• Sascha Lobo zum Ukraine-Krieg : Der deutsche Lumpen-Pazifismus
    https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/ukraine-krieg-der-deutsche-lumpen-pazifismus-kolumne-a-77ea2788-e80f-4a51-83

    Ce texte est un excellent exemple pour la propagande de guerre à laquelle nous sommes exposés en ouvrant n’importe quel journal ou en regardant les journaux télévisés de toutes les stations allemandes. Son auteur Sascha Lobo s’est crée une réputation comme spécialiste des questions d’internet et de numérisation capable d’expliquer toutes ces choses « underground » au public général jeune et branché. A chaque lecture d’un de ses articles je lui découvre des lacunes qui font qu’on ne comprend pas l’essence de la question tratée ou bien il nous livre une interprétation de faussaire de la réalité qu’il explique Ce type a une connaissance médiocre et superficielle des choses dont il parle, mais il manie admirablement les armes de la polémique.

    Je le trouve amusant quand il essaie de nous convaincre d’aller nous faire tuer. Pardon, ça y est, je viens d’employer un de ses trucs : Ce n’est pas qu’il essaie de nous envoyer au front, il essaie de nous convaincre de détester tous ces gens qui sont contre la guerre en Ukraine.

    S.L. travaille comme les comiques des fêtes de village. Avec des blaques de bon sens commun il crée d’abord un terrain d’entente avec son public et l’entraîne ensuite dans un état d’esprit qui le fait rire de ses blagues de plus en plus cruelles et obscènes. A la fin de son exploit il a modifié le contenu de ce que le public entend par « sens commun ».

    La paix est une fâcheuse habitude du temps passé, vive la guerre !

    20.4.2022 Sascha Lobo - »Ich wage es zu behaupten, daß, wenn die Juden die Seelenkraft, die allein aus der Gewaltfreiheit entspringt, zu ihrer Unterstützung aufböten, Herr Hitler sich vor einem Mut, wie er ihn im Umgang mit Menschen bisher noch nie in nennenswertem Maße erfahren, verbeugen würde.« Diese Zeilen wurden Ende 1938 geschrieben, und zwar von einem Pazifisten, von dem Pazifisten, nämlich Mahatma Gandhi . Kurz darauf erklärte er noch, es könne wohl keinen jüdischen Gandhi in Deutschland geben, weil der »höchstwahrscheinlich nicht länger als fünf Minuten wirken« könne, »ehe er unverzüglich zur Guillotine geschleift würde«. Was bedeutet, dass Gandhi wusste, was Juden in Deutschland passieren konnte. Gandhi ist nicht nur bis heute ein Vorbild für viele Pazifisten, sondern war auch eine sagenhafte Knalltüte.

    Die deutsche Friedensbewegung schien zu ihrem diesjährigen Hochamt, den Ostermärschen für den Frieden, grob zweigeteilt. Auf der einen Seite stehen die Vernunftorientierten, die es natürlich auch gibt, die einen aufgeklärten, realistischen Pazifismus verfolgen. Darunter kann man verstehen: Skepsis gegen Militarismus, Brechung kriegspositiver Erzählungen, Radikalität bei der Schaffung der Voraussetzungen für Frieden, aber eben auch Akzeptanz des Wunsches von Angriffsopfern, sich zu verteidigen.

    Auf der anderen Seite steht ein substanzieller Teil der Friedensbewegung, die ich den deutschen Lumpen-Pazifismus nennen möchte. Es handelt sich dabei um eine zutiefst egozentrische Ideologie, die den eigenen Befindlichkeitsstolz über das Leid anderer Menschen stellt.

