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  • Wie Europa geflüchtete Kinder einsperrt

    Zehntausende werden an den EU-Grenzen festgehalten: in Gefängnissen, die nicht so heißen dürfen. Kinder einzusperren, verstößt gegen internationale Abkommen.

    Unweit der Landebahn des Flughafens Schönefeld endet die Bundesrepublik. Ein Gitterzaun umgibt das Haus, das zwar in Brandenburg steht, sich aber rechtlich außerhalb Deutschlands befindet. Zwei Sicherheitskräfte bewachen die Räume, in denen dicht an dicht einfache Betten stehen. Wenn Familien ohne gültige Papiere die Ankunftshalle erreichen und um Asyl bitten, bringen die Grenzer sie hierher und halten sie so lange fest, bis die Behörden über ihren Antrag entscheiden.

    Im vergangenen Jahr wurde laut Innenministerium neun Menschen die Einreise verweigert, darunter ein Kind, im Jahr 2018 waren es 13 Personen, darunter eine Mutter aus Armenien mit ihrer achtjährigen Tochter sowie ihrem zehnjährigen und ihrem zwölfjährigen Sohn, gibt die Zentrale Ausländerbehörde Brandenburg an. Mit Buntstiften haben sie Herzen und Blumen an die Wand eines Aufenthaltsraums gemalt. Die Zeichnungen blieben, die Familie wurde nach drei Wochen abgeschoben. Anwälte kritisieren diese Zustände als unzulässige Haft für Kinder.

    Neben Berlin-Schönefeld findet das sogenannte Flughafenverfahren in Düsseldorf, Hamburg, München und Frankfurt am Main statt. Auch dort müssen Menschen im Transitbereich bleiben, auch dort soll binnen zwei Tagen über ihren Asylantrag entschieden werden. Wird dem stattgegeben oder brauchen die Behörden mehr Zeit, dürfen die Menschen einreisen. Lehnen die Mitarbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) den Antrag hingegen als „offensichtlich unbegründet“ ab, können die Menschen klagen. So werden aus diesen zwei Tagen leicht Wochen oder Monate, erklärt der Hannoveraner Anwalt Peter Fahlbusch, der seit Langem Menschen betreut, die sich im Flughafenverfahren befinden.
    Abgeschottet von der Öffentlichkeit: das Flughafenverfahren

    Mitte der 90er Jahre entschied das Bundesverfassungsgericht, dass es sich bei dem Festhalten von Menschen im Transit nicht um Freiheitsentziehung im Sinne des Grundgesetzes handelt. Pro-Asyl-Sprecher Bernd Mesovic hält das für irreführend: „Der Gesetzgeber sagt, auf dem Luftweg können die Betroffenen jederzeit das Land verlassen. Wir meinen, das ist eine haftähnliche Situation, und die ist für Kinder sehr belastend.“ Rechtsanwalt Fahlbusch beschreibt die Situation ebenfalls als bedrückend: „Kinder im Frankfurter Transitbereich mussten erleben, wie ein Mitgefangener versuchte, sich im Innenhof zu erhängen.“

    Das Flughafenverfahren findet abgeschottet von der Öffentlichkeit statt. Mitarbeiter der Caritas und Diakonie, die Menschen am Frankfurter Drehkreuz betreuen, sagen zunächst ein Gespräch zu, verweigern es dann aber doch.

    „Das örtliche Amtsgericht meint, die Unterkunft ist jugendgerecht. Nichts davon ist jugendgerecht“, sagt Anwalt Fahlbusch. „Minderjährige dort einzusperren, ist der Wahnsinn.“ In den vergangenen zehn Jahren hat es mehr als 6000 solcher Verfahren in Deutschland gegeben, jedes vierte betraf ein Kind.

    Während das Flughafenverfahren im Transitbereich von Flughäfen durchgeführt wird und sowohl Asylantrag als auch Rückführung umfasst, findet die Abschiebehaft auf deutschem Staatsgebiet statt. Hier werden Menschen eingesperrt, deren Asylantrag abgelehnt wurde und die in ihr Herkunftsland oder in den Staat, in dem sie zuerst Asyl beantragten, zurückgeführt werden.
    Viele Regierungen sammeln wenige Daten

    Fast überall in der EU wurden in den vergangenen Jahren mehrere Tausend Kinder in Haft oder haftähnlichen Zuständen festgehalten. Ob in Polen oder Portugal, in Ungarn oder Deutschland, in Italien oder Griechenland: Wenn Kinder allein oder in Begleitung Asyl brauchen und beantragen oder es ihnen nicht gewährt wird, dann sperren die Behörden sie ein oder halten sie in Lagern fest.

    Das Team von „Investigate Europe“ konnte in den vergangenen Monaten recherchieren, dass die Regierungen damit jedes Jahr vielfach die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen brechen, in denen es heißt: „Festnahme, Freiheitsentziehung oder Freiheitsstrafe darf bei einem Kind im Einklang mit dem Gesetz nur als letztes Mittel“ verwendet werden.

    Um einen Überblick über das Problem zu bekommen, beauftragte der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon einen Bericht, für den eine Arbeitsgruppe um den österreichischen Soziologen Manfred Nowak mehrere Jahre forschte. Das fertige, 789 Seiten umfassende Werk mit dem Titel „UN Global Study on Children Deprived of Liberty“ wurde vergangenes Jahr präsentiert. Die Studie basiert auf lückenhaftem Zahlenmaterial, denn viele Regierungen sammeln nur unzureichende oder gar keine Daten.
    „Ausreisesammelstelle“ am Flughafen Schönefeld.Foto: picture alliance/dpa

    Wie viele Kinder exakt betroffen sind, lässt sich daher nicht verlässlich sagen. Allein in Frankreich waren im Jahr 2017 laut mehreren Nichtregierungsorganisationen mehr als 2500 Flüchtlingskinder in Haft. In Deutschland haben zwischen 2009 und 2019 nach Angaben der Bundesregierung fast 400 Kinder in Abschiebehaft gesessen. Dabei käme natürlich keine europäische Regierung auf die Idee, Kinder unter 14 Jahren der eigenen Nationalität einzusperren.

    Migrationshaft für Kinder sei ein politisch sehr sensibles Thema, sagt Nowak, dessen Arbeitsgruppe feststellte, dass Migrationshaft „nie eine letzte Maßnahme und nie im besten Interesse der Kinder“ sein könne. Fast alle Experten stimmen ihm zu. Nowak fordert, dass jede Form der Migrationshaft für Kinder verboten werden müsse.

    Bei der Namenswahl für die De-facto-Gefängnisse wählen die Behörden Begriffe wie Transitzone, Familieneinheit oder Safe Zone. Als Reporter von „Investigate Europe“ Zugang bekommen wollten, wurden ihre Anfragen in vielen Ländern abgelehnt.
    Minderjährig oder nicht?

    Überall auf der Welt fliehen Menschen vor Bürgerkriegen oder Hunger, viele von ihnen nach Europa. Nicht immer ist klar, ob die Menschen, die kommen, wirklich minderjährig sind oder nicht. Dann müssen sie sich häufig einer Altersprüfung unterziehen. Zum Beispiel Jallow B. aus Gambia. Seit mehr als einem Monat sitzt er in Gießen in Abschiebehaft. Am Telefon klingt seine Stimme hoffnungsvoll. Im Jahr 2018 hatte B. alleine Italien erreicht. Dahin wollen ihn die deutschen Behörden nun zurückbringen. Doch ist das nur möglich, wenn er volljährig ist. „Ich bin im Jahr 2002 geboren, aber niemand glaubt mir“, sagt B. am Telefon. Laut seiner Anwältin setzte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nach einer Inaugenscheinnahme B.s Geburtsdatum auf den 31. Dezember 2000 fest.

    Während sich das Alter des Gambiers nicht zweifelsfrei klären lässt, musste in einem anderen Fall kürzlich ein Jugendlicher aus der Abschiebehaft im nordrhein-westfälischen Büren entlassen werden. Er konnte nachweisen, dass er noch nicht 18 Jahre alt war.

    Im vergangenen Jahr nahmen Polizisten in Passau die 30-jährige hochschwangere Palästinenserin Samah C. fest. Die Behörden wollten sie, ihren Mann und ihren sechs Jahre alten Sohn nach Litauen abschieben, wo sie erstmals Asyl beantragt hatten. Um das zu verhindern, tauchte der Mann unter. Die Beamten trennten Samah C. und ihren Sohn Hahmudi, der in ein Kinderheim gebracht wurde. Auf Nachfrage teilte die Zentrale Ausländerbehörde Niederbayern damals mit: „Die Verantwortung für die vorübergehende Trennung von Eltern und Kind liegt ausschließlich bei den Eltern.“

    Nach zwei Wochen wurde die Mutter vorübergehend aus der Abschiebehaft entlassen. Mit ihrem Sohn und ihrem inzwischen fünf Monate alten Baby lebt sie in Passau. Doch zuletzt zitierte die „Passauer Neue Presse“ eine Beamtin der Zentralen Ausländerbehörde, die nahelegte, dass die Mutter und ihre Kinder bald abgeschoben werden sollen.
    Europa kritisiert die US-Einwanderungspolitik

    2018 dokumentierten US-Medien, wie entlang der mexikanischen Grenze Kinder unter der Anti-Einwanderungspolitik von Präsident Donald Trump litten. Der ließ die Minderjährigen von ihren Eltern trennen. Europäische Regierungen kritisierten die drastischen Zustände. „Wir haben nicht das gleiche Gesellschaftsmodell“, sagte ein Sprecher der französischen Regierung. „Wir teilen nicht die gleichen Werte.“ Auch der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert mahnte damals zur „Beachtung des Rechts“ und der „Beachtung der Würde jedes einzelnen Menschen“. Das müsste ebenso für die deutschen Behörden gelten. Doch auch hierzulande wird die Würde der Menschen nicht immer geachtet.

    Die Bundesregierung gibt an, dass im Jahr 2018 nur ein Minderjähriger in Abschiebehaft genommen wurde. Dabei handelte es sich um den 17-jährigen Afghanen K., den die Behörden als volljährig beurteilt hatten. Erst nachdem K.s Eltern Dokumente aus Afghanistan übermittelten, wurde er freigelassen. Im Jahr 2009 hatte die Bundesregierung noch 147 Fälle aufgelistet.

    2014 hatte der Europäische Gerichtshof die deutsche Haftpraxis verurteilt und die Bundesregierung aufgefordert, ihr System für die Abschiebung unerwünschter Migranten zu reformieren. Menschen in Abschiebehaft dürfen nicht länger gemeinsam mit Strafgefangenen untergebracht werden. Doch vor allem für minderjährige Geflüchtete gab es in Deutschland keine speziellen Hafteinrichtungen, deshalb „war ein Großteil der bisherigen Abschiebehaft Geschichte, vor allem für Minderjährige“, erklärt der Geschäftsführer des Hessischen Flüchtlingsrates, Timmo Scherenberg. In Hessen waren zuvor nach Bayern die zweitmeisten Jugendlichen festgehalten worden.
    Hinter Gittern und Stacheldraht. Geflüchtete Familien auf Lesbos.Foto: picture alliance/dpa

    Doch auch, wenn es sich nach offizieller Definition nicht um Haft handelt, kann das Kindeswohl bedroht sein. Im vergangenen Sommer stimmten im Bundestag die Abgeordneten dem Migrationspaket der Regierung zu. Seitdem können Familien bis zu sechs Monate in einer Erstaufnahmeeinrichtung bleiben. Die dürfen sie zwar tagsüber verlassen, doch meist befinden sich die Einrichtungen fern der Innenstädte mit ihrer Infrastruktur. Zudem leben Eltern und Kinder hier mit Menschen zusammen, deren Asylanträge abgelehnt wurden und die nun vor ihren Augen aus den Unterkünften abgeschoben werden.

    Ein solches Leben sei eine schlimme Belastung für Kinder, berichten Ärzte. „Wer nicht schon traumatisiert ist, wird hier traumatisiert“, sagt etwa die Psychiaterin Ute Merkel, die Menschen in der Dresdner Erstaufnahmeeinrichtung betreut. Merkel behandelte unter anderem ein elfjähriges Mädchen aus Eritrea, das in Dresden aufgehört habe zu sprechen. Auf der Flucht durch die Wüste sei der kleine Bruder des Mädchens verdurstet. Sie habe begonnen zu schweigen, um sich zu schützen, sagt Merkel. „Das Mädchen hat ihre traumatisierte Mutter nicht mehr ausgehalten, die mit einer Kinderleiche durch die Wüste gelaufen ist.“

    Eine Kollegin Merkels berichtet von dem Fall eines 16-jährigen Tschetschenen, dessen Vater von Milizen erschossen worden sei. Als er in der Erstaufnahmeeinrichtung, die eine „gefängnisähnliche Situation“ darstelle, Sicherheitsmitarbeiter in Trainingsanzügen gesehen habe, sei der Junge wieder mit dem konfrontiert worden, was ihn traumatisiert hatte.

    „Was Kinder brauchen, sind Schutz und Eltern, die sie vor der bösen Welt schützen“, sagt Merkel. Doch in den Erstaufnahmeeinrichtungen neuen Typs, den sogenannten Ankerzentren, würden die Kinder erleben, dass dies nicht möglich sei. „Es gibt keine Privatsphäre, alle müssen gemeinsam essen und duschen. Die Zimmer können nicht abgeschlossen werden.“
    Ankerzentren können sich nicht durchsetzen

    Nahe der Erstaufnahmeeinrichtung in Dresden befinden sich die Büros mehrerer Behörden, darunter das Bamf und die Zentrale Ausländerbehörde, gemeinsam bilden sie als Teil einer Testphase des Bundesinnenministeriums diese neue Form der Unterkunft, das Ankerzentrum. Auf die hatten sich CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt. In Ankerzentren arbeiten mehrere Behörden zusammen, so sollen Menschen in den Unterkünften ankommen, und wenn ihr Asylantrag abgelehnt wird, umgehend abgeschoben werden. Neben Sachsen beteiligen sich auch Bayern und das Saarland an dem Test, nach dem, so hatte es das Bundesinnenministerium gehofft, bundesweit Ankerzentren eröffnet werden sollen.

    Doch Recherchen von „Investigate Europe“ zeigen, dass dieser Plan offenbar scheitert. Lediglich Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern planen ähnliche Zentren. Alle anderen Bundesländer wollen keine solchen Einrichtungen eröffnen – auch aus humanitären Gründen. Aus dem Thüringer Innenministerium heißt es: „Die Landesregierung hält es für inhuman und nicht zielführend, geflüchtete Menschen zentral an einem Ort unterzubringen.“ Die Bremer Senatorin für Integration teilt mit, dass Erwachsene ohne Kinder und Familien weiterhin getrennt werden sollen. „Wichtiger Beweggrund ist das Interesse an der Sicherung des Kindeswohls in der Jugendhilfe.“ Im Klartext: Diese Bundesländer finden die Pläne des Bundesinnenministeriums unmenschlich und falsch.

    Sachsens neue Landesregierung will nun die Unterbringung etwas menschlicher regeln. Im Koalitionsvertrag vereinbarten CDU, Grüne und SPD im Dezember, dass Familien nur noch drei Monate in den Unterkünften bleiben sollten. Doch Kinder- und Jugendpsychiaterin Merkel hält diesen Schritt nicht für ausreichend. „Es ist nicht ratsam, dort Kinder auch nur für drei Monate unterzubringen.“ Denn es bleibe dabei, die Grundbedürfnisse für eine gesunde Entwicklung seien nicht erfüllt.
    Experten: Die Lage an den EU-Außengrenzen ist furchtbar

    In Deutschland ist die Situation besorgniserregend, an den Außengrenzen der Europäischen Union ist sie noch schlimmer.

