Taxi

Reality Check - Geschichten rund ums Taxi in Berlin und weltweit - Materialsammlung, Bilder, Videos, Texte

  • Jacky Spelter Rock and Roll
    http://jackyspelter.beepworld.de

    EINE LEGENDE IST VON UNS GEGANGEN - EINE AERA IN BERLIN ZUENDE!

    Jacky Spelter

    https://web.archive.org/web/20130124100300im_/http://www.beepworld.de/memberdateien/members71/jackyspelter/jo-jak-2.jpg
    Foto: HIAM HALAWA

    Musik bei: http://mp3.de/spelter (dead link)

    __

    Wer kannte ihn nicht? Zwei Zentner Lebendgewicht ohne Gitarre,
    schwarze Koteletten, strichdünnes Menjou-Bärtchen,
    unnachahmliche hessische Ansagen und heftigster Rock’n’Roll
    wie gerade erst erfunden.

    Am 12.Mai 2004, 13 Uhr, verstarb Deutschlands ältester Rock’n’Roller
    Jacky Spelter in der Berliner Charite nach fünfmonatigem Leiden.
    Am 1.August wäre er 77 Jahre alt geworden.

    Schade eigentlich!
    Wir hätten dieses Urgestein gerne noch eine Weile ausgehalten.

    Der gebürtige Wiesbadener, der mit seiner 1953 (!) gegründeten Band
    „Jacky & his Strangers“ noch bis kurz vor seinem Tod auf Berliner Bühnen
    rockte, lebte seit 1962 im quirligen Neukölln und zählte zu den
    ganz großen Originalen unserer Stadt.
    Über ein einstündiges ARTE-Portrait „Rock’n’Roll Jacky“, wurde er bundesweit,
    ja europaweit, bekannt. Seitdem standen Autogrammjäger schon Morgens
    vor seiner Wohnungstür.

    Jacky, der in texanischer Kriegsgefangenschaft das Rüstzeug zum Musiker erhielt, im zerstörten Deutschland als Sänger/Gitarrist in GI-Clubs seine Dollars
    verdiente, sein Idol Elvis in Friedberg traf, nach Bill Haleys „Rock around the clock“ ein begeisterter Rock’n’Roller wurde und sich mit den Beatles anfreundete konnte gar nicht glauben, das dieses verrückte Leben einmal zuende sein könnte.
    Tausende von Zuhörern hat er erreicht und glücklich gemacht.
    Seine Fans und alten Freunde werden ihn vermissen.

    Nachruf: Pit Mischke (Gitarrist der Strangers)

    Jacky und John Lennon
    http://jackyspelter.beepworld.de/jackyundjohn.htm

    Jacky kocht sein phantastisches Goulasch mit Liebstöckel (Foto: Joe)

    Jacky, dienstältester Rockmusiker Deutschlands,
    stand bis zu seinem Tod regelmässig auf der Bühne.
    Jacky hat Elvis in den 50er Jahren persönlich getroffen,
    mit den damals noch unbekannten „Beatles“ auf der Reeperbahn gespielt,
    mit John Lennon (Foto unten) gajammt und in einigen Filmen mitgespielt.
    z.B. „Das Leben ist eine Baustelle“, ARTE Portrait über Jacky, Stahlnetz u.a.

    Jacky und John Lennon (Beatles).
    John spielt die Jazzmaster von Jacky.

    Während einer Drehpause zum Beatles-Film „HELP“ kam John in den Club
    in dem Jacky auftrat und stieg sofort bei ihm ein.
    John drehte den Verstärker selbstverständlich voll auf (britische Einstellung).
    Sie spielten mehrere Songs zusammen, bis der Clubbesitzer wegen zu grosser
    Lautstärke abbrach.
    Er meinte, er habe Jacky engagiert und nicht die Beatles. hahaha!
    Text: Joe

    >>
    (Foto mit John Lennon an Jackys Wand, unten links,
    Vergrösserung siehe oben).

  • Jacky and his Strangers - Jacky Spelter
    http://www.konzert-kalender.com/jacky-and-his-strangers.html

    Jacky and his Strangers, eine „Kultband“ im alten Berlin
    1973 - ich war neu in Berlin. Vom „Lande“ gekommen - genauer von der Insel Sylt, bekam ich natürlich ganz schnell mit, dass das Stadtleben so manche Verlockung bot. Dazu zählte das Nachtleben; nein, nicht das Besuchen von teuren Tanztempeln, sondern das Besuchen von Musikkneipen, die der schmalen Studenten-Geldbörse schon eher angemessen waren.
    „Wo kann man denn abends mal so hingehen?“ fragte ich etwas blauäugig in die Runde. „Heute Abend - da gehst Du am besten in die Tarantel“, antwortete eine Frau, „da spielt ne echt tolle Band.“
    "Wo ist denn das?" „In Kreuzberg, fast an der Mauer, U-Bahn Schlesisches Tor und dann in der Köpeniker Straße.“
    Gegen halb neun erreichte ich das Ziel. Es war wirklich - damals - fast das Ende der (westlichen) Welt.
    Die „Tarantel“ war schnell gefunden, eine der vielen kleinen Kneipen Berlins, die mehrmals die Woche auch Live-Musik brachten. Es war noch nicht viel los. Einige - in meinen Augen - schon recht alte Herren bauten die Instrumente und die Anlage auf. An einem der Tische saß ein älterer in schwarz gekleideter Mann und spielte mit einem anderen Gast Schach. Alles machte einen ruhigen Eindruck. Und hier sollte heute noch eine tolle Band spielen? Langsam wurde ich skeptisch. Wann würden die Musiker kommen? Und wer waren die Leute, die alles aufbauten?
    Die Zeit verging. Gegen Zehn passierte dann alles auf einmal. Das Schachspiel war zuende. Diejeningen, die die Instrumente aufgebaut hatten, tranken noch ein Bier, rauchten noch eine Zigarette und gingen dann mit dem Schachspieler auf die Bühne.
    Ein kurzer Blick ins Publikum, wie es wohl nur Jacky kann, und dann rockten sie los: "Hello Josephine".
    ... und immer so weiter. Meine anfängliche skeptische Haltung wandelte sich in pure Begeisterung!
    Das war das erste Konzert, das ich erlebte. Und immer, wenn ich las oder hörte, dass „Jacky and the Strangers“ spielten, dann ging ich hin. Da baute sich natürlich auch eine persönliche Beziehung auf. Ich erlebte die legendären Nächte in der Alten TU-Mensa und sah sie spielen auf dem Atze-Fest. So erlebte ich sie 20 Jahre.

    ... und dabei auch einige Merkwürdigkeiten.
    So geschah es, dass Jacky and his Strangers an einem Buß- und Bettag auftraten. Die damaligen Gesetze und Vorschriften schrieben aber vor, dass „Unterhaltungsmusik mit Gesang“ an diesem Tag nicht erlaubt war.
    So spielten Jacky und seine Strangers etwas getragener - und ohne Gesang.

    In den vielen Jahren der Bandgeschichte gab es auch einige Wechsel.
    Ich habe erlebt, wie Jacky mit großer Geduld versuchte, mit einem noch sehr jungen Gitarristen das Bandprogramm einzuüben. Den habe ich aber dann nicht wieder bei ihm gesehen.
    Nach meinem Wegzug aus Berlin hatte ich natürlich keine Gelegenheit mehr, diese ursprüngliche Band zu hören. Da war ich sehr froh, dass eines Tages auf ARTE ein Bericht über Jacky erschien. Gefreut habe ich mich auch, als er in einem Filmbeitrag über den AFN auftauchte.

    ... und immer wenn ich mal wieder in Berlin war, wurden natürlich die Programmblätter Tip und Zitty studiert, um herauszufinden, ob Jacky noch spielte. So auch 1999. Wir pilgerten nach Tegel und erlebten die Band auf den Festwiesen. Jacky war (fast) ganz der Alte, plauderte nach dem Konzert noch etwas mit uns und gab ein Bier aus.
    Das war leider das letzte Mal, dass ich ihn sah.

    Er schenkte mir eine Autogrammkarte - und jeder, der ihn kannte, weiß, dass das „herzlichst - Jacky“ auch wirklich so gemeint war.

    Die Band:Jacky Spelter (†): Gesang und Gitarre
    Pit: Melodiegitarre
    Franz: Saxofon&Akkordeon
    Peter: Bass;
    Harry: Schlagzeug †


    Jacky and his Strangers, die dienstälteste RocknRoll Band mit ihrem Bandleader Jacky, der inzwischen 75 Jahre alt ist. Die Band begeistert seit Jahrzehnten und spielte wohl in allen Häusern, die in Berlin Lifeauftritte ermöglichen. Schon legendär sind die Auftritte in der alten TU-Mensa. Die Band hat auch heute noch eine feste Fangemeinde, die immer wieder aufschlägt, wenn es heißt: „Jackie and his Strangers spielen“, wie am 15. August 1999 in Tegel anlässlich des „Sommer Boulevard“


    Jackie voll in Aktion!
    Wenn die Band sich warmgespielt hat, das Publikum anfängt, voll mitzugehen, dann ist Jacky-Zeit! Der Meister und seine Gitarre laufen zur Höchstform auf.
    Zum Kongress der Mathematiker im Jahre 1998 war ein großer Auftritt. Die Life-CD zeigt einen authentischen Mitschnitt - leider etwas lieblos zusammengestellt und nicht so toll bearbeitet.


    Kürzlich war Jacky auch mal wieder im Fernsehen:
    Arte zeigte ein einstündiges Fernsehportrait, und hier eines
    vom WDR auf YouTube:

    https://www.youtube.com/watch?v=xobxJtWHups

    Auch in dem Film „Das Leben ist eine Baustelle“
    (1992) Regie: Wolfgang Becker
    wirkte Jacky mit.


    Das gibt es heute nicht mehr!
    Gitarre und Verstärker stammen noch aus der „Gründerzeit“ des RocknRoll, der Fender- Verstärker war der erste, der nach Europa kam!

    Am 12.Mai 2004, 13 Uhr, verstarb Deutschlands ältester Rock’n’Roller
    Jacky Spelter in der Berliner Charite nach fünfmonatigem Leiden.
    Am 1. August wäre er 77 Jahre alt geworden.
    Weitere Infos auf der Seite von Joachim Hartmut

    Zur „Trantel“, in der einige Konzerte von „Jacky and hist Strangers“ stattfanden - insbesondere über den Betreiber - gibt es einen interessanten Spiegel-Online-Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-22328672.html

    Auch die ZEIT befasst sich mit dem Titel „Tod im Grunewald“ mit den Vorgängen (die allerdings nichts mit den Konzerten in der Tarantel und Jacky zu tun haben):
    http://www.zeit.de/2012/18/Verfassungsschutz-NSU-Schmuecker

    Auch die ZEIT befasst sich mit dem Titel „Tod im Grunewald“ mit den Vorgängen (die allerdings nichts mit den Konzerten in der Tarantel und Jacky zu tun haben):
    http://www.zeit.de/2012/18/Verfassungsschutz-NSU-Schmuecker

    Anne-Mette Gerdsen
    Bahnhofstraße 1
    24977 Ringsberg

    #Berlin #Musik #Rock_n_Roll #Neukölln #Kreuzberg

  • Via Overview
    https://pitchbook.com/profiles/company/62139-88#overview

    Year : Founded 2012
    Status : Private
    Employees : 1,200
    Latest Deal Type : 2ndary - Private
    Investors : 40

    Description : Developer of public mobility application intended to regulate transportation service. The company’s application facilitates incorporating public transportation systems into existing infrastructure to reduce operational costs, traffic congestion, single-occupancy trips, and carbon emission, enabling customers to lower the cost of public transit and provide accessible options at a reduced environmental impact.

    Contact Information : www.ridewithvia.com
    Ownership Status : Privately Held (backing)
    Financing Status : Venture Capital-Backed
    Primary Industry : Automotive

    Other Industries : Road, Application Software

    Corporate Office : 217 West 18th Street Unit 1204, New York, NY 10011, United States

  • Via closes financing round at $3.5B valuation, raising $110M to expand TransitTech portfolio
    https://ridewithvia.com/news/via-closes-financing-round-at-3-5b-valuation-raising-110m-to-expand-tra

    February 13, 2023
    Via, the global leader in TransitTech, today announces it has closed a financing round led by 83North, with participation from new and existing investors including Exor N.V., Pitango, Janus Henderson, CF Private Equity, Planven Entrepreneur Ventures, Riverpark Ventures, and ION Crossover Partners. The round values Via at $3.5B, at the same price per share as the company’s previous financing in November of 2021. Via intends to use the funding to expand its product suite and further its vision of providing the end-to-end digital infrastructure for public mobility.

    The funding comes on the heels of a year of strong performance for Via, as cities and transit agencies across the globe increasingly turned to digital solutions to improve the efficiency of their transportation systems. The company ended 2022 ahead of plan, with annualized revenue run-rate surpassing $200M, more than doubling since the previous financing round.

    Via’s TransitTech products are used by more than 600 communities around the globe to expand access to efficient, equitable, and sustainable public transportation. The company’s technology enables customers to plan transit networks that are responsive and resilient to rapidly changing needs, to operate smart multi-modal transportation systems, and to use data to optimize performance — all in one software platform.

    “We have known Daniel, Oren, and the Via team for many years now. Their ability to maintain rapid growth year over year, and to continue to innovate and deliver for their customers is unique,” said Arnon Dinur, Partner at 83North. “We believe in the company and the category, and are delighted to support Via in the future opportunities this funding will bring.”

    “Via is a rare combination of a company that has a profound impact on the communities it serves while also generating attractive unit economics at scale,” said John Elkann, CEO of Exor N. V. “Daniel and his team are building a great company and as a major shareholder we are committed to supporting the company in this next stage of growth.”

    “This financing is an exciting milestone for Via and a reflection of the power that technology has to transform transit in communities around the world,” said Via co-founder and CEO Daniel Ramot. “Access to transit improves health, education, and economic outcomes, and all of us at Via are inspired every day to see the positive impact our customers have achieved by adding technology to their transit networks. The growth of the TransitTech market in recent years has been truly remarkable, and we are proud of the contributions we have made to create and expand the category.”

    In support of its vision to be the operating system for every aspect of public mobility, Via plans to use the funding to accelerate expansion into new markets and verticals, and to continue to invest in product innovation.

    ​​About Via:
    Founded in 2012, Via pioneered the TransitTech category by using new technologies to develop public mobility systems — optimizing networks of buses, shuttles, wheelchair accessible vehicles, school buses, autonomous vehicles, and electric vehicles around the globe. Building the world’s most efficient, equitable, and sustainable transportation network for all riders — including those with limited mobility, those without smartphones, and unbanked populations — Via works with its partners to lower the costs of public transit while providing transportation options that rival the convenience of a personal car while reducing the environmental impact. At the intersection of transportation and technology, Via is a visionary market leader that combines software innovation with sophisticated service design and operational expertise to fundamentally improve the way the world moves, providing technology in 600 communities and more than 35 countries and counting.

    Via partners with The Georgetown Company to provide 787 11th Avenue tenants with free, on-demand transportation
    June 20, 2019

    Via announces expansion to Alexandria, Virginia
    May 22, 2019

    Via now starts at 6am (early birds, rejoice!) + $3.95 midday rides
    March 21, 2016

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    © Via Transportation, Inc.

  • Via files confidentially to go public
    https://techcrunch.com/2021/12/21/via-files-confidentially-to-go-public

    Livin’ la Via loca
    Natasha Mascarenhas, Alex Wilhelm / 7:58 PM GMT+1•December 21, 2021

    On-demand shuttle service and software company Via has confidentially filed to go public, the company said in a statement. The company has not yet determined how many shares will be offered or what the price range for the proposed offering will look like, as is typical for this sort of release.

    Via follows Reddit in filing privately for a public listing before the end-of-year market freeze. Both companies should debut in early 2022

    Why file now given the impending holiday period? Via has posted impressive results in recent quarters, so getting its ducks in a row – shuttles in a line? – for an early-early IPO is far from aggressive. It’s reasonable, frankly, given that tech valuations are still strong despite recent declines. And companies that can go public may want to take advantage of the IPO window while it’s open.

    Per Crunchbase, Via has raised $777.1 million in known funding to date, from investors including Macquarie Capital, Mori Building, Shell, 83North, Broadscale Group, Ervington Investments, Hearst Ventures, Planven Ventures, Pitango and RiverPark Ventures.

    Last month Via announced a $130 million round that pushed the on-demand shuttle and software company to a $3.3 billion valuation. We suppose that that was a pre-IPO round, in retrospect. The capital event came on the heels of TransitTech, Via’s software platform, doubling year over year to exceed an annual run rate of $100 million.

    More simply, Via has reached the threshold of IPO scale in revenue terms, not taking into account other possible income streams at the company. So its IPO timing once again makes sense.

    Past the software revenue result, after originally taking five years to land its first city partnership, the company today has over 500 partners, including Los Angeles Metro, Jersey City and Miami.

    Life has not proved pothole free for Via. The company saw mixed demand for its business amidst the pandemic. While ridership initially dropped due to the disease, cities focused more on emergency services — helping generate demand for Via’s software platform. From a business perspective, that’s good news considering the stickiness of a city contract.

    Via has beefed up its operations over the past few years, perhaps hinting at plans to make a pitch for a public debut. In March, the company bought Remix, which created software for cities to use for transportation planning and street design, for $100 million. It also acquired Fleetonomy.

    Via won’t be the only mobility startup racing toward a 2022 public debut. This month, Voi Scooters raised a $115 million Series D in preparation for an IPO and Kakao Mobility picked up a $4.2 billion valuation ahead of its rumored listing.

    TechCrunch has a series of questions for the filing, once we get our hands on it. For example, we’re curious whether the company is able to generate traditional SaaS gross margins while selling to governments. And how long are its sales cycles? Even more, how deeply penetrated is its core market? And where did all that capital raised get spent? Will I see it in investing cash flow or operating losses?

    All told, the 2022 IPO cycle is shaping up to start off with a number of very, very interesting debuts.

  • Via ist Software Partner für BVG Muva - das neue und innovative ÖPNV Angebot in Berlin
    https://ridewithvia.com/news/via-ist-software-partner-fur-bvg-muva-das-neue-und-innovative-opnv-ange

    15. September 2022 (BERLIN) — Via, das weltweit führende Unternehmen im Bereich On-Demand-Technologie, darf heute am 15. September den Start für „BVG Muva“ ankündigen. “BVG Muva” ist das neue On-Demand-ÖPNV Angebot der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und in seiner Ausgestaltung weltweit einzigartig. Der auf der Via-Software basierende “BVG Muva” weitet den Zugang zu effizienter, für alle Menschen zugänglicher und nachhaltiger öffentlicher Mobilität in Berlin aus und verbessert die Anbindung an den ÖPNV. Darüber hinaus stellt der “BVG Muva” einen inklusiven Zugang zum öffentlichen Nahverkehrsangebot für alle Menschen sicher und ermöglicht eine durchweg barrierefreie Beförderung im ÖPNV.