    Lumpen-Pazifisten mögen mit der Realität nicht besonders viel anfangen können, aber sie sind nicht in erster Linie naiv, wie ihnen oft vorgeworfen wird. Naivität ist unangenehm, aber keine Schande. Lumpen-Pazifisten sind zuvorderst selbstgerecht. Es sind Menschen, die sich eine Jacke anziehen und sofort vergessen, was es heißt zu frieren. Menschen, die ihren Stuhlkreis-Prinzipien auch um den Preis des Lebens Dritter folgen. Menschen, die im Angesicht des russischen Angriffshorrors in der Ukraine nichts tun wollen, genau: nichts. Kurz, es sind Menschen wie der Friedensbeauftragte der evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Friedrich Kramer. Er sagt auf die Frage, wie man auf die Kriegsverbrechen des Diktators Putin in der Ukraine reagieren solle: »Manchmal können wir alle nur hilflose Zuschauer sein. Und das ist vielleicht gut so .« Es scheint mir kaum möglich, die eigene Ungerührtheit im Angesicht tot gebombter Kinder noch maliziöser zu feiern. Aber gut, es ist ein Bischof.

    Dem russischen Faschistenführer Putin kann gar nichts Besseres passieren als solche westlichen Führungsfiguren, die direkt oder indirekt sagen, dass uns die Ukraine nichts angeht. Die Lumpen-Pazifisten haben speziell in der Politik und noch spezieller in der SPD, der Friedenspartei, einige mächtige Partner. Man erkennt sie an der Parallelität der Argumente. Bischof Kramer steht nämlich nicht nur selig hilflos daneben, er schreibt der Regierung auch vor, wie sie mit dem Konflikt umgehen soll. Waffenlieferungen sind natürlich tabu, vor allem aber sagt Kramer: »Wir dürfen da nicht gesinnungsethisch reingehen, wir müssen nüchtern draußen bleiben«. Wann um alles in der Welt soll man gesinnungsethisch sein, wenn nicht jetzt? Mit ermordeten und vergewaltigten Zivilist*innen sonder Zahl? Gesinnungsethik bedeutet hier, dass man rote Linien zieht, deren Überschreitung Folgen haben müssen: das Gegenteil von Appeasement. Zumal es nicht darum geht, dass die Nato in der Ukraine aktiv mitkämpft. Sondern um Waffenlieferungen. Der klügste, lustigste und traurigste Tweet dazu: »Weil wir nicht genau wissen, was Russland alles als Kriegserklärung verstehen könnte, habe ich mich entschieden, die Spülmaschine heute nicht auszuräumen.«

    Jetzt lieber nüchtern, keine nervige Ethik, die Putin womöglich »missverstehen« könnte, sondern pragmatisch zuschauen, sagt der Bischof. Wir schalten zu Michael Müller (SPD), dem früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin, inzwischen Bundestagsabgeordneter. Der sagt bei n-tv : »Ich staune bei einigen, die sich auch die Situation vor Ort angeguckt haben, wie schnell man jetzt nach schweren Waffen ruft.« Schnell? Also bereits nach wenigen Zehntausend Toten, gefolterten, vergewaltigten, ermordeten Zivilist*innen, massenhaften Kriegsverbrechen? Die angegriffenen Ausschussvorsitzenden des Bundestags, die in der letzten Woche in Lwiw vor Ort waren, mussten sich schon von Olaf Scholz als »Jungs und Mädels« verspotten lassen, und jetzt mahnt Exbürgermeister Müller sie zur Langsamkeit in Sachen Waffen.

    Etliche Organisatoren der pazifistischen, traditionellen Ostermärsche fühlten sich leider nicht in der Lage, den russischen Angriffskrieg zu verurteilen, aber glaubten trotzdem, für den Frieden zu demonstrieren . Besonders plakativ stellten diejenigen ihre Lostheit zur Schau, die ernsthaft gegen die Nato – und nur die Nato – »klare Kante« zeigen wollten.
    Der Schwerkraft entkommen, in dem man einfach neben den Boden fällt

