Neue Taxipreise in Berlin : Kurzstreckentarif soll auf sechs Euro steigen

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    Schau schau, auf die Fahrer hat keiner gehört, oer sie wurden wie üblich nicht gefragt: Von der Abschaffung der Karenzminute ist nicht die Rede.

    Seit knapp drei Jahren sind sie stabil. Doch im Sommer sollen die Taxifahrpreise in Berlin wieder steigen – und zwar kräftig. Das sieht der Tarifantrag vor, den die drei größten Branchenverbände beim Senat eingereicht haben. Parallel dazu bereitet die Flughafengesellschaft Umbauten in Tegel vor, die zu einer weiteren Verteuerung führen könnten. Im Gespräch ist, den Zuschlag für Fahrten ab Tegel zu vervierfachen. Es klingt paradox – doch von den geplanten Änderungen würden auch die Taxifahrgäste profitieren, hieß es intern.

    Die Kosten sind gestiegen, hieß es. Beim Mindestlohn, den viele Fahrer erhalten, zeichnet sich eine weitere Erhöhung ab – von 8,84 auf 9,19 Euro pro Stunde. „Auf diese Entwicklungen müssen wir reagieren“, sagte Leszek Nadolski, Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes. Ergebnis war ein Tarifantrag, der mit dem Taxi Verband Berlin Brandenburg (TVB) und Taxi Deutschland erstellt wurde. Läuft alles wie geplant, gilt der neue Tarif für die mehr als 8100 Berliner Taxis vom Sommer an.

    Kartenzahlung bald gebührenfrei

    Beantragt wurde unter anderem, den Kurzstreckentarif anzuheben. Wer ein Taxi auf der Straße anhält und bis zu zwei Kilometer weit fährt, soll statt fünf Euro künftig sechs Euro zahlen. Der Grundpreis, der bei allen anderen Fahrten fällig wird, bleibt bei 3,90 Euro. Dagegen sollen die Kilometerpreise steigen: für die ersten sieben Kilometer von zwei auf 2,20 Euro, ab sieben Kilometer von 1,50 auf 1,65 Euro pro Kilometer.

    Die Taxifahrt vom Hauptbahnhof zum Tierpark würde sich von derzeit 26,30 Euro um etwas mehr als zwei Euro verteuern. Vom Fehrbelliner Platz zum Flughafen Tegel kostet es statt 22,20 Euro künftig rund 24 Euro.

    Noch bevor die neuen Tarife in Kraft treten, soll eine andere Regelung verschwinden. „Der Zuschlag für Kartenzahlungen soll zeitnah wegfallen, da er nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Matthias Tang, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Immer noch müssen Taxikunden, die den Fahrpreis per EC- oder Kreditkarte begleichen, in Berlin 1,50 Euro Aufpreis zahlen. Das steht in Kontrast zu einer zivilrechtlichen Neuerung: Seit Mitte Januar dürfen keine Gebühren mehr aufgeschlagen werden, wenn Waren oder Dienstleistungen bargeldlos bezahlt werden.

    Am Flughafen Berlin-Tegel sollen Schranken gebaut werden
    Zwar ist es weiterhin legal, für die Kartenzahlung in Taxis einen Aufpreis zu fordern. Taxi-Entgelte fallen nicht unter den neuen Paragrafen 270a im Bürgerlichen Gesetzbuch, sie werden vom Staat festgelegt und sind Teil des öffentlichen Rechts. Trotzdem reagieren Fahrgäste irritiert. Darum reagiert der Senat nun.

    Damit nicht genug. Am Flughafen Tegel bahnt sich eine weitere Änderung an, die Taxikunden betrifft. Obwohl Tegel 2020 schließen soll, will die FBB dort eine Million Euro in den Taxiverkehr investieren. Im Mittelpunkt steht der Bau von Schranken, die an den Zufahrten zum Innenring des Terminals A und zum Terminal C entstehen. Die Barrieren sollen dafür sorgen, dass nur noch registrierte Taxifahrer, die sich an die Regeln des Flughafens halten, Fahrgäste aufnehmen. Alle anderen Taxis müssen draußenbleiben. Das gilt auch für Partnerfirmen von Uber und Blacklane, die einen taxiähnlichen Verkehr betreiben – mit Mietwagen, die von Chauffeuren gefahren werden. Sie warten an einer Tankstelle am Saatwinkler Damm oder in Tegel darauf, dass sie per App gerufen werden.

    „Schon seit Jahren haben wir Schranken gefordert“, sagte Rolf Feja von der Taxi-Innung. „Jetzt sollen sie endlich gebaut werden“ – voraussichtlich im Sommer dieses Jahres.

    Heute ist es so: Zwar sind Taxifahrer gehalten, zunächst den offiziellen Nachrückeplatz P1 zu nutzen und dort zu warten. „Doch einige Kollegen, die sich für schlauer halten, sparen sich das und fahren gleich weiter zum Terminal“, so Feja. Im Innenring, meist außerhalb der Warteschlange und des vorgeschriebenen Ladebereichs, warten sie. Wenn jemand auf englisch fragt, wie viel die Fahrt kostet, ist das für die „Schwarzlader“ ein Signal, dass sie betrügen können, sagte Feja. So wurden einem Japaner, der von Tegel in die Fasanenstraße wollte, jüngst 400 Euro abverlangt – rund das Zwanzigfache.

    Uber soll draußenbleiben

    Das soll es nicht mehr geben. Wer ab Juli oder August Fahrgäste aufnehmen will, muss zuvor bei einem Dienstleister einen neuen Funkchip für sein Taxi gekauft haben. Mit Hilfe des Transponders wird jedes Mal erfasst, ob der Nachrückeplatz benutzt wird. Nur wenn das der Fall ist, öffnen sich die Schranken zu den Bereichen, in denen Fahrgäste einsteigen dürfen. Für alle anderen Fahrzeuge bleiben sie geschlossen. Um Fahrgäste abzusetzen, dürfen auch künftig nicht registrierte Autos vorfahren. Doch spätestens nach fünf Minuten müssen sie wieder verschwinden, sonst werden hohe Gebühren fällig.

    Die Investitionen müssen finanziert werden. Im Gespräch ist nun, den seit 2009 geltenden Aufpreis für Taxifahrten, die am Flughafen Tegel beginnen, zu erhöhen, berichtete Nadolski. Statt 50 Cent sollen die Fahrgäste zwei Euro Aufpreis zahlen, sagte er. In Schönefeld werden 1,50 Euro fällig. Auch dort sorgen Schranken und Aufsichten dafür, dass zwielichtige Taxifahrer draußenbleiben.

    Doch das System in Tegel richtet sich nicht nur gegen „Schwarzlader“ und Taxi-Konkurrenten wie Uber. „Es geht darum, Qualitätsstandards durchzusetzen“, sagte der TVB-Vorsitzende Detlev Freutel. So sollen nur Taxis, die über Technik für bargeldloses Zahlen verfügen, den Funkchip erhalten – damit Fahrgäste keinen Grund zur Beschwerde mehr haben.

    #Berlin #Taxi #Tarif