eine planungsrechtliche Umwandlung der Flächen von Industrie- in ein Mischgebiet. Die Bundesregierung musste mit ins Boot wegen der großen industriepolitischen Bedeutung der Entscheidung für ganz Deutschland.

    Berlins Senat hat schneller gehandelt als erwartet
    Denn der Siemens-Konzern möchte die Siemens-Bahn reaktivieren, um so den Campus ans S-Bahn-Netz anzubinden. Und man benötigt Breitband für schnelle Datenleitungen auf dem Gelände. Wie es hieß, lag es am Bund, dass die Münchener nicht schon früher den Daumen für Berlin hoben. Für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) war dessen Staatssekretär, der frühere Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum (SPD) in die Gespräche involviert.

    Letztlich haben wohl mehrere Gründe die Siemens-Vorstände von Berlin überzeugt, vermuten gut informierte Beobachter. Der Konzern müsse sowieso etwas anfangen mit seinen nicht voll ausgenutzten Flächen in der Siemensstadt. Zudem sei Berlin als Ort für die Rekrutierung von jungen Talenten wirklich eine gute Wahl. Außerdem verhandelt der Konzern völlig unabhängig von dem großen Immobilieninvestment seit Monaten mit dem Land Berlin über einen Forschungs- und Entwicklungscampus für 60 Millionen Euro.

    So etwas braucht Siemens, denn trotz der mehr als sechs Milliarden Euro Jahresgewinn plagt man sich mit Problemen in einigen Sparten, vor allem der Energiesektor und die Turbinenproduktion schwächeln. So sollen auch im Berliner Gasturbinenwerk in Moabit und im Dynamowerk in Siemensstadt Stellen abgebaut werden. Und schließlich hat das schnelle Handeln des Senats die Kritiker beeindruckt. Die Berliner seien drei Monate schneller gewesen als man es in München erwartet habe, hieß es.

    #Berlin #Siemensstadt #Siemensbahn #Wirtschaft

  • Lucas Zeise : Der Kapitalversteher - brand eins online
    https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2018/reste/lucas-zeise-der-kapitalversteher

    Après son départ à la retraite le journaliste d’économie auprès de Financial Times Deutschland et Börsen-Zeitung lève le voile de son secret : Il est membre du parti communiste allemand DKP depuis 1973.

    Ein großer Finanzjournalist hält einer kleinen, bedeutungslos gewordenen kommunistischen Partei die Treue. Seine Mitgliedschaft in der DKP verbirgt Lucas Zeise über Jahrzehnte – auch weil er dem vertrackten Kern des Kapitalismus möglichst nahe kommen will: Geld.

    Text: Jens Bergmann

    • Lucas Zeise hat als Treffpunkt das Café Laumer im Frankfurter Westend vorgeschlagen. Theodor W. Adorno und andere prominente Linke waren in den Fünfziger- und Sechzigerjahren hier Stammgäste, damals hieß das Laumer im Volksmund Café Marx. Ein passender Ort für den 74-Jährigen, um aus seinem Leben zu erzählen – das in weiten Teilen ein Doppelleben war. Zeise ist ein charmanter, kluger und mit Humor gesegneter Mann. Früher, als Leiter des Ressorts „Kapitalmärkte“ bei der »Börsen-Zeitung«, kam er gern mit einem Epos von Homer unterm Arm in die Redaktion. 1999 gehörte er zum Gründungsteam der »Financial Times Deutschland«, wo er später eine einflussreiche Kolumne schrieb. Diese Karriere war nur möglich, weil er jahrzehntelang etwas geheim hielt: seine Mitgliedschaft in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP).

    Als er die Tarnung ablegte und bei der Europawahl im Jahr 2014 für seine Partei antrat – chancenlos, „es ging nur darum, die Fahne hochzuhalten“ –, soll ein Beben durch die »Börsen-Zeitung«, das Hausblatt des deutschen Finanzkapitals, gegangen sein. Der ehemalige Kollege: ein Kommunist!