    Wenn man von den deutschen Lumpen-Pazifisten die vielen Schichten des platten Antiamerikanismus entfernt, dann bleibt ein Kern übrig. Nämlich die Mischung aus dem Recht des Stärkeren und der Täter-Opfer-Umkehr, die schon Gandhi zusammengemanscht hat: »Wenn die Juden, anstatt hilflos und notgedrungen gewaltlos zu sein, sich wohlüberlegt Gewaltfreiheit, das heißt Mitgefühl, für die nichtjüdischen Deutschen zu eigen machten, so könnten sie den Deutschen nicht nur keinen Schaden zufügen, sondern würden – da bin ich mir so sicher, wie ich diese Zeilen diktiere – das härteste deutsche Herz schmelzen.« Und als bizarro-antisemitische Vorrede dazu: »Laßt die Juden, die den Anspruch erheben, das auserwählte Volk zu sein, ihren Anspruch dadurch beweisen, daß sie den Weg der Gewaltfreiheit wählen, um ihre irdische Existenz zu verteidigen.« Da liegt der Lumpen-Pazifismus ausgestreckt und zeigefingert den Angegriffenen nicht nur, dass sie selbst schuld sind, wenn ihre Gewaltfreiheit nicht funktioniert. Sondern auch, dass sie nicht besser sind als die Angreifer, wenn sie vor der Vernichtung stehend nicht so richtig Bock haben auf Gewaltfreiheit. Okay, Gandhi – aber das gibt es in dieser spektakulär realitätsaversen, menschenverachtenden Form doch heute nicht mehr?

    Leider doch. In der »taz« erklärt eine Friedensforscherin den Ukrainer*innen, wie sie »das Regime des Besatzers dazu bringen, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen und einen Kompromiss zu finden.« Abgesehen davon, dass vollkommen offen bleibt, wie ein »Kompromiss« überhaupt aussehen kann, wenn eine Partei die andere vernichten möchte, sind die Mittel, die sie ernsthaft aufzählt, folgende:

    - Massendemonstrationen, um den Invasoren zu zeigen, dass sie nicht willkommen sind

    - das Austauschen von Straßenschildern und die Verwendung von Verkehrsschildern, um die einmarschierende Armee zu beleidigen oder abzulenken

    – mit Menschenketten russische Panzer stoppen

    – Boykott russischer Waren, weil so die Besatzung auch viel teurer wird

    - Finanzmittel, Schulungen, andere Ressourcen bereitstellen, um Ukrainern zu helfen, ihre Fähigkeit zu massenhaftem zivilem Ungehorsam und gewaltfreiem Widerstand auszubauen

    Dann bezeichnet sie es als wichtiges Instrument, im Fall einer Besatzung die Stromrechnung nicht zu bezahlen. Wer sich die Bilder der zerbombten Städte und zivilen Einrichtungen, der Leichen in den Straßen und die Berichte von Massenvergewaltigungen angesehen hat, muss den Ansatz, mit vertauschten Straßenschildern Soldaten zu verwirren, nicht einmal mehr argumentativ widerlegen. Die aufgezählten Mittel sind eine Farce, sie entsprechen der Empfehlung, der Schwerkraft zu entkommen, indem man einfach neben den Boden fällt.

    Veröffentlicht wird das alles einen Tag, nachdem Putin die Truppen, die in Butscha Menschen gefoltert und ermordet haben , mit schönen Orden als Mitschlächter des Monats ausgezeichnet hat. Und dabei en passant seine Strategie der absichtsvollen Kriegsverbrechen bestätigt hat. Das ist nicht mehr naiv, sondern boshaft kalt. Waffenlieferungen hingegen lehnt die Pazifismus-freudige Friedensforscherin ab, weil wir »die weitere Militarisierung des Konflikts nicht verstärken sollten.« Das wird die in zerbombten Kellern ausharrenden, verdurstenden Menschen in Mariupol sicher arg freuen, dass ihre Stadt nicht noch weiter militarisiert wird. Wenn sie sich etwas Mühe geben und ein paar Gandhi-Kacheln auf Instagram posten, können aus ihnen bestimmt doch noch Pazifisten werden. Vielleicht nicht so porentief reingewaschene, zu 100 Prozent enthitlerte Superpazifisten wie wir hier in Deutschland, aber immerhin.