    Obwohl Berlin bereits heute für sein gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz weltweit bekannt ist, besteht weiterhin der Bedarf, den Zugang zu effizienten, nachhaltigen und für alle Menschen nutzbaren Mobilitätsoptionen zu verbessern. Insbesondere sollen durch die Attraktivierung des ÖPNV Anreize für eine Verkehrsverlagerung weg vom privaten PKW und hin zum ÖPNV geschaffen werden, indem der Zugang zu zentralen Verkehrsknotenpunkte für die Bewohner städtischer Außenbezirke verbessert wird. Gleichzeitig soll die Barrierefreiheit des ÖPNV sichergestellt werden, um die Inklusion für Menschen mit Behinderungen nachhaltig zu fördern.

    Mit Blick auf diese Herausforderungen wird der “BVG Muva” zwei unterschiedliche, sich

    überschneidende Anwendungsfälle bedienen: Der Anwendungsfall „Flexible Fahrt“ ermöglicht Fahrgästen in unterversorgten Gebieten einen einfachen und attraktiven Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, während der Anwendungsfall „Aufzugersatz“ das Problem der mangelnden Barrierefreiheit an einigen ÖPNV Haltestellen löst. Beide Angebote werden die bestehende Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin ergänzen und erweitern, indem sie bestehende Lücken im öffentlichen Nahverkehrsangebot schließen und Fahrgästen, die auf eine barrierefreie Beförderung in Berlin angewiesen sind, einen bequemeren und flexibleren Zugang zu öffentlichen Verkehrsknotenpunkten ermöglichen. Zudem werden in dem neuen Angebot Elektrofahrzeuge eingesetzt, um den Emissionsausstoß im Verkehrssektor zu verringern und dem Klimawandel entgegenzuwirken.

    Das Angebot “Flexible Fahrt” wird rund um die Uhr in einem 60 Quadratkilometer großen Bediengebiet im Osten Berlins verfügbar sein. Es soll vorrangig als Zu- bzw. Abbringer von und zu den wichtigsten ÖPNV-Verkehrsknotenpunkten dienen. Im Rahmen dieses Angebots werden Fahrgäste an einer nahegelegenen Bushaltestelle oder an einer „virtuellen Bushaltestelle“ abgeholt. Die Fahrten von und zu den ÖPNV-Haltestellen werden zu einem ermäßigten Tarif angeboten, um eine solche Nutzung zu incentivieren. Um Staus und die Umweltbelastung zu reduzieren, bündelt Vias Algorithmus Fahrtanfragen in Echtzeit, so dass sich mehrere Fahrgäste ein Fahrzeug teilen.

    Das “Aufzugersatz” Angebot soll den gleichberechtigten Zugang von Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu öffentlichen Verkehrsmitteln gewährleisten. Falls ein Bahnhof nicht über einen Aufzug verfügt oder der Aufzug vorübergehend außer Betrieb ist, ermöglicht der “Aufzugersatz” es Fahrgästen den Weg zwischen zwei Bahnhöfen mit dem On-Demand Angebot zu überbrücken. Dieser Service wird sowohl über eine mobile App als auch per Telefon buchbar sein.

    „Wir sind stolz darauf, Vias langjährige Partnerschaft mit der BVG fortzusetzen und den Bewohnern Berlins mit dem “BVG Muva” einen effizienten und gleichberechtigten Zugang zur Mobilität zu ermöglichen“, sagte Chris Snyder, Co-COO und Europa-CEO von Via. „Städte auf der ganzen Welt sind mit Herausforderungen wie Staus, mangelnder Verkehrsgerechtigkeit und steigenden Verkehrsemissionen konfrontiert. “BVG Muva” ist ein Beispiel für innovative, technologiegestützte ÖPNV-Lösungen, die diese Probleme direkt angehen können.“

    “BVG Muva” ist Vias drittes Angebot in Partnerschaft mit den Berliner Verkehrsbetrieben. Vor dem Start von “BVG Muva” hat die Via Software den BerlKönig unterstützt, der mehr als 1,85 Millionen Fahrgäste in Berlin erfolgreich befördert und dazu beigetragen hat, die Nutzung privater PKWs und die Umweltbelastung durch den Verkehr zu reduzieren.

    Via stellt Software für mehr als 600 Städte und Verkehrsbetriebe auf der ganzen Welt zur Verfügung und hilft dabei, die Kosten für den öffentlichen Naherkehr zu senken und neue Mobilitätsoptionen anzubieten, die so bequem und zuverlässig sind, dass sie eine echte Alternative zum privaten PKW darstellen. Inklusive der Angebote in Berlin wird die Via-Technologie von mehr als 45 Partnern im deutschsprachigen Raum eingesetzt, darunter die On-Demand Angebote der Region Hannover (“sprinti”), der Mainzer Mobilität (“MainzRIDER”) und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) (“SSB Flex 2.0”).

    Über Via:

    2012 gegründet, ist Via heute weltweiter Marktführer in der Entwicklung und im Einsatz von On-Demand Systemen und weiteren Technologien zur Optimierung des ÖPNV. Das Unternehmen unterstützt seine Partner dabei, intelligente Netzwerke aus On-Demand-Shuttles, Linienbussen, Sonderfahrdiensten, Werkshuttles und/oder autonomen Fahrzeugen zu betreiben. Unser Ziel ist ein effizientes, inklusives und nachhaltiges Mobilitätssystem, in Großstädten wie auch im ländlichen Raum, und für alle Verkehrsteilnehmer - auch solche, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder kein Smartphone besitzen. Gemeinsam mit Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern arbeitet Via daran, die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs zu senken und neue Mobilitätsoptionen anzubieten, die in Bezug auf Komfort und Zuverlässigkeit eine attraktive Alternative zum privaten PKW bieten, und gleichzeitig die Umweltbelastung deutlich reduzieren. Via kombiniert Software-Innovationen mit durchdachter Angebotsplanung und betrieblicher Expertise, um die Art und Weise, wie wir uns bewegen, grundlegend zu verbessern - weltweit mit aktuell mehr als 500 Partnern auf fünf Kontinenten.

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    Via arbeitet im deutschsprachigen Raum aktuell mit über 45 Partnern an innovativen Mobilitätsprojekten, unter anderem den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), der Mainzer Mobilität, oder der BASF in Ludwigshafen.

  • Tesla-Fabrik in Grünheide: Klimaaktivisten besetzen Wald neben Elon Musks Gigafactory
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/tesla-fabrik-in-gruenheide-klima-aktivisten-besetzen-wald-neben-elo

    19.2.2024 von Per Gülzow, Sören Kittel - Rund 100 Klimaaktivisten haben heimlich ein Baumhaus-Dorf in den Wald in Grünheide gebaut – um das Holz, den feuchten Boden und das Trinkwasser zu schützen. Ein Besuch.

    Ein vermummter Aktivist zieht sich an einem Seil zu einem der Baumhäuser hoch. Als er es betritt, schwankt es bedenklich. Das Baumhaus ist aus verschiedensten recycelten Versatzstücken zusammengezimmert, an einer Wand steht auf Russisch „Tschernobyl“. An der Unterseite sind Banner, auf denen steht: „Wald statt Asphalt“ und „Robinwood“. Auch eine Flagge der autonomen kurdischen Region Rojava, die für ihre Nachhaltigkeitskonzepte bekannt ist, flattert dort.

    Vor zwei Tagen hat die Aktivistengruppe Tesla stoppen angefangen, Baumhäuser in den Grünheider Wald nahe dem Bahnhof Fangschleuse zu bauen, um gegen eine geplante Erweiterung des Tesla-Werkes zu protestieren. Sie blieben dabei unbemerkt, transportierten im Schutz der Dunkelheit mehrere Tonnen Material in den Wald. Am Donnerstagmorgen hängen an Seilen acht kleine und große Baumhäuser im Wald. Wenn der Wind etwas stärker bläst an diesem Morgen, wackeln sie schon stark.

    Jësse, 38, aus Berlin sitzt in etwa fünf Metern Höhe auf dem Vorsprung eines der Baumhäuser. Mit einer leuchtend rosa Mütze, zwei übereinander gezogenen Pullis und Wollsocken schaut sie entspannt auf die Menge Reporter herab, die ihr vom Boden aus Fragen stellen. Von der Nachhaltigkeit des Autofabrikanten aus den USA ist sie nicht überzeugt. „Ein Tesla wird erst nach 100.000 Kilometern nachhaltiger als ein Benziner“, sagt sie. „So lange fahren die aber nicht.“ Elon Musks „grünen Kapitalismus“ nennt sie ein „Märchen“.

    Mit den Bürgern vor Ort verstehen sich die Aktivisten bestens. Vor etwa einer Woche hatten die Einwohner von Grünheide gegen die Erweiterung des Tesla-Werkes gestimmt, mit einer Mehrheit von 62 Prozent. Am Montag wurde bekannt, dass Tesla seit zwei Jahren zu viel Stickstoff und Phosphor ins Abwasser leitet. Aus einem Schreiben des Wasserverbands Strausberg-Erkner, das mehreren Medien vorliegt, ging hervor, dass Tesla die Grenzwerte für Stickstoff und Phosphor teils um das Sechsfache überschreitet. Für Stickstoffe sind höchstens 50 Milligramm pro Liter erlaubt. Im Abwasser von Tesla stellte der Wasserverband jedoch Spitzenwerte von 220 und 240 Mikrogramm fest.

    Aktivisten: „Tesla gefährdet das Trinkwasser“

    Antje S., 58, aus Spreewerder, einem Ort der Gemeinde Grünheide, ist mit einem Korb mit Verpflegung zur Unterstützung vorbeigekommen. Aus bunten, selbst getöpferten Tassen schenkt sie Tee an die Aktivisten aus. „Dem Bürger werden diese immer neuen Pläne einfach vorgesetzt“, sagt sie. „Ich bin aus Berlin ins Grüne gezogen, um Maikäfer zu zählen, nicht damit für immer größere Fabriken der Wald abgeholzt wird.“

    Ein Hauptanliegen der Aktivisten ist der Wasserverbrauch des Tesla-Werkes in Grünheide. „Die Tesla-Fabrik gefährdet das Trinkwasser“, sagt der 24-jährige Paul, der „irgendwas mit Umwelt“ in Berlin studiert und hier als Sprecher der Aktivisten aushilft. Paul erzählt, dass die Grenzwerte bei Schadstoffen im Abwasser von Tesla nicht eingehalten würden. Kurz darauf entrollt ein an einen Baum geschnallter Aktivist mit einer sonst bei Fußballspielen beliebten Bengalo-Fackel in der Hand ein großes Transparent, auf dem „Water is a human right“ („Wasser ist ein Menschenrecht“) steht.

    Tesla-Fabrik: Grünheide auch nach Entscheidung gegen Erweiterung tief gespalten

    Die Waldbesetzung ist gut organisiert. Es gibt eine Feldküche mit veganer Verpflegung, ein Schild weist zu den Toiletten, die gerade gebaut werden. Überall wird gesägt und gehämmert. Weitere Aktivisten kommen mit Schlafsäcken bepackt im Camp an. Für viele ist es nicht die erste Besetzung. „Ich selber war auch in Lützerath und einige andere im Hambacher Forst mit dabei“, sagt Paul. Aus Erfahrung ist vor allem die Toilette wichtig. „Manchmal pinkelt jemand in der Not von einem der Baumhäuser“, erzählt eine Aktivistin, die am Klohäuschen sägt. „Das wird aber nicht so gerne gesehen.“

    Mit etwas Sorge sehen die Aktivisten die Nächte. Es heißt, besonders gefährlich seien anonyme „Sicherheitsdienste“ in der Nacht, die das Camp sabotieren könnten. Am Morgen, kurz nach 10 Uhr, kam es zu einem seltsamen Vorfall: Rund zehn Männer laufen in den Wald hinein, mit schnellen Füßen, immer geradeaus. Angesprochen von Camp-Bewohnern, wer sie seien, ob Polizisten in Zivil, sagen sie nichts. Genauso schnell laufen sie auch wieder hinaus. Wann sie wiederkommen wollen, ist nicht bekannt.

  • Kita-Sterben? Prenzlauer Berg hat zu viele Kita-Plätze – wie kann das sein?
    https://www.berliner-zeitung.de/news/kita-sterben-prenzlauer-berg-hat-zu-viele-kita-plaetze-li.2192322

    Die Gentrifizierung hat mit ihrer Eigentumswohnungisierung die soziale und Altersmischung des Stadtteils zerstört. Wo früher immer wieder neue junge Familien in die großen Mietwohnungen einzogen, bleiben die Alten heute bis zum Tod in ihrer Eigentumswohnung, dem Lebensprojekt.

    Eine unfähige städtische Schulplanung hatte bereits in den Neunzigern zu einem Angebotsmangel an Kindergarten- und Schulplätzen geführt, der von privaten Trägern im Kitabereich aufgefangen wurde. Die leiden nun an den absehbaren Überkapazitäten. Kapitalismus eben, das organisierte Chaos.

    29.2.2024 von Jule Damaske - In Prenzlauer Berg sind Hunderte Kitaplätze nicht besetzt. Einrichtungen sind sogar offen für Familien aus Brandenburg. Warum ist das so?

    Über Jahre hieß es, in Berlin gebe es zu wenig Kitaplätze. Doch in Prenzlauer Berg sind einem Bericht der Prenzlauer Berg Nachrichten zufolge aktuell rund 800 Plätze nicht belegt. „Das ist fast jeder zehnte von insgesamt 9565 Plätzen, die für 9625 anspruchsberechtigte Kinder zur Verfügung stehen“, heißt es dort. Vor zehn Jahren kämen auf 8700 Plätze noch 10.655 Kinder. Wie kann das sein?

    Schon in den 1990er Jahren wurden in Prenzlauer Berg Schulen geschlossen, weil dafür die Kinder fehlten. Zehn Jahre später kehrte sich das wieder um. Grund dafür ist dem Bericht zufolge die weniger starke Altersdurchmischung im Bezirk. Dadurch komme es zu Schwankungen im Bedarf, nicht nur bei Kitas und Schulen, sondern auch bei Altenheimen.

    Die Kindergärten Nordost in Prenzlauer Berg betreiben den Angaben zufolge 15 Kitas. Von den etwa 1900 Kitaplätzen seien zurzeit rund 300 nicht belegt. „Mittelfristig wäre auch eine Schließung von Einrichtungen, die etwa unsere baulichen und damit pädagogischen Standards nicht mehr gänzlich erfüllen, zu überprüfen“, sagt Sprecherin Judith Frenz den Prenzlauer Berg Nachrichten. Doch nicht nur die sinkende Nachfrage sei dafür verantwortlich, auch der Personalmangel trage dazu bei. Ohne Erzieherinnen und Erzieher könnten nicht alle vorgesehenen Plätze auch wirklich angeboten werden.

    Pankower Kitas offen für Familien aus anderen Berliner Bezirken und Brandenburg

    In den Einrichtungen werde deshalb ein wirtschaftlicher Verlust befürchtet. Vom großen Kita-Sterben sei der Bezirk jedoch noch weit entfernt. Aktuell würden Räume in den Einrichtungen umgebaut oder das pädagogische Profil geschärft, um so im Konkurrenzkampf um Kinder herauszustechen. Selbst kleine Kitas, die jahrelang bewusst auf Werbung verzichteten, sähen sich nun gezwungen Plakate aufzuhängen oder auf Instagram zu posten, um Nachfolger zu gewinnen.
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    Mittlerweile ist der Bezirk sogar offen für Familien aus anderen Bezirken und aus Brandenburg, sagt Pankows Bezirksstadträtin Rona Tietje (SPD) dem Artikel zufolge. Das Pankower Jugendamt helfe dabei, suchende Eltern und Kitas mit Plätzen zusammenzubringen. Doch nicht jede Familie fände automatisch einen Platz in ihrer Wunschkita. Insbesondere Eltern mit Spätschicht oder Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf müssten in vielen Fällen länger suchen.

    #Berlin #Prenzlauer_Berg #Kindergarten #Pädagogik #Stadtentwicklung #Verwaltung #Immobilien #Soziologie

  • Christiane Paul über Berlin: „An manchen Ecken gerät etwas aus der Balance“
    https://www.berliner-zeitung.de/panorama/christiane-paul-ueber-berlin-an-manchen-ecken-geraet-etwas-aus-der-

    26.2.2024 von Anne Vorbringer - Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?

    In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie eher meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

    Diesmal hat mit Christiane Paul eine der bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspielerinnen geantwortet – und überdies eine echte Berliner Pflanze. Wie sie auf ihre Heimatstadt blickt, auf das Früher und das Heute, das hat sie uns ausführlich am Telefon erzählt.

    1. Frau Paul, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

    Schon immer. Ich bin 1974 in Pankow zur Welt gekommen, in der Maria Heimsuchung. Gebürtige Berlinerin, das gibt es ja hier nicht so oft, höre ich. So wie in New York, wo man selten wirkliche New Yorker trifft.

    Ich kenne Berlin schon gut, bin irgendwie mit dem Rhythmus der Stadt verbunden. Viele, die hierherziehen, haben Probleme mit dem Charakter Berlins, der sehr rau sein kann. Der Berliner ist nicht der charmanteste Mitbürger, in Hamburg zum Beispiel sind die Leute nicht so direkt und kaltschnäuzig. Hinzu kommt, dass die Stadt eher schnell unterwegs ist. Das merke ich immer, wenn ich woanders bin, zum Beispiel in der Schweiz, in Zürich oder Bern. Dort ist alles so viel langsamer getaktet.

    Aber mir gefällt der Vibe in Berlin. Das, was Berlin ausmacht, ist auch in mir. Liegt sicher auch daran, dass ich die Stadt nie länger verlassen habe. In Pankow bin ich aufgewachsen und hab da sehr lange gelebt, dann zog ich nach Schöneberg während des Studiums, und da wohne ich heute noch. Ein Jahr war ich mal in Hamburg, sonst immer nur auf Reisen oder für Dreharbeiten woanders.