    Ein langjähriger Weggefährte, der heute eine Führungsposition in der Finanzbranche innehat, seufzt: „Muss es ausgerechnet die DKP sein?“ Eine Splitterpartei, die bis zur Wende maßgeblich von der DDR finanziert und gesteuert wurde und heute ein Schattendasein fristet. Ein Überbleibsel der Auseinandersetzung zwischen Ost und West. Die Nachricht von der DKP-Mitgliedschaft habe ihn überrascht, sagt der Ex-Kollege, der nicht genannt werden möchte. Doch er ist sich sicher: „Lucas ist kein Stalinist, sondern ein Menschenfreund.“

    Zeise kommt in der Zeit um 1968 zum Marxismus. Er stammt aus einem bürgerlichen Elternhaus in Bayern und studiert nach dem Abitur zunächst Philosophie in Edinburgh, wo er nebenbei leidenschaftlich Theater spielt. Er trägt sich mit dem Gedanken, Regisseur zu werden, stellt dann aber fest: „Ich krieg’s nicht hin, mich für relativen ästhetischen Kleinkram nach vorn zu drängen.“ Stattdessen entscheidet er sich für ein Zweitstudium der Volkswirtschaftslehre an der damaligen Reformuniversität Regensburg. Dort engagiert er sich politisch für die DKP-nahe Studentenorganisation MSB Spartakus und erwirbt sich einen gewissen Ruf. Einmal lädt ihn der damalige Regensburger Theologieprofessor und spätere Papst Josef Ratzinger ins Seminar ein. „Es ging um das Thema friedliche Koexistenz der Systeme, und ich sollte die Position der Sowjetunion dazu vortragen“, erinnert sich Zeise. „Das habe ich gemacht, nämlich: Kommunisten glauben natürlich, dass der Sozialismus ökonomisch und ideologisch überlegen, der Frieden also in ihrem Interesse ist. War eine nette Diskussion, aber dann kamen zwei Soziologie-Professoren, die wutentbrannt fragten, was ich mir erlaube, solches Zeug zu erzählen.“

    Zeise würde damals gern an der Uni bleiben, rechnet sich aber als Linker keine Chance auf eine akademische Karriere aus. Zudem sei seine Arbeitsweise, „ziemlich chaotisch“ gewesen, sagt er heute. Er hätte auch Maoist werden können – entsprechende Gruppen seien an der Uni stark vertreten gewesen – doch die Praxisnähe der DKP habe ihn letztlich überzeugt. 1973 tritt er der Partei bei, und praktischerweise bekommt er dank ihr nach dem Studium gleich Arbeit.

    Ein Genosse, der selbst dort arbeitet, weiß von einem Job bei der japanischen Außenhandelsförderorganisation Jetro in Düsseldorf. Zeise kriegt die Stelle, liest fortan viel Zeitung, außerdem die Konjunkturberichte der Bundesbank und der Wirtschaftsforschungsinstitute. Seine Lektüre fasst er gelegentlich auf Englisch zusammen. Eine langweilige Beschäftigung für einen ambitionierten Menschen. Abends geht er in die DKP-Ortsgruppe, tritt aber nicht öffentlich, etwa bei Demonstrationen, auf. „Das ist die Praxis geblieben, die ich dann immer verfolgt habe. Ich habe auch nur einer begrenzten Zahl Genossen mitgeteilt, wo ich arbeite. Sonst hätte sich das herumgesprochen.“

    Auch Zeises nächster Job – Referent für Marketing bei der ebenfalls in Düsseldorf ansässigen Aluminium-Zentrale, die den Absatz des Leichtmetalls fördern soll – ist wenig aufregend. Aber er darf dort den Wirtschaftsteil der Fachzeitschrift »Aluminium« gestalten. So bekommt er Kontakt zu Wirtschaftsjournalisten, ist angetan von dem Beruf und den Verdienstmöglichkeiten. 1984 schafft der Vater dreier Kinder (später kommt noch ein viertes hinzu) den Sprung zur »Börsen-Zeitung«. Zunächst ins Unternehmensressort, dann ins Kernressort des Blattes, in dem Aktien-, Anleihe- und Devisenmärkte analysiert werden und das er später leitet. Ein Kommunist als U-Boot beim Klassenfeind – steckte dahinter etwa eine Strategie? „Nein“, sagt Zeise und grinst. „Weder bei mir noch bei der Partei. Die wäre dazu auch gar nicht fähig gewesen.“

