Enkelin des « Eisernen Gustav » abgewiesen - Berlin

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  • Enkelin des „Eisernen Gustav“ abgewiesen - Berlin - Berliner Morgenpost
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    Taxifahrer lehnt eine Tour für die 88 Jahre alte gehbehinderte Frau ab

    12.10.2012 - Ausgerechnet die Enkelin des „Eisernen Gustav“, des berühmten Kämpfers für die Droschkenkutscher-Tradition, ist in Berlin von einem Taxifahrer abgewiesen worden. Die 88 Jahre alte Ursula Buchwitz-Wiebach wollte am Donnerstag eine Hommage an ihren Großvaters Gustav Hartmann am Boulevard Unter den Linden besuchen: Im Restaurant Dressler, Unter den Linden 39, sollte die Inszenierung des Hans-Fallada-Romans „Der eiserne Gustav“ von 1938 für das Theater am Kurfürstendamm vorgestellt werden. Anlass dafür war die geplante Uraufführung des Stückes am 11. November.

    Vorab gab es einen Fototermin mit Volksschauspieler Walter Plathe, der die Titelrolle spielt, und einer originalen Pferdedroschke vor dem Brandenburger Tor. Nach dem Fototermin wollte die gehbehinderte Enkelin des „Eisernen Gustav“ in ein Taxi steigen, um die etwa 500 Meter lange Strecke zwischen Pariser Platz und Restaurant Dressler nicht zu Fuß gehen zu müssen. Ein Taxifahrer am Pariser Platz wies die alte Dame jedoch ab. Er könne die Strecke nicht fahren, sagte er, und verwies auf die Sperrungen wegen der U-Bahn-Baustelle Unter den Linden. Doch seine Auskunft trifft nur in Teilen zu - vor der Baustelle führt ein Stück Straße entlang -und zwar bis zum Restaurant Dressler.

    Gustav Hartmann war am 2. April 1928 mit seiner Droschke und dem Wallach Grasmus, begleitet von einem Zeitungsreporter, von Berlin nach Paris und zurück gefahren. Er protestierte damit gegen den erstarkenden Autoverkehr. Das brachte ihm den Titel „Eiserner Gustav“ ein. Hans Fallada hat dem Gustav Hartmann mit seinem gleichnamigen Roman ein literarisches Denkmal gesetzt. Wobei die Fahrt nach Paris nur Schluss- und Höhepunkt einer deutschen Familiengeschichte ist, die beispielhaft ist für eine ganze Nation - in ihrer Treue zum Kaiser, im Leid des Krieges und im Verlust durch Inflation.

    Gustav Hartmann, der durch seine Droschkenfahrt weltberühmt wurde, gründete nach seiner Rückkehr nach Berlin eine Stiftung. Sie kümmert sich bis heute um die Hinterbliebenen von Taxifahrern, die bei der Berufsausübung ums Leben gekommen sind.

    Von vielen Berliner Taxifahrern wird er bis heute verehrt. Aber nicht alle scheinen ihn noch zu kennen.

    #Berlin #Taxi #Geschichte