Fischers Fritz : Kontakt

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  • Revue der großen Namen: das alte Berlin der Literaten: Litera-Tour - SPIEGEL SPECIAL 6/1997
    http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-8719541.html

    Ein schöner Einstieg ins Thema. Wir schreiben das mal weiter.

    Knesebeckstraße 12 / Hedwig Courths-Mahler
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Courths-Mahler
    1 In der Beletage Knesebeckstraße 12 häkelte Hedwig Courths-Mahler ihre „Märchen für Erwachsene“. Als sie 1934 Berlin den Rücken kehrte, war „Kotz-Malheur“ mit rund 200 Romanen annähernd 40fache Auflagenmillionärin.

    Kurfürstendamm 208 / George Heartfield
    https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Secession
    2 Dada is Mus? 1918 rührten Raoul Hausmann, die Brüder Wieland und Helmut Herzfelde und George Grosz im Club Dada in der „Neuen Sezession“ am Ku’damm die Auflösung der Syntax an, Richard Huelsenbeck deklamierte zur Trommel seine „Negergedichte“, und „Oberdada“ Johannes Baader forderte die Übernahme der Regierungsgewalt durch das Dadaistische Zentralamt.

    Kantstraße 152 / Carl von Ossietzky
    https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Weltb%C3%BChne
    3 In der Kantstraße 152, über der heutigen „Paris-Bar“, leitete Carl von Ossietzky die Redaktion der Weltbühne, bis er am Morgen nach dem Reichstagsbrand verhaftet und ins KZ Sonnenburg verschleppt wurde. Der Nobelpreisträger starb 1938 in einer Privatklinik an den Folgen der KZ-Haft.

    Kurfürstendamm 14 / Joseph Roth
    https://de.wikipedia.org/wiki/Radetzkymarsch_%28Joseph_Roth%29
    4 „Wie andere Männer zu Heim und Herd, zu Weib und Kind heimkehren, so komme ich zurück zu Licht und Halle, Zimmermädchen und Portier“, schrieb Joseph Roth, der in Berlin jahrelang in Hotels logierte. Im Bierdunst von „Mampes Guter Stube“ am Ku’damm 14 entstand der österreichischste seiner Romane: „Radetzkymarsch“.

    Breitscheidplatz / Auguste-Viktoria-Platz
    https://de.wikipedia.org/wiki/Romanisches_Caf%C3%A9
    5 Als „Wartesaal des Genius“ etablierte sich in den nervösen Zwanzigern das „Romanische Cafe“ am Ende des Kurfürstendamms. Unter den Gästen: Alfred Polgar, T. S. Eliot, Thomas Wolfe, Franz Werfel, Andre Gide, Vladimir Nabokov, W. H. Auden, Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Erich Mühsam und der junge Wolfgang Koeppen.

    Kaiserallee 201 , Bundesallee Ecke Trautenaustraße / Erich Kästners Emil
    https://de.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Josty
    6 Hinter der Litfaßsäule in der Trautenaustraße steht Erich Kästners Emil noch ohne Detektive und beobachtet das „Cafe Josty“. Dort sitzt Herr Grundeis, der Emil im Zug die 140 Mark geklaut hat, und löffelt Eier im Glas, als plötzlich Gustav mit der Hupe auftaucht ...

    Prager Platz Ecke Trautenaustraße / Maxim Gorki
    https://de.wikipedia.org/wiki/Prager_Platz
    7 „Es riecht nach Rußland“, befand der Romancier Andrej Bely 1922 über die Gegend rund um den Zoo und Charlottenburg, die der Berliner längst „Charlottengrad“ nannte, man „trifft hier ganz Moskau und ganz Petersburg“. Maxim Gorki, Ilja Ehrenburg, Marina Zwetajewa, Wladimir Majakowski, Boris Pasternak und Vladimir Nabokov ertränkten in Nachtcafes wie der „Prager Diele“ am Prager Platz ihr Heimweh.