    Als Finanzjournalist fängt er Feuer für ein Thema, das ihn bis heute nicht loslässt: die Funktion des Geldes. „Wir standen oft vor den Reuters-Terminals, auf denen die Kurse einliefen, rauchten und fragten uns: ,Was ist Geld?‘“, erinnert sich sein langjähriger Kollege an die gemeinsame Zeit. Eine Antwort, die Zeise in seinem 2010 erstmals erschienenen Buch „Geld – der vertrackte Kern des Kapitalismus“ gibt, lautet: Es sei „Menschenwerk und doch Geheimnis“.

    Die Neugier auf das, was die Finanzmärkte bewegt, verbindet Zeise mit seinen Lesern und Informanten, darunter sind hochrangige Banker. Was den Marxisten reizt, ist die Nähe zu den wichtigen Spielern auf den Märkten: Von ihnen erfährt er aus erster Hand, wie das System funktioniert. Dafür muss er mit seiner wahren Meinung hinterm Berg halten. Zum Beispiel beim Thema Wiedervereinigung. Wenn das Gespräch darauf kommt, verzieht er säuerlich das Gesicht und schweigt. Das Ende der DDR ist für ihn auch persönlich ein schwerer Schlag, weil damit für ihn der Traum eines Sozialismus hierzulande zu seinen Lebzeiten ausgeträumt ist.

    Nach Feierabend schreibt Zeise unter seinen Pseudonymen Margit Antesberger und Manfred Szameitat im DKP-Parteiblatt »Unsere Zeitung« (»UZ«) sowie in den »Marxistischen Blättern«. Sein Publikum dort sind Gleichgesinnte und der Verfassungsschutz. Interessanterweise unterscheiden sich etliche dieser Texte gar nicht so sehr von denen unter Klarnamen: Hier wie dort geht es ihm um die Bewegung des Geldes. Zeise entwickelt sich „zu einem der besten Analytiker des Kapitalismus“, so sein langjähriger Kollege. Zum Nutzen der Leser der »Börsen-Zeitung«, die ihr Vermögen mehren wollen. Zeise sieht es so: „Wer die realen Zusammenhänge erkennt, der ist für das Kapital natürlich viel besser brauchbar als jemand, der den Kopf in der Luft hat.“

    Dass eher links stehende Analytiker und Publizisten in der Finanzbranche Gehör finden, hat auch mit den Leerstellen des ökonomischen Hauptstroms zu tun. In der dominierenden neoklassischen Lehre ist Geld schlicht ein Tauschmittel auf Märkten, die allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden. Wie das Geld in die Welt gekommen ist, welche Funktion es noch haben könnte und welche Risiken spekulative Bewegungen des Kapitals bergen, solche Fragen werden nicht gestellt. Dies ist der Grund, wieso führende Ökonomen die globale Finanzkrise von 2008 – unter der Abermillionen Menschen bis heute leiden und die zum Aufstieg autoritärer Bewegungen und Parteien geführt hat – nicht voraussahen. Sie war in ihren weltfremden Modellen schlicht nicht vorgesehen.