    Kurz vor Weihnachten in Marseille unweit des Hafens, der Frankreich mit der Welt verbindet, erzählt der 16-jährige Ahmad*, wie er aus Nordafrika hierherkam. „Meine Eltern starben vor sechs Jahren. Meine Tante misshandelte mich. Sie ließ mich nicht schlafen, nicht essen. Ich musste weg.“ Versteckt an Bord eines Containerschiffes reiste er nach Marseille. Doch statt in Sicherheit kam er ins Gefängnis. Das heißt hier Wartezone. Ahmad, so erzählt er es, habe dort mehr als zwei Wochen bleiben müssen. „Das kam mir vor wie 15 Jahre. Ich wusste nicht mehr, welcher Wochentag war.“ Das Gebäude habe er nicht verlassen können. „Die Polizei sprach nicht mit mir, keiner kümmerte sich um mich.“ Dann sei er freigekommen: „Wenn du das Gefängnis verlässt, fühlt sich das an, als ob du endlich Licht siehst.“
    Griechische Inseln mit großen Flüchtlingslagern.Grafik: Fabian Bartel

    Wenige Tage später, Anfang Januar, beging der 17-jährige Iraner Reza* ein trauriges Jubiläum: Seit einem Jahr darf er die Transitzone in Röszke nahe der Grenze zu Serbien nicht in Richtung Ungarn verlassen. Zäune samt Stacheldraht umziehen das Containerdorf, an dessen Ein- und Ausgang bewaffnete Sicherheitskräfte patrouillieren. Sie wachen auch darüber, dass niemand in das Lager kommt. Reporter von „Investigate Europe“ sprachen Reza am Telefon. Der junge Iraner floh mit seinem Onkel über Serbien hierher, um Asyl zu beantragen. Warum sie flohen, will Reza nicht sagen, aus Angst um seine restliche Familie, die noch im Iran lebt. Ungarische Beamte trennten ihn und seinen Onkel, dieser bekam einen Schutzstatus zugesprochen, Rezas Asylantrag wurde kürzlich ein zweites Mal abgelehnt. „Es ist schwer für mich hier“, sagt der Teenager am Telefon. „Jeden Morgen wache ich auf und sehe dasselbe.“

    Nachts liege er wach, nur am Morgen könne er etwas dösen. Die Wachleute hätten ihn in einen Bereich für unbegleitete Minderjährige gesperrt, seit Monaten sei er dort der einzige Insasse. Jeden Tag dürfe er für wenige Stunden zu den Familien gehen, die in dem Lager leben. „Aber wenn ich zurückkomme, habe ich nichts zu tun. Dann denke ich wieder nach, und zu viel nachzudenken ist wie eine Bombe im Kopf.“
    Provisorische Unterkunft im Camp Moria.Foto: REUTERS

    Die Nichtregierungsorganisation Helsinki Commission schätzt, dass sich in den beiden ungarischen Transitlagern an der serbischen Grenze derzeit zwischen 300 und 360 Menschen aufhalten. Genau weiß das kaum jemand. Zugang haben nur wenige. Darunter ungarische Parlamentsabgeordnete wie Bernadett Szél. Sie sagt: „Es ist sehr schlimm für die Kinder da drin.“ Manche seien krank und bräuchten medizinische Hilfe, die sie nicht bekämen. „Es ist wie in einem Gefängnis.“

    Für ihre Praxis in den Transitlagern hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) die ungarische Regierung wiederholt verurteilt. Allein seit November 2018 entschieden die EGMR-Richter in 17 Fällen, die ungarische Regierung habe Menschen unrechtmäßig hungern lassen, nachdem diese gegen die Ablehnung ihrer Asylbescheide geklagt hatten. Gewinnen die Kläger ihren Prozess vor dem EGMR, erhalten sie wieder Lebensmittel. Wer nicht klagt, muss weiter hungern.

    Auch im 1000 Kilometer südlich gelegenen Flüchtlingslager Moria müssen Minderjährige leiden. Im Winter klingt hier, auf der griechischen Insel Lesbos, aus den dicht gedrängten Zelten das Husten kleiner Kinder. Sie schlafen meist auf Matten, die vom Boden nur mit Paletten erhöht sind. Auch hier umziehen zweieinhalb Meter hohe Zäune das Lager. An die hat jemand große Plakate gehängt, die wohl den tristen Lageralltag aufhellen sollen. Auf einem davon stolziert ein Löwe, der vorgibt: „Ich bin stark.“ Doch so fühlt sich hier kaum jemand mehr. Die Neurologin Jules Montague, die für Ärzte ohne Grenzen auf der Insel arbeitete, berichtet von Fällen, in denen Kinder wie in Dresden nicht mehr sprechen und ihre Augen kaum öffnen.
    Das Camp fasst 2840 Menschen ausgelegt. Momentan leben dort 19000

    Die Kinder dürfen die griechischen Inseln nicht verlassen. Dabei sind dort die Lager längst überfüllt. Das Camp Moria ist für 2840 Menschen ausgelegt. Doch den Jahreswechsel erlebten dort rund 19 000 Menschen, jeder Dritte ein Kind. Für deren Sicherheit kann kaum garantiert werden.
    Grafik: Fabian Bartel

    In der sogenannten Safe Zone des Lagers, in der unbegleitete Minderjährige leben, erstach im vergangenen August laut UNHCR ein 15-jähriger Afghane einen Gleichaltrigen. Einen Monat später, im September, überrollte ein Lkw einen fünfjährigen Afghanen, berichteten Reuters und der griechische Rundfunk. Und Ärzte ohne Grenzen meldete, dass im November ein neun Monate altes Baby aus der Republik Kongo an den Folgen einer Dehydrierung starb.

    Die Zustände an den EU-Außengrenzen haben offenbar System. Im Jahr 2015 waren mehr als 1,2 Millionen Asylanträge in Europa gestellt worden, mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr 2014. Um zu verhindern, dass weiter viele Menschen nach Europa fliehen, unterzeichnete die EU im März 2016 einen Pakt mit der Türkei. Der half in den folgenden Jahren allerdings vor allem den Staaten im Zentrum Europas. Hatten im März 2016 in Deutschland 58 000 Menschen ihren Asylerstantrag gestellt, waren es drei Jahre später nur noch 11 000. Im selben Zeitraum verdoppelte sich in Griechenland die Zahl der Asylerstanträge auf 5300. Für die zentraleuropäischen Staaten ergibt sich so eine komfortable Lage: Wo weniger Menschen ankommen, können diese besser behandelt werden. Für die Staaten an der Außengrenze gilt dies nicht.
    Experte: Zustände in den Flüchtlingslagern dienen der Abschreckung

    Nun übt der Vordenker des Türkei-Deals, der Migrationsforscher Gerald Knaus, offen Kritik an dem Pakt. Er sagte „Investigate Europe“: „Was auch immer die Motivation der EU und Griechenlands ist, sie betreiben eine Politik, die unmenschlich und illegal ist und trotzdem niemanden abschreckt.“ Der migrationspolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Erik Marquardt, sagt: „Wir stehen vor der Situation, dass die EU-Kommission und der Europarat von einer erfolgreichen Asylpolitik sprechen, wenn die Zahl der Menschen sinkt, die nach Europa fliehen. Dabei nimmt man dann Zustände wie auf den griechischen Inseln in Kauf, auf diese Weise will man bessere Statistiken erreichen.“

    So sei das Abkommen mit der Türkei längst nicht die einzige Maßnahme, um Flüchtlinge davon abzuhalten, nach Europa zu kommen, sagt Marquardt. „Die europäische Politik versucht, die Situation an den Außengrenzen so schlecht wie möglich zu gestalten, damit die Menschen lieber in Kriegsgebieten bleiben, als zu kommen.“ Alle Staaten Europas seien verantwortlich für die Situation an den Außengrenzen, weil sie diese finanzieren, sagt der frühere UN-Berichterstatter für Willkürliche Inhaftierung, Mads Andenæs und fügt hinzu: „In ein paar Jahren können Taten, die heute als politische Notwendigkeiten betrachtet werden, als willkürliche Haft und grobe Verletzung des Rechts und der Menschlichkeit beurteilt werden.“

    Dass Migrationshaft für Kinder unumgänglich sei, gibt EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos indirekt auch zu. So sagte er „Investigate Europe“ zwar, dass sich die EU-Mitgliedsstaaten um Haftalternativen kümmern sollten. Wo es diese aber noch nicht gebe, sei es notwendig, Kinder in Gewahrsam zu nehmen, „um die Verpflichtung zu erfüllen, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, eine Rückführung zu ermöglichen“.
    Geflüchtete Kinder auf Lesbos.Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

    An einem Herbsttag an der ungarisch-serbischen Grenze im Flüchtlingslager Röszke schlägt der zehnjährige Armin mit den Armen, als wolle er fliegen. Sein Vater, der iranische Regisseur Abouzar Soltani, filmt seinen Jungen dabei. Es wäre eine Szene voller Leichtigkeit, wäre da nicht der Stacheldraht, der hinter beiden in den Himmel ragt. „Ich wollte die Träume meines Sohnes wahr werden lassen“, sagt Soltani über die Aufnahmen später.

    Der Vater und sein zehnjähriger Sohn leben in dem eingezäunten Containerdorf, das sie nicht verlassen dürfen. Wie den 17-jährigen Iraner Reza hält die ungarische Regierung die beiden fest – und das inzwischen seit über einem Jahr. Kontaktleuten gelang es, Soltanis Aufnahmen aus dem Lager zu bringen. Sie zeigen auch, wie Armin im kargen Bett auf einer dünnen Matratze liegt, wie er Fische ans Fenster malt. Einfach wegfliegen, das ist für ihn nur ein Spiel.

    Für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen betreut die Psychologin Danae Papadopoulou Kinder, die in Moria leben. „Das Camp ist nicht sicher für Kinder und die Situation wird immer schlimmer“, sagt sie. Viele Kinder könnten das Leben im Lager zwischen den dicht gedrängten Zelten, die Kälte und die Hoffnungslosigkeit nicht mehr ertragen. „Wir hatten zuletzt einige Notfälle, in denen Kinder und Heranwachsende versucht haben, sich aus Schock und Panik zu töten.“

    * Die vollständigen Namen sind der Redaktion bekannt.

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/ich-wusste-nicht-mehr-welcher-wochentag-war-wie-europa-gefluechtete-kinder-einsperrt/25406306.html

    #migration #asylum #children #minors #detention #Europe #Germany #BAMF #Berlin #Schönfeld #Düsseldorf #Hamburg #München #Frankfurt #deportation #trauma #traumatization #retraumatization #mental_health

    #Flughafenverahren (= term for detention procedure at German airports)

    German terms for child/minor/family airport detention zone : #Transitzone #Familieneinheit #Safe_Zone [sic]

    @cdb_77 , y a-t-il un fil sur la détation des personnen mineures ?

    • Children Deprived of Liberty - The United Nations Global Study

      Children deprived of liberty remain an invisible and forgotten group in society notwithstanding the increasing evidence of these children being in fact victims of further human rights violations. Countless children are placed in inhuman conditions and in adult facilities – in clear violation of their human rights - where they are at high risk of violence, rape and sexual assault, including acts of torture and cruel, inhuman or degrading treatment or punishment.

      Children are being detained at a younger and younger age and held for longer periods of time. The personal cost to these children is immeasurable in terms of the destructive impact on their physical and mental development, and on their ability to lead healthy and constructive lives in society.

      The associated financial costs to governments can also have a negative impact on national budgets and can become a financial drain when their human rights obligations are not upheld with regard children deprived of liberty.

      To address this situation, in December 2014 the United Nations General Assembly (UNGA) adopted its Child Rights Resolution (A/RES/69/157), inviting the United Nations Secretary-General (SG) to commission an in-depth global study on children deprived of liberty (§ 52.d). On 25 October 2016, the Secretary General welcomed the appointment of Professor Manfred Nowak as Independent Expert to lead the Study. By Resolution 72/245, the UNGA invited the Independent Expert to submit a final report on the Study during its seventy-fourth session in September 2019.

      Based on the over-all mandate established by the UNGA Resolution, the following core objectives of the Global Study have been identified:

      Assess the magnitude of the phenomenon of children being deprived of liberty, including the number of children deprived of liberty (disaggregated by age, gender and nationality), as well as the reasons invoked, the root-causes, type and length of deprivation of liberty and places of detention;

      Document promising practices and capture the view and experiences of children to inform the recommendations that the Global Study will present;

      Promote a change in stigmatizing attitudes and behaviour towards children at risk of being, or who are, deprived of liberty;

      Provide recommendations for law, policy and practice to safeguard the human rights of the children concerned, and significantly reduce the number of children deprived of liberty through effective non-custodial alternatives, guided by the international human rights framework.

      –-> Full study here:
      https://www.ohchr.org/EN/HRBodies/CRC/StudyChildrenDeprivedLiberty/Pages/Index.aspx

    • How Europe detains minor migrants

      Under international and European law, migrant children should be given protection and humanitarian assistance. Detention must only be used as a last resort. But how do European governments really treat this most vulnerable group? Our new investigation shows that migrant children are detained en masse, with seemingly little regard for their well-being.

      https://www.youtube.com/watch?v=G_Tyey4aFEk&


      feature=youtu.be

  • Solidarisches Grundeinkommen in Berlin
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/solidarisches-grundeinkommen-in-berlin-es-gibt-viel-zu-tun-jetzt-auch-geld-und-jobs-dafuer/24866170.html

    02.08.2019 von Anima Müller - Solidarisches Grundeinkommen in Berlin Es gibt viel zu tun – jetzt auch Geld und Jobs dafür

    Die ersten zwei Teilnehmer haben Verträge. Auch die BVG stellt 120 Stellen für das Modellprojekt bereit.

    Der erste Schritt zurück ins Arbeitsleben ist gemacht. 1000 Erwerbslose sollen in den nächsten Monaten sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze erhalten, die das Land bezahlt. Am Freitag wurden die ersten beiden vorgestellt: Rahim Nagibulla unterschrieb seinen Vertrag bei der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) – über die Schulter schaute ihm dabei der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), der sich für das Modellprojekt stark gemacht hatte.

    Die zweite, Ulrike Gehn, hat bereits am Donnerstag ihren Job bei der Inklusionshilfe „Kopf, Hand + Fuß“ angetreten. Neben Müller (SPD) waren der Sozial- und Personalvorstand der BVG, Dirk Schulte, die Geschäftsführerin der Kopf, Hand + Fuß, Stefanie Trzecinski, sowie Christina Geib und Jan Robert Kowalewski aus der Geschäftsführung der WBM dabei.

    Von einer „neuen sozialen Agenda“ sprach Müller. „Durch Automatisierung und Digitalisierung stehen wir vor einem großen wirtschaftlichen Wandel“, sagte er. Mit dem Rückgang der Konjunktur seien schlechtere Arbeitsmarktzahlen zu erwarten, darauf müsse man rechtzeitig reagieren. „Das Solidarische Grundeinkommen soll nicht jedes Problem lösen, aber ein Baustein sein.“ Für etwa 40.000 Langzeitarbeitslose in Berlin soll es schneller und früher Aussicht auf langfristige, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung geben.

    Dafür sollen die Suchenden bereits im ersten Jahr der Arbeitslosigkeit wieder vermittelt werden. Über kurzfristige Maßnahmen, so Müller, fänden viele keinen Anschluss. Im Vorhinein hatte der rot-rot-grüne Senat festgelegt, welche Einsatzfelder in Frage kommen: Die Jobs sollen gemeinwohlorientiert sein, zum Beispiel kann es sich um Mobilitätshilfen oder Nachbarschaftsdienste handeln. Außerdem dürfen sie keine anderen Arbeitsplätze verdrängen. Die BVG stellt für das Solidarische Grundeinkommen 120 zusätzliche Stellen bereit. Zunächst läuft das Modellprojekt für fünf Jahre.
    Nagibulla unterstützt mit interkultureller Kompetenz

    Nagibulla wird als Quartiershelfer der WBM tätig sein, Mieter beraten oder zu Behörden begleiten. Zunächst wird er noch zusammen mit seinen neuen Kolleginnen Beratungsgespräche führen. Langfristig soll er eigenständig im Mieterservice arbeiten und sich weiterqualifizieren können. „Ich danke dem Bürgermeister dafür, eine Gelegenheit auf dem Arbeitsmarkt zu haben, auch wenn ich im Rollstuhl sitze“, sagte Nagibulla.

