Baugenehmigung für Berliner Problemturm Steglitzer Kreisel
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Vor Jahren wollte ein Berliner Finanzsenator den jetzt bald seit elf Jahren leer stehenden, damals asbestverseuchten Steglitzer Kreisel abschließen und vergessen, sein Nachfolger den 118,5 m hohen vermaledeiten Turm aus den 1970er Jahren verschenken. Das ist am boomenden Berliner Markt längst kein Thema mehr. Das Ungetüm im Stadtbezirk Steglitz wurde verkauft und jetzt liegt für den auf Kosten des Landes Berlin gründlich ausgeweideten Kummerturm Baurecht für 329 schicke Eigentumswohnungen vor.
Aufatmen beim bundesweit tätigen Projektentwickler CG Gruppe: „Die Baugenehmigung für die Sanierung und Umnutzung von Büro auf Wohnen im bekannten Hochhaus wurde erteilt“, freut sich Vorstand Jürgen Kutz. Die Wiederauferstehung des „ÜBerlin“ getauften Problemturms lassen sich Kutz und seine Finanzinvestoren (50% der CG Gruppe gehören der Immo-AG Consus Real Estate) 220 Mio. Euro kosten.
Die Bauarbeiten für die zwischen 31 qm und 120 qm großen Wohnungen und Penthäuser lässt Kutz im Frühjahr kommenden Jahres beginnen. Derzeit finden im Gebäude vorbereitende Arbeiten zur Sicherung und zum Brandschutz statt. 2021 will Kutz fertig sein. „Müssen wir sogar“, lacht der Entwickler. 2007 nämlich pinselte beim Abschiedsfest einer der Büroarbeiter: „2007 good bye. In 15 Jahren sehen wir uns wieder“, an die Wand. „Diesen Wunsch wollen wir erfüllen.“ Oben im Turm befand sich bis 2007 ein Teil des Bezirks-Rathauses.
Turmwohnungen mit stolzen Preisen
Dass sich Beamte und Beschäftigte einer Behörde die neuen Bleiben leisten können, ist eher unwahrscheinlich. Die Preise für die Eigentumswohnungen beginnen bei 4.300 Euro/qm und klettern mit jeder Etage weiter nach oben. Das Ende der Fahnenstange für die normalen Wohnungen sei bei 9.000 Euro/qm erreicht. Die Penthäuser hoch über der Stadtautobahn und dem Busbahnhof sind teurer. Der Durchschnittspreis am Eingangstor zur Einkaufsstraße Schloßstraße beträgt 7.400 Euro/qm. Obwohl der Vertrieb offiziell noch gar nicht begonnen habe, hätten schon jetzt „zahlreiche potenzielle Käufer ihr Interesse angemeldet“, beteuert Kutz.
Pro Stockwerk stehen etwa 830 qm Wohnfläche zur Verfügung. Durch unterschiedliche Zuschnitte und Preisklassen sollen verschiedene Zielgruppen vom Single bis zur Familie und vom lokalen bis zum internationalen Käufer erreicht werden. Insgesamt werden knapp 23.700 qm Wohnfläche neu geschaffen.
Sockelsanierung erfolgt im zweiten Schritt
Weitere 70 Mio. Euro wollen Kutz und Kollegen in einem zweiten Schritt in den Sockel des Gebäudes pumpen. Gemeint ist die Sanierung von Läden und Büros, einem Hotel aber auch rund 70 Mietwohnungen. Letztere will Kutz für 12,50 bis 15 Euro/qm vermieten. „Das sind die im Bezirk üblichen Preise“, sagt der Entwickler selbstbewusst. Die Entwürfe für den Umbau des Gesamtkomplexes stammen vom Leipziger Architekturbüro Fuchshuber und sollen das hässliche Entlein auch durch nachträglich angebaute Balkone und Loggien in einen schönen Schwan verwandeln.
Vor gut zehn Jahren spitzte sich die Zukunft des Kreisels auf die Frage zu: „Will den jemand haben oder kann der weg?“ Jahrelang bot der Berliner Senat seinen verseuchten Kummerturm an wie Sauerbier. Mal trugen sie den ollen Turm auf die Immobilienmesse Mipim ins südfranzösische Cannes, mal sprachen sie mit Chinesen, dann mit der Meridian-Stiftung, dann mit einem Scheich aus Katar. Das ging, bis sich der Berliner Immobilienmarkt drehte, die deutsche Hauptstadt hip wurde.
Nach endlos zähen Verhandlungen, Schlagabtauschen, Gutachten und juristischem Geschacher mit der Stadt erhielten Kutz und sein Vorstandskollege Christoph Gröner den Zuschlag. Erst erwarben sie den Sockel vom Berliner Immobilienunternehmen Becker & Kries, im Sommer vergangenen Jahres dann auch den Turm vom Land Berlin.