    Im Jahr 1999, Zeise ist damals bereits 55, bekommt er die Chance, die damals neu gegründete (und 2012 wieder eingestellte) »Financial Times Deutschland« (»FTD«) mit aufzubauen. Das Mutterblatt schätzt er bis heute: „Die machen seit mehr als 100 Jahren zu ihrem Thema, was im Finanzsektor passiert.“ Seine ehemaligen »FTD«-Kollegen sagen fast nur Gutes über Zeise. Stefanie Burgmaier, die damals mit ihm das Frankfurter Büro bezog und heute Geschäftsführerin der Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ist, fand ihn „fachlich und menschlich sehr angenehm. Was die Finanzmärkte anging, war er eher skeptisch, im Börsenjargon ein Bär. Die Finanzkrise hat ihn in dieser Haltung sicher noch bestärkt.“ Ähnlich sieht es der Ex-»FTD«-Mann Dirk Benninghoff, mittlerweile Chefredakteur bei der PR- Agentur Fischer-Appelt in Berlin: „Ich habe ihn als intelligent und zurückhaltend erlebt, er war kein Dampfplauderer.“ Allerdings frage er sich: „Wieso arbeitet ein Kommunist ausgerechnet bei einer Zeitung, die marktliberal ist? Das ist so, als ob ein Fußballhasser über die Bundesliga berichten würde.“

    Zeise kann sich mit dem Bild nicht anfreunden: „Ich hasse die Ökonomie nicht, ich lehne nur den Kapitalismus ab, also die Form, in der sie organisiert ist. Die Sache selbst ist – anders als Fußball – von großer Wichtigkeit. Sie macht den Kern unserer Gesellschaft aus, und mein Interesse daran ist echt.“
    Nun publiziert er unter Klarnamen: Lucas Zeise alias Margit Antesberger

    Daher publiziert er auch unermüdlich weiter. Einige Zeit ist er Chefredakteur der »UZ« in Essen, wo er mit den gleichen Problemen zu tun hat wie früher in der bürgerlichen Presse: „Gute Autoren zu finden ist schwierig.“ Den Posten hat er mittlerweile an einen jüngeren, „sehr fähigen“ Nachfolger abgegeben. Derzeit schreibt Zeise an einem Buch mit dem Titel „Das Finanzkapital“, es soll im Frühjahr erscheinen.

    Bleibt die Frage, wieso er der DKP, die die meisten Genossen nach dem Ende der DDR verließen, treu geblieben ist. Er sagt: „Weil ich ja nicht wegen der DDR eingetreten bin, sondern weil ich den Kapitalismus abschaffen wollte – und noch will.“

    Vielleicht gibt es noch einen anderen, romantischeren Grund: die Freude, eine so lange heimlich gepflegte Verbindung nicht mehr verbergen zu müssen. ---

    Die DKP wird 1968 in der Bundesrepublik gegründet, wo die KPD 1956 – unter starkem politischem Druck der Adenauer-Regierung – vom Bundesverfassungsgericht verboten worden war. Die Linie für die DKP wird im Wesentlichen von der SED-Führung in der DDR vorgegeben, was unter den West-Genossen immer mal wieder zu Diskussionen und Häutungsprozessen führt. Zu Hochzeiten hat die Partei nach eigenen Angaben bis zu 57 000 Mitglieder. Dazu zählen Intellektuelle wie der Schriftsteller Uwe Timm und der Regisseur Franz Xaver Kroetz. Die DKP hat einigen Einfluss, unter anderem auf die Friedensbewegung der Achtzigerjahre, aber – anders als kommunistische Parteien in Italien oder Frankreich – keinen Erfolg an der Wahlurne. Bei Bundestagswahlen kommt sie nie über 0,3 Prozent. Nach dem Ende der DDR wenden sich viele Mitglieder ab oder der PDS und später der Linken zu. Heute hat die DKP noch rund 3500 Getreue. Jüngst durfte sich die Partei über eine Großspende in Höhe von 352 420,50 Euro freuen. Von dem Kapitalversteher Lucas Zeise stammt sie, wie er versichert, nicht.

    #Allemagne #économie #presse #capitalisme #communistes

  • Uwe Sonnenberg : Von Marx zum Maulwurf | Untergrund-Blättle
    http://www.xn--untergrund-blttle-2qb.ch/buchrezensionen/sachliteratur/uwe_sonnenberg_von_marx_zum_maulwurf_linker_buchhandel_in_


    Une histoire des librairies de gauche dans l’Allemagne des années 1970

    Revolution und Raubdrucke

    Eine lesenswerte Kulturgeschichte der radikalen Linken in den 1970er Jahren.

