Empirische Befunde aus sechs großen Volkswirtschaften, 1870-2015 « Zeitschrift LuXemburg

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  • Der tendenzielle Fall der Profitrate: Empirische Befunde aus sechs großen Volkswirtschaften, 1870-2015 « Zeitschrift LuXemburg
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    Das „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ war laut Karl Marx eines der wichtigsten Themen der politischen Ökonomie. Als ein System, das auf dem Streben nach Profit und der „endlosen Akkumulation von Kapital“ (Wallerstein 2009) beruht, benötigt der Kapitalismus eine Profitrate auf einem gewissen Niveau, um erfolgreich und stabil funktionieren zu können. Sollte sich der tendenzielle Fall der Profitrate nicht aufhalten lassen, würde er zu einer unüberwindbaren Grenze der kapitalistischen Akkumulation werden und könnte die Überlebensfähigkeit des Kapitalismus als Wirtschafts- und Gesellschaftssystem gefährden (Marx 1894, 270).

    Viele marxistische Ökonominnen und Ökonomen haben das „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ diskutiert und beurteilt, aber empirisch ließ es sich nicht eindeutig beweisen und einige theoretische Fragen blieben ungeklärt. In diesem Text präsentiere ich zunächst aktualisierte empirische Daten zur langfristigen Bewegung der Profitrate in sechs wichtigen Ökonomien des kapitalistischen Weltsystems (das Vereinigte Königreich, Frankreich, Deutschland, die Vereinigten Staaten, Japan und China) für den Zeitraum 1855/1870 bis 2015 sowie deren gewichteten Durchschnitte. Im Anschluss daran erörtere ich die Beziehung zwischen der Profitrate und der Grenzprofitrate. Diese Untersuchung zeigt, dass das langfristige Niveau der Profitrate von dem Verhältnis der langfristigen Rate des Wirtschaftswachstums zur Nettoinvestition in produktives fixes Kapital als Anteil am Profit bestimmt wird. Daraus folgt, dass die Profitrate nur dann gegen null fällt, wenn die Wachstumsrate des Profits gegen null fällt.
    Fallende Profitrate: Marx‘ Hypothese und der empirische Befund

    Marx erörterte das „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ im 3. Band des Kapital (Marx 1894, 221-277). Laut Marx tendiert der kapitalistische technologische Fortschritt stark zur Mechanisierung (der Ersetzung von Arbeitskraft durch fixes Kapital). Wenn die kapitalistische Produktion zunehmend kapitalintensiver wird, steige die „organische Zusammensetzung des Kapitals“ (das Verhältnis des „konstanten Kapitals“ zum „variablen Kapital“ oder das Verhältnis des in Produktionsmittel investierten Werts zum Wert der Arbeitskraft). Wenn der Anstieg der organischen Zusammensetzung des Kapitals nicht durch eine noch stärkere Steigerung der Mehrwertrate kompensiert wird, würde die Profitrate tendenziell fallen.

    Was Marx als „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ bezeichnet, sollte am besten als eine Hypothese betrachtet werden, denn einige der mit diesem „Gesetz“ verbundenen theoretischen Fragen sind ungeklärt und ebenso fehlt es an beweiskräftiger empirischer Evidenz.
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    Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate – Wikipedia
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gesetz_des_tendenziellen_Falls_der_Profitrate

    #marxisme #économie #politique