    Prager Straße 17 (heute etwa Nr. 12), 1927 bis 1929 / Kästner, Berliner Gedenktafel am Haus Prager Straße 6

    Güntzelstraße 3 Ecke Jenaer Straße, auch Café Steinecke ehem. Cafe Albrecht (1912 bis Oktober 2000) Güntzelstr. 23 / Egon Erwin Kisch
    http://berlin.kauperts.de/Strassen/Guentzelstrasse-10717-Berlin
    http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/freiflaechen/strassen/artikel.177397.php
    8 Vom Literaturzirkus zum Lunapark, vom Sechstagerennen zur Schnapsbudike: Egon Erwin Kisch, der Reporter, der das Rasen erfand, wurde in der Nacht nach dem Reichstagsbrand in seiner letzten Wohnung in der Güntzelstraße 3 verhaftet, hatte jedoch noch Glück und wurde bald darauf abgeschoben.

    Grunewaldstraße 55 , 10825 Berlin, Robbengatter / Gottfried Benn
    http://berlin.kauperts.de/eintrag/Robbengatter-Grunewaldstrasse-55-10825-Berlin?query=Robbengatter
    9 „In diesem gemeinen Berlin streift sich manches Sentimentale ab, es macht fit und sec“, schwärmte Gottfried Benn. Dann, nachts in der Eckkneipe am Bayerischen Platz: „... oben Bläue, doch in der Tiefe waberndes Getier, verfratzte Kolben, Glasiges ...“

    Solinger Straße 10 Judenhaus / Else Ury
    http://www.mariannebrentzel.de/ury-leseprobe.html
    10 Millionen von Mädchen lasen, wie Else Urys quirliges, liebenswertes, blondes „Nesthäkchen“ wieder mal ein „feines Osterzeugnis“ nach Hause brachte - längst nachdem Klein-Annemaries Erfinderin aus ihrer Wohnung in der Solinger Straße nach Auschwitz deportiert worden war.

    Calvinstr. 15a , bei Nothmann, Berlin NW 40 (1930-32) / Hans Fallada
    http://www.literaturport.de/index.php?id=26&user_autorenlexikonfrontend_pi1[al_opt]=1&user_autoren
    11 „Verhaßt und schädlich“ war Hans Fallada, dem Trinker, Berlin schon im möblierten Zimmer, 1930 in der Calvinstraße. Doch er brauchte die Pflasterlandschaft mit ihren Stempelstellen und käuflichen Mädchen, in der sein „Kleiner Mann“ vor die Hunde geht und der „Eiserne Gustav“ den Kampf „Droschke gegen Elektrische“ verliert.

    Kurfürstendamm 18/19 , Ecke Joachimstaler Straße, Café des Westens „Café Größenwahn“, 1898 bis 1915 / Georg Heym
    https://de.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_des_Westens
    Georg Heym, 1887 - 16. Januar 1912
    https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Heym#Tod_und_Nachleben
    12 Ab 1910 tagte in der Kleiststraße das „Neopathetische Cabaret“ der Expressionisten. „Die Straßen komme ich entlanggeweht“, hieß eine Lyriksammlung, und die „Jüngst-Berliner“ wehte es meist - wie Georg Heym, der beim Schlittschuhlaufen einbrach und in der Havel ertrank - direktemang ins „Cafe des Westens“ am Ku’damm, auch „Cafe Größenwahn“ genannt.

    Motzstraße 78 (heute Hotel Sachsenhof Motzstraße 7) / Else Lasker-Schüler
    https://de.wikipedia.org/wiki/Motzstra%C3%9Fe
    13 Angeblich nur „postlagernd“ wohnte Else Lasker-Schüler, die exaltierte Großstadtnomadin, als „Prinz Jussuf“ in chronischer Geldnot bis zu ihrer Emigration 1933 im Hotel „Koschel“, Motzstraße 7.

    Nollendorfstraße 17 zwischen Eisenacher und Maaßenstraße (? Lage der Hausnummer ?) / Christopher Isherwood
    14 Ein junger Engländer steigt in der Pension Nollendorfstraße 17 ab, durchstreift die Schwulenszene im Berlin der Vor-Nazi-Zeit und lernt in einem Tingeltangel Sally Bowles kennen, die ihm zeigt, wie man auf dem Vulkan tanzt. Bekannter als Christopher Isherwoods Buch „Goodbye to Berlin“ ist dessen verfilmte Version: „Cabaret“.