    Anmerkung der Redaktion: In einer vorigen Version des Textes hieß es, die drei Ausschussvorsitzenden Roth, Hofreiter und Strack-Zimmermann wären auf ihrer Ukraine-Reise nach Kiew gefahren. Sie sind nach Lwiw gereist. Wir haben den Text entsprechend korrigiert. Zudem hieß es dort pauschal, dass die Organisatoren der Ostermärsche sich nicht in der Lage gesehen hätten, den russischen Angriffskrieg zu verurteilen. Tatsächlich ist dies teilweise sehr wohl geschehen, etwa auf dem Mainz-Wiesbadener Ostermarsch, wo etwa Mitorganisator Lennert eine Rede unter dem Motto »Nein zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine!« gehalten hat.

    #guerre #idéologie #propagande #diffamation #Allemagne #Ukraine

  • Schulabschluss in Corona-Zeiten : Ein Algorithmus, der Träume zerstören kann
    https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/schulabschluss-in-corona-zeiten-ein-algorithmus-der-traeume-zerstoeren-kann-

    In der Coronakrise hat ein Algorithmus die Endnoten britischer Schüler errechnet - die Ergebnisse sorgten für Aufruhr. Doch auch in Deutschland entscheidet eine geheime Formel über die Noten bestimmter Schüler. Als Sophia Kamal-Bederski Anfang Juli ihre Abschlussnoten bekam, war sie schockiert : „Meine Lehrer hatten eine 39 vorhergesagt, aber am Ende habe ich nur eine 30 bekommen. Ich bin wirklich abgerutscht.“ 39 entspricht einer Abiturnote von 1,5 - 30 hingegen nur einer 3,0. Das Resultat (...)

    #algorithme #technologisme #biais #COVID-19 #discrimination #santé #bug

    ##santé

  • NSA-Telefonüberwachung 100 Millionen - Dollar für so gut wie nichts
    https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/nsa-telefonueberwachung-100-millionen-dollar-fuer-so-gut-wie-nichts-a-5e7e87

    Der US-Geheimdienst NSA hat in den vergangenen vier Jahren 100 Millionen Dollar für die Telefon- und SMS-Überwachung der eigenen Bevölkerung ausgegeben. Herausgekommen ist dabei nur eine einzige wichtige Ermittlung. Das ist das ernüchternde Ergebnis eines Berichts, den das Kontrollgremium Privacy and Civil Liberties Oversight Board erstellt hat. Die „New York Times“ konnte ihn einsehen.

    Das Überwachungsprogramm basiert auf dem 2015 verabschiedeten Gesetz USA Freedom Act und ist der Nachfolger jenes noch invasiveren Programms, das Edward Snowden 2013 aufgedeckt hatte. Der größte Unterschied zwischen den beiden Versionen: Früher speicherte die NSA die Telefon- und SMS-Verbindungsdaten der US-Bürger selbst, seit 2015 müssen das nur Netzanbieter tun.

    Per Gerichtsbeschluss kann die NSA die Daten Verdächtiger durchsuchen und dabei auch auf die Daten von dessen Kontaktpersonen zugreifen. Aufgrund dieser Freiheit genügten der NSA im Jahr 2018 ganze 14 Beschlüsse aus, um 434 Millionen Metadaten zu 19 Millionen Telefonnummern zu bekommen.
    Magerer Ertrag

    Gebracht hat das Ganze extrem wenig. 15 Berichte sind daraus in den vier Jahren entstanden, 13 davon brachten aber keine Erkenntnisse zutage, die das FBI nicht schon auf anderen Wegen bekommen hatte.

    Nur zweimal konnte die NSA neuartige Schlüsse aus dem Programm ziehen. In einem Fall überprüfte das FBI daraufhin eine Person und kam zu dem Ergebnis, dass keine weiteren Ermittlungen nötig seien. Im zweiten Fall konnte die NSA dem Kontrollbericht zufolge neue Informationen zu einer Telefonnummer bereitstellen, die US-Behörden an sich bekannt war, „was zu einer geheimdienstlichen Untersuchung führte“. Was die letztlich ergab, geht aus dem Bericht nicht hervor.