Betrug muss geahndet werden (junge Welt)

/304537.illegale-hungerl%C3%B6hne.html

  • Illegale Hungerlöhne / Millionen Minijobber ­erhalten noch nicht mal den Mindestlohn. Unternehmen tricksen mit der Arbeitszeit. Die Linke: Betrug muss geahndet werden (junge Welt)
    http://www.jungewelt.de/m/artikel/304537.illegale-hungerl%C3%B6hne.html

    Getrickst wird überall und die Angestellten akzeptieren für ungesetzliche Löhne zu arbeiten, weil sie fürchten, sonst ganz ohne Einkommen zu sein.

    Für Millionen Minijobber hat sich trotz Mindestlohn nichts verbessert. Beim Aushebeln desselben sind viele Unternehmen offenbar noch erfinderischer als gedacht. Knapp die Hälfte der geringfügig Beschäftigten in Deutschland ist 2015 mit weniger als 8,50 Euro brutto pro Stunde abgespeist worden. Jeder fünfte Minijobber hat sogar weniger als 5,50 Euro Stundenlohn erhalten. Das konstatiert das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in einer am Montag vorgestellten Studie.

    Damit habe der Mindestlohn die Situation der Minijobber nur sehr partiell verbessert, geben die Autoren Toralf Pusch und Hartmut Seifert zu bedenken. So hätten vor der Einführung der Untergrenze im Jahr 2014 etwa 60 Prozent der prekär Beschäftigten weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdient. Ein halbes Jahr nach dem Inkrafttreten des Mindestlohns habe dies noch immer 44 Prozent von ihnen betroffen. Der überwiegende Teil sei auf maximal 7,50 Euro gekommen.

    »Selbst extrem niedrige Stundenlöhne sind zwar seltener geworden, aber keineswegs verschwunden«, kritisieren die Forscher und mahnen: »Die Missachtung des Mindestlohngesetzes fügt sich in das Muster der insgesamt oft problematischen Arbeitsbedingungen bei Minijobs.« So hätten frühere Studien bereits gezeigt, dass geringfügig Beschäftigte trotz eines gesetzlichen Anspruchs häufig keine Lohnfortzahlung bei Krankheit oder im Urlaub erhielten.

    Das aktuelle Ergebnis signalisiere erneut, »dass es nicht ausreicht, Mindestlöhne per Gesetz vorzuschreiben«, so die Autoren. Notwendig seien flächendeckende Kontrollen. Das Problem der Einkommensarmut lösten diese aber nicht alleine. Sie betonen: »Mit aktuell 8,84 Euro liegt der Mindestlohn noch immer deutlich unter der Niedriglohnschwelle von etwa 9,50 Euro.« Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Klaus Ernst, sprach am Montag von Betrug, der endlich geahndet werden müsse. Am häufigsten treffe es Frauen, so Ernst. »Unerträglich ist, dass dieses Ausbeutermodell noch vom Staat subventioniert wird durch aufstockende Sozialleistungen.«

    Wie konkret der Mindestlohn umgangen wird, geht nicht aus der Studie hervor. Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, Einsatzszeiten korrekt zu erfassen. Dabei werde »offenbar viel getrickst«, sagte Autor Toralf Pusch am Montag im Gespräch mit junge Welt. »In der Praxis ist es oft so, dass es auf dem Papier gut aussieht, aber die tatsächliche Arbeitszeit die angegebene oft weit übersteigt«, so Pusch. Die Betroffenen könnten dies zwar anzeigen, verhielten sich aber aus Angst um ihren Arbeitsplatz still.

    Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler das »sozioökonomische Panel« und das »Panel Arbeitsmarkt« aus. Dafür befragen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) jährlich 27.000 Menschen und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 13.000 Menschen zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen. Geringfügig Beschäftigte, für die 2015 niedrigere Branchenmindestlöhne galten, wie etwa Zeitungszusteller oder Friseure, seien so weit wie möglich herausgefiltert worden, gaben die Forscher an. Auch Praktikanten oder Langzeiterwerbslose, für die der Mindestlohn nicht gilt, habe man nicht mitgezählt. Erfasst worden seien Beschäftigte, für die der Minijob kein Neben-, sondern Haupterwerb ist, heißt es. Laut Bundesagentur für Arbeit sind dies knapp fünf Millionen der 7,4 Millionen Minijobber.

