Kurierfahrer : Der Arbeitskampf begann bei WhatsApp

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  • Solidaritätserklärung mit Deliveroo-Fahrerinnen und Fahrer - AG Taxi Berlin
    http://www.ag-taxi.de/article10.html

    Neue Demoslogans von der Kundgebung:
    Facebook versenken, Google in die Spree, Startups sind scheiße. Jippijippije !
    ... und natürlich ...
    Shame on you, Deliveroo!

    Solidaritätserklärung der AG Taxi bei der Deliveroo Kundgebung am 13.4.2018

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wir Taxifahrer und erklären uns solidarisch mit Eurem Kampf.

    Wir hängen alle an der App, am Steuer des Taxis und auf dem Fahrrrad. Wir erhalten Weisungen, welchen Auftrag wir ausführen müssen. Wir stehen im Grunde alle unter dem Schutz des Arbeitsrechts, und müssen dennoch um diesen Schutz kämpfen.
    Euer Kampf ist unser Kampf. Unsere Gegner sind die gleichen, und unsere Entrechtung ist die gleiche. Wir fordern von Unternehmen und Aufsichtsbehörden, dass Schluss gemacht wird, mit der Mißachtung unserer gesetzlich verbrieften Rechte.
    ...
    Wir haben gemeinsame Gegner. Wir stehen den Vermittlungsplattformen gegenüber. Sie heißen Uber und Foodora, Mytaxi und Deliveroo, Daimler, Taxi EU, kurz gesagt der platform capitalism diktiert Vermittlungskonditionen oder sogar Kundenpreise. Dabei tun sie nichts. Sie vermitteln nur.
    ...
    Wir machen den Job. Auf uns kommt es an.

    Die Plattformbetreiber, die Chefs von Deliveroo Uber und MyTaxi, sie wissen es!
    Deshalbs werden sie auf Euch zugehen, wenn ihr solidarisch seid.
    Ihr könnt, ihr werdet gewinnen.

    Liebe Kolleginnen, wir wünschen Euch und Eurem Kampf viel Erfolg !

    Berichte und Links

    Liefern am Limit13.04.2018 | 3 Min. | Verfügbar bis 21.04.2018 |
    http://www.ardmediathek.de/tv/Abendschau/Liefern-am-Limit/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3822076&documentId=51623092
    Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg

    Essen wie im Restaurant per Telefonanruf: Bequem für die Kunden, doch die die Angestellten des Lieferdienstes „Deliveroo“ klagen über prekäre Arbeitsbedingungen. Scheinselbständigkeit, Niedriglöhne, unsoziale Arbeitszeitexperimente - dagegen wehrten sich die Beschäftigten am Freitag mit einem Aktionstag.

    https://rbbmediapmdp-a.akamaihd.net/content/74/3b/743b98cd-3963-4c03-8911-93a2a2465a68/72694bad-1dcb-4fc9-9370-0ea489e28fd4_1800k.mp4

    Shame on you, Deliveroo! ⋆ Direkte Aktion
    https://direkteaktion.org/shame-on-you-deliveroo

    „Jetzt schlägt’s 13!“ – Mit diesen Worten ruft der Kölner Verein aktion./.arbeitsunrecht seit inzwischen 3 Jahren zu bundesweiten Aktionstagen an jedem Freitag, dem 13. auf. Betrieb & Gesellschaft Von: Georgia Palmer - 4. April 2018

    Linke begrüßt Proteste gegen Arbeitsbedingungen bei Bringdienst Deliveroo
    https://www.afp.com/de/nachrichten/762/linke-begruesst-proteste-gegen-arbeitsbedingungen-bei-bringdienst-deliveroo-doc

    Die Linke hat die Proteste gegen Arbeitsbedingungen beim Essenslieferdienst Deliveroo begrüßt. „Gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne fallen nicht vom Himmel“, erklärte die Linken-Bundestagsabgeordnete Jutta Krellmann am Freitag. Deshalb sei es „richtig, dass die Beschäftigten darum kämpfen“. Arbeitgeber wie Deliveroo aber auch die Fisch-Restaurantkette Nordsee hätten es „verdient, dass ihnen gegen das Schienbein getreten wird“, erklärte Krellmann. „Wer hier Essen bestellt, bekommt schlechte Arbeitsbedingungen gratis.“

    Die Initiative Arbeitsunrecht hatte für Freitag bundesweit zu Protesten aufgerufen. Die Initiatoren werfen dem Bringdienst unter anderem vor, die Gründung von Betriebsräten zu behindern und Fahrradkuriere in die Scheinselbstständigkeit zu drängen. Ähnliche Vorwürfe gegen Essenslieferdienste erhob auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Aktionen waren unter anderem in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main geplant.