Immobilienskandal um die schöne Sigi
Das Verfahren dauerte und dauerte, sicher auch deshalb, weil die Verkäufer den Investoren ganz genau auf die Finger schauen wollten. Ärger gab es mit dem Stahl-Beton-Koloss nämlich mehr als genug. Und das vom ersten Tag an. Am Anfang stand einer der größten Immobilienskandale, die das an solchen Affären wahrlich nicht arme West-Berlin zu bieten hatte. In seinem Mittelpunkt: Sigrid Kressmann-Zschach. Die Investorin und Architektin, von der Boulevardpresse „die schöne Sigi“ genannt, hatte sich Ende der 60er Jahre Grundstücke im Bezirk gesichert. Die Areale waren von entscheidender Bedeutung für den Bau der U-Bahn-Linie 9. Mit diesem Faustpfand trotzte die glamouröse Dame den Behörden den 118,5 m hohen Turm ab und sicherte sich gleichzeitig die informelle Zusage des Bezirks, die Büros anzumieten. Das für den Bau nötige Eigenkapital brachten Kommanditisten auf, die von der komfortablen 75%igen Sonderabschreibung für gewerbliche Investitionen in West-Berlin profitierten.
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Neuer Wohnraum: Der Steglitzer Kreisel wird Berlins höchster Wohnturm - Berlin - Tagesspiegel
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120 Meter hoch, schon während der Bauzeit in den 1970er Jahren eine Investitionsruine und später Sitz des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf – die Skandalgeschichte des Kreisels ist beendet: Das Bauamt hat die Pläne des neuen Eigentümers genehmigt, das Geisterhaus an der Schloßstraße in Berlins höchsten Wohnturm umzubauen. Wie Christoph Gröner Chef der CG-Gruppe mitteilt, sollen rund 300 Wohnungen entstehen.
Die Pläne stehen, die Arbeiten beginnen. „ÜBerlin“ nennt der Unternehmer den Kreisel, um auch beim Namen mit der Geschichte des Gebäudes zu brechen. Die Bauzeit dauert bis etwa Ende des Jahres 2020. Im Turm selbst sollen rund 260 Eigentumswohnungen entstehen, für weitere 67 soll Platz in der zweiten sowie dritten Etage des Sockels sein. Auch kleinere Wohnungen mit einer Fläche von etwa 30 Quadratmetern sind vorgesehen.
Dass der Turm so lange leer stand, hängt auch mit der unglücklichen Aufteilung des Gebäudeensembles zusammen: Zuvor hatte es immer zwei Eigentümer gegeben, das Land Berlin besaß den Turm. Der Firma Becker und Kries gehörte der mehrgeschossige Sockel mit Läden und Hotel, einem Busbahnhof sowie einer Tiefgarage mit 400 Stellplätzen und 800 weitere in einem Parkhaus – 30 000 Quadratmetern gewerblich genutzte Fläche sind es insgesamt.
Es geht hoch hinaus
Gröner gelang es, zunächst diesen Bereich zu erwerben und später den Turm. Nun kann das ganze Ensemble neu gestaltet und saniert werden. Ein Ergebnis des Baugenehmigungsverfahrens war außerdem, dass der Turm in die Höhe wuchs. Bisher hieß es, dieser sei 118,5 Meter hoch, nunmehr sind es 120 Meter – das jedenfalls ergab die Vermessung.
Bürotürme zu Wohnhäusern – das ist auch das Leitbild Gröners für das frühere Postscheckamt am Halleschen Ufer in Kreuzberg: „Das Vorhaben ist auf der Konsensliste des Bezirks“, sagte Gröner auf Anfrage. Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen, nachdem der neue Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) angetreten war und Bedenken auch wegen der Preise der Mietwohnungen geäußert hatte.
600 Wohnungen entstehen auf dem Areal, 170 davon gefördert im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus. Proteste gibt es aber bei Eltern der nahe gelegenen Clara-Grunwald-Schule. Sie beklagen, der Hof werde verschattet und ein Teil desselben für die Erweiterung der Bildungseinrichtung abgezweigt zur Unterbringung der in die Neubauten einziehenden Kinder – weil auf dem Areal des Entwicklers dafür keine Baufläche sei.
Die CG-Gruppe ist bundesweit tätig und hat laut Gröner allein in Berlin 1600 Wohnungen in den vergangenen fünf Jahren errichtet. Die Neubauten würden „familienfreundlich“ im Durchschnitt für 12 Euro je Quadratmeter und Monat vermietet. Zum „Grundverständnis“ Berlins gehöre es, dass die Kaufkraft in der Stadt bei rund 60 Prozent jener von Hamburg liege und auch weit hinter der internationaler Metropolen.
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