• Das Buch Der Deutschen Kolonien
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    Wirtschaft und Kolonien - Die wirtschaftliche Lage in Deutschland
    Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht, Wilhelm Goldmann Verlag Leipzig © 1937
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    Vor dem Kriege besaß Deutschland außerhalb seiner eigenen Kolonien werbende ausländische Anlagen in Höhe von annähernd 30 Milliarden Goldmark. Es besaß einen blühenden Außenhandel mit allen Nebenerwerbszweigen wie Schiffahrt, Versicherung, Kreditwesen usw. Die Märkte der Welt waren offen und zum größten Teil durch Handelsverträge langfristig gesichert. Der Auswanderung waren nirgends Schranken gesetzt. Aus allen diesen Gründen konnte Deutschland seine Rohstoffe auf dem Weltmärkte einkaufen und hatte keinen Anreiz, seine eigenen kolonialen Bezugsgebiete forciert zu entwickeln oder nur nach ihnen auszuwandern. Alles das ist heute anders. Würden Deutschland seine Kolonien heute nicht noch vorenthalten, so würde es mit deutscher Arbeit und mit Einsatz von Kapital und Kredit in deutscher Währung die Entwicklung der kolonialen Rohstofferzeugung mit größtem Nachdruck in die Hand nehmen und unendlich viel mehr Nahrungsmittel und Rohstoffe schaffen, als dies heute trotz inzwischen eingetretener Entwicklung unter der Mandatsherrschaft der Fall ist. In welchem Umfange die koloniale Investition der Industrie des Mutterlandes Beschäftigung bringen kann, dafür mag als gutes Beispiel Frankreich dienen, dessen Ausfuhr nach seinen Kolonien sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat. Von der französischen Baumwollindustrie gehen rund 30 v. H. des Gesamtabsatzes in die eigenen Kolonien. Von der englischen Ausfuhr wird nahezu die Hälfte von dem britischen Imperium außerhalb Großbritanniens und Irlands aufgenommen. Gerade in den Krisenjahren hat sich die naturgegebene Vorzugsstellung des Mutterlandes gegenüber den Kolonien für die englische, wie für die französische Industrie segensreich ausgewirkt.

    Selbstverständlich wird die Entwicklung der Kolonien eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Aber auch hier wird man sagen müssen, daß mit den modernen technischen Hilfsmitteln die Entwicklung viel schneller vorgenommen werden kann, als dies in früheren Jahrzehnten der Fall war. Schon in den zwei Jahrzehnten, während derer Deutschland seine Kolonien besaß, ist in diesen Gebieten mehr geleistet worden, als in anderen Kolonien durch zwei Jahrhunderte. Es würde deshalb selbst bei dem heutigen Zustande schon eine sofortige Erleichterung der deutschen Rohstofflage durch die Kolonien eintreten, die sich dann im Laufe der Jahre sehr rasch wird steigern lassen. Schon die jetzige Ausfuhr der deutschen Kolonien an pflanzlichen Ölen und Fetten wird etwa ein Viertel unseres Jahresbedarfes an solchen Fetten und Ölen decken. Und in dem Bezüge von Holz dürfte die Möglichkeit einer erheblichen Erleichterung ebenfalls sofort gegeben sein. Es ist also nicht Zukunftsmusik, die hier gespielt wird, sondern Wirklichkeit.

    Ich fasse zusammen: Deutschland hat einen zu geringen Lebensraum für seine Bevölkerung. Es hat alle Anstrengungen und ganz gewiß viel größere Anstrengungen als irgendein anderes Volk gemacht, aus seinem vorhandenen geringen Raum herauszuholen, was für seine Lebenssicherung notwendig ist. Trotz aller dieser Anstrengungen aber reicht der Raum nicht aus. Die Mangellage an industriellen Rohstoffen ist noch größer als die auf dem Nahrungsmittelgebiet. Durch handelspolitische Abmachungen irgendwelcher Art kann eine Sicherung der Daseinserhaltung des deutschen Volkes nicht erfolgen. Die Zuteilung kolonialen Raumes ist die gegebene Lösung der bestehenden Schwierigkeiten.

    #Allemagne #histoire #colonialisme #nazis