Tagesspiegel Leute Newsletter | Namen und Nachrichten aus den Berliner Bezirken

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  • Buch über Berliner Trickfilmer Kaskeline
    https://leute.tagesspiegel.de/charlottenburg-wilmersdorf/unter-nachbarn/2022/01/14/199747

    14.01.2022 von Cay Dobberke - Lachende Milchflaschen mit Armen und Beinen schwärmen 1928 in Berlin aus, um die Kundschaft der Meierei Bolle zu versorgen. Oder Muratti-Zigaretten werden in einem abstrakt gezeichneten „Feuerzauber“ angepriesen. Solche Werbetrickfilme waren die Spezialität des Regisseurs, Produzenten und Studiogründers Wolfgang Kaskeline (1892 bis 1973). Sein Leben und Werk beschreibt die Charlottenburger Autorin und Malerin Herma Köpernik-Kennel im Buch Als die Comics laufen lernten.

    Manche hätten Kaskeline den „deutschen Disney“ genannt, berichtet sie. Aus heutiger Sicht wirken die Werbefilme nicht nur skurril, sondern auch ungewöhnlich lang. Die meisten dauerten mehrere Minuten. Auf YouTube können Sie sich selbst ein Bild machen. Dort ist zum Beispiel das Video mit der Reklame für Bolle-Milch verfügbar.

    Nachdem Kaskeline sich in der Branche etabliert hatte, begannen die Werbespots mit seinem Schriftzug und dem Logo seines 1926 gegründeten Studios. Dadurch habe ihn vor allem in den 1930-er Jahren „jedes Kind“ aus dem Kino gekannt, sagt Herma Köpernik-Kennel. Heute erinnert sich kaum noch jemand an den Trickfilmpionier.

    Das will die Autorin ändern. Unglücklicherweise kam ihre 240-seitige Biografie aber unmittelbar vor dem Beginn der Corona-Pandemie im be.bra Verlag heraus. Nach zwei Lesungen in Berlin und München mussten weitere Termine ausfallen.

    Geplant war auch eine Präsentation auf der Leipziger Buchmesse, die dann jedoch abgesagt wurde. So erhielt das aufwändig recherchierte und mit Schwarzweißfotos bebilderte Buch nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient hätte. Inzwischen schwankt der Preis zwischen 17,99 und 24 Euro, weil die Buchpreisbindung aufgehoben wurde ((ISBN 978-3-8393-0147-0). Die E-Book-Fassung kostet 18,99 Euro.

    Bei einer Feier in Berlin hatten sich Herma Köpernik-Kennel und der Sohn des Filmproduzenten, Horst Kaskeline, kennengelernt. Dieser erzählte, ein unveröffentlichtes Manuskript über das Werk seines Vaters geschrieben zu haben. Später übergab er es der Autorin und fügte Material aus dem Bundesarchiv hinzu. Köpernik-Kennel sprach auch mit weiteren Familienangehörigen, Wolfgangs Kaskelines Schwiegertochter und einer früheren Sekretärin des Studios.

    Der Filmproduzent hatte einen jüdischen Vater und wurde in der NS-Zeit deshalb zuerst als „Halbjude“ eingestuft. Trotzdem gelang es ihm, seine Karriere nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fortzusetzen. Herma Köpernik-Kennel führt dies teilweise darauf zurück, dass Propagandaminister Joseph Goebbels sich für Trickfilme begeistert habe

    Wahrscheinlich noch wichtiger war eine Notlüge von Kaskelines Frau Minna. Sie behauptete 1939, der Vater ihres Mannes sei der „außereheliche Sohn eines deutsch-böhmischen Fürsten in Teplitz“ gewesen, und berief sich auf eine gefälschte Urkunde. Danach galt Kaskeline nur noch als „Vierteljude“ und entging einem Berufsverbot. 1940 sollte er sogar Zeichnungen für den antisemitischen Propagandafilm „Der ewige Jude“ liefern, lehnte dies jedoch ab.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Kaskeline weiterhin Werbung, aber auch Dokumentarfilme. Nur das Projekt eines abendfüllenden Spielfilms blieb unvollendet. 1962 übernahmen seine zwei Söhne den Betrieb.

    Vor der Kaskeline-Biografie hatte Herma Köpernik-Kennel bereits 13 andere Bücher geschrieben. Am bekanntesten wurde ihr Tatsachenroman BergersDorf. Darin schrieb sie über Deutsche, die während der Nazizeit in der „Iglauer Sprachinsel“ in der damaligen Tschechoslowakei gelebt und den Einmarsch der Wehrmacht anfangs begrüßt hatten. Das rächte sich 1945, als die deutschen Dorfbewohner vertrieben oder ermordet wurden. Das Buch erschien auch in tschechischer Sprache.

    In Charlottenburg leben Herma Köpernik-Kennel, die in Pirmasens geboren wurde, und ihr Mann seit rund zwei Jahrzehnten. Ihre heutige Wohnung liegt im Kiez um die Danckelmannstraße. Dort schätzt die Autorin die „netten, freundlichen Menschen“ und die Nähe zum Schlosspark Charlottenburg, den sie „an fast jedem Sonntag“ besucht. Unter anderem gefallen ihr auch „die vielen Antiquitätengeschäfte in der Suarezstraße“. Einige alte Dinge in ihrer Wohnung zeugen davon.

  • Wie es um die Zukunft des Baerwaldbads steht
    https://leute.tagesspiegel.de/friedrichshain-kreuzberg/macher/2021/07/29/180720/wie-es-um-die-zukunft-des-baerwaldbads-steht

    29.07.2021 von Corinna von Bodisco - Es ist eine Geschichte mit mehreren Kapiteln und immer noch ist die Zukunft des Kreuzberger Baerwaldbades ungewiss. Das Gebäude müsse vollständig saniert werden, doch wie die Kosten dafür gedeckt werden sollen, sei weiterhin ungeklärt. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Anfrage des Linken-Abgeordneten Philipp Bertram an die Innenverwaltung hervor.

    Zur Erinnerung: Schon 2015 musste das Kreuzberger Baerwaldbad aufgrund von Hygienemängeln temporär geschlossen werden. Seit 2017 ist es vollständig dicht, die Becken leer. Der Betreiberverein und Erbbauträger TSB Berlin ging insolvent und rückte zunächst die Schlüssel nicht heraus. Das Bezirksamt musste gerichtlich gegen den Verein vorgehen, um die Verfügungsgewalt zurückzubekommen.

    Das Gebäude gehört nach Aufhebung des früheren Erbbaurechts – so entschied es das Kammergericht – dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Der Bezirk plädiert jedoch für eine Übernahme des Bades durch das Land Berlin oder die Berliner Bäder-Betriebe (BBB).

    Der Bezirk selbst könne die Sanierungskosten nicht aufbringen – so betonte es Stadtrat Andy Hehmke (SPD) mehrmals in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Gespräche mit den Bäder-Betrieben könnten jedoch erst geführt werden, wenn die Ergebnisse einer noch durchzuführenden Machbarkeitsstudie vorliegen.

    Trotzdem: Wie geht es weiter mit dem Baerwaldbad?“, will Bertram wissen. Seit Ende 2020 liege ein Bausubstanzgutachten vor, das den Sanierungsbedarf darstellt, informiert die Innenverwaltung. Laut Gutachten betragen die Gesamtkosten rund 41 Millionen Euro. Betroffen von der (denkmalgerechten) Sanierung seien unter anderem Dach und Fassade, die gesamte Haustechnik, Türen, Fenster, Wände, Decken und Böden.

    Bevor das Bad wieder genutzt werden kann, braucht es laut Innenverwaltung auch ein Nutzungskonzept. Dies solle im Rahmen eines Konzeptverfahrens von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und dem Bezirksamt durchgeführt werden. So lange dieses Nutzungskonzept nicht vorliege, könnten auch keine Investitionsmittel für die Sanierung beantragt werden.

    #Berlin #Bäder #Kreuzberg #Baerwaldstraße #Infrastruktur

  • Haus neben Karstadt wird abgerissen - Tagesspiegel Leute Newsletter | Charlottenburg-Wilmersdorf
    https://leute.tagesspiegel.de/charlottenburg-wilmersdorf/macher/2020/11/27/148530/haus-neben-karstadt-wird-abgerissen


    Bild: Kudamm mit U-Bahnausgang und Gedächtniskirche 1970, von Ladycliff https:// www.flickr.com/photos/sillysocks/ Lizenz: CC-BY-NC 2.0 .

    Im jahr #1970 gab es Karstadt am #Kudamm noch nicht, und auch das Haus, das nun abgerissen werden soll, scheint erst durch den Abriss eines anderen Gebäudes Platz gefunden zu haben. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.

    27.11.2020 - Die Tage des beigefarbenen sechsstöckigen Hauses rechts neben Karstadt am Kurfürstendamm sind gezählt. Laut Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) hat die Signa-Gruppe, zu der die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört, dem Bezirksamt eine „Abrissanzeige“ gesandt. Das Gebäude steht bereits leer.

    Ursprünglich hatte Signa auf dem Karstadt-Gelände und mehreren Nachbargrundstücken drei bis zu 150 Meter große Hochhäuser geplant, war damit jedoch beim Baukollegium Berlin unter der Leitung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher abgeblitzt. Später kam es zu einem Kompromiss, als sich der Berliner Senat und die Galeria Karstadt Kaufhof im vorigen Sommer auf die Erhaltung mehrerer Kaufhäuser in der Stadt einigten, die von der Schließung bedroht waren (die Filiale am Ku’damm gehörte selbst nicht dazu).