    Kurfürstenstraße 154 / Walter Benjamin
    Walter Benjamin, Geburtshaus Magdeburger Platz 4 (zerstört) , Carmerstr. 3, Delbrückstr. 23, Prinzregentenstr. 66, Nettelbeckstr. 24 (An der Urania)
    http://www.literaturport.de/index.php?id=26&user_autorenlexikonfrontend_pi1[al_aid]=224&user_autor
    15 „O braungebackne Siegessäule / mit Winterzucker aus den Kindertagen“, erinnert Walter Benjamin an die „Berliner Kindheit um Neunzehnhundert“. Seine eigene Jugendzeit fand vorwiegend auf dem Asphalt und in den Treppenhäusern rund um die Kurfürstenstraße 154 statt.

    Potsdamer Straße 39 (heute Höhe Simon Bolivar Statue) / Ernst Rowohlt
    https://www.google.de/maps/place/Potsdamer+Stra%C3%9Fe+39,+10785+Berlin/@52.506802,13.368664,17z/data=!4m2!3m1!1s0x47a851ca787ca85f:0xa82ef252de3532eb
    16 In seiner Etagenwohnung am Landwehrkanal, Potsdamer Straße 39, verlegte Ernst Rowohlt ab 1919 Weltliteratur. „Väterchen“ nannten die damals knapp 200 Rowohlt-Autoren (darunter Ernest Hemingway, William Faulkner, Robert Musil) den begnadeten Gastgeber, der bei seinen berühmten Autorenabenden Sektgläser zerkaute.

    Matthäikirchstraße heute Herbert-von-Karajan-Straße / Carl Zuckmayer
    https://de.wikipedia.org/wiki/Matth%C3%A4ikirchstra%C3%9Fe
    17 Im Kellerloch Matthäikirchstraße 4 kam 1921 der brotlose Dichter Carl Zuckmayer aus Mainz unter, handelte mit Kokain, lernte als Nachtlokal-Schlepper das „Icke“-Sagen und saugte Lokalkolorit aus „Aschingers Bierquelle“. Dort stand, ick lach mir dot, zehn Jahre später sein „Hauptmann von Köpenick“ und löffelte Erbsensuppe.

    Linkstraße 7 / Jacob und Wilhelm Grimm
    http://www.grimm2013.nordhessen.de/de/berlin-1
    http://landkartenarchiv.de/pharus_berlin_gross_1930.php
    18 Von ihrer Wohnung in der Linkstraße spazierten die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm 1847 durch den Tiergarten, um ...

    In den Zelten 5 , beim Kurfürstenplatz / Bettina von Arnim
    http://www.berlinstreet.de/1489
    http://landkartenarchiv.de/pharus_berlin_gross_1930.php
    19 ... Bettina von Arnims Salon „In den Zelten“ zu besuchen. Nahebei lag das Elendsquartier „Vogtland“, durch das Bettina schon den Studenten Karl Marx geführt hatte.

    Königgrätzer Straße 21 , heute: Stresemannstraße Nr. 111 / Franz Kafka
    https://de.wikipedia.org/wiki/Askanischer_Hof
    20 Zwischen 1913 und 1917 logierte Franz Kafka des öfteren im „Askanischen Hof“, um Felice Bauer, seine Verlobte, zu treffen. Als er zehn Jahre später vor seiner Prager Mischpoke endgültig nach Berlin flüchtete, zog er, der sich vor der tosenden Großstadt fürchtete, ins ländliche Steglitz.

    Stresemannstraße 78 (vormals Königgrätzer Straße 112/113, von 1930 bis 1935 Stresemannstraße und von 1935 bis 1947 Saarlandstraße) und Anhalter Straße 6 / Vicky Baum
    http://www.potsdamer-platz.org/excelsior.htm
    https://en.wikipedia.org/wiki/Hotel_Excelsior
    21 Um „Menschen im Hotel“ zu studieren - Liftboys und Hoteldetektive, abgehalfterte Ballerinen und erlebnishungrige Generaldirektoren, Portiers und Spieler -, lüftete die Journalistin Vicki Baum als Stubenmädchen im Hotel „Excelsior“ Betten und Berufsgeheimnisse.