    2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

    Meine Wohnung und mein Bett. Für Leute, die viel reisen, hat so ein Rückzugsort noch mal eine besondere Bedeutung. Es ist wichtig, dass man sich zu Hause wohlfühlt, und ich würde auch nicht wegziehen wollen, wenn es nicht unbedingt nötig ist.

    Zumal Umziehen nicht mehr so einfach ist wie in den Achtzigern, wo zumindest in West-Berlin als uncool galt, wer nicht alle paar Monate eine andere Bude bewohnte. Heute wäre man verrückt, seine Wohnung aufzugeben. Mein Kollege Devid Striesow ist gerade nach Wien gezogen, weil er hier keine passende Wohnung für sich und seine Familie gefunden hat. Viele andere Leute in meinem Umfeld sind in der gleichen Situation. Das ist ein Riesenproblem.

    3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

    Mittlerweile an den Schlachtensee. Am liebsten bei schlechtem Wetter, dann ist es dort schön leer. Ich bin zwar ein Stadtmensch, aber hin und wieder muss ich raus in die Natur. Früher, in meiner Pankower Zeit, war es die Schönholzer Heide. Da war ich als Kind immer rodeln.

    4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

    Tatsächlich keine, und das meine ich zunächst einmal als Kompliment an die Stadt. Ich bin viel mit den Öffentlichen und dem Fahrrad unterwegs und fühle mich nirgends unsicher oder unwohl. Allerdings muss ich die Einschränkung machen, dass ich keine 20 mehr bin und nicht ständig nachts unterwegs.

    Denn es gibt ja schon spezielle Ecken wie den Görlitzer Park oder das Kottbusser Tor. Ich will das gar nicht bewerten, das gehört wohl irgendwie zu einer Großstadt, dass es gemischte Communitys gibt, dass Dealer und Familien aufeinandertreffen. Aber ich hätte schon Sorge, wenn meine Kinder da nachts rumturnen. Es darf halt nicht kippen, und an manchen Ecken hat man schon das Gefühl, da gerät etwas aus der Balance.

    5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

    Mein Italiener um die Ecke: Bar Tolucci. Die machen super gutes Essen, sind entspannt, tolle Leute einfach, die das Restaurant schon seit langer, langer Zeit führen.

    6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

    Es gibt die Akazienbuchhandlung in Schöneberg, die ich sehr liebe. Und direkt daneben das Fidelio, ein Geschäft für Klassik- und Jazz-CDs. Da gehe ich zwar nie rein, weil ich nicht so ein Musikliebhaber bin, aber ich finde es toll, dass es noch solche Läden gibt. Das verschafft mir beim Vorbeilaufen Glücksgefühle. Genauso wie der alteingesessene Fleischer Albrecht in der Akazienstraße, bei dem ich jedes Jahr meine Weihnachtsgans hole – und jedes Mal wieder nach der Zubereitung fragen muss, weil ich es immer wieder vergesse. Dass man die Ladeninhaber noch kennt, das mag ich sehr an meinem Stadtteil.

    7. Der beste Stadtteil Berlins ist …

    Das kann man so gar nicht entscheiden, weil jeder was für sich hat. An Pankow zum Beispiel hängt mein Herz noch irgendwie. Aber es ist ein Ort, der für mich mit kindlichen Emotionen verbunden ist. Den gibt es nicht mehr, man lässt ihn zurück. Zwar bin ich mit meinen Kindern oft da, weil meine Eltern dort wohnen, und dann zeige ich ihnen auch schon mal die Schönholzer Heide und das Sowjetische Ehrenmal. Aber meine alten Wege dort abzulaufen, das wäre nicht einfach. Ich glaube, das möchte ich nicht.

    Pankow hat sich ja auch sehr verändert, es wurde viel gebaut. Als ich damals wegging, wollte ich eigentlich nur nach Prenzlauer Berg ziehen und nicht nach Schöneberg, aber Anfang der 2000er fand man dort keine Wohnung. Mittlerweile bin ich ganz froh, dieser Prenzlberg-Hype, das wäre nicht mein Lebensgefühl gewesen. Da bin ich im etwas verschlafenen, gewachseneren Schöneberg schon besser aufgehoben.

    In Ost und West denke ich ohnehin nicht mehr. Berlin ist für mich eine Stadt, und fertig. Zu mir hat mal jemand gesagt, dass es ja furchtbar gewesen sein muss, in Ost-Berlin aufzuwachsen. Und ich sagte, nee, war es nicht, es war meine Kindheit. Das ist ein eigenes Universum, das man auch später irgendwie behüten und behalten möchte. Ich war oft im SEZ schwimmen und Schlittschuh fahren. Insofern weiß ich schon, woher ich komme, aber ich habe mich mit Gesamtberlin verbunden. Eine Teilung wie diese hat keine andere Stadt so erlebt, und das macht Berlin einzigartig. Diese Identität zu erhalten und gleichzeitig einen Weg in die Moderne zu finden, ist schon eine schwierige Sache. Aber wie heißt es im Film „Spur der Steine“ selbstironisch: Man sollte immer „nach vorne“ diskutieren.

    8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:

    Die vielen Baustellen, der Dreck und fehlende Ladestellen für Elektrofahrzeuge. Ich habe schon lange ein E-Auto, aber in den vergangenen zwei Jahren ist die Infrastruktur immer schlechter geworden, weil nicht entsprechend nachgerüstet wurde. Was absurd ist, schließlich brauchen wir doch andere Mobilitätskonzepte.

    9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

    Es braucht eine politische Lösung für die Wohnungskrise. Eine Möglichkeit, die Mieten wirksam zu begrenzen. Man sieht die sozialen Verwerfungen mittlerweile überall in Berlin. Die zunehmende Obdachlosigkeit – erschütternd, wie das in die Stadt reindrückt und dass es kein Konzept dagegen gibt.

    So wie in Finnland, wo mit Housing First möglichst jedem Obdachlosen bedingungslos eine Wohnung plus Unterstützung durch Sozialhelfer zur Verfügung gestellt wird, um ihn in die Gesellschaft zu reintegrieren.

    Solch ein gesamtgesellschaftliches Konzept ist hier auch nötig. Es bedrückt mich ehrlich, was in dieser Hinsicht aus Berlin geworden ist. Dass die Mittelschicht aufgebraucht ist, die Stützen der Gesellschaft immer weiter abrutschen. Busfahrer, Krankenpfleger, deren Lohneinkünfte die Mieten nicht mehr decken können. Wie viel Geld mittlerweile fürs Wohnen draufgeht, das verursacht große Verzweiflung bei immer mehr Menschen.

    10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

    Klar kann man hierherziehen – wenn man eine Wohnung findet. Berlin ist die aufregendste Stadt in Deutschland, man kann hier aber auch noch ein Stück Ruhe finden, was zum Beispiel in London nicht mehr geht. Also ich kann jeden verstehen, der hierherziehen will.

    11. Cooler als Berlin ist nur noch …Ich war zuletzt häufiger in London. Dort ist es vielleicht nicht cooler, aber schon irgendwie anders. London ist am Puls der Zeit, auch kulturell. Ich würde da zwar nicht leben wollen, finde es aber wahnsinnig lebendig dort.

    Zur Person

    Christiane Paul wurde 1974 als Tochter zweier Ärzte geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie ein Medizinstudium an der Humboldt-Uni und promovierte 2002. Parallel dazu betrieb sie ihre Schauspieltätigkeit und lernte am Lee Strasberg Institute in New York. Den Arztberuf gab sie 2004 auf, um sich neben der Betreuung ihrer Tochter stärker der Schauspielerei zu widmen.

    Bereits in jungen Jahren arbeitete die Berlinerin als Model, mit 17 erhielt sie ihre erste Hauptrolle in Niklaus Schillings Kinofilm „Deutschfieber“. Zu ihren bekanntesten Filmen gehören „Das Leben ist eine Baustelle“, „Im Juli“ und „Die Welle“.

    2016 wurde Christiane Paul der International Emmy Award als beste Hauptdarstellerin für Elmar Fischers Fernsehthriller „Unterm Radar“ verliehen. Seit 2017 spielt sie vermehrt in internationalen Produktionen. In diesem Jahr wird sie im Kinofilm „Die Ermittlung“ und in der Serie „Concordia“ zu sehen sein.

    #Hamburg #Berlin #Pankow #Prenzlauer_Berg #Schöneberg #Schönholzer_Heide #Görlitzer_Park #Kottbusser_Tor
    #Schauspieler

  • TaxiFilmFest shows taxi-themed movies to protest Uber’s sponsorship of Berlin’s film festival
    https://theworld.org/media/2024-02-23/taxifilmfest-shows-taxi-themed-movies-protest-ubers-sponsorship-berlins-fi

    https://dts.podtrac.com/redirect.mp3/dovetail.prxu.org/_/300/b9167806-c6c5-45a7-8ea2-54ae834cbd4d/2024_0223_04.mp3

    The World
    Feb. 23, 2024 · 4:44 PM EST

    Bianca Hillier

    Many of the world’s biggest film stars are in Germany for the annual Berlin International Film Festival, also known as Berlinale. But outside of the prestigious festival this year is a second film event called the TaxiFilmFest. It’s exclusively showing taxi-themed films in the back of a cab to protest Berlinale’s Uber sponsorship. Hosts Carol Hills and Carolyn Beeler have the details.

    #Berlin #Taxi #TaxiFilmFest #Radio #Medienecho

  • Schwerverletzte nach Clan-Streit in Kreuzberg: Großaufgebot der Berliner Polizei sichert Notaufnahme mit Maschinenpistolen ab
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/schwerverletzte-nach-clan-streit-in-kreuzberg-grossaufgebot-der-berline

    25.2.2024 von Pascal Bartosz, Amelie Sittenauer - Im Graefekiez gingen Männer bekannter Großfamilien aufeinander los. Zwei Schwerverletzte kamen ins Urban-Krankenhaus, die Polizei rückte an. Alles begann in Neukölln.

    Im Graefekiez in Berlin-Kreuzberg ist es in der Nacht zu Sonntag zu einer folgenschweren Auseinandersetzung zweier Gruppen aus dem Clanmilieu gekommen. Dies bestätigte ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Es gab zwei Schwerverletzte. Zuerst hatte die „B.Z.“ berichtet.

    Ersten Erkenntnissen zufolge fuhr gegen 20.30 Uhr ein Angehöriger einer Familie mit mehreren Insassen durch den Graefekiez und rammte dabei geparkte Autos mit seinem Audi. Eine Gruppe aus zehn bis fünfzehn Männern soll daraufhin auf den Wagen zugestürmt sein und die Fenster eingeschlagen haben.

    Dabei entdeckten die Männer offenbar, dass der Fahrer in der Nacht zuvor schon in einen milieuinternen Streit verwickelt war – nach Tagesspiegel-Informationen hatte es am Samstag um 3 Uhr im Neuköllner Schillerkiez eine blutige Auseinandersetzung gegeben. Nun bekamen, so vorläufige Erkenntnisse, beide Seiten Verstärkung aus ihren Familien.

    Manchmal reicht ein schiefer Blick, damit ganze Horden aufeinander losgehen.

    In dem Streit sollen Messer, vermutlich auch eine Schreckschusswaffe, eingesetzt worden sein. Ein 19-Jähriger erlitt demnach eine Schussverletzung an einem Bein, wie die Polizei mitteilte. Einem 43-jährigen Mann wurden mehrere Stichverletzungen am Rumpf zugefügt. Ein weiterer 19-Jähriger wurde durch Schläge am Kopf verletzt. Letzterer habe sich entgegen dem ärztlichen Rat selbst wieder aus dem Krankenhaus entlassen, die anderen beiden Männer blieben zur stationären Behandlung.

    Angehörige blockierten Notaufnahme des Urban-Krankenhauses

    Angehörige brachten die drei Verletzten in das nahegelegene Urban-Krankenhaus. Die Polizei rückte an, weil viele Angehörige die Notaufnahme blockierten. Das ist nach Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen polizeibekannter Großfamilien üblich. In den letzten Jahren kam es in solchen Situationen immer wieder zu Angriffen auf Pflegekräfte, Ärzte und andere Patienten. Die Clans der an diesem Streit beteiligten Männer leben nach Tagesspiegel-Informationen überwiegend in Kreuzberg, Neukölln und Schöneberg.

    Mit Maschinenpistolen sicherten Beamte die Rettungsstelle. Mitarbeiter der Klinik seien nicht zu Schaden gekommen. Sie hätten „sehr besonnen reagiert und die drei Verletzten sehr professionell versorgt“, sagte Kliniksprecher Christoph Lang der Deutschen Presse-Agentur. Ihnen werde jetzt psychologische Betreuung angeboten. „Und es wird in Teambesprechungen auch noch aufgearbeitet.“

    Notfälle mussten fortan in andere Kliniken gefahren werden. Insbesondere im Urban-Krankenhaus geschieht das regelmäßig, zudem in der ebenfalls zum landeseigenen Vivantes-Konzern gehörenden Klinik in Neukölln und am Virchow-Campus der Charité in Wedding.

    Bis in den Sonntagmorgen beobachteten Ermittler des Landeskriminalamtes einzelne Clan-Treffs, um auf etwaige Revierkämpfe unter den Familien schnell reagieren zu können.

    In der Hauptstadt gebe es „eine ganze Reihe an testosterongeladenen Protagonisten“, teilte der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Berlin, Benjamin Jendro, am Sonntag zu dem Vorfall mit. Diese würden beim Konkurrenzkampf in Bereichen der Organisierten Kriminalität – wie Prostitution, Schutzgelderpressung oder Drogenhandel – auch nicht vor Waffengewalt zurückschrecken. „Manchmal reicht ein schiefer Blick oder eine Bemerkung, damit ganze Horden wie im Urzustand mit Schlägern, Macheten oder Schusswaffen aufeinander losgehen“, sagte Jendro. (mit dpa)

    #Berlin #Neukölln #Schillerkiez #Graefekiez #Kreuzberg #Dieffenbachstraße #Krankenhaus_am_Urban #Kriminalität

  • Berliner Taxifilmfest – der künstlerische Protest gegen Uber als Hauptsponsor der Berlinale
    https://taxi-times.com/berliner-taxifilmfest-der-kuenstlerische-protest-gegen-uber-als-hauptspo

    23.2.2024 von Simon Günnewig - Bereits zum zweiten Mal ist der Fahrdienstanbieter Uber einer der Hauptsponsoren der Berlinale. Das US-Unternehmen lässt sich diese PR-Aktion 600.000 Euro kosten. Das Taxigewerbe reagiert mit einem außergewöhnlichen Protest.

    Uber verdient sein Geld in Berlin unter anderem mit der Vermittlung von Fahrten an Tausende von Mietwagen, die größtenteils rechtswidrig agieren. Mindestens 1.000 dieser Mietwagen fahren sogar ohne gültige Genehmigung und somit ohne Versicherungsschutz für den Fahrgast. Uber vermittelt seine Fahrten aber auch lukrativ an eben solche Betriebe und kassiert bei jeder Fahrt eine Provision.

    Unter anderem dank solcher Einnahmen kann Uber die Berlinale sponsern, eine international bekannte Berliner Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft der Kulturstaatsministerin Claudia Roth steht. Das ist ein politischer Skandal, für den Taxi Times bereits letztes Jahr anstelle eines goldenen Bären die Goldene Augenbinde an Claudia Roth und Berlinale-Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek verliehen hatte. Zudem hatte das hatte Taxigewerbe dagegen demonstriert, doch ohne Wirkung. In diesem Jahr setzt man nun ein anderes Zeichen: Das Taxi zeigt sich inmitten der Filmfestspiele, indem man jeden Abend direkt vor dem Cinemaxx am Potsdamer Platz ein „Kinotaxi“ aufstellt.

    Die hinteren Sitzreihen des Großraumtaxis wurden ausgebaut und stattdessen für mehr Sitzplätze Bänke hineingestellt. In der Mitte des so entstandenen „Kinosaals“ ist ein Fernseher montiert, der über einen Generator bestromt wird. Jeden Abend wird ab 17 Uhr ein Vorfilm und danach der Hauptfilm gezeigt, es geht dabei immer um Taxis.


    In diesem Filmfest-Tatxi werden Taxifilme gezeigt. Auch Taxi-Times-Redakteur Simi zählte zu den Zuschauern. Foto: Taxi Times

    Die Protest-Aktion konnte bereits viel Aufmerksamkeit erzielen. Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, war vor Ort und beglückwünschte den Macher Klaus Meier zu seiner „tollen Aktion“. Das „Kinotaxi“ hat es tatsächlich auch bis in die internationalen Medien, wie beispielsweise der New York Times, geschafft. Natürlich waren auch bereits Jürgen Hartmann, Herausgeber der Taxi Times, und Redakteur Axel Rühle vor Ort und konnten mit dem Ideengeber Klaus Meier und seinen Mitstreitern sprechen (siehe Video).


    Michael Oppermann (BVTM) freut sich über Klaus Meiers Idee zum Kinotaxi. Foto: BVTM

    Für kommenden Sonntag, den letzten Tag der Berlinale, kündigen die Veranstalter des Filmtaxis eine kleine Feier an. „Unser kleines Taxifilmfest hat ja mehr Aufsehen erregt, als wir erwartet haben. Schön“, schreibt der Taxiunternehmer Stephan Berndt, der für die Aktion jeden Abend sein Großraumtaxi zur Verfügung gestellt hat. „Und am Sonntag geht unser kleines Filmfest zu Ende. Dann wollen wir mit Euch zusammen eine gebührende Abschluss-Party auf dem Boulevard der Stars feiern. Wir zeigen dann den letzten Film aus unserer Reihe und wollen vor dem Taxi mit Euch feiern. Bringt ein paar Fläschchen mit, wir sind ein No-Budget-Projekt. Lasst uns allen zeigen, dass wir noch da sind und uns nicht unterkriegen lassen!“ sg

    https://www.youtube.com/watch?v=ZoQpbVwbPbk


    Beitragsfoto:Axel Rühle
    Als „Redakteur Technik“ betreut er die Fahrzeug- und Zubehör-Themen in den klassischen Print und Onlinekanälen der Taxi-Times. Weiterhin ist er Ansprechpartner für Bewegtbild und digitale Distribution der Taxi Times Inhalte.

    #Taxi #TaxiFilmFest #2024

  • Ich bin Uber-Fahrer — 8 Dinge verraten mir in Sekunden, ob jemand ein unangenehmer Fahrgast sein wird
    https://www.businessinsider.de/leben/uber-fahrer-entlarvt-unangenehme-fahrgaeste-2019-11

    Clarke Bowman
    Ich bin seit fast einem Jahr als Teilzeit-Fahrer bei Uber und Lyft tätig.

