Rekordverluste bei Uber (Tageszeitung junge Welt)

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  • 10.08.2019: Rekordverluste bei Uber (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/artikel/360532.fahrdienstanbieter-rekordverluste-bei-uber.html
    Aus: Ausgabe vom 10.08.2019, Seite 9 / Kapital & Arbeit, Fahrdienstanbieter

    Wie schafft es Uber nur, noch den bestinformierten Journalisten solche massiven Falschinformationen auf Brot zu schmieren :

    Nachdem sich Uber in Deutschland lange Zeit einen Kleinkrieg mit dem regulären Taxigewerbe geliefert hatte und diesen verlor, verfolgt der Konzern nun eine andere Strategie. In Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt, München und Düsseldorf kooperiert Uber nun mit den ansässigen Taxiunternehmen und setzt keine Privatfahrer mehr ein. Statt dessen fungiert das Unternehmen über seine App als Vermittler.

    Dass UBER in deutschen Großstädten mit Taxiunternehmen kooperiert ist einfach falsch, auch wenn es noch einige wenige Taxiunternehmen geben mag, die sich von den Agenten des internationalen Konzerns haben einkaufen lassen.

    Richtig ist vielmehr, dass Uber mit Mietwagenunternehmen kooperiert. Ein Teil davon bedient ausschließlich Aufträge von Uber und wurde nur dafür gegründet. Es handelt sich um faktische Subunternehmen und Scheinselbständige. Das Geschäft von UBER funktioniert nur auf der Grundlage, dass die Rückkehrpflicht von Mietwagen, wie das PBefG sie definiert, systematisch mißachtet wird, und die Chauffeure noch weniger verdienen als Taxifahrer. Dadurch ist das Taxigewerbe existenzieller Konkurrenz ausgesetzt.

    Aus diesem Grund haben so gut wie alle Taxiunternehmen die Zusammenarbeit mit Uber aufgegeben. Davon abgesehen erhalten die wenigen, die „bei der Stange“ geblieben sind, kaum noch Aufträge von Uber. Der US-Auftragsvermittler verfügt inzwischen in Deutschland über genug Mietwagen, um seine Dumpingpreise durchzusetzen und bezuschusst keine Taxis mehr wie zum Zeitpunkt seines Markteintritts.

    Die radikalen Steuervermeidungspraktiken hat Uber mit allen Konzernen der New Economy gemeinsam. Auch die „alten“ Großkonzerne betreiben ganze Abteilungen und eigene Banken mit dem gleichen Ziel. Das „innovative“ Gechäftsmodell von Uber und artverwandten Konzernen unterscheidet sich nur im Ausmass der Unverschämtheit, mit der Gesetze ignoriert und illegale Praktiken ausdrücklich zur Unternehmesphilosophie erklärt werden.

    Fahrdienstleister mit 5,2 Milliarden US-Dollar im Minus. Steuerdeal in den Niederlanden
    Von Gerrit Hoekman

    Der umstrittene Fahrdienstanbieter Uber rutscht immer tiefer in die Verlustzone. Im zweiten Quartal 2019 verbuchte das Unternehmen aus Kalifornien Verluste von 5,2 Milliarden US-Dollar, das Sechsfache des Vorjahreszeitraums. Die Aktie verlor an der Wall Street elf Prozent, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag meldete.

    Dabei kam der Verlust nicht überraschend: Ein Minus in Höhe von 3,9 Milliarden US-Dollar resultiere aus einer Aktienausschüttung an die Mitarbeiter. Das war vorhersehbar. Uber bezahlt seine Beschäftigten zum Teil in Wertpapieren. Analysten sehen laut Reuters vor allem im schwachen Wachstum des eigentlichen Kerngeschäfts ein Alarmsignal: Die Personenbeförderung legte nur um zwei Prozent auf rund 2,3 Milliarden Dollar zu und blieb damit deutlich hinter den Erwartungen der Anteilseigner zurück. Dass der Geschäftsbericht nicht noch trostloser aussieht, verdankt der Konzern der Liefersparte »Uber Eat«, deren Gewinn um 72 Prozent auf 595 Millionen Dollar angewachsen ist.