    Wilhelmstraße 97 / Leipziger Straße 5–7 / Günther Grass
    https://de.wikipedia.org/wiki/Treuhandanstalt
    22 „Ein weites Feld“ beackern läßt Günter Grass seinen Theo Wuttke alias Fonty, Bürobote in der Treuhandanstalt und Fontane-Reinkarnation, und seinen spitzelnden „Tagundnachtschatten“ Hoftaller: die deutsche Einheit, Werk der „Raffkes und Schofelinskis“.

    Mauerstraße 34 : Achim von Arnim (von 1808 bis 1811), Clemens Brentano (von 1809 bis 1811), Karl Philipp Heinrich Pistor
    Mauerstraße 36: Rahel Varnhagen von Ense (von 1827 bis 1833), ihr Ehemann Karl August Varnhagen von Ense, die Familie Gans zu Putlitz im 19. Jahrhundert, Paul von Schwabach (von 1896 bis etwa 1913)
    Mauerstraße 51: Heinrich Heine (1822)
    Mauerstraße 53: Heinrich von Kleist (von 1810 bis 1811)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mauerstra%C3%9Fe_%28Berlin%29#Bekannte_Bewohner
    23 In einer Dichter-WG hausten die Volksliedsammler Achim von Arnim und Clemens Brentano 1809 in der Mauerstraße. Arnim erinnert sich an eine „eigentümliche, ein wenig verdrehte Natur“, ein „fester Beisitzer unseres Freßkollegiums“: Heinrich von Kleist.

    Behrenstraße 12 (Gedenktafel) Unter den Linden 6 (HU Haupteingang) / Heinrich Heine
    https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Heine#Studium_in_Bonn.2C_G.C3.B6ttingen_und_Berlin
    https://www.hu-berlin.de/service/kontakt/lage-anfahrt/campus-mitte
    24 Als der Student Heinrich Heine, Onkels Geld in der Tasche, erstmals Unter den Linden wandelte, „durchschauerte“ es ihn ehrfürchtig, daß dort schon „Lessing gestanden“ hatte. Bald darauf reimte er: „Blamier mich nicht, mein schönes Kind, und grüß mich nicht Unter den Linden. Wenn wir nachher zu Hause sind, wird sich schon alles finden.“

    Charlottenstraße 49 / E. T. A. Hoffmann
    http://www.fischersfritzberlin.com/3.0.html
    http://www.regenthotels.com/EN/Berlin/CONTACT-US
    25 Immer des Nachts benetzte der Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann im Weinkeller von Lutter & Wegener, Charlottenstraße 49, seine bizarre Phantasie mit reichlich Champagner. Rund 130 Jahre später „verfraß“ dort Günter Kunert auf Gespenster-Hoffmanns Platz sein „erstes Honorar bis auf den letzten Reichspfennig, ohne daß ich dabei des Genius loci teilhaftig geworden wäre“.

    Bebelplatz / Erich Kästner
    http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_K%C3%A4stner#Berlin_1933.E2.80.931945
    26 Am 10. Mai 1933 brannten auf dem Opern-, heute Bebelplatz die Bücher von zwei Dutzend Autoren. Nur einer von ihnen sah zu: Erich Kästner. „Es war Mord und Selbstmord in einem“, sagte er später über die Vernichtungsaktion.

    Französische Straße 32 (Robert-Bosch-Academy) / Walter Janka
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/robert-bosch-academy-im-hof-der-franzoesischen-strasse-32-wurden-29-menschen-ermordet/10082268-2.html
    27 Walter Janka, den Chef des Aufbau-Verlags, hatten die DDR-Oberen 1957 in einem Schauprozeß als Konterrevolutionär nach Bautzen geschickt. Zuletzt präsentierten sie den Verlag in der Französischen Straße lieber als Aushängeschild der Toleranz, wo neben SED-Hardlinern wie Hermann Kant auch Christa Wolf, Erwin Strittmatter oder Christoph Hein erschienen.

    Gensdarmenmarkt / Theodor Fontane
    28 Rund 20mal zog Theodor Fontane, der subtile Feinzeichner der „guten Adressen“ und piefigen Hinterzimmer, in Berlin um, aber nie wechselte er den Parkettplatz 23 im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, den er als Theaterkritiker für die Vossische Zeitung innehatte.