    Die Initiative wirft Deliveroo vor, etwa in Köln durch gezieltes Verringern der Angestelltenzahl die Gründung eines Betriebsrats zu verhindern. Außerdem müssten viele Fahrer ohne festen Vertrag arbeiten, ihr eigenes Fahrrad stellen und bekämen weniger als den Mindestlohn, wenn sie sich selbst versicherten - weshalb viele darauf verzichteten.

    Die Linke fordert, die Gründung von Betriebsräten in kleinen, mittelständischen Unternehmen wie in Filialbetrieben gesetzlich zu erleichtern und diese „besser vor mitbestimmungsfeindlichen Arbeitgebern zu schützen“. Es dürfe keine mitbestimmungsfreien Zonen geben, forderte Krellmann.

    16.03.2018: Schlechter Tag für Deliveroo (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/artikel/329101.schlechter-tag-für-deliveroo.html

    Deliveroo und Fodoora | Radio Fritz
    https://www.fritz.de/programm/aktuelle-themen/2018/04/deliveroo-foodora-lieferdienst-skandal-arbeit-ausbeutung-fahrer.html

    Die Lieferdienste Foodora und Deliveroo sind zur Zeit überall in den Schlagzeilen. Hohe körperliche Belastung und schlechte Bezahlung sind nicht mal das Schlimmste. Oft ist der Job sogar gefährlich. Mit einer Protestaktion soll am 13. April um 16.30 Uhr am Oranienplatz in Berlin, darauf aufmerksam gemacht werden. Wir haben die wichtigsten Hintergründe und Fragen mal im Folgenden für Euch beantwortet und zusammengefasst.

    Schwarzer Freitag für Deliveroo | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/Schwarzer-Freitag-fuer-Deliveroo-4022835.html

    Protestaktion in Berlin-Kreuzberg - Deliveroo-Kuriere fordern bessere Arbeitsbedingungen | rbb|24 - Nachrichten aus Berlin und Brandenburg
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2018/04/protest-deliveroo-arbeitsbedingungen.html

    Die Initiatoren werfen dem Bringdienst unter anderem vor, die Gründung von Betriebsräten zu behindern und Fahrradkuriere in die Scheinselbstständigkeit zu drängen. Als solche müssen sich die Fahrer selbst versichern, was ihre Bezahlung der Initiative Arbeitsunrecht zufolge unter den gesetzlichen Mindestlohn drückt.

    Gewerkschaft: 50 Prozent der Kuriere freiberuflich tätig

    Viele Fahrer beklagen sich zudem über zu wenige Schichten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Weitere Kritikpunkte: Die Wartezeiten zwischen den Aufträgen bekommen Fahrer, die nicht festangestellt sind, nicht bezahlt. Und auch ihre Ausrüstung – Fahrrad, Rucksack, Handy - müssen sie selber finanzieren.

    Nach Schätzungen der Gewerkschaft FAU in Berlin sind inzwischen 50 Prozent der Kuriere bei Deliveroo freiberuflich beschäftigt. Der britische Essens-Kurier ist bislang in 15 deutschen Städten aktiv. Protestaktionen waren am Freitag neben Berlin auch in Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main geplant.

    LabourNet Germany Schwarzer Freitag, 13. April 2018: Gegen Union Busting & Betriebsratsbehinderung » LabourNet Germany
    http://www.labournet.de/politik/gw/mitbestimmung/betriebsrat/kapital/schwarzer-freitag-13-april-2018-horror-jobs-gesucht-nennen-sie-uns-fertigm

    Streik bei Deliveroo in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main - watson
    https://www.watson.de/!615632599

    An diesem Freitag, den 13., werden in vielen Städten weniger Fahrräder zu sehen sein. 

    Der Grund: Die Initiative Arbeitsunrecht ruft für Freitag bundesweit zu Protesten gegen die Arbeitsbedingungen beim Essenslieferdienst Deliveroo auf.