    Nunmehr hält die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung eine „Nachverdichtung“ mit „ein bis zwei Hochpunkten“ für möglich. Hochpunkte seien „nicht zwingend Hochhäuser“, heißt es dazu. Das klingt allerdings unsinnig – denn nach der Berliner Bauordnung gelten bereits Gebäude, welche die Traufhöhe von 22 Metern überschreiten, als Hochhäuser.


    Bild: #Cafe_Kranzler und Ku’damm-Eck etwa #1984 .
    Der Abrisskandidat befindet sich zwischen #Kudamm-Eck und #Karstadt rechts oben im Bild. Man beachte die kunstvoll links in den Vordergrund montierte Kellnerin. Sie steht neben einem von Hand mit dem Pinsel retuschierten Stuhl und Gästen, die sich alle wunderbar ins Gesamtbild fügen. Der Flohmarkthändler, sein Sonnenschirm und seine Kunden wurden ebenfalls anderen Aufnahmen von gleichen Standpunkt entnommen und über weniger gelungene Situationen montiert. Ein wahrer Jünger John Heartfields der anonyme Postkartenproduzent.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tempora_mutantur

    #Berlin #Charlottenburg #Kurfürstendamm #Stadtentwicklung #Einzelhandel #Westberlin #Geschichte

  • Pankows berüchtigtste, illegale Rennstrecke
    https://leute.tagesspiegel.de

    Aus dem Tagesspiegel Newsletter - hier wird’s gefährlich

    Openstreetmap: 13125 Am Luchgraben, maxspeed: 50, smoothness: excellent, surface: asphalt
    https://www.openstreetmap.org/way/279127599

    Im Kaupert
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Am-Luchgraben-13129-Berlin

    Stadtrandsiedlung Malchow, Name seit: 1.3.2002

    Der Straße durch die Parklandschaft Neue Wiesen überquert Fließgraben und Laake. Der Straße überquert in ihrem Verlauf durch die Parklandschaft Neue Wiesen Fließgraben und Laake, was ihr zu ihrem Namen verhalf.

    ...

    Pankows berüchtigtste, illegale Rennstrecke hat einen idyllischen Namen: Am Luchgraben. Die Straße liegt ja auch idyllisch: Ganz im Norden des Bezirks an der Stadtgrenze, eingebettet zwischen Feldern. Die Sackgasse endet an einem kleinen Teich im „Stadtrandpark Neue Wiesen“ in Karow. Doch tatsächlich wird’s hier gefährlich. Nach Angaben der Polizei ist der Luchgraben ein Hotspot für die Raserszene. Wie berichtet fanden demnach nach Polizeiangaben drei illegale Rennen seit Oktober 2017 statt, das wäre nach der A 114 und der Prenzlauer Promenade (je 4) Rang drei in Pankow.

    Drei Rennen? Anwohner und Beobachter können darüber nur verwundert die Köpfe schütteln. Sie berichten anonym, dass in den vergangenen Jahren tatsächlich hunderte illegale Profilierungsfahrten und Rennen dort stattgefunden hätten und auch weiter stattfinden. „Die Dunkelziffer dürfte dort im gleichen Zeitraum im vierstelligen Bereich liegen, da die Szene sich seit Jahren dort fast täglich traf“, berichtet eine Anwohnerin.

    Anderen Beobachtern zufolge kommt es vor allem an den Wochenenden bei halbwegs akzeptablem Wetter regelmäßig zu größeren Treffen der Motorradszene. Es gebe teilweise einen regelrechten „Massenandrang“ von bis zu 15 Motorrädern in den Nachmittags- und Abendstunden. Die würden teilweise sogar klassische „Rennen“ mit Massenstart fahren.

    Häufiger seien jedoch „Profilierungsfahrten“ einzelner Raser mit hohem Tempo und sogenannte Wheelies, bei denen das Vorderrad vom Boden abhebt (siehe Foto), die von den anderen gefilmt würden. Auch Profilierungsfahrten und Rennen von Autos fänden auf der hügeligen Strecke regelmäßig statt. Seit 2019 habe das Renngeschehen etwas abgenommen, doch seit diesem September werde wieder öfter gerast, berichten Beobachter.

    Und wie schätzt die Berliner Polizei die Raserei am Luchgraben ein? Sie teilt mit, dass erst im Oktober zwei weitere „Fahrzeugführende“ bei einem weiteren illegalen Autorennen erwischt wurden. Generell könne man die hohe Dunkelziffer jedoch nicht bestätigen. In der Vergangenheit habe es zwar wiederholt Beschwerden von Anwohnenden gegeben, „in denen hauptsächlich das ordnungswidrige Verhalten von Motorradfahrenden im Fokus stand“. Allerdings könne die Polizei weder „regelmäßige Treffen von Kradfahrenden oder anderen Personenkreisen“ bestätigen noch sei eine echte „Motorrad-Szene“ dort registriert worden. Die Polizei verweist dabei darauf, dass der Abschnitt 14 die Straße regelmäßig per Streifenwagen kontrolliert.

    Laut Einschätzung von Beobachtern ist genau das das Problem. Die Polizeiautos seien aus der Ferne so gut zu sehen und würden teilweise sogar mit Blaulicht fahren, dass die vorgewarnten Moto-Racer in der Regel über die Felder nach Blankenburg, Karow oder Buch flüchten würden. Anwohner berichten zudem, die Raser würden dabei teils rücksichtslos über Bürgersteige, Radwege und nicht einsehbare Kurven brettern.

    Die Polizei räumt das ein, gibt sich aber machtlos im Karower Hase-und-Igel-Spiel: „Es gab weitere Beschwerden über Motorradfahrende, welche die angrenzenden Feld- und Grünflächen ordnungswidrig befuhren. Jedoch sind Kennzeichen zu den Krädern selten bekannt geworden.“

    #Pankow #Am_Luchgraben #Verkehr #Polizei

  • Alle Parkplätze sollen weg: SPD will mehr Ladezonen in der Schloßstraße einrichten - Tagesspiegel
    https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/macher/2020/09/17/140489/alle-parkplaetze-sollen-weg-spd-will-mehr-ladezonen-in-der-schlos

    Veröffentlicht am 17.09.2020 von Boris Buchholz

    Der Kritik ließ die SPD Steglitz-Zehlendorf erst eine Vor-Ort-Veranstaltung und dann Anträge im Bezirksparlament folgen. Wie berichtet war der Radstreifen in der Schloßstraße immer wieder von parkenden Liefer- und Privatfahrzeugen blockiert worden. Die SPD-Fraktion lud deshalb vor zwei Wochen während des morgendlichen Berufsverkehrs zum Dialog vor Ort (auch darüber habe ich geschrieben) – und kam auf Ideen, wie der Fahrrad- und Entladekrampf dauerhaft gelöst werden könnte. Drei Anträge zur Schloßstraße haben die Sozialdemokraten jetzt in die Bezirksverordenetenversammlung eingebracht.

    Die umfassendste Idee: Alle Parkplätze sollen auf der Schloßstraße entfallen. Immerhin gebe es rund um die Einkaufsmeile vier Parkhäuser (ich zähle sogar fünf – in „Schloss“, Kreisel, „Boulevard Berlin“ und Schloß-Straßen-Center sowie hinter „Werken Spielen Schenken“) und dadurch „ausreichenden und bezahlbaren Platz zum Parken“, so steht es in der Begründung des Antrags. Nicht abgeschafft werden sollen Parkplätze für Behinderte und Elektroladestationen. Der gewonnene Ex-Park-Raum soll dann als Lieferzonen dienen, damit Parkende in zweiter Reihe nicht mehr den fließenden Verkehr behindern.

    Idee Nummer zwei: Bessere Markierung der Ladebuchten. Versehen kommen vor, manche Schilder sind schlicht zu klein – deshalb sollen die bereits ausgewiesenen Ladezonen „besser und eindeutig, z.B. auch durch farbliche Absetzung“ markiert werden. Zudem schlägt die SPD-Fraktion vor, die Ladebuchten bereits ab 7 Uhr für den Lieferverkehr zu reservieren. Sollte sich die SPD mit der Abschaffung aller Parkplätze durchsetzen, wäre dieser letzte Vorschlag obsolet – denn dann wären die Buchten den ganzen Tag für Lieferfahrzeuge reserviert.

    Antrag Nummer drei: Ein Parkleitsystem. Die neuen Hinweisschilder und Anzeigesysteme für die Schloßstraße sind ein alter Hut. Schon 2006 wurde ein Parkleitsystem diskutiert, 2016 wieder. Damals beschieden Bürgermeister Norbert Kopp und Stadtrat Frank Mückisch (er hat 2015 kurzzeitig für den ausgeschiedenen Norbert Schmidt die Ressorts Soziales und Stadtentwicklung übernommen, alle drei CDU), dass „die Einrichtung eines solchen Systems … vom Bezirksamt nicht als hoheitliche Aufgabe angesehen“ werde. Es werde „keine Möglichkeit der Finanzierung gesehen“, so steht es in einer Vorlage zur Kenntnisnahme vom 5. Juli 2016. Den schwarzen Peter steckten die beiden CDU-Politiker den Betreibern der Parkhäuser in die Park-Tasche, die „ihrerseits kein Interesse an einer gemeinsamen Aktion zeigen“. Außerdem: Die „Vielzahl der erfor­derlichen Hinweis-Module im Straßenraum [ist] für das gestalterische Erscheinungsbild der Schloßstraße unverträglich“.