    Dieser junge Mann erzählt uns in all seiner Naivität, weshalb Taxis für Fahrgäste besser sind als Uber-Mietwagen. Was er als Zumutung empfindet, ist für uns ganz normaler Service.

    Meiner Erfahrung nach geben sich unangenehme Fahrgäste sofort zu erkennen, entweder durch verbale oder nonverbale Kommunikation. Ich bin mir sicher, dass sie es nicht einmal merken. Nach so vielen Fahrten habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, wann eine Fahrt ganz gewöhnlich abläuft und wann etwas faul ist.
    ...
    Hier sind acht Dinge, die mir innerhalb von fünf Sekunden zeigen, ob jemand ein unangenehmer Fahrgast bei Uber oder Lyft sein wird.

    1. Taxifahrer vertrauen auf Kommunikation und Menschenkenntnis. Der Uber-Fahrer läßt sich von der fragwürdigen Bewertung seiner Fahrgäste durch Dritte irritieren. Er macht sich und seinen Fahrgästen das Leben schwer.

    Im Uber heißt es:

    Der Fahrgast hat eine Sterne-Bewertung von unter 4,6.

    2. Der Uber-Fahrer sieht das Mitführen von Kindersitzen und Sitzerhöhungen nicht als üblichen Service an. Wir Taxifahrer führen immer Kindersitze oder Sitzerhöhungen mit. Fahrgast kümmere dich selbst, ist da die Devise.

    Im Uber heißt es:

    Sie kommen mit einem kleinen Kind auf mein Auto zu, haben aber keinen Kindersitz dabei.

    3. Unser Uberchauffeur ist entweder ein intoleranter Temperenzler oder es gefällt ihm nicht, wenn sich seine Kunden amüsieren. Zugegeben, Volltrunkene nehmen wir gelegentlich auch nicht mit, aber wer unbedingt im Auto trinken will, soll das tun. Hauptsache die Flüssigkeit bleibt im Fahrgast drin.

    Im Uber heißt es:

    Sie haben ein alkoholisches Getränk dabei und wollen damit ins Auto steigen.

    4. Fahrgäste telefonieren. Na und?

    Im Uber heißt es:

    Ich werde nach der Buchung sofort mit unfreundlichen Nachrichten oder Anrufen bombardiert.

    5. Mehr Leute mitnehmen als zugelassen? Kein Problem, das sind überhaupt keine Fahrgäste. Werden stehengelassen weil sie, wie es in der Taxeordnung so schön heißt „den ordnungsgemäßen Ablauf der Beförderung verhindern“. Problem ist lösbar, indem man es erst garnicht entstehen läßt.

    Im Uber heißt es:

    Sie versuchen, mehr Leute ins Auto zu quetschen, als erlaubt ist.

    6. Fahrgäste schnallen sich nicht an? Ja bin ich denn die Polizei oder ihr Kindermädchen? Die zehn Minuten Bingbingbing des Gurtwarners hält man aus. Am Ende schnallen sich alle von selber an.

    Im Uber heißt es:

    Sie wollen sich nicht anschnallen.

    7. Wünsche des Fahrgast sind für uns Taxifahrer Gesetz, wer Umwege fahren will bitte gerne, er zahlt. Unmögliches passiert ganz einfach nicht. Das vermitteln wir routiniert und falls nötig sehr nachdrücklich.

    Im Uber heißt es:

    Sie versuchen, die komplette Route zu ändern oder verlangen lächerliche Dinge.

    8. Wartezeit hat ihren Preis. Der Taxameter läuft. Auf die Fahrgäste warten ist Teil unseres Service. Wo ist das Problem?

    Im Uber heißt es:

    Sie lassen mich wegen Unnötigem warten.

    #Taxi #Uber #WTF

  • Roter Teppich : Diese Gäste werden am vorletzten Berlinale-Tag zur großen Preisverleihung erwartet
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/roter-teppich-diese-gaste-werden-am-vorletzten-berlinale-tag-zur-grosse

    24.2.2024 von Tobias Langley-Hunt - Zehn Tage lang ist Berlin voller Promis – zur Berlinale kommen sie alle. Den Überblick zu behalten, wer wann, wo über den roten Teppich läuft, ist nicht so einfach. Wir helfen.

    Ein letztes Mal wird der rote Teppich vor dem Berlinale-Palast am Potsdamer Platz gut besucht sein, denn auch wenn das Filmfestival noch offiziell bis Sonntag läuft, wird am Sonnabend ab 18.30 Uhr die glamouröse Abschluss-Gala über die Bühne gehen – inklusive Verleihung der begehrten Bären.

    Rückblickend war die 74. Berlinale aus Hobby-Paparazzo- oder Autogrammjäger-Perspektive ein voller Erfolg: Mit etwas Glück konnte man mindestens einen Blick auf diese Promis werfen: Hunter Schafer („Cuckoo“), Gael García Bernal („Babel“), Carey Mulligan und Adam Sandler („Spaceman“), Rooney Mara („Verblendung“), Kristen Stewart („Love Lies Bleeding“), Cillian Murphy und Matt Damon („Small Things Like These“) oder der mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnete Martin Scorsese.

    Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kunst

    Wen die internationale Jury, die auf jeden Fall nochmals auftreten wird, mit dem Goldenen und Silbernen Bären auszeichnet, bleibt vorerst natürlich Spekulation. Zu den Favoriten gehören aber Andreas Dresens neuer Film „In Liebe, Eure Hilde“ und die iranischen Tragikomödie „Keyke mahboobe man“ („My Favourite Cake“). Mit einem Besuch des iranischen Regieduos, bestehend aus Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, können wir leider nicht rechnen, die iranischen Behörden hatte ihnen die Reise nach Berlin untersagt.

    Die Jury unter Leitung der Schauspielerin Lupita Nyong’o wird unter anderem folgende Preise vergeben: den Goldenen Bären für den besten Film (an die Produzenten) und den Silbernen Bären für die beste Regie, die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle, die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle, und das beste Drehbuch. Außerdem je einen silbernen Bären in den Kategorien „Großer Preis der Jury“ und „Herausragende künstlerische Leistung“.

    Das live mitzuerleben, werden sich viele deutsche Promis nicht entgehen lassen. Jetzt schon angekündigt haben sich unter anderen die Regisseure Fatih Akin und Mo Asumang, der Künstler Olafur Eliasson, sowie die Schauspielerinnen Florence Kasumba, Anne Ratte-Polle, Florian Stetter oder Jannik Schümann. Außerdem werden aus der Politik mindestens Berlins Regierender Kai Wegner (CDU) und die Kulturstaatssekretärin Claudia Roth (Die Grünen) mit ihrer Anwesenheit glänzen.

    Der Live-Stream vom roten Teppich beginnt um 17 Uhr, während der Fanbereich vor dem Berlinale-Palast bereits um 16 Uhr öffnet.

    #Berlinale

  • Pyrrhos lässt grüssen : Taxi-Festpreise
    https://www.txsl.de/pyrrhussieg-festpreise.html

    24.2.2024 von Klaus Meier - Tarifmanipulationen helfen dem Taxigewerbe nicht.

    In einem Rundschreiben vom 23. Februar [1] berichtet der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. von einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus (dem Landesparlament) zum Thema Taxi und Mietwagen. Der Verband beglückwünscht sich für das Ergebnis dieser Anhörung.

    wir haben nach Jahren des schutzlosen Zustands tatsächlich etwas erreicht, was den weiteren Niedergang des Berliner Taxigewerbes vielleicht stoppen, zumindest aber deutlich abbremsen kann.

    Festpreisangebote für Taxikunden, ein Tarifkorridor und ein möglicherweise kommender Mindestpreis für taxi-ähnliche Fahrten von Mietwagenbetriebe versprechen nach Ansicht des Verbands Besserung und Schutz vor der unfairen Konkurrenz durch plattformgesteuerte Mietwagen. Ich teile diese Auffassung nicht. Mit Marketing-getriebenen Korrekturen des Berliner Taxitarifs erweist sich das Taxigewerbe einen Bärendienst, denn es wird viel Zeit, Geld und Arbeit für eine Maßnahme verschwendet, die nichts an den Ursachen des Problems ändert. Der freudig präsentierte Sieg im Kampf gegen Uber ist ein Pyrrhussieg. [2]

    Es wäre besser und einfacher, die Grundlagen des Problems aus der Welt zu schaffen: Dumpinglöhne in Mietwagenbetrieben.

    Erinnern wir uns daran, welche Voraussetzungen politisch geschaffen werden mussten, damit Uber & Co. in Berlin Fuß fassen konnten, und vergessen wir auch nicht, dass es vor allem Hamburg seit Jahren gelingt, das illegale Uber-Unwesen abzuwehren.

    Im Berliner Taxigewerbe werden spätestens seit der Jahrtausendwende nur noch Hungerlöhne gezahlt. Im Jahr 2017 waren Taxi-Schichtumsätze von 150 bis im Glücksfall 200 Euro Standard. Taxi-Bruttolöhne bewegten sich deshalb im Bereich zwischen 8 und 11 Euro pro Stunde. Weniger glückliche Fahrer, die etwa ausschließlich am Hauptbahnhof auf Kunden warteten, mussten sich häufig mit 100 bis 120 Euro Schichtumsatz begnügen und verdienten mit € 5 bis € 7 pro Stunde deutlich weniger als den gesetzlichen Mindestlohn von € 8,84.

    Um sein niedrigpreisiges Angebot in den Markt zu drücken, musste Uber deshalb Fahrer finden, die bereit waren, für noch weniger Geld zu arbeiten. Die für Ambulanz- und Mietwagenfahrer vorgeschriebene kleine Ortskundeprüfung verhinderte zusätzlich die Einstellun von Fahrern, die kein Deutsch konnten und bar jeder Ortskenntnis waren. Die Sache war aussichtslos, denn kein einigermaßen begabter Mensch würde eine Tätigkeit aufnehmen, die schlechter als jede andere Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt entlohnt wurde, eine nicht ganz einfach Prüfung voraussetzte und darüber hinaus anstrengend und gefährlich war.

    Es war Verkehrsminister Andreas Scheuer, der für Uber den gordischen Knoten zerschlug, indem er im Jahr 2017 die Ortskundeprüfung für Ambulanz- und Mietwagenfahrer bundesweit abschaffen ließ. Nun konnten die lokalen Uber-Partnerbetriebe in Berlin ein neu geschaffenes Arbeitskräftereservoir anzapfen, die seit dem Jahr 2015 (Sie erinnern sich, „wir schaffen das“ ...) zu tausenden in Berlin lebenden vor allem syrischen Flüchtlinge, die bislang mangels Sprachkenntnis und beruflicher Qualifikation keine Arbeit fanden.

    Ein Problem musste jedoch auch für diese Menschen gelöst werden, um sie in die Ubertaxis zu locken. Ein Mensch muss von seiner Arbeit leben können, was bei Stundenlöhnen im Bereich von 5 Euro und darunter in Deutschland nicht der Fall ist. Eine 40-Stundenwoche bringt bei 5 Euro Stundenlohn monatlich € 870,00 brutto ein und auch mit 60 Stunden Arbeit in der Woche kommen nur € 1300,00 zusammen. Der ausgezahlte Lohn bewegt entspricht dann ca. € 690,00 bzw. € 1000,00, angesichts der Miet- und Lebensmittelpreise nicht genug zum Leben.

    Die Lösung dieses Dilemmas ist für Gauner kein Problem. Den angeworbenen Fahrern, die keine Kenntnisse der deutschen Sozialversicherung haben und dringend Geld für die Unterstützung ihrer Familien im Ausland benötigen, bietet der Arbeitgeber an, nur einen kleinen Teil ihres Einkommens offiziell zu deklarieren. So kann der, bis auf den Besitz eines Führerscheins vollkommen unqualifizierte Mensch sofort zwischen € 600,00und € 1000,00 verdienen und erhält zusätzlich Leistungen nach ALG II (Hartz IV / Bürgergeld) in Höhe von ca. € 1000,00. Besonders fleißige Fahrer, die an sechs Tagen der Woche je 12 Stunden arbeiten, können sogar bis zu €1600,00 zur Transferleistung in Höhe von € 1000,00 hinzuverdienen; „schwarz“ unter der Hand und ohne Abzüge natürlich. „Bar Kralle“ sagt der Berliner dazu.

    Diese Art der Unter-der-Hand-Entlohnung ist bis heute gängige Praxis der Uber-Partnerbetriebe Berlins und stellt die wirtschaftliche Grundlage für die Dumpingpreise der Plattformen dar.

    Wer diese Praxis durch regelmäßige Überprüfung der korrekten Zahlung des Mindestlohns abstellt, eliminiert den Kostenvorteil der illegalen Ubertaxis, entzieht den kriminellen Mietwagenbetrieben die wirtschaftliche Grundlage und beendet illegal erlangte Zahlung des Jobcenters in Höhe von 5 bis 10 Millionen monatlich. Mit diesem Geld, 60 bis 120 Millionen jährlich, könnten viel Schulen gebaut werden.

    Das Mindestlohngesetz ist einfach zu verstehen, in der vollständig verdateten Mietwagen- und Taxibranche leicht und mit wenig Aufwand durchzusetzen, und bietet sich deshalb als effektivste Methode an, um die wirtschaftliche Grundlage der Berliner Taxibetriebe wieder herzustellen.

    Wenn das getan ist, braucht sich niemand mehr mit komplizierten Dingen wie Tarifkorridoren und Mindestpreisverordnungen beschäftigen. Alle gewinnen: Wir alle sparen Millionen, die zuständigen Behörden können sich endlich einer sinnvollen Regulierung des Taxigewerbes zuwenden, und die Fahrgäste sind nicht mehr den gefährlichen Uber-Autos mit ihren unqualifizierten, unterbezahlten und übermüdeten Fahrern ausgesetzt.

    Die Durchsetzung des gesetzlichen Mindestlohns in Mietwagenbetrieben sollte oberste Priorität vor allen anderen Maßnahmen zur Stärkung des Taxigewerbes haben.

    [1] Link zum Rundschreiben des Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. vom 23. Februar 2024: https://te18d76fe.emailsys1a.net/mailing/48/7319414/37362141/1313/7a76a844f9/index.html

    [2] Pyrrhussieg
    Ein Pyrrhussieg ist ein zu teuer erkaufter Erfolg. Im ursprünglichen Sinne geht der Sieger aus dem Konflikt ähnlich geschwächt hervor wie ein Besiegter und kann auf dem Sieg nicht aufbauen.

    #Berlin #Taxi #Uber #Wirtschaft #Mindestlohngesetz #Taxitarif

  • Neue Hoffnung für das Berliner Taxigewerbe
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/mailing/48/7319414/37362141/1313/7a76a844f9/index.html


    Sie freuen sich wie die kleinen Kinder. Herzlichen Glückwunsch liebe Taxi-Kollegen und Arbeitgeber! Ob neu strukturierte Tarife das wirtschaftliche Überleben der Taxibranche und Gute Arbeit am Steuer sichern können ist dennoch mehr als fraglich.

    Man sollte lieber die harten Tatsachen angehen, anstelle auf Marketing zu setzen. Darin sind die Megaplattformen einfach besser. Vermutlich verstellt den Unternehmerverbänden die Wette auf unmittelbaren Profit den Blick für nachhaltige Lösungen. Was bleibt ihnen auch anderes übrig.

    Aber wie wir wissen, stirbt die Hoffnung immer zuletzt, und zwar mit dem, der sie gehegt und gepflegt hat, während er immer weiter auf den Abgrund zusteuerte.

    Freuen wir uns also mit ihnen und arbeiten an wirksamen Methoden für das Überleben des ÖPNV-Taxigewerbes. Wie alle Beteiligten verstanden haben sollten, sind die Durchsetzung von Mindestlohn und Guter Arbeit die einzige Taxi-Baustelle die dem Gewerbe auf Dauer das Überleben sichern kann. Mit unqualifizierten Billiglöhnern wird das nicht klappen.

    Vielleicht arbeiten die Taxiunternehmer aber auch daran, einfach mit Uber gleichzuziehen, was zum Verschwinden des Taxis wie wir es kennen und zum Verschmelzen von Taxi - und Mietwagenbranche führen muss. Zum besseren Verständnis dieser Entwicklung hilft ein Blick nach Schluchtiland. Österreich ist einen Schritt weiter mit der Gleichmacherei auf unterstem Lohnniveau. Felix Austria kennt auch nicht nur glückliche Gewinner.


    von links: Hermann Waldner (Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V.), Christoph Weigler (Uber), Alexander Mönch (FreeNow) bei einer Anhörung des Verkehrsausschuß des Berliner Abgeordnetenhaus zu Taxitarifen und der Lage des Berliner Taxigewerbes am 21.2.2024

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wir haben nach Jahren des schutzlosen Zustands tatsächlich etwas erreicht, was den weiteren Niedergang des Berliner Taxigewerbes vielleicht stoppen, zumindest aber deutlich abbremsen kann.

    In vielen Gesprächen seit Mai 2023 mit unserer neuen Senatorin im Verkehrsressort konnten wir Vorschläge machen, wie dem Berliner Taxigewerbe schnell und wirksam geholfen werden kann.

    Als erste Stadt in Deutschland werden wir entsprechend der am Mittwoch veröffentlichten Ankündigung unserer Senatorin Schreiner eine Festpreismöglichkeit für bestellte Taxifahrten innerhalb eines Tarifkorridors erhalten. Die preisliche Untergrenze des Taxi-Tarif-Korridors soll dann den Mindestpreis für alle Mietwagen darstellen.

    Das Wichtige und Neue dabei ist, die geplante Festlegung eines allgemein gültigen Mindestpreises gilt dann für alle Mietwagen, die in Berlin ihre Geschäfte machen. Also auch für alle Mietwagen aus anderen Landkreisen, wenn sie in Berlin Aufträge fahren.

    Die Festlegung von Mindestpreisen ist rechtlich kompliziert und riskant, weil UBER und Co. mit den besten Rechtsanwälten der Welt dagegen klagen und alles versuchen werden, diese Mindestpreisregelung wieder zu kippen.

    Mit Recht plant Frau Senatorin Schreiner für die Vorbereitung, Rechtsberatungen und Prüfung einen gewissen Zeitraum ein. Sie sagte, dass Mindestpreise schon im Sommer eingeführt werden könnten, spätestens aber im Herbst 2024.

    Ich bin jedenfalls jetzt sehr optimistisch, dass wir diese Mindestpreisregelung noch in diesem Jahr bekommen werden.

