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    Comment le lobbying de Microsift a tué Linux à Munich

    08.02.2019 - von: Christian Schiffer

    2003 schaute die Welt auf München. Die Stadt hatte es gewagt, sich gegen den Tech-Giganten Microsoft zu stellen. Die Computer der Stadt liefen von da auf dem Open Source-System Linux. 2020 wird dieser Ausflug beendet sein. Denn Microsoft ist mächtig.

    Steve Ballmer irgendwann in den Nullerjahren. Der damalige Chef von Microsoft springt auf einer Firmen-Veranstaltung über die Bühne. Ballmer schwitzt, Ballmer kreischt, Ballmer schüttelt den Kopf, weil er das einfach nicht fassen kann, wie geil, also wirklich WIE GEIL, diese Firma ist: Microsoft. Microsoft! Der sanfte IT-Riese, den alle lieben! Microsoft! Die Firma mit Windows, Word und Excel! Microsoft! Die Firma, die die Menschheit fast im Alleingang ins Digitalzeitalter gewummst hat! Microsoft! Die Firma mit dem Internet-Explorer, dem ja wohl gesamt-geilsten Internet-Browser der Welt! Paint, Minesweeper, Solitär: Alles geiler Microsoft-Shit!
    Power-Hühne und Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer

    Irgendwann kommt der hüpfende Power-Hüne vor einem Mikrofon schwer atmend zum Stehen. Der 1,96 Meter große Vorstandsvorsitzende wirkt damals ein wenig wie der Oliver Kahn unter den Unternehmenslenkern: Engagiert, verrückt, animalisch, voll auf Testosteron. Vor allem aber wirkt er wie jemand, mit dem man lieber nicht alleine in einem Raum sein möchte, wenn er unzufrieden ist.

    Doch das genau muss im Jahr 2003 der damalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. München beschließt damals, die Stadtverwaltung auf Open Source umzustellen. Hintergrund ist, dass Microsoft kurz vorher den Support für Windows NT4 einstellt und die Stadt zwingen will, Millionen auszugeben, um auf eine neue Windows-Version umzusteigen. Die Entscheidung der Stadt München auf freie Software zu setzten, wird damals auf der ganzen Welt aufmerksam verfolgt. Auch deswegen unterbricht Steve Ballmer extra seinen Ski-Urlaub, um Christian Ude nochmal persönlich ins Gewissen zu reden, doch Ude bleibt hart.
    Bill Gates lauert am Rande der Bundesgartenschau

    Später lauert dem Münchner Oberbürgermeister dann auch noch Bill Gates am Rande der Bundesgartenschau auf und bittet ihn ein Stück in seinem Auto mitzufahren. Was dann passiert, schilderte Christian Ude im Deutschlandfunk so: „Und dann fragte er: Warum tun Sie das, das ist doch ein irrer Schritt, warum machen Sie das? – Und ich sagte: Um unabhängig zu werden. – Ja, von wem denn unabhängig? – Und dann sagte ich: Von Ihnen.“

    Ude bleib erneut hart und München startet das LiMux-Projekt. Auf den 15.000, zum Teil offenbar veralteten Rechnern der Stadtverwaltung soll nun Linux laufen. Über die Jahre spart die Stadt so eine Menge Geld ein, doch die Systeme sind auch fehleranfällig. Einmal fällt zum Beispiel das gesamte Mail-System der Stadt aus, weil jemand eine Nachrichte mit einer überlangen Betreffzeile schreibt. Die CSU mäkelt immer wieder an dem Projekt herum und dann kommt mit Dieter Reiter ein Oberbürgermeister ans Ruder, der sich in einem Interview als bekennender Microsoft-Fan outet.

    Vielleicht wegen dem ganzen geilen Microsoft-Shit, vielleicht aber auch, weil er als Wirtschaftsreferent seine Finger im Spiel hat, als der IT-Riese 2013 entscheidet, seine Zentrale von Unterschleißheim nach München zu verlegen.

    Dieter Reiter ist bekennender Microsoft-Fan

    Diese Woche kam dann aber auch noch heraus, dass die Unternehmensberatung Accenture mit Microsoft eine gemeinsame Service-Sparte gründen möchte. Accenture wiederum ist ausgerechnet die Unternehmensberatung, die Ende 2016 München dazu rät, doch bitte wieder zu Microsoft zurück zu kehren.

    Wieder Steve Ballmer. Diesmal noch verschwitzter und mindestens genau so bizarr: Der Ex-Microsoft-Chef beschwört die Wichtigkeit der Software-Entwickler – und damit hat er recht! Software-Entwickler bräuchte aber vor allem die Open Source-Szene, denn freie Software schreibt sich schließlich nicht von selbst, auch hier müssen Programmierer bezahlt werden. Und genau deswegen wäre es so wichtig, dass Städte und Gemeinden auf Open Source setzen. Einerseits wird dauernd der Einfluss von großen Software-Konzernen beklagt, man beschwert sich, dass Microsoft, Google, Facebook und alle die anderen Unternehmen im Plattform-Kapitalismus so mächtig geworden sind. Andererseits weigert man sich, die beachtliche staatliche Power dafür einzusetzen, Alternativ-Plattformen zu fördern, die günstiger sind und sicherer.

    Städte und Gemeinden sollten auf Open Source setzen

    Open Source kann eben nur funktionieren, wenn viele mitmachen. LiMux hätte hierbei ein Anfang sein können und gilt heute stattdessen tragischerweise als schwerer Ausnahmefehler.

    #Allemagne #Munich #Linux #Microsoft #politique