• Wirtschaft: Jacky Spelter, geb. 1927
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/jacky-spelter-1128784.html

    18.06.2004 -Elvis saß im Publikum und schüttelte ihm nach dem Konzert die Hand. Das war so eine Geschichte. Eine Legende war Jakob Spelter, den alle Jacky nannten, schon zu Lebzeiten: Deutschlands ältester Rock ’n’ Roller. Der Kaiser von Neukölln – jedenfalls fühlte er sich so, wenn ihn die Leute auf der Straße grüßten, ihm zuwinkten, wenn er auf seinem Motorroller vorbeifuhr, mit dem Topfhelm, wenn ihn jemand auf dem Hermannplatz um ein Autogramm bat. Jacky Spelter, der Rummelplatz-Elvis, der sein Leben der Musik gewidmet hat. Der den „Raggnrohl“ geliebt hat, weil er so wahr und echt ist. Wie das Leben. Mal rauf, mal runter. Wie Jackys Leben.

    Die Beatles hätten bei ihm im Vorprogramm gespielt, in Hamburg, im Star-Club, als sie sich noch „Silver Beetles“ nannten; Jacky wurde zornig auf junge Besserwisser, die sowieso keine Ahnung hatten. Wenn einer wagte anzumerken, dass die Beatles seit 1960 nicht mehr „Silver Beetles“ hießen, dass der „Star-Club“ aber erst 1962 eröffnet wurde. Es gibt ein Foto: Jacky am Mikrofon, dahinter John Lennon mit Jackys Gitarre. Von der Jacky gerne erzählte, sie sei eine 1950er Fender, die erste, die nach Deutschland gekommen sei. Obwohl diese Sorte Fender erst ab 1957 gebaut wurde. Niemand wollte darüber streiten. Jacky wusste, dass er Recht hatte. Und Legenden brauchen legendäre Begebenheiten.

    In der Kriegsgefangenschaft in Texas hat Jacky zum ersten Mal die „Hillbilly“-Musik gehört. Und da hat er seine Leidenschaft für den „Konndrie“ entdeckt. „Konndrie“ nannte der Hesse „Tschäggie“ die „Country“-Musik. In Texas habe er dann auch das Gitarrespielen gelernt.

    Die letzten 36 Jahre lebte Jacky in Neukölln. Sanderstraße 15, Parterre. Das „Büro“, ein fensterloser, winziger Raum, riecht nach Zigaretten und fünfziger Jahren. An den Wänden bis unter die Decke Plakate und alte Fotos: Elvis, Elvis, nochmal Elvis. Außerdem Little Richard, Chuck Berry, Bill Haley. Plakate von eigenen Auftritten: „Jacky And His Strangers“. Riverboat-Shuffle, Volksfeste, Rock ’n’ Roll-Partys. Fotos von Jacky mit Loki und Helmut Schmidt. Mit Lothar de Maizière und Manfred Stolpe. Mit Walter Momper. Jacky mit Helge Schneider. Und kistenweise Videos. Eine Abteilung nur Elvis, hunderte von Elvis-Videos. Und ein ganzer Schrank mit Jacky-Filmen, jeder Fernsehschnipsel, in dem er mal zu sehen war: ein Gastauftritt in einer alten „Stahlnetz“-Folge, Berichte in Berliner Abendschauen, eine Dokumentation über den AFN, der Spielfilm „Das Leben ist eine Baustelle“. Und „Rock ’n’ Roll Jacky“, die rührende Dokumentation vom verarmten Rock ’n’ Roller in Neukölln. Aber auch kistenweise Videos über den Zweiten Weltkrieg: U-Bootkrieg, deutsche Luftwaffe, Leni Riefenstahl, Stalingrad. Damit hat er gehandelt, hat so was auf Bestellung aus dem Fernsehen aufgenommen. Mit allem möglichen Zeugs hat Jacky gehandelt, um die spärliche Rente aufzubessern. Zweimal im Monat ist er nach Polen gefahren, auf den Markt bei Küstrin. Ist dort mit seinen zwei Zentnern Leibesfülle, seinem Zigeunerbärtchen, den mit Brisk-Pomade zurückgeschniegelten Haaren mit geöltem Entenschwanz und den langen Koteletten zwischen den Verkaufsständen durchgepflügt. Seine Freundin Heidi immer hinterher, über der Schulter einen Klappstuhl, den die Polen „Amerika“ nannten. Wenn Heidi auf Jackys Geheiß – ach, er war so galant, so charmant, aber auch ein bisschen despotisch, ja, ein richtiger Kotzbrocken konnte er manchmal sein – wenn Heidi also auf sein Geheiß „Amerika“ an gewünschter Stelle aufgebaut, und Jacky sich darauf niedergelassen hatte, dann hatten die Polen schon verloren. Sagt Heidi. Denn Jacky konnte handeln wie kein Zweiter. Socken, Unterwäsche, Hosenträger, Lebensmittel. Zigaretten. Heidi war es immer ein bisschen peinlich, so tief drückte er die Preise. Aber die polnischen Händler hatten auch ihren Spaß.

    In Neukölln folgte das Leben des Rock ’n’ Rollers einem geregelten Ritual. Aufstehen um halb neun, dem Wellensittich „Guten Morgen“ sagen. Die Tabletten fertig machen, 20 am Tag waren es mindestens, Blutdruck, Herz, Kreislauf, Diabetes. Insulinspritze fünfmal täglich. Tee, Frühstück. BZ und Brötchen hatte ihm Heidi schon früh vorbeigebracht. Die Brötchen durften nur von einem ganz bestimmten Bäcker sein, sonst hätte er sie gleich wieder zurückgeschickt. Nach dem Frühstück Annoncen in der Zweiten Hand aufgeben, mit Zeug, das zu verkaufen war. Und vielleicht einen Fanbrief beantworten. Einkaufen mit dem Motorroller. Zu Karstadt am Hermannplatz. Kaisers. Reichelt. Aldi. Zweimal in der Woche Lotto. Dann kochte Jacky. Stundenlang. Mit viel Liebstöckel, seinem Lieblingsgewürz. Und mit viel Liebe. „Was du mit Liebe machst, das wird besonders gut!“

    Man mochte Jacky für einen Einzelgänger halten. Auf jeden Fall war er einer, der Gesellschaft sehr zu schätzen wusste. Ein Schwätzchen hier, ein Schwätzchen dort. Beim Lottoman, beim Trödler am Ende der Straße, beim russischen Schuster, am Wurststand, bei der Kartoffelfrau. Stundenlang konnte er sich unterhalten, wie die Kartoffeln im Kartoffelsalat sein müssen. Kochen war eine Leidenschaft. Neben der Musik, dem Angeln, dem Schießen, dem Schachspielen. Die halbe Nachbarschaft hat Jacky bekocht. In großen Tuppertöpfen sein Essen verteilt. An Leute, die noch weniger hatten als er.

    Wenn Heidi Punkt 16 Uhr wieder bei ihm eintrudelte, ist sie erst mal mit dem Staubwedel über den VW-Combi gegangen, hat das Auto, das auch Bandtransporter war, dann noch mit den Putztüchern „Blaues Wunder“ behandelt. 20 Minuten täglich. Während Jacky schon mal im Büro die Schachfiguren aufbaute. Und neben dem Spielbrett den Brief. Für Heidi von Jacky. In seiner ungelenken, krakeligen Handschrift hat er ihr unzählige Liebesbriefe geschrieben. Heidi hat sie alle gesammelt.