    Die Initiatoren werfen dem Unternehmen unter anderem vor, die Gründung von Betriebsräten zu behindern und Fahrradkuriere in die Scheinselbstständigkeit zu dränge

    Kurierfahrer: Der Arbeitskampf begann bei WhatsApp | ZEIT Arbeit
    http://www.zeit.de/arbeit/2017-10/kurierfahrer-foodora-arbeitsbedingungen-gewerkschaft-protest

    Sie arbeiten maximal flexibel und sind maximal ausbeutbar. In Berlin organisieren sich Foodora-Fahrer erstmals mithilfe einer anarchistischen Bewegung. Kann das klappen?
    Von Bernd Kramer 27. Oktober 2017

    Deliveroo | aktion ./. arbeitsunrecht e.V.
    https://aktion.arbeitsunrecht.de/en/black-friday/deliveroo

    Why was Deliveroo nominated for the day of action Black Friday the 13th, April 2018?

    Works council obstruction due to mass dismissal
    Bogus self-employment
    fixed-term contracts as a threat against unionizing
    Low wages that are not enough to live on
    antisocial experiments with zero euro per hour contracts and one-hour shifts

    Freitag der 13. – Deliveroo, Shame on You! «
    http://googlecampusverhindern.blogsport.de/2018/04/03/freitag-der-13-deliveroo-shame-on-you

    In Berlin starten wir eine Fahrraddemo um 16.30 Uhr vom Oranienplatz – komm vorbei, fahr mit und zeig Deine Unterstützung für die Arbeiter*innen von Deliveroo! Wenn Du nicht Fahrradfahren willst oder kannst, komm einfach direkt zur Abschlusskundgebung um 18.00 Uhr vor der Deliveroo-Zentrale in der Schlesischen Str. 26.

    Hard and fast: the reality of life as a Berlin food courier - The Local
    https://www.thelocal.de/20170223/foodora-deliveroo-cyclists-life

    Deliveroo has also received criticism over pay levels and conditions. The British-based company hires riders as freelancers, meaning it can pay them less than the German minimum wage of €8.84.

    Both Deliveroo and foodora have seen strike action in London and Turin, respectively, after disputes about incentive-based payment, as opposed to a guaranteed wage.

    #Berlin #Fahrrad #Gewerkschaft #Lohnraub #Solidarität #Taxi #Fahrradboten

  • Kurierfahrer: Der Arbeitskampf begann bei WhatsApp | ZEIT Arbeit
    http://www.zeit.de/arbeit/2017-10/kurierfahrer-foodora-arbeitsbedingungen-gewerkschaft-protest/komplettansicht

    Sie arbeiten maximal flexibel und sind maximal ausbeutbar. In Berlin organisieren sich Foodora-Fahrer erstmals mithilfe einer anarchistischen Bewegung. Kann das klappen?

    Von Bernd Kramer 27. Oktober 2017, 9:38 Uhr 276 Kommentare

    Die Essenskuriere protestieren dagegen, dass sie ihr eigenes Handy und Fahrrad mitbringen und für Reparaturen aufkommen müssen

    Das war zu viel. Der wildfremde Kunde, dem Georgia Palmer gerade das Essen an die Haustür gebracht hatte, sprach sie mit dem Vornamen an. Danke für die Lieferung, Georgia. Sie traute ihren Ohren nicht: Woher weiß der, wie ich heiße? Was ist jetzt schon wieder los?

    Seit Ende 2015 radelt die 24-jährige Studentin regelmäßig mit der magentafarbenen Thermobox des Lieferdienst-Start-ups Foodora durch Berlin, zwölf Stunden die Woche als Minijobberin. Eigentlich macht ihr das Fahren Spaß, sagt sie. Würde Foodora die Kuriere nicht immerzu mit neuen Ideen überrollen. Erst ein paar Tage, nachdem ein fremder Kunde sie im Sommer vergangenen Jahres so vertraut ansprach, sei die Erklärung gefolgt: In einer Rundmail schrieb Foodora, dass das Unternehmen den Kunden fortan die Vornamen der Fahrer übermittle – um den Service noch persönlicher zu machen. „Wieder so ein typisches Kommunikationsproblem“, sagt Palmer. „Foodora ändert ständig und ungefragt die Bedingungen und meistens zum Nachteil der Fahrer.“ Die Namensweitergabe war für sie und viele andere Auslieferer schließlich der Anlass aufzubegehren.