    Französische Straße 56-60 (Ecke Friedrichstraße) / Rahel Varnhagen
    http://berlin.neubaukompass.de/Berlin/Mitte/Bauvorhaben-Palais-Varnhagen
    29 „Ich wünsche mir ein Hundehalsband mit der Inschrift: ,Ich gehöre Frau Varnhagen’“, seufzte Heinrich Heine, der um 1821 Stammgast in Rahels Salon war. Auch Johann Gottlieb Fichte, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Ludwig Tieck und Jean Paul gaben sich an der Ecke Französische/Friedrichstraße bei der „geistreichsten Frau des Universums“ die Klinke in die Hand.

    Friedrichstraße / Tomasso Marinetti
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-schwarze-krach-der-lokomotive
    30 „Es lebe der Futurismus!“ ertönte ein Ruf im Frühjahr 1912. Es war Tomasso Marinetti, zu Besuch aus Italien, der mit Herwarth Walden im offenen Auto durch die Leipziger und Friedrichstraße fuhr, Manifeste unter die Menge werfend.

    Bertolt Brecht Platz
    31 Bertolt Brecht, dem Augsburger im Asphaltdschungel der großen Stadt, gelang 1928 im Theater am Schiffbauerdamm mit der „Dreigroschenoper“ ein Welterfolg. In dem Haus, das er 1954 für sein „Berliner Ensemble“ ertrotzte, hat sich nach der Ära Heiner Müller der Dramatiker Rolf Hochhuth zum Brecht-Erben ernannt.

    Chauseestraße Nr. 126 / Dorotheenstädtischer Friedhof / Anna Seghers
    http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Seghers
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dorotheenst%C3%A4dtischer_Friedhof
    32 „Unter Bergen von Schweigen“, sagte Stephan Hermlin, habe Anna Seghers „Worte und Schreie“ verborgen, „die niemals laut wurden“. Auch für dieses Schweigen dankte ihr die DDR - mit einem Kissen voller Orden und einem Staatsbegräbnis 1983 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.

    Chausseestraße 131 / Wolf Biermann
    33 „Ich sitze auf der morschen Bank / ganz nahe bei Eisler und Brecht“, besang Wolf Biermann in seiner Wohnung Chausseestraße 131 den Hugenottenfriedhof und den Dorotheenstädtischen nebenan. Auf dem liegen Helene Weigel, John Heartfield, Heinrich Mann und Arnold Zweig, Hegel und Fichte und Johannes R. Becher, der „Barde Moskaus“.

    Friedrichstraße 107 / Joachim Ringelnatz
    http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrichstadt-Palast
    http://www.palast.berlin/de/index/info
    34 „Bülow, Nolle, Witte, Zoo ...“, zählte einst Joachim Ringelnatz auf den Brettln von Max Reinhardts Souterrain-Kabarett „Schall und Rauch“ Berliner U-Bahn-Stationen ab. Heute steht dort der Neue Friedrichstadtpalast.

    Oranienburger Straße / Kurfürsten/Bülowstraße / Pieke Biermann
    35 Die „Mitmädels“ vom Ost-Kiez aus der Oranienburger „versauen die janze Brangsche mit ihre Scheißluden“, maulen die Asphaltpflanzen West von der Tiergartenstraße. Aber dann halten die „Kolleejinnen“ in Pieke Biermanns Huren-Krimi „Herzrasen“ doch gegen die „einschwänzije Menschheit“ zusammen.

    Bernauer Straße / Johannes Mario Simmel
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bernauer_Stra%C3%9Fe
    http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Mario_Simmel
    36 „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“, heißt Johannes Mario Simmels Mauerroman, in dem Bruno Knolle, Biberkopfs trivialer Wiedergänger ("Busen. Busen. Busen. Soviel Fleisch auf Papier!"), unter der Hasenauerstraße (alias Bernauer Straße) eine „dicke Olle“ durch den engen Fluchttunnel zerrt, sich dann selbst von Ost nach West durchbalinert und am Ende der Geleimte ist.