    Zwei bis drei Partien Schach haben sie gespielt. Jackie war kaum zu schlagen. Dann Massage, er hatte es im Rücken, eine Kriegsverletzung, wandernde Granatsplitter. Und Heidi putzte die Wohnung, machte sein Bett. Ihr Jacky sollte jeden Abend in ein frisch gemachtes Bett gehen, darauf hat sie Wert gelegt. „Hör’n Sie doch auf mit diesen emanzipierten Tussen, die haben keine Ahnung.“ Sie hat es gerne gemacht für ihren Jacky, „Jacky war einmalig. Solche Männer wachsen nicht nach!“ Wenn Heidi mit der Küche fertig war, hat Jacky gleich wieder angefangen zu kochen.

    Als Jacky aus der Kriegsgefangenschaft nach Wiesbaden zurückgekehrt war, hat er seine Gitarre genommen, ist aufs Land gegangen und hat den Bauernfrauen etwas vorgesungen. Und immer etwas zurückgebracht: Butter, Eier, Wurst. Die Frauen haben Jacky geliebt. Er sang so schön! Also hat er, der einmal Spengler gelernt hatte, die Musik zum Beruf gemacht. Ist regelmäßig in amerikanischen Soldaten-Clubs aufgetreten. In Friedberg habe Elvis im Publikum gesessen und Jacky nach dem Konzert die Hand geschüttelt. Das hat er immer wieder erzählt, darauf war er stolz. Und dass er gut verdient und einen Schlitten gefahren hat, damals. Als andere noch im Goggomobil rumgetuckert sind. Da hat Jacky das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen. Bis irgendwann nichts mehr da war und die Sache mit dem Rock ’n’ Roll auch nicht mehr so doll lief.

    Wenn er auch später in Berlin noch regelmäßig auftrat, auf Rummelplätzen, Hochzeiten, Straßenfesten. Mit „Rock Around The Clock“, „Marina, Marina“. „Be-Bop-A-Lula“. Und „Die kessen Bienen von Berlin“. Das Stück hatte er für seine Frau Lu geschrieben. Auf seine große Reise nach Amerika, die ihm Fans geschenkt hatten, konnte sie wegen des Krebs’ nicht mehr mitkommen. Lu, die sich auf einem seiner Konzerte in Jacky verliebt hatte, kümmerte sich 31 Ehejahre lang um ihn. Kurz vor ihrem Tod sagte sie zu Heidi: „Pass gut auf unseren Jacky auf! Der macht doch sonst nur Unsinn!“

    Heidi hat gut aufgepasst auf ihren Jacky. Fünf schöne Jahre noch. Bis zum Schluss im Krankenhaus, wo man ihm nach diversen Operationen sagte, nun müsse man ihm einen ganzen Fuß amputieren. Das wollte Jacky nicht: Mit zwei Füßen sei er geboren worden, mit zwei Füßen sei er aus dem Krieg zurückgekommen… „Dann werden Sie sterben, Herr Spelter!“ Da hat er genickt und sich weggedreht. Von da an hat Jacky nicht mehr gesprochen, hat seine Tabletten nicht mehr genommen, wollte nicht mehr essen. Heidi war bei ihm, als er starb. Sie hat gut auf ihn aufgepasst. Bis zuletzt.

    H.P. Daniels

    #Berlin #Musik #Rock_n_Roll

  • „Die Blase ist geplatzt“ : Immobilienpreise sinken in dritten Quartal um mehr als zehn Prozent
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/die-blase-ist-geplatzt-immobilienpreise-sinken-in-dritten-quartal-um-me

    Début 2024 sera un bon moment pour récommunaliser une partie des immeubles d’habitation que les gouvernements berlinois précédants ont bradés. Manque de peau l’actuel gouvernement est composé de partis politiques plutôt opposé à ce projet.

    22.12.2023 - Es ist der stärkste Rückgang seit dem Jahr 2000: Die Kosten für eigene vier Wände sind weiter deutlich gesunken. Und der Trend dürfte anhalten, so Experten.

    Schlechte Nachrichten für Besitzer von Immobilien, wer in ein eigenes Heim investieren will, darf sich dagegen freuen: Die Preise für Wohnungen und Häuser in Deutschland sind im dritten Quartal erneut in Rekordtempo gesunken. Sie fielen von Juli bis September um durchschnittlich 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Es war demnach das stärkste Minus seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.

    Im zweiten Vierteljahr war ein Rückgang von 9,6 Prozent verzeichnet worden und zu Jahresbeginn von 6,8 Prozent – jeweils zum Vorjahreszeitraum.

    Ausschlaggebend für die sinkenden Preise dürften eine geringere Nachfrage wegen gestiegener Finanzierungskosten und die Inflation sein. Viele Menschen können oder wollen sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten. Das Neugeschäft der Banken mit Immobilienkrediten ist eingebrochen.


    Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen waren im Sommer deutliche Preisrückgänge zu verzeichnen, wie die Agentur Reuters unter Berufung auf das Bundesamt berichtet. In den Top-7-Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf) sanken die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser demnach um 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

    Für Eigentumswohnungen mussten 9,1 Prozent weniger gezahlt werden. In den dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,4 Prozent günstiger zu haben, Wohnungen 5,6 Prozent.

    „Bis 2022 gab es eine spekulative Preisblase in Deutschland, eine der größten in den letzten 50 Jahren“, sagte Konstantin Kholodilin von der Abteilung Makroökonomie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Seitdem fallen die Preise. Die Blase ist geplatzt.“

    Einer Studie der DZ Bank zufolge dürfte sich der Abwärtstrend 2024 trotz der erwarteten Zinswende fortsetzen, wie Reuters weiter schreibt. „Wir rechnen im Jahresdurchschnitt mit einem Minus von einem halben bis zweieinhalb Prozent“, sagte Analyst Thorsten Lange.

    Wegen der sinkenden Inflation rechnen viele Ökonomen demnach damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im kommenden Jahr eine geldpolitische Wende einleiten und ihre Zinsen senken wird. Damit dürften auch Hypothekenkredite wieder günstiger werden. Aktuell liegt der Leitzins bei 4,5 Prozent.
    Tatsächliche Preise liegen deutlich unter den Werten der Angebote

    Kaufinteressenten können in der aktuellen Lage wieder stärker verhandeln: Die tatsächlich erzielten Preise für Häuser und Wohnungen liegen deutschlandweit deutlich unter den inserierten Angebotspreisen. Das geht aus einer Auswertung des Kreditvermittlers Interhyp hervor, über die der „Spiegel“ berichtet.

    2023 konnten Käufer demnach Immobilien im Schnitt zwischen drei und vier Prozent unterhalb des ursprünglich geforderten Preises erwerben. „Käufer ­haben aufgrund des höheren Angebots inzwischen deutlich mehr Verhandlungsmacht als vor der Zinswende“, sagte Interhyp-Vorständin Mirjam Mohr.

    Vergleichbar große Abschläge hat es auf dem Immobilienmarkt dem Bericht zufolge seit Jahren nicht gegeben. Auf dem Höhepunkt des Booms, im Mai 2021, zahlten Käufer durchschnittlich 2,5 Prozent mehr als den aufgerufenen Preis.

    Besonders großen Verhandlungsspielraum gibt es demnach derzeit bei unsanierten Bestandsimmobilien. Für Objekte mit den Energieeffizienzklassen C bis E lagen die tatsächlichen Verkaufspreise 2023 im Schnitt zeitweise sieben Prozent unter den Angebotspreisen. Derzeit sind es noch knapp vier Prozent.