    Die SPD fordert zum Umdenken auf. Die gestalterische Unversehrtheit der Schloßstraße (ich frage mich, ob die zur Zeit gegeben ist) „kann unmöglich Argument des Bezirksamtes sein, wenn es um die Sicherheit von Radfahrenden und Fußgängern geht!“, schreiben die Sozialdemokraten in der Begründung ihres neuen Antrags. Die Kosten für ein Parkleitsystem sollten neu ermittelt werden, fordert die SPD – 2006 war von 250.000 Euro die Rede.

    Alle drei Anträge wurden in der Sitzung der BVV am Mittwoch in die Ausschüsse zur Beratung überwiesen. Mein kommentierendes Zwischenfazit: Die SPD hat nach der Kritik an ihrem Ordnungsstadtrat Michael Karnetzki ihre Hausaufgaben gemacht – und gehalten, was sie versprochen hat. Sie hat Vorschläge erarbeitet, wie die Situation an der Schloßstraße dauerhaft verbessert werden kann. – Text: Boris Buchholz

    #Berlin #Steglitz #Schloßstraße #Verkehr

  • Bauverzögerung bei Friedenauer Höhe wegen des Mietendeckels - Tagesspiegel
    https://leute.tagesspiegel.de/tempelhof-schoeneberg/macher/2020/03/10/114823/bauverzoegerung-bei-friedenauer-hoehe-wegen-des-mietendeckels

    Neubauten sind vom Mietendeckel nicht betroffen. Dennoch nehmen ihn so genannte Investoren zum Vorwand, Baumaßnahmenzu stoppen und so die Politik des Berliner Senats zu boykottieren.

    10.03.2020 von Sigrid Kneist - Während ganz im Westen auf dem Areal des einstigen Wilmersdorfer Güterbahnhofs nach und nach die Gebäude hochgezogen werden, passiert auf dem größten Teil des Geländes nichts. Lediglich eine Baustraße führt von der Hauptstraße in die weiträumige, planierte Sandlandschaft, die sich entlang der S-Bahn- und Stadtautobahntrasse entlangzieht. Inzwischen hängt das ambitionierte Projekt Friedenauer Höhe – eins der größten Wohnungsbauvorhaben in der City – um neun Monate bis ein Jahr den Planungen hinterher. Auf diesem Teil des Geländes sollen rund 1200 freifinanzierte Wohnungen entstehen. Auf dem westlichen Teil zur Handjerystraße hin sind rund 250 öffentlich geförderte Wohneinheiten im Bau. Über die Planungen habe ich vor gut einem Jahr geschrieben: tagesspiegel.de

    Was ist da los? Eigentlich sollte bereits 2019 mit dem Bau begonnen werden. Im vergangenen Jahr war schlagartig eine Vermarktung nicht mehr möglich. Grund dafür: Anfang 2019 gab es die ersten Ideen für den Mietendeckel. „Die Diskussion um den Mietendeckel brachte das Interesse der Investoren zum Erliegen“, sagt Klaus Kirchberger, Geschäftsführer der Firma OFB Projektentwicklung, die den Zuschlag für das Gelände und den Bau dieses Teils des neuen Quartiers erhalten hat. Investoren seien sich angesichts der Debatte um die Mietobergrenzen nicht mehr sicher gewesen, ob sich Wohnungsbau in Berlin noch rentiere.

    Anfang März trat der Mietendeckel in Kraft. Neubauten sind von den im Gesetz festgeschriebenen Mietobergrenzen allerdings nicht betroffen. Inzwischen sei man auch wieder mit Investoren in Gespräch, sagt Kirchberger: „Es ist schließlich eine ausgezeichnete Lage.“ Er rechne mit einem Baubeginn Anfang der zweiten Jahreshälfte. Zur Hauptstraße hin soll auch ein großer Gewerbekomplex mit Büroräumen entstehen. Auf der Homepage des Projekts Friedenauer Höhe heißt es noch, dass der Wohnungsbau Ende 2022 beendet und das gesamte Quartier Ende 2023 fertiggestellt sein wird. Inzwischen geht Kirchberger davon aus, dass der Komplex 2024 in Gänze fertig wird.

    Wohnungen werden gebraucht. Laut dem städtebaulichen Vertrag sei die OFB verpflichtet, in diesem Jahr mit dem Bau zu beginnen, heißt es im Bezirksamt, wo man nicht glücklich über die Verzögerungen ist. „Ich erwarte, dass die OFB in diesem Jahr mit dem Bau beginnt und hierfür alle Anstrengungen unternimmt, damit das klappt. Die Menschen brauchen dringend neue Wohnungen“, sagt Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne).

    Verzögerungen im Westen. Auch bei dem bisherigen Bau lief nicht alles rund. Direkt an der Handjerystraße sollte der alte Edeka-Supermarkt bereits im vergangenen Jahr abgerissen werden. Der Supermarkt soll in einem neuen sechsgeschossigen Bau dann später wieder eröffnet werden. Aber Edeka wollte zunächst nicht weichen und berief sich auf einen langfristigen Mietvertrag. Inzwischen gibt es allerdings eine Einigung. Das Gebäude des bisherigen Supermarkts wird demnächst abgerissen, damit dort die Bauarbeiten weitergehen können. Diesen Teil der Friedenauer Höhe baut das Immobilienunternehmen Ten Brinke. Die Wohnungen sollen von der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Howoge übernommen werden.

    #Berlin #Friedenau #Handjerystraße #Wohnen #Immobilien #Politik

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Steglitz-Zehlendorf 31.10.2019
    https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/macher/2019/10/31/101303/wie-die-heutige-bezirksbuergermeisterin-hinter-dem-lenkrad-eines-

    Diese schöne Geschichte zeigt, dass in der DDR alles ging, was eigentlich nicht vorgesehen war, solange es nicht ausdrücklich verboten war. Manchmal wurde sogar das Verbotene erlaubt.

    Wie die heutige Bezirksbürgermeisterin hinter dem Lenkrad eines DDR-Taxis in den Westen reiste – und sich der spätere Bundesgesundheitsminister auf der Autobahn Leipzig-Berlin übergab.

    Für sie ist es ihre schönste Mauerfall-Geschichte – sie ereignete sich allerdings schon einige Wochen vor dem 9. November 1989: Damals war Cerstin Richter-Kotowski noch keine Abgeordnete, Stadträtin oder wie heute Bezirksbürgermeisterin. Sie war aktives Mitglied der Jungen Union und gehörte deren Bundesvorstand an.

    Im September 1989 klingelten der damalige Bundesvorsitzende der Jungen Union und spätere Bundesgesundheitsminister, Hermann Gröhe, und der heutige Daimler-Manager Eckart von Klaeden bei ihr an: Man müsse doch mal Kontakt zur Jugendorganisation des Demokratischen Aufbruchs in Leipzig aufnehmen. „Hast Du eine Auto? Können wir zu Dir nach Berlin kommen und losfahren?“ Über Dreilinden – die beiden Westdeutschen mit ihren Pässen, Cerstin Richter-Kotowski als West-Berlinerin mit einem Passierschein – reisten die drei Christdemokraten in die DDR ein. „Ich habe das damals im Forum Steglitz in der Passierscheinstelle beantragt“ – an den Zooladen nebenan, im Schaufenster tummelten sich kleine Hunde und Katzen, erinnert sie sich noch gut.

    „Auf der Autobahn nach Leipzig hat mein Auto plötzlich am Armaturenbrett so komisch geblinkt.“ Das Trio hielt auf dem Seitenstreifen, Motor an, Motor aus – die Warnleuchte erlosch. Glücklich kamen sie in Leipzig an, trafen dort junge Leute vom Demokratischen Aufbruch und führten ihre Gespräche. Anschließend aßen sie gemeinsam im Leipziger Ratskeller, Hermann Gröhe und Eckehard von Klaeden langten kräftig zu, Cerstin Richter-Kotowski nahm nur eine Kleinigkeit zu sich. Dann hieß es – zurück nach hause. Denn das Visum lief um 1 Uhr in der Nacht ab, dann musste das Trio wieder ausgereist sein.

    Es wurde dunkel, es leuchteten die Laternen, auf dem Weg zur Autobahn ging es über eine Kopfsteinpflasterstraße. „Plötzlich geht meine Lampe im Armaturenbrett wieder an und das Auto begann zu hupen – ich fuhr keinen Meter mehr mit dem Auto weiter.“ Ein freundlicher Trabifahrer leistete autotechnisch Erste Hilfe und schleppte die drei Westler in eine Leipziger Vorstadt ab. „Wir schenkten ihm unsere 25 Mark Zwangsumtausch, das fand er nicht so gut, er wollte lieber West-Mark“, berichtet die Bezirksbürgermeisterin. „Er hakte das Abschleppseil aus und ließ uns auf der Straße der sowjetischen Befreiung stehen.“ Keine Menschenseele weit und breit. Jetzt, was tun?

    Jetzt kam ein DDR-Taxi ins Spiel. Hier ein Foto von Tagesspiegel-Fotograf Kai-Uwe Heinrich, der dieses Bild 1989 machte.

