• Deutscher Filmpreis für Hark Bohm - „Wir waren politisch viel interessierter“
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    Der deutsche Film sei unpolitisch, beklagt der Regisseur Hark Bohm, der am Freitag für sein Lebenswerk den Deutschen Filmpreis bekommt. Damit spiegelte Film den Zeitgeist wider: „Denken Sie nicht, dass meine Kinder sich für Politik interessieren!“

    Für sein Lebenswerk wird der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Hark Bohm am Freitagabend in Berlin mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Sowohl der deutsche Film als auch die deutsche Filmakademie hätten Bohm als „Filmemacher, als Filmelehrer und als filmpolitischem Gestalter immens viel zu verdanken“, begründete die Jury ihr Urteil.

    Möglicherweise ist die „Lola“ für sein Lebenswerk nicht die einzige Auszeichnung, die Bohm am Freitag erhält. Auch für sein Drehbuch zu Fatih Akins NSU-Film „Aus dem Nichts“ ist er nominiert - vielleicht der einzige politische Film in der Auswahl.
    Kino spiegelt den Zeitgeist wider

    Geht der deutsche Film politischen Stoffen aus dem Weg?, haben wir Hark Bohm gefragt. „Aus dem Weg - das würde ja bedeuten, dass das ein bewusster Akt ist. Ich glaube, die Situation hat sich insgesamt so verändert“, sagt der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. „Das, was wir im Kino sehen und erleben, ist einfach Ausdruck des Zeitgeistes.“

    (Warner Bros.)Diane Kruger als verzweifelte Ehefrau und Mutter in Fatih Akins „Aus dem Nichts“. (Warner Bros.)

    Und dieser Zeitgeist sei unpolitischer geworden: „Ich habe viele Kinder. Glauben Sie nicht, dass diese Kinder irgendwann mal auf eine Demonstration gehen oder eigentlich sich überhaupt für Politik interessieren!“
    Auch „Nordsee ist Mordsee“ ist ein politischer Film

    Seine eigenen Filme hätten dagegen immer einen politischen oder gesellschaftlichen Bezug gehabt, sagt der 79-Jährige Bohm. Zum Beispiel: „Nordsee ist Mordsee war ganz bewusst auch eine Geschichte zwischen einem Ausländer – also einem, der nicht dazu gehörte – und einem deutschen Jungen, der ihn nicht in seiner Gang haben wollte. Insofern war das indirekt auch ein politischer Film.“