    Mit den Mindestpreisen ist natürlich noch nicht alles geschafft, weil sechs- bis siebentausend Mietwagen weiterhin taxigleichen Verkehr in Berlin anbieten werden. Sie können uns aber ohne ihre Dumpingpreise die Taxikunden nicht mehr so massenhaft abwerben wie bisher.

    Hermann Waldner
    und das Team von Taxi Berlin
    Allgemeines Rundschreiben 5/24 vom Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V.

    Berlin: Festpreise ab April 2024,
    Mindestpreise werden vorbereitet

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    am Mittwoch, 21. Februar 2024 fand im Berliner Abgeordnetenhaus (dem Landesparlament) eine große Anhörung zum Thema Taxi und Mietwagen statt. In diesem Rahmen kündigte Verkehrssenatorin Manja Schreiner öffentlich wichtige Maßnahmen an:

    Einführung von Festpreisen für Berliner Taxis ab April 2024
    Einführung eines Tarifkorridors für Berliner Taxis ab April 2024, mit der Möglichkeit um 10 Prozent nach unten und um 20 Prozent nach oben vom Taxitarif abzuweichen
    Einführung von Mindestpreisen wird vom Senat angestrebt: Vorbereitungen werden ergriffen (noch kein Datum genannt)
    Personelle Verstärkung des für die Aufsicht zuständigen Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO)
    Verbesserung des Datenabgleichs mit Plattformbetreibern, um komplett illegale Beförderung zu unterbinden
    Weitere Verbesserung der Zusammenarbeit der Behörden

    In der über dreistündigen Anhörung wurde die Einführung der Festpreise und des Tarifkorridors einmütig von allen Fraktionen und allen Experten begrüßt sowie engere Kontrollen angemahnt. Im Vorfeld der Sitzung gab es eine umfangreiche Berichterstattung des RBB zu illegalen Mietwagen in Berlin und erstmals bestätigte auch die Behörde, dass mindestens 1.000 komplett illegale Mietwagen in Berlin unterwegs sind, deren Fahrgäste im Zweifel auch nicht versichert sind. Es bestand im Ausschuss Konsens, dass dieser „organisierten Kriminalität“ das Handwerk zu legen ist.

    In der Anhörung unterstrich unser Vizepräsident Hermann Waldner die Notwendigkeit eines konsequenten und schnellen Handelns und machte mit drastischen Worten auf die Notlage des Gewerbes aufmerksam. Er unterstrich auch, dass die Festpreise nur einen kleinen Teil zur Lösung des Problems beitragen, wenn nicht schnell auch Mindestpreise für Mietwagen eingeführt werden. Ebenfalls klar für Mindestpreise sprachen sich Alexander Mönch vom Plattformbetreiber FreeNow sowie der Taxi-Soziallotse Klaus Meier aus. Auch der Rechtsexperte Kase von der Kanzlei BBG nannte die Pläne des Senats „sinnvoll“.

    Nicht direkt auf die Frage der Mindestpreise ging Christoph Weigler von Uber ein, der sich als unschuldiges Opfer krimineller Machenschaften zu präsentieren versuchte.

    Eine Auswahl der Berichterstattung:

    RBB Abendschau – 21.2.2024: Verkehrsausschuss befasst sich mit kriminellen Strukturen von Uber & Co
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540937/e42999680d.html

    RBB 24- 20.2.2024: Zahlreiche über Mobilitäts-Apps vermittelte Autos fahren ohne Konzession
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540938/2d37cee4d7.html

    RBB Inforadio – 20.2.2024: FreeNow-Präsident: Vermittlung illegaler Fahrzeuge nicht auszuschließen
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540939/60e215a7b3.html

    RBB Inforadio – 20.2.2024: Verkehrspolitiker fordert Entzug von Konzession für illegale Fahrtdientsleister
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540940/8e65ebc6e3.html

    Berliner Zeitung – 21.2.2024: Zum Festpreis durch Berlin: So will der Senat Taxifahrten attraktiver machen
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540941/555c9bf250.html

    Berliner Zeitung – 20.2.2024: Uber, Bolt und Co.: Jedes fünfte gebuchte Auto fährt in Berlin ohne Konzession
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540942/9050f1c2ec.html

    Tagesspiegel – 20.2.2024: Uber, Bolt und Co.: Jedes fünfte vermittelte Auto in Berlin fährt illegal
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540943/6d11f9ed4b.html

    Tagesspiegel – 21.2.2024: Festpreise im Berliner Taxigewerbe: Verkehrssenatorin Schreiner will mehr Wettbewerb mit Mietwagenfirmen
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540944/a8ed974447.html

    Meldung als PDF: https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540928/a87f6410ee.html

    #Berlin #Taxi #Uber #Taxitarif #Politik

  • Steine, die den Anstoß geben: Ein Besuch auf dem Friedhof Columbiadamm
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/steine-die-den-anstoss-geben-ein-besuch-auf-dem-friedhof-columbiada

    14.02.2024 von Jens-Martin Rode - Der Hererostein auf dem Friedhof Columbiadamm ist Mittelpunkt vieler Diskussionen. Unser Autor sieht noch weitere Herausforderungen.

    Kaum ein Berliner Friedhof dürfte gegenwärtig so sehr in der Öffentlichkeit stehen wie der Friedhof Columbiadamm in Neukölln. Derzeit ist es vor allem die Diskussion um den sogenannten Hererostein, die den Friedhof in das Zentrum der Auseinandersetzung mit dem Völkermord an den Herero und Nama vor 120 Jahren rückt. Der Bezirk Neukölln arbeitet gerade intensiv an einem Konzept zur Aufarbeitung dieser Vergangenheit.

    Wie groß die Herausforderungen sind, zeigen aber auch andere Gräber und Denkmäler. Denn immer wieder finden sich hier Spuren einer aus der Zeit gefallenen „Heldenverehrung“. Will man den Friedhof als öffentlichen Raum und die Deutung seiner kriegerischen Traditionen nicht den Ewiggestrigen überlassen, muss man ihm eine Zukunft als Lernort geben.


    Hererostein oder auch Afrika-Stein auf dem Friedhof Columbiadamm in Neukölln Jens-Martin Rode

    Der Hererostein ehrt die Täter des Völkermords in Namibia

    An der Ostseite des Friedhofs stoßen wir auf einen Findling aus rötlichem Granit mit einer geglätteten Fläche. Mit dem Hererostein werden hier namentlich sieben Soldaten der sogenannten Schutztruppe geehrt, die an der Niederschlagung der Aufstände der Herero und Nama im heutigen Namibia beteiligt waren und zwischen 1904 und 1907 gefallen sind. Dabei handelt es sich um den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts mit circa 80.000 ermordeten Menschen. Wohlgemerkt: Der 1907 geschaffene und 1973 von Veteranenverbänden an den jetzigen Ort verlegte Stein ehrt die Täter, nicht die Opfer. 2009 wurde eine Bodenplatte mit den Umrissen Namibias ergänzt, die immerhin den historischen Zusammenhang benennt.

    Leider wird aber der Genozid nicht als solcher benannt und auch die Opfer kommen weder namentlich noch mit einem Zitat vor. Derzeit erarbeitet der Bezirk Neukölln unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft ein Konzept für einen angemessenen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit des Denkmals. Ein entsprechendes Rahmenprogramm begleitet das. Bis Juli 2024 zeigt das Museum Neukölln in Britz die Kunstinstallation „Buried Memories“ der namibischen Künstlerin Isabel Tueumuna Katjavivi.

    Kriegerdenkmäler mit nationalem Pathos

    Der Friedhof atmet überall ein nationales Pathos. Das ist kein Zufall. Seine Geschichte geht zurück auf die rund um die Hasenheide entstandenen Soldatengräber für die Gefallenen und vor allem die Lazarett-Toten der antinapoleonischen Befreiungskriege 1813–1815. Einen Steinwurf entfernt liegen ehemalige Schanzen, Schießstände und die für die Leibesübungen von „Turnvater Jahn“ geschaffenen Sportplätze. Veteranenverbände sorgten in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Anlage des „Dennewitz-Friedhofs“ für die Erinnerung an vergangene Schlachten.

    Mitte des 19. Jahrhunderts beschloss König Friedrich Wilhelm IV., die Garnison aus der wachsenden Stadt Berlin abzuziehen und an das ohnehin schon lange als Militärgelände genutzte Tempelhofer Feld zu verlegen. Der Neue Garnisonfriedhof war die Folge. König Wilhelm I. schenkte 1866 dem osmanischen Sultan Abdul Aziz einen unmittelbar angrenzenden Streifen, auf dem sich heute noch der benachbarte Türkische Friedhof mit der weithin sichtbaren Şehitlik-Moschee befindet.

    Der Friedhof weist unter den Berliner Friedhöfen die höchste Anzahl an Gräbern im Kontext von Krieg und Gewaltherrschaft auf. Der größte Anteil der fast 7000 Gräber steht im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg. Auf dem Friedhof finden sich mehrere Denkmäler an die gefallenen Soldaten der Kriege von 1866, 1870/71, des Ersten Weltkrieges und auch des Kolonialkrieges in Afrika, die überwiegend nach dem verlorenen Weltkrieg aufgestellt worden sind. Der Friedhof wurde im Zuge des Ausbaus des Flughafens Tempelhof zum „Weltflughafen“ der Nazis in den 30er-Jahren stark umgestaltet.


    Monumentales Denkmal des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 auf dem Friedhof Columbiadamm in Neukölln
    Jens-Martin Rode

    Die in Stein gehauene Dolchstoßlegende

    Das Denkmal für die Gefallenen des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 ist wohl das auffälligste Kriegerdenkmal. Auf einem monumentalen Sockel liegt ein gefallener Soldat unter einem Leichentuch. Auf seiner Brust ein zerbrochenes Schwert, Lorbeerkranz und Helm. Unter dem Tuch schaut eine geballte Faust empor. Die Inschrift lautet: „Wir starben, auf dass Deutschland lebe, so lasset uns leben in Euch!“

    Das im Oktober 1925 unter Beteiligung des Reichspräsidenten und der Reichswehr eingeweihte Denkmal steht sinnbildlich für eine Reihe von Kriegerdenkmalen aus der Zeit der Weimarer Republik und zeigt den tiefen Graben in der Gesellschaft im Umgang mit dem verlorenen Krieg und der Erinnerung an seine Gefallenen. Anders gesagt: Es ist die in Stein gemeißelte „Dolchstoßlegende“. Besonders deutlich wird das, wenn man sich die zweite lateinische Original-Inschrift vergegenwärtigt, die ursprünglich auf der Rückseite zu finden und nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt worden war: „Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.“ („Einst möge ein Rächer aus meinen Gebeinen erstehen.“)
    Totengedenken „des Antifaschismus unverdächtig“

    Die Initiative zur Aufstellung derartiger Monumente ging oft von Veteranenvereinigungen aus und fand im rechten politischen Spektrum regen Anklang. Das Problem: Die Nachfolgeorganisationen dieser Gruppierungen setzen diese Tradition insbesondere am Volkstrauertag unvermindert fort. So finden sich auch heute auf dem Friedhof immer wieder Kränze und Grabgebinde von Burschenschaften, Vertriebenenverbänden, „Afrikaveteranen“ und einem ganzen Spektrum „des Antifaschismus unverdächtiger“ Vereine, wie es Arndt Beck und Markus Euskirchen in ihrer einschlägigen Monografie „Die beerdigte Nation“ zu diesem Thema beschreiben.

    Manche der Denkmale haben im Laufe der Zeit Ergänzungen erfahren. So trägt das ebenfalls imposante Denkmal für die Gefallenen von Bismarcks Blut-und-Eisen-Kriegen 1866/1870–71 auf der Rückseite eine Ehrung für Fallschirmjäger. Eine Inschrift am Fuße gedenkt der „unvergessenen Kameraden der deutschen Wehrmacht“ von 1939 bis 1945. Ein weiteres Denkmal für das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 trägt gleich mehrere Ergänzungen.

    Das Spektrum reicht von der Ehrung der „Berliner Bären Division“ über die „23. Berlin-Brandenburgische Infanterie-Division“ bis hin zur 26. Panzerdivision der Wehrmacht. Die letztgenannte Ehrung ist pikant. Denn dabei handelt es sich um eine Division, die bei ihrem Italien-Einsatz auf dem Rückzug vor den alliierten Truppen nachweislich Kriegsverbrechen an der italienischen Bevölkerung begangen hat. Am 23. August 1944 ermordeten Teile der 26. Panzerdivision bei Padule di Fucecchio 174 Zivilisten unter dem Deckmantel der „Partisanenbekämpfung“.
    „Afrikaforscher“ in deutschen „Schutzgebieten“

    Auch am Grab des 1892 beigesetzten Hauptmanns Erich Kling erinnert ein Denkmal an vier sogenannte Afrikaforscher. „Furchtlos und treu“ hätten sie „ihr Leben geopfert im Dienste des Reiches“. Alle vier Offiziere gehörten der württembergischen Feldartillerie an und dürften sich gekannt haben. Lediglich Erich Kling ist an dieser Stelle beerdigt.

    „Afrikaforscher“ ist ein Euphemismus. Denn hierbei handelt es sich keineswegs um die landeskundliche Erforschung eines anderen Erdteils, sondern um die Beherrschung sogenannter Schutzgebiete. Mindestens zwei der hier geehrten Offiziere haben sich aktiv an der Niederschlagung von Aufständen beteiligt.

    Erich Kling war vor allem im westafrikanischen Togo aktiv und starb an einer Darminfektion. Die Küste Ostafrikas hingegen wurde am Anfang der deutschen Kolonisation von Sansibar aus von Arabern beherrscht. Diese erhoben sich 1888 zusammen mit Teilen der einheimischen Bevölkerung gegen die Deutsch-Ostafrikanische-Gesellschaft. Bismark beauftragte den berüchtigten Hauptmann Hermann Wissmann mit der Niederschlagung. Der „Afrikaforscher“ Eugen Krenzler gehörte dabei zu den angeworbenen Offizieren. Ihm unterstand die gesamte Artillerie.

    Die „Wissmann-Truppe“ bekam von Bismarck freie Hand in der Durchführung. Krenzler wurde von Wissmann zum Chef der neu gebauten Station Tanga ernannt. Er war noch mehrfach für die Niederwerfung von Unruhen verantwortlich und erlag 1892 der Malaria. Der „Afrikaforscher“ Varnbüler gehörte als Vertreter und Nachfolger von Krenzler ebenfalls zur „Wissmann-Truppe“. Auch Varnbüler erlag während einer Strafexpedition gegen zwei Häuptlinge 1892 der Malaria.


    Gedenkstein für die „Afrikaforscher“ auf dem Friedhof Columbiadamm in Neukölln Jens-Martin Rode

    Der Friedhof als Lernort

    Der Friedhof Columbiadamm hat enormes Potenzial als Lernort für geschichtliche und gesellschaftliche Zusammenhänge. Kaum irgendwo in Berlin finden wir eine derart dichte Folge an Zeugnissen aus der preußischen und deutschen Vergangenheit, die noch einer kritischen Erinnerungsarbeit harren. So könnte auch der Widerstand gegen den Militarismus in der Weimarer Republik z.B. durch die Liga für Menschenrechte zur Sprache kommen oder die Ehrung von Personen wie die des ebenfalls hier beigesetzten Reichsbanneraktivisten Erich Schulz. Was fehlt, ist ein modernes Gedenkstättenkonzept, das es Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, sich den Friedhof zu erschließen.

    Vorbild könnte hier der Sozialistenfriedhof in Friedrichsfelde sein, der vor Ort mit einer kleinen Ausstellung und einem ausgeschilderten Friedhofsrundgang eine Einordnung der Denkmäler und Grabstätten ermöglicht, die gleichzeitig dem Charakter eines Friedhofs gerecht wird. Thema könnte hier auch die wachsende Vielfalt der Friedhofskultur sein. In unmittelbarer Nachbarschaft zum angrenzenden historischen Türkischen Friedhof sind auch auf dem städtischen Friedhof Columbiadamm Grabfelder entstanden, die den Erfordernissen einer Bestattung nach islamischem Brauch entgegenkommen.

    Anfänge wurden bereits gemacht, z.B. mit einem Schulprojekt zum Tag des offenen Denkmals 2011 mit Schülern der Fritz-Karsen-Schule. Auch war der Friedhof Neukölln 2017 Teil des multimedialen Projektes „Nekropole Berlin-Neukölln 1945“, das als historischer Parcours durch den Bezirk führte. Es bedarf aber noch viel Forschungsarbeit, Initiative und Geld für entsprechende Projekte. Dass sich das Museum Neukölln derzeit der kolonialen Vergangenheit annimmt, ist ein wichtiger weiterer Schritt in die richtige Richtung.

    Jens-Martin Rode ist ausgebildeter und zertifizierter Stadtführer für Berlin und interessiert sich auch unabhängig davon für Berlin-bezogene Themen, Stadtgeschichte und die Berliner Denkmalslandschaft.

    #Berlin #Neukölln #Columbiadamm #Geschichte #Friedhof #Krieg #Kolonialismus #Preussen #Nazis #Hasenheide

  • Wohnen in Brüssel - BauNetzWoche #639
    https://www.baunetz.de/baunetzwoche/baunetzwoche_ausgabe_8515283.html


    Auch das Baunetz mag uns. Toll !

    Text: SONNTAG

    Foto: Tagesspiegel / Marlon Saadi
    Hand aufs Herz, Uber oder Taxi? Die Berlinale hat sich jedenfalls wieder für Uber entschieden. Wie schon im vergangenen Jahr lassen sich die Filmfestspiele von dem internationalen Konzern sponsern. Aus Sicht von Taxifahrer Klaus Meier werden die Berliner Taxis dadurch arg benachteiligt. Deshalb organisierte er kurzerhand ein eigenes Festival, das TaxiFilmFest. Noch bis Sonntag, 25. November steht auf dem Boulevard der Stars am Potsdamer Platz ein Großraumtaxi, in dem Taxifilm-Klassiker gezeigt werden. Zum Abschluss dieser sympathischen Protestaktion findet am
    Sonntag sogar eine Preisverleihung statt. Ob wohl Martin Scorsese ́s Taxi Driver gewinnt? Auf der Webseite darf abgestimmt werden. mh

    #Berlin #Mitte_Potsdamer_Straße #Berlinale #TaxiFilmFest #Medienecho

  • Protest-Filmfest in Berlin: Ohne Taxis keine Kultur - taz.de
    https://taz.de/Protest-Filmfest-in-Berlin/!5990599


    Klaus Meier und Stephan Brandt vor dem Kinosaal des Taxi-Filmfests Foto: Jonas Wahmkow

    21.2.2024 von Jonas Wahmkow - Unweit vom Berlinale Palast veranstalten Taxi-Fahrer:innen ein eigenes Mini-Festival. Mit der Aktion wollen sie gegen Ubers Sponsoring protestieren.

