Kommentar : Ai Weiwei : Aus dem Taxi geflogen

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    Im BVG-Bus steht zu lesen: Während der Fahrt den Fahrer nicht ansprechen. Im Taxi gilt: Während der Fahrt dem Fahrer nicht ins Ohr brüllen , auch nicht auf Chinesisch. Warum wohl? Na weil sich sonst jede Diva alles herausnimmt. Ich kann mir vorstellen, daß die Kollegen Ai Weiwei nicht grundlos rausgeworfen haben. Wenn er die ordnungsgemäße Beförderung gefährdet ist eben Schluß, Promi oder nicht.

    Der chinesische Künstler äußert sich kritisch zu Deutschland und Berlin. Nicht zum ersten Mal. Die nächste Berliner Kunstaktion ist aber bereits geplant.

    22.1.2020, von Harry Nutt - BerlinImmer diese Taxi-Fahrer. In einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian schildert der chinesische Künstler, dass ihm in Berlin wiederholt die Fortsetzung der Beförderung verweigert worden sei. Einmal sei es darum gegangen, dass er wegen eines starken Parfümgeruchs das Fenster geöffnet habe und er daraufhin vom Fahrer hinausgeworfen worden sei. Ein anderes Mal sei er des Taxis wegen eines zu lauten Telefonats verwiesen worden.

    Lasche Haltung gegen Menschenrechtsverletzungen
    Es ist nicht das erste Mal, dass Ai Weiwei sich kritisch zu seinem fast vierjährigen Aufenthalt in Berlin äußert, wo er nach einer mehrmonatigen Haft in einem chinesischen Gefängnis und einem vierjährigen Reiseverbot von 2015 bis 2019 gelebt hat. Mehrfach hat der in Deutschland gefeierte Künstler, der auf der Documenta 12 im Jahre 2006 gleich mit zwei Werken präsent war, die allzu lasche Haltung Deutschlands gegenüber den Menschenrechtsverletzungen Chinas beklagt.

    Im Gespräch mit dem Guardian unterstellt Ai Weiwei einen ganz konkreten Zusammenhang zwischen dem diplomatischen Lavieren der Deutschen und deren nationalen Charakter. Die Deutschen, mutmaßt er im Gespräch, lieben die Bequemlichkeit, unterdrückt zu werden. Diese Eigenart teilten sie mit seinen chinesischen Landsleuten. „Wenn du dich erst mal daran gewöhnt hast, kannst du es richtig genießen“, sagt Ai Weiwei sarkastisch und verweist dabei auf die Existenz eines auffällig autoritären Charakters in beiden Ländern. In Deutschland wie in China sei kein Platz für Individualität. Der Nazismus indes präge den deutschen Alltag bis heute.

    Es ist ein wenig verstörend, wenn Ai Weiwei nach unangenehmen Erfahrungen im öffentlichen Nahverkehr Hochrechnungen über völkische Mentalität und nationale Stereotypen anstellt. Für ein Kunstprojekt wird Ai Weiwei übrigens schon bald nach Berlin zurückkehren.

    #Berlin #China #Taxi #Ankekdote