    In der Ferne leuchtete ein Schild: „Taxi“. Der dort wartende Taxifahrer verwies die Reisenden an die Volkspolizei – doch das Revier war verwaist, die Lichter aus. Zurück zum Taxifahrer. „Können Sie uns bis nach Leipzig zum Bahnhof bringen?“ Die Zeit drängte, die Aufenthaltsgenehmigung lief in der Nacht ab. Nein, fahren könne er nicht mehr, er habe etwas getrunken und sei nicht mehr fahrtüchtig. Er telefonierte, fragte Kollegen – keiner konnte einspringen. Dann fielen die Sätze, die sich Cerstin Richter-Kotowski bis heute merkte:

    „Wissen Sie was: Sie geben mir Ihren Polo als Pfand und Sie nehmen mein Taxi.“ Er verhüllte das Taxischild des Ladas, stellte einen Kanister mit Benzin in den Kofferraum und drückte der späteren Bürgermeisterin den Autoschlüssel in die Hand. Sie schoben den Polo auf den Stellplatz des Taxis – und dann hieß es: „Gute Fahrt!“

    „Ursprünglich wollten wir wirklich nur nach Leipzig, aber uns drängte die Zeit, wir mussten pünktlich raus.“ Planänderung – es ging nach Berlin. Auf der Autobahn mussten sie wieder auf dem Standstreifen halten: Die beiden Männer hatten sich im Leipziger Ratskeller den Magen verdorben und übergaben sich über die Leitplanke. Es war dreiviertel zwölf in der Nacht – „ich war so etwas von fertig“ – als Cerstin Richter-Kotowski den Wagen an den Schlagbaum in Dreilinden lenkte.

    Schon der erste Volkspolizist hielt das Leipziger Taxi an. „Klar: Nummernschild aus der DDR. ‚Ja, was machen Sie denn hier? Sie können nicht mit Eigentum der DDR die DDR verlassen‘.“ Die Replik von Richter-Kotowski: „Mein Polo ist mir auch viel lieber.“ Die drei CDU-Mitglieder mussten aussteigen, wurden in einem Verhörraum befragt, die Papiere wurden untersucht. Das Ergebnis der Prüfer: Sie müssten sofort umkehren und ihren eigenen Wagen holen. Ich kann nicht mehr, erwiderte Cerstin Richter-Kotowski, ich fahre nicht zurück. Dann sagte Gröhe: „Ich bin Bundesvorsitzender der Jungen Union, mein Name ist Hermann Gröhe, hier ist meine Visitenkarte. Morgen ist Helmut Kohl in Berlin – und wenn ich morgen früh nicht in der ersten Reihe an der Bühne stehe, kriegen Sie Ärger.“ Der Grenzer verschwand mit der Visitenkarte, einige Zeit später kam er wieder: „Sie dürfen passieren.“ Und dann: „Darf ich die Visitenkarte behalten?“

    #Taxi #Berlin #Leipzig #DDR #CDU

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Tempelhof-Schöneberg 15.10.19
    https://leute.tagesspiegel.de/tempelhof-schoeneberg/macher/2019/10/15/99465/parkraumbewirtschaftung-innerhalb-des-s-bahn-rings

    15.10.2019 - Die Zeiten, in denen man in verschiedenen Stadtvierteln kostenlos parken kann, gehen dem Ende entgegen. Wie der Bezirk auf eine parlamentarische Anfrage antwortete (hier als PDF), ist „für die Flächen innerhalb des S-Bahnringes eine Parkraumbewirtschaftung
    flächendeckend geplant“, die bis Ende 2020 umgesetzt werden soll. Dies sei im Hinblick auf die Ziele des im Juli dieses Jahres beschlossenen Luftreinhalteplans notwendig. Der Bezirk bereitet derzeit die Vergabe für eine Machbarkeitsstudie der im S-Bahnring gelegenen Areale vor, in denen es bislang noch keine Ticketautomaten gibt. Im Frühjahr war im Schöneberger Norden eine neue Parkraumbewirtschaftungszone eingeführt worden.

    Und was geschieht außerhalb des S-Bahn-Rings? Für die Region rund um den Tempelhofer Damm zwischen Alt-Tempelhof und Ullsteinstraße wurde im Zuge des „Verkehrsversuchs Tempelhofer Damm“ ebenfalls eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse werden bis Jahresende erwartet. Bei dem Verkehrsversuch Tempelhofer Damm handelt es sich um das Vorhaben, auf der Hauptverkehrsstraße geschützte Fahrradspuren einzurichten. Auch für Friedenau wird eine Studie in Auftrag gegeben werden, einen Terminplan gibt es aber noch nicht.

    #Berlin #Tempelhof #Verkehr #Parkraumbewirtschaftung

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Tempelhof-Schöneberg 15.10.19
    https://leute.tagesspiegel.de/tempelhof-schoeneberg/macher/2019/10/15/99465/raus-aus-der-cdu

    Alles nicht einfach mit der Politik, schon auf Bezirksebene. Die Geschichte taugt auch als Lehrstück dafür was passiert, wenn man sich voll planloser Begeisterung an eine Aufgabe macht. Hoffentlich endet die Fortsetzung ohne tragisches Ende.

    Die Fraktion der Union in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat nur noch elf Mitglieder. Wanda Preußker hat die Fraktion verlassen, ist auch aus der CDU ausgetreten und will jetzt bis zum Ende der Legislaturperiode als fraktionsloses Mitglied der BVV angehören und dort aktiv sein.

    Die Gründe. „Die Fraktion vertritt Entscheidungen, die ich immer weniger mittragen konnte. Wir brauchen aber neue innovative Konzepte zu Verkehr, Wohnen, Arbeiten – wie unser Bezirk und unsere Stadt in der Zukunft aussehen soll. Leider bin ich mit meinen Vorschlägen nicht durchgedrungen“, sagte Preußker mir. „Ich bin zeitgleich aus der CDU ausgetreten. Ich sehe leider nicht, daß die CDU zukunftsweisenden Visionen ausreichend Platz geben wird.“ Es fehlten „neue zeitgemäße Bildungs- und Verkehrskonzepte und Rahmenbedingungen zur Schaffung neuer Wirtschaftsstandorte – wir hätten ein „Europäisches Silicon Valley” in Deutschland schaffen müssen“.

    Der Auslöser. Prozesse seien in der Fraktion nicht in Gang gekommen; immer wieder sei im Bezirk auf die Landesebene verwiesen worden, sagt Preußker. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe dann der gemeinsame Beschluss von SPD und CDU, die Fällung gesunder Bäume an der Urania zu fordern, nur weil über die Senatskanzlei nach Jahrzehnten der Künstler vorstellig geworden sei, der mit der Präsentation seines dortigen Kunstwerks unzufrieden war. Über Alternativen – etwa eine Lichtinstallation, um das Kunstwerk sichtbarer zu machen – sei gar nicht nachgedacht worden. CDU-Fraktionschef Matthias Steuckardt sagt, die Entscheidung Preußkers sei für die Fraktion überraschend gekommen.

    Erfahrungen mit Parteien. Die CDU ist nicht die erste Partei, in der Preußker aktiv war. Mitte der Nullerjahre – nach einer langen Zeit im Ausland war sie wieder nach Berlin zurückgekehrt – trat Preußker in die FDP ein. Sie habe einen durch und durch liberalen Background, auch was das Verständnis von staatlichen Aufgaben angehe. Dann habe es aber unter dem damaligen FDP-Parteivorsitzenden Guido Westerwelle einen Schwenk hin zur reinen Lobbyistenpartei gegeben, der abstoßend gewesen sei. Da sei sie ausgetreten. Es war die Zeit, als die Piraten aufkamen. Laut Preußker damals eine Partei ebenfalls mit vielen liberalen Ideen, sehr technik- und IT-affin. Für die Piraten erhielt sie bei den BVV-Wahlen 2011 ein Mandat, wurde Fraktionsvorsitzende. Der Bruch folgte schon nach mehreren Monaten. Die Piraten hätten keine klare Ausrichtung gehabt, seien zu einem politischen Auffangbecken geworden. Statt um eine fortschrittliche Netzpolitik sei es nur noch um das bedingungslose Grundeinkommen gegangen.

    #Berlin #Tempelhof-Schöneberg #Politik #Piratenpartei #CDU

  • Les demeures libres dans l’arrondissement le plus riche de Berlin
    https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/macher/2019/08/08/91276/buerger-gegen-leerstand-nennen-sie-uns-leerstehende-gebaeude
    Vous n’avez toujozrs pas trouvé de domicile adéquat ? Voici une liste d’objets disponibles

    Neu in der Leerstandsliste:

    #Morgensternstraße 25 in Lichterfelde: „Das Haus ist schon seit vielen Jahren verfallen und sicherlich inzwischen ein gemütliches Heim für Ratten und anderes Ungeziefer.“
    #Ihnestrasse 82 in Dahlem: „Die Doppelhaushälfte steht seit mehreren Jahren leer, es gibt viele Interessenten, aber der Besitzer ist nicht zu ermitteln, viele Familien mit Kindern würden gerne kaufen, hier wird Wohnraum nicht genutzt.“
    #Reifträgerweg Ecke #Altvaterstraße: „Leerstand seit einigen Monaten.“

    Alte Bekannte:

    #Thielallee, die verlassenen Gebäude des Bundesamts für Risikobewertung. Der Eigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, meldet Eigenbedarf an: Sowohl für die Bundesanstalt für Materialforschung und -Prüfung sowie für das Umweltbundesamt seien mittelfristig umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant, die Gebäude an der Thielallee würden als Ausweichquartiere benötigt.
    #Bergstraße 4 in Wannsee. In diesem Haus will der Bezirk eine Übernachtungsstelle der Kältehilfe ansiedeln.
    #Berliner_Straße Ecke #Clayallee. Das Haus, in dem früher eine Filiale der Commerzbank residierte, soll abgerissen werden. Der Besitzer plant einen Neubau: Auf drei beziehungsweise vier Geschossen sollen unter anderem ein Supermarkt und Büros einziehen. Hier mein Bericht: tagesspiegel.de
    #Gardeschützenweg 3 Ecke #Hindenburgdamm. Ein Treuhänder soll das Haus instandsetzen, das ist der Wille des Bezirks. Derzeit werden dafür die Vorbereitungen getroffen; das Amt geht jedoch davon aus, dass der Besitzer Rechtsmittel einlegen wird. Hier der Bericht aus dem Juni: tagesspiegel.de
    #Waltraudstrasse 45. Das ehemalige Schwesternwohnheim will Besitzer Stephan Allner abreißen und dann neu bauen. Bei einem Brand vor zweieinhalb Jahren war das Haus schwer beschädigt worden. Ein Antrag auf eine Baugenehmigung wurde eingereicht. tagesspiegel.de
    #Ostpreussendamm 31-33: Besitzer Peter Janssen will hier eine neue Seniorenresidenz bauen; er betreibt bereits vier gehobene Seniorenwohnhäuser. Gespräche mit dem Bezirksamt hat es bereits gegeben. Vorwürfe, er würde mit der ehemaligen Seniorenwohnanlage „Dr. Peter Bloch“ spekulieren, weist Peter Janssen von sich. tagesspiegel.de
    #Königin-Luise-Straße, alte Anatomie der Freien Universität. Das Grundstück gehört der Aldi-Stiftung; bisher hatte der Konzern vor, hier einen Supermarkt zu errichten, was der Bezirk jedoch ablehnte. Von neuen Plänen ist (noch) nichts bekannt.