    BERLIN taz | Der wohl charmanteste Kinosaal Berlins befindet sich diese Woche nicht auf der Berlinale, sondern in einem Großraumtaxi auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße. Hier, in der direkten Nachbarschaft zum Berlinale-Palast, hat der ehemalige Taxifahrer Klaus Meier mit ein paar Freunden das „Taxi-Filmfest“ ins Leben gerufen.

    Die ersten Be­su­che­r:in­nen sind schon eingetroffen und unterhalten sich vor der Tür des beigefarbenen Transporters. Gleich startet der erste Film des Tages, eine Dokumentation von 1982 über Ta­xi­fah­re­r:in­nen aus Toronto. Klaus Meier nimmt sich noch etwas Zeit, um Fragen zu beantworten, feste Spielzeiten gibt es bei dem Filmfest nicht. „Es geht nicht darum, hier die Massen anzuziehen“, sagt Meier, „sondern nach Außen zu zeigen, dass wir Taxifahrer noch da sind“.

    Die Aktion ist nicht nur als Hommage an die Branche gedacht, sondern auch als Protest gegen das wiederholte Sponsoring des Plattformunternehmens Uber. Unweit des roten Teppichs fahren links und rechts luxuriöse Uber-Limousinen vorbei, die das Unternehmen nur für die Berlinale betreibt. „Wir sind die Kultur der Stadt, und nicht die, die Opfer von Ausbeutung bei Uber werden“, sagt Meier. Dass Taxis und Kultur zusammengehören, beweisen die vielen Taxifilme, die noch die ganze Woche zu sehen sind.

    Früher war Meier selbst Taxifahrer, heute arbeitet er als Berlins erster Taxi-Sozial-Lotse, eine Art Sozialarbeiter für Taxifahrer:innen. Meier ist gut vernetzt, viele der Gäste sind selbst Fah­re­r:in­nen. Ein Klagelied über die Plattform-Konkurrenz können hier alle singen. Vor Corona habe er 30 Autos gehabt, sagt Taxiunternehmer Stephan Brandt, jetzt seien es 15. Kein Wunder bei der Konkurrenz, die systematisch Arbeitsrecht missachten und somit Löhne drücken würde. Erst am Vormittag berichtete der RBB, dass geschätzte 2.000 Miet­wa­gen­fah­re­r:in­nen illegal unterwegs sind.

    Der Film startet, die kleine Menschentraube zwängt sich in das Taxi. Erstaunlicherweise finden alle auf der ausgeräumten Ladefläche und zwei Holzbänken Platz. Die Gruppe blickt auf einen alten Flachbildfernseher hinter der vordersten Sitzbank, eine Bluetooth-Box sorgt für Sound, ein Heizlüfter für heimelige Wärme und ein Kasten Berliner Kindl für Erfrischung.

    Vielleicht, sagt Meier, komme Martin Scorsese auch noch vorbei. Der Kultregisseur habe etwa zeitgleich die Ehrung für sein Lebenswerk auf der Berlinale erhalten. Passend dazu ist die nächste Vorstellung Scorseses Film-Noir-Klassiker „Taxi-Driver“.

    #Berlin #Mitte_Potsdamer_Straße #Berlinale #TaxiFilmFest #Medienecho

  • A Film Festival in the Back of a Taxi
    https://www.nytimes.com/2024/02/21/movies/taxi-film-festival-berlinale.html?smid=nytcore-ios-share&referringSource=ar
    Jetzt sind wir auch in der New York Times.

    21.2.2024 by Bryn Stole - The TaxiFilmFest is partly a protest over the miserable state of Berlin’s taxi industry. But it’s also a celebration of the cab’s iconic place in the urban cultural landscape.


    Viewers crowded into the back of a taxi cab in Berlin to watch “Taxi Driver,” on Tuesday night.Credit...Gordon Welters for The New York Times

    Bryn Stole
    Reporting from Berlin

    Some of international cinema’s biggest names gathered on Tuesday night at the Berlin International Film Festival as the event honored Martin Scorsese with a lifetime achievement award. Before accepting his trophy, Scorsese listened as the German director Wim Wenders gave a laudatory speech to an audience including celebrities and local dignitaries.

    Just around the corner, parked in the middle of a busy thoroughfare, a group of Berlin’s taxi drivers crammed into the back of a worn-out taxi van to watch a double-feature capped by Scorsese’s 1976 movie “Taxi Driver.”

    Klaus Meier, who has been driving a cab in Berlin since 1985, handed out bottles of soda and beer, popping the caps with the blade of a pocketknife. Irene Jaxtheimer, who runs a taxi company, passed around homemade popcorn. A generator outside the cab powered a modest television, a DVD player and a small electric heater.

    The unconventional screening, just outside a centerpiece event for one of Europe’s most prestigious film festivals, was part of the makeshift TaxiFilmFest. Running through Sunday, it is partly a protest over the miserable state of the taxi industry these days and partly a counterfestival to celebrate the taxi cab’s iconic place in the urban cultural landscape.

    It’s also in objection to an exclusive partnership deal between the festival, known locally as the Berlinale, and the ride-hailing giant Uber to ferry filmmakers between the city’s movie theaters during the event. The deep-pocketed Silicon Valley company has drawn the ire of traditional cabdrivers the world over, and the protesters who packed in for the TaxiFilmFest screenings were railing against what they see as a too lightly regulated rival.

    Beeping horns from the busy street outside — some of them coming from sleek black Uber vehicles emblazoned with the Berlinale logo — blended with the street scenes from “Taxi Driver” playing on the tinny television speakers. “Ah, I really miss those mechanical fare boxes!” Meier said as the fares ticked away in the onscreen cab of the movie’s unhinged antihero, Travis Bickle, who drives around mid-’70s New York with growing hatred and menace.


    The TaxiFilmFest is being held in the middle of a busy Berlin thoroughfare. The Berlinale festival’s sponsored Ubers frequently drove past the setup.Credit...Gordon Welters for The New York Times
    The back-seat festival is showing only taxi-themed flicks, and the potential repertoire is deep. Meier polled friends and fellow taxi drivers about which films to show, and said he had received dozens of suggestions about movies in which a cab plays a starring role.

    The early feature on Tuesday was Barry Greenwald’s 1982 quirky slice-of-life documentary “Taxi!” about some odd characters driving cabs in Toronto. The previous evening, a small rotating crowd beat the rain to catch portions of the 1998 French action-comedy “Taxi,” a lighthearted flick from the director Gérard Pirès about sinister, Mercedes-driving German gangsters, hapless Marseilles cops and a lead-footed rookie cabdriver who turns out to be the only person fast enough to catch the criminals.

    An early hit at the TaxiFilmFestival, which kicked off last Thursday, was “Under the Bombs,” a Lebanese drama set during the 2006 conflict between Hezbollah and Israel. In the movie, a Beirut taxi driver is hired to drive a woman into the war-torn south of Lebanon in hopes of finding her sister and son. Meier described it as “Shakespearean” and “a masterpiece,” and Berndt said it was clearly the “most moving taxi film” he’d ever seen.

    But the clear favorite among attendees was Jim Jarmusch’s “Night on Earth,” a quirky, episodic 1991 film about taxi drivers and passengers in five cities around the world. The selection for TaxiFilmFest’s Sunday night finale had yet to be chosen, and Meier said he remained open to suggestions.

    Between screenings, the taxi drivers lamented their industry’s many woes, which they blamed in large part on Uber and other multinational ride-hailing apps. Tightly regulated local taxis with fixed fares are struggling against upstart competitors that pay lower wages, they said.

    Tobias Froehlich, an Uber spokesman, disputed the idea that Uber was responsible for the rough state of Germany’s taxi industry, and said that Uber drivers, too, had become part of street life in German cities. “Taxis are in a deep crisis almost everywhere, even in cities where Uber is not active at all,” he said.


    The screenings are being held to protest Berlinale’s exclusive partnership deal with Uber. Credit...Gordon Welters for The New York Times

    The classic German taxi is as instantly recognizable and distinctive as its checkered-yellow counterpart in New York or London’s iconic black cabs. Traditionally a hefty Mercedes E-Class sedan, German taxis are painted a particular, subtle and yet somehow unmissable beige — officially “light ivory,” or number 1015 on the RAL color chart, a shade mandated in 1971 by West Germany’s transportation ministry.

    The festival attendees, squeezed into the back of the van on Tuesday, also reminisced about better days for taxi driving, such as ferrying around American and British soldiers from the occupying Allies stationed in West Berlin. (The French troops, the small crowd agreed, had less cash and rarely hailed cabs.)

    Another taxi driver who stopped by on Monday night, Michael Klewer, got his start in 1988 in East Berlin, driving a beat-up Trabant as a black-market cab. (Consensus: East Berliners tipped better.)

    The days before the fall of the Berlin Wall were “blissful times, hard to even imagine anymore,” said Stephan Berndt, a Berlin taxi operator who now runs a company with about 50 drivers but started driving taxis in 1980s West Berlin to pay his way through university.

    At the time, a student could make ends meet by driving just a couple of shifts per week, he said. Now, margins were tightly squeezed, he said, ramping up pressure on taxi drivers just to break even.

    He said he also worried about the vanishing cultural importance of the iconic taxi, and the oddball cast of characters who have long made a living as drivers. If taxis were to disappear from Berlin’s streets, Berndt said, “a huge piece of a city’s culture would fall by the wayside. All that flair — which is why I love this job so much — would be completely lost.”


    Credit...Gordon Welters for The New York Times

    Links aus dem Artikel

    TaxiFilmFest / Willkommen
    https://www.taxifilmfest.de/article1.html

    Taxi ! (1998)
    https://www.nfb.ca/film/taxi/?hp_en=feature_1

    Taxi (1998)
    https://www.imdb.com/title/tt0152930

    Under the Bombs
    https://www.imdb.com/title/tt1094275

    #Berlin #Mitte_Potsdamer_Straße #Berlinale #TaxiFilmFest #Medienecho

  • Taxifilmfest" protestiert gegen Uber - „Wenn Uber weiter alles sponsort, geh ich nirgends mehr rein!“
    https://www.rbb24.de/kultur/berlinale/beitraege/2024/taxifilmfest-protest-gegen-berlinale-sponsor-uber.html

    „TaxiFilmFest“ im Februar 2024 in Berlin. Bild: rbb/Marvin Wenzel

    21.02.24 von Marvin Wenzel - Der US-Fahrtenvermittler Uber ist in diesem Jahr erneut Hauptsponsor der Berlinale. Für viele Berliner Taxifahrer:innen ist das ein Skandal. Mit seinem „Taxifilmfest“ setzt Klaus Maier ein künstlerisches Zeichen gegen die Partnerschaft.

    Während am Dienstagabend die US-amerikanische Regie-Ikone Martin Scorsese auf dem roten Teppich vor blitzenden Kameras posiert und anschließend im Berlinale Palast den Goldenen Ehrenbären verliehen bekommt, breitet Klaus Meier seinen eigenen roten Teppich aus. Der Taxifahrer rollt das zwei Quadratmeter große Stück Stoff vor einem Großraumtaxi aus, das nur wenige Hundert Meter vom Blitzlichtgewitter entfernt ist. Das beige Fahrzeug steht auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße, die Schiebetüren zieren eine Folie mit der Aufschrift „Taxifilmfest“.

    Das Festival ist eine Art Gegen-Berlinale der Berliner Taxifahrer:innen. Klaus Meier hat die offiziell als Kundgebung angemeldete Aktion ins Leben gerufen: An allen elf Tagen der Berlinale lädt der 63-Jährige andere Taxifahrer:innen ein, um gemeinsam in einem Großraumtaxi gute Filme zu schauen. Und: damit ein Zeichen gegen den US-amerikanischen Fahrtenvermittler Uber zu setzen, der seit 2022 Hauptsponsor der Berlinale ist. Meier, graue Schiebermütze und schwarze Lederjacke, arbeitet seit über 40 Jahren im Taxigewerbe. Für ihn ist die Partnerschaft eine „Katastrophe“: „Uber macht mit Lohndumping und Sozialbetrug Gewinne und zerstört damit das Taxigewerbe.“ Gegen solche Rechtsverstöße müsse gekämpft werden.


    „TaxiFilmFest“ im Februar 2024 in Berlin. Bild: rbb/Marvin Wenzel

    Trotz Kritik entscheidet sich Berlinale-Leitung für Uber-Sponsoring

    In den vergangenen Jahren gab es vermehrt Medienberichte zu schlechten Arbeitsbedingungen und einer undurchsichtigen Unternehmensstruktur bei Uber. Zudem fährt laut einer rbb24 Recherche jedes fünfte Uber-Fahrzeug ohne offizielle Anmeldung.

    Als Uber vor einem Jahr das erste Mal die Berlinale sponserte, protestierte Meier noch mit Schildern. Auf ihnen waren Sprüche, wie „Uber tötet Taxifahrer“ zu lesen. Trotz viel Kritik, auch aus Politik und der Kulturszene, hielt die Berlinale-Leitung an ihrem umstrittenen Hauptsponsor fest und entschied sich dafür, die Gäste in diesem Jahr erneut mit einer Uber-Flotte auf den roten Teppich zu bringen.

    Als Meier von dieser Entscheidung im Dezember hörte, war er sauer. Zu dieser Zeit gründete er in seiner Nachbarschaft ein Kiezkino. Dabei kam er auf die Idee, die Kraft des Kinos auch für den künstlerischen Protest zu nutzen. „Einfach wieder Plakate hochhalten wäre doch langweilig“, sagt er. Umso mehr freut er sich über die große Resonanz: Täglich kämen Kamerateams vorbei, viele Taxifahrer:innen würden kurz halten und ihm sagen, dass sie von der Aktion aus den Medien erfahren hätten, und sie toll finden. Taxiunternehmerin Irene Jaxtheimer, die heute mit dabei ist, sagt: „Erst die Berlinale, jetzt die Uber-Arena in Friedrichshain. Wenn Uber weiter alles sponsert, gehe ich da nirgends mehr rein!“.
    „TaxiFilmFest“ im Februar 2024 in Berlin. (Quelle: rbb/Marvin Wenzel)
    „Wir Taxifahrer haben alle den gleichen Feind“

    Meier, gebürtiger Berliner, wuchs mit Filmen auf: Sein Vater war Trickfilmzeichner im Studio Babelsberg, dort verbrachte er viel Zeit in seiner Kindheit. Selbst arbeitete er neben seinem Job als Taxifahrer einige Jahre für das aus der Berlinale gegründete “VideoFest” sowie das Kunstfestival „Transmediale“. In der Organisation von künstlerischen Events ist er geübt. Trotzdem war er auf die Unterstützung von befreundeten Taxifahrer:innen angewiesen, die ihm das Großraumtaxi zur Verfügung stellten und sich um Lichtstrahler und den roten Teppich kümmerten, die das Taxi nun in abendlicher Stimmung in Szene setzen. „Wir Taxifahrer sind eigentlich Individualisten, aber wir haben alle den gleichen Feind“, sagt Meier. „Da müssen wir zusammenhalten!“

    Auf einem kleinen Flachbild-Fernseher im Taxi zeigt Meier täglich von 17 bis 22 Uhr Filme, in denen Taxis eine bedeutende Rolle spielen. Zum Beispiel „Night on Earth“ von Jim Jarmusch und passend zur Ehrenbär-Verleihung den Scorsese-Klassiker „Taxi Driver“ aus den Siebzigerjahren. „In den Filmen wird klar, dass Taxis ein bedeutender Teil der Stadt und ein Kulturgut sind“, sagt Meier. Meist seien Szenen in Taxis wichtige inhaltliche Wendepunkte, an denen sich die gesamte Handlung des Filmes entscheide.

    Als Vorfilm zeigt er an diesem Abend einen Dokumentarfilm über kanadische Taxifahrer im Toronto der Achtzigerjahre. Zu dieser Zeit legte Meier seine Taxiprüfung ab, bei der er die gesamte Berliner Stadtkarte noch auswendig in seinem Kopf beherrschen musste. Während seines Berufseinstiegs hätte er „einen Kunden nach dem anderen“ eingesammelt und 18 Mark pro Stunde verdient. Damals: ein „super Lohn“. In den letzten zehn Jahren sei die Bezahlung durch die Konkurrenz von Uber und weiteren Fahrtenvermittlern wie Bolt so stark gesunken, dass kaum noch ein:e Taxifahrer:in auf den Mindestlohn käme. Meier sagt: „Davon kann man nicht mehr leben!“
    „TaxiFilmFest“ im Februar 2024 in Berlin. (Quelle: rbb/Marvin Wenzel)
    Spitzname „Taxi-Soziallotse“

    Seit fünf Jahren fährt er sein Taxi nur noch nebenberuflich. Bei seinen Kolleg:innen hat er sich in dieser Zeit den Spitznamen „Taxi-Soziallotse“ erarbeitet und kümmert sich nun hauptberuflich um die Sorgen seiner Kolleg:innen. Er berät sie in prekären Arbeitsverhältnissen und bei Rechtsfragen. Zudem setzt er sich auch außerhalb der Protestaktionen politisch für sie ein. Am Mittwoch spricht er auf einer Sitzung des Mobilitätsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Er will von den Problemen seiner Kolleg:innen berichten „und Verhältnisse wie in Hamburg fordern“. Während in Berlin knapp 4.500 Uber-Fahrzeuge offiziell angemeldet seien, gebe es in Hamburg nur 15 Stück. „Dort sind die Regulierungs- und Kontrollmaßnahmen strenger: Wer die Regeln nicht einhält, bekommt keine Zulassung.“ Die Berliner Behörden würden die Rechtsverletzungen von Uber bisher einfach ignorieren, sagt er.

    Dem stimmen auch seine Taxi-Kolleg:innen zu, die es sich in dem Großraumtaxi bereits gemütlich gemacht haben und auf den Hauptfilm des Abends von Martin Scorsese warten. Den Regisseur hat Meier auf einen Kaffee im Großraumtaxi eingeladen - keine Reaktion. Aber mit oder ohne Stargast: Meier ist auch optimistisch, dass das „Taxifilmfest“ ein „Wendepunkt“ in der Geschichte der Berliner Taxifahrer:innen und ihrer Arbeitsbedingungen werden könnte.