    Noch stärker fallen die Preisabschläge bei Immobilien in den niedrigen Effizienzklassen F bis H aus. Hier beträgt der Unterschied zu den Angebotspreisen aktuell minus 4,5 Prozent. Neben dem Kaufpreis fallen dann aber auch Modernisierungskosten an.

    Die derzeitige Entwicklung spiegelt sich auch in Zahlen der Baubranche wider. Die Aufträge sind im Oktober den zweiten Monat in Folge merklich gefallen – trotz der steigenden Nachfrage nach Wohnungen. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe schrumpfte inflationsbereinigt um 6,3 Prozent zum Vormonat.

    Der Hochbau, der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist, meldete ein Minus von 14,9 Prozent, so das Statistische Bundesamt.

    Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu beispielsweise der staatlich dominierte Straßenbau zählt, legte im Oktober zu: Hier wuchs der Auftragseingang real um 2,4 Prozent zum Vormonat. Im Wohnungsbau allein zog die Nachfrage dem Reuters-Bericht zufolge an, und zwar um 5,4 Prozent.

    #Berlin #immobilier

  • On l’attendait depuis un moment : publication de Bootstrap v.2000+ ;-)
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/code-war-womoglich-zwei-monate-online-unbekannte-veroffentlichen-softwa

    Une grande partie du code source de touiteur a été accessible sur github - où est-ce qu’on le trouve aprè la découverte de la fuite ? D’après le vénérable Tagesspiegel et l’agence #DPA un programmeur licencié aurait mis à disposition du monde entier le code source de la plateforme. On dit que la toile n’oublie rien, jamais. Alors ...

    Womöglich zwei Monate lang online: Software-Code von Twitter wurde teilweise geleakt

    Teile des Software-Codes von Twitter sind infolge eines ungewöhnlich schwerwiegenden Datenlecks offen im Internet einsehbar gewesen. Der Kurznachrichten-Dienst verlangt nun Informationen zu dem mutmaßlichen Verantwortlichen mit dem Benutzernamen „FreeSpeechEnthusiast“, wie aus Gerichtsunterlagen vom Wochenende hervorgeht.

    Ebenso forderte Twitter von der Programmierer-Plattform Github Daten zu allen Nutzern an, die den Computer-Code dort gesehen oder heruntergeladen haben könnten.

    Twitter leitete auch eine interne Untersuchung ein, wie die „New York Times“ in der Nacht zum Montag unter Berufung auf ungenannte Quellen berichtete. Eine Sorge dabei sei, dass der Programm-Code möglicherweise noch unentdeckte Schwachstellen enthalte, die Angreifer finden und für den Abgriff von Daten oder Sabotage der Plattform ausnutzen könnten.

    Twitter-Manager hätten erst vor kurzem von dem Leak erfahren, hieß es in der „New York Times“ weiter. Das würde bedeuten, dass der Software-Code gut zwei Monate bei Github online gewesen sein könnte. Denn der Account, der Twitter zufolge die Daten veröffentlichte, hatte dort nach Daten der Plattform nur ein einziges Mal etwas hochgeladen - und zwar am 3. Januar.

    Das Ausmaß des Leaks blieb zunächst unklar. Derart grundlegende Programm-Codes gehören zu den gut gehüteten Geheimnissen einer Online-Plattform. Twitter machte Urheberrechte geltend, um die Entfernung der Daten aus dem Netz zu erreichen. Zugleich will Twitter-Besitzer Elon Musk Ende März den Algorithmus öffentlich machen, der Tweets für einzelne Nutzer aussucht, wenn sie diese von Software sortiert und nicht in chronologischer Reihenfolge anzeigen lassen.

    Bei Twitter werde vermutet, dass hinter dem Leak jemand stehe, der bis zum vergangenen Jahr bei Twitter gearbeitet habe, schrieb die „New York Times“. Musk hatte nach der rund 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Twitter im Oktober die Hälfte der etwa 7000 Beschäftigten entlassen.

  • „Enttäuschung für die Verbraucher“: Europäische Verbraucherschützer zeigen WhatsApp die „Gelbe Karte“
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/enttauschung-fur-die-verbraucher-europaische-verbraucherschutzer-zeigen

    Verbraucherschützer haben Datenschutz-Versprechen des Messengerdienstes WhatsApp an die EU für unzureichend erklärt.

    Der europäische Verbraucherschutz-Dachverband (BEUC) sprach am Montag in Brüssel von einer „Enttäuschung für die Verbraucher“ und zeigte dem US-Unternehmen symbolisch die „gelbe Karte“.

    BEUC vertritt 46 nationale Verbände in der EU, darunter auch den deutschen Bundesverband der Verbraucherzentralen.
    WhatsApp signalisiert Bereitschaft zu mehr Transparenz

    Die EU-Kommission hatte zuvor erklärt, WhatsApp habe sich nach monatelangen Gesprächen zu mehr Transparenz bereit erklärt und halte nun die EU-Auflagen ein. Demnach soll es Verbrauchern erleichtert werden, aktualisierte Nutzerbedingungen abzulehnen.

    Zudem sollen „personenbezogene Daten der Nutzerinnen und Nutzer nicht zu Werbezwecke an Dritte“ oder Töchter des Meta-Konzerns wie Facebook weitergegeben werden, wie die Kommission betonte.
    Zusagen zu Nutzerbedingungen gelten nicht rückwirkend

    Der Streit ist rund zwei Jahre alt: Im Mai 2021 hatte WhatsApp neue Nutzerbedingungen eingeführt, die unter anderem einen Austausch von Kundendaten mit dem Mutterkonzern Meta vorsahen.

    Die Verbraucherschützer warfen WhatsApp daraufhin „aggressive Werbepraktiken und unklare und irreführende Änderungen der Nutzerbedingungen“ vor.

    BEUC stößt sich unter anderem daran, dass die nun gegebenen Zusagen nicht rückwirkend für damalige Nutzer gelten, sondern nur für neue.

    EU-Justizkommissar Didier Reynders begrüßte die WhatsApp-Versprechen dagegen. „Nutzerinnen und Nutzer werden nun aktiv über Anpassungen ihres Vertrags unterrichtet und ihre Entscheidungen werden respektiert, anstatt bei Öffnung der App jedes Mal erneut nachzufragen“, erklärte er in Brüssel.

  • Neues Personenbeförderungsgesetz: Sollte man Taxis vor Konkurrenten wie Uber schützen? - Wirtschaft - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/neues-personenbefoerderungsgesetz-sollte-man-taxis-vor-konkurrenten-wie-uber-schuetzen/26976168.html

    04.03.2021 von JANA KUGOTH - Der Bundestag berät über ein Gesetz für Mobilitätsanbieter. Denn der Markt befindet sich im Umbruch. Alte Geschäftsmodelle könnten vertrieben werden.

    Die Regierungsparteien CDU/CSU und die SPD haben sich mit den Grünen auf einen Kompromiss zum neuen Personenbeförderungsgesetz (PBefG) geeinigt. Nach langen, zähen Verhandlungen wird dieser morgen dem Bundestag vorgelegt. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte für die Reform früh eine parteiübergreifende Findungskommission eingesetzt, und doch stimmt der Bundestag nun erst kurz vor dem Ende der Legislaturperiode darüber ab.

    An den Grünen, die das Gesetz im Bundesrat blockieren könnten, hing es zuletzt, ob das Vorhaben durchkommt. Da die Fraktion den Kompromiss nun mitträgt, gilt es als fast sicher, dass das Gesetz Ende des Monats auch den Bundesrat passiert. Andreas Scheuer machte aus seiner Erleichterung kein Geheimnis. Bei seiner Rede im Bundestag bedankte er sich „ganz besonders bei den Kolleginnen und Kollegen der Grünen-Fraktion“.

