• COVID-19 : WHO-Studie findet kaum Belege für die Wirksamkeit von Eindämmungsmaßnahmen | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/COVID-19-WHO-Studie-findet-kaum-Belege-fuer-die-Wirksamkeit-von-Eindaemmungsma

    D’après une étude de l’organisation modiale de santé les mesures prises pour limiter le nombre de d’infections sont peu efficaces.

    Laut WHO gibt es jährlich 650.000 Grippetote weltweit. Wenn all diese Leben mit den aktuell implementierten Maßnahmen gerettet werden könnten, was spräche dann dagegen, diese starken Interventionen auch im Kampf gegen die Grippe einzufordern und aufrechtzuerhalten?

    So unterschiedlich die Ansichten von Befürwortern und Gegnern starker Maßnahmen über die grundsätzliche Angemessenheit und langfristige Durchführbarkeit der aktuell verhängten oder geplanten NPI auch sein mögen, so einig scheinen sich beide Lager doch in der Annahme zu sein, dass die möglicherweise unverhältnismäßigen oder unhaltbaren Maßnahmen grundsätzlich wirksam sind.

    Dieser unausgesprochenen Grundannahme widerspricht allerdings niemand anderes als die WHO, und das zuletzt in einem Dokument aus dem Herbst 2019, in dessen Zusammenfassung die WHO zu dem Schluss kommt, dass sich für die Wirksamkeit der meisten aktuell implementierten Maßnahmen nur schwache bis sehr schwache wissenschaftliche Belege finden lassen. Im Folgenden lohnt sich daher ein genauer Blick auf dieses Dokument.

    Non-pharmaceutical public health measures for mitigating the risk and impact of epidemic and pandemic influenza
    https://www.who.int/influenza/publications/public_health_measures/publication/en

    Ausdrücklich hält die WHO zudem fest, dass Contact Tracing, Screenings von Flugreisenden und Grenzschließungen unter keinen Umständen empfehlenswert sind (siehe Seite 3). Dessen ungeachtet wurden oder werden diese Maßnahmen von vielen Regierungen weltweit implementiert oder diskutiert.

    Noch bemerkenswerter ist allerdings die von der WHO herausgearbeitete Faktenlage zu den verbleibenden Maßnahmen. Im Anhang zum oben genannten Dokument ("Annex: Report of systematic literature reviews") stellt die WHO tabellarisch die Ergebnisse einer ebenso umfassenden wie systematischen Auswertung einschlägiger Forschungsliteratur zusammen. Bei Tabelle 1 handelt es sich um ein typisches Beispiel:

    Mit Blick auf Tabelle 1 zeigt sich demnach, dass die WHO die Qualität der wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der gelisteten Maßnahmen als sehr niedrig einschätzt.

    Tabelle 1 ist dabei typisch nicht nur für den Aufbau, sondern auch für den Inhalt der allermeisten Tabellen in diesem Dokument. Tatsächlich kommt die WHO im Anhang ihres Berichtes zu dem Ergebnis, dass die Qualität der Belege für die Wirksamkeit fast aller damals untersuchten Maßnahmen als niedrig oder sehr niedrig einzuschätzen ist. Einzig mit Blick auf die möglichen Effekte von Handhygiene und Maskennutzung (S. 13), und dies vornehmlich in klinischen Kontexten (S. 11), benotet die WHO die Qualität der Fakten als moderat oder hoch.

    Demnach gibt die WHO in ihrem Bericht vom Oktober 2019 zu, dass es kaum bis keine verlässlichen Hinweise für die Wirksamkeit der verbleibenden Interventionen wie Social Distancing, Reisebeschränkungen oder Ausgangssperren gibt.