    »Die Verluste nehmen zu, und der Wettbewerb wird immer härter«, zitierte Reuters den Analysten Haris Anwar von der Finanzplattform »Investing«. »Was das Vertrauen der Anleger erschütterte und die Aktie nach diesem Bericht hart trifft, ist das Fehlen eines klaren Weges, um die Erträge zu steigern und die Kosten zu senken.« Der Konzern war im Mai an die Börse gegangen und musste gleich einen erheblichen Wertverlust der Aktien hinnehmen.

    Schmerzhaft für die Uber-Aktionäre: Der kleinere Konkurrent Lyft, der bislang nur in Nordamerika unterwegs ist, hatte am hatte am Mittwoch deutlich bessere Zahlen vorgelegt. »Die beiden Anbieter leisten sich im weltweiten Geschäft mit Fahrdiensten einen erbitterten Preiskampf um Marktanteile und geben viel Geld für Werbung aus, um Kunden anzulocken«, so Reuters.

    Nachdem sich Uber in Deutschland lange Zeit einen Kleinkrieg mit dem regulären Taxigewerbe geliefert hatte und diesen verlor, verfolgt der Konzern nun eine andere Strategie. In Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt, München und Düsseldorf kooperiert Uber nun mit den ansässigen Taxiunternehmen und setzt keine Privatfahrer mehr ein. Statt dessen fungiert das Unternehmen über seine App als Vermittler. Zudem wurde das Angebot in Deutschland mit »Uber Freight« auf den Frachtverkehr ausgeweitet.

    Sollte Uber jemals die Gewinnzone erreichen, will man offenbar kräftig Steuern sparen. So berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag, dass Uber seine Markenrechte von einer Briefkastenfirma auf den Bahamas in die Niederlande verlegt habe, wo bereits seit 2013 die Zentrale für das gesamte Europa-Geschäft angesiedelt ist. Der niederländische Fiskus belohnt den Kniff mit individuellen Steuervorteilen: Uber kann einmalig 5,5 Milliarden Euro von der Steuer abschreiben.

    »Es ist gesichert, dass Uber in absehbarer Zeit keine Steuern bezahlen muss«, zitiert Bloomberg den Finanzfachmann Robert Willens aus New York. Willens überrascht die immense Höhe der Vergünstigung angesichts des Uber-Gesamtwertes von geschätzten 73 Milliarden US-Dollar. Der Umzug lohnt sich für Uber, denn mit neuen Regeln für multinationale Konzerne will die EU künftig auch Gewinne von Unternehmen besteuern, die ihren Sitz in einem Steuerparadies in Übersee haben.

    Damit werden die Niederlande einmal mehr ihrem Ruf als europäische Steueroase gerecht. Die »Paradise Papers« hatten bereits vor zwei Jahre offengelegt, wie Uber in Amsterdam über den Umweg Bahamas Steuern vermied. »Die Konstruktion ist aufgedeckt, aber wenn es darum geht, Steuern zu bezahlen, kommt Uber durch die verhältnismäßig niedrigen niederländischen Sätze für Betriebe immer noch gut weg«, bemerkte die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt NOS am Donnerstag auf ihrer Internetseite. Das Finanzamt wollte die Abmachung mit Uber demnach nicht bestätigen: Steuergeheimnis!

    Uber signalisiere mit seinem Verhalten, dass die von Donald Trump durchgesetzte Unternehmenssteuersenkung von 35 Prozent auf 21 Prozent für US-Konzerne kein Anreiz sei, in die USA zurückzukehren, so Bloomberg. Im Ausland lasse sich immer noch mehr sparen, vor allem auch in den Niederlanden. Zunächst müsse Uber warten, um die neuen Vergünstigungen zu nutzen, kommentierte die Agentur. Aber immerhin wisse Uber nun, mit welchen Ausgaben es in Zukunft zu rechnen habe, falls es in die Gewinnzone rutschen sollte.

    #Uber #disruption #Deutschland #Business