• WELT AM SONNTAG – Überschätzt?
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    Welt am Sonntag, Printausgabe, 19.5.2019, von Frank Stocker,

    Ist das ein Menetekel Läutet dies das Ende einer Blase ein, die sich um die Plattform-Ökonomie gebildet hat? Nein, die Internet Netzwerke werden unser Leben weiter umkrempeln Doch das Beispiel Uber zeigt dass es nicht ausreicht, einfach nur eine Plattform aufzubauen. Damit ein solche: Unternehmen langfristig Erfolg hat und sich für Investoren auszahlt, bedarf es weiterer Merkmale.

    Uber ist bislang im Wesentlichen eine App, die Taxifahrten vermittelt Erfolgreich ist sie vor allem, weil diese Fahrten über Uber günstiger sind als bei herkömmlichen Taxis - doch das geht nur, indem Uber horrende Verluste macht. So steigerte es 2018 seinen Umsatz zwar um 41 Prozent au 11‚3 Milliarden Dollar, machte jedoch dabei Verluste von 3,3 Milliarden Dollar.

    Sollen Über-Taxis irgendwann Gewinn abwerfen, müssen entweder die Fahrpreise drastisch erhöht oder die Vergütungen für die Fahrer deutlich gesenkt werden. Beides ist völlig unrealistisch, und daher wird Uber auf dieser Basis kein langfristiges Erfolgsmodell.

    Worauf es ankommt, zeigt dagegen Amazon. Anfangs war das ein Online-Buchhändler, Kunden bestellten dort Bücher ohne Versandkosten - nett aber langweilig. Dennoch investierte beispielsweise die Fondsgegellschaft Baillie Gifford schon 2003 in Amazon „Wir wussten damals noch nicht, wie erfolgreich das Unter-nehmen werden würde“, sagt Stuart Dunbar, Partner bei Baillie Gifford. „Aber wir wussten: Das ist nicht einfach nur ein Buchhändler“ Denn Jeff Bezos, Gründer und Chef von Amazon, sei einer der besten Manager der Welt, einer, der das Geld, das er verdient stetig reinvestiert, um zu wachsen und das Geschäft auf weitere Bereiche auszudehnen. „Dieses Potenzial war damals schon erkennbar.“

    Heute verkauft Amazon längst nicht mehr nur Bücher. Man bietet auch gleich den passenden E-Book Reader Kindle an - und inzwischen eben auch alle anderen Güter, bis hin zu Lebensmittel. Daneben können Kunden über Amazon Prime Filme und Musik streamen, mit Amazon Pay wird gleich noch die Bezahlung abgewickelt und darüber hinaus stößt das Unternehmen in immer weitere Bereiche vor - sodass schon von der Amazonisierung der Wirtschaft gesprochen wird.

    Ähnliches gelang Facebook Aus dem Netzwerk, das vor allem genutzt wurde, um mit Freunden Urlaubsbildchen auszutauschen, ist eine Medien- und Informationsplattform geworden, und zum Imperium gehören auch der Facebook-Messeniger, Instagram sowie WhatsApp.

    INS LEBEN GREIFEN

    Anders dagegen bei Twitter. Der Kurznachrichtendienst ist auch heute noch genau das - ein Kurznachrichtendienst und sonst nichts. Es gelang dem Unternehmen nicht, um diesen Nukleus herum ein Konglomerat ergänzender Dienste aufzubauen, die in immer mehr Bereiche des täglicher Lebens übergreifen. Entsprechend dümpelt die Aktie seit Jahren vor sich hin.

    Entscheidend ist also, dass eine Plattform wächst, in andere Sektoren der Wirtschaft übergreift, immer neue Geschäftsfelder erschließt. Dann kann ein solches Unternehmen auch für Investoren ein Erfolg werden. Zumal unzweifelhaft ist, dass das Potenzial für die Plattformen gigantisch ist.
    Die Unternehmensberatung KPMG taxierte den Markt im vergangenen Jahr weltweit bereits auf über sieben Billionen Dollar. Dieser wird von Firmen aus den USA und China dominiert – europäische Konkurrenten gibt es kaum.

    Gerade in China ist dabei zu beobachten, welches Wachstumspotenzial die Plattformen noch haben. Denn der dortige Messengerdienst WeChat, vergleichbar mit WhatsApp, wuchs in den wuchs in den vergangenen Jahren zu einem allumfassenden Lebenshelfer. Chinesen buchen darüber Taxis und Urlaube, bestellen Essen oder Lebensmittel, beantragen Visa oder suchen Jobs. Und vor allem bezahlen sie damit überall. Entsprechend legte der Aktienkurs seit dem Börsengang fast 50.000 Prozent zu Ob dies Uber gelingt, ist mehr als fraglich.

    #Uber #Börse #disruption #Taxi