Was die Politik meint, wenn sie bei Vivantes von „schlechten Arbeitsbedingungen“ spricht : ein Blick…

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  • Die Selbstermächtigung einer Station, oder : was wir können, wenn wir an einem Strang ziehen – Pflegephilosophie
    https://mypflegephilosophie.com/2020/02/13/die-selbstermachtigung-einer-station-oder-was-wir-konnen-wenn-w


    L’hôpital Sankt Joseph

    Le 13 février une soignante anonyme publie un billet de blog qui raconte que l’équique de soins HIV va changer d’hôpital.

    Première partie de l’histoire d’une équipe médicale qui refuse de continuer son travail sous de conditions insupportables et change de l’hôpital municipal vers un hôpital de l’église qui propose de meilleures conditions d’acceuil aux patients et soignants.

    Deuxième partie https://seenthis.net/messages/827457
    Troisième partie https://seenthis.net/messages/827458
    Quatrième partie https://seenthis.net/messages/827459
    L’hôpital aux conditions de m... à côté de chez moi https://seenthis.net/messages/827460

    13.2.2020 von @sin_azucar - Ich hatte neulich einen Einsatz als Leasingkraft in einem Haus des Berlin-eigenen Vivantes Konzerns, dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Friedenau. Ich kannte das Haus nicht, musste mich erst zurecht finden, bis ich auf der 12 C, einer Station für Infektiologie und Onkologie ankam. Beide Bereiche sind mir recht fremd, so dass ich darauf angewiesen war, häufig bei den fest angestellten Kollegen nachzufragen. So kam ich ins Gespräch mit Rainer.

    Rainer ist um die 50, trägt einen hochgestellten blauen Iro und ein echsenartiges Tattoo auf der linken Kopfhälfte. Er ist außerdem unfassbar fit im Bereich der Infektiologie, und ein wirklich freundlicher, souveräner Mensch. Überhaupt fiel mir bereits zu Beginn des Dienstes auf, dass diese Station anders ist: die Kollegen waren nicht die (Verzeihung) häufig anzutreffende Brathähnchenfraktion mit eher überschaubarem Horizont, sondern: professionell. Sie traten souverän auf, sie verfielen nicht in eine kindlich-süßliche Art des Umgangs miteinander, sie agierten (auch körpersprachlich) auf Augenhöhe und unter Wahrung gegenseitigen Respekts untereinander und den ärztlichen Kollegen gegenüber.

    Zurück zu Rainer, mit dem ich irgendwann darüber sprach, dass die Privatisierung des Gesundheitswesens der Sündenfall…wir brauchten gar nicht weiter zu sprechen, sondern waren uns da sehr schnell einig. Und dann erzählte Rainer mir das Folgende: „Wir sind ja dann bald weg. Mal sehen wie‘s weitergeht, dann…“ – „Ach, haben viele gekündigt, oder wird die Station geschlossen?“ – „WIR haben gekündigt.“. Und auf meinen verwirrten Gesichtsausdruck: „Wir haben alle gekündigt. Die gesamte Stationsmannschaft. Inklusive der Ärzte.“

    Das musste dann erstmal bei mir sacken. Kolleginnen, stellt Euch das vor! Und wie geht es dann weiter mit der Station? Nun, Rainer holte dann etwas aus: die Station, die ich gerade kennen gelernt hatte, war eine der ersten, die 1987 damit begonnen hatte, HIV-positive Menschen zu behandeln, und in den 90er Jahren die erste HIV-Schwerpunktstation bildete. Über die Jahre hatte sich ein Team zusammen gefunden, das offenbar enorm gut zusammen passte und aus sehr vielen sehr reflektierten Kolleginnen, auch ärztlichen, bestand. Dieses Team besteht in seiner Kern-Zusammensetzung seit rund 30 Jahren. Mit dem Aufgehen des Auguste Viktoria in den landeseigenen Vivantes-Konzern und der damit beginnenden Ökonomisierung des Krankenhausbetriebs wurde die Situation allerdings unschön: Mehr Patienten, weniger Pflegende, allgemein schlechtere Arbeitsbedingungen, wirtschaftlicher Druck. Missachtung der pflegerischen Leistung durch die euphemistisch „Arbeitsverdichtung“ genannte überbordende entmenschlichende Abfertigung von Kranken.

    Die Kolleginnen taten alles, was man so tut, wenn man sich gegen die derzeit vorherrschende Situation wehren will: Beschwerden, Gefährdungsanzeigen, Gespräche, pipapo. Der Erfolg: gleich null. Und schließlich tat sich eine neue Möglichkeit auf.Über mir nicht bekannte Wege signalisierte ein anderes Krankenhaus Interesse daran, die „Station“ zu übernehmen. Ganz richtig, nicht nur hier einen, da einen, und vielleicht noch einen Arzt, sondern: alle.Es gab Gespräche, Treffen, man tauschte Vorstellungen aus und stellte Forderungen, und schließlichwar es soweit: die Kolleginnen kündigten geschlossen und werden im Laufe dieses Jahres gemeinsam ihre Station in Tempelhof neu eröffnen. Mit 10 Betten weniger bei gleicher personeller und ärztlicher Besetzung. Mit zusammen 500 Jahren an infektiologischer Expertise. Mit dem unbedingten Willen, ihre pflegerische Qualität aufrecht zu erhalten, WEIL ES DAS IST, WAS SIE VERDIENEN. Weil es das ist, was Patienten verdienen. Weil eine gute pflegerisch-medizinische Versorgung ein Menschenrecht ist.

    Die Reaktion von Vivantes übrigens?Verwirrung, Schock, dann: ein bockiges „Na und? Dann geht doch. Wir können das auch ohne Euch.“ Und die Ansicht, dass diese Geschichte nicht unbedingt an die Öffentlichkeit gehört.Tja. Hiermit misslungen.Und die Moral von der Geschicht: Kolleginnen, nehmt Euch ein Beispiel! Wir haben derzeit alle Karten und alle Macht in der Hand, WENN WIR SIE ANNEHMEN und an einem Strang ziehen. Lasst Euch nicht von den Luftpumpen aus der Wirtschaft belabern, die uns weis machen wollen, dass nur Zahlen und Bilanzen zählen – das stimmt nicht. Lasst Euch nicht von Hierarchiejunkies erzählen, dass wir keine Entscheidungsbefugnis haben – dasstimmt nicht.Lasst Euch nicht von Nonnenabkömmlingen erzählen, dass unsere Pflicht den Patienten gegenüber liegt – das stimmt am allerwenigsten. Unsere Pflicht besteht UNSEREM Leben, UNSERER Gesundheit, UNSEREM Wohlergehen gegenüber, niemand anderem!In diesem Sinne: bildet Banden.

    #Berlin #Vivantes-AVK #Sankt_Joseph_Krankenhaus #HIV #politique_de_santé #privatisation #travail