    #Berlin #logement #Steglitz-Zehlendorf

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Reinickendorf | Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof | 8.5.2019
    https://leute.tagesspiegel.de/reinickendorf/macher/2019/05/08/81292/gedenkort-alter-anstaltsfriedhof

    Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof
    Veröffentlicht am 08.05.2019 von Gerd Appenzeller

    An die Zeit der Dritten Reichs und an die Ermordung von Patientinnen und Patienten der Wittenauer Heilstätten will eine Initiative erinnern, die den Alten Anstaltsfriedhof als Gedenkort herrichten möchte. Seit 2014 bemüht sich der „Freundeskreis Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof“ der ehemaligen Wittenauer Heilstätten darum, den Friedhof und seine Geschichte im Bezirk Reinickendorf und in der Stadt Berlin bekannt zu machen. Ziel ist die Errichtung eines würdigen Gedenkortes für die hier immer noch ruhenden Opfer der Naziherrschaft von 1933 bis 1945.

    Was ist an Fakten zum Anstaltsfriedhof bekannt? Mit der Gründung der „Irrenanstalt Dalldorf“ 1880 wurde auch der Anstaltsfriedhof angelegt. Für die Jahre 1934 und 1935 verzeichnet das evangelische Kirchenbuch Wittenau nur drei Bestattungen. Zwischen 1933-1945 starben in den Wittenauer Heilstätten jedoch 4.607 Patienten (laut Sterberegister der Wittenauer Heilstätten), von denen fast jeder zweite auf dem Anstaltsfriedhof bestattet wurde. Teilweise sind die Namen, Geburts- und Sterbedaten und die von nationalsozialistischen Medizinern gefälschten Diagnosen aus den Akten des Landesarchivs Berlin, den evangelischen Kirchenbüchern, dem Klinik-Sterberegister und durch noch lebende Angehörige bekannt. Eine Vielzahl von Patienten, vermutlich mehr als 2000, wurde nach Meseritz-Obrawalde, heute Polen, deportiert und dort umgebracht. 1995 wurde der Friedhof aufgehoben, die Grabsteine wurden entfernt, die Toten aber nicht verlegt. Nur die 39 Kriegsgräber von in den Endkämpfen gefallenen Soldaten wurden auf die Kriegsgräberstätte Freiheitsweg, Berlin- Reinickendorf, umgebettet. An der südlichen Friedhofsgrenze zur Siedlung Im Hufenschlag befinden sich bis heute auf 50 Metern Länge und 16 Metern Breite Reihengräber aus den Jahren 1939- 45.

    Der authentische „Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof“ stellt sich 2019 noch als ein überwucherter, fast unkenntlicher „Unort“ dar (siehe Foto in der „Kiezkamera“ im Reinickendorf-Newsletter), bis vor einigen Jahren aus dem Gedächtnis und dem Gedenken gestrichen. Neben den oben beschriebenen Reihengräbern existieren einige Fotos von Grabsteinen zu Tode gekommener Angehöriger. Der Eingang des Alten Anstaltsfriedhofes wird bis heute von zwei Friedhofsmauerresten gekennzeichnet, die das nicht mehr existierende schmiedeeiserne Tor flankierten. Eine Gestaltung des Friedhofes als historischen Gedenkort für die Patienten der Wittenauer Heilstätten, die Opfer nationalsozialistischer Gewaltanwendung wurden und dort bestattet sind, ist mit relativ einfachen Mitteln möglich. Das gesamte Konzept des Freundeskreises ist unter diesem Link nachlesbar: freundeskreis-anstaltsfriedhof.jimdo.com

    Der Wittenauer CDU-Politiker Björn Wohlert möchte das Konzept politisch unterstützen. Er hat den Fraktionen SPD, FDP, Grüne und Linke entsprechend angeboten, einen gemeinsamen BVV-Antrag zu stellen. Die Grünen und Linken haben diesen Antrag dann mitgezeichnet. Von der FDP erhielt Wohlert nach eigenen Angaben keine Rückmeldung. Die SPD hat einen eigenen Antrag eingebracht. Vor einigen Jahren bereits haben CDU und Grüne einen gemeinsamen Antrag gestellt. Zudem gab es eine weitere Initiative der Grünen. Die Linke war in der vorherigen Legislaturperiode noch nicht in der BVV vertreten. – Gerd Appenzeller

    #Berlin #Reinickendorf #Geschichte

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Steglitz-Zehlendorf 20.12.2018
    https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/macher/2018/12/20/67986/degewo-bauvorhaben-am-wiesenschlag-es-werden-weniger-und-immer-we

    Nikolassee ist nichts für meinen Geldbeutel. Damit das so blebt, haben CDU, Grüne, FDP und AfD bezahlbare Wohnungen verhindert. Die wollen weiter unter sich bleiben. Die sehen das schon richtig. Politiker, die mir so konsequent eine Wohnung im Grünen, ach was, eine bezahlbare Wohnung verweigern, würde ich nie wählen. Fortschrittliche Grüne? Das gab es vor 40 Jahren. Jetzt machen die gemeinsame Sache mit der AfD. Die Nazis waren auch voll Öko in ihrer Zeit.

    Erst hatte das landeseigene Wohnungsbauunternehmen Degewo mit etwa 300 Wohnungen gerechnet: Am Wiesenschlag, einer kleinen Querstraße der Potsdamer Chaussee, sollen Mietwohnungen entstehen. Günstig, viele barrierefrei, geeignet für Familien. Fünfzig Prozent der Wohnungen will die Degewo zu Kaltmieten von 6,50 bis 8,50 Euro pro Quadratmeter anbieten. Im Bebauungsplan, der Anfang Januar aufgestellt wurde, waren es noch 265 Wohnungen. Im Oktober ging Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) von insgesamt lediglich 230 Wohnungen aus, 115 davon sollten Sozialwohnungen werden. Jetzt haben CDU, Grüne, FDP und AfD in der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, dass es noch weniger werden sollen: Von etwa 160 Wohnungen ist jetzt die Rede.

    Die Bezirks-Parlamentarier legten im letzte Woche beschlossenen Antrag die Geschossflächenzahl (GFZ) auf 1,0 fest. Für Bau-Laien unter den Lesern (und da gehöre ich dazu): Diese Zahl setzt die Grundstücksgröße ins Verhältnis mit der Summer aller Geschossflächen. Ist ein Grundstück 1.000 Quadratmeter groß und gilt die GFZ von 1,0 dann dürfen alle Geschosse zusammen auch nur eine Fläche von 1.000 Quadratmetern haben – ganz einfach. Man könnte also vier Stockwerke mit je 250 Quadratmetern bauen oder fünf mit jeweils zweihundert. Oder oder oder. Je kleiner die GFZ, desto kleiner das Haus, desto weniger Wohnungen. Kleinere Häuser passen eben besser in die Umgebung, sagen die Christdemokraten. Was in Richtung Wasgensteig eine interessante Argumentation ist: Denn das dort angrenzende Ärztehaus (dort befindet sich auch die Bio Company und eine Edeka-Filiale) ist massiv, riesig, viergeschossig und liegt auf einer Anhöhe. Die Degewo hatte zuerst mit 1,44 und dann mit einer GFZ von 1,2 geplant. Linke und SPD gehen bei einer Begrenzung auf 1,0 davon aus, dass noch Platz für 160 Wohnungen bleibt. Achtzig davon wären Sozialwohnungen.

    Mit „rückwärtsgewandten und ideologischen Stadtentwicklungskonzepten werden faktisch 140 neue Wohnungen im Bezirk verhindert“, erklärt Hans-Walter Krause, stadtplanungspolitischer Sprecher der Linksfraktion. Er wirft der schwarz-grünen Zahlgemeinschaft (und anscheinend auch der FDP und der AfD) „Klientelpolitik“ vor: Landeseigene Wohnungsbaugesellschaften würden gegängelt, private Investoren an der Schloßstraße und in Lichterfelde-Süd hofiert. Das Degewo-Projekt sei eines „der seltenen Bauvorhaben einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft in Steglitz-Zehlendorf“. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Semler bläst ins gleiche Horn. Zwar sei die ursprüngliche Planung von 300 Wohnungen an dem Standort zu groß, doch „eine Kompromissfindung bei circa 230 Wohnungen wäre möglich und auch der Lage angemessen gewesen“. Die Leidtragenden seien „die Menschen in unserem Bezirk, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind“.