    Durch seine sprachlichen Kompetenzen – neben Deutsch spricht Nagibulla auch Arabisch und weitere Sprachen – kann er auch Mieter mit Migrationshintergrund unterstützen. „Durch Herrn Nagibullas interkulturelle Kompetenz hoffen wir, auch unsere eigene Sensibilität zu erhöhen und die Diversity in der WBM zu bereichern“, sagte Christine Geib.

    Ulrike Gehn arbeitet nun bei dem inklusiven Coworking-Space „Tüchtig“ in Wedding, wo Menschen mit und ohne körperliche Einschränkung zusammen arbeiten, dank rollstuhlgerechter Ausstattung und Assistenz-Dienstleistungen. Gehn berät Gäste und erklärt unter anderem die Funktionsweise der Möbel.

    „Mit meiner Arbeit kann ich eine neue Perspektive und Augenhöhe schaffen“, sagte sie. Zuvor war sie längere Zeit arbeitslos. Für die Kopf, Hand + Fuß gGmbH war sie bereits als Ehrenamtliche tätig, dort machte sie auch eine Weiterbildung zur Inklusionsberaterin. Nun werden ihre 16 Stunden Arbeit pro Woche nach dem Mindestlohn vergütet.

    #Berlin #SGE

  • Adieu Atomkraft : Der Reaktor BER II wird abgeschaltet
    https://www.berliner-zeitung.de/zukunft-technologie/reaktor-wird-abgeschaltet-atomkraft-berlin-wannsee-li.3003


    Aujourd’hui le Berlinois disent byebye au réacteur nucléaire de la ville.

    11.12.2019 - Am Mittwoch um 14 Uhr ist es vorbei mit der Kernspaltung am Helmholtz-Zentrum Berlin. Der Atomreaktor, der Neutronen für die Forschung lieferte, wird zurückgebaut.

    Berlin-WannseeNoch leuchtet das Wasser im Reaktorbecken blau. Es ist eine – ungefährliche – Folge der Kernspaltung, die im Reaktorkern einige Meter unterhalb der Wasseroberfläche abläuft. Zugleich ist es ein faszinierender Anblick, der sich Besuchern des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) für Materialien und Energie durch die Glasscheiben der Leitwarte bietet.

    Von dort haben die Techniker alle Prozesse im Blick, die mit dem Betrieb des Reaktors BER II zusammenhängen: In 31 Brennstäben, zusammen ein Würfel von nicht einmal einem Meter Kantenlänge, wird schwach angereichertes Uran 235 gespalten. Das setzt unter anderem Neutronen frei, die weitere Kerne spalten. Die Kettenreaktion wird vom umgebenden Wasser kontrolliert. Es bremst die Neutronen ab und erwärmt sich dabei auf etwa 40 Grad Celsius. Kein Vergleich also mit Atomkraftwerken, die zur Energieerzeugung heißen Dampf produzieren.
    Die Messplätze waren begehrt

    So lief es in dem Reaktor in Wannsee seit Jahrzehnten. Am heutigen Mittwoch jedoch wird die Kernspaltung dort endgültig gestoppt. Das Betriebsende ist seit fünf Jahren geplant. Damit geht in Berlin eine erfolgreiche Forschungsära zuende. Was bleibt, ist eine neue Herausforderung – für wenistens zehn Jahre: Stilllegung und Rückbau einer kerntechnischen Anlage.

    Der Reaktor BER II lieferte seit 1972 Neutronen für die Forschung. Sie sind – neben den negativ geladenen Elektronen und den positiv geladenen Protonen – die Kitt-Teilchen des Atomkerns. Und unter Physikern sehr begehrt. Denn Neutronen können zur Erforschung der Struktur und Eigenschaften von Materie genutzt werden. Dazu werden sie auf Proben geschossen und anschließend in ihrer räumlichen Verteilung oder Geschwindigkeit analysiert.

    Die Neutronen werden über spezielle Spiegel aus dem Reaktor herausgeleitet und über Rohre in die Experimentierhallen geführt. Bis zur Stilllegung wurde dort eifrig gemessen – dieses Jahr kamen nochmal 600 Teams aus aller Welt. Sie buchten einen Messplatz nach ihren Bedürfnissen: mit besonderer Kühlung oder Heizung, mit Magnetfeld oder speziellem Detektor. Ihre Proben brachten sie mit.

    An den Wänden zwischen den Experimenten hängen Poster mit einer Vielzahl von Forschungshighlights der letzten Jahre: Mittels Neutronen-Tomografie etwa kann Wasserstoff aufgespürt werden. Es lässt sich der Wasserstofffluss einer Brennstoffzelle untersuchen, während sie im Betrieb ist. Auch verborgene Farbschichten in historischen Gemälden haben Wissenschaftler bereits sichtbar gemacht oder Lupinenwurzeln bei der Wasseraufnahme beobachtet. Und in einem versteinerten Dinosaurierschädel aus dem Naturkundemuseum wurden Nasennebenhöhlen gefunden, was den Forschern signalisierte: Der Saurier war ein Warmblüter.

    46 Jahre war der Reaktor in Betrieb. Durch diverse Maßnahmen – am Reaktor selbst, sowie an den Einbauten und der Strahlführung – wurde seither die Strahlqualität immer weiter erhöht und den wachsenden Bedürfnissen der Forschergemeinde angepasst.

    Doch nun ist Schluss. Seit 2013 steht fest, dass der BER II im Jahr 2019 abgeschaltet wird. Immer wieder hatte es, nicht zuletzt seit Fukushima, Proteste der benachbarten Bevölkerung gegeben und Ängste um die Sicherheit. Weniger aufgrund des laufenden Betriebs, sondern weil man den Reaktor als potenzielles Ziel eines Anschlags sah, etwa mit einem gezielten Flugzeugabsturz.

    Dem begegneten die Verantwortlichen mit Informationskampagnen und möglichst großer Transparenz. Hauptgrund für den Beschluss zur Abschaltung waren allerdings die hohen Kosten, die mit dem Betrieb verbunden sind, wie HZB-Sprecherin Ina Helms erläutert: „Das Niveau von Wissenschaft und Technik hochzuhalten, wird in einer immer älter werdenden Anlage immer aufwendiger.“ Künftig wird man sich am HZB auf die Weiterentwicklung des Elektronenspeicherrings Bessy II und die Forschung mit seinem speziellen Synchrotronlicht sowie auf die Erforschung von Energiematerialien etwa für Solar- oder Brennstoffzellen und Batterien fokussieren.

    Unterdessen plant Reaktorleiter Stephan Welzel mit seinem Team die Stilllegung der Anlage und ihren Rückbau – und das ist eine langwierige Angelegenheit. Der Grundantrag wurde 2017 gestellt. Weil Teile radioaktiv belastet sind, müssen besondere Genehmigungen beantragt, Sicherheitsvorkehrungen getroffen und spezielle technische Verfahren eingesetzt werden. Der hoch radioaktive Abfall, also die Brennelemente, gehen ins Zwischenlager Ahaus. Schwach- und mittelradioaktiver Abfall, etwa aktivierter Beton, wird im Schacht Konrad bei Salzgitter endgelagert.

    Alle diese Vorbereitungen werden von einer Begleitgruppe begleitet, in der sich seit knapp zwei Jahren 15 bis 20 Bürgerinnen und Bürger einmal pro Monat treffen. Alle zwei Monate sind auch Experten des HZB dabei. Man berät über Bedenken, Verfahrensschritte und vertrauliche Dokumente, wobei auch Sorgen der Bevölkerung aufgegriffen werden. Für die Umweltverträglichkeitsprüfung muss zum Beispiel festgelegt werden, was geprüft werden soll: Wasser, Boden, Luft, sowie Lärmbelästigung, Verkehrszuwachs und Gefährdung von Tieren durch den Abtransport von Anlagen oder Abfall.
    Dekontaminieren, sortieren, abtransportieren

    Bis die Genehmigung erteilt ist und die Rückbauarbeiten beginnen können, werden noch einige Jahre vergehen. Welzel rechnet nicht vor 2023 damit. Dann wird es wohl Raum für Raum gehen. Zunächst sollen die Einbauten der äußeren Hallen demontiert werden, danach die in unmittelbarer Nähe zum Reaktor. Und schließlich der Reaktor selbst.

    Jedes abgebaute Teil muss vermessen und strahlentechnisch bewertet werden. Gegebenenfalls ist eine Dekontamination hilfreich: Hierfür reicht es manchmal, die Oberfläche abzuwischen, ansonsten kann sie abgeschliffen oder in unterschiedlich belastete Fraktionen zerlegt werden. Für solche Arbeiten werden Spezialisten engagiert. Bevor ein Teil das Gelände verlässt, muss es gemessen und – je nach Grenzwert für die Weiternutzung oder Lagerung – in den entsprechenden Stoffstrom einsortiert werden.

    Der aufwendigste Teil wird schließlich die Demontage des Reaktorbeckens. Die Brennelemente werden nach etwa drei Jahren Abklingzeit per Castor-Behälter ins nordrhein-westfälische Ahaus transportiert. Die übrigen Einbauten wie Halterungen, Rohre, Stangen und die Neutronen-Spiegel werden mit Fernhantierung ausgebaut, zerlegt und in Kisten verpackt – unter Wasser, das so weiterhin Strahlung abschirmt.
    Reaktor BER II: Stilllegung dauert Jahre

    Ganz zum Schluss soll die bis zu zwei Meter dicke Betonwanne von oben abgetragen werden. Auch hierbei gilt es, die besonders kontaminierten Teile möglichst genau zu identifizieren, um die Abfallmengen für Konrad so gering wie möglich zu halten. Für all diese Rückbauarbeiten wird in den kommenden mindestens zehn Jahren auch weiterhin die Kompetenz des Teams gebraucht, das bislang für den sicheren Betrieb der Anlagen verantwortlich war.

    Und wie wird die Forschung fortgesetzt? „Seit 2014 schließen wir Kooperationsverträge, so dass möglichst viele Experimente an anderen Neutronen-Quellen weitergenutzt werden können“, berichtet HZB-Sprecherin Ina Helms. Die Wissenschaftler konnten sich durch die frühe Bekanntgabe der Abschaltpläne auf Neues einstellen. Sie werden ihre Experimente nun an anderen Neutronenquellen fortführen – künftig zum Beispiel im schwedischen Lund, wo zurzeit die große neue Europäische Spallationsquelle ESS entsteht. Manche haben sich auch anderen Untersuchungsmethoden gewidmet.

    Bei einigen Wissenschaftlern, die die Neutronenquelle bis zuletzt nutzten, kam dieser Tage Wehmut auf. „Bei mir nicht“, sagt Welzel. „Der Rückbau gehört genauso zu meiner Mission wie der sichere Betrieb und die regelmäßige Wartung.“ Dafür wurde der Reaktor bereits in den vergangenen Jahren regelmäßig für eine Woche heruntergefahren. Diesen Mittwoch um 14 Uhr wird die Kernspaltung in Wannsee ein letztes Mal gestoppt. Und das blaue Leuchten im Reaktorbecken für immer erlöschen.

    #Berlin #nucléaire #sciences

  • Berlin-Schöneberg: Zu Besuch beim König der Falter - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-schoeneberg-zu-besuch-beim-koenig-der-falter/25156676.html

    Fiebig Lehrmittel, Langenscheidtstraße 10. Mo–Fr von 10–18 Uhr. Tel. 784 12 23
    ...
    In den 1980er Jahren arbeitete der heute 75-Jährige im Museum für Naturkunde als Fotograf und Restaurator. Damals verfügte der Schmargendorfer über eine Sondererlaubnis, in dem Museum im Osten der Stadt zu arbeiten. Mit Freunden wollte er im Westen Berlins ebenfalls ein Naturkundemuseum eröffnen, und so kaufte Fiebig alle Insektensammlungen auf, die er auf Flohmärkten oder Dachböden nur finden konnte.

    Ein geeignetes Haus am Schloss Charlottenburg stand sogar schon bereit, doch dann kam die Wende, und dem Senat wäre eine zweite Einrichtung dieser Art in der Stadt zu teuer geworden. Die großen Träume vom eigenen Museum verflogen, die Schmetterlinge nicht.

    Seit 1972 sind die rund 100 Schaukästen nun im Schöneberger Geschäft ausgestellt. Im Laden selbst gibt es nicht nur Mikroskope, Laborbedarf oder Chemiekästen zu kaufen, sondern auch weitere präparierte Tiere wie Vögel aus Zoo und Tierpark, Kröten oder einen jungen Fuchs.

    #Berlin #Schöneberg #Langenscheidtstraße #Natur #Insekten #Sammler

  • E-Mobilität bei BSR, BVG und Co.: Wie Berlins Unternehmen ihre Fuhrparks teilen wollen - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/e-mobilitaet-bei-bsr-bvg-und-co-wie-berlins-unternehmen-ihre-fuhrparks-teilen-wollen/25160672.html

    28.10.2019 von Kevin P. Hoffmann - Diesen Montag treffen sich Vorstände großer Unternehmen der Ver- und Entsorgungsbranchen am Euref-Campus. Es geht unter anderem um das Projekt „Smart eFleets“.

    Bei einem Treffen im Schatten des Schöneberger Gasometers am Montag könnte eine größere Weiche für die Zukunft des Verkehrs in Berlin gestellt werden. Die Vorstände großer Unternehmen der Ver- und Entsorgungsbranchen treffen sich in dem aus Containern zusammengesetzten Bau am Euref-Campus, in dem bis vor vier Jahren die Gäste der damaligen TV-Talkshow von Günther Jauch geschminkt wurden.

    Heute trägt dort das „InfraLab“ dick auf. Das ist ein Büroraum und Thinktank, den die großen Berliner Infrastrukturunternehmen gemeinsam betreiben. Unterstützer sind die landeseigene Stadtreinigung (BSR), die Verkehrsbetriebe (BVG), die Wasserbetriebe (BWB) sowie Gasag, Vattenfall aus dem (teil-)privaten Sektor.

    Bei dem Treffen wollen die Verantwortlichen das Projekt „Smart eFleets“ auf eine neue Stufe heben. „Kernziel ist es, für neuartige Pooling- und Sharing-Ansätze sowie technische Entwicklungen im E-Mobilitätsbereich, geeignete innovative und nicht nur im Kontext des Konsortiums neue Prozesse und Ansätze zu entwerfen, zu entwickeln und erstmals in einem größeren Zusammenhang zu testen“, heißt es in einer Beschreibung des Projektes.

    Weiteres Ziel sei es, Vertragsbeziehungen und technische Schnittstellen für die gemeinsame Bereitstellung von Mobilität zu schaffen.

    Vereinfacht gesagt: Die Unternehmen betreiben allesamt große Fuhrparks in Berlin, da ihre Mitarbeiter Leitungen und technische Anlagen warten müssen. Die Unternehmen sind aus Kosten- und Umweltschutzgründen angehalten, die Zahl der dafür nötigen Fahrzeuge zu reduzieren. Das könnte funktionieren - durch Kooperation, also durch die gemeinschaftliche Nutzung von Fahrzeugen.

