78 Prozent der Deutschen nutzen keine « neuen » Mobilitätsdienste

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  • 78 Prozent der Deutschen nutzen keine „neuen“ Mobilitätsdienste
    https://www.taxi-times.com/78-prozent-der-deutschen-nutzen-keine-neuen-mobilitaetsdienste


    Die Taxi Times gibt die Verkehrsstudie eines Consultingunternehmens wider, und zieht ihre Schlüsse daraus, die selbsverständlich anders lauten, als die der auf Modernisierung getrimmten Beratungsfirma. Leider sind Ideen der Taxi Times nicht zukunftstauglich.

    Eine Umfrage unter eintausend „Konsumenten“ in Deutschland hätte ergeben, dass 78 Prozent von ihnen keine neuen Verkehrsmittel, wie zum Beispiel E-Roller, Car-Sharing, Ride-Hailing oder auch „Taxi-Apps“ nutzen würden und 63 Prozent nicht bereit wären, das eigene Auto durch neue Dienste zu ersetzen. In Großstädten über 500.000 Einwohnern stünden 80 Prozent der Befragten kompromisslos zum eigenen Auto.

    Die Unternehmensberater machen sich nun Gedanken, wie man die Konsumenten zu einer Änderung ihrer Haltung bringen kann. Die unternehmernahe Taxi Times hingegen will das Taxi schützen und will lieber, das mehr oder weniger alles so bleibt, wie es ist. Dabei unteräuft ihr ein Mißverständnis.

    Will man weniger Privatwagennutzung und gleichzeitig eine Verkehrs- und somit Umweltentlastung, kommt man nicht umhin, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und gegebenenfalls enger zu takten. Die viel gerühmte digitale Technik könnte sicher vielerorts bei der Bedarfsfeststellung helfen. Für die individuelle Beförderung stehen Taxis als Teil des ÖPNV bereit.

    Soweit, so gut. Das kann man unterschreiben, wenn man nicht gerade in San Francisco in den Offices von Uber, AirBnb und anderen angeblich schöpferischen Zerstörern sitzt.

    Hilfreich wäre es auch, blieben die Autohersteller beim Autos herstellen und verkaufen und die Softwareprogrammierer bei ihrem Metier und überließen die Personenbeförderung denen, die sich damit bereits sehr gründlich auskennen. So könnten die einen Fahrzeuge herstellen, die höchstmöglich „umweltschonend“ sind, die anderen könnten digitale Lösungen verkaufen und der ÖPNV befördert die Personen.

    Wenn es denn sooo einfach wäre. Die Mobilitätswende kommt ja nicht von ungefähr. Sie ist der propagandistische Kompromiß zwischen den Interessen der Autoindustrie, die um absehbar sinkenden Profite und gegen ihren dadurch schwindenden Einfluß kämpft, und auf der anderen Seite den Lebensbedürfnissen von Landbewohnern, denen ihr Bahnhof wegprivatisiert wurde oder Städtern, die sich in Bus und Bahn wie die sprichwörtlichen Ölsardinen fühlen.

    Das Taxigewerbe hat sich in den letzten Jahrzehnten als unfähig erwiesen, irgendwelche neuen Ideen für bessere Mobilität zu entwickeln. Es hat sich im Gegenteil von einer kleinbürgerlichen zur einer mit Kriminellen durchsetzten Branche entwickelt, die nicht einmal mehr den Mindestlohn zu zahlen bereit sind. So dienen sich nun gesellschafts- und umweltschädliche Car-Sharer, Mietwagenvermittler und alle möglichen anderen Plattformen als angebliche Neuerer an. Schlimmer noch haben sich Autokonzerne und Startup-Konzerne längst in die Politik eingekauft und betreiben ihr Geschäft aus dem Inneren der Ministerien heraus. Verkehrsminister Scheuer ist der flagrante Ausdruck dafür.

    Die Zukunft des Taxis liegt, anders als es sich die heutigen Ausbeuter unterbezahlter Lohnknechte vorstellen können, in einer Revolution der Branche, die sie zu einer gemeinsamen Stimme finden läßt, die im Einklang steht mit der sozial-ökologischen Umgestaltung der modernen Städte. Mit den vorhandenen Taxi-Akteuren wird dieser Weg kaum gangbar sein. So arbeiten sie mit am Untergang des Taxigewerbes, wie wir es kennen, und beschleunigen den Aufbruch in eine ungewisse Zukunft.

    Schade eigentlich, denn es fehlt nicht an guten Ideen, die Uber & Co. Paroli bieten könnten. Nur muß sie jemand in die Hand nehmen.

    #Taxi #Politik #Studie