    Eigentlich dürfte der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen ein schwieriges Unterfangen sein in der sogenannten Gig Economy, für die Foodora ein bekanntes Beispiel ist. Gig Economy, das heißt: Die Beschäftigten arbeiten maximal flexibel, von Gig zu Gig, von Auftritt zu Auftritt, statt im Neun-bis-fünf-Betriebsrhythmus. Feste Strukturen, vertraute Kollegen, eine gemeinsame Arbeitsstätte – all das fehlt. Die Anweisung gibt die App auf dem Handy, die den Weg zum Restaurant und von dort zum Kunden weist. Lauter einzelkämpfende Arbeitskraftunternehmer, einander weitgehend unbekannt, schwer zusammenzuführen, für Gewerkschaften kaum zu erreichen und damit maximal ausbeutbar. So lautet zumindest das Klischee der digitalen Plattformwirtschaft. So lautet auch die düstere Vision einer Zukunft jenseits von Festanstellung und Normalerwerbsbiografie, als deren Wegbereiter Start-ups wie Foodora gelten.

    Für uns ist es ein Riesenerfolg, dass sie mit uns reden und uns ernst nehmen. Georgia Palmer

    Doch es passiert Erstaunliches: Die Beschäftigten der Gig-Wirtschaft organisieren sich. Bei den Fahrern geschah das zunächst lose nach dem Schneeballprinzip: In Berlin-Friedrichshain, Georgias Auslieferungsbezirk, hatten einige Kuriere eine WhatsApp-Gruppe gegründet – ursprünglich eher für den lockeren Austausch gedacht als für die Vorbereitung zum Arbeitskampf. Lief man anderen Fahrern beim Essenabholen in einem der Restaurants über den Weg, fügte man sie hinzu. So wuchs erst die Gruppe, und in den Chats schnell der Unmut. „Nach der Namensweitergabe hatten wir das Gefühl, wir müssten nun mal grundsätzlich überlegen, wie man die Arbeitsbedingungen verbessern kann“, sagt Georgia Palmer.

    An diesem Freitag ist sie als Fahrervertreterin daher zur Verhandlung in der Berliner Foodora-Zentrale. Es ist bereits das zweite Gespräch nach einem ersten Treffen im August. Gemütlich, sagt Georgia Palmer, seien die Verhandlungen bisher nicht verlaufen, diesmal müsse Foodora endlich konkret werden. Drei Forderungen haben die Fahrer Georgia Palmer für die Verhandlungen mitgegeben: Der Stundenlohn soll von neun Euro auf zehn Euro steigen, Foodora soll eine Verschleißpauschale von 35 Cent pro Kilometer zusagen und den Fahrern eine Mindestzahl an Schichten garantieren. „Für uns ist es ein Riesenerfolg, dass sie mit uns reden und uns ernst nehmen“, sagt Palmer.

    Warum findet ausgerechnet eine anarchistische, kapitalismuskritische Kleingewerkschaft in der neuen, hippen Plattformwirtschaft so viel Anklang?
    Erstaunlich ist nicht nur, dass die Fahrer Foodora zu Verhandlungen bewegen konnten. Sondern auch, dass die traditionellen Gewerkschaften dabei eher am Rande stehen. Im Juni luden Demonstranten in Berlin-Kreuzberg vor der Zentrale von Deliveroo, dem zweiten großen Liefer-Start-up, kaputte Reifen, alte Fahrradgestelle und rostige Ketten ab – als Protest dagegen, dass die Essenskuriere ihr eigenes Handy und Fahrrad mitbringen und für Reparaturen aufkommen müssen. Fahnen des Deutschen Gewerkschaftsbundes suchte man vergebens. Was man stattdessen überall sah, auf dem Megafon, auf Flaggen, auf Warnwesten: das Logo der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union, kurz FAU, einer anarchistischen Basisgewerkschaft, der auch Georgia Palmer inzwischen beigetreten ist.

    Die FAU versteht sich vor allem als Bewegung, gegründet von spanischen Anarchisten nach dem Ende der Franco-Diktatur. Die Beschäftigten sollen Basisgruppen gründen, Syndikate, und ihre Angelegenheiten möglichst betriebsnah selbst regeln, so lautet die Philosophie der Anarchisten. Hauptamtliche Funktionäre, die die Interessen der Arbeitnehmer vertreten, lehnt die FAU ab, gewählte Betriebsräte sieht sie kritisch, weil damit die Entscheidungshoheit von den Beschäftigten wegdelegiert werde. Auf der Website der FAU stößt man auf Revolutionsrhetorik, der Niedersächsische Verfassungsschutz listete die Anarchogewerkschaft vor einigen Jahren in seinem Bericht als Beispiel für Linksextremismus auf. Warum findet ausgerechnet eine anarchistische, kapitalismuskritische Kleingewerkschaft in der neuen, hippen Plattformwirtschaft so viel Anklang?

