Börse ǀ Rasendes Roulette — der Freitag

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    Nun vertreten die Hochfrequenzhändler selbst naturgemäß nicht den Standpunkt, dass sie extreme Preisstürze verstärken, sondern bestehen darauf, Volatilität zu entschärfen und bei Preisabstürzen sogar marktberuhigend zu wirken. Die Deutsche Bank widerspricht dem jedoch: In einer Studie aus dem Jahr 2016 heißt es, dass sich Hochfrequenzhändler „in volatilen Marktphasen häufig zurückziehen“ und damit für ein erhöhtes Risiko von „übermäßiger Volatilität (sorgen), wodurch Marktverwerfungen bis hin zu Flash-Events begünstigt werden könnten“. Für die Studien-Autoren ist klar, dass Hochfrequenzhändler „in Zeiten höherer Nervosität am Markt exzessive Preisbewegungen noch verstärken“.

    Theoretisch sind Preise ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand der Finanzmärkte. In Zeiten des Hochfrequenzhandels, in denen sich Preise innerhalb von Millisekunden bilden, werden sie jedoch zu einer Erwartung ohne Bezug zu realen Werten degradiert: Eher sind es automatisierte Prognosen, wie eine Information oder Nachricht den Preis bewegen wird. Je heftiger die Nachricht, desto aggressiver werden die Positionen der Händler angepasst. Wenn jedoch Preise, von Aktien etwa, nicht länger mit den wirtschaftlichen Kennzahlen eines Unternehmens in Verbindung stehen, sondern lediglich eine Richtungserwartung darstellen, dann führt das dazu, dass Produktionsfaktoren wie Arbeit, Boden oder eben Kapital nicht mehr dorthin gelenkt werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

    #capital #bourse #dérégulation