    Sendung: rbb24 Inforadio, 20.02.2024, 13:00 Uhr

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  • Taxis in Berlin zum Festpreis: Senat will Branche im Kampf gegen Uber, Bolt & Co. stärken
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/taxis-in-berlin-zum-festpreis-so-will-der-senat-die-branche-im-kamp

    Bild: Warten auf Fahrgäste: Taxis in Berlin stehen am Straßenrand. Im Januar 2024 waren rund 5600 Taxikonzessionen vergeben. 2019 waren allerdings in Berlin mehr als 8000 Taxis gemeldet.

    21.2.2024 von Peter Neumann - Verkehrssenatorin Manja Schreiner kündigt eine baldige Reform an. Fahrgäste sollten aber ein wichtiges Detail beachten. Eine weitere Maßnahme sieht der Berliner Senat skeptisch.

    Der Weg ist frei. Im Berliner Taxiverkehr soll es bald Festpreise geben. Das kündigte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) am Mittwoch im Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses an. „Kunden schätzen es, wenn sie bei der Buchung den Preis im Vorhinein wissen“, sagte die CDU-Politikerin während einer Anhörung zur Taxibranche. „Künftig tragen sie bei Staus kein Preisrisiko mehr.“ Die Verwaltung bereite eine Verordnung vor, über die der Senat im ersten Quartal 2024 entscheiden soll.

    Wer bei Uber, Bolt und FreeNow per App eine Fahrt bucht, dem wird mitgeteilt, wie viel die Tour kostet. Taxikunden haben diese Sicherheit und Preistransparenz bislang nicht. Nun sollen Festpreise in diesem Punkt gleiche Wettbewerbsbedingungen mit der Konkurrenz herstellen. Wer dann telefonisch oder auf andere Art eine Taxifahrt bestellt, bekommt einen verbindlichen Festpreis genannt, der nachträglich nicht mehr geändert werden kann. Umleitungen oder Wartezeiten vor Ampeln schlagen nicht mehr zu Buche.

    Fahrgäste sollten aber ein wichtiges Detail beachten. Im Vergleich zum zu erwartenden Taxametertarif können sich Festpreise in einem Korridor bewegen, erklärte Manja Schreiner. Sie können um bis zu zehn Prozent darunter, aber auch bis zu 20 Prozent darüber liegen, sagte die Senatorin. Dies hatte die Taxibranche vorgeschlagen. Rechtlich sehe er hier keine Probleme, kommentierte der Anwalt Simon Kase von der Kanzlei BBG und Partner. „Die Unsicherheit darüber, wie hoch der Fahrpreis ist, kann ein Wettbewerbsnachteil für die Taxibranche sein“, so der Jurist. Was der Senat plane, sei eine „sinnvolle Maßnahme“.


    Taxis warten in Berlin auf Fahrgäste. Die Umsätze sind um rund 40 Prozent gesunken, sagt die Branche. Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

    Auch von der Taxi-Konkurrenz kam eine positive Reaktion. In München würden bereits Festpreise angeboten, rief Christoph Weigler vom Fahrdienstvermittler Uber am Mittwoch im Ausschuss in Erinnerung. Bislang entfielen nur ein bis zwei Prozent der Fahrten, die bei Uber in München gebucht wurden, auf Taxis. Fünf Monate nach Einführung der Festpreise waren es bereits rund zehn Prozent. Der Deutschland-Chef des amerikanischen Unternehmens begrüßte, dass es auch im Berliner Taxiverkehr Preistransparenz geben soll. Allerdings sollte der Tarifkorridor weiter gezogen werden, forderte Weigler.

    Der Raum 311 des Abgeordnetenhauses war gut gefüllt; fast drei Stunden waren für die Debatte über die Zukunft des Berliner Taxiverkehrs vorgesehen. „So eine große Anhörung zu diesem Thema hat es noch nicht gegeben“, sagte der Linke-Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg. Doch die Anwesenden waren sich darin einig, dass es dafür einen Anlass gibt. Die Lage der Branche sei prekär, die Funktionsfähigkeit ernsthaft in Gefahr, bekräftigte Hermann Waldner, Vizepräsident des Bundesverbands Taxi und Mietwagen sowie erster Vorsitzender des Verbands Taxi Berlin.

    Zum Festpreis durch Berlin: So soll Taxifahren wieder attraktiv werden

    „Viele Taxiunternehmer, die noch nicht aufgegeben haben, ringen um ihre Existenz“, sagte Waldner. Klar sei, dass weitere Taxibetreiber bald pleitegehen werden. Das Gewerbe steckt in einer Dauerkrise, und dazu hat nach Einschätzung von Branchenvertretern vor allem die Konkurrenz durch Mietwagen beigetragen, die weitgehend unreguliert gegen sie antrete. Die Zentrale Taxi Berlin habe 2015 rund acht Millionen Aufträge vermittelt, 2023 waren es nur noch rund fünf Millionen. Die Umsätze seien auf rund 60 Prozent des Durchschnitts 2016 bis 2019 gesunken, erklärte Waldner.

    Im Januar dieses Jahres waren nur noch 5605 Taxis in Berlin zugelassen, die 1764 Taxiunternehmen gehörten. Zum Vergleich: 2019 waren mehr als 8000 Konzessionen vergeben. Die Konkurrenz sei immer stärker geworden, hieß es. Mietwagen mit Fahrer: Unter dieser Bezeichnung firmieren die Fahrdienste, die bei Plattformen wie Uber, Bolt und FreeNow gebucht werden können. Deren Subunternehmen, in Berlin waren es im Januar 691, betrieben im selben Monat 4498 Mietwagen. Weil aber viele Fahrzeuge ohne Konzession betrieben werden und auch Mietwagen aus dem Umland unterwegs sind, sei die Zahl mit 6500 bis 7000 schon jetzt höher als der Taxibestand in Berlin, rechnete Waldner vor.
    Branchenvertreter warnt: Das Berliner Taxigewerbe könnte bald sterben

    Der SPD-Abgeordnete Tino Schopf sprach am Mittwoch von „2000 illegal fahrenden Mietwagen, deren Fahrgäste nicht versichert sind. Dabei ist das Perfide, dass die Fahrgäste das nicht wissen.“ Der Verkehrspolitiker sieht in dem Bereich „organisierte Kriminalität“ und „mafiöse Strukturen, die weit ins Bundesgebiet hineinreichen“. Die Fahrer bekämen meist Hungerlöhne und müssten ihre Einkünfte mit Geld vom Staat aufbessern, um über die Runden zu kommen. Schopf: „Die Koalition hat das Ziel, den Sumpf auszutrocknen – und dass geltendem Recht zur Geltung verholfen wird.“

    Schopf sowie andere Teilnehmer der Anhörung forderten den Senat auf, weitere Möglichkeiten auszuschöpfen, die das Personenbeförderungsgesetz seit seiner Novellierung bietet. So wurde die Forderung bekräftigt, den neuen Paragrafen 51a zu nutzen und Mindesttarife für den Mietwagenverkehr festzusetzen. „Sonst haben wir keine Chance. Sonst wird das Berliner Taxigewerbe absterben“, warnte Waldner.

    Unterstützung bekamen die Befürworter von einem Unternehmen, das Mietwagenfahrten vermittelt. „Mindesttarife würden Mindestlöhne sichern und Sozialdumping verhindern“, sagte Alexander Mönch von FreeNow. „Während der Taxitarif behördlich festgelegt und verbindlich ist, kann der Mietwagentarif frei festgelegt werden. In diesem Verdrängungswettbewerb hat das Taxigewerbe keine Chance zu konkurrieren. Das Mindestentgelt würde die Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen“, hatte das Unternehmen bereits im vergangenen Herbst betont.
    Senat prüft Mindesttarife für Mietwagenverkehr – aber schon seit langem

    Der Senat habe sich vorgenommen, wie von der Koalition gefordert, den gesetzlichen Gestaltungsspielraum auszuschöpfen, sagte Manja Schreiner. „Dem fühle ich mich verpflichtet“, bekräftigte die Verkehrssenatorin. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung.“ Die Senatorin blieb aber auch am Mittwoch konkrete Angaben dazu schuldig, ob und wann Berlin Mindestbeförderungsentgelte für Uber, Bolt und Co einführt. Mindesttarife könnten „Dumpingpreise wahrscheinlich verhindern“, sagte Simon Kase, der den Senat berät. Doch das Thema sei rechtlich deutlich komplexer als Festpreise, die nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit als das mildeste Mittel gelten. Er befürchte Klagen.

    Der Kreis Lörrach im Südwesten hat die Möglichkeit, die der novellierte Paragraf 51a des Personenbeförderungsgesetzes eröffnet, genutzt und Mindesttarife fixiert. „Bei der Allgemeinverfügung geht es um die berechtigten Interessen der Unternehmen, eine strukturelle Gleichheit mit Anbietern aus dem Ausland herzustellen“, teilte Torben Pahl vom Landratsamt Lörrach der Berliner Zeitung mit. Weil Lörrach in einer Grenzregion liegt, die Schweiz und Frankreich nicht weit entfernt sind, sei der „Landkreis in einer besonderen Situation, was Anbieter aus dem Ausland angeht“, erklärte Pahl. „Es gab weder Widersprüche noch Klagen gegen die Allgemeinverfügung.“

    Leipzig setzte Mindesttarife für Mietwagen fest – doch dagegen wird geklagt

    In Leipzig ist das anders. Die sächsische Großstadt sorgte im September 2021 in der Branche für Aufsehen, als sie eine Verwaltungsrichtlinie beschloss, die für den Gelegenheitsverkehr mit Mietwagen Mindestentgelte festsetzte. Ziel sei es, zu den Tarifen der Leipziger Verkehrsbetriebe einen Abstand zu garantieren. Der Nahverkehr als Teil der Daseinsvorsorge soll nicht gefährdet werden. „Weiterhin wird eine Kannibalisierung des Taxiverkehrs als Ergänzung des ÖPNV verhindert beziehungsweise begrenzt“, heißt es weiter. Doch wie berichtet liegt eine Klage gegen die Richtlinie vor. Eine Gerichtsentscheidung gebe es bislang nicht, ließ das Ordnungsamt ausrichten.

    Der Europäische Gerichtshof hat sich bereits mit dem Mietwagenverkehr befasst – 2023 im Barcelona-Urteil. Mietwagenunternehmer hatten für Barcelona und Umgebung zusätzliche Genehmigungen beantragt. Allerdings hatte die zuständige Behörde auf ein Dreißigstel der Taxizahl beschränkt. Die Mietwagenbetreiber zogen vor Gericht, der Fall landete in Luxemburg. Der Europäische Gerichtshof urteilte, dass rein wirtschaftliche Gründe nicht ausreichen dürfen, wenn es um Taxidienste geht. Deshalb dürften keine Mindesttarife für Mietwagen eingeführt werden, argumentieren Uber und Bolt. Juristen entgegnen, dass es auf die Begründung ankäme. Nach dem Urteil wären Maßnahmen möglich, wenn sie „öffentlichen Verkehrsinteressen“ entsprächen.

    Bei Plattformen wie Uber können via App Mietwagen mit Chauffeur gebucht werden. Die Fahrpreise liegen meist deutlich unter den Taxitarifen. Die Autos gehören nicht Uber, sondern Subunternehmen.

    Uber lehnt Mindesttarife für den Mietwagenverkehr ab. Behörden, die den Paragrafen 51a anwenden, handelten „unzweifelhaft rechtswidrig“, hieß es. Die Regelung beschränke die Niederlassungsfreiheit, da „eine Tarifregulierung das Angebot von Mietwagendiensten in Deutschland weniger attraktiv machen kann“, stellten Gutachter fest. Eine Preisregulierung wäre möglich, wenn dies dem Schutz der öffentlichen Verkehrsinteressen diene. Doch diese Interessen könnten heute nicht mehr mit dem Schutz des Taxiwesens gleichgesetzt werden. Auch Bolt sieht Mindesttarife kritisch – und behält sich rechtliche Schritte vor, wenn Kommunen solche Tarife festlegen.

    Alexander Mönch von FreeNow stellte bei der Anhörung am Mittwoch infrage, ob das Geschäftsmodell bei taxiähnlichen Mietwagen wirtschaftlich tragfähig sei. „Selbst bei dauerhafter maximaler Auslastung und niedrigen Vermittlungsgebühren entsteht Betreibern ein Verlust“, rechnete Mönch vor. Christoph Weigler von Uber wies dies zurück. „Das Mietwagenmodell rechnet sich“, sagte er. Weigler bezifferte die „Servicegebühr“, die der Fahrzeugbetreiber Uber für die Vermittlung zahlen muss, auf durchschnittlich 15 Prozent.

    #Berlin #Taxi #Politik #Abgeordnetenhaus #Verkehtsausschuß

  • Stralauer Spreetunnel: Berlins unsichtbares Denkmal
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/stralauer-spreetunnel-berlins-unsichtbares-denkmal-li.2187721


    Achtung, hier kommt die Tunnelbahn! Von 1899 bis 1932 verkehrte die Straßenbahnlinie 82 unter der Spree zwischen der Stralauer Halbinsel und dem Treptower Park. Die Postkarte illustriert eine Fahrt um 1905

    21.2.2024 von Michael Brettin - Der Straßenbahntunnel, der Stralau mit Treptow verband, wurde vor 125 Jahren fertiggestellt – trotz vieler Probleme. Er war der erste seiner Art in Deutschland.

    Wer sich auf die Halbinsel Stralau begibt und der Straße Alt-Stralau folgt, an der sehr viele neuere Wohnhäuser stehen, kommt geradezu auf die Tunnelstraße. An ihr steht die Stralauer Dorfkirche, deren Geschichte auf das Jahr 1464 zurückgeht, was sie zum ältesten Bauwerk im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg macht.

    Auf Höhe des neben der Kirche liegenden Friedhofs gabelt sich die Tunnelstraße. Zwischen den beiden Fahrbahnen streckt sich eine annähernd 100 Meter lange, gut fünf Meter breite Rasenfläche, auf der sich an diesem Februartag die ersten Krokusse blicken lassen. Eine durchgängige Mulde prägt dieses Fleckchen. Damit erinnert es an ein vor langer Zeit ausgetrocknetes Bachbett.

    An dieser Stelle befand sich einst die Ein- beziehungsweise Ausfahrt des Spreetunnels, der Stralau mit Alt-Treptow verband. Von ihm erzählt eine Infotafel, die neben der Busendhaltestelle Tunnelstraße steht. Vor 125 Jahren, am 21. Februar 1899, wurde dieser Tunnel fertiggestellt. Als erster seiner Art in Deutschland.

    Die Geschichte des Spreetunnels beginnt genau genommen 1891. In jenem Jahr unterbreitet das Unternehmen A.E.G. der Stadt Berlin Vorschläge zum Bau einer Untergrundbahn. Die Stadtoberen haben jedoch Bedenken: Ist der märkische Boden dafür überhaupt geeignet? Berlin steht ja im Gegensatz zu London, wo die weltweit erste U-Bahn-Linie 1863 ihren Betrieb aufnahm, nur aus „Buddelkistensand“.
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    Doch die A.E.G. lässt sich nicht beirren. Auf ihrem Firmengelände an der Voltastraße in Wedding stellt sie 1895 einen Versuchstunnel fertig. Eine kleine Bahn mit Elektromotor und Oberleitung fährt durch den 295 Meter langen Tunnel, der zwei Betriebsgelände miteinander verbindet. Noch heute gibt es ihn. Der Verein Berliner Unterwelten bietet Führungen an.


    Die Tunnelbahn sollte zur Gewerbeausstellung im Treptower Park 1896 in Betrieb gehen. Bei der Ausstellungseröffnung war sie aber noch im Bau. Die Karte zeigt ihren Verlauf.

    Die Berliner Gewerbeausstellung im Treptower Park 1896 ist ein willkommener Anlass für die A.E.G., beweisen zu wollen, dass Bahnen auch unter der deutschen Hauptstadt verkehren können. Mit dem Unternehmen Phillip Holzmann & Co. und der Deutschen Bank gründet die A.E.G. die Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen. Ihr Auftrag: einen Tunnel unter der Spree zu bauen, von der Stralauer Halbinsel zum Treptower Park, und ihn – so will es die Gemeinde Stralau – an das Straßenbahnnetz anzuschließen.

    Den Bau sollen die Ingenieure Carl Schwebel und Wilhelm Lauter mittels eines sogenannten Schildvortriebs verwirklichen, einem in England entwickelten, in Deutschland noch nicht angewandten Verfahren. Schwebel und Lauter verantworteten auch den Bau des AEG-Tunnels.

    Wie das Schildvortriebsverfahren funktioniert, beschreibt die Illustrierte Die Gartenlaube in ihrem Heft 11 im Jahr 1899: „Von der Stelle an, wo das Eindringen von Grundwasser möglich ist, werden die Tunnel als Rohre aus Eisen oder Stahl ausgebildet. Der vordere Teil derselben ist der sogenannte ,Schild‘. Das Rohr ist hier in einige Kammern abgeteilt, die nach hinten durch luftdicht schließende Thüren abgegrenzt sind. In diesen Kammern verrichten die Arbeiter das Ausgraben des Erdreichs. Damit sie vom Eindringen des Grundwassers gesichert bleiben, wird in die Kammern komprimierte Luft eingetrieben, die alles Wasser der Umgebung fortdrängt. Das gelockerte Erdreich räumt man durch die dem Schilde zunächst liegende Kammer bergmännisch fort. Nachdem dies geschehen ist, wird das Tunnelrohr durch hydraulische Maschinen vorwärts geschoben.“

    Die Tunnelröhre besteht aus einer ein Zentimeter dicken Eisenwand und hat einen Durchmesser von vier Metern; sie ist aus Ringen zusammengefügt, die aus jeweils neun gusseisernen Platten geformt sind, und ist, um sie vor Rost zu schützen, mit Zementmörtel ummantelt, innen mit einer zwölf und außen mit einer acht Zentimeter dicken Schicht.

    Eine kompliziertere Stelle hätten sich die Tunnelbauer allerdings nicht aussuchen können.
    Dietmar Arnold, Vorsitzender des Vereins Berliner Unterwelten

    An der Verlängerten Dorfstraße (heute Tunnelstraße) auf Stralau und an der Treptower Chaussee (heute Puschkinallee) im Treptower Park sind die Rampen für die Ein- beziehungsweise Ausfahrt geplant. „Eine kompliziertere Stelle hätten sich die Tunnelbauer allerdings nicht aussuchen können“, sagt Dietmar Arnold, Vorsitzender des Vereins Berliner Unterwelten, „ständig nachrutschender Schwemmsand verzögerte die Bauarbeiten ungemein.“ Zur Eröffnung der Gewerbeausstellung am 1. Mai 1896 stand erst ein rund 160 Meter langer Tunnelabschnitt.

