« Überfremdung » : Geschichte eines Schweizer Begriffs

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  • «#Überfremdung»: Geschichte eines Schweizer Begriffs

    Seit über hundert Jahren wandelt das Gespenst der Überfremdung durch die politische Diskussion. Unabhängig von der Zahl der sogenannt Fremden entwickelte sich der Begriff zu einer Allzweckwaffe insbesondere der politischen Rechten.

    Entstanden ist er im Jahr 1900. Da veröffentlichte der Zürcher Armensekretär #Carl_Alfred_Schmid eine Schrift unter dem Titel «Unsere Fremdenfrage» und warnte erstmals von einer «Überfremdung» der Schweiz. Obwohl vor dem Ersten Weltkrieg die Zahl der Ausländer vor allem in den grösseren Städten sehr hoch war – teilweise über 30 Prozent –, stiess der Begriff zuerst auf wenig Resonanz. Immerhin wurde er 1914 in die Amtssprache aufgenommen. Was damit gemeint war, blieb zwar diffus. Doch für Bundespräsident Ludwig Forrer war klar: «Die Tatsache der Überfremdung der Schweiz steht fest.»

    Auf «Überfremdung» folgte «#Asylmissbrauch» …

    Nach Schwarzenbach nahmen sich kleinere Parteien am rechten Rand in den 80er-Jahren des Themas an. Nun stand allerdings nicht mehr der Begriff der Überfremdung im Zentrum, sondern es ging gegen den «Asyl-Missbrauch». Denn die einst so gefürchteten Italiener waren zu Lieblingsausländern geworden, die neuen Sündenböcke waren in dieser Zeit Tamilen, später gefolgt von den «Jugos».

    Als 1977 Christoph Blocher die Führung der Zürcher SVP übernahm, formte er sie innerhalb weniger Jahre zu einer nationalkonservativen Kampforganisation um, absorbierte auch die «Überfremdungsparteien» und sorgte dafür, dass die Ängste vor den Fremden virulent blieben. Dass mit diesen Ängsten nun auch Abstimmungen zu gewinnen waren, zeigten unter anderem 2009 die Minarettinitiative und 2014 die Masseneinwanderungsinitiative.

    … folgte «#Masseneinwanderung»

    Seit über hundert Jahren gehört der Begriff der Überfremdung, der eine Schweizer Eigenkreation ist, zum politischen Waffenarsenal. «Der Begriff (…) ist bis heute eine der wirkungsmächtigsten Parolen im politischen Diskurs geblieben, auch wenn er in den vergangenen Jahren vermehrt gemieden und durch andere Termini ersetzt worden ist», sagt der Historiker Patrick Kury, Mitautor der jetzt erschienenen «Schweizer Migrationsgeschichte».

    Der Grund liege darin, so Kury, dass «Überfremdung» ein Begriff der politischen Verlierer sei. Tatsächlich gingen insgesamt fünf Überfremdungsinitiativen verloren.


    https://blog.tagesanzeiger.ch/historyreloaded/index.php/2616/ueberfremdung-geschichte-eines-schweizer-begriffs

    #Schwarzenbach #James_Schwarzenbach #histoire #suisse #terminologie #mots #vocabulaire #migrations

    Les termes qui ont suivi celui de “überfremdung":
    #immigration_de_masse #abus

    #livre:
    Unsere Fremdenfrage


    http://www.worldcat.org/title/unsere-fremdenfrage/oclc/253172071?referer=di&ht=edition