Trucker gehen über Grenzen (neues-deutschland.de)

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  • Trucker gehen über Grenzen - Fahrergruppen planen für den Samstag einen Aktionstag in mehreren Staaten
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    Von Olaf Harning / 02.05.2014 / Bewegung

    Wider die Sklaverei in der Transportbranche: Fahrergruppen aus mehreren europäischen Staaten rufen zum internationalen Protesttag am 3. Mai auf. Ohne Ver.di.
    Die Trucker protestierten bereits im August 2013 in Lübeck.

    Zu einem länderübergreifenden Aktionstag in der von Lohn- und Sozialdumping geplagten Transportbranche haben verschiedene Fahrergruppen und Gewerkschaften für den 3. Mai aufgerufen. Unter dem Motto »Together now!« wollen sie in sieben europäischen Hauptstädten auf die Straße gehen. Ihre Forderung: »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort!« Mit Konvois und Protestdemonstrationen soll auf die prekäre Lage der Fahrer aufmerksam gemacht werden, nichts weniger als eine Neuregulierung der Transport- und Logistikbranche ist das Ziel. Neben einheitlichen Ausbildungsstandards und Lohnfragen geht es den Fahrern dabei vor allem um die Einhaltung der Regeln der Kabotage, wie man das Erbringen von Transportdienstleistungen in einem Land durch ein ausländisches Verkehrsunternehmen nennt: Maximal drei Fahrten in sieben Tagen darf ein ausländisches Fahrzeug zur Zeit in einem EU-Mitgliedsstaat übernehmen - doch die Realität sieht offenbar anders aus. Oft sind betreffende Lkw wochenlang in Europa unterwegs, zuletzt fiel ein lettischer Logistiker auf, der seine Fahrer von Lübeck aus für Monatslöhne ab 628 Euro quer durch Skandinavien schickte.

    »Es ist an der Zeit, dass die Fahrer in Europa ihre Stimme erheben«, meint deshalb Ingo Schulze, Sprecher der Kraftfahrerclubs Deutschland (KCD). Zusammen mit Aktivisten der ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Bewegung »Actie in de Transport« (Aktion im Transportwesen) hat er den Aktionstag am 3. Mai maßgeblich vorbereitet - mit Erfolg: Neben einer Sternfahrt in Berlin sind mittlerweile auch Konvois in Den Haag und Rom, sowie Demonstrationen in Stockholm, Oslo, Kopenhagen und Madrid geplant. Alleine in der dänischen Hauptstadt werden dazu gut 1000 Teilnehmer erwartet.

    Die Beteiligung in Berlin schätzt Schulze zwar nicht ganz so hoch ein, mehr als 500 »Trucker« will er aber auch hier auf die Beine bringen, dazu mindestens 40 Lkw. Die sollen sich am Morgen von Dahlwitz-Hoppegarten und den Raststätten Stolper Heide, Dreilinden und Am Fichtenplan aus in Bewegung setzen, um 10 Uhr sammeln sich zudem Teilnehmer eines Fußmarsches am Berliner Lustgarten. Zu einer gemeinsamen Kundgebung der Gruppen am Mittag vor dem Brandenburger Tor werden unter anderem Gregor Gysi von der Linkspartei erwartet sowie Rune Kristian Petersen, ein Vertreter skandinavischer Fahrergruppen.

    Während die Aktionen in Skandinavien und Spanien überwiegend von Gewerkschaften getragen werden, ist die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Berliner Protest nicht beteiligt. Hintergrund dafür ist ein geplatztes Treffen zwischen dem zuständigen Branchensekretär der Gewerkschaft und verschiedenen Fahrergruppen im September des vergangenen Jahres, das ver.di nicht nur kurzfristig absagte, sondern auch mit einem grundsätzlichen »Nein« zur weiteren Zusammenarbeit verband. Misslungen ist zudem der Versuch, auch ost- und südosteuropäische Fahrer in den Protest einzubinden: »Wir haben uns sehr um die Kollegen bemüht«, so Schulze, »aber letztlich nur Absagen bekommen.« Das Motto »Stop slaveri«, unter dem der Aktionstag in Dänemark, Schweden und Norwegen laufe, beziehe sich aber direkt auf die Arbeitsbedingungen osteuropäischer Kollegen.