    #Arbeit #Ausbeutung

  • Illegale Hungerlöhne
    http://www.jungewelt.de/m/artikel/304537.illegale-hungerl%C3%B6hne.html
    Das Taxigewerbe ist nicht die einzige Branche, in der systematischer Lohnbetrug betrieben wird. Die Methoden ähneln sich.

    31.01.2017 Millionen Minijobber ­erhalten noch nicht mal den Mindestlohn. Unternehmen tricksen mit der Arbeitszeit. Die Linke: Betrug muss geahndet werden
    Von Susan Bonath

    Für Millionen Minijobber hat sich trotz Mindestlohn nichts verbessert. Beim Aushebeln desselben sind viele Unternehmen offenbar noch erfinderischer als gedacht. Knapp die Hälfte der geringfügig Beschäftigten in Deutschland ist 2015 mit weniger als 8,50 Euro brutto pro Stunde abgespeist worden. Jeder fünfte Minijobber hat sogar weniger als 5,50 Euro Stundenlohn erhalten. Das konstatiert das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in einer am Montag vorgestellten Studie.

    Damit habe der Mindestlohn die Situation der Minijobber nur sehr partiell verbessert, geben die Autoren Toralf Pusch und Hartmut Seifert zu bedenken. So hätten vor der Einführung der Untergrenze im Jahr 2014 etwa 60 Prozent der prekär Beschäftigten weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdient. Ein halbes Jahr nach dem Inkrafttreten des Mindestlohns habe dies noch immer 44 Prozent von ihnen betroffen. Der überwiegende Teil sei auf maximal 7,50 Euro gekommen.

    »Selbst extrem niedrige Stundenlöhne sind zwar seltener geworden, aber keineswegs verschwunden«, kritisieren die Forscher und mahnen: »Die Missachtung des Mindestlohngesetzes fügt sich in das Muster der insgesamt oft problematischen Arbeitsbedingungen bei Minijobs.« So hätten frühere Studien bereits gezeigt, dass geringfügig Beschäftigte trotz eines gesetzlichen Anspruchs häufig keine Lohnfortzahlung bei Krankheit oder im Urlaub erhielten.

    Das aktuelle Ergebnis signalisiere erneut, »dass es nicht ausreicht, Mindestlöhne per Gesetz vorzuschreiben«, so die Autoren. Notwendig seien flächendeckende Kontrollen. Das Problem der Einkommensarmut lösten diese aber nicht alleine. Sie betonen: »Mit aktuell 8,84 Euro liegt der Mindestlohn noch immer deutlich unter der Niedriglohnschwelle von etwa 9,50 Euro.« Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Klaus Ernst, sprach am Montag von Betrug, der endlich geahndet werden müsse. Am häufigsten treffe es Frauen, so Ernst. »Unerträglich ist, dass dieses Ausbeutermodell noch vom Staat subventioniert wird durch aufstockende Sozialleistungen.«

    Wie konkret der Mindestlohn umgangen wird, geht nicht aus der Studie hervor. Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, Einsatzszeiten korrekt zu erfassen. Dabei werde »offenbar viel getrickst«, sagte Autor Toralf Pusch am Montag im Gespräch mit junge Welt. »In der Praxis ist es oft so, dass es auf dem Papier gut aussieht, aber die tatsächliche Arbeitszeit die angegebene oft weit übersteigt«, so Pusch. Die Betroffenen könnten dies zwar anzeigen, verhielten sich aber aus Angst um ihren Arbeitsplatz still.

    Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler das »sozioökonomische Panel« und das »Panel Arbeitsmarkt« aus. Dafür befragen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) jährlich 27.000 Menschen und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 13.000 Menschen zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen. Geringfügig Beschäftigte, für die 2015 niedrigere Branchenmindestlöhne galten, wie etwa Zeitungszusteller oder Friseure, seien so weit wie möglich herausgefiltert worden, gaben die Forscher an. Auch Praktikanten oder Langzeiterwerbslose, für die der Mindestlohn nicht gilt, habe man nicht mitgezählt. Erfasst worden seien Beschäftigte, für die der Minijob kein Neben-, sondern Haupterwerb ist, heißt es. Laut Bundesagentur für Arbeit sind dies knapp fünf Millionen der 7,4 Millionen Minijobber.

    #Deutschland #Arbeit #Ausbeutung