    27. Oktober 2016

    Die 1970er Jahre gelten als ein durch tiefgreifende gesellschaftliche Transformationen geprägtes Jahrzehnt – für viele Linke sind die Jahre nach dem Aufbruch 1968 eine Zeit zwischen revolutionärer Sehnsucht und romantischer Verklärung. Der Historiker Uwe Sonnenberg wirft in seiner in der renommierten Reihe „Geschichte und Gegenwart“ erschienenen Dissertation einen kulturhistorischen Blick auf die Linke dieser Zeit und setzt den Verband des linken Buchhandels (VLB) ins Zentrum seiner überaus gründlich recherchierten, facettenreichen Analyse.

    Dabei gelingt ihm in seiner packend geschriebenen Darstellung die schmale Gratwanderung zwischen wissenschaftlichem Nischenthema und gesamtgesellschaftlicher Einordnung: Immer wieder weitet er den Blick und schreibt so nicht nur eine Geschichte des VLBs, sondern eine politische Kulturgeschichte der (radikalen) Linken in den 1970er Jahren.

    Den mehr als 500 Seiten umfassenden Text gliedert Sonnenberg in fünf Hauptkapitel, die chronologisch aufgebaut den Zeitraum von etwa Mitte der 1960er Jahre bis zum „variantenreichen Entschlafen“ (S. 478) des VLB zu Beginn der 1980er Jahre umfassen. Nach einem knappen Verweis auf die Geschichte des sozialistischen und kommunistischen Buchhandels in Deutschland geht Sonnenberg auf den Entstehungskontext der Neuen Linken ein und berichtet von der mehr oder minder zufälligen Gründung der „Neuen Kritik“ als Buchverlag des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) im Oktober 1965.
    „Markt für Marx“
    Etwa gleichzeitig entstanden in dessen Umfeld weitere „subversive Untergrundverlage“ (S. 55) wie etwa die Westberliner „Oberbaumpresse“ oder der „Trikont Verlag“ in Köln, der aus dem Dritte-Welt-Arbeitskreis des SDS hervorging. Dabei vergisst Sonnenberg nicht, auf die Bedeutung von Offset-Druckmaschinen, insbesondere der Marke ‚Rotaprint’, hinzuweisen, die erst eine kostengünstige und schnelle Vervielfältigung von Druckerzeugnissen in kleinen Auflagen ermöglichten. Aber es waren nicht nur kleine, explizit linke Verlage, sondern auch etablierte Verlage wie Rowohlt oder Suhrkamp die den „Markt für Marx“ (S. 77) entdeckten und die theoriebegeisterte Neue Linke mit Lesestoff versorgten.

    Die „Enteignet-Springer-Kampagne“ stellte gegen Ende des Jahrzehnts den Höhepunkt der SDS-Kampagne zur „Demokratisierung der Öffentlichkeit“ dar, deren Ziel es war „eine aufgeklärte Gegenöffentlichkeit zu schaffen“ (S. 84). Während die Frankfurter Buchmessen alljährlich zum öffentlichkeitswirksamen Aktionsort linker Literaturproduzent_innen wurden, stellte die Selbstorganisation des linken Literaturbetriebs auch eine ökonomische Notwendigkeit dar. Allein zwischen 1968 und 1970 gründeten sich in der Bundesrepublik knapp einhundert linke Buchläden, von denen einige bis heute bestehen. Damit folgte auch der linke Literaturbetrieb der neuen Ausrichtung der linken Studierendenschaft nach dem Slogan: „Weg von der Hochschule, rein in die Städte und Betriebe“ (S. 137).