    Fahrzeugtauschbörse: Ein komplexes Projekt
    Wer glaubt, eine Fahrzeugtauschbörse zu organisieren sei keine rocket science, hat nur formal Recht. Das Projekt ist immerhin komplex genug, um auch Fachleute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) damit zu beschäftigen. Mit ihrer Hilfe und finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr soll das Vorhaben „Smart eFleets“ viele grundsätzliche Fragen klären, Probleme aufzeigen und bestenfalls auflösen:

    Es fängt mit der Bestellung und Abrechnung von Fahrten über unterschiedliche IT-Systeme an und hört vielleicht bei der Bereitschaft einer fiktiven BVG-Mitarbeiterin auf, die 950 Meter Weg von ihrem Büro in der Holzmarktstraße zum Parkplatz der Wasserbetriebe in der Neuen Jüdenstraße zu gehen hat, wo womöglich ein freies Elektroauto aus dem neuen Fahrzeugpool steht.

    Es soll also auch die dafür nötige Bereitschaft zum Umdenken untersucht werden – genau wie das Nutzen einer gemeinsamen E-Auto-Ladestruktur. Nutzen Mitarbeiter der BVG und BSR tatsächlich die meisten Fahrzeuge zur gleichen Tageszeit? Wann kann man die Autos laden? Das und vieles mehr soll in den kommenden drei Jahren erforscht werden.

    Die Unternehmen fangen nicht bei null an
    „Mit ,Smart eFleets‘ zeigen Berliner Ver- und Entsorgungsunternehmen in Kooperation, wie moderner und emissionsfreier Verkehr geht“, sagte die für Landesbetriebe zuständige Senatorin Ramona Pop dem Tagesspiegel. „Dank einem intelligenten Energiemanagement sowie der Vernetzung von Fahrzeugflotten und Ladeinfrastruktur lässt sich klimaschonende Elektromobilität noch effizienter nutzen.“

    Die Unternehmen fangen nicht bei null an. So sind schon heute rund 100 der 800 Fahrzeuge im Fuhrpark der Wasserbetriebe vollelektrisch unterwegs – alle vom japanischen Hersteller Nissan übrigens. Vorstandschef Jörg Simon, angeblich ein großer Fan einer geteilten Flotte, wird – genau wie die Chefs von BSR und BVG – zunächst je zehn Fahrzeuge für den Pool bereitstellen.

    In einem zweiten Schritt soll jeder Landesbetrieb 30 Autos zur Verfügung stellen. Die sind dann mit Logos aller beteiligten Firmen beklebt.

    Das System soll offen gestaltet sein, damit auch Firmen, die bisher nicht Teil des Projektes sind, sich einklinken können. Doch jede Kooperation kennt Grenzen. Spezialfahrzeuge werden nicht geteilt, heißt es. Dass die BSR den Müll mit dem Doppeldecker abholt, ist vorerst nicht geplant.

    #Berlin #ÖPNV #Verkehr #Disruption

  • Online-Modehändler: Verdi kritisiert Betriebsrat bei Zalando - Wirtschaft - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/online-modehaendler-verdi-kritisiert-betriebsrat-bei-zalando/11197790.html

    07.01.2015 von Gunnar Hinck - Beim Berliner Onlinehändler Zalando hat sich ein Konzernbetriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Dessen Kompetenzen sind begrenzt. Das ist nicht der einzige Punkt, mit dem die Gewerkschaft Verdi unzufrieden ist. Gunnar Hinck

    Beim Berliner Online-Modehändler Zalando hat sich ein konzernweiter Betriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Das Unternehmen, das seit einigen Monaten eine europäischen Aktiengesellschaft, kurz SE, ist, beschäftigt in Europa inzwischen 7000 Mitarbeiter. Dem Unternehmen war zuletzt von der Gewerkschaft Verdi vorgeworfen worden, bei Mitbestimmungsfragen nicht kooperativ zu sein.

    Vorsitzender des sechsköpfigen SE-Betriebsrats mit Sitz in Berlin ist der 36-jährige Schwede Michael Lindskog, der als Manager das Skandinavien-Geschäft verantwortet. Sein Stellvertreter ist Dustin Köster, ein Teamleiter aus dem Logistikzentrum in Erfurt.

    Lindskog sieht seine Aufgabe darin, die Zukunft des Unternehmens zu sichern und in einen „offenen und konstruktiven Dialog“ mit dem Management zu treten. „Es ist kein deutscher Betriebsrat“, sagt er. Ob man diesen wolle, müsse jeder Angestellte für sich entscheiden.

    Verdi moniert das Wahlverfahren

    Die Kompetenzen eines SE-Betriebsrats sind begrenzt. Das Gremium hat lediglich Informations- und Anhörungsrechte für Fragen, die den Gesamtkonzern und grenzüberschreitende Fragen betreffen. Allerdings hat der SE-Betriebsrat Einfluss auf die Besetzung der Arbeitnehmersitze im Aufsichtsrat, außerdem ermöglicht er in EU-Ländern, die keine gesetzliche Mitbestimmung kennen, ein Mindestmaß an Beteiligung.

    Der für den Onlinehandel zuständige Sekretär der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Stefan Najda, kritisiert das Wahlverfahren bei Zalando. „Kritische Kandidaten außerhalb der Führungsebene hatten keine Chance“, sagte Najda dem Tagesspiegel. Die Kandidaten hätten sich wie bei einem „Casting“ bei einer Vorstellungsrunde selbst darstellen müssen. Zudem hätten sie Englisch sprechen müssen, was weniger gut qualifizierte deutsche Beschäftigte benachteiligt hätte.

    Die Wahlverfahren lief in zwei Stufen ab: Zunächst wählten die Beschäftigten Wahldelegierte und konnten sich als Delegierte selbst aufstellen lassen. Diese Delegiertengruppe wiederum wählte aus einem Kandidatenkreis die Betriebsratsmitglieder.

    Zalando hält dagegen

    Boris Radke, Sprecher von Zalando, weist die Vorwürfe zurück: „Wir haben eine internationale Belegschaft. Englisch ist die meistgesprochene Sprache bei uns.“ Man würde Beschäftigte aus dem Ausland benachteiligen, wenn man darauf bestanden hätte, deutsch zu sprechen.

    An den Berliner Standorten stammten 40 Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland. Den „Casting“-Charakter der Wahl habe die Belegschaft ausdrücklich gewünscht. „Wenn es nach Verdi gegangen wäre, hätte sie eine Liste von Kandidaten vorgelegt, die die Belegschaft dann hätte wählen sollen“, sagte Radke.

    Lediglich ein Viertel der Belegschaft wählte

    Das Verhältnis zwischen Verdi und Zalando ist seit Monaten angespannt. Verdi wirft dem Unternehmen vor, bei der Umwandlung in eine SE Arbeitnehmerrechte nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Die Arbeitnehmerseite bei Zalando räumt ein, dass sie die Bedeutung der SE-Betriebsratswahlen unterschätzt und zu wenig mobilisiert habe.

    Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 25 Prozent. Man habe sich zuletzt auf die Gründung von lokalen Betriebsräten konzentriert, heißt es. Am Logistikstandort Brieselang hat sich im vergangenen Jahr ein solches Gremium gebildet.

    Offen ist, ob einfache Mitarbeiter bei einem anderen Wahlverfahren bessere Chancen gehabt hätten. Bei den deutschen SE-Unternehmen BASF, Allianz und MAN sind die SE-Betriebsratsvorsitzenden jeweils auch Mitglieder in den deutschen Betriebsräten und sitzen in den Aufsichtsräten – es sind also Arbeitnehmer, die ohnehin schon privilegiert sind.

    #travail #syndicalisme #Europe

  • Online-Modehändler: Verdi kritisiert Betriebsrat bei Zalando - Wirtschaft - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/online-modehaendler-verdi-kritisiert-betriebsrat-bei-zalando/11197790.html

    07.01.2015 von Gunnar Hinck - Beim Berliner Onlinehändler Zalando hat sich ein Konzernbetriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Dessen Kompetenzen sind begrenzt. Das ist nicht der einzige Punkt, mit dem die Gewerkschaft Verdi unzufrieden ist. Gunnar Hinck

    Beim Berliner Online-Modehändler Zalando hat sich ein konzernweiter Betriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Das Unternehmen, das seit einigen Monaten eine europäischen Aktiengesellschaft, kurz SE, ist, beschäftigt in Europa inzwischen 7000 Mitarbeiter. Dem Unternehmen war zuletzt von der Gewerkschaft Verdi vorgeworfen worden, bei Mitbestimmungsfragen nicht kooperativ zu sein.

    Vorsitzender des sechsköpfigen SE-Betriebsrats mit Sitz in Berlin ist der 36-jährige Schwede Michael Lindskog, der als Manager das Skandinavien-Geschäft verantwortet. Sein Stellvertreter ist Dustin Köster, ein Teamleiter aus dem Logistikzentrum in Erfurt.

    Lindskog sieht seine Aufgabe darin, die Zukunft des Unternehmens zu sichern und in einen „offenen und konstruktiven Dialog“ mit dem Management zu treten. „Es ist kein deutscher Betriebsrat“, sagt er. Ob man diesen wolle, müsse jeder Angestellte für sich entscheiden.

    Verdi moniert das Wahlverfahren

    Die Kompetenzen eines SE-Betriebsrats sind begrenzt. Das Gremium hat lediglich Informations- und Anhörungsrechte für Fragen, die den Gesamtkonzern und grenzüberschreitende Fragen betreffen. Allerdings hat der SE-Betriebsrat Einfluss auf die Besetzung der Arbeitnehmersitze im Aufsichtsrat, außerdem ermöglicht er in EU-Ländern, die keine gesetzliche Mitbestimmung kennen, ein Mindestmaß an Beteiligung.

    Der für den Onlinehandel zuständige Sekretär der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Stefan Najda, kritisiert das Wahlverfahren bei Zalando. „Kritische Kandidaten außerhalb der Führungsebene hatten keine Chance“, sagte Najda dem Tagesspiegel. Die Kandidaten hätten sich wie bei einem „Casting“ bei einer Vorstellungsrunde selbst darstellen müssen. Zudem hätten sie Englisch sprechen müssen, was weniger gut qualifizierte deutsche Beschäftigte benachteiligt hätte.

    Die Wahlverfahren lief in zwei Stufen ab: Zunächst wählten die Beschäftigten Wahldelegierte und konnten sich als Delegierte selbst aufstellen lassen. Diese Delegiertengruppe wiederum wählte aus einem Kandidatenkreis die Betriebsratsmitglieder.

    Zalando hält dagegen

    Boris Radke, Sprecher von Zalando, weist die Vorwürfe zurück: „Wir haben eine internationale Belegschaft. Englisch ist die meistgesprochene Sprache bei uns.“ Man würde Beschäftigte aus dem Ausland benachteiligen, wenn man darauf bestanden hätte, deutsch zu sprechen.

    An den Berliner Standorten stammten 40 Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland. Den „Casting“-Charakter der Wahl habe die Belegschaft ausdrücklich gewünscht. „Wenn es nach Verdi gegangen wäre, hätte sie eine Liste von Kandidaten vorgelegt, die die Belegschaft dann hätte wählen sollen“, sagte Radke.

    Lediglich ein Viertel der Belegschaft wählte

    Das Verhältnis zwischen Verdi und Zalando ist seit Monaten angespannt. Verdi wirft dem Unternehmen vor, bei der Umwandlung in eine SE Arbeitnehmerrechte nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Die Arbeitnehmerseite bei Zalando räumt ein, dass sie die Bedeutung der SE-Betriebsratswahlen unterschätzt und zu wenig mobilisiert habe.

    Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 25 Prozent. Man habe sich zuletzt auf die Gründung von lokalen Betriebsräten konzentriert, heißt es. Am Logistikstandort Brieselang hat sich im vergangenen Jahr ein solches Gremium gebildet.

    Offen ist, ob einfache Mitarbeiter bei einem anderen Wahlverfahren bessere Chancen gehabt hätten. Bei den deutschen SE-Unternehmen BASF, Allianz und MAN sind die SE-Betriebsratsvorsitzenden jeweils auch Mitglieder in den deutschen Betriebsräten und sitzen in den Aufsichtsräten – es sind also Arbeitnehmer, die ohnehin schon privilegiert sind.

    #travail #syndicalisme #Europe

  • Letzte Buchausgabe: Kauperts Straßenführer gibt es bald nur noch online - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/letzte-buchausgabe-kauperts-strassenfuehrer-gibt-es-bald-nur-noch-online/9426566.html

    04.02.2014, von Andreas Conrad - Mehr als 60 Jahre lang war der „Kauperts“ eine Berliner Institution. Jetzt erschien die letzte Buchausgabe. Künftig gibt es den Straßenführer nur noch online.

    Erstausgaben berühmter Bücher gewinnen, so sagt man, erheblich an Sammlerwert, wenn der Autor oder der sonst irgendwie für das Werk Verantwortliche dieses signiert. Müsste das bei Letztausgaben nicht ähnlich sein? Also, Herr Kaupert, könnten Sie bitte so freundlich sein, sich im letzten gedruckten „Kauperts Straßenführer durch Berlin“, der Ausgabe 2013, mit Ihrer Signatur zu verewigen…

    Und Roman Kaupert, 36 Jahre alt, Enkel des Verlagsgründers und Bewahrer dieser seit 1946 bestehenden Berliner Straßenführer-Tradition, greift wunschgemäß zum Stift, hat sogar eigens aus den Tiefen des Verlagslagers eines der letzten Exemplare holen lassen. In der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels nämlich, dies sei zugegeben, fand sich vom letzten Jahrgang schon kein Exemplar mehr, obwohl doch der prüfende Blick in den „Kauperts“ für einen Berliner Lokalredakteur selbstverständliche Pflicht ist. Aber dazu braucht er eben nicht mehr unbedingt das Buch.

    Auflage rapide gesunken

    Schließlich gibt es die Online-Version berlin.kauperts.de, seit November 2008. Damals knüpfte der Enkel, Inhaber der Charlottenburger Kommunikationsagentur Zepter und Krone, an die vom Opa eröffnete und mit dem frühen Tod des Vaters unterbrochene Familientradition wieder an. Er griff das Angebot der damaligen, in Bayern ansässigen Kauperts-Verlegerin auf und kaufte die Rechte zurück. Schon zu diesem Zeitpunkt wirkte das blaue Buch wie ein Papierfossil im Internet-Zeitalter, doch Roman Kaupert sah ein Potenzial, sofern er nur die „analoge“ durch eine digitale Version ergänzte. Das erwies sich als Irrtum. Die erste von ihm verantwortete Auflage betrug 20 000 Exemplare, gegenüber der mit 30 000 Exemplaren höchsten Auflage von 1991 weiterhin ansehnlich, aber auf Dauer doch nicht zu halten. Zuletzt seien nur noch 3000 Straßenführer in Buchform verkauft worden, sagt Roman Kaupert, er hätte das Buch zwar als Hobby weiter herausgeben können, „aber soll ich warten, bis es nur noch 300 Bücher sind?“

    So bleibt vom papiernen Ruhm eine ansehnliche Büchersammlung im Firmenarchiv, angefangen 1946 mit dem ersten, mehr als 1000 Seiten dicken „Branchenführer“ für die Stadt und dem „Straßenführer durch Berlin“, 472 Seiten stark. Eine Tagesspiegel-Anzeige findet sich darin („Freie Meinungsbildung durch die große Berliner Tageszeitung“) und Reklame für lokale Spezialitäten wie „Die gute alte Marke Mampe Berlin – Das Originalhaus für Mampe Halb und Halb“. Und es haben sich in den Jahrzehnten Dankesschreiben, oft von berufenen Berlinern, angesammelt, sogar Ernst Reuter ist darunter.

