• O 159 - Alles für die Partei
    http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09030779


    Seine Brandmauer mit wechselnden mehr oder weniger lustigen politischen Parolen begrüßt bis in die Neunziger jeden Kreuzberger Neuankömmling. Nach der rumpelnden Durchquerung der Ostberliner Geisterbahnhöfe blickt das KBW-Haus aus der Oranienstraße herunter, Orientierungshilfe weniger politischer als kneipentechnischer Art. Das erste Bier wartet zuverlässig unten im Max & Moritz oder gegenüber in der palästinensischen Pizzeria mit dem urdeutschen Namen Stiege . Heute grinst der Opelneubau über die Prinzessinnengärten hinweg auf den staugeplagten Moritzplatz, und ob der geneigte Neu-Kreuzberger es noch von der U-Bahn bis zur Traditionskneipe schafft ist offen, denn die trinkende Jugend der Welt wird schon auf den ersten Metern nach der U-Bahn vom Alkangebot in hell leuchtenden Spätis angelockt.

    Liste, Karte, Datenbank / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt - Berlin
    Bürohaus & Geschäftshaus Oranienstraße 159
    Obj.-Dok.-Nr.: 09030779
    Bezirk: Friedrichshain-Kreuzberg
    Ortsteil: Kreuzberg
    Strasse: Oranienstraße
    Hausnummer: 159
    Denkmalart: Baudenkmal
    Sachbegriff: Bürohaus & Geschäftshaus
    Entwurf: 1911
    Datierung: 1912-1913
    Entwurf: Weile, Siegfried (Architekt)
    Bauherr: Heitinger, Isidor (Kaufmann)
    Ausführung: Keppich-Eisenbetonbau (Baufirma)
    Literatur: Dehio, Berlin, 1994 / Seite 285; Wohnungskunst 11 (1919) / Seite 53ff.

    Stadtplan: Oranienstraße 159
    http://www.openstreetmap.org/way/37896254#map=18/52.50281/13.41440

    Der Spiegel berichtet im Jahr des Untergangs der Pahlewi-Dikatatur dem westdeutschen Normalverbraucher, was das linke Berlin seit langem weiß: Das Torhaus nach Kreuzberg gehört der Maosekte KBW, deren Oberguru JoSCHa Schmierer später eine erstaunliche Karriere unter dem anderen Ex-Mao namens JoschKa machen wird.

    KOMMUNISTEN: Prinzip Geld - DER SPIEGEL 50/1979
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39685743.html

    Der Kühl KG gehören mittlerweile neben dem KBW-Zentralbau in Frankfurt (Kaufpreis: 2,7 Millionen Mark) Immobilien in der Berliner Oranienstraße 159, der Gröpelinger Heerstraße 261 a und 263 in Bremen und in Hamburgs Kleiner Rainstraße 21. KBW-Firmen erwarben Druckereien, nachrichtentechnische Anlagen und einen aufwendigen Fuhrpark inklusive Unimog — und alles wurde bar bezahlt.

    Gute Geschäftslage und Millionenvermögen verdankt das Unternehmen einem Gewinnstreben, das eklatant gegen die eigene Ideologie verstößt: Die „Interessen der werktätigen Massen“ kommen dabei zu kurz; das „Proletariat“ muß Profit abwerfen. Ein hoher westdeutscher Verfassungsschützer: „Der KBW beutet seine Mitglieder aus!“
    "Die Zellen", sagt Funktionär Schmierer, „formulieren die Bedürfnisse der Organisation“ und „diskutieren“, was der einzelne von seinem Verdienst behalten darf. Dabei dienen die Bezüge von Sekretär Schmierer, monatlich 1000 Mark, als „Richtlinie“.

    Den Rest und mehr schöpft die Partei ab. Da werden schon mal 430 Mark pro Mitglied „Sonderumlage“ fällig, wenn, wie kürzlich in Hamburg, die Kühl KG ein zweistöckiges Gelbklinkerhaus ersteht. Da führt — um „alle Brücken zur Bourgeoisie“ (KBW) einzureißen — die Frankfurter Zentrale Bausparverträge, Bankguthaben, Lebensversicherungen, Grundbesitz und Erbschaften von KBW-Mitgliedern in Parteieigentum über. „Richtig ist“, bestätigt Schmierer, „daß verschiedene Mitglieder Vermögen, das ererbt ist oder sonst was, der Organisation zur Verfügung stellen“ — „alles freiwillig“, versteht sich.