    Mauerpark / John le Carre
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mauerpark
    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Spion,_der_aus_der_K%C3%A4lte_kam_%28Roman%29
    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Spion,_der_aus_der_K%C3%A4lte_kam_%28Film%29
    37 Alec Leamas, John le Carres „Spion, der aus der Kälte kam“, gerät zwischen die Fronten des Kalten Krieges und wird bei dem Versuch, nördlich der Bernauer Straße die Mauer von Ost nach West zu überklettern, erschossen.

    Sperlingsgasse / Wilhelm Raabe
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sperlingsgasse
    http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrichsgracht
    http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt97/9709gesc.htm
    38 Wacholder alias Wilhelm Raabe, der Chronist der Sperlingsgasse, würde seine Straße heute kaum wiedererkennen. Sogar die „Raabe-Diele“, eine von Heinrich Zilles geliebten Milljöh-Stammkneipen, fiel im Krieg in Trümmer.

    Gertraudenstraße / Lion Feuchtwangers
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gertraudenstra%C3%9Fe
    39 In der Gertraudenstraße lag das Stammhaus der Möbelfirma, die Lion Feuchtwangers jüdische „Geschwister Oppermann“ so lange führten, bis die geliebte Stadt Berlin ihr „freundliches, vertrautes Gesicht über Nacht zu einer bösartigen Fratze verzerrt“.

    Burgstraße 12 / Gotthold Ephraim Lessing
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_K%C3%B6nig_von_Portugal_%28Berlin%29
    40 Im „König von Spanien“ gabelt Gotthold Ephraim Lessings Minna von Barnhelm ihren Tellheim auf - behorcht und beguckt vom Wirt, einem schleimigen Polizeispitzel. Glasklar erkannten die Berliner 1768 die Nobelherberge „König von Portugal“ in der ehemaligen Burgstraße.

    Alexanderplatz / Alexanderstraße / Polizeipräsisium
    https://de.wikipedia.org/wiki/Alexanderplatz
    https://de.wikipedia.org/wiki/Polizeipr%C3%A4sidium_Alexanderplatz
    http://www.anderes-berlin.de/html/das_polizeiprasidium.html
    http://www.potsdamer-platz.org/polizeipraesidium.htm
    41 Auf dem Alex steht Franz Biberkopf, will anständig werden und verkauft Zeitungen. „Lieb Vaterland, magst ruhig sein, ich hab die Augen auf und fall nicht rein“, denkt er. Aber weil er vom Leben mehr verlangt als das Butterbrot, ist er am Schluß doch ramponiert. 1929 erschien „Berlin Alexanderplatz“, Alfred Döblins „erste gewaltige und ganz gültige Biographie unserer Stadt“.

    Lübecker Straße 13 / Kurt Tucholsky
    https://www.google.de/maps/@52.528506,13.345344,3a,15y,84.6h,91.67t/data=!3m4!1e1!3m2!1sYTSzcajs_G72IhoyPKtaCA!2e0!6m1!1e1
    42 Ein „kleiner, dicker Berliner, der mit der Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten wollte“ (Kästner), wurde 1890 in der Lübecker Straße 13, Moabit, geboren: Kurt Tucholsky, der noch aus der schwedischen Emigration für die Weltbühne arbeitete.

    Majakowskiring 34 / Johannes R. Becher
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_Berlin-Niedersch%C3%B6nhausen
    43 „Auferstanden aus Ruinen“ - hymnisch bedichtete der Ex-Expressionist Johannes R. Becher den Staat, dessen Kulturminister er später wurde. Er und seine Nachbarn Alfred Kantorowicz, Erich Weinert, Arnold Zweig und Stephan Hermlin trugen Niederschönhausen den Ruf ein, „Dichterviertel“ der DDR-Hauptstadt zu sein.

    Schönhauser Allee 36 / PEN Club / Kulturbrauerei
    http://www.christoph-links.de
    44 Noch immer harren die PEN-Clubs in Ost und West der Wiedervereinigung. Zum Grauen ehemaliger Dissidenten wie Günter Kunert und Sarah Kirsch haben einstweilen mehr als 70 Autoren des West-PEN, darunter Grass, Simmel und Peter Rühmkorf, demonstrativ zum Ost-PEN mit Sitz in der Schönhauser Allee 36 „rübergemacht“.