    Dies alles gehört also der Vergangenheit an, einschließlich der Ausgabe 2013, für die es kurzfristig noch einmal verstärkte Nachfrage gab, als bekannt wurde, dass es die letzte sein würde. Aber im Internet besteht der Kauperts weiter, und das wird auch so bleiben, schließlich sieht der junge Agenturchef ihn als „Prestigeobjekt“ und „gute Visitenkarte“ für die gesamte Firma, eine Art Nachweis der per Familientradition verbürgten Berlin-Kompetenz. Und ohnehin ist es ein erfolgreiches, vor allem durch Werbung finanziertes Online-Angebot, das inzwischen monatlich von einer halben Million Besuchern, seien sie registriert oder nur so en passant auf der Seite, genutzt wird und ihnen gratis weit mehr als nur den ursprünglichen Straßenführer bietet. Gewiss, man findet dort weiterhin alle Berliner Straßen, erhält jeweils ein ganzes Bündel von Informationen über die Postleitzahlen, Ortsteile, Verkehrsverbindungen, über Straßenverlauf, Polizeiabschnitte und dergleichen, dazu eine Karte sowie einen historischen Abriss – Folge einer Kooperation mit dem Luisenstädtischen Bildungsverein, der mit seinem Angebot zur Stadtgeschichte aufgrund gestrichener öffentlicher Förderung 2008/09 vorübergehend offline war und dank Kaupert ins Netz zurückfand.

    „Hyperlocal social search“
    Aber an sich ist der Internet-Kaupert weit mehr, eine große Berlin-zentrierte Suchmaschine, von sechs Mitarbeitern, davon drei Redakteuren betreut und auch von den Nutzern mittels der von ihnen eingespeisten Informationen beständig ergänzt. „Hyperlocal social search“ heißt das Zauberwort, früher sprach man schlichter von „Erfahrungen teilen“, aber da gab es auch noch kein Internet.

    Ein Informationsgeflecht wird so über die Stadt gelegt, aus dem man sich je nach Bedürfnis bedienen oder etwas hinzufügen kann. Man steht verdutzt vor dem Straßenschild der Auerbachstraße, die man doch jahrzehntelang als Auerbacher Straße kannte? Berthold Auerbach, so erfährt man, war ein jüdischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, den die Nazis als Namensgeber auslöschen wollten. Sie benannten die Straße nach der Stadt Auerbach um – was erst 2012 wieder behoben wurde. Die Kripo würde gerne wissen, wie viele Geldautomaten noch von ihrer Klientel geplündert werden könnten und wo sich die befinden? Der Kauperts spuckt 866 Standorte aus. Ein Nutzer kommentiert, die genannte Pizzeria an dieser oder jener Straßenecke sei mittlerweile ein Chinese. Eintrag ist schon korrigiert. Und ein anderer steht mit einem allzu menschlichen Bedürfnis irgendwo in der Stadt, bewaffnet nur mit seinem Smartphone, und hält verzweifelt Ausschau nach Café Achteck? Dem Manne kann geholfen werden.

    #Berlin #Straßenverzeichnis #Geschichte

  • Leichenverbrennungen in KZs : Schöneberger Firma baute Krematoriumsöfen - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/leichenverbrennungen-in-kzs-schoeneberger-firma-baute-krematoriumsoefen/25055378.html


    ZOOMARCHITEKTEN, Dennewitzstraße 36-38, Berlin, Visualisierung Stefan Amann
    L’emplacement exact des ateliers de Heinrich Kori GmbH correspond à la partie du parc à gauche des immeubles.

    https://www.openstreetmap.org/node/3830162448
    L’immeuble Kurfüstenstraße 1 se trouve en face de l’ancienne adresse Dennewitzstraße 35

    On connaissait le fabricant de fours crématoires nazis à Erfurt, mais on ignorait tout de l’entreprise artisanale de Berlin qui lui fit concurrence. Aujourd’hui on fait pousser des logements de luxe a l’endroit où oeuvraient les complices de la purification raciale de l’Europe. Le capital a compris que le sociocide est davantage perenne que le génocide entâché à travers sa sale mise en oeuvre par des extrémistes de droite au siècle dernier. Alertons les enfants des nouveaux habitants afin qu’il ne s’aventurent pas sur le pet semetary nazi juste derrière l’immeuble de leurs parents.

    Nous ne sommes pas dupes.

    „So was hätt einmal fast die Welt regiert!
    Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
    Dass keiner uns zu früh da triumphiert -
    Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!

    Bert Brecht, La Résistible Ascension d’Arturo Ui
    https://fr.wikipedia.org/wiki/La_R%C3%A9sistible_Ascension_d%27Arturo_Ui

    Voici l’article dans le très conservateur journal Tagesspiegel

    27.09.2019, von Sigrid Kneist - Zwei Historikerinnen haben die Rolle eines Berliner Ofenherstellers in der NS-Zeit aufgearbeitet. Sie hat den NS-Massenmord mit ihrer Arbeit unterstützt.

    Die Helfer des industriellen NS-Massenmordes arbeiteten mitten in Schöneberg. Dort, in der Dennewitzstraße 35, war die Firma H. Kori ansässig; sie baute die Öfen für die Verbrennung der Leichen in den Konzentrationslagern. So wie auch die Firma Topf & Söhne in Erfurt.

    Während in Berlin derzeit noch nichts auf die Verstrickungen des Unternehmens hinweist, wurde in Erfurt der Erinnerungsort „Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz“ geschaffen. Dessen Leiterin ist die Historikerin Annegret Schüle, die jetzt gemeinsam mit Susanne Zielinski – ebenfalls eine Historikerin – auch über das Berliner Unternehmen geforscht hat.

    Die Firma wurde in Berlin Ende des 19. Jahrhunderts von Heinrich Kori gegründet, der sie Anfang der 1920er Jahre in eine GmbH verwandelte und vor allem Familienmitglieder als Gesellschafter einbezog. Zunächst entwickelte die Firma Heizungsanlagen; schon bald baute sie Verbrennungsöfen für alle möglichen Abfälle.

    Das Unternehmen installierte 1892 den „ersten Verbrennungsofen zum Vernichten von Tierleichen und Konfiskaten“ auf dem Schlachthof der Stadt Nürnberg. Ab den 1920er Jahren baute Kori auch Öfen für städtische Krematorien. Laut Schüle und Zielinski war die Firma auf dem Gebiet aber nicht so erfolgreich wie der Erfurter Konkurrent Topf & Söhne.

    Zahlreiche Konzentrationslager im In- und Ausland beliefert

    Wie es genau zur Zusammenarbeit zwischen der SS und der Firma Kori kam, ist nach Angaben der Forscherinnen nicht bekannt. Ein Neffe des Firmengründers und bis 1937 Gesellschafter und Geschäftsführer der Heinrich Kori GmbH, könnte als SS-Mitglied den Kontakt befördert haben.

    Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs waren die Häftlingszahlen in den Konzentrationslagern gestiegen. Verfolgung und Terror durch die SS nahmen zu. In den KZs stieg die Todesrate. Waren vorher die Toten in den städtischen Krematorien verbrannt worden, geschah das nun in den Lagern selber.

    Kori baute Öfen für die #Konzentrationslager #Vught, #Neuengamme, #Ravensbrück, #Stutthof, #Bergen-Belsen, #Sachsenhausen, #Mittelbau-Dora, #Groß-Rosen, #Majdanek, #Flossenbürg, #Hersbruck, #Natzweiler-Struthof, #Dachau, #Mauthausen, #Melk, #Ebensee, #Blechhammer und #Trzebinia.

    Für die Installation fuhren Mitarbeiter in die Lager. Die Arbeiten wurden dort von Häftlingen erledigt. Die Firma rüstete auch vier der sechs Tötungsanstalten – Bernburg, Hadamar, Sonnenstein/Pirna und Hartheim – aus, in denen die sogenannte Aktion T4 der Nazis umgesetzt wurde: Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und geistigen Behinderungen wurden mit Kohlenmonoxid vergiftet. Ihre Leichen wurden direkt in den Anstalten verbrannt.
    Bezirk will Opfern des NS-Massenmordes gedenken

    Die Aufträge zur Unterstützung des Massenmords sind nach Auffassung der Wissenschaftlerinnen ein wichtiges Geschäftsfeld des Unternehmens mit 30 bis 40 Mitarbeitern während dieser Zeit gewesen. Maßgeblich im Unternehmen dafür zuständig war ihren Recherchen zufolge Hugo Heßler, der Leiter der Abteilung Feuerungsbau. Er arbeitete seit Beginn des Jahrhunderts bei Kori und übernahm nach dem Tod des Firmengründers 1938 die Geschäftsführung der GmbH. Kein Firmenverantwortlicher wurde nach dem Ende der Nazizeit zur Rechenschaft gezogen.

    Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg ist inzwischen das Bewusstsein dafür gewachsen, dass man der Opfer gedenken, aber ebenso daran erinnern muss, wer zu den Tätern, zu den Wegbereitern des NS-Massenmordes gehörte.

    Die BVV beschloss auf Initiative der Grünen im Februar, dass an der Dennewitzstraße eine Mahntafel angebracht werden soll, um an die Rolle des Unternehmens in der Nazizeit zu erinnern. Die Hausnummer 35 gibt es nicht mehr. Derzeit wird in der Straße rege gebaut; das an den Gleisdreieckpark angrenzende Wohnquartier wächst weiter. Bis 1976 war die Firma noch dort ansässig, bis 2012 war sie im Handelsregister eingetragen. Nach 1945 sei das Unternehmen unbehelligt geblieben, sagt der Grünen-Bezirksverordnete Bertram von Boxberg. Die Firma habe dann vor allem mit Spendengeldern finanzierte Öfen für Kirchengebäude geliefert, sagte Boxberg.

    Um die Umsetzung des BVV-Beschlusses soll sich jetzt die neu gegründete bezirkliche Gedenktafelkommission kümmern. Das Gremium, dem unter anderem Vertreter des Bezirksamtes und der Fraktionen angehören, wird am 21. Oktober zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Ob an diesem Tag schon die Kori-Mahntafel Thema sein wird, steht noch nicht fest.

    https://www.flickr.com/photos/zoomarchitekten

    Flickr

    –---

    Entre 1945 et l’a 2000 les terrains le long des anciens chemins de fer à Berlin constituaient une ressource abordable pour les petites entreprises, artistes et projets culturels. En 1989 des jeunes récupéraient un ancien garage auto pour y monter un nightclub qui marquait la vie nocturne pendant quinze ans. Il se trouvait au tournant de la Kurfürstenstraße et la Dennewitzstraße, alors dans un esprit peu cérémonieux on le nommait 90° Neunzig Grad .


    Entrée du club 90° . L’immeuble au fond à droite se trouve dans la partie pietonnière de la Dennewitzstraße au numéro 33.
    https://www.openstreetmap.org/node/2993663887


    Vu de la Kurfürstenstraße, le Club 90° se trouvait à l’emplacement de l’aile droite de l’immeuble, les ateliers du fabricant de fournaux crématoires Heinrich Kori GmbH se situaient dans le prolongement de la Kurfürstenstraße vers la droite à l’endroit du parc actuel.

    90 Grad Club Berlin | Gästeliste030
    https://www.gaesteliste030.de/locations/90-grad-berlin-QFaziWFSnEWKWOq74QfVSw

    Dennewitzstraße 37, 10785 Berlin
    Geschlossen: 14.05.2004


    Les ateliers du fabricant de fournaux crématoires Heinrich Kori GmbH se situaient dans le prolongement de la Kurfürstenstraße hors image entre la Dennewitzstraße et la ligne de chemin de fer entre Berlin gare Potsdamer Platz et la ville de Potsdam.

    Kori (Unternehmen) – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kori_(Unternehmen)#Nach_dem_Zweiten_Weltkrieg


    Les traces de la Kori G.m.b.H. se perdent. Sa dernière adresse n’existe plus. A l’endroit de Rudower Straße 122 à Berlin-Neukölln (12351) se trouve actuellement un garage auto entre les numéros 116 et 124a.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Kori seine Unternehmenstätigkeit fort.

    Um 1975 zählten zu den Geschäftsfeldern Kirchen- und Großraumheizungen, Zentralheizungs- und Lüftungsanlagen, Verbrennungsöfen für Abfälle aller Art, Müllschluckanlagen und Feuerungsanlagen. Da das Betriebsgelände saniert werden sollte, zog das Unternehmen 1976 nach Berlin-Neukölln, Rudower Straße 122, wo es noch bis ca. 2003 produzierte.

    https://www.openstreetmap.org/node/2865805612

    Mahntafel für die Firma KORI am Eingang Kurfürstenstraße in den Gleisdreieckpark – gleisdreieck-blog.de
    https://gleisdreieck-blog.de/2019/09/07/mahntafel-fuer-die-firma-kori-am-eingang-kurfuerstenstrasse-in-den


    Le numéro 35 à Dennewirtstraße a officiellement disparu de la carte de Berlin. Aujourd’hui c’est une entrée du Gleisdreickpark entre les numéros 34 et 36 à l’endroit des nouveaux immeubles mentionnés plus haut.

    #Berlin #Dennewitzstraße #nazis #histoire #génocide #architecture #gentrification

  • L’#Allemagne prête son espace aérien á l’état sioniste pour le rendre plus efficace dans le #massacre de #civils libanais
    https://www.middleeasteye.net/news/israeli-fighter-jets-join-military-exercises-over-northeastern-englan

    Amos Harel, military correspondent for Haaretz newspaper, says the IDF no longer takes the view that it has little to learn from the armed forces of other nations.

    It is also eager to train outside Israel because training areas within the country are few in number and variety, so officers and troops soon become overly familiar with the terrain.

    A recent training exercise in Germany, Harel wrote, “is good preparation for combat in locales in which the IDF [Israel Defence Forces] might find itself some day, notably Lebanon, though that’s not spelled out explicitly to the hosts, to avoid embarrassing them”.

    #Liban #complicité_criminelle #sans_vergogne

    • En Allemagne notre problème est le succès des lobbyistes israéliens qui ont réussi à convaincre le grand public que l’État d’Israël et les juifs en général forment une unité, que c’est la même chose, un peu comme la trinité pour les chrétiens où le père, le fils et et saint esprit sont identiques

      ( Oui, je sais, cette idée n’est pas partagée par tous les chrétiens du monde, mais c’est toujours comme ca avec les religions, chacun croit ce qu’il veut. Chez nous ils parlent de trinité et voilà. Moi ca m’a toujours étonnée qu’on puisse former une unité avec quelqu’un dont on de sait pas où il est et s’il existe, d’un personnage historique à l’histoire contradictoire et mythique et quelqu’un qu’on ne rencontre qu’en état d’intoxication. Peut-être il faudrait arrêter de prendre au sérieux les religions et ne s’intéresser plus qu’aux hommes et leurs besoins immédiats. )

      Pour nous qui avons encore une idée ce ce que c’est l’impérialisme il est alors très difficile d’expliquer aux jeunes que la critique de la politique israélienne ne signifie pas automatiquement qu’il faut casser la figure à chaque homo qui porte la kippa ;-)

      La définition gemano-israélienne de l’antisemitisme rend impossibe une vision nuancée des problèmes. La présence de prêtres islamistes dans les mosquées de Berlin ne facilite pas les choses non plus. #WTF, ils sont tous cinglés.

      Zu wenig Engagement gegen Antisemitismus : Angriffe auf Juden sollten wir als Angriffe auf uns alle verstehen - Politik - Tagesspiegel
      https://www.tagesspiegel.de/politik/zu-wenig-engagement-gegen-antisemitismus-angriffe-auf-juden-sollten-wir-als-angriffe-auf-uns-alle-verstehen/25059432.html

      Anita Lasker-Wallfisch, die die Shoah überlebt hat und gerade mit dem Nationalpreis ausgezeichnet worden ist, hat ihren Dank dafür mit einem Appell verbunden: dem Antisemitismus entgegenzutreten, wo immer er uns begegnet.

      Und wo er uns überall begegnet. 25. September: Bekennende Juden-Hasser und Terrorunterstützer haben eine Genehmigung zum Rappen am Brandenburger Tor im Rahmen einer Pro-Palästina-Demonstration. Zwei Rapper, die in ihren Texten dazu anstacheln, Tel Aviv zu bombardieren; zwei, die Juden gerne „zertrampeln“ würden. Erst in quasi letzter Minute verbietet der Innensenator den Auftritt.