    „Nach dreijährigem Kampfe mit vielen Hindernissen ist der Tunnel unter der Oberspree im Osten Berlins zwischen Stralau und Treptow glücklich, ohne einen einzigen schweren Unfall, fertiggestellt worden“, berichtet Die Gartenlaube in ihrem bereits erwähnten Heft 11 aus dem Jahr 1899. Das Problem mit dem „gänzlich ungeeigneten Baugrund“ habe dazu geführt, „daß das vordere Tunnelende zu mehreren Malen gleichsam ins offene Wasser auslief und die Ersäufung des ganzen Tunnels zu befürchten war“.

    Doch nicht nur das habe die Tunnelbauer in Verzug gebracht, merkt die Illustrierte an. Es sei zu berücksichtigen, „daß die Arbeiten mehrmals monatelange, ja halbjährige Unterbrechungen erlitten, die nicht auf technische Hindernisse, sondern auf den langsamen Fortschritt der Verhandlungen mit den in Frage kommenden Verwaltungen zurückzuführen waren“.

    Der Tunnel an sich ist 454 Meter, mit seinen beiden Rampen 582 Meter lang; er kreuzt die an einer Stelle 195 Meter breite Spree annähernd rechtwinklig. Sein Scheitelpunkt liegt in zwölf Meter Tiefe unter dem mittleren Wasserspiegel; zeitgenössische Postkarten werben mit „15 Meter unter der Spree“.

    Das Bauwerk verschlang 1,7 Millionen Goldmark, das entspricht der heutigen Kaufkraft von fast 16,8 Millionen Euro.

    Am 18. Dezember 1899 nimmt die im selben Jahr gegründete Berliner Ostbahnen GmbH, eine Tochtergesellschaft der bereits erwähnten Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen, den Spreetunnel in den Straßenbahnbetrieb. Die Linie 82 verkehrt zwischen Schlesischem Bahnhof (heute Ostbahnhof) und Treptow, Platz am Spreetunnel; sie wird bis 1908 nach Schöneweide und 1909 nach Cöpenick erweitert.


    Knüppel an den Mann! Zur Fahrt durch den Tunnel war nur der Wagen mit dem Signalstab („Knüppel“) befugt. Der Stab wurde bei der Ausfahrt eingeholt und bei der Einfahrt vergeben. Daher nannte der Volksmund die Linie 82 „Knüppelbahn“.

    Die Trasse im Tunnel ist eingleisig, es ist daher nur eine Fahrt je Richtung möglich. Um Zusammenstöße zu vermeiden, ist nur der Fahrer, der einen Signalstab – im Volksmund „Knüppel“ – an seinem Straßenbahnwagen hängen hat, zur etwa zweiminütigen Durchfahrt befugt. Eine Betriebsaufsichtsperson an der Ausfahrt nimmt den Stab entgegen und gibt ihn wieder ab. Daher nennen die Berliner die Linie 82 „Knüppelbahn“.

    Der Spreetunnel bilde nicht nur „eine Sehenswürdigkeit“, heißt es in einer 1899 veröffentlichten Schrift; er verschaffe der Stadt „einen nicht unbeträchtlichen Vermögensvorteil, da sie vertraglich berechtigt ist, schon nach 36 Jahren von diesem mit grossen Kosten hergestellten Bauwerk unentgeltlich Besitz zu ergreifen“.

    Der U-Bahn-Bau nimmt in Berlin Fahrt auf, allerdings angetrieben von Siemens – das Unternehmen unterbreitete bereits um das Jahr 1880 Pläne für eine Hochbahn –, seinem Mitgesellschafter Halske und der Deutschen Bank. Am 18. Februar 1902 nimmt die erste U-Bahn-Linie für den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland ihren Betrieb auf, vom Stralauer Tor (ab 1924 Osthafen, 1945 durch einen Bombentreffer zerstört) bis zur Warschauer Brücke und zum Zoologischen Garten erweitert.

    Die Rechnung, mit dem Spreetunnel Geld zu machen, geht nicht auf. Als die Stadt ihn 1935 übernehmen kann, ist der Straßenbahnverkehr durch den Spreetunnel bereits seit drei Jahren eingestellt. Die Verantwortlichen mussten zunehmend Bauschäden feststellen. Immer wieder sickerte Wasser ein. Die voraussichtlichen Sanierungskosten standen in keinem Verhältnis zum Nutzen. In jedem einzelnen Straßenbahnwagen saßen schließlich nur noch zwei bis drei Fahrgäste. Der Tunnel wurde daher am 15. Februar 1932 für den Bahnbetrieb geschlossen. Damit endete seine Geschichte allerdings nicht.

    Für die Olympischen Spiele 1936 erfährt der Spreetunnel eine Instandsetzung als Fußgängerpassage. Anfang 1945 werden in die Röhre Trennwände mit Türen eingebaut sowie Bänke und Stühle aufgestellt, damit sie als Luftschutzraum dienen kann. Vermutlich infolge eines Bombentreffers füllt sich der Tunnel teilweise mit Wasser. Er wird drei Jahre später sicherheitshalber ganz geflutet. Und 1968 werden beide Zufahrtsrampen und einige Tunnelmeter auf der Treptower Seite abgetragen, die Überreste zugeschüttet.


    Der Spreetunnel zwischen Stralau und Alt-Treptow diente ab Anfang 1945 als Luftschutzraum. Als er im Dezember 1996 leer gepumpt wurde, fanden sich unter anderem etliche Parkbänke. Die Idee, ihn wieder nutzbar zu machen, wurde fallen gelassen. Andreas Kopietz

    In den 1990er-Jahren plant die Entwicklungsgesellschaft Rummelsburger Bucht, auf Stralau Hunderte neue Wohnungen zu bauen. Sie erwägt, den Spreetunnel wieder nutzbar zu machen. Für die Untersuchung des Bauwerks beauftragt sie 1996 den Verein Berliner Unterwelten. Der macht sich im Dezember ans Werk. Zuerst wird ein Teil des Rasenstreifens auf der Tunnelstraße aufgebrochen – jener Teil, welcher der Spree am nächsten liegt – und der Zugang zur Röhre freigelegt. Ein Taucher der Feuerwehr begibt sich anschließend hinein. Nachdem er sich versichert hat, dass das Bauwerk betreten werden kann, wird der Tunnel leer gepumpt.

    „Im Inneren des Bauwerks sah es noch erstaunlich gut aus“, erinnert sich Dietmar Arnold, der Vorsitzende der Berliner Unterwelten, an die Begehung des Tunnels. „Der vordere Teil befand sich sogar in einem relativ sauberen Zustand, die Spuren der Luftschutzanlage waren noch gut zu erkennen.“ Die Parkbänke aus Ausflugslokalen, die für die Schutzsuchenden bereitgestellt worden waren, standen immer noch da. Und: „An den Decken gab es noch Reste der Isolatoren. Hier verlief einst die Oberleitung, ein letzter Hinweis auf den ehemals durchfahrenden Straßenbahnverkehr.“

    Als hätten die Schutzsuchenden die Tunnelröhre überhastet verlassen – so stellt sich die Szenerie dar: Auf den Bänken stehen oder liegen Tassen und Teller, Flaschen und Kannen sowie ein Wasserbehälter des Reichsluftfahrtministeriums; zu sehen sind auch ein Kartenspiel und ein Kamm sowie ein Paar Damenschuhe.

    Das Vorhaben, den Spreetunnel instand zu setzen, gab die Entwicklungsgesellschaft Rummelsburger Bucht aus Kostengründen auf. Sobald die Pumpe abgestellt war, füllte sich der Tunnel wieder mit Wasser. Der Zugang wurde wieder verschlossen.
    Eine Wand und eine Frage

    Auch im Treptower Park erinnert eine Infotafel an den Spreetunnel. Sie steht an der Puschkinallee, nahe dem Parkplatz am Gasthaus Zenner, an einem Kiesweg am Sommerblumengarten. Hier befand sich die Rampe zur Ein- beziehungsweise Ausfahrt. Bei der Erneuerung des Gartens im Jahr 2016 wurden deren Überreste teilweise freigelegt. Und anschließend wieder zugeschüttet.

    Vorbei an den vier Springbrunnen der Gartenanlage sind es nur ein paar Meter zum Ufer der Spree mit Blick auf Stralau. Sanft wellt sich das Wasser. Und dunkel. Irgendwo da unten liegt es, das nicht sichtbare Denkmal der Berliner Verkehrsgeschichte.

    Der Verein Berliner Unterwelten kann sich vorstellen, den Spreetunnel zumindest teilweise aus der Versenkung zu holen. „Man könnte“, regt Dietmar Arnold an, „die Tunnelrampen wieder ausgraben und ,archäologische Fenster‘ einsetzen.“

    Bei ihrer Erkundung des Spreetunnels 1996 stießen die Besucher nach etwa 80 Metern in Richtung Treptow erst auf den Hinweis „Notausgang“ und dann auf eine türlose Trennwand aus Ziegelsteinen. Ein Notausgang ist aber Arnold zufolge in keinem Bauplan verzeichnet. Was verbirgt sich hinter dieser Mauer?

    #Berlin #Stralau #Tunnelstraße #Spree #Geschichte #Verkehr #Straßenbahn

  • Mindestens jedes fünfte in Berlin buchbare Auto fährt ohne Konzession | rbb24
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/02/berlin-autos-ohne-konzession-uber-bolt-freenow-gefahren.html

    20.2.2024 von J. Göbel und S. Adamek - In Berlin sind mindestens 1.000 Autos ohne Konzession über Plattformen wie Uber, Bolt und Freenow buchbar. Die Kontrollbehörde spricht von „organisierter Kriminalität“. Die Verbraucherzentrale warnt vor Gefahren für die Fahrgäste.

    Die Fahrt vom Checkpoint Charlie zum Alex kostet mit 3,10 Euro weniger als ein BVG-Einzelfahrausweis. Doch das per App bestellte Auto hat keine Konzession. Der Fahrer sagt auf Nachfrage, er habe davon keine Ahnung, er fahre für ein Subunternehmen.

    Wer Touren über Plattformen wie Uber, Bolt oder Freenow bestellt, läuft Gefahr, in ein illegales Fahrzeug einzusteigen. Sie vermitteln Fahrten mit sogenannten Mietwagenfirmen, denen die Autos gehören.

    In Berlin hat nach Informationen von rbb24 Recherche mindestens jedes fünfte solcher Autos keine Genehmigung, bei rund 4.500 gültigen Fahrzeug-Konzessionen in Berlin (Stand: Januar 2024). Das bestätigt auch das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo). Branchenkenner rechnen mit einer noch viel größeren Dunkelziffer.

    Gefahren für die Fahrgäste

    So erklärt der verkehrspolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion Tino Schopf, er gehe von mindestens 2.000 Fahrzeugen aus, die ohne Konzession unterwegs sind. Auch Alexander Mönch, Präsident der Plattform Freenow in Deutschland und Österreich, hält diese Schätzung nicht für abwegig: „Ich kann selbst nicht ausschließen“, so Mönch im rbb-Interview, „dass illegale Fahrzeuge über unsere Plattform vermittelt werden.“

    rbb|24-Recherche hat Firmen ausfindig gemacht, die gar nicht existieren und in Berlin dennoch über Apps wie Uber, Bolt und Freenow vermittelt werden. Darunter waren Firmen, die im Handelsregister längst gelöscht sind, aber trotzdem weiter Fahrten von den Plattformen annehmen. Bei Besuchen an den angeblichen Firmensitzen war niemand anzutreffen. Anfragen blieben unbeantwortet.

    Einige Firmen, die in Berlin Fahrgäste befördern, sind nicht auffindbar. Die Fahrt mit Mietwagen ohne Konzession birgt auch Gefahren für die Fahrgäste, warnt Simon Götze von der Verbraucherzentrale. Demnach können Passagiere nicht sicher sein, ob der Fahrer die Tauglichkeitsprüfung der Industrie- und Handelskammer (IHK) absolviert hat, ob das Unternehmen überhaupt juristisch existiere und ob das KfZ versichert sei. „Denn wenn es gewerblich genutzt wird, muss eine gewerbliche Versicherung abgeschlossen werden“, so Götze. Wenn die dahinterstehende Firma nicht existiere, sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese Versicherungsbeiträge nicht bezahlt wurden – mit gravierenden Folgen für die Fahrgäste: „Dann besteht auch kein Versicherungsschutz für das Fahrzeug und dann auch für die Insassen nicht.“

    Behördenleiter spricht von organisierter Kriminalität

    Ob das jeweilige Auto zugelassen ist, erkennen Fahrgäste weder beim Bestellvorgang noch während der Fahrt. Als Indiz dient lediglich ein blaues Schild mit einer vierstelligen Nummer an der Heckscheibe – die Konzessionsnummer. Aber die würden manchmal von den Mietwagenfirmen sogar gefälscht, sagt der zuständige Referatsleiter im Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Günter Schwarz „Wir gehen hier von organisierter Kriminalität aus.“

    Das ewige Hin und Her mit den Listen

    Die Zahl der Mietwagen, die von Uber, Bolt und Freenow Fahraufträge in Berlin vermittelt bekommen, hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren verdreifacht. Bisher ist es nicht gelungen, die illegal operierenden Firmen herauszufiltern. Das Problem ist der mangelnde Datenabgleich zwischen den Mobilitäts-Apps und der Aufsichtsbehörde Labo. Dem standen angeblich bisher Datenschutzbedenken und eine fehlende gesetzliche Handhabe entgegen.

    Doch inzwischen kommt Bewegung in die Sache. Während Marktführer Uber sich auf rbb-Anfrage weiter bedeckt hält und von einem engen Austausch mit dem Labo spricht, sind Bolt und Freenow inzwischen zu einem Datenaustausch bereit. „Freenow setzt sich seit längerem aktiv dafür ein, dass die Bestandsunternehmen vom Labo überprüft werden“, sagt der Präsident des Unternehmens Alexander Mönch. Um Wettbewerbsgleichheit zwischen den Plattformen zu gewährleisten, brauche es einen Stichtag, an dem alle ihre Daten abgleichen. Dann wäre die Branche innerhalb kurzer Zeit sauber, sagt Mönch. Günter Schwarz vom Labo bestätigt die Bemühungen einzelner Plattformen, man müsse allerdings mit allen Plattformbetreibern eine gemeinsame Lösung finden. „Das machen wir jetzt seit zwei Jahren und tasten uns Schritt für Schritt voran“. Schwarz stellt eine Lösung im Laufe des Jahres in Aussicht.

    Kritik an der Zulassungsbehörde

    Der SPD-Abgeordnete Tino Schopf warnt seit Jahren vor kriminellen Verwerfungen in der Branche. Aus seiner Sicht ist die Berliner Behörde sogar mitverantwortlich. „Hätte die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde Labo von Anfang an vernünftig gearbeitet, dann hätten wir diese mafiösen Strukturen nicht.“

    Im Dezember 2023 hatte er Akteneinsicht für 38 Mietwagenfirmen erwirkt und wie er sagt, unhaltbare Zustände vorgefunden. „Wir sind vor Ort die Akten im Einzelnen durchgegangen und haben gravierende Mängel gefunden.“ Bei etwa der Hälfte der Firmen hätten Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden müssen. Bei weiteren würden Konzessionen widerrufen oder nicht verlängert. Ein Teil der Konzessionen hätte gar nicht erteilt werden dürfen, habe man dem Abgeordneten bei dem Termin gesagt.

    Günter Schwarz vom Labo räumt gegenüber dem rbb selbstkritisch ein, man sei „im Laufe der Zeit zu der Erkenntnis gekommen, dass man tiefer prüfen kann und auch muss.“ Denn die eingereichten Unterlagen stimmten nicht immer, es seien auch Fälschungen dabei. Mittlerweile habe man ein eigenes Sachgebiet für das Mietwagengeschäft mit sieben Mitarbeitenden eingerichtet. Eine direkte Prüfung bei den Plattformen sei allerdings auch weiterhin gesetzlich nicht möglich, wenn diese die Kooperation verweigerten, so Schwarz.

    Ohne fairen Wettbewerb keine Zukunft

    Wenn sich die illegalen Strukturen in der Mietwagenbranche weiter verfestigten und keine fairen Geschäftsbedingungen durchsetzbar seien, sagt Alexander Mönch von Freenow, sehe er für sein Unternehmen in dem Bereich keine Zukunft. „Wir haben die Expansion längst gestoppt. Wir haben sämtliche Investitionen, die wir in die Mietwagen gegeben haben, schon letztes Jahr komplett auf Taxi umgelenkt.“

    Freenow wollte gern alle Formen der Mobilität anbieten, deshalb sei man vor Jahren in den Bereich Mietwagen eingestiegen. „Doch je mehr wir über dieses Geschäftsmodell erfahren, desto kritischer sehen wir das.“ Dieses Geschäftsmodell überlebe eigentlich nur entweder durch Zusatzzahlungen der Plattformen an die Mietwagenfirmen, um die Niedrigpreise aufzuwiegen - oder indem „sich illegale Strukturen herausbilden“.

    SO FUNKTIONIERT DAS SYSTEM

    In Deutschland vermitteln Plattformen wie zum Beispiel Uber, Bolt und Freenow die Fahraufträge nicht direkt an einzelne Fahrer, sondern an sogenannte Mietwagen-Unternehmen. Ihnen gehören die Autos und bei ihnen sind die Fahrer angestellt. Sie melden sich bei den Plattformen an, benötigen vorher jedoch eine Konzession der jeweiligen Kommune. In Berlin ist das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) für die Genehmigung und für die laufenden Kontrollen zuständig.

    Es prüft vor Erteilung einer Genehmigung unter anderem die finanzielle Leistungsfähigkeit des Mietwagenunternehmens, sowie die fachliche Eignung und persönliche Zuverlässigkeit der Geschäftsführung. Außerdem wird der Firmensitz, die Zahl der Stellplätze und die ordnungsgemäße Zulassung der Fahrzeuge geprüft. Ein halbes Jahr nach der ersten Konzessionserteilung und später bei einer Verlängerung werden die Firmen erneut überprüft. Außerdem erfolgen Prüfungen bei einem Wechsel der Geschäftsführung oder des Firmensitzes. 2024 gab es 4.498 gültige Fahrzeug-Konzessionen in Berlin.

    #Berlin #Uber #Bolt #Freenow #Taxi #Schwarzarbeit