    Arbeitskampf der flexiblen Art

    „Unsere Art, die Leute zu organisieren, ist für diese Form der Arbeit angemessener“, sagt Julia Hoffmann, die seit 2010 in der FAU ist und schon vor den Fahrerdemos einige Proteste begleitet hat. Die Mitgliedschaftsstrukturen sind loser, über alles entscheidet die Fahrerbasis: Wenn Foodora Georgia Palmer am Freitag konkrete Angebote mit auf dem Weg geben sollte, wird der große Kreis darüber befinden müssen – in Fahrerplenen oder WhatsApp-Diskussionen. Das passt vielleicht tatsächlich besser zur Gig-Wirtschaft mit dem ständigen Kommen und Gehen der Beschäftigten, mit Minijobverträgen und Befristungen. In einer Arbeitswelt, die Strukturen verwässert, muss sich auch die Gegenmacht flexibel bilden. Und spontaner, frecher sein: „Wir haben oft einfach mehr Eier in der Hose als die anderen Gewerkschaften“, sagt FAU-Veteranin Hoffmann. Das Schrottabladen und laute Fahrradklingeln vor der Firmenzentrale ist nur ein Beispiel dafür.

    Wir haben einfach mehr Eier in der Hose als die anderen Gewerkschaften. Julia Hoffmann, FAU-Vertreterin

    Diese Form des Arbeitskampfes bringt auch eigene Schwierigkeiten mit sich. Der Lieferdienst Deliveroo etwa lehnte Verhandlungen mit der FAU von vornherein ab – mit der Begründung, es sei schwer zu erkennen, wen die Basisgewerkschaft überhaupt repräsentiere. Bei der Protestaktion vor dem Deliveroo-Büro zum Beispiel, rechnet eine Unternehmenssprecherin vor, seien von gut 50 Demonstranten gerade einmal sieben Fahrer des Unternehmens gewesen, von denen zwei den Job bereits aufgegeben hätten. Überprüfen lässt sich das schwer. Aber auch die FAU hält sich mit Zahlen zurück, wie viele Fahrer sie vertritt.

    Foodora wiederum bezeichnet die Treffen mit den Kuriervertretern fast schon verniedlichend als „Gespräche zur weiteren Optimierung der Anstellungsverhältnisse“. Die Anarchogewerkschaft zählt ein Unternehmenssprecher zur „interessierten Öffentlichkeit“, der gegenüber man sich gerne transparent gebe. Der unkonventionelle Ansatz macht es den Unternehmen leicht, die Verhandlungen zum PR- und Service-Termin umzutaufen.

    Es lohnt daher ein Blick nach Köln, wo die Fahrer ebenfalls aufbegehren. Aber stiller, konventioneller.

    Gut ein Jahr ist es her, da stand eine Handvoll Foodora-Kuriere bei Elmar Jost, Gewerkschaftssekretär der Gastronomiegewerkschaft NGG, im Büro. Eine Fahrerin, erinnert sich Jost, sei plötzlich für den Dienstplan gesperrt gewesen, nachdem sie sich krankgemeldet hatte. Andere klagten über die Bezahlung oder die Reparaturkosten. Es dauerte nicht lang, da schlug Jost ihnen vor: Gründet einen Betriebsrat. Ganz klassisch.

    Es sei mitnichten so gewesen, erzählt er, dass die Idee sofort auf Begeisterung bei den Foodora-Mitarbeitern stieß.

    Ein Betriebsrat hat klar geregelte Mitbestimmungsrechte, das macht ihn für ein Unternehmen langfristig unangenehmer als konzentrierter Basisprotest, wie ihn die Kuriere aus Berlin organisieren.

    Die Kölner Foodora-Mitarbeiter wagten trotzdem die Gründung. Seit Sommer gibt es in Köln nun einen neunköpfigen Betriebsrat. Allerdings schienen sich auch die Befürchtungen prompt zu bestätigen: Der Vertrag einer Betriebsrätin wurde bald darauf nicht mehr verlängert – was Foodora zufolge nichts mit ihrem Engagement für die Belange der Fahrer zu tun haben soll.

    Während Georgia sich in Berlin mit Foodora zum „Gespräch zur weiteren Optimierung der Anstellungsverhältnisse“ trifft, klagen die anderen Betriebsratsmitglieder in Köln derweil mithilfe der NGG auf Entfristung. Welche Form des Arbeitskampfes der Plattformwirtschaft besser gerecht wird, ist noch nicht entschieden.

    #Gewerkschaft #Transport #Berlin