    „Unser Ziel war es, ein Gesetz zu schaffen, das die Kannibalisierung des öffentlichen Personenverkehrs verhindert“, sagte Cem Özdemir von den Grünen dem Tagesspiegel. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses war maßgeblich an den Verhandlungen zur Novelle beteiligt, die erstmals auch eine rechtliche Grundlage für Poolinganbieter wie den Berliner Berlkönig schafft.

    „In den USA und anderen Ländern sind viele Menschen von Bus und Bahn auf Fahrdienste wie Uber und Co. umgestiegen, der Verkehr hat dort zugenommen“, sagt Özdemir. Das solle hierzulande verhindert werden. „Wir wollen eine kundenfreundliche, flexible und moderne Ergänzung der Öffentlichen, nicht mehr Verkehr.“ Mit diesem Kompromiss würden nun der öffentliche Verkehr und das Taxi vor einem unfairen Wettbewerb mit Uber und anderen Plattformanbietern geschützt, indem den Kommunen umfangreiche Steuerungsmöglichkeiten an die Hand gegeben würden.

    Mehrheit hält Taxis für schützenswert

    Dass die neuen Regelungen nicht alle Forderungen der Grünen erfüllen, leugnet Özdemir nicht. „Es bleibt Überarbeitungsbedarf wie bessere Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen, konkretere Vorgaben zur Barrierefreiheit für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, strengere Sozialstandards“, da hätte sich seine Fraktion noch mehr gewünscht. „Das Gesetz ist ein Kompromiss, aber einer nach vorne“, betont Özdemir.

    Die Mehrheit der Deutschen hält das klassische Taxigewerbe nach wie vor für eher schützenswert. Das zeigt eine exklusive Umfrage für Tagesspiegel Background. Demnach votierten rund 50 Prozent der Befragten dafür, dass die Politik die Taxibranche schützen solle.

    Nur knapp ein Fünftel spricht sich in der gleichen Umfrage dafür aus, eher neue Mobilitätsanbieter wie Uber zu fördern, 30 Prozent sind unentschieden. Für besonders schützenswert halten vor allem SPD-Wähler die Taxibranche. Knapp 65 Prozent dieser Gruppe sehen den Schutz der Branche als Aufgabe der Politik. Die geringste Zustimmung in diesem Punkt kommt von Anhängern der FDP und den Grünen. Unter ihnen halten nur knapp 25 beziehungsweise 39 Prozent das Taxi für eher schützenswert.

    EU stellt Rückkehrpflicht infrage

    Uber reagiert enttäuscht. „Die Reform ist eine verpasste Chance“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. „Trotz aller Umwelt-Rhetorik müssen auch in Zukunft Mietwagen aufgrund der 80er-Jahre-Rückkehrpflicht sinnlose Leerfahrten absolvieren.“ Statt der versprochenen Entlastung für die Mietwagenunternehmen bringe zusätzliche Bürokratie nun eine ganze Branche und damit Zehntausende Arbeitsplätze in Gefahr.

    Auch die EU stellt in einem Papier die Rückkehrpflicht infrage. Die Grünen nehmen sie dennoch in Kauf: „Unter den gegebenen Umständen halte ich die Rückkehrpflicht für ein gerechtfertigtes Instrument im Sinne des Abstandsgebots zwischen den Verkehrsformen Taxi, das ja auch Beförderungspflichten hat, und Mietwagen“, sagt Özdemir. Wirksam sei diese allerdings nur, wenn sie auch umgesetzt und kontrolliert werde, appelliert er an die Kommunen.

    #ÖPNV #Taxi #Uber

  • Ixthys Restaurant
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/berlin-aber-oho-ixthys-restaurant/7774262.html

    Die deprimierende Seite von Schöneberg. Don’t go there.

    https://www.openstreetmap.org/node/1509659321

    13.02.2013 von Ulrich Goll - Park Young Ai betreibt ein koreanisches Restaurant. Über das Essen will sie den Menschen Gott näherbringen, sagt sie.

    Weiße Stofftücher mit Bibelsprüchen bedecken die Wände des südkoreanischen Restaurants Ixthys in der Pallasstraße. „Ich betreibe mein Restaurant, damit die Menschen Gott kennenlernen. Das Essen ist ein Mittel dazu“, sagt Inhaberin Park Young Ai. Ihr Restaurant hat sie nach dem altgriechischen Begriff Ixthys benannt – dem Fisch, einem Erkennungszeichen der Christen.

    In Korea gibt es Millionen Christen, doch Park fand zu ihrem Glauben erst in Deutschland. Mit 26 wanderte sie aus, um in einem Krankenhaus zu arbeiten: „Ich kam allein nach Berlin, um die Schulden meiner Eltern abzuarbeiten.“ 1999 eröffnete sie ihr erstes Restaurant in Charlottenburg. Doch das Geschäft lief schlecht. Zwei Japaner wollten ihren Laden retten. Young Ai hätte im Gegenzug allerdings die Bibelsprüche abhängen müssen. „Das konnte ich aber nicht“, sagt sie. Die Berlinerin ging pleite und konnte bald nicht einmal mehr ihre Wohnungsmiete bezahlen. In ihrer Not erfuhr Park viel fremde Hilfe. Eine Frau gab ihr sogar das Geld für ein neues Restaurant. Das ist ein Erfolg geworden, meist müssen die Gäste warten, bis ein Tisch frei wird.

    Das koreanische Essen ist authentisch: „Alles ist frisch. Wer es weniger scharf mag, kann das sagen“, sagt die 65-Jährige. Das Restaurant hat die ganze Woche geöffnet, nur am Sonntag ist Ruhetag.

    Die BZ sieht das noch härter.

    Die Schande von Schöneberg! Wirtin will Schwule mit Bibelvers bekehren – B.Z. Berlin
    https://www.bz-berlin.de/berlin/tempelhof-schoeneberg/die-schande-von-schoeneberg-wirtin-will-schwule-mit-bibelvers-bekehren

    Wirtin sieht Homo-Ehe kritisch

    Die Köchin, deren asiatische Hausmannskost nicht nur Schöneberger schätzen, macht sich große Sorgen, dass immer mehr Menschen in Deutschland sich von der Religion abwenden. Auch die seit 2017 gestattete Homo-Ehe sieht sie kritisch. Dass keine Nachkommen gezeugt werden können, sei nicht der Wille Gottes.

    Bibel-Experten weisen allerdings auf den historischen Kontext hin. Es sei auch nicht mehr zeitgemäß, weibliche Prostituierte bei lebendigem Leib zu verbrennen oder Fluchende zu steinigen, auch wenn dies in der Bibel nahegelegt wird.

    #Berlin #Schöneberg #Pallasstraße #Gastronomie #Homophobie

  • 40 000 travailleuses et travailleurs saisonniers auront le droit de venir faire les récoltes en Allemagne. Ces personnes devront venir en avion, être transportées par leurs employeuses et employeurs, se laisser examiner et rester séparées des autres pendant 14 jours. En temps normal, jusqu’à 300 000 employé·es, surtout de Pologne et de Roumanie, viennent travailler dans l’agriculture allemande.

    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/innenminister-horst-seehofer-gibt-nach-erntehelfer-duerfen-jetzt-doch-einreisen/25709224.html

    #travail_saisonnier #agriculture

    @cdb_77

    • Ces personnes devront venir en avion, être transportées par leurs employeuses et employeurs, se laisser examiner et rester séparées des autres pendant 14 jours.