    Erstaunlich ist, dass das Stadtplanungsamt sowohl die Entwürfe von 265 und dann von 230 Wohnungen (das wäre eine GFZ von etwa 1,2 gewesen) kritisch begleitet und den letzten auch befürwortet hatte – die oberste Chefin des Stadtplanungsamts ist die CDU-Bürgermeisterin. Dass ihre Parteifreunde in der BVV gegen die Expertise des Amts stimmten, ist kurios.

    Am Wiesenschlag in Openstreetmap
    https://www.openstreetmap.org/way/4067955

    #Berlin #Steglitz-Zehlendorf #Nikolassee #Am_Wiesenschlag #Wohnen #Politik

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Pankow 29-11-2018
    https://leute.tagesspiegel.de/pankow/unter-nachbarn/2018/11/29/65274

    Die Geschichte um die verschwundenen Briefe an ihren jüdischen Vormieter Isak Binder, die Elisabeth Peter 1987 in ihrer Wohnungstür fand, hat große Anteilnahme bei Ihnen gefunden (den Artikel finden Sie hier). Unter den Zuschriften war auch eine unseres Lesers Karl Tietze. Er konnte den „alten Mann aus New York“ identifizieren, dessen Eltern einst im Haus von Frau Peter eine Milchhandlung betrieben. Dabei handelte es sich um Joseph Lautmann, genannt „Jossel“, der sich selbst stets als „meine Wenigkeit“ bezeichnete. Einen Text über ihn finden Sie auch auf der Website der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, und hier können Sie sogar seine Stimme hören.

    Im Jahr 2000 nahm Herr Tietze an einer Führung von Lautmann durchs Scheunenviertel (Foto) teil. Er verfasste damals eine kleine Geschichte über die Begebenheit, in der Lautmann seine Vergangenheit und die des Scheunenviertels rekapitulierte. Sie entführt uns unmittelbar in das jüdische Berlin der Vorkriegszeit:

    „Wir standen am Eingang zu den Hackeschen Höfen in der Rosenthaler Straße und warteten auf Joseph Lautmann. Hier zwischen Almstadtsraße und Hackeschem Markt, zwischen Linien- und Münzstraße ist er auf­gewachsen, und davon wollte er uns erzählen. Touristen drängten sich in die Höfe und wollten sich das neue Berlin ansehen. Und dann endlich löste sich aus dem Menschengedränge ein klein gewachsener, grauhaariger Mann. Wir liefen neben Lautmann durch die Straßen und er erzählte. Scheunenviertel, das Leben der Ostjuden, Betstuben und koschere Re­staurants. Als die Almstadtstraße noch Grenadierstraße hieß und die Max-Beer-Straße noch Drago­nerstraße und das Jüdische Volksheim noch Zulauf hatte und in der Almstadtstraße fast vierzig Betstuben zu fin­den waren, da verlebte Joseph seine Kindheit und Jugend hier.

    Joseph Lautmann wurde 1916 in der Dragonerstraße geboren. Wie viele der Bewohner zwischen Hirten- und Alter Schönhauser Straße, zwischen Schendelgasse, Mulack­straße und Münzstraße, also dem früheren Scheunenviertel, waren auch seine Eltern Ostjuden. Hier in der Nähe der schon im 17. Jahrhundert vorhandenen jüdischen Einrichtun­gen wohnten die durch Pogrome und Armut vertriebenen Juden aus „Russisch-Polen“, aus dem Gebiet zwischen Warschau und Lodz und Krakau und aus dem Inneren Russlands als Kleinhändler, Handwerker und Arbeiter. Vielen war der große Sprung nach Amerika nicht geglückt. Nicht an den Kais von Manhattan, sondern auf dem Schlesischen Bahnhof endete ihre Reise.

    Die Eltern Josephs, gläubige Juden, betrieben in der Dragonerstraße 12 einen Laden für Milchprodukte „en gros und en détail“. Lautmann führt uns dorthin. Das Haus gab es noch, Ende des 19. Jahrhundert gebaut mit einem Torweg, von dem auch ein Zugang zum Laden führte. Wer abends oder am Sonntag noch etwas brauchte, benutzte trotz regelmäßiger Öffnungszeiten diesen Eingang und wurde bedient. Neben der Ladentür stand auf dem Putz in großen schwarzen Buchstaben geschrieben, was es zu kaufen gab: Butter, Milch, Käse – alles koscher.

    Joseph wurde regelmäßig in die Brunnenstraße zur Molkerei geschickt, um sicher zu sein, dass für die Milch nur die Gefäße der Handlung Lautmann benutzt wurden. Dort in der Brunnenstraße standen 30 Kühe, im Sommer roch es nach frischem Gras und im Winter nach Heu. Und nicht ohne Stolz bemerkte Lautmann, dass selbst die Firma Tietz von Lautmanns mit ko­scheren Milchprodukten beliefert wurde. Recht einträglich muss das en-gros-Geschäft seines Vaters gewesen sein. Für einen günstigen Skontosatz verteilten die Lieferan­ten die Ware, zum Beispiel ein Waggon Zucker, direkt an die Verbraucher, an das Restaurant in der Dragonerstraße oder den Bäcker in der Grenadierstr.

    Der Großvater, ebenfalls ein strenggläubiger Jude, wohnte in der Grenadierstraße 29, in die die Lautmanns auch zunächst gezogen waren. Er lebte vom Geldwechselgeschäft und genoss bei den Banken großes Ansehen. Eines Tages erschien in einer Tageszeitung ein Bild des Großvaters, einen typischen Ostjuden mit Bart und Schläfenlocken wollte man zeigen. Joseph entdeckte das Bild in einer Kaffeehauszeitung, riss es heraus und brachte es nach Hause. Der Großvater wies das weit von sich, nein das wäre er nicht, ein orthodoxer Jude lässt sich nicht abbilden. Nur einmal war das nicht zu vermeiden: Für seinen Pass brauchte auch der Großvater ein Foto.

    Joseph Lautmanns Onkel betrieb in der Grenadierstraße in einem der vielen Kellerlokale das Sortieren von Lumpen und den Handel mit Textilien. In Haufen lagen dort Wolle, Baumwolle und gebrauchte Kleidung, um dann an einen Großhändler weiterverkauft zu werden. Der Schuster Wilhelm Vogt, der selbst ernannte Hauptmann von Köpenick, hatte hier Teile seiner Uniform erstanden, so Lautmann. Joseph erinnert sich, dass der Onkel mehr im Himmel als auf Erden lebte. Denn wenn er nur konnte, ließ er seine Arbeit im Stich, um eine der vielen Bet­stuben – in manchen Häusern gab es drei Stuben – zum Gebet oder zum Lesen der Thora aufzusuchen. Es war meist die Grenadierstraße 1, wo ein berühmter Rabiner residierte. Die eifrige Frömmigkeit vertrug sich nicht immer mit den Pflichten des Onkels, und wenn die Tante nicht so tüchtig gewesen wäre – sie betrieb den Handel – hätte es für die drei Kinder schlecht ausgesehen.

    Zur Schule ging Joseph Lautmann in der Großen Hamburger Straße. Jeden Morgen lief er mit zwei Milchkannen in der Hand die Grenadierstraße hinunter, die er dann den Kunden seines Vaters vor die Tür stellte. Die Grenadierstraße war der Mittelpunkt des Viertels, stets wimmelte es, besonders an Sonntagen, von Menschen, die hier Handel trieben und kauften, Juden liefen im Kaftan vorbei, vielleicht war ein durchrei­sender Rabbiner dabei, und an manchen Wochentagen früh morgens reihten sich Pferdewagen die Straße entlang, es waren Bauern der Umgebung, die zum Alexan­derplatz auf den Markt fuhren.

    An der Essigfabrik Heinn und der Geflügelhandlung Marilos vorbei stieß er am Ende der Grenadiertraße auf die Münzstraße. Die Münz­straße war schon immer Kinostraße, denn 1899 eröffnete Pritzkow hier das erste Kino, gegenüber die Bio-Lichtspiele, ein Tageskino, daneben im ersten Stock Ber­ger’s Wiener Restaurant. In der Schulpause gab es bei der Witwe Berger Kuchen und im Lokal nebenan, dem „Pappelbaum“ Eis und im Winter Gänse zu kaufen. Der Uhrenladen von Brauchstätter an der Ecke war samstags, am Sabbat, geschlos­sen. Gegenüber das Schuhgeschäft Bernhard und unübersehbar Bötzows „Münz­glocke“, ein bekanntes Lokal der Unterwelt, vor dem auf offener Straße auch Schwarzhandel betrieben wurde.

    Josephs Schulweg führte weiter in die Neue Schönhauser Straße und die Rosenthaler Straße bis zu den Hackeschen Höfen. Kleingewerbe und insbesondere Konfektionsbetriebe – „Zwischenmeister“ – erinnert sich Lautmann, waren hier zu finden. Den Schüler interessierte mehr das Haus des Jüdischen Wanderbundes am Monbijou-Park gegenüber. Hier hatte er sein Ziel fast erreicht, von der Oranienburger Straße bog er rechts in die Große Hamburger und da war das große Schulgebäude schon zu sehen, 800 Knaben wurden dort zeitweise unterrichtet und wir wissen, dass es über 1000 Jungen und Mädchen waren, als die Nazis ein Schulverbot für alle jüdischen Kinder verhängten.