    Unstimmigkeiten in Fragen von Lizenzrechten und Raubdrucken sowie der Wunsch nach besserer Koordination und Organisation des linken Buchhandels führten im Anschluss an die Frankfurter Buchmesse 1970 schliesslich zur Gründung des Verbands linker Buchhandel (VLB). Damit begann der Verband seine Tätigkeit just zu einem Zeitpunkt, als sich die radikale Linke in einem tiefgreifenden Differenzierungsprozess befand.
    Wege des linken Buchhandels
    Sonnenberg vermag es hier, die Irrungen mancher damaliger Wege offen anzusprechen. Er schreibt von „geheimbündlerischen und sektenhaften Zügen“ (S. 173) marxistisch-leninistischer Zirkel, bleibt dabei jedoch trotz aller Kritik erfrischend solidarisch. Aber nicht nur diese grundlegenden politischen Differenzen, sondern auch Fragen der „sozialen Praxis“ (S. 336) führten mitunter zu Austritten aus dem VLB. So etwa Diskussionen um Mitbestimmungsrecht, Kollektivität und der weiter schwelende Konflikt um den Umgang mit Raubdrucken. Ausführlich erzählt Sonnenberg vom anfangs nicht immer einfachen Verhältnis der Linken zum entstehenden alternativen Milieu und beschreibt wunderbar anschaulich diese „Tendenzwenden“ (S. 278) mitsamt ihrer inhaltlich-programmatischen Schwerpunktverlagerung und stärkeren Differenzierung einzelner Verlage.

    Metaphorisch deutlich wurde dieser Wandel hin zu „neuen Erfahrungsräumen jenseits marxistischer Bezugspunkte“ (S. 329) in der Neugestaltung der VLB-Einkauftüten: Ab 1976 schmückte diese nicht mehr ein Karl-Marx-Kopf, sondern ein lässig rauchender Maulwurf mit Nickelbrille, das „beharrlich-subversiv wühlende [...] Wappentier der Revolution“ (S. 329f.). In diesem Kontext verzeichnet Sonnenberg auch einen „signifikanten Anstieg belletristischer Literatur in den Regalen“ (S. 309), die er als mögliche Folge der „proklamierten neuen Sinnlichkeit und neuen Subjektivität“ (S. 309) interpretiert.

    Für die gesamte radikale Linke in Deutschland stellten die Jahre 1976/77 eine deutliche Zäsur dar, in denen auch im VLB das Verhältnis zum bewaffneten Kampf hitzig diskutiert wurde. Insbesondere die Anfrage, die „Gesammelten Texte der RAF“ als Verband kollektiv herauszugeben, führte auf dem VLB-Treffen 1977 angesichts der massiven staatlichen Repression zu einem „erhitzten ‚Schlagabtausch’“ (S. 434).

    In den darauffolgenden Jahren entstanden insbesondere im Umfeld der Neuen Sozialen Bewegungen zahlreiche selbstverwaltete Alternativprojekte als kleine ökonomische Experimente. Der damit einhergehende Verlust der Alleinstellungsmerkmale linker Buchläden zu Beginn der 1980er Jahre beschleunigte den Zerfall des VLB als zentrale Koordinationsplattform des linken Literatur- und Buchbetriebs.
    Was bleibt?
    Mit „Vom Marx zum Maulwurf“ eröffnet Sonnenberg eine neue Perspektive auf die Geschichte linker Bewegungen in den 1970er Jahren. Indem er einen sonst wenig beachteten, abseits der politischen Organisationen stehenden Akteur ins Zentrum seiner Untersuchung rückt, vermag er es, die politischen Transformationen (mitsamt ihrer Irrwege und Verschrobenheiten) sowie den theoretischen Paradigmenwechsel vom Marxismus zum Poststrukturalismus lesenswert darzustellen.