    Lychener Straße 73 / Sascha Anderson
    http://www.galrev.com/material/seiten/frameset_verlag.html
    http://mediendienstleister.com/detailansicht/esp/ServiceProvider/detail/fotolia-deutschland.html
    45 Mit dem Gründer des Galrev-Verlags, Sascha Anderson, und Kompagnon Rainer Schedlinski (IM „Gerhard“) versank 1991 auch der Mythos Prenzlauer Berg im Stasi-Sumpf. Die IMs blieben, Autoren wie Wolfgang Hilbig und Durs Grünbein verließen das Flaggschiff der Literaten-Avantgarde in der Lychener Straße 73.

    Wittelsbacherstraße 5 / Erich Maria Remarque
    https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Maria_Remarque
    http://berlin.kauperts.de/Strassen/Wittelsbacherstrasse-10707-Berlin
    46 „Im Westen nichts Neues“, meldete 1928 Erich Maria Remarque, damals Redakteur bei Sport im Bild, aus der Wittelsbacherstraße 5 in Wilmersdorf.

    Erdener Straße 8 / Samuel Fischer
    http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article1528127/In-denkmalgeschuetzter-Villa-bricht-Feuer-aus.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_Berlin-Grunewald
    47 In der Erdener Straße 8, wo einst der Verleger Samuel Fischer mit Gästen wie Thomas und Heinrich Mann, Rainer Maria Rilke, Alfred Kerr oder Jakob Wassermann den gefürchteten violinistischen Darbietungen Albert Einsteins lauschte, richtete Hans Werner Richter, Mentor der Gruppe 47, in den sechziger Jahren seinen „literarisch-politischen Salon“ ein, in dem sich - von Ingeborg Bachmann bis Wolfdietrich Schnurre, von Siegfried Lenz bis Uwe Johnson - wieder die Literaturprominenz traf.

    Ludwig-Barnay-Platz Ernst Busch
    http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de
    48 Von den rund 300 Genossenschaftswohnungen der „Künstlerkolonie“ rund um den Laubenheimer Platz (heute Ludwig-Barnay-Platz) leerten sich etliche bald nach Hitlers Machtantritt. Der „Rote Block“ mit Ernst Bloch, Alfred Kantorowicz, Gustav Regler, Arthur Koestler und Erich Weinert emigrierte - der Kultur-Exodus hatte begonnen.

    Niedstraße 14 / Uwe Johnson (Grass Niedstraße 13) / Bergstraße
    49 Daß Uwe Johnson, aus der „D.D.R.“ kommend, 1959 in die Friedenauer Niedstraße gezogen war, wußten nur Eingeweihte wie Wolfgang Neuss und sein späterer Nachbar Günter Grass. Bevor Johnson 1966 in der Stierstraße vorübergehend die „Kommune I“ zur Untermiete aufnahm, lebte er fast zehn Jahre „unbehelligt in einem Postfach“ im Postamt 41.

    Friedrichshagen Scharnweberstraße 73 / Müggelseedamm 254 / Wilhelmstraße 72 (seit 1951: Peter-Hille-Straße 66) / Ahornallee 19 / Ahornallee 22
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Bölsche
    50 In Friedrichshagen probte ab 1890 ein Kreis stadtmüder Naturalisten um Wilhelm Bölsche, Bruno Wille und die Brüder Hart das alternative Leben. Mit dabei: Gerhart Hauptmann und Erich Mühsam. Auch Frank Wedekind, August Strindberg und Richard Dehmel liebten Bölsches gastliches Haus, „wo bei belegten Stullen und Lagerbier immer eine gehobene Stimmung herrschte“, wie Max Halbe berichtet.

    Gerhart-Hauptmann-Str. 1-2, 15537 Erkner
    http://www.hauptmannmuseum.de
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhart-Hauptmann-Museum_%28Erkner%29
    51 Gerhart Hauptmann verzog sich 1885 nach Erkner. Doch selbst von dort konnte er „den Widerschein der Riesin blutrot am Himmel“ sehen: „Das ungeheure Lebewesen und Sterbewesen Berlin war mir alpartig gegenwärtig.“

    #Berlin #Sightseeing #Literatur