    Die Turnhalle lag zum alten jüdischen Friedhof, mit Joseph Lautmann tauchten wir in den Schatten der al­ten Bäume. Er übersetzte uns die hebräische Inschrift auf dem Grabstein Moses Mendelssohns, „der Hofjude Friedrich des Großen“, wie Lautmann meinte. Und das jüdische Altersheim zwischen Friedhof und Schule? Daran konnte sich Josef Laut­mann nicht mehr erinnern. Die Nazis hatten hier die jüdische Bevölkerung zum Ab­transport zusammengetrieben und dann das Gebäude zerstört.

    Noch eine andere Schule musste Lautmann regelmäßig besuchen. Jeden Samstag führte sein Weg in die Grenadierstraße 31 zur Talmud-Schule. Joseph spielte lieber Fußball mit seinen Freunden, aber nicht oft hat er sich dazu überreden lassen, denn schon wenn er zu spät zum Unterricht kam, wurde sein Vater sehr böse. Übers Jahr lasen die Schüler die Thora und am Ende wurde das Laubhüttenfest gefeiert. Als Lohn für die Mühen konnte sich dann Joseph mit dem Bau der Hütten vergnügen, er wusste, wie viel Eierkisten er benötigte und wo er die Zweige herholte für das Dach. Durch das konnte man den Himmel sehen, denn die Laube, nur von kurzem Bestand, war das Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens.

    Zu einer weiteren jüdischen Bildungseinrichtung führte uns Lautmann, in die Max-Beer-Straße 5 (damals Dragonerstraße 22), dem Jüdischen Volksheim. Zwei junge Leute ließen uns in den Torweg – nichts schien sich geändert zu haben, seit dem Joseph sich dort zu Vorträgen und belehrenden Gesprächen mit seinem Vater eingefunden hatte. Eine Bildungseinrichtung, so etwas gäbe es dort jetzt auch, meinte der junge Mann. Und wem hat Lautmann damals zugehört? Er erwähnt Egon Kisch, Franz Kafka, Mischket Liebermann, Arnold Zweig und Scholem Aleichem, Martin Buber und Max Brod waren auch dort. Bis 1929 gab es das Volksheim, da war Josef 13 Jahre alt.

    Wir gingen weiter bis zur Ecke Schendelgasse. Lautmann erinnert sich: Hier war die Apotheke von Goldmann, das Restaurant Süßapfel und Gotzler’s Fischhandlung. Und dann standen wir vor einem sorgfältig restaurierten Eckhaus. So schön hatte es Lautmann noch nie gesehen. Hier war eine Kneipe, erinnert er sich, in der zuerst Kommunisten verkehrten, dann aber machte sich die SA dort breit und benutzte sie als Sturmlokal, das bedeutete, von hier machten die Nazis Jagd auf Juden.

    Joseph Lautmann hatte noch nicht viel über die Nationalsozialisten gesagt, und doch hatte er sie erlebt. Noch nicht bewusst 1919 die blutigen Handgemenge in der Grenadierstraße, aber das Pogrom 1923 im Scheunenviertel schon als Siebenjähriger, und als 1928 Joseph Goebbels in den Sophiensälen seine Kampfreden hielt, da war er schon dabei. Als die Nazis an die Macht kamen war Josef Lautmann 17 Jahre alt. 1936 verließ sein Vater Deutschland, sein Bruder und eine Schwester wenig später. Er selbst floh 1938 im Alter von 22 Jahren. Eine Schwester blieb, sie wurde 1942 im KZ ermordet. Joseph Lautmann kam nach Deutschland zurück. „Meine Wenigkeit“, wie er sich die ganze Zeit bezeichnete hatte, er und sein Leben – nein, eine Wenigkeit war das nicht.“

    Vielen Dank an Herrn Tietze für diese eindrückliche Schilderung. Joseph Lautmann starb ein paar Jahre darauf, 2005.

    #Berlin #Mitte #Geschichte

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Lichtenberg 12. November 2018
    https://leute.tagesspiegel.de/lichtenberg/macher/2018/11/12/63450/google-wird-nirgendwo-in-berlin-einen-google-campus-etablieren

    Veröffentlicht am 12.11.2018 von Robert Klages

    Die CDU warb zuletzt heftig darum, den Google-Campus, der in Kreuzberg nicht zustande gekommen war, nach Lichtenberg zu holen. Standortvorschlag: Das ehemalige Stasigelände an der Frankfurter Allee. Große Teile des Geländes liegen seit etlichen Jahren brach oder sind unzureichend genutzt. Google und die Stasi? „Die Idee eines Google Campus auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale ist schon…makaber. Und es wird diesem historischen Ort überhaupt nicht gerecht“, sagte mir Philipp Ahrens, Kreisvorsitzender der Grünen.

    Der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V. sieht das anders und fordert das Bezirksamt auf, auf Google zuzugehen und für eine Ansiedlung auf dem Stasi-Gelände zu werben. „Google steht für eine radikale Demokratisierung der Informationen, ist damit das Gegenteil des Informationsmonopols, über das SED und Stasi seinerzeit wachten“, sagt der Historiker Christian Booß, Vorstand des Vereins. „Andererseits steht Google auch für die Gefahren, die die Macht internationaler Internetkonzerne mit sich bringt. Gerade das ehemalige Stasi-Gelände ist ein Ort, wo man sich auch das Problem des Informationsmissbrauchs gut bewusst machen kann. Insofern wäre Google in Lichtenberg einem interessanten Spannungsfeld ausgesetzt.“ Der dort geplante „Campus für Demokratie“ zeige bisher keine ausreichende Zündkraft und komme nur schleppend voran. Google könnte den Standort beleben und das ehemalige Sperrgebiet in die moderne Gesellschaft zurückholen.

    Allerdings hat Google erstmal die Schnauze voll von Berlin. Von dem Google-Campus hat das Unternehmen Abstand genommen. Zwar telefonierte Bezirksbürger*innenmeister Michael Grunst (Linke) mit Google über eine Zusammenarbeit in Lichtenberg. Allerdings möchte Google nur kleinere Projekte machen („Unterstützung der Start-Up-Szene“) – hierzu wird Grunst erneut mit Google telefonieren. Auf unsere Anfrage geantwortet hat das Unternehmen noch nicht. „Google wird nirgendwo in Berlin einen Google Campus etablieren. So die bisherige telefonische Auskunft“, sagte Grunst. Und generell meint er, dass sich kaum ein Unternehmen ansiedeln wird oder Projekte durchführt, nur weil jemand medial rumposaunt. „Ansieldungen von Wirtschaftunternehmen sind vor allem unternehmerische Entscheidungen, welche gut vorbereitet und professionell begleitet sein müssen.“ Eine Pressemitteilung oder eine Mail reichten da in der Regel nicht aus und seien sogar eher kontraproduktiv. Meinungen können sich ändern, aber wie schon Harley Davidson, von Baustadträtin Birgit Monteiro (SPD) zuletzt heftig umworben, möchte auch Google nicht nach Lichtenberg. Der Standort Stasizentrale ist raus. Und ganz Berlin offenbar erstmal auch.

    #Berlin #Google #gentrification #luttes

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Steglitz-Zehlendorf 20.9.2018
    https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf-20-9-2018

    Entscheidung ohne BVV: Ein Verkauf der Villa Schmarjestraße 14 ist umstritten
    Veröffentlicht am 20.09.2018 von Boris Buchholz

    Der CDU-Fraktionschef bedankte sich in der Bezirksverordnetenversammlung am Mittwoch ausdrücklich bei seiner Bezirksbürgermeisterin dafür, dass sie die Villa in der Schmarjestraße verkaufen möchte. Der FDP-Fraktionschef dankte der Jugendstadträtin der SPD herzlich, dass sie in der „Geistervilla“ ein Schutzhaus für Frauen und Kinder errichten wollte. Sie sehen, bei der Causa Schmarjestraße scheiden sich die Geister.

    Dabei hatte das Ehepaar Mehnert die besten Absichten, als es seine Villa dem Bezirk vermachte: Im Testament stehe, dass der Bezirk dort ein Altenwohnprojekt etablieren solle, erklärte Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowksi. „Der Wortlaut ist eindeutig und lässt einzig die Nutzung der Altenhilfe zu“, sagte sie. „Von Anfang an“ sei es für das Bezirksamt unmöglich gewesen, „die Auflage des Testaments zu vollziehen“. 1989 sei die Erblasserin verstorben; bis 2012 nutzte eine Kita des Vereins „Weg der Mitte“ das Gebäude, Frau Mehnert hatte noch selber den Mietvertrag unterschrieben. Nach dem der Bezirk die Kita aus dem Haus geklagt hatte, stand ab 2012 das Haus „erstmals in der Verfügungsgewalt des Bezirks“, so die Rathauschefin. Seitdem steht die Schmarjestraße 14 leer.

    Im Juni lehnte das Bezirksamt eine Vorlage der Jugendstadträtin Carolina Böhm (SPD), das Haus dem Senat zu übertragen und ein Schutzhaus für Kinder und Jugendliche zu etablieren, mit den Stimmen der Stadträte von CDU und Grünen ab; die beiden SPD-Stadträte waren dafür. Die Bezirksamtsmehrheit will das Haus verkaufen und den Erlös an Stiftungen übertragen, die im Bezirk in der Altenhilfe tätig sind.