      Tu m’étonnes, rapper contre les juifs, c’est la provocation suprême dans l’Allemagne sioniste. Quel privilège pour un jeune poète de voir ses texte censurés, c’est la gloire posthume assurée. Là les chiffres de vente explosent, ils ont gagné le concours du guerilla marketing ! Chapeau, Monsieur le censeur, vous avez fait deux heureux.

      #musique #business

  • Ausstellung in der Polizeihistorischen Sammlung Berlin: „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/ausstellung-in-der-polizeihistorischen-sammlung-berlin-drei-kugeln-auf-rudi-dutschke/21151314.html

    Ein vergilbter Zettel in einer Vitrine in der Polizeihistorischen Sammlung Berlin, darauf steht in Schreibmaschinenschrift: „Projektil 1, deformiert, befand sich im Kopf des Rudi Dutschke und wurde am 11. April 1968, gegen 23 Uhr, von Herrn Dr. Schulze, Westend-Krankenhaus, an Kriminalkommissar Bissenick ausgehändigt.“

    Projektil 1 liegt über dem Zettel auf weißer Pappe. Es wurde entfernt aus Dutschkes Kopf, nachdem der 23-jährige Anstreicher und Neonazi Josef Bachmann aus Peine mit einem Arminius-Revolver Kaliber 9 am Kurfürstendamm auf ihn geschossen hatte. Die Kugel ist ein Dokument der Zeitgeschichte, nicht größer als ein Zigarettenstummel, seit der Tat lag sie in der Asservatenkammer der Polizei.

    Drei Kugeln auf Rudi Dutschke - Songlexikon. Encyclopedia of Songs
    http://songlexikon.de/songs/dreikugelnaufdutschke

    Bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs 1967 wurde der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen, was zu einer Radikalisierung der studentischen und außerparlamentarischen Bewegung führte. Zu einem der Wortführer der Studentenbewegung wurde Rudi Dutschke. Als dieser am 11. April 1968 aus der Zentrale des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes trat, fragte ihn der Hilfsarbeiter Josef Bachmann: “Sind Sie Rudi Dutschke?” und schoss nach Bejahung drei Mal auf ihn. Dutschke überlebte das Attentat nur knapp und musste wegen der Schädigung seines Gehirns viele kognitive Fähigkeiten wieder neu erlernen. 1979 starb er an den Spätfolgen des Attentats.

    Walter Moßmann - Drei Kugeln auf Rudi Dutschke
    https://www.youtube.com/watch?v=BVMob_lEOIU

    Walter Mossmann | Trikont
    https://trikont.de/category/artists/walter-mossmann

    Der Lebensvogel singt nicht mehr
    https://www.machtvonunten.de/musik/268-der-lebensvogel-singt-nicht-mehr.html

    In den 70er Jahren lernten viele Menschen Walter Mossmann in erster Linie als engagierten Liedermacher der Anti-Atom-Bewegung kennen. Es war jene Zeit, in der die sozialen Medien tatsächlich noch sozial und die Menschen noch keine KlicksklavInnen waren. Sie redeten dafür eifrig von Angesicht zu Angesicht in Wohngemeinschaften, Wirtshäusern, auf Straßen oder gar besetzten Bauplätzen miteinander.

    Als Kommunikationsmedien dienten notfalls auch läutende Kirchenglocken und Feuersirenen, sowie alternative Piratensender, selbstproduzierte Musikcassetten, Schallplatten, Flugblätter, Broschüren, Bücher. – Und es wurden zu den bewegenden Themen selbstkomponierte Lieder gesungen oder alte Gassenhauer mit aktuellen politischen Texten versehen. Diese Entwicklung hatte allerdings eine Vorgeschichte, die mehr Beachtung verdient. Anfang der 60er Jahre spielte der herumreisende junge Walter Mossmann auf seiner Gitarre vorwiegend französiche Chansons von Georges Brassens und Boris Vian.

    Polizeihistorische Sammlung - Berlin.de
    https://www.berlin.de/polizei/verschiedenes/polizeihistorische-sammlung

    Der Polizeipräsident in Berlin
    Polizeiakademie
    Polizeihistorische Sammlung
    Platz der Luftbrücke 6
    12101 Berlin

    Tel.: (030) 4664-762450
    E-Mail: phs@polizei.berlin.de
    Öffnungszeiten
    Montag bis Mittwoch 9:00-15:00 Uhr
    Eintrittspreise: 2 Euro (ermäßigt 1 Euro)
    Führungen: Nur nach Anmeldung, 25 Euro zzgl. 1 Euro pro Person.

    * Fk. Polizehistorische Sammlung Berlin e.V. * - * Polizeihistorische Sammlung Berlin e.V. = Start = *
    http://www.phs-berlin.de

    Der „Förderkreis Polizeihistorische Sammlung e. V.“ wurde am 10. Mai 1990 gegründet und als gemeinnütziger Verein am 31. Juli 1990 in das Vereinsregister eingetragen. Er unterstützt die behördlich betriebene Polizeihistorische Sammlung am Platz der Luftbrücke in Berlin, die am 13. Januar 1988 der damalige Berliner Polizeipräsident, Georg Schertz, eröffnet hatte. Die Polizeihistorische Sammlung und der etwas später gegründete „Förderkreis“ gehören seitdem untrennbar zusammen und ergänzen sich gegenseitig.

    Inzwischen hat der Verein ca. 200 Mitglieder, die zu einem Großteil der West-Berliner Polizei angehörten bzw. jetzt noch in der Gesamt-Berliner Polizei tätig sind. Seit einiger Zeit arbeiten auch ehemalige Volkspolizisten, die sich im Zuge der Vereinigung beruflich anders orientieren mussten, aktiv im Verein mit, so dass zunehmend ein besseres Verständnis füreinander entsteht. Auch altersmäßig ist der Mitgliederkreis gut durchmischt.
    Mit der Gründung der Polizeihistorischen Sammlung konnten wichtige Exponate aus dem ehemaligen Kriminalmuseum in der Gothaer Straße und der Lehrmittelsammlung der Polizeischule Spandau zusammengeführt werden. Dazu kamen die 1990 aus dem aufgelösten Volkspolizeimuseum im DDR-Innenministerium übernommenen Berliner Exponate und Dokumente.
    Damit beruht die jetzige Hauptausstellung auf einer guten Basis für die Präsentation wesentlicher Aspekte der Geschichte der Schutz- und Kriminalpolizei in Berlin. Dort wird chronologisch die Rolle der Berliner Polizei seit ihrer Entstehung im Rahmen ihrer jeweiligen politischen Systeme dargestellt und der Öffentlichkeit nahe gebracht. Ein wichtiger Teil der Gesamt-Berliner Polizeigeschichte ist der Zeit des Kalten Krieges gewidmet, als Berlin in zwei Teile gespalten war und in Ost- und West-Berlin zwei gegensätzlich politisch geführte und unterschiedlich strukturierte Polizeipräsidien in ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet unabhängig voneinander für Sicherheit und Ordnung sorgten.

    Nicht alle Ausstellungsgegenstände und Dokumente können jedoch in der laufenden Ausstellung gezeigt werden. Diese werden u. a. bei Themenabenden bzw. Sonderausstellungen vorgestellt. Darüber hinaus stehen für die Forschungsarbeit die im Fundus bzw. in der Bibliothek gelagerten Gegenstände jederzeit für interessierte Historiker und die Presse zur Verfügung.

    Auch die Technikausstellung in Lankwitz, die von der „Schmiernippel-Truppe“ des Förderkreises mit viel Engagement betreut wird, ist für Interessierte eine wertvolle Fundgrube, um sich vor allem über historische Kraftfahrzeuge der Polizei anschaulich informieren zu lassen.
    In beiden Einrichtungen werden auf Wunsch angemeldete Besuchergruppen durch aktive und pensionierte Mitglieder und Freunde des Förderkreises, die dort ehrenamtlich tätig sind, geführt. Diese helfen dem Leiter der Polizeihistorischen Sammlung, Herrn Dr. Jens Dobler, darüber hinaus auch bei der Pflege des Dokumenten- und Fotobestandes, der anderen historischen Schauobjekte, wie Uniformen, Waffen u. ä. Sie unterstützen ferner als Zeitzeugen laufende Forschungsvorhaben und publizistische Projekte.

    Neben den schon genannten Aufgaben des Förderkreises werden auch Veranstaltungen des Polizeipräsidenten in Berlin betreut. Gerade für die Polizeibehörde stellt die Polizeihistorische Sammlung eine willkommene Einrichtung dar, die Polizeigeschichte den aktiven Polizisten, von Beginn an auch den Auszubildenden, nahe zu bringen.

    In diesem Sinne werden vom Förderkreis zudem Podiumsdiskussionen über historisch bedeutsame Ereignisse organisiert und durchgeführt. Dem Erwerb und Erhalt wichtiger Zeitdokumente bzw. historischer Originalgegenstände widmet der Verein ebenfalls die entsprechende Aufmerksamkeit. Dabei wird er auch von der „v. Hinckeldey-Stiftung“ und anderen Spendern finanziell unterstützt, vor allem wenn es um wertvolle Ergänzungen der Sammlung geht.

    Hervorzuheben sind schließlich die regelmäßigen Publikationen des Vorstandes, wie z. B. der Berliner Polizeihistoriker und die grünen Hefte der Dokumentationsreihe Erlebte Polizeigeschichte, in denen stets interessante Probleme, Ereignisse und Geschichten aufgegriffen und den Mitgliedern nahe gebracht werden. Besonders beliebt ist dabei u. a. die im Jahr 2015 erschienene Jubiläumsbroschüre 25 Jahre bürgerschaftliches Engagement, die gegen eine Spende in der Ausstellung erworben werden kann. Dort erfährt man nicht nur mehr über den Verein, sondern kann wie in einem Katalog blättern und sich dabei ausgewählte Exponate unserer Sammlung als Foto anschauen.

    Wenn Sie mehr wissen möchten, rufen Sie bitte an!

    +49 30 4664 762450

    #Museum #Geschichte #Politik #Attentat #Terrorismus #Berlin #Tempelhof #Platz_der_Luftbrücke

  • Berliner Jungsozialisten und die Weltrevolution: Jusos wollen den Kommunismus zurück - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://m.tagesspiegel.de/berlin/berliner-jungsozialisten-und-die-weltrevolution-jusos-wollen-den-kommunismus-zurueck/25013606.html

    Den ersten vier Seiten ist zu entnehmen, dass die Genossinnen und Genossen ihren Karl Marx und Friedrich Engels gründlich gelesen haben. Denn am Schluss des Antrags stehen konsequente Forderungen: Die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien, eine radikale Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, die vollständige Sozialisierung der Produktionsmittel und die Durchführung eines Verfassungskonvents mit dem Ziel einer rätesozialistischen Verfassung. Aber es soll auch global gehandelt werden, mit dem Zusammenschluss aller Rätedemokratien zu einer sozialistischen Weltrepublik und dem folgt – der Kommunismus. Im Juso-Landesverband wird der Antrag eher skeptisch gesehen. Solche Maximalforderungen, so hört man, stünden derzeit nicht auf der Agenda. Nicht so mutlos, junge Garde!

    Antrag T2–2/19
    https://www.tagesspiegel.de/downloads/25014540/1/antrag-jusos-steglitz-zehlendorf.pdf

    #Berlin #socialistes #Steglitz-Zehlendorf #SPD #Jusos

  • RBB-Doku über die Leipziger Straße in Berlin: Sackgasse des Sozialismus - Medien - Gesellschaft - Tagesspiegel

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/rbb-doku-ueber-die-leipziger-strasse-in-berlin-sackgasse-des-sozialismus/8965532.html

    „Um Gottes willen, können hier überhaupt Menschen leben?“, sagte ein Zuzügler aus Bonn einst über die Leipziger Straße. Und wie, sagen die Bewohner. Eine RBB-Doku widmet sich jetzt dieser besonderen Straße Berlins. Nur das Verschönerungskombinat kommt ein bisschen zu kurz. Lothar Heinke

    Das Verschönerungskombinat hatte viel zu tun in der Leipziger Straße.

    Das Verschönerungskombinat hatte viel zu tun in der Leipziger Straße.Foto: RBB

    Eine berührende Geschichte, die mit einem Mal den samtenen Vorhang vor der DDR-Vergangenheit aufreißt, geht so: Eines Tages herrscht große Aufregung in einem Haus in der Leipziger Straße. Ein Mann ist mit seinem Fluggerät aufs Dach geklettert und versucht, über die Mauer nach West-Berlin zu fliegen. Dabei stürzt er auf das Dach einer Schule, die noch im Osten liegt. Die Volkspolizei kommt mit Hunden und Blaulicht, es ist toll was los in der Sackgasse des Sozialismus, die direkt an der Mauer beim Potsdamer Platz endet. Ein Junge findet das, was in seinem Haus geschieht, sehr spannend. Er fragt seine Mutter: Würdest du ihn aufnehmen, wenn er an unsere Tür klopft? Die Mutter überlegt und sagt Ja! Darauf der Junge: „Aber das dürfen wir nicht dem Vati sagen.“

    #berlin #ddr #architecture

  • Tierrettung nach drei Tagen in Wilmersdorf : Katze saß in zehn Meter Höhe fest - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/tierrettung-nach-drei-tagen-in-wilmersdorf-katze-sass-in-zehn-meter-hoehe-fest/24932844.html


    Heureusement il y a des gens qui s’occupent des pauvres bêtes. Il est vrai que pour la plupart des habitants de Friedenau un tel événement est une des choses les plus graves qui risquenent de leur arriver.

    Insgesamt drei Tage saß das weiße Kätzchen im Baum. In zehn Meter Höhe, dort wo sich die dicken Äste nach oben teilten, hatte sie sich hingelegt. Und traute sich nicht runter. Die Bewohner des Hauses am Ludwig-Barnay-Platz in Wilmersdorf sorgten sich. Am Mittwoch postete eine von ihnen auf Facebook ein Bild des Tiers. Corine Grzésik, die in der Friedenauer Handjerystraße eine Malschule betreibt, las die Nachricht. Ihr war klar, dass sie etwas tun müsste. Die Feuerwehr habe deutlich gemacht, dass sie die Katze nicht herunterholen werde. Die würde schon von selbst wieder hinabklettern.

    Die Auskunft reichte Grzésik nicht. Sie engagierte einen Baumkletterer. Wohl wissend, dass sie erst mal dafür zahlen muss. Als der Mann am Donnerstagvormittag in den Baum steigen wollte und ein Seil hochwarf, sprang das Kätzchen auf einen unteren Ast und kletterte auch die nächsten Meter herunter und verschwand schnell durch den Hof. Der Einsatz kostete dennoch 238 Euro. Grzésik rief im Internet dazu auf, sich an den Kosten zu beteiligen. Die erbeteneSumme war zu Redaktionsschluss erreicht.sik

    #Berlin #Friedenau #Ludwig-Barnay-Platz #animaux #sens_civique #sauvetage

  • Belastung durch CO2-Preis Mieterbund warnt vor steigenden Kosten 13...
    https://diasp.eu/p/9358351

    Belastung durch CO2-Preis

    Mieterbund warnt vor steigenden Kosten

    13.07.2019

    Wer soll es zahlen, wenn Heizkosten infolge einer CO2-Bepreisung steigen? Keinesfalls die Mieter, sagt der Mieterbund. Der Eigentümerverband sieht das anders.