      Du coup on leur promet 14 jours de camps à base de « Arbeit macht frei » ?
      #autres

    • Comment ça, l’Allemagne n’a pas de personnes au chomage comme en France, pour les mettre au « service civique rural » ? (ironie)
      Mais aussi, vraie question, @nepthys : existe-t-il un « programme »/une invitation comme en France pour envoyer les autochtones sans emploi aux champs ?

    • https://www.rbb24.de/wirtschaft/thema/2020/coronavirus/beitraege/kloeckner-arbeitslose-fluechtlinge-erntehelfer-corona-virus-baue.html
      Non, pas à ma connaissance. Il ne s’agit que de travail bénévole. La ministre fédérale pour l’agriculture et l’alimentation, Julia Glöckner (CDU), avait bien proposé d’employer les réfugié.es, les personnes au chômage etc. pour pallier l’absence des 300 000 travailleuses et travailleurs saisonniers d’Europe de l’Est. Elle proposait aussi d’autoriser de dépasser les 10 heures légales de travail journalier. A présent, ces 40 000 personnes vont permettre de temporiser un peu, je suppose. Mais le lobby paysan est puissant en Allemagne aussi.

      https://www.dw.com/de/spargelsaison-erntehelfer-dringend-gesucht/av-52951786
      Dans ce reportage, un producteur d’asperges explique que l’emploi des bénévoles inexpérimenté.es n’est pas possible : comme ces gens sont deux fois moins efficaces que les Polonais, cela lui coûterait deux fois plus cher ! Les Polonais.es en question sont payé.es le salaire minimum de 9,35 + accords de branche. Pendant 70 jours, ce travail est exempté de contributions sociales… La récolte est souvent leur seule source de revenu. La récolte des asperges est aussi un travail épuisant…

    • (Enquête/reportage vidéo et écrit d’un media à suivre)
      Muncitori români din Germania, sechestrați și obligați să muncească — Inclusiv
      https://inclusiv.ro/exploatare-in-timp-de-pandemie
      (Exploatare in timp de pandemie sonnait pourtant mieux)

      Muncitori români din Germania, sechestrați și obligați să muncească
      Radu Ciorniciuc
      28/04/2020
      Lectură de 13 minute
      În ajunul Paștelui, un grup de români e dus cu avioane speciale să culeagă sparanghel la o fermă din Germania. La fața locului, își dau seama că socoteala de-acasă nu se potrivește cu cea de pe câmp. Li se iau actele, primesc mult mai puțin bani, dorm în frig și, când protestează, patronul fermei îi amenință cu poliția și îi dă în stradă. Oamenii pleacă și dorm în boscheți.

      Cazul lor arată cum, în vremuri de pandemie, pentru că depind și mai mult de angajator, muncitorii sezonieri sunt mult mai vulnerabili în fața abuzurilor. Dacă refuză să accepte încălcarea drepturilor, își găsesc cu greu de muncă în altă parte și riscă amenzi usturătoare pentru nerespectarea carantinei. Dacă vor să se întoarcă acasă, nu au nici bani, nici mijloace de transport la dispoziție.

      https://www.youtube.com/watch?v=FR0KXvqZNNQ


      (Români la kilogram: În stradă după ce s-au revoltat împotriva condițiilor de muncă)

      La începutul lunii aprilie, guvernul german anunță că relaxează condițiile pentru intrarea în țară a muncitorilor străini care vin sezonier pentru a lucra în agricultură. În acest sens, Ministerul Agriculturii și Ministerul de Interne din Germania pun la punct un plan, aduc la cunoștință că vor deschide frontierele pentru 40.000 de lucrători sezonieri și stabilesc o serie de măsuri prin care să prevină răspândirea infecției cu coronavirus.

  • Online-Modehändler: Verdi kritisiert Betriebsrat bei Zalando - Wirtschaft - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/online-modehaendler-verdi-kritisiert-betriebsrat-bei-zalando/11197790.html

    07.01.2015 von Gunnar Hinck - Beim Berliner Onlinehändler Zalando hat sich ein Konzernbetriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Dessen Kompetenzen sind begrenzt. Das ist nicht der einzige Punkt, mit dem die Gewerkschaft Verdi unzufrieden ist. Gunnar Hinck

    Beim Berliner Online-Modehändler Zalando hat sich ein konzernweiter Betriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Das Unternehmen, das seit einigen Monaten eine europäischen Aktiengesellschaft, kurz SE, ist, beschäftigt in Europa inzwischen 7000 Mitarbeiter. Dem Unternehmen war zuletzt von der Gewerkschaft Verdi vorgeworfen worden, bei Mitbestimmungsfragen nicht kooperativ zu sein.

    Vorsitzender des sechsköpfigen SE-Betriebsrats mit Sitz in Berlin ist der 36-jährige Schwede Michael Lindskog, der als Manager das Skandinavien-Geschäft verantwortet. Sein Stellvertreter ist Dustin Köster, ein Teamleiter aus dem Logistikzentrum in Erfurt.

    Lindskog sieht seine Aufgabe darin, die Zukunft des Unternehmens zu sichern und in einen „offenen und konstruktiven Dialog“ mit dem Management zu treten. „Es ist kein deutscher Betriebsrat“, sagt er. Ob man diesen wolle, müsse jeder Angestellte für sich entscheiden.

    Verdi moniert das Wahlverfahren

    Die Kompetenzen eines SE-Betriebsrats sind begrenzt. Das Gremium hat lediglich Informations- und Anhörungsrechte für Fragen, die den Gesamtkonzern und grenzüberschreitende Fragen betreffen. Allerdings hat der SE-Betriebsrat Einfluss auf die Besetzung der Arbeitnehmersitze im Aufsichtsrat, außerdem ermöglicht er in EU-Ländern, die keine gesetzliche Mitbestimmung kennen, ein Mindestmaß an Beteiligung.

    Der für den Onlinehandel zuständige Sekretär der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Stefan Najda, kritisiert das Wahlverfahren bei Zalando. „Kritische Kandidaten außerhalb der Führungsebene hatten keine Chance“, sagte Najda dem Tagesspiegel. Die Kandidaten hätten sich wie bei einem „Casting“ bei einer Vorstellungsrunde selbst darstellen müssen. Zudem hätten sie Englisch sprechen müssen, was weniger gut qualifizierte deutsche Beschäftigte benachteiligt hätte.

    Die Wahlverfahren lief in zwei Stufen ab: Zunächst wählten die Beschäftigten Wahldelegierte und konnten sich als Delegierte selbst aufstellen lassen. Diese Delegiertengruppe wiederum wählte aus einem Kandidatenkreis die Betriebsratsmitglieder.

    Zalando hält dagegen

    Boris Radke, Sprecher von Zalando, weist die Vorwürfe zurück: „Wir haben eine internationale Belegschaft. Englisch ist die meistgesprochene Sprache bei uns.“ Man würde Beschäftigte aus dem Ausland benachteiligen, wenn man darauf bestanden hätte, deutsch zu sprechen.

    An den Berliner Standorten stammten 40 Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland. Den „Casting“-Charakter der Wahl habe die Belegschaft ausdrücklich gewünscht. „Wenn es nach Verdi gegangen wäre, hätte sie eine Liste von Kandidaten vorgelegt, die die Belegschaft dann hätte wählen sollen“, sagte Radke.