    Was Schmierer unter freiwillig versteht, liest sich in der „KVZ“ so:
    Durch die Notwendigkeit dieses Kampfes und dieser Kampfmethode ist auch der Zeitpunkt festgelegt, an welchem der Besitz, der einige Genossen noch mit ihrer Herkunft aus der Bourgeoisie verbindet, in Eigentum der Organisation und damit der Arbeiterklasse verwandelt werden muß ... Die Beseitigung von Erbschaften und dementsprechend die Verwandlung von Erben in gewöhnliche Lohnabhängige ist dann ein unumgängliches Erfordernis wenn diese Erben Mitglieder des KBW sind.

    Was echte Linke von der Entwicklung des kleinen Joschka halten, weiß Indymedia.

    Ein Nationalrevolutionär im Auswärtigen Amt: Hans-Gerhart ’Joscha’ Sch
    https://de.indymedia.org/2002/10/30902.shtml

    Für die Öffentlichkeit war er nur kurzzeitig ein Thema, als er Anfang 2001 zum Kollateralschaden der Debatte um Joseph Fischers 68er-Vergangenheit wurde. Details seiner politischen Rolle innerhalb des antikapitalistischen Spektrums spielten dabei kaum eine Rolle - man sah nur den ehemaligen „Linksextremisten“ und „Steinewerfer“ und wollte lediglich wissen, ob seine späte Staatsräson auch glaubhaft sei. Sie war es, personalpolitische Folgen blieben aus. Peter Gauweiler sieht in seinem beflissenen Renegatentum „Stimmungs-Parallelen zur deutschen Generationsidee der zwanziger und dreißiger Jahre“ und attestierte seinen europapolitischen Konzepten "gute Chancen bei jedem Aufsatzwettbewerb der Jungen Union.

    Joscha Schmierer | Heinrich-Böll-Stiftung
    https://www.boell.de/de/person/joscha-schmierer
    Die Grünen-Stiftung findet milde Worte für die militante Vergangenheit des Außeministerberaters.

    Joscha Schmierer ist freier Publizist und war von 1999 – 2007 Mitarbeiter im Planungsstab des Auswärtigen Amts.
    1942: geboren in Stuttgart
    1961 – 1969: Studium der Geschichte, Philosophie und Germanistik in Tübingen, Heidelberg, Berlin und wieder Heidelberg
    Seit 1967: politisch und publizistisch tätig

    Joscha Schmierer – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Joscha_Schmierer
    Libertärchens Lieblingslexikon wird da schon deutlicher.

    Als Publizist - z.B. in der taz, aber auch in bürgerlich-konservativ orientierten Zeitungen wie der Welt und der FAZ - wie auch als Referent der Denkfabrik des Außenministeriums hat er sich in den letzten Jahren mit einer dezidiert realpolitischen Position profiliert. So befürwortete er u.a. die westlichen Militäreinsätze im Irak 1991, Serbien/Kosovo (seit 1999) und Afghanistan (seit 2001), plädierte für eine pragmatische Zusammenarbeit der EU mit den USA, aber auch mit Russland und äußerte während des Irakkriegs 2003 Verständnis für George W. Bushs Außenpolitik als „konsequente Weltinnenpolitik“ und bezeichnete dessen „extensive Auslegung des Selbstverteidigungsrechts“ als Konsequenz aus einem Versagen der Vereinten Nationen.

    Des Maoisten Weg führt in gerader Linie vom Klassenkrieg zum war on terror und was ist mit seiner Bude? Wem gehört die jetzt, wer hat beim Verkauf die Hand aufgehalten? Ganz so schlimm scheint es bei der Auflösung der freundlichen Schlägertruppe dann doch nicht gewesen zu sein, denn im Haus residieren heute noch ein paar soziale Organisationen, der Übergang von Revolution zu Information ist wohl besser geglückt als die Umwandlung des ersten sozialisten Staats auf deutschem Boden.

    Ich schaue mir das bald mal vor Ort genauer an.

    #Berlin #Kreuzberg #Oranienstraße #Geschichte #Politik