    „Nüchtern juristisch“ betrachtet liege „die Idee von Frau Richter-Kotowski doch nahe“, sagte Torsten Hippe (CDU), „der Erblasser wollte Senioren unterstützen“. Außerdem sei es wegen des Denkmalschutzes nicht möglich, für das zweite Obergeschoss einen zweiten Rettungsweg zu errichten. Und: Auf dem Grundstück liege die Auflage, eine sogenannte Grunddienstbarkeit, weder ein Gewerbe einziehen zu lassen, noch Lärm zu erzeugen. Was das verstorbene Ehepaar wollte, interpretierte Jan Kellermann (SPD) anders: „Der Erblasser wollte eine soziale Nutzung in diesem Haus.“ Die Mehnerts hätten nicht gewollt, dass mit dem Verkaufserlös in ihrem Sinne gehandelt werde, sondern dass in ihrem Haus, ihrer Wohnung, ein Ort für soziales Handeln entstehe.

    Der liberale Kay Ehrhardt, von der FDP stammte auch die Große Anfrage zur Schmarjestraße, brachte noch zwei andere Themen auf das parlamentarische Parkett. „Haben Sie es denn schriftlich von der Senatsfinanzverwaltung, dass wir einhundert Prozent des Verkaufserlöses bekommen? Oder sagen Sie, 25 Prozent sind genug?“, fragte er die Bürgermeisterin. Sie blieb eine Antwort schuldig. Der Hintergrund: Normalerweise erhalten die Bezirke nur ein Viertel der Erlöse aus Grundstücksverkäufen; der Rest geht in die Landeskasse. Ehrhardts zweiter Punkt: „Sie entscheiden etwas, ohne uns 55 darüber zu informieren“; er meint damit die Bezirksverordneten. „Wir sind hier, um sie zu kontrollieren.“ Mehrere Redner beklagten, dass die BVV und speziell der Jugendhilfeausschuss niemals über den anstehenden Verkauf der Villa informiert worden seien. Rena Peterson (Grüne), sie ist Vorsitzende des Ausschusses für Frauen und Gleichstellung, bestätigte: „Dass ist am Ausschuss vorbeigegangen.“

    Zwei Wortbeiträge möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Zum einen erklärte der Fraktionsvorsitzende der Linken, Gerald Bader, dass der Umgang mit der Villa in der Schmarjestraße dafür spreche, „dass der Bürgerwillen in unserem Bezirk keine Rolle spielt“. Und der Sozialdemokrat Norbert Buchta wunderte sich über die Eile des Bezirksamts und über die konkreten Verwendungspläne des Verkaufserlöses. Das schnelle Handeln ohne die BVV beteiligen zu wollen, könne er sich nicht erklären – „es sei denn, Sie haben einen Investor an der Hand“.

    Am Dienstag kommender Woche (25. September, 17.30 Uhr) tagt der Jugendhilfeausschuss; die Schmarjestraße wird Thema sein. Immerhin befindet sich das Haus im Fachvermögen der Abteilung Jugend.

    #Berlin #Zehlendorf #Schmarjestraße #Politik #Immobilien

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Steglitz-Zehlendorf 5.4.2018
    https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf-5-4-2018
    Ausprobiert hamwase, die Ordnungsamt-App. Erjebnis :

    1. Umständlich isse. Bevor ick den zugeparkten Halteplatz fertig eingegeben habe, muss ick schon zum nächsten Kunden.
    2. Passiern tut nüscht. Anzeijen kannste viel, aber kümmern tut sich keena.

    Vielleicht teste ick mal, wat passiert, wennick konsequent alle zujeparkten Halten einjebe. Wetten, ick krieje nicht mal ne Rückmeldung über die Verfahren, die nicht stattfinden?

    Summa summarum kannick ooch zu Hause bleim und Call of Duty spieln. Dit is echta Kriech, also jenauso echt wie de Stadt inne Ordnungsamt-App.

    Nach mehrmaliger Verschiebung ist nun auch Steglitz-Zehlendorf als letzter Berliner Bezirk in der App vertreten, mit deren Hilfe zum Beispiel Straßenschäden, Müllhaufen oder Schmierereien digital dem Ordnungsamt mitgeteilt werden können. Ich hatte kaum getwittert, dass die „inzwischen schon legendäre“ App nun auch im Südwesten nutzbar ist, schon kamen die ersten hochlustigen Reaktionen, Marke: „Endlich alles melden! Falschparkende, Wildpinkler, Sperrmüllabladende. Alles melden, melden melden! Hahahahaaa!“ Wie gesagt: legendär. Ich will den humorigen Elan nicht bremsen, aber Menschen kann man mit der App gar nicht melden. Auch deswegen ist der hier und da zu hörende Begriff „Blockwart-App“ mit seinem dümmlichen Nazi-Vergleich völlig überzogen.

    Und wie funktioniert’s? Leidlich. Erfahrungen aus dem Nachbarbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zeigen, dass die Behördenmitarbeiter tatsächlich dranbleiben, dass man als Nutzer Rückmeldungen bekommt und dass zum Beispiel gemeldeter Müll dann auch einigermaßen zeitnah beseitigt wird. Die App ist mobil ganz gut zu bedienen und weitgehend selbsterklärend. An einigen Stellen merkt der Nutzer allerdings, dass hier Bürokraten am Werk waren, die sich nicht immer in ihre Kundschaft hineinversetzen können. So muss man jede Meldung einer Kategorie thematisch zuordnen. Begriffe wie „Sondernutzung“, „Jugendschutz“, „Parkraumbewirtschaftung“ oder „Straßenaufsicht“ mögen in Behörden verbreitet sein, ansonsten kann aber kaum jemand etwas damit anfangen. Geläufigere Wörter wie „Schlaglöcher“ oder „Straßenschäden“ kommen dagegen nicht vor. Und so muss man oft mühsam in einer endlosen Liste rauf- und runterscrollen, bis eine Kategorie halbwegs passt. Hier wäre mal nachzubessern.

    #Berlin #Staglitz-Zehlendorf #Ordnungsamt

  • Tagesspiegel Leute Newsletter | Steglitz-Zehlendorf 15.3.2018
    https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf-15-3-2018

    Erst einmal zu den guten Nachrichten: Im Schlosspark Theater wurde 2017 rechnerisch fast jeden Tag Theater gespielt – 358 Vorstellungen fanden statt, geplant waren eigentlich nur 280. Vier Neuproduktionen waren für 2017 geplant, tatsächlich wurden fünf Premieren gefeiert. Das Steglitzer Theater ist aktiv, kümmert sich, ist präsent. Das Problem sind die Zuschauerzahlen. 79.919 zahlende Gäste zählte das Haus von Dieter Hallervorden im letzten Jahr; 2016 waren es bei „nur“ 339 Vorstellungen noch 89.705 Besucherinnen und Besucher. Zählt man nur das zahlende Publikum bleibt jeder zweite Theatersessel im Haus in der Wrangelstraße leer.

    Diese Zahlen stammen aus dem „Bericht zur Finanziellen Entwicklung der landeseigenen Theater- und Orchesterbetriebe“, der demnächst im Ausschuss für Kulturelle Angelegenheiten des Abgeordnetenhauses beraten werden wird. Die Vorsitzende des Kulturauschusses, Sabine Bangert (Grüne), schreibt in einer „kulturpolitischen Information“: „Probleme zeichnen sich aber auch aufgrund der geringen Auslastung … vor allem aber beim Schlossparktheater ab – wobei die Unterhaltungstheater insgesamt nur noch eine Auslastung von 58 Prozent haben.“ Der Bericht gibt übrigens auch Auskunft über die staatliche Unterstützung für die Theater (und Orchester) Berlins. 2017 flossen insgesamt 883.000 Euro öffentliche Zuschüsse an das Schlosspark Theater. Das Land Berlin gab 283.000 Euro als institutionelle Förderung in den Theater-Etat, weitere 600.000 Euro flossen als Lottogelder.

    https://www.schlossparktheater.de

    KONTAKT:
    Schloßstraße 48 / 12165 Berlin
    Kasse: 030 - 789 56 67 - 100
    Kasse: kasse(at)schlossparktheater.de
    Büro: berliner(at)schlossparktheater.de

    #Berlin #Steglitz #Wrangelstraße #Schloßstraße #Theater

  • Tagesspiegel Leute Newsletter
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    Noch ne Ampel

    im Zebrakostüm wurde hier im März noch dafür demonstriert, dass ein Fußgängerüberweg mit Ampel den Übergang auf der Hauptstraße zwischen Helmstraße und Vorbergstraße sicherer macht. Nun stehen schon die Masten, „es kann sich nur noch um Tage und Wochen handeln“, bis die Ampel tatsächlich fertiggestellt ist, sagt Catherina Pieroth-Manelli, für die Grünen im Abgeordnetenhaus. Nach eigenen Angaben setzt sie sich seit einem Dreivierteljahr dafür ein, dass die Ampel kommt. Zwei Verkehrsunfälle, bei denen Kinder verletzt wurden, sorgten in diesem Jahr schon für Schlagzeilen – und dafür, dass die Ampel verhältnismäßig schnell installiert wurde.

    Schon zur Abgeordnetenhauswahl im September 2016 kündigte die SPD Schöneberg an, dass an der Einmündung „eine Ampel errichtet“ wird. Dem ging ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg voran. Die Ampel wäre nicht nur für überquerende Fußgänger und Kinder wichtig, sondern auch für Radelnde, die die Route von Mitte nach Wannsee nutzen, die genau hier die Hauptstraße kreuzt. Doch damit an der Kreuzung etwas geschieht, muss der Prozess vom Bezirksamt über den Senat und die Verkehrslenkung Berlin (VLB) laufen, die wiederum über eine Ausschreibung eine Firma finden muss, die die Ampel aufstellt. Und das dauert.

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