    Lediglich ein Viertel der Belegschaft wählte

    Das Verhältnis zwischen Verdi und Zalando ist seit Monaten angespannt. Verdi wirft dem Unternehmen vor, bei der Umwandlung in eine SE Arbeitnehmerrechte nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Die Arbeitnehmerseite bei Zalando räumt ein, dass sie die Bedeutung der SE-Betriebsratswahlen unterschätzt und zu wenig mobilisiert habe.

    Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 25 Prozent. Man habe sich zuletzt auf die Gründung von lokalen Betriebsräten konzentriert, heißt es. Am Logistikstandort Brieselang hat sich im vergangenen Jahr ein solches Gremium gebildet.

    Offen ist, ob einfache Mitarbeiter bei einem anderen Wahlverfahren bessere Chancen gehabt hätten. Bei den deutschen SE-Unternehmen BASF, Allianz und MAN sind die SE-Betriebsratsvorsitzenden jeweils auch Mitglieder in den deutschen Betriebsräten und sitzen in den Aufsichtsräten – es sind also Arbeitnehmer, die ohnehin schon privilegiert sind.

    #travail #syndicalisme #Europe

  • Online-Modehändler: Verdi kritisiert Betriebsrat bei Zalando - Wirtschaft - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/online-modehaendler-verdi-kritisiert-betriebsrat-bei-zalando/11197790.html

    07.01.2015 von Gunnar Hinck - Beim Berliner Onlinehändler Zalando hat sich ein Konzernbetriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Dessen Kompetenzen sind begrenzt. Das ist nicht der einzige Punkt, mit dem die Gewerkschaft Verdi unzufrieden ist. Gunnar Hinck

    Beim Berliner Online-Modehändler Zalando hat sich ein konzernweiter Betriebsrat nach europäischem Recht gegründet. Das Unternehmen, das seit einigen Monaten eine europäischen Aktiengesellschaft, kurz SE, ist, beschäftigt in Europa inzwischen 7000 Mitarbeiter. Dem Unternehmen war zuletzt von der Gewerkschaft Verdi vorgeworfen worden, bei Mitbestimmungsfragen nicht kooperativ zu sein.

    Vorsitzender des sechsköpfigen SE-Betriebsrats mit Sitz in Berlin ist der 36-jährige Schwede Michael Lindskog, der als Manager das Skandinavien-Geschäft verantwortet. Sein Stellvertreter ist Dustin Köster, ein Teamleiter aus dem Logistikzentrum in Erfurt.

    Lindskog sieht seine Aufgabe darin, die Zukunft des Unternehmens zu sichern und in einen „offenen und konstruktiven Dialog“ mit dem Management zu treten. „Es ist kein deutscher Betriebsrat“, sagt er. Ob man diesen wolle, müsse jeder Angestellte für sich entscheiden.

    Verdi moniert das Wahlverfahren

    Die Kompetenzen eines SE-Betriebsrats sind begrenzt. Das Gremium hat lediglich Informations- und Anhörungsrechte für Fragen, die den Gesamtkonzern und grenzüberschreitende Fragen betreffen. Allerdings hat der SE-Betriebsrat Einfluss auf die Besetzung der Arbeitnehmersitze im Aufsichtsrat, außerdem ermöglicht er in EU-Ländern, die keine gesetzliche Mitbestimmung kennen, ein Mindestmaß an Beteiligung.

    Der für den Onlinehandel zuständige Sekretär der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Stefan Najda, kritisiert das Wahlverfahren bei Zalando. „Kritische Kandidaten außerhalb der Führungsebene hatten keine Chance“, sagte Najda dem Tagesspiegel. Die Kandidaten hätten sich wie bei einem „Casting“ bei einer Vorstellungsrunde selbst darstellen müssen. Zudem hätten sie Englisch sprechen müssen, was weniger gut qualifizierte deutsche Beschäftigte benachteiligt hätte.

    Die Wahlverfahren lief in zwei Stufen ab: Zunächst wählten die Beschäftigten Wahldelegierte und konnten sich als Delegierte selbst aufstellen lassen. Diese Delegiertengruppe wiederum wählte aus einem Kandidatenkreis die Betriebsratsmitglieder.

    Zalando hält dagegen

    Boris Radke, Sprecher von Zalando, weist die Vorwürfe zurück: „Wir haben eine internationale Belegschaft. Englisch ist die meistgesprochene Sprache bei uns.“ Man würde Beschäftigte aus dem Ausland benachteiligen, wenn man darauf bestanden hätte, deutsch zu sprechen.

    An den Berliner Standorten stammten 40 Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland. Den „Casting“-Charakter der Wahl habe die Belegschaft ausdrücklich gewünscht. „Wenn es nach Verdi gegangen wäre, hätte sie eine Liste von Kandidaten vorgelegt, die die Belegschaft dann hätte wählen sollen“, sagte Radke.

    Lediglich ein Viertel der Belegschaft wählte

    Das Verhältnis zwischen Verdi und Zalando ist seit Monaten angespannt. Verdi wirft dem Unternehmen vor, bei der Umwandlung in eine SE Arbeitnehmerrechte nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Die Arbeitnehmerseite bei Zalando räumt ein, dass sie die Bedeutung der SE-Betriebsratswahlen unterschätzt und zu wenig mobilisiert habe.

    Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 25 Prozent. Man habe sich zuletzt auf die Gründung von lokalen Betriebsräten konzentriert, heißt es. Am Logistikstandort Brieselang hat sich im vergangenen Jahr ein solches Gremium gebildet.

    Offen ist, ob einfache Mitarbeiter bei einem anderen Wahlverfahren bessere Chancen gehabt hätten. Bei den deutschen SE-Unternehmen BASF, Allianz und MAN sind die SE-Betriebsratsvorsitzenden jeweils auch Mitglieder in den deutschen Betriebsräten und sitzen in den Aufsichtsräten – es sind also Arbeitnehmer, die ohnehin schon privilegiert sind.

    #travail #syndicalisme #Europe

  • E-Roller auf Bürgersteigen: „Scheuer schafft den Gehweg ab“ - Wirtschaft - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/e-roller-auf-buergersteigen-scheuer-schafft-den-gehweg-ab/24037706.html

    Schon 12-Jährige sollen ohne Führerschein mit den neuen E-Rollern fahren dürfen, auch auf dem Gehweg. Politiker, Juristen und Verbände sehen das kritisch.

    Der politische Streit um die geplante Zulassung von elektrischen Tretrollern spitzt sich zu. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) treibt sie voran, im aktuellsten Referentenentwurf der Verordnung vom 19. Februar wurde dafür die zuvor angedachte Mofa-Führerscheinpflicht für Roller mit Lenk- und Haltestangen abgeschafft. Sie sollen künftig schon von 12-Jährigen gefahren werden dürfen, heißt es in dem Papier. Dafür wurden zwei Klassen geschaffen: Roller zwischen 6 und 12 km/h sollen dabei auf ausschließlich Gehwegen, jene zwischen 12 und 20 km/h vorrangig Radwegen fahren. Eine Helmpflicht ist nicht vorgesehen, die Versicherungspflicht samt Plakette bleibt laut dem aktuellen Papier bestehen.

    Der vorletzte Referentenentwurf sah noch den Mofa-Führerschein und ein Mindestalter von 15 Jahren als Pflicht vor. Dagegen lobbyierten die Hersteller und Anbieter offenbar erfolgreich, aber auch Grüne und FDP, die die Verordnung als zu restriktiv empfanden. Befürworter der E-Roller sehen sie auf der „letzten Meile“ als ideale Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr. „E-Tretroller können nahtlos den ÖPNV und Individualverkehr miteinander kombinieren und sind ein Hoffnungsträger für die Zukunft der Mobilität“, findet Christian Jung, der für die FDP im Verkehrsausschuss sitzt.

