Erst kommen die Lockvgel (neues-deutschland.de)

/808621.erst-kommen-die-lockvoegel.html

  • La dérégulation et la privatisation continuent : A partir du premier janvier 2012 Deutsche Bahn n’aura plus de monopole sur les lignes de longue distance nationales. Des lignes ferroviares seront abandonnées au profit de bus privés. A long terme les usagers paieront les frais de l’abandon d’un des derniers terrains d’influence de l’état et de la société.

    Neues Deutschland
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/808621.erst-kommen-die-lockvoegel.html?action=print

    http://www.flickr.com/photos/mattingham/1213697765/sizes/z

    Zum 1. Januar wird der Fernbuslinienverkehr in Deutschland weitgehend liberalisiert. Viele Beschränkungen bei Genehmigungen fallen nun weg. Endlich erhalte der Monopolist des Personenfernverkehrs, die Deutsche Bahn (DB), Konkurrenz, hieß es nach der Entscheidung im Herbst. Künftig könne man »kostengünstig und umweltfreundlich quer durch Deutschland reisen. Das schont Geldbeutel und Klima«, äußerte sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) begeistert. »Wir erwarten attraktive Angebote für die Verbraucher und einen kräftigen Impuls für die Omnibuswirtschaft. Der Fernbus kann für viele Fahrgäste zur echten Alternative zum Pkw, zur Bahn oder zum Flugzeug werden. Das ist Teil unserer Politik, Mobilität für alle zu ermöglichen und zu verbessern.«

    Die Verkehrsgewerkschaft EVG warnt, dass die Liberalisierung des Fernbusverkehrs ein Risiko für den Bahnverkehr darstelle. Vor allem in Randlagen werde das Schienennetz weiter ausgedünnt. Der Bahnvorstand äußerte sich so: Wenn die Konkurrenz durch Fernbusse dazu führe, dass Bahnstrecken nur noch unwirtschaftlich betrieben werden können, werde man »handeln müssen«. Das bedeutet wohl, Züge zu streichen und Strecken stillzulegen.

    Viel Innovatives zum Fernverkehr hat sich die Bahn bisher nicht einfallen lassen, im Gegenteil: Kurswagen und Interregio, die den Reisenden das lästige Umsteigen ersparten, wurden abgeschafft. Dass die DB wenige Tage nach dem Kabinettsbeschluss zu den Fernbuslinien die Fahrpreiserhöhung bekanntgab, war ein deutliches Signal dafür, dass der Vorstand mit dem Phänomen Fernbus nichts anzufangen weiß.

    Dessen Nachteil ist, dass die Busse anders als die Bahn nicht abgestimmt im Verbund nach einem Fahrplan für das gesamte deutsche Netz fahren, dass keine Zentrale den Busverkehr überwacht und gegebenenfalls eingreift. Die Suche nach Verbindungen wird umständlich sein, und die Mitfahrt erfordert eine gewisse Leidensfähigkeit trotz Kaffeeausschank und Chemie-WC. Nach Freiburg soll man von Berlin aus für 28 Euro fast zehn Stunden unterwegs sein, im ICE sind es sechseinhalb Stunden für 135 Euro (ohne Bahncard oder Sparpreis).

    Eines Tages werden sich auch Busunternehmer die attraktiven Verbindungen herauspicken und ebenfalls die »Nischenregionen« vernachlässigen. MeinFernbus kündigt bereits an, von Berlin nach Köln zu fahren. Der 1. Januar wird einen Preis- und Verdrängungswettbewerb eröffnen, an dessen Ende der öffentliche Verkehr geschwächt ist. Mit guter Verkehrspolitik hat das nichts zu tun. Man setzt fort, was schon lange praktiziert wird: die Verlagerung von noch mehr Verkehr auf die Straße.