Taxistas im Dauerausstand (Tageszeitung junge Welt)

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  • 31.07.2018: Taxistas im Dauerausstand (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/artikel/337020.taxistas-im-dauerausstand.html

    Fahrer in Spanien kämpfen um ihre Existenz und gegen Vermittlungsplattformen wie Uber

    Schöne neue Internetökonomie. In vielen Großstädten kommt man mittlerweile mit Hilfe einer Smartphone-App bequem und unkompliziert von A nach B. Unternehmen wie Uber aus den USA bieten vielerorts online Dienstleistungen zur Personenbeförderung an. Über verschiedene Dienste der Firma wird die Kundschaft vor allem an private Fahrer mit eigenem oder Mietwagen vermittelt. Das Unternehmen erhebt dabei eine Provision von bis zu 20 Prozent des Fahrpreises. Im Jahr 2016 erzielte Uber so einen Umsatz von 6,5 Milliarden US-Dollar.

    Nicht so schön ist diese Entwicklung hingegen für den Berufsstand der Taxifahrer. Diese sehen ihre Tätigkeit entwertet und fürchten angesichts der neuen Konkurrenz um ihre Existenz. In den letzten Jahren kam es deshalb wiederholt zu Protestaktionen. Eine neue Eskalationsstufe hat der Konflikt nun in Spanien erreicht. Um sich gegen eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Kataloniens, wonach Firmen wie Uber oder Cabify in Barcelona ohne Einschränkung ihre Dienste anbieten dürfen, zur Wehr zu setzen, sind die Taxistas dort in einen unbefristeten Streik getreten. Sie kritisieren, dass ein Gesetz, das die Lizenzvergabe eigentlich stärker reglementieren soll, von der Regionalregierung nicht eingehalten werde und fordern, dass nun der Ministerrat in Madrid am kommenden Freitag die Vergabepraxis stoppen soll. Geht es nach den Taxifahrern, sollen künftig weniger Lizenzen an Fahrer der Vermittlungsplattformen vergeben werden.

    Am Sonnabend blockierten die Streikenden mit ihren Fahrzeugen unter anderem die Gran Vía, eine der Hauptstraßen der katalanischen Metropole. Der Verkehr in Teilen der Stadt kam aufgrund der Blockade wichtiger Verbindungsstrecken zum Erliegen. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich mehrere hundert Taxis an den Aktionen. Und die Fahrer sind bei der Wahl ihrer Kampfformen offenbar nicht sonderlich zimperlich: Wie tagesschau.de am selben Tag berichtete, griffen einige Streikende auch Autos der Konkurrenten Uber und Cabify an. Ein Pkw im Dienst von Uber sei gar umgeworfen worden. Die Proteste in Barcelona laufen bereits seit vergangenem Mittwoch, als die Taxifahrer zunächst für zwei Tage in den Ausstand getreten waren. In den Folgetagen wurden unter anderem mehrfach die Zufahrten zum Flughafen El Prat mit Barrikaden aus brennenden Autoreifen versperrt.

    Der Existenzkampf der Taxistas hat sich bereits auf andere Städte ausgeweitet: So legten Fahrer in Madrid aus Solidarität ebenfalls die Arbeit nieder. Nach Medienberichten herrschte am Hauptbahnhof Atocha und am Flughafen Barajas am Wochenende gähnende Leere an den entsprechenden Ständen. In der Hauptstadt sei kein einziges Taxi unterwegs, erklärte die Fahrergewerkschaft am Sonnabend. Auch rund 300 Taxifahrer in Sevilla und dem Baskenland kündigten bereits an, sich ihren Kollegen in Barcelona anschließen und in einen unbefristeten Streik treten zu wollen. Stefan Thiel

    #Uber #disruption #Spanien #Barcelona