    Es wird erwartet, dass der neue Entwurf diese Woche veröffentlicht wird. Dann muss er noch der Prüfung durch den Bundesrat und der Europäischen Kommission standhalten. Läuft alles nach Plan, dürften die ersten Fahrzeuge noch in diesem Sommer auf die Straße kommen.

    Allerdings gibt es mächtig Gegenwind. Politiker, Unfallforscher, Juristen und Fußgängervertreter üben scharfe Kritik an der geplanten Regelung. „Damit schafft Scheuer den Gehweg ab“, erklärte Roland Stimpel, Sprecher des Fußgängerverbands FUSS e.V. Dem pflichten auch die Grünen bei. „Klar ist: Die Elektrokleinstfahrzeuge gehören auf die Fahrbahn“, so der Stefan Gelbhaar, Mobilitätssprecher im Bundestag. Sein Parteikollege Matthias Gastel erklärte: „Die Gehwege gehören alleine dem Fußverkehr. Daran darf nicht gerüttelt werden.“ 

    „Verfassungsrechtlich bedenklich“

    Der Berliner Verfassungs- und Wirtschaftsrechtler Stefan Klinski sieht sogar „grundlegende verfassungsrechtliche Bedenken“ gegen die geplante Gehweg-Freigabe im Rahmen der Verordnung. Damit „würde grundgesetzwidrig den wirtschaftlichen Interessen der Hersteller und den Verwendungsinteressen der Nutzer Vorrang vor den gesundheitlichen Schutzinteressen der Fußgänger eingeräumt“. Außerdem führe die Freigabe zu einer Einschränkung der von Grundgesetz-Artikel 2 Absatz 1 geschützten „Allgemeinen Handlungsfreiheit der Fußgänger“, da diese sich auf den Gehwegen weniger frei bewegen könnten als zuvor.

    Selbst Beschränkungen wie eine Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h, ein spezielles Rücksichtnahmegebot oder eine Versicherungspflicht dürften daran nichts ändern, so Klinski. Zwar würden die Gefahren so „in gewissem Umfang“ herabgesetzt, jedoch nicht auf ein Niveau, „dass sie in der Interessenabwägung rechtlich als zumutbar eingeordnet werden könnten“.

    Zudem müsse davon ausgegangen werde, dass sich wie auch sonst im Straßenverkehr nicht alle an die Regelungen halten würden - schon gar nicht Kinder und Jugendliche, die solche Fahrzeuge oft spielerisch-sportlich benutzten. „Bei seiner Abwägung darf der Gesetz-/Verordnungsgeber nicht unrealistisch unterstellen, die betreffenden Verbote würden praktisch stets befolgt“, so Klinski. „Er muss von der tatsächlichen Gefahrensituation ausgehen.“ Deshalb dürfe er nicht die Augen davor verschließen, dass eine wirksame Kontrolle kaum möglich sei.

    Mindestens acht Anbieter wollen E-Roller verleihen

    Der Trend der kleinen E-Fahrzeuge kommt aus den USA. Dort sind Leihrollerfirmen wie „Bird“ oder „Lime“ mit Milliarden bewertet. Auch hierzulande stehen mindestens acht Unternehmen in den Startlöchern, die ihre Fahrzeuge auf die Straße bringen wollen. Bisher mussten sie auf andere Märkte ausweichen, weil den E-Tretrollern in Deutschland die Zulassung fehlt. Das mit insgesamt 27 Millionen Euro finanzierte Start-up Tier Mobility beispielsweise ist in Wien gestartet und mittlerweile in 12 Städten aktiv. Im Sommer sollen die Tretroller gegen eine Aktivierungsgebühr von einem Euro und einem Minutenpreis von 15 Cent pro Minute auch am Unternehmenssitz in Berlin buchbar sein. Auch das Berliner Startup GoFlash will mit seiner Flotte künftig den Leihfahrrädern Konkurrenz machen.

    Doch die Frage nach dem geeigneten Platz für die neuen Fahrzeuge birgt großen Konfliktstoff. Verkehrsforscher halten die Radwege für den am besten geeigneten Verkehrsweg, doch der Fahrradverband ADFC will erst einmal sichere Radwege haben, bevor er ans Teilen denkt. Straßen wiederum will Scheuer nicht hergeben, auch kostbaren Parkraum zu verknappen sei „nicht hinzunehmen“. Deswegen sollen sie auf dem Bürgersteig geparkt werden, Stimpel befürchtet massenhaft auf Gehwegen herumliegende Leihtretroller. Die E-Fahrzeugfans wollen einerseits die Freigabe von schnelleren Fahrzeugen bis 45 km/h auf der Straße, anderseits wollen sie auch den Gehweg benutzen dürfen.

    Über 1500 Verletzte in den USA, ein Todesfall in Spanien
    Dabei sind die Risiken des E-Verkehrs auf insbesondere Gehwegen andernorts bereits dokumentiert. Laut Untersuchungen der Verbraucherschutzorganisation „Consumer Reports“ wurden in den USA landesweit mehr als 1500 Menschen seit Ende 2017 durch E-Roller-Unfälle verletzt. In vielen US-Städten wie San Francisco hat man den Einsatz daher schon limitiert. In Barcelona starb im August eine 90-Jährige, nachdem sie auf dem Gehweg von einem E-Roller angefahren wurde. Auch in Brüssel und Wien gibt es zunehmend Anwohnerbeschwerden.

    Dass die geplante Regelung in Deutschland auch ein großes Risiko darstellt, ist selbst dem Verkehrsministerium bewusst. Im Bundestag gab Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann „große Sicherheitsbedenken“ in seinem Haus bezüglich der E-Fahrzeuge zu. Auch Scheuer selbst räumte in einer öffentlichen Veranstaltung das Konfliktpotenzial ein.

    Weitere Fahrzeuge auf dem Gehweg sind geplant

    Fuss-Sprecher Stimpel hält den neuen Entwurf aus Fußgängersicht für „absolut grauenhaft. Dafür gibt es nur einen richtigen Ort: den Papierkorb.“ Er sieht etwa keine Möglichkeit, „wie künftig kontrolliert werden soll, wie schnell die Fahrzeuge fahren. Letztendlich werden auch die bis zu 20 km/h schnellen E-Tretroller auf dem Bürgersteig fahren.“ Zwar sind Bußgelder vorgesehen, doch diese seien „lächerlich niedrig“. Selbst wer einen anderen Menschen gefährdet, soll höchstens 25 Euro zahlen müssen. 30 Euro kostet dagegen Sachbeschädigung durch E-Roller. Stimpel: „Der Schutz von Kneipentischen auf dem Gehweg ist Scheuer wichtiger als der Schutz der Hüftknochen alter Menschen.“ Stimpel fordert daher Familienministerin Giffey und Sozialminister Heil auf, „ihrem fachlich durchdrehenden Kollegen Scheuer in die Lenkstange zu greifen“.

    Scheuer plant unterdesssen schon die nächste Elektrooffensive - wieder auf den deutschen Gehwegen. Auch E-Fahrzeuge ohne Lenkstange wie E-Skateboards, Hoverboards und One-Wheeler bis 12 km/h sollen ab der Jahresmitte auf Bürgersteigen fahren dürfen. Dafür plant Scheuer eine Ausnahmeverordnung. Auch hier sind die Frontlinien klar: E-Fans und Hersteller wollen höhere Geschwindigkeiten, Fußgänger verteidigen den Gehweg. Und der Jurist Stefan Klinski sieht „keine ausreichende Rechtsgrundlage“ für eine solche Sonderverordnung, die Verfassung schiebe auch hier einen Riegel vor. Hoffnungsträger oder Angriff auf das Grundgesetz – die Sicht auf Elektrofahrzeuge ist tief gespalten.

