Eine junge Frau, verheiratet und Mutter zweier Kinder, stöbert durch die Regale der psychologischen Abteilung der Hamburger Zentralbücherei, zieht ein Buch heraus und erstarrt ... Das ist nicht der Beginn eines Krimiplots, der den alltagsmüden Fernsehzuschauern den Sonntag versüßt, sondern die lebensverändernde Realität einer jungen Deutschen vor knapp fünf Jahren.
Jennifer Teege, geboren 1970 in München, ist Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers. Sie wird, nur wenige Wochen alt, von der Mutter in einem katholischen Säuglingsheim abgegeben. Ab dem vierten Lebensjahr kommt sie in eine Pflegefamilie und wird mit sieben von dieser adoptiert. Ihre leibliche Mutter Monika Göth sieht sie selten, nach der Adoption nur noch ein Mal. Familiäre Geborgenheit und Wärme erlebt das Kind Jennifer bei ihrer Münchener Großmutter Ruth. Als junge Frau zieht es sie nach Israel, sie jobbt, verliebt sich, lernt Hebräisch und studiert. In der Bibliothek liest Jennifer den Namen ihrer Mutter auf dem Buchcover, sie kennt ihn aus den Adoptionsunterlagen. Das Buch heißt "Die Lebensgeschichte von Monika Göth, Tochter des KZ-Kommandanten aus „Schindlers Liste“. Von nun an ist nichts mehr wie es war. Jennifer gehört zur Familie des „Schlächters von Plaszow“. Ihr Großvater, der KZ-Kommandant Amon Göth, war ein brutaler, sadistischer Mörder. Unter seiner Regie und Mittäterschaft wurden Ghettos liquidiert, seiner 500 Tage dauernden Schreckensherrschaft über das KZ Plaszow bei Krakau fielen tausende Menschen zum Opfer. Wer ihm ausgesetzt war, bleibt lebenslang traumatisiert. Mit Jennifers Großmutter Ruth bewohnt er damals eine Villa oberhalb des Lagers. Diese Frau, in der Erinnerung des Kindes eine liebende Münchener Großmutter, hörte Musik und machte sich zurecht, während Amon Göth vom Balkon aus Gefangene erschoss oder Menschen von seinen Hunden zerfleischen ließ. Jennifer Teege braucht lange, um die Wahrheiten zu verarbeiten. In ihrem Buch „Amon. Mein Grossvater hätte mich erschossen“ erzählt sie ihre Geschichte - und die ihrer Familie. Bei „THADEUSZ“ spricht Jennifer Teege über die Wirkung der Wahrheit, die zerstörerische Kraft von Familiengeheimnissen und das Glück Freunde in Israel zu haben, die zu ihr halten.