„Strandbad de luxe für Bundesbeamte“ : Nachbarn wehren sich gegen Ausbau des Bundesbank-Gästehauses - Berlin

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    Der Tagesspiegel verrät die genaue Adresse nicht:
    Gästehaus/Erholungsstätte der Deutschen Bundesbank
    Am Sandwerder 31
    14109 Berlin
    Telefon (030) 805867-0

    https://www.openstreetmap.org/way/121120934

    16.7.2020 von FATINA KEILANI - Opulentes Grundstück, bescheidene Wünsche: Anwohner klagen gegen Pläne der Bundesbank direkt am Wannsee. Beim Ortstermin einigt man sich auf penible Regeln.

    Die Lage ist ein Traum, mitten in der Villenkolonie Wannsee. Hier ließen Fabrikanten und Bankiers ab den 1870er Jahren großzügige Anwesen errichten, die heute sämtlich denkmalgeschützt sind. Wer hier wohnt, hat nicht nur Geld - er kann sich auch besser als andere die Zumutungen des Zusammenlebens mit anderen Menschen vom Leibe halten.

    Die Grundstücke sind riesig und haben herrschaftliche Gärten. Dennoch fürchten die Bewohner des Viertels immer wieder um ihre Ruhe. So auch jetzt - sie wehren sich gegen Pläne der Bundesbank, ihr Gästehaus auszubauen. Gegen die Baugenehmigung klagten 13 Anwohner vor dem Verwaltungsgericht.

    Am Donnerstag traf man sich zum Ortstermin, Am Sandwerder 29-31. Vertreter der Bundesbank waren angereist, die Justiziarin der obersten Bauaufsicht als Beklagtenvertreterin, die 13. Kammer des Gerichts, einige der Kläger sowie deren Rechtsanwalt Reiner Geulen.

    Das Grundstück wurde begangen – es sind mehr als 16.000 Quadratmeter, östliches Seeufer, darauf eine Villa, ein Pavillon und ein etwas heruntergekommenes Bootshaus. Geplant ist nun, alles Vorhandene zu sanieren und zudem ein Seminargebäude neu zu errichten.

    Filmproduzent befürchtet tausende Vergnügungssüchtige

    Die Anwohner haben Befürchtungen. Ein „veritables Schulungs- und Konferenzzentrum mit Ganzjahresbetrieb“, ein „Strandbad de luxe für Bundesbeamte“ befürchten sie. Am dichtesten wohnt der Filmproduzent Matthias Wendlandt, Hausnummer 25 direkt nebenan. Er sieht schon tausende Vergnügungssüchtige übers Gelände stapfen.

    Das ist jedoch nach Angaben des Senats und der Bundesbank ausgeschlossen, und zwar selbst wenn das Prachtgrundstück einst verkauft würde - dann bräuchte der neue Eigentümer eine neue Baugenehmigung. In der aktuellen Genehmigung sind maximal 40 Personen auf dem Gelände erlaubt. „Die Hardware passt nicht zur Software“, befand Richter Matthias Schubert. Gemeint ist: Mit dem vielen Platz könnte man viel mehr machen, als an Nutzung beabsichtigt ist.

    Nur ein Sommerfest pro Jahr, an einem Samstag von 14-19 Uhr
    Auch die neuen Seminarräume sollen nur 40 Teilnehmer fassen. Mitarbeiter der Bundesbank dürfen das Haus auch als Sommerfrische nutzen und mit ihren Familien an Wochenenden besuchen. Als Strandbad eignet es sich ohnehin nicht - der Bootssteg ist der einzige Zugang zum Wasser. Wo Strand wäre, ist eine meterhohe Spundwand.

    Fast zwei Stunden rangen die Parteien um alle möglichen Fragen. Ist die geplante Nutzung gebietsverträglich? Man steht in einem allgemeinen Wohngebiet, hier sind auch andere Nutzungen als reines Wohnen zulässig. Auch die Nutzung durch Verwaltung? Und ist die Bundesbank überhaupt Verwaltung? Muss es örtliche Verwaltung sein, die Bank ist ja eine Bundesbehörde? Ja, ja und nein.

    Schlussendlich kam man überein, die Baugenehmigung vom 14. Februar 2020 so stehen zu lassen und ihr einige Inhaltsbestimmungen hinzuzufügen: Es darf nur ein Sommerfest pro Jahr geben, maximal 300 Teilnehmer, an einem Samstag von 14-19 Uhr. Auf Bootssteg und Liegewiese dürfen sich maximal 20 Personen tummeln. Sonderveranstaltungen darf es zwei bis drei Mal monatlich geben, höchstens bis 22 Uhr und nie parallel zu Seminaren. Die Kläger haben nun vier Wochen Zeit zuzustimmen.

    Ruhe war hier schon immer kostbar. Zwei Häuser weiter ließ Adolph Schwabacher 1906/1907 drei Gebäude errichten, von denen eins als Hotel gedacht war. Der Hotelbetrieb wurde nicht aufgenommen, weil die Anwohner sich wegen drohenden Lärms wehrten.

    #Berlin #Wannsee #Am_Sandwerder