    Trotzdem - ein Wermutstropfen bleibt: Schon allein aufgrund seines hohen Anschaffungspreis von 44,00 Euro richtet sich dieses überaus lesenswerte Buch leider vornehmlich an ein wissenschaftliches Fachpublikum und nicht an eine (radikale) Linke, der es mitunter gut täte, sich ab und zu mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

    Auch für aktuelle Kämpfe und linke Debatten gibt es dort viel zu lernen. Die Etablierung einer „Gegenöffentlichkeit“ war eines der zentralen politischen Anliegen der entstehenden Neuen Linken Mitte der 1960er Jahre und führte unter anderem zum Aufbau von eigenen, explizit linken Strukturen auf dem Buch- und Theoriemarkt. Zahlreiche Gründungen von Verlagen, Buchläden und Zeitschriftenprojekten waren die sichtbarsten Folgen. Wie diese Strukturen einer „Gegenöffentlichkeit“ in Abgrenzung zum medialen Mainstream und abseits von kapitalistischen Marktzwängen konkret zu gestalten wäre, wurde bereits vor 50 Jahren innerhalb der Linken ausführlich diskutiert und bietet noch heute wichtige Anknüpfungspunkte für linke Diskurse.

    Philipp Grehn / kritisch-lesen.de

    Uwe Sonnenberg: Von Marx zum Maulwurf. Linker Buchhandel in Westdeutschland in den 1970er Jahren. Wallstein Verlag, Göttingen, 2016. 568 Seiten, ca. 54.00 SFr. ISBN 978-3-8353-1816-8

    #gauche #Allemagne #littérature

  • Novemberrevolution : Und ewig grüßt der Scheidemann | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Novemberrevolution-Und-ewig-gruesst-der-Scheidemann-4191208.html


    Ce photomontage sert d’illustration officielle pour le mythe fondateur de la première république bourgeoise d’Allemagne. L’auter Jörg Albert révèle encore d’autre faux et mensonges à propos des événements de 1918/1919.

    Hat Scheidemann am 9. November wirklich die Republik ausgerufen?

    Auch im Jubiläumsjahr werden wir den uns allen längst vertrauten Philipp Scheidemann des öfteren sehen.

    Da wäre zuerst einmal Scheidemann am 9. November 1918 gegen 14 Uhr todesverachtend auf der Balustrade des Reichstagsbalkons die Republik ausrufend.
    Scheidemann beim Ausrufen der Republik (?). Bild: Erich Greifer/gemeinfrei

    Den rechten Arm zum Gruß erhoben, den linken in der Hüfte eingeknickt schwebt Scheidemann förmlich neben seinen Kabinettskollegen - bejubelt von der Berliner Bevölkerung.

    Nur dass halt das Bild eine Fotomontage der „Berliner Illustrierten“ ist - aus welchen Einzelelementen auch immer. Lothar Machtan hat in der „Zeit“ vom 6. April 2018 darauf hingewiesen. Schaut man noch einmal auf das Bild, fällt auf, wie winzig die Personen auf dem Balkon im Vergleich zu den Menschen ihnen zu Füßen sind.

    Wieso ist uns das nie aufgefallen?

    Doch wie steht es um den zweiten allseits bekannten Auftritt Scheidemanns die Republik ausrufend, diesmal gar in Ton und Film:

    Teile dieser Aufnahme stammen „von einer Agitationsrede, die Scheidemann am 6. Januar 1919 aus dem Fenster des Reichskanzlerpalais in der Wilhelmstraße gehalten hat - während einer Großdemonstration der Sozialdemokraten gegen die von Karl Liebknecht geführten Kommunisten“ (Machtan).

    Liebknecht hatte zu diesem Zeitpunkt noch neun Tage zu leben.

    Der Ton zum Film ist Original-Scheidemann, Jahre später aufgenommen. Die eher bürgerlichen runden statt proletarisch flachen Hüte werden gegen Liebknechts KPD geschwenkt, doch für die Nachwelt und YouTube synchron zum Ausrufen der Republik.

    Das toppt Sergej Eisensteins Montagetechnik aus dem Jahre 1925 mit der Potemkin-Treppe von Odessa. Der Begriff der „Potemkinschen Republik“ schießt einem durch den Kopf.

    #Allemagne #histoire #révolution #photographie #propagande