Das Gesicht der modernen Kirche : Theresa Brückner ist als Pfarrerin in den sozialen Medien aktiv

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    Was Theresa Brückner macht, ist in Berlin einzigartig. Die 32-Jährige ist „Pfarrerin für Kirche im digitalen Raum“ im Evangelischen Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg. Als „theresaliebt“ berichtet sie auf Instagram, Twitter, Facebook und YouTube über ihre Arbeit und Privates.

    Vor fast einem Jahr, am 1. Januar 2019, hat sie die Stelle angetreten. Die Gemeinde wurde auf sie aufmerksam, weil sie schon lange vorher in den sozialen Medien aktiv war. Am erfolgsreichsten ist ihr Instagram-Profil mit rund 8000 Followern. „Das Problem ist, dass Kirche oftmals sehr klischeehaft unmodern gezeigt wird, vieles aber ganz aktuell ist“, sagt sie. In den vergangenen Jahren habe es die Kirche ihrer Meinung nach verschlafen, die Dinge, die sie gut macht, auch gut zu kommunizieren.

    Ihre offene und ehrliche Art könnte daran etwas ändern. „Mir ist es wichtig zu zeigen, dass Kirche ganz normal sein kann und ich als Pfarrerin eine ganz normale, berufstätige Mutter bin.“ In ihren Videos geht es beispielsweise um alltägliche Herausforderungen wie die Organisation beruflicher Termine, wenn das Kind plötzlich krank und der Mann wegen einer Dienstreise unterwegs ist.

    „Viele Mütter schreiben mir, dass es für sie entlastend ist, zu lesen, dass ich in dieser Social-Media-Welt eben nicht immer nur all das zeige, was großartig klappt, sondern auch darüber spreche, was schiefläuft und wobei ich mich überfordert fühle“, erzählt Theresa Brückner. Privatsphäre ist ihr aber trotz aller Offenheit sehr wichtig. Ihren dreijährigen Sohn erwähnt sie nie mit Namen. Auf Fotos ist sein Gesicht immer verdeckt. Wenn sie Zeit mit ihm verbringt oder einen freien Nachmittag hat, packt sie ihr Handy weg. Das gilt auch, wenn die Familie zu Hause gemeinsam am Tisch sitzt.

    Jeder Arbeitstag im Leben von Theresa Brückner ist anders. Gottesdienste, Beerdigungen und Hochzeiten bereitet sie in ihrem Büro in der Götzstraße vor. Oft ist sie jedoch auch unterwegs, fährt zu Konferenzen wie der „re:publica“ oder zu Barcamps. Ihre Erlebnisse dokumentiert sie mit der Kamera. Videos zu drehen und zu schneiden, hat sie sich selbst beigebracht.

    Der Kirchenkreis lässt ihr freie Hand. So modern und fortschrittlich wie in Tempelhof-Schöneberg ist die evangelische Kirche jedoch nicht überall in Deutschland. Einige Gemeinden sind sehr konservativ und haben schon allein damit ein Problem, dass Frauen überhaupt das Pfarramt ausüben. „Sexismus ist da ein ganz großes Thema. Deshalb spreche ich darüber ziemlich offen auf Twitter. Dort bekomme ich regelmäßig Nachrichten, dass ich als Frau doch schweigen solle und nichts zu sagen habe.“ Außerdem seien einige der Meinung, dass sich die Kirche nicht so zeigen dürfe, wie sie es macht.

    „Ich weiß mittlerweile, dass ich, wenn ich heikle Themen anspreche, danach Zeit einplanen muss, um Kommentare durchzugucken und zu beantworten.“ Hasskommentare bekomme sie immer dann, wenn sie sich politisch positioniere, beispielsweise gegen die AfD. Vor einigen Wochen hat Theresa Brückner erstmals Anzeige erstattet. Grund war eine E-Mail voller sexueller Beleidigungen. Immer wieder kommt es auch vor, dass sie Kommentare löscht oder User blockiert. Anfangs haben sie die Anfeindungen verunsichert und auch wütend gemacht. Inzwischen habe sie sich jedoch einen Schutzpanzer angelegt. Instagram sei eben keine „heile Glitzerwelt“, obwohl es oft so dargestellt werde. Theresa Brückner versucht daher, auch Jugendliche dafür zu sensibilisieren, Fälle von Cybermobbing nicht zu verschweigen, sondern dagegen vorzugehen. Die Freude an ihrem Beruf will sie sich von niemandem nehmen lassen. Spätestens dann, wenn sich Menschen gern mit ihr unterhalten möchten, die sonst nie in die Kirche gehen würden, ist der Ärger ganz schnell wieder verflogen.

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