    FOTO: MICHAEL REICHEL/DPA

    Der Tagesspiegel: Mieterbund warnt vor steigenden Kosten

  • Abiturdurchschnitt 2019: 2,4 - Senatorin Scheeres gratuliert zum bestandenen Abitur - Berlin.de
    https://www.berlin.de/sen/bjf/service/presse/pressearchiv-2019/pressemitteilung.821861.php

    Lustig: Im Tagesspiegle gibt es Freie Schulen , in der Auflistung des Senats heißen die Schulen in freier Trägerschaft . Vor drei Jahren waren das noch Privatschulen . Solche klaren Worte vermeidet jeder gerne, der von der Tatsache ablenken möchte, dass die Existenz solcher vom Geldbeutel der Eltern abhängiger Schulen ein Fremdkörper in einem Schulsystem darstellt, dass Chancengleichheit als erste Maxime vor sich herträgt. Auch fällt auf, dass 2019 das Französische Gymnasium nicht in der Liste der besten öffentlichen Gymnasien erscheint. Ist der Abischnitt dieses Jahr so mies ausgefallen, oder liegt es daran, das dort die Sommerferien erst am 1. Juli beginnen, und Mitte Juni noch keine Ergebnisse vorlagen?

    Pressemitteilung vom 21.06.2019
    Die Berliner Abiturientinnen und Abiturienten können auch in diesem Jahr stolz auf ihre Leistungen sein. Wie die Schnellauswertung der Abiturdaten zeigt, erreichten die Schülerinnen und Schüler wie in den vergangenen acht Jahren wieder einen Abiturdurchschnitt von 2,4. Auch der Anteil derjenigen, die das Abitur bestanden haben, ist mit mehr als 95% sehr erfreulich. 4,6 % der Prüflinge haben nicht bestanden, etwas weniger als vor einem Jahr (5%). Insgesamt haben in diesem Jahr 14.866 Schüler und Schülerinnen die Prüfung abgelegt. In die Schnellauswertung sind die Daten von 13.013 Prüflingen eingegangen (87,5 %). Von diesen Prüflingen haben 260 einen Notendurchschnitt von 1,0 und 154 einen Schnitt von 1,1 erreicht.

    Abiturnoten im Überblick: Das sind Berlins beste Schnitte - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/abiturnoten-im-ueberblick-das-sind-berlins-beste-schnitte/24481906.html

    Öffentliche Gymnasien

    Heinrich-Hertz-Gymnasium (1,76), Otto-Nagel-Gymnasium (1,81), Rosa-Luxemburg-Gymnasium (1,82), G.-F.-Händel- Gymnasium (1,88), Werner-v.-Siemens- Gymnasium (1,9), Beethoven-Gymnasium (1,97), Heinz-Berggruen-Gymnasium (2,0), Schadow-Gymnasium (2,01), P.-Natorp-Gymnasium (2,05), Johann- Gottfried-Herder-Gymnasium (2,07).

    Öffentliche Sekundarschulen

    John-F.-Kennedy-Schule (1,91), Nelson-Mandela-Schule (2,01), Flatow-Oberschule (2,03), Sportschule im Olympiapark/Poelchau-Schule (2,23), Sophie-Scholl-Schule (2,32), Martin-Buber-Schule (2,32), Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (2,37), Kurt-Tucholsky-Oberschule (2,38), Kurt-Schwitters-Schule (2,42), Gustav-Heinemann-Schule (2,45).

    Freie Schulen

    Berlin Cosmopolitan School (1,39), Berlin Bilingual School (1,63), Ev. Gymnasium zum Grauen Kloster (1,76), Kath. Theresienschule (Gymnasium; 1,86), Canisius-Kolleg (Gymnasium; 1,88), Moser-Schule (Gymnasium; 1,96), Bilinguale Schule Phorms Berlin Mitte (2,0), Kath. Schule Salvator (2,03), Ev. Schule Köpenick (Gymnasium; 2,14), Kath. Schule Liebfrauen (2,23).

    Berufliche Gymnasien

    Elinor-Ostrom-Schule (2,21), Staatl. Ballettschule und Schule für Artistik (2,26), Rahel- Hirsch-Schule (2,29), Max-Bill-Schule (2,47), Anna-Freud-Oberschule (2,51), Jane-Addams-Schule (2,57), Emil-Fischer-Schule (2,59), OSZ TIEM (2,59), Lise-Meitner-Schule (2,65), Max-Taut- Schule (2,66).

    Kollegs und Abendgymnasien

    Kolleg Schöneberg (2,14), Victor-Klemperer-Kolleg (2,2), Treptow-Kolleg (2,2), Charlotte- Wolff-Kolleg (2,35), Berlin-Kolleg (2,4).

    Und in den Vorjahren ...

    Abiturdurchschnitt 2018: 2,4 - Berlin.de
    https://www.berlin.de/sen/bjf/service/presse/pressearchiv-2018/pressemitteilung.720267.php

    Schulen mit bestem Notenschnitt und Anzahl bestandener Prüflinge nach Schulform

    Schulname Notendurchschnitt bestandene Prüfung

    Berufliche Gymnasien

    1. Rahel-Hirsch-Schule OSZ Gesundheit/Medizin 2,29 94
    2. Staatliche Ballettschule Berlin und Schule für Artistik 2,29 12
    3. Jane-Addams-Schule (OSZ Sozialwesen) 2,45 120
    4. Max-Bill-Schule (OSZ Bau- und Holztechnik) 2,47 152
    5. Anna-Freud-Oberschule (OSZ Sozialwesen) 2,50 147
    6. Emil-Fischer-Schule (OSZ Ernährung und Lebensmitteltechnik) 2,54 98
    7. Lise-Meitner-Schule (OSZ Chemie, Physik und Biologie) 2,56 75
    8. Hermann-Scheer-Schule (OSZ Wirtschaft) 2,68 74
    9. OSZ Logistik, Touristik und Steuern 2,69 80
    10. Wilhelm-Ostwald-Schule (OSZ für Gestaltung) 2,69 20

    Gymnasien

    1. Französisches Gymnasium 1,67 48
    2. Heinrich-Hertz-Gymnasium 1,83 53
    3. Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium 1,89 73
    4. Rosa-Luxemburg-Gymnasium 1,90 137
    5. Arndt-Gymnasium Dahlem 1,94 113
    6. Otto-Nagel-Gymnasium 1,95 84
    7. Heinz-Berggruen-Gymnasium 1,96 131
    8. Beethoven-Gymnasium 1,98 141
    9. Gymnasium Steglitz 2,00 94
    10. Paul-Natorp-Gymnasium 2,04 107

    Integrierte Sekundarschule

    1. John-F.-Kennedy-Schule 1,93 87
    2. Nelson-Mandela-Schule 1,97 63
    3. Sportschule im Olympiapark/ Poelchau-Schule 2,21 55
    4. Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (Sportforum) 2,32 87
    5. Martin-Buber-Oberschule (Integrierte Sekundarschule) 2,32 129
    6. Friedensburg-Schule 2,35 81
    7. Gustav-Heinemann-Oberschule 2,36 101
    8. Flatow-Oberschule 2,36 27
    9. Sophie-Scholl-Schule 2,36 154
    10. Kurt-Schwitters-Schule 2,50 88
    11. Fritz-Karsen-Schule (Gemeinschaftsschule) 2,50 75

    Schulen in freier Trägerschaft

    1. Jüdische Traditionsschule 1,37 6
    2. Berlin Cosmopolitan School 1,72 5
    3. Evangelische Schule Frohnau 1,73 77
    4. Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster 1,78 69
    5. Canisius-Kolleg (Gymnasium) 1,83 86
    6. Katholische Theresienschule (Gymnasium) 1,86 58
    7. Bilinguale Schule Phorms Berlin Süd 1,88 5
    8. Moser-Schule (Gymnasium) 1,95 44
    9. Evangelische Schule Köpenick (Gymnasium) 2,01 71
    10. Bilinguale Schule Phorms Berlin Mitte 2,03 30

    Kollegs/Abendgymnasien

    1. Abendgymnasium Prenzlauer Berg 2,11 25
    2. Victor-Klemperer-Kolleg 2,22 67
    3. Berlin-Kolleg 2,23 106
    4. Treptow-Kolleg 2,23 74
    5. Kolleg Schöneberg 2,26 52
    6. Charlotte-Wolff-Kolleg 2,37 51
    7. Peter-A.-Silbermann-Schule 2,38 19

    Abiturdurchschnitt 2017: 2,4 Senatorin Scheeres gratuliert zum bestandenen Abitur - Berlin.de
    https://www.berlin.de/sen/bjf/service/presse/pressearchiv-2017/pressemitteilung.612503.php

    Schulen mit bestem Notenschnitt und Anzahl bestandener Prüflinge nach Schulform

    Schulname, Abiturschnitt | Prüflinge

    Berufliche Gymnasien

    1. Staatliche Ballettschule Berlin und Schule für Artistik, 2,09 | 15
    2. Jane-Addams-Schule (OSZ Sozialwesen), 2,28 | 126
    3. Marcel-Breuer-Schule (OSZ Holztechnik), 2,33 | 95
    4. Rahel-Hirsch-Schule OSZ Gesundheit/Medizin, 2,42 | 50
    5. Emil-Fischer-Schule (OSZ Ernährung und Lebensmitteltechnik), 2,45 | 66
    6. Lise-Meitner-Schule (OSZ Chemie, Physik und Biologie), 2,48 | 67
    7. Anna-Freud-Oberschule (OSZ Sozialwesen), 2,48 | 128
    8. Hans-Litten-Schule, 2,56 | 45
    9. Max-Taut-Schule (OSZ Gebäude-Umwelt-Technik), 2,56 | 30
    10. OSZ TIEM (Technische Informatik, Industrieelektronik und Energiemanagement), 2,62 | 44

    Gymnasien

    1. Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium, 1,81 | 60
    2. Heinrich-Hertz-Gymnasium, 1,85 | 66
    3. Gymnasium Steglitz, 1,85 | 107
    4. Arndt-Gymnasium Dahlem, 1,90 | 112
    5. Französisches Gymnasium, 1,92 | 57
    6. Heinz-Berggruen-Gymnasium, 1,93 |105
    7. Rosa-Luxemburg-Gymnasium, 1,98 | 121
    8. Johann-Gottfried-Herder-Oberschule, 1,99 | 94
    9. Beethoven-Gymnasium, 2,01 | 147
    10. Schadow-Gymnasium, 2,01 | 128

    Integrierte Sekundarschulen

    1. John-F.-Kennedy-Schule, 1,96 | 84
    2. . Nelson-Mandela-Schule, 2,00 | 59
    3. Sophie-Scholl-Schule, 2,24 |119
    4. Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (Sportforum), 2,28 | 76
    5. Sportschule im Olympiapark/ Poelchau-Schule, 2,29 | 40
    6. Gustav-Heinemann-Oberschule, 2,30 | 145
    7. Kurt-Schwitters-Schule, 2,36 | 92
    8. Flatow-Oberschule, 2,36 | 39
    9. Martin-Buber-Oberschule (Integrierte Sekundarschule), 2,39 | 122
    10. Margarethe-von-Witzleben-Schule, 2,43 | 7

    Privatschulen

    1. Klax Sekundarschule (Integrierte Sekundarschule), 1,50 | 2
    2. Evangelische Schule Frohnau, 1,66 | 66
    3. Moser-Schule (Gymnasium), 1,70 | 42
    4. Canisius-Kolleg (Gymnasium), 1,81 | 69
    5. Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster, 1,86 | 76
    6. Katholische Theresienschule (Gymnasium), 1,88 | 86
    7. Berlin Cosmopolitan School, 1,92 | 9
    8. Bilinguale Schule Phorms Berlin Mitte, 2,01 | 29
    9. Evangelische Schule Köpenick (Gymnasium), 2,04 | 87
    10. Katholische Schule Liebfrauen, 2,15 | 93

    Kollegs/Abendgymnasien

    1. Abendgymnasium Prenzlauer Berg, 2,12 | 35
    2. Charlotte-Wolff-Kolleg, 2,19 | 47
    3. Victor-Klemperer-Kolleg, 2,22 | 66
    4. Treptow-Kolleg, 2,27 | 72
    5. Kolleg Schöneberg, 2,31 | 66
    6. Peter-A.-Silbermann-Schule, 2,36 | 14
    7. Berlin-Kolleg, 2,40 | 102

    #Berlin #Schule

  • Nach Ablehnung des AfD-Bewirtens : Politik ist eigentlich gar nicht sein Ding - Berlin - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-ablehnung-des-afd-bewirtens-politik-ist-eigentlich-gar-nicht-sein-ding/24319212.html


    Diese Männer mögen keine Nazis. Gut so. Weitermachen!

    Pasta und Politik: Alessandro Mannozzi gehört das Restaurant Bocca di Bacco. Vor ein paar Tagen hat er die AfD ausgesperrt. Wer ist der Mann?

    Politik ist eigentlich gar nicht seine Sache. Alessandro Mannozzi wird weit über die Grenzen Berlins hinaus geschätzt für die exzellente Küche in seinem eleganten Restaurant Bocca di Bacco, auch für die guten Getränke. Jetzt ist das Restaurant in einem ganz anderen Zusammenhang in die Schlagzeilen geraten – mit unschönen Folgen. Die AfD hatte über einen Assistenten einen Tisch reserviert. Die Rechnung sollte an das Büro geschickt werden. Die Mitarbeiter, die das entdeckt hatten, rieten dem Chef, die Reservierung unbedingt zu stornieren: „Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen“, sagt Mannozzi. Er lud die AfD aus.

    Eigentlich hat Mannozzi von seinem Vater gelernt: „Als Gastronom musst du neutral sein.“ Er wolle auch gar nicht belehrend sein, sagt er. Und dass ihm klar sei, dass die AfD eine demokratisch gewählte Partei ist. Abgesehen davon glaubt er, dass man ihr keine Plattform bieten sollte. Andererseits gehe es auch um Menschenwürde und Menschenrechte. Schließlich beschäftigt er Mitarbeiter aus zehn Nationen. Ein schwieriger Konflikt.

    Das Bocca di Bacco ist eines jener genialen Prominentenrestaurants, die als solche nicht in einschlägigen Reiseführern vorkommen, also ein Ort, an dem man auch als internationale Berühmtheit einigermaßen sicher sein kann vor Selfiejägern und aufdringlichen Touristen, die mal einen Star beim Essen fotografieren wollen. Für normale Touristen ist es vielleicht auch ein bisschen zu teuer dort. Als Matt Damon in der Stadt gedreht hat, kam er regelmäßig zum Essen in die Friedrichstraße. Auch George Clooney, Penelope Cruz, Catherine Zeta-Jones und Dustin Hoffman stillten dort schon ihren Appetit auf feine italienische Spezialitäten.

    Empörte Reaktionen auf seine Entscheidung

    Alessandro Mannozzi erschrecken die vielen – auch empörten – Reaktionen auf seine Gewissensentscheidung, die er noch mit leichten Zweifeln getroffen hatte. Zunächst wollte er sich dazu gar nicht sprechen lassen. Eine Flut von Mails kam mit beleidigenden, ausländerfeindlichen und rassistischen Beschimpfungen, sogar mit massiven Drohungen sei eingegangen. Das hat ihm die Augen geöffnet dafür, um welche Wählerschicht es geht. Auf Twitter liefen gleichlautende Beschimpfungen unter verschiedenen Namen.

    Ursprünglich wollte Alessandro Mannozzi gar nicht Gastronom werden. Das Beispiel seines Vaters Massimo Mannozzi war abschreckend. Der hatte kaum Zeit für die Familie, obwohl die Wohnung praktisch über dem Restaurant Bacco lag, Berlins erstem Edelitaliener, und entsprechend berühmt. Dort gaben Freddy Mercury und Rod Stewart Spontankonzerte, Willy Brandt und Romy Schneider schrieben Widmungen ins Gästebuch, Sophia Loren und Gina Lollobrigida schütteten ihr Herz aus. Um die Gäste hat sich Massimo Mannozzi intensiv gekümmert, war, wie sich der Sohn erinnert, „24 Stunden im Einsatz“. Nach 49 Jahren hat er mit 75 Jahren sein Bacco 2016 geschlossen.