    #Verkehr #Recht #Disruption

  • (2) Smartphone-App: Berliner bauen die Mauer nach - Wirtschaft - Tagesspiegel
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/smartphone-app-berliner-bauen-die-mauer-nach/23616526.html

    Täglich fragen Besucher, aber auch Berliner, wo genau eigentlich die Mauer stand. Peter Kolski hat nun eine Smartphone-App entwickelt, die den Verlauf exakt nachzeichnet. Mehr noch, sie baut die Mauer virtuell wieder auf und zeigt so, wie die Teilung der Stadt wirklich aussah.

    Wie das funktioniert, demonstriert Kolski an der Bernauer Straße. Er steht auf der Wiese, einige Meter vor ihm befinden sich die rostigen Metallstangen, die den früheren Mauerverlauf zeigen. Kolski hält sein Smartphone hoch, die Kamera zeigt die Szenerie auf dem Bildschirm. Dann tippt er auf das Display, und wo eben noch die Metallstangen waren, steht nun die graue Mauer. Die Bäume sind dahinter verschwunden, nur die Kronen mit den gelben Blättern schauen darüber hervor. Er schwenkt nach rechts und ein Wachturm erscheint. Noch einige Meter weiter ist der U-Bahnhof Bernauer Straße, und wo eben noch Autos über die Brunnenstraße fuhren, ist der Weg nun virtuell versperrt.

    „Pokemon Go“ setzte den Startschuss

    Augmented Reality (AR) nennt sich die Technologie, bei der reale Bilder mit künstlichen Objekten überlagert werden. Die erste populäre Anwendung dafür war das Handy-Spiel „Pokémon Go“, bei dem vor zwei Jahren Millionen Fans anfingen, Cartoonmonster in der realen Welt zu jagen. Inzwischen nutzen auch Unternehmen wie Ikea oder Otto die Technologie. Sie haben Apps entwickelt, mit denen sich Kunden Möbel vorab ins Zimmer beamen und sich so auf dem Bildschirm ansehen können, wie sie in der Wohnung wirken.

    Apple-Chef Tim Cook ist ein großer Fan der erweiterten Realität. Er sieht darin deutlich mehr Potenzial als in Virtual-Reality-Anwendungen, bei denen die Nutzer sich mit Spezialbrillen komplett von der Realität abschirmen. Es gibt auch immer wieder Gerüchte, dass Apple an einer AR-Brille arbeitet, mit der man sehen kann, aber zusätzliche Informationen angezeigt bekommt.

  • Organisierte Kriminalität: Mafia-Geldwäsche im Immobiliensektor - Wirtschaft - Tagesspiegel Mobil
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/organisierte-kriminalitaet-mafia-geldwaesche-im-immobiliensektor/22700426.html

    Auch nicht lustig sind die Mondpreise, mit denen die Geldwäscher den Markt aufrollen.

    Gruppen aus Russland und die italienische Mafia waschen ihr Geld offensichtlich verstärkt durch den Kauf von Immobilien in Deutschland. Die Dunkelziffer ist hoch, die Kontrolle gering.

    Der boomende deutsche Immobilienmarkt lockt verstärkt Kriminelle an. Ein Problem ist Geldwäsche. „Beim Immobiliensektor handelt es sich aufgrund der dort vorhandenen hohen Transaktionsvolumina um einen Sektor mit herausgehobenem Risiko“, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. 

    Von den erfassten 563 Verfahren zur Organisierten Kriminalität im Jahr 2016 gebe es bei sieben Prozent „Geldwäscheaktivitäten mittels Investitionen in Immobilien“. Dabei gehe es in fast der Hälfte der Fälle um russische und italienische Gruppen. Zugleich wird eine hohe Dunkelziffer eingeräumt. Seit 2009 haben sich laut Regierung die Geldumsätze im Immobiliensektor deutlich erhöht, für 2016 werden sie auf 237,5 Milliarden Euro beziffert. 

    Zuletzt machten Hinweise Schlagzeilen, dass auf EU-Sanktionslisten stehende russische Oligarchen über Mittelsmänner in gefragte Immobilien zum Beispiel in Berlin investieren. Ein Hauptproblem ist die Verschleierung der wahren Besitzer und Investoren über verschachtelte Firmenkonstrukte. 

    Auch italienische Mafia im Visier

    Ein Investor ist offensichtlich auch die italienische Mafia. So lägen Informationen vor, „dass mutmaßliche Mitglieder der `Ndrangheta, zum Teil nach Aufforderung durch Führungsmitglieder, Investitionen insbesondere im Gastronomiebereich, in der Hotellerie und in verschiedenen Handelsbranchen in Deutschland getätigt haben“, heißt es in der Antwort des Bundesbauministeriums. 2016 seien wegen verdächtiger Aktivitäten im Immobilienbereich Vermögenswerte in Höhe von 61 Millionen Euro durch den Staat vorläufig gesichert worden.

    „Die in diesem Bereich regelmäßig vorhandene Wertstabilität eröffnet die Möglichkeit, insbesondere hohe Bargeldsummen zu platzieren“, wird in der Antwort betont. Zugleich wird ein Kontrolldefizit des Staates eingeräumt. „Zur Dunkelziffer der Verdachtsfälle und des Geldwäschevolumens im Immobiliensektor in Deutschland liegen der Bundesregierung keine aktuellen Informationen vor.“ Die Aufsicht liegt im Bereich der Bundesländer - allerdings ist die oft personell dünn besetzt.

    Derzeit laufe eine Untersuchung des Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisikos unter anderem im Immobiliensektor im Rahmen der Nationalen Risikoanalyse (NRA) der Regierung. Zudem wird auf eine Änderung der EU-Geldwäscherichtlinie verwiesen, die voraussichtlich bis Mitte Juni 2018 in Kraft treten solle - dies soll einen grenzüberschreitenden Zugang zu Informationen über Investitionen im Immobiliensektor und zu Grundbucheinträgen ermöglichen.

    Die Grünen sprechen von Skandal

    Die Grünen forderten die Bundesregierung auf, die Schuld nicht auf die mangelhafte Aufsicht der Bundesländer abzuschieben. Die Grünen-Finanzexpertin Lisa Paus betonte: „Die boomenden Immobilienmärkte in deutschen Großstädten bietet die idealen Voraussetzungen für internationale Geldwäsche: schwache staatliche Kontrollen, hohe Intransparenz und satte Renditen.“ Es sei ein Skandal, dass das die Bundesregierung sehenden Auges die notwendigen Reformen weiter verschleppe.

    Dringend notwendig sei ein zentrales und öffentliches Immobilienregister, in dem die wahren Eigentümer eingetragen sind. Die Geldwäscheaufsicht im Immobiliensektor sei ein Flickenteppich und in vielen Bundesländern schlichtweg ein Witz. „Wir sehen bislang nur die Spitze eines gewaltigen Eisberges“, meinte Paus. Die Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic betonte: „Trotz der hohen Dunkelziffer sprechen die Zahlen der Bundesregierung eine eindeutige Sprache, der Immobilienmarkt ist ein Hoch-Risiko-Sektor für Geldwäsche“.

    #Berlin #Immobilien #Kriminalität