Sprachreinigung : Der erste Sarrazin hieß Otto

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    Irgenwie erinnert das Zwanghafte von Otto an seinen Nachfahren. Solche Leute leistet sich heute nur noch die Charlottenburger SPD, nicht wahr Genossinnen und Genossen ;-) ?

    Es gab schon mal einen Sarrazin mit steilen Thesen: Großonkel Otto Sarrazin war der oberste Sprachpurist des Kaiserreichs. Fremdwörter waren ihm verhasst. Statt „Baby“ wollte er „Kleinling“ sagen.
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    Im Jahre 1885 war es zur Gründung des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins (ADS) gekommen. Dessen Zielsetzung war die Reinigung der deutschen Sprache von Fremdwörtern. Sarrazin trat sofort bei, gehörte rasch dem Vorstand an und wurde 1900 erster Vorsitzender – bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 1921, wenige Monate vor seinem Tod.
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    1902 nimmt Sarrazin zur Sprache des neuen Zolltarifgesetzes Stellung, weil ein Abgeordneter moniert hatte, dass man des Guten bei den Verdeutschungen zu viel getan hat. 1908 gibt es einen Artikel über die „Schande“, wie das Kaufhaus des Westens in Berlin in seiner Werbung Fremdwörter benutze, und Sarrazin sucht die „Hauptschuld“ beim vornehmen weiblichen Geschlecht, das, „statt die Anzeige mit Entrüstung zurückzuschicken oder wenigstens in den Papierkorb zu werfen, eine derart angekündigte Ausstellung mit Wonne besucht und damit solch undeutsches Gebaren gutheißt. Jeder hat eben das Kaufhaus, das er verdient.“
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    Als 1902 ein auswärtiges Vereinsmitglied in Windhoek die „Deutschverderber in Deutsch-Südwestafrika“ anschwärzt, sucht Sarrazin Hilfe beim Reichskanzler von Bülow mit seinem Bericht vom „Afrikanerdeutsch“, „das eine gräuliche Vermengung von Holländisch, Englisch, Herero und Nam darstelle, aber von den Deutschen … mit dem Eifer und der Vorliebe gelernt und gepflegt wird, die der Durchschnittsdeutsche allem Fremden und Ausländischen entgegenzubringen geneigt ist.“ Beim „Amerikadeutsch“ habe man keinen Einfluss, in Afrika „herrscht der Deutsche“, der das „bildungsfeindliche Kauderwelsch“ verbieten und ihm durch die „planmäßige Besiedelung des Landes durch rein deutsche Volksteile“ wehren könne – von Bülow versprach übrigens Geld zur Abhilfe.

    Otto Sarrazin hatte anscheinend das gleiche Problem wie alle Deutschtümler und Fanatiker nach ihm: Es ist die Zuneigung, die der Durchschnittsdeutsche allem Fremden und Ausländischen entgegenzubringen geneigt ist . Na dann ist ja, auf Deutsch gesagt, noch Hoffnung.

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