    Die Berufung aus Familiengründen

    Warum Alessandro Mannozzi dann nach dem Abitur am Paul-Natorp-Gymnasium doch an die renommierte Hotelfachschule nach Lausanne gegangen ist? Das muss in der Familie liegen. Die Schwester des 48-Jährigen betreibt in der Toskana ein Hotel, das auch viele Berliner Gäste hat. Seine Wanderjahre verbrachte der gebürtige Berliner bei „Four Seasons“, zunächst in London, war dann auch im Gründungsteam des Luxushotels am Gendarmenmarkt, dem heutigen Regent.

    #Berlin #Nazis #Widerstand

  • Test für „solidarisches Grundeinkommen“ : Müller droht mit Modellprojekt zu scheitern - Berlin - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/test-fuer-solidarisches-grundeinkommen-mueller-droht-mit-modellprojekt-zu-scheitern/24336924.html

    14.05.2019 - Ulrich Zawatka-Gerlach - Das vom Berliner Regierungschef eingebrachte Vorhaben bleibt umstritten. Alle Koalitionsfraktionen haben noch Fragen, eine Senatsvorlage könnte vertagt werden.

    Das Modellprojekt für ein „solidarisches Grundeinkommen“, das auf einen Vorschlag des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) zurückgeht, bleibt in der Koalition umstritten. Eigentlich sollten am Mittwoch die dafür notwendigen Gelder vom Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses freigegeben werden.

    Doch es gibt es für das Vorhaben, das tausend Arbeitslosen eine dauerhafte, sinnvolle und und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verschaffen soll, noch kein konsensfähiges Konzept. Vor allem die Grünen haben Bedenken.

    Zumal das Vorhaben viel teurer wird als im Landeshaushalt eingeplant, weil Fördermittel des Bundes nur in geringem Umfang genutzt werden können. Zwar haben die Regierungsfraktionen SPD, Linke und Grüne für 2020 bis 2024 eine Finanzzusage von jährlich 7,75 Millionen Euro gegeben.

    Allerdings nur dann, wenn vor der Freigabe der Mittel ein „qualifiziertes Gesamtkonzept“ vorgelegt wird. Zwar hat die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales eine Vorlage fürs Parlament erarbeitet, die von der Senatskanzlei und der Finanzverwaltung mitgetragen wird. Doch alle drei Koalitionsfraktionen haben dazu noch viele Fragen.

    Außerdem vervierfachen sich die Kosten für das Modellprojekt auf 31 Millionen Euro jährlich. Es könnte also sein, dass das Thema im Hauptausschuss am Mittwoch vertagt wird. Allmählich läuft die Zeit davon. Regierungschef Müller will sein Projekt unbedingt am 1. Juli in Berlin an den Start bringen.

    Die ursprüngliche Idee, mit der Müller vor einem Jahr eine bundesweite Diskussion entfachte: Bis zu 5000 Hartz IV-Empfänger sollten, möglichst direkt nach dem Übergang aus dem normalen Arbeitslosengeld, sozialversichert und unbefristet von kommunalen oder gemeinnützigen Trägern in eine „gemeinwohlorientierte“ Beschäftigung gebracht werden. Ein möglichst großer Anteil der dafür benötigten staatlichen Förderung sollte vom Bund übernommen werden.
    Nur noch 250 Teilnehmer sind für den Modellversuch geplant

    Von diesem Vorschlag blieb nicht viel übrig. Jetzt ist nur noch von „geschätzten 250 Teilnehmern“ die Rede, mit denen der Modellversuch im Juli beginnen soll. Bis Ende 2020 könnten insgesamt tausend Stellen schrittweise besetzt werden. Zielgruppe seien Menschen, heißt es in der Vorlage, die ein bis drei Jahre ohne Arbeit sind.

    Aus dem Bundesprogramm für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen erhofft sich der Senat eine Mitförderung für die ersten zwei Jahre. Die Jobcenter sollen „nach Lage des Einzelfalls“ klären, ob eine solche befristete Bundesförderung möglich ist. Den großen Rest, einschließlich von Sozialversicherungsbeiträgen, müsste das Land Berlin selbst finanzieren.
    Über das Teilhabechancengesetz kann sich das Grundeinkommen nicht finanzieren

    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) setzt bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit andere Schwerpunkte. Im Rahmen des Teilhabechancengesetzes, das im Juli 2018 beschlossen wurde, werden bundesweit Menschen gefördert, die mindestens sechs Jahre arbeitslos sind. Aus diesem Topf kann sich das solidarische Grundeinkommen nicht bedienen.

    Ein weiteres Problem: Die versprochene „unbefristete Weiterbeschäftigung“ über den fünfjährigen Förderzeitraum hinaus kann der Senat für das solidarische Grundeinkommen nicht garantieren. Diese Zusage dürfte weder in der Landesverwaltung noch bei freien Trägern oder Landesunternehmen rechtlich verbindlich durchsetzbar sein.
    Für Grünen wirft die Senatsvorlage mehr Fragen auf als sie beantworte

    Mit der ursprünglichen Idee habe dies alles nichts mehr zu tun, sagte die Grünen-Arbeitsmarktexpertin dem Tagesspiegel. Die Senatsvorlage werfe mehr Fragen auf als beantwortet würden. Die Linken haben Verständnis für diese Kritik. Andererseits sei eine Vertagung schwierig, weil das Projekt am 1. Juli starten solle, sagte der Linken-Fraktionsgeschäftsführer Steffen Zillich. Auch der SPD-Arbeitsmarktpolitiker Lars Düsterhöft sieht noch offene Fragen, hält weitere Verzögerungen aber nicht für angebracht. „Korrekturen lassen sich noch im Laufe des Projekts vornehmen“, sagte er.

    Die CDU hatte schon im Januar im Abgeordnetenhaus beantragt, „die Umsetzung des Teilhabechancengesetzes des Bundes dem Pilotprojekt zum solidarischen Grundeinkommen in Berlin vorzuziehen“. Dieses Vorhaben sei „zum gegenwärtigen Zeitpunkt überflüssig“.

    #chômage #SGE #Allemagne

  • Bloggende Hochstaplerin Hingst : In der Fantasie eine Nachfahrin von Holocaust-Opfern - Kultur - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/bloggende-hochstaplerin-hingst-in-der-fantasie-eine-nachfahrin-von-holocaust-opfern/24411300.html


    Marie Sophie Hingst lors de la remise du prix "Goldener Blogger 2017"

    Cette jeune historienne s’est inventée un passé judéo-allemand et a élaboré de longs textes sur ses ancêtres persécutés. Aujourd’hui les journalistes des grands journaux sont indignés parce qu’elle a réussi à tous les duper. Ses histoires étaient de pures créations littéraires.

    01.06.2019 Caroline Fetscher - Die Bloggerin Hingst hat eine dramatische jüdische Familiengeschichte erfunden. Eine abgründige Geschmacklosigkeit – gegenüber den wahren Holocaust-Opfern.

    Marie Sophie Hingst, 31 Jahre alt, geboren in Wittenberg in Sachsen-Anhalt, studierte Geschichte, promovierte – und verdrehte in einem Nebenleben als Bloggerin den Auftrag ihres Fachs. Die junge Frau erdichtete Geschichten, die sie, wie „Der Spiegel“ jetzt darlegt, als historische Fakten der Öffentlichkeit anbot.

    Aus ihrer offenbar evangelischen Familie formte Hingst in der Fantasie eine Familie jüdischer Holocaust-Opfer. Hingst selbst war in ihren Erzählungen, die sie elegisch verkitscht „Read on, my dear, read on“ taufte, die Urenkelin der alleinigen Überlebenden auf der Vaterseite wie der Mutterseite.

    Aus einem Urgroßvater Hermann Hingst und dessen Frau Marie machte sie zwei NS-Verfolgte und Ermordete. Hermann Hingst war jedoch noch 1947 am Leben, als er in der sowjetisch besetzten Zone einen Antrag auf Wiedereinstellung als Lehrer stellte. Den anderen Urgroßvater, Josef Karl Brandl, verwandelte Hingst in einen jüdischen „Jakob Brandel“, der mit Frau und Kindern in Auschwitz verendet sein soll.
    20 Fantasiebiografien

    Diese und 20 andere Fantasiebiografien soll Hingst auf sorgfältig ausgefüllten Formularen der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem übersandt haben. Nur drei der Personen, stellt sich jetzt heraus, sollen überhaupt real existiert haben. 19 zu drei, das dürfte hier in etwa dem Verhältnis von Fiktion zu Fakten entsprechen.

    Recherchiert hatte laut „Spiegel“ schon seit Monaten eine wachsende Gruppe von Archivaren und Genealogen, der auch eine Juristin beisprang. Sie werden ähnlich vorgegangen sein wie die Kollektive der Internet-Plattform „Wikiplag“ bei Plagiatsaffären mit Instant-Promotionen à la Karl-Theodor zu Guttenberg. Das Internet machte die Pseudo-Biografie von Hingst erst möglich, das weltweite Netz trug allerdings auch dazu bei, dass sie schnell aufflog.

    Doch Hingst, die auf Podien und Tagungen in der Doppelrolle als Historikerin und Nachkommin verfolgter Juden auftrat, ging es offenbar um mehr als Karrieresprünge und Ruhm. Sie scheint den Nimbus der Opferrolle gesucht zu haben, das selbsterhöhende Pathos leidgetränkter Schicksale, eine erlogene Dornenkrone, ein Narrativ ohne jedwede reale Substanz.
    Eine abgründige Geschmacklosigkeit

    Dass ihre historische Kopierwerkstatt eine abgründige Geschmacklosigkeit und Taktlosigkeit darstellt, muss sie ausgeblendet haben, um ihre Rolle vor sich und anderen spielen zu können. Seit ein „Spiegel“-Redakteur die junge Frau, die jedem Claas Relotius das Wasser reichen kann, vor einigen Tagen in Dublin stellte, hat sie nach anfänglichem Weiterleugnen einen Anwalt eingeschaltet. Der räumte dem Magazin gegenüber ein, sie nehme „ein erhebliches Maß an künstlerischer Freiheit für sich in Anspruch“.

    Ihr Casus erinnert stark an den von Binjamin Wilkomirski, der 1995 im Jüdischen Verlag Suhrkamp sein Buch „Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948“ veröffentlichte, und der sich wie ein waschechter Borderliner in eine unechte Geschichte als verfolgtes jüdisches Kind hineingelebt hatte.

    Selbst erfahrene Lektoren und Experten saßen der suggestiven Fiktion auf. Mit Primo Levi verglichen und in zwölf Sprachen übersetzt, wurde die Geschichte, deren Ich-Erzähler schildert, wie er als Kind in Osteuropa Konzentrationslager überlebte, und Morde an Verwandten miterleben musste. Auf dem Weg über ein polnisches Waisenhaus sei er in die Schweiz gelangt und adoptiert worden.
    Auch ihre Gastbeiträge waren erfunden

    In Wahrheit hieß der 1941 geborene Autor Bruno Dössekker, geboren war er als uneheliches Kind unter dem Namen Bruno Grosjean, adoptiert worden war er tatsächlich von der Familie Dössekker in Zürich. Seine jüdische Biografie war, wie 1998 ans Licht kam, und 1999 von einem Historiker bestätigt wurde, komplett erdichtet.

    Ihre anderen Online-Märchen zerstieben jetzt ebenfalls zu nichts, etwa ihr angebliches Engagement für Flüchtlinge, worüber sie für „Zeit Online“ unter dem Pseudonym „Sophie Roznblatt“ einen Gastbeitrag verfasst hatte und wovon sie bei Deutschlandfunk Nova berichtete. Jungen Männern will sie sexuellen Aufklärungsunterricht gegeben haben, in Deutschland und zuvor, schon als 19-Jährige, auch in Indien, wo sie eine Slumklinik gegründet haben wollte.
    Engagement für Deniz Yücel

    Wahr scheint, dass sie dem inhaftierten Journalisten Deniz Yücel Postkarten ins türkische Gefängnis schickte, wahr ist, bedauerlicherweise, dass Hingst 2018 für einen Essay den „Future of Europe“-Preis der „Financial Times“ einheimste, dass sie Redaktionen, eine Blog-Anhängerschaft von mehr als 240.000 Followern, jüdische Gemeinden und einen Radiosender täuschen konnte. Wie im Fall der New Yorker Hochstaplerin Anna Sorokin – sie gab sich eine Zeitlang mit Erfolg als reiche Oligarchentochter aus – will die Familie der Betrügerin, jedenfalls laut dem „Spiegel“, nichts von ihren Lügengespinsten mitbekommen haben.

    Eine bizarre Note hat auch die Veröffentlichung, die Hingst im März 2019 beim Dumont-Verlag als Bildband herausgab. Auch der Tagesspiegel berichtete über das Buch. Unter dem Titel „Kunstgeschichte als Brotbelag“ publizierte sie im grob vereinfachten Stil Giuseppe Arcimboldos Nachbildungen berühmter Bilder, die mit Hilfe von Obstschalen, Gemüseschnitzen und anderen Partikeln von Lebensmitteln hergestellt wurden.

    Zu diesem Spiel hatte sie ihre Fangemeinde im Netz aufgerufen. „Brot und die Deutschen, das ist die Geschichte einer ganz besonderen Beziehung“ heißt es im Vorwort. Juden und Deutschland, das wird oft als die Geschichte einer ganz besonderen Beziehung bezeichnet, und ohne dass der Vergleich hier gezogen wird, kann er sich aufdrängen.

    Auf alle Fälle lässt das groteske Spiel der Verzerrung und Vergröberung der sich plump und absichtlich als Fälschung zeigenden Brotbilder Rückschlüsse auf den Spieltrieb zu, mit dem Hingst ihrer Groteske konstruierte, indem sie künstliche Geschichten als Broterwerb betrieb. Dieser Aspekt ihres Handelns weist implizit auf eine Lust am Betrügen hin, die mit dem offenbar zwanghaften Lügen einherging.
    Besonderer Effekt jüdischen Leidens

    Gezielt arbeitet Hingst mit Themen, die von Tabus, Schuldgefühlen und Ängsten behaftet sind, und weitete den Radius klassischer Techniken etwa betrügerischen Spendensammelns ins Literarische aus, indem sie auf den besonderen Effekt jüdischer Leidensgeschichte setzte. Sie schien gewandt wie jene Bettler mit schmerzverzerrtem Gesicht, die humpelnd gehen, während sie den Hut für Münzen in der Hand halten, aber behände davoneilen, wenn das Ordnungsamt auftaucht.

    Wer wird schon skeptisch, kritisch nachfragen, wenn es um jüdische Leidenserfahrung geht? Auf das Tabu vertraute die CDU in Hessen bei ihrer Spendenaffäre von 1999, als illegale Zahlungen an die Partei fälschlich zu „jüdischen Vermächtnissen“ deklariert wurden.
    Ihr Verhalten bedient Antisemiten

    An diesem Wochenende kam es in Berlin wieder zum jährlichen Al-Quds-Marsch, einer Demonstration israelfeindlicher und antisemitischer Gruppen und Individuen, deren Zahl derzeit zunimmt. Fälle wie die der fälschenden Historikerin beliefern immer auch antisemitische Phantasmen.

    Der Erfinderin muss zumindest als Furchtdämmerung am Horizont vor Augen gewesen sein, dass ihre Fabrikationen ans Licht kommen könnten. Daran, dass ihr Verhalten dann auch Antisemiten bedienen würde, hatte Hingst in ihrer selbstverfassten Rolle als Tochter aus einer Familie Shoah-Überlebender nicht gedacht – oder es war ihr egal.

    Marie Sophie Hingst ging es vermutlich nicht um Menschlichkeit, sondern nur um einen einzigen Menschen: um sich selbst. Und dieses Menschenkind hat ein großes Problem.

    Kontakt - Die Goldenen Blogger
    https://die-goldenen-blogger.de/?page_id=55571

    Die Goldenen Blogger ist eine Veranstlatung von Thomas Knüwer, Franziska Bluhm, Christiane Link und Daniel Fiene.

